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Schlagwort: Patricia MacDonald

Ein Fremder im Haus

Ein Fremder im Haus

Die Spielwiese im Garten vorm Haus von Anna und Thomas ist eingezäunt. Deshalb kann Anna unbesorgt kurz ins Haus gehen, um nach der kranken, weinenden Tracy zu sehen. Als die Mutter wieder in den Garten kommt, ist Söhnchen Paul verschwunden. Dabei sind nur ein paar Minuten vergangen. Das Tor der Einzäunung steht offen. Zunächst glaubt sie noch, Paul ist vielleicht einem Kätzchen hinterhergelaufen. Doch Anna sucht ihren Sohn vergeblich. Ohnehin war das Gartentor mit einer Kindersicherung versehen, so dass Paul es eigentlich nicht allein hätte öffnen können. Obwohl auch die Polizei alles tut und jeder noch so kleinen Spur unter Leitung von Detective Mario Ferraro nachgeht, bleibt der Junge verschwunden.

Während Thomas, Pauls Vater, im Laufe der Jahre davon ausgeht, dass sein Sohn tot sein muss, verliert Anna die Hoffnung nie. All die Jahre glaubt sie, ihren Sohn irgendwann wohlbehalten zurückzubekommen. Als ihr Traum dann wahr wird, kann sie es trotzdem kaum glauben. 15 Jahre alt ist Paul, als er gefunden wird. Albert Rambo hatte Paul entführt und ihn gemeinsam mit seiner Frau aufgezogen. Die Frau, die Paul für seine Mutter gehalten hat, ist nun verstorben. Paul ist nicht der Junge, den Anna erwartet hat und auch für Thomas und seine Schwester Tracy ist er ein Fremder. Und Anna ist immer noch voller Angst. Albert Rambo, der Entführer, ist noch nicht gefasst worden. Sie ahnt, dass er kommen wird, um Paul zu sich zurückzuholen.

„Ein Fremder im Haus“ ist ein psychologisch ausgefeilter Psychothriller, aber auch eine Familientragödie. Obwohl das unglaubliche Wunder geschieht und Paul über zehn Jahre nach seiner Entführung nach Hause zurückkehrt, nimmt das Drama kein Ende. Im Gegenteil. Und Anna, die Einzige die ahnt, das etwas nicht stimmt, ohne das näher benennen zu können, scheint durchzudrehen. So glaubt zumindest ihr Mann. Dabei folgt sie nur ihrer Intuition und vertraut auf ihr Gefühl. Dem Leser verrät die Autorin viel eher, wo die Gefahr lauert, während die Polizei noch im Dunkeln tappt. Dabei ist Detective Ferraro wirklich bemüht, Licht ins Dunkel zu bringen. Wenigstens er nimmt Anna ernst. Auch er hat all die Jahre nicht aufgegeben nach Hinweisen zu Pauls Verbleib zu suchen.

Immer wieder wechselt die Autorin die Erzählperspektive, gibt dem Leser neue Einblicke. So ist es sehr spannend zu verfolgen, wie Anna nach und nach Puzzleteile sammelt und zusammensetzt. Dabei weiß sie lange nicht, aus welcher Richtung die Gefahr für Paul und schließlich für die ganze Familie kommt.

Dennoch lässt hin und wieder die Glaubwürdigkeit einzelner Protagonisten zu wünschen übrig. Die Autorin bedient sich zu vieler Klischees. Anna muss zu Hause gegen zu viele Hindernisse anrennen. Nicht nur gegen einen völlig verständnislosen Ehemann, der, nach doch langjähriger Ehe, übertrieben negativ dargestellt wird oder auch gegen die Tochter, die mit sämtlichen Pubertätsproblemen ihre Eltern nervt. Sieht man davon ab, liest sich das Buch aber gut.

Rezension von Heike Rau

Patricia MacDonald
Ein Fremder im Haus
Psychothriller
Deutsch von Nina Pallandt
338 Seiten, Klappenbroschur
dtv premium
Deutscher Taschenbuch Verlag, München
ISBN: 3-423-24508-5
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