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Nicht so schlimm

Nicht so schlimm

Er ist fremdgegangen, jedenfalls fast, will seine Frau verlassen. Doch ganz schnell ändert er seine Meinung wieder. Dennoch ist die Ehekrise perfekt. Sie schlägt ihn fast tot, er erträgt es aus dem Schuldgefühl heraus, glaubt, es verdient zu haben. Sie verprügelt ihn, bis sie denkt, mit ihm quitt zu sein. Dann verarztet sie ihn.

Aber es wird nicht wieder gut. Jetzt betrügt sie ihn, nicht nur fast. Es ist ihre Rache. Er schafft es nicht, sie zu verlassen. Will seine Ruhe haben, ein trautes Familienleben mit Frau und Kindern.

Und doch lässt er sich wieder auf eine andere Frau ein. Nicht er selbst beginnt den Flirt, sondern sie, die andere, die ihm ihre Telefonnummer durch einen Kellner hat geben lassen. Sie könnte seine nächste große Liebe werden. Doch seine Ehefrau wird zur Furie.

Der Autor schafft eine ungeahnte Nähe, lässt seinen Icherzähler den Leser direkt ansprechen, als wäre er sein bester Freund. Er vertraut ihm seine intimsten Gedanken an. Sein ganzes Herz schüttet der Protagonist aus, erzählt vom Ende seiner Ehe. Schonungslos und ohne einmal zwischendurch Luft zu holen. Das Buch hat Tiefgang, fast kommt es einer Beichte gleich.

Die Geschichte erschüttert. Erzählt sie doch vom Ende der Beziehung zweier Menschen, die eigentlich für immer zusammenbleiben wollten. Wenn die Liebe geht, kommt der Schmerz. Der Prozess des Auseinandergehens ist geprägt von Eifersucht. So nah zum Zeuge dieser Entwicklung zu werden, ist nicht leicht zu verkraften. Aber der Autor nimmt dem Leser nicht jede Hoffnung, sonder nur seine Illusionen.

Rezension von Heike Rau

Nicolas Fargues
Nicht so schlimm
Deutsch von Frank Wegner
187 Seiten, gebunden
Rowohlt Verlag
ISBN: 978-3498021177
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Nicht so tragisch

Nicht so tragisch

Adrien verlässt Louise nach allem, was war. Er zieht ihr den Boden unter den Füßen weg, entzieht ihr die Liebe und sie fällt in ein tiefes Loch. Es ist alles so unvorstellbar, so unwirklich.
Wie konnte es soweit kommen. Louise hat doch alles getan, um mit dem Leben klar zu kommen und mit der Liebe, hat Tabletten geschluckt, um zu funktionieren, um durchzuhalten, um ihre Angst aushalten zu können, um normal zu erscheinen. Nur mit Hilfe der Tabletten konnte sie so sein, wie sie glaubt, dass Adrien sie haben will.
Sie wird abhängig von den Medikamenten, von Adrien und seiner Liebe. Doch irgendwann geht es nicht mehr. So ist es kein Leben. Louise lässt sich von Adrien in die Klinik bringen. Sie macht einen Entzug und entfernt sich mit jeder Tablette weniger auch ein Stück weit von Adrien. Und auch Adrien geht auf Abstand, bis es zur mittlerweile unausweichlichen Trennung kommt. Für Louise bricht eine Welt zusammen und doch liegt in dieser Trennung auch eine Chance.

Louise erzählt aus ihrer Sicht, offenbart nach und nach die Dramen ihres Lebens. Gedanke um Gedanke, Satz an Satz reiht sie zu langen Ketten aneinander. Ein Schreibstil an den man sich erst gewöhnen muss. Die Autorin lässt keinen Platz zum Atemholen oder Innehalten. Der Text gewinnt dabei an Intensität und Tiefe und verfehlt damit seine Wirkung nicht. Und doch entbehrt „Nicht so tragisch“ auch einer gewissen Ironie nicht. Nach dem Tablettenentzug wird auch Louises Blick wieder klarer für die wichtigen Dinge im Leben. Louise beginnt, über ihr Leben wieder selbst zu bestimmen. Doch mit der Vergangenheit abzuschließen, ist nicht leicht. „Nicht so tragisch“ ist ein weitgehend autobiographischer Roman, der schonungslos offen daherkommt und der Anregung gibt, über den Sinn des Lebens und die verpassten Chancen nachzudenken.

Über die Autorin:
Justine Lévy lebt in Paris. Sie arbeitet als Verlagslektorin. 1995 erschien ihr erster Roman „Rendez-vous mit Alice“.

Rezension von Heike Rau

Justine Lévy
Nicht so tragisch
Aus dem Französischen von Claudia Steinitz
208 Seiten, gebunden
Verlag Antje Kunstmann, München
ISBN: 3-88897-400-3
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