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Schlagwort: Schreiben

Sigrid Damm: Wohin mit mir

Sigrid Damm: Wohin mit mir

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Rom: Ziel eines ungewöhnlichen Studienaufenthalts.

Sigrid Damm bekommt für das letzte Jahr des 20. Jahrhunderts eine Einladung zu einem Stipendium in die Casa di Goethe in Rom. Sie war zuerst nicht besonders erbaut davon. Aber kann man ein solches Angebot überhaupt ausschlagen? Gerade hatte sie die Weite des Nordens für sich entdeckt, wo sie Ruhe und die Unendlichkeit spüren konnte. Nun also Rom!

Wir folgen ihr auf eine Reise, die sie auf einer längeren Autotour in den fernen Süden entführt. Sie durchquert mit ihrem Sohn die Alpen und erlebt die herrliche Landschaft der Toskana. Als die beiden Rom erreichen, wird ihr sehr bald bewusst, dass sie in einer heißen und hektischen Stadt leben wird. Die Abgase und der unerträgliche Lärm stören, so dass sie nahe daran ist, den Aufenthalt abzubrechen. Doch überall trifft sie auf Goethes Spuren, hört seine Texte im Geist und besucht den Friedhof, wo August Goethe begraben liegt, der schon früh, im Alter von vierzig Jahren, dahin gerafft wurde. Dann trifft sie eine deutsche Buchhändlerin und das alte Ehepaar Fulio und Anna. Sie sieht die Bilder von Caravaggio und entdeckt bei ihren Besuchen in den zahlreichen Kirchen den sakralen Bilderreichtum und die antiken Schätze in der ewigen Stadt.

Ihre Eindrücke zeugen von feiner Wahrnehmung und neugieriger Erkundung einer für sie nur aus den Schriften Goethes bisher erfahrenen fremdländischen Welt. Es fällt ihr sichtlich schwer, sich auf die Landschaft und die Menschen mit ihrem lärmenden Leben einzulassen. Doch hat sie eine fast sinnliche Vorgehensweise, sich den Bildern und Menschen zu nähern. Nachdenklich, den Düften und Spuren der Vergangenheit nachsinnend, nähert sie sich allmählich der Schönheit und dem Fluidum dieser lauten und überwältigenden Stadt. Zwischendrin sehnt sie die Weite und Kühle des Nordens herbei, ihrer Wahlheimat in Nordschweden!

Unausbleiblich erfährt sie die Annäherung an Menschen, die sie zu Freunden gewinnt.

Mit diesem Buch bietet sie zum ersten Mal Einblicke in ihr Leben und ihre persönlichsten Erfahrungen. Diskret und scheu auch bei diesen Bekenntnissen offenbart sie den Charakter einer offenen und sensiblen Kennerin von Kunst, Literatur und Menschen.

Wer noch nicht in Rom war, kann dieses Buch durchaus als Reiseführer benutzen. Wer schon dort war, wird vieles wieder erkennen und womöglich mit neuen Blicken anschauen, denn die Intensität, mit der sich Sigrid Damm in die Kunstwerke vertieft, ist enorm.

Sie ist eine in sich eingesponnene Erzählerin. Die Öffentlichkeit meidet sie, und die zahlreichen anstrengenden Lesereisen sieht sie als notwendiges Übel an. Doch wie sie, die ausgewiesene Goethekennerin, sich die Stadt Rom erobert und in die Gegebenheiten der italienischen Lebensart eintaucht, das zeugt von einer bemerkenswerten Einfühlungsgabe und dem Geist einer wachen Beobachterin. Wie mit allen ihren Büchern, vorwiegend über die Frauen und Männer der Weimarer Klassik, wird sie auch mit diesem Buch hohes Interesse bei ihren Leserinnen und Lesern finden.

Sigrid Damm
Wohin mit mir
286 Seiten, gebunden
Insel Verlag, März 2012
ISBN-10: 3458175296
ISBN-13: 978-3458175292
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Martha Gellhorn: Reisen mit mir und einem anderen – Fünf Höllenfahrten

Martha Gellhorn: Reisen mit mir und einem anderen – Fünf Höllenfahrten

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Als Reisen noch Abenteuer versprachen.

Martha Gellhorn war Kriegsberichtserstatterin und zu ihrer Zeit eine bekannte Schriftstellerin. Sie wurde zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts in St.Louis geboren. Abenteuerlustig, gewitzt und ein wenig exzentrisch wie so viele ihresgleichen aus den „Roaring Twenties“ führte sie ein aufregendes Leben, das sie in die wichtigsten Kriegs- und Krisengebiete Mitte des letzten Jahrhunderts führte. Sie nennt ihre Reisen auch „Höllenfahrten“, und das waren sie wohl auch.

Von 1940 -1945 war sie mit dem ebenso das Reiseabenteuer suchenden Ernest Hemingway verheiratet, dessen erste Frau ebenfalls aus St.Louis/ USA (s. „Madame Hemingway“) stammte.

1941 reiste Martha Gellhorn nach China. Die zivilisationsverwöhnte Frau konnte dem Dreck, den Menschenmassen und der Fremdartigkeit dieser fernen Welt kaum standhalten. Ihren Begleiter nennt sie „UB“, was für unwilligen Begleiter steht. Unter diesem Namen verbirgt sich ihr Mann E. Hemingway, der ihr mit großer Geduld zur Seite stand. Ihre Launen und Verzweiflungen in dem völkerreichen Staat sind eine wahre Zumutung. Doch unermüdlich sucht Martha Gellhorn den Reiz des Neuen, der sie durch das Riesenreich der Chinesen führt. Vom Krieg zwischen Japan und China berichtet sie dem Chefredakteur der Zeitschrift „Collier“, den sie als charmant und liebenswürdig beschreibt.

Man folgt der Autorin auf ihren Reisen, erleidet mit ihr die Unbilden und kann sich dem Charme der schmissig geschriebenen Erzählungen nicht entziehen. Immer neue Kriegsgebiete gilt es zu erkunden, und ihre Erzählweise ist eruptiv, ehrlich und vermittelt hautnah ihre schmerzhaften Erfahrungen. Sie fühlt sich verführt, ständig neue Herausforderungen zu suchen. Naturschönheiten kann sie mit großem Entzücken beschreiben und gibt doch zugleich ihrer Verzweiflung über die kargen und entbehrungsreichen Unterkünfte Ausdruck.

In einem Nachwort von Sigrid Löffler hört man, wie sehr sie die Natur genoss, sofern sie noch unbeleckt vom Tourismus Einsamkeit und Stille bot.

Wer Ruhe und Zeit hat, wird sich mit Martha Gellhorn auf die Reise begeben und erstaunt sein, was man alles bei der Lektüre durch ihre Augen erlebt.

Dem Dörlemann Verlag ist es zu verdanken, dass wieder einmal ein schon fast vergessenes Werk, das zum ersten Mal 1978 erschienen ist, neu entdeckt werden kann.

Martha Gellhorn
Reisen mit mir und einem anderen
Fünf Höllenfahrten
544 Seiten, gebunden
Dörlemann Verlag
ISBN-10: 3908777615
ISBN-13: 978-3908777618
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Hans Zippert: Die 55 beliebtesten Krankheiten der Deutschen – Im Selbstversuch getestet

Hans Zippert: Die 55 beliebtesten Krankheiten der Deutschen – Im Selbstversuch getestet

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Das Buch ist Mogelpackung und der Titel ein Lockvogel. Man kann es nicht anders sagen. Der Autor hat sich nicht extra für dieses Buch Blasenentzündungen, Parasitenbefall, Hämorrhoiden, Sehschwäche, Flugangst, Wechseljahresbeschwerden oder Altersstarrsinn zugelegt, auch wenn diese Krankheiten im Inhaltsverzeichnis stehen und als Überschriften für die Texte herhalten müssen. Es ist ohnehin Unsinn zu glauben, man könne sich eine Krankheit einfach zu zulegen, die kommen von ganz allein, auch wenn natürlich Fördermöglichkeiten bestehen.

Hans Zippert versucht uns mit seinem Buch seine alten satirischen Texte, bereits veröffentlicht auf den Blogseiten der Zeitschrift „Cicero“, unterzujubeln. Diese jetzt noch mal in einem Buch versammeln zu müssen, schreibt er seiner Krankheit „Verlustangst“ zu. Da ihm klar war, dass diese Kolumnen auch in Buchform kaum einer lesen würde, hat er diesen reißerischen Titel für seine Texte missbraucht, um wenigstens einen Verlag zu überzeugen. Es ist eine Wiederholungstat, denn das Buch erschien schon einmal (Edition Tiamat, 2008). Wobei die vorliegende Auflage auch einige neue Texte enthalten soll.

Tja, und so muss man sich mit den mal mehr, mal weniger lustigen Texten auseinandersetzen. Wobei es auch reicht, sie einfach nur zu lesen. Es geht um dies und das aus dem Alltag eines beruflich schreibenden Familienvaters, der Sorge hat, zu sterben, bevor die Steuererklärung gemacht ist, an Verschwörungstheorien arbeitet, es mit seiner Tierliebe übertreibt, der Morgengymnastik mag, unter eingebildeten Krankheiten leidet und eben einfach zu viel denkt und das alles auch noch aufschreiben muss.

Diese kurzen satirischen Texte helfen schon ein wenig über die gekonnt gemachte Täuschung hinweg. Trotzdem, wenn man was anderes bekommt, als erwartet, und auch noch dafür bezahlt hat, ist das immer eine Enttäuschung. Es wird Leser geben, die das genauso sehen.

Rezension von Heike Rau

Hans Zippert
Die 55 beliebtesten Krankheiten der Deutschen – Im Selbstversuch getestet
192 Seiten, broschiert
Heyne Verlag, München
ISBN-10: 3453590252
ISBN-13: 978-3453590250
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Ute Andresen: Lass mich mal – lesen und schreiben

Ute Andresen: Lass mich mal – lesen und schreiben

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Meist passiert es schon im Vorschulalter, dass Kinder beginnen, sich für Buchstaben zu interessieren. Besonders erstrebenswert ist es, den eigenen Namen schreiben zu können. Wobei das vielmehr ein Malen der Buchstaben ist. Das Verständnis für den Zusammenhang der Buchstaben zu einem Wort fehlt noch. Aber auch diesem Geheimnis wird das Kind auf die Spur kommen.

Die Geschichten im Buch stehen als Beispiel dafür. Hier wird erzählt, wie Kinder die Buchstaben und das Lesen entdeckten. Jedes Kind im Buch hat eine ganz eigenen persönliche Erfahrungen gemacht und das Geheimnis der Buchstaben ein wenig anders entschlüsselt. Die Geschichten sind für vorlesende Eltern und zuhörende Kinder gleichermaßen interessant. Kindern gibt es Anregung genauer hinzusehen und sich Zusammenhänge zu erschließen. Eltern zeigt es, in welcher Form sie ihr Kind unterstützen können. Und das bedeutet vor allem, Kinder in der Vorschulzeit ihren eigenen Entdeckungen machen zu lassen, ohne vorzugreifen. Der Aha-Effekt, der schließlich den Lernerfolg bringt, ist wichtig. Nur so ist ein wirkliches Verstehen möglich.

Sehr anregend für Kinder sind auch die Zeichnungen. Es gibt hier viel zu sehen und zu entdecken. Die Welt der Buchstaben und Wörter wird fantasievoll dargestellt, so dass das Interesse der Kinder für diese kleinen Kunstwerke sich ganz von selbst einstellen dürfte. So kann ein interessantes Gespräch zwischen Kindern und Eltern entstehen, das das Lernen fördert, weil es Buchstaben und Wörter in ihrer Bedeutung begreifbar macht.

In das Buch können Kinder direkt hineinschreiben. Ihre ersten Buchstaben und kleinen Schreiberfolge sind hier gut aufgehoben. Zu jedem Buchstaben gibt es eine Seite. Linien mit Pfeilen in den Modellbuchstaben zeigen auf, wie der Stift geführt werden muss. Auch die Proportionen der kleinen und großen Buchstaben finden natürlich Beachtung. Geschichten und Beschäftigung für das Kind bietet das Buch also gleichermaßen.

Rezensionen von Heike Rau

Ute Andresen
Lass mich mal – lesen und schreiben
Bilder von Verena Ballhaus
155 Seiten, gebunden
Beltz & Gelberg
ISBN-10: 3407753551
ISBN-13: 978-3407753557
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Franz Rettenböck: Bollmann schreibt

Franz Rettenböck: Bollmann schreibt

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Ein vorlauter Rabe ist es, der das Leben von Herrn Kowalski ändert. Mit dem einen unverschämten Wort, das der Vogel sagt, bringt er dessen Lebenskonzept ins Wanken. Kowalski bastelt sich eine Depression und steigt damit auf ärztlichen Rat in den vorzeitigen Ruhestand ein. Doch die Hände in den Schoß legen, will der ehemalige Finanzbeamte nicht. Er beschließt, sich schriftstellerisch zu betätigen. Von seinen Fähigkeiten in dieser Hinsicht ist er überzeugt. Also beginnt er, sich in der Szene herumzutreiben, beteiligt sich an Literaturforen und Lesungen. So langweilig wie sein ehemaliger Kollege Dinglechner will er aber nicht werden. Und trotzdem wird Dinglechner bald darauf literarisch verwurstet. Aus ihm wird Kowalskis Figur Claus Bollmann. Dieser soll auch Schriftsteller werden wollen. Bollmann erfindet die Figur des Roman Schreiber und dieser hat ebenfalls schriftstellerische Ambitionen.

Hatten wir das nicht schon mal? Geht es jetzt immer so weiter? Schreibt ein Autor über einen Autor, der über einen Autor schreibt? So einfach ist es dann doch nicht. Denn nicht jedem liegt die schriftstellerische Arbeit. Bollmann tut sich schwer, auch nur einen vernünftigen Satz zu Papier zu bringen. Trotzdem lässt Kowalski Bollmann leben. Er ist ihm zu ähnlich. Autobiografisches wird immer mehr eingebracht. Man hat als Leser den Eindruck, beide Männer verschmelzen miteinander. Kowalski betrachte sein Leben neu. Geht zurück in der Zeit, sucht nach Stoff. Er hält sich an die Geschichten, die das Leben schreibt und drückt sie Bollmann auf. Doch der hat bald die Nase voll davon, sich sein Leben vorschreiben zu lassen. Er beginnt eigene Wege zu gehen und treibt damit Kowalski in den Wahnsinn.

Wen wundert es, das die Geschichte beginnt, in ihren Grundfesten zu wanken? Immer mehr verstrickt sich Kowalski in seine Ideen. Er beißt sich so fest, das bald nicht einmal mehr seine Frau hier mitziehen will. Aber Kowalski weiß, Bollmanns Leben hängt von ihm ab. Die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Fiktion verschwimmen immer mehr. Es ist interessant für den Leser, diesen Prozess zu beobachten.
Schreiben kann süchtig machen, ob man nun gut ist oder nicht. Als Hobbyschriftsteller kann man die Warnungen kaum übergehen. Das Schreiben kann das Leben verändern. Wer sich berufen fühlt, sollte sich also wappnen. Und das Buch lesen! Dieser schräge Blick auf den Hobby-Literaturbetrieb ist sehr amüsant.

Rezension von Heike Rau

Franz Rettenböck
Bollmann schreibt
214 Seiten, gebunden
Skalding Verlag
ISBN-10: 3940695033
ISBN-13: 978-3940695031

Das Leben und das Schreiben

Das Leben und das Schreiben

Stephen King – der Horrorautor erzählt ausführlich aus seinem Leben, angefangen mit der entbehrungsreichen Kindheit, über seinen Alkohol- und Drogenmissbrauch, bis hin zu seinem schweren Unfall 1999, der ihm beim Schreiben dieses Buches in die Quere kam.
Er berichtet aber auch, was Literatur für ihn bedeutet und was eine gute Geschichte ausmacht. Er gibt jede Menge Ratschläge und macht Autoren Mut, die gerade erst am Anfang stehen.

Ein längst überfälliges Buch und bestimmt nicht für Horror-Fans geschrieben. Trotzdem interessant für Leser, die hinter die Fassade schauen wollen. Für angehende Autoren eine wahre Fundgrube.
Sehr glaubhaft geschrieben und voller Inspiration.

Stephen King
Das Leben und das Schreiben
Biographie und Schreibschule in einem Buch
ISBN:3550071434
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