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Stella

Stella

Patrick McGrath Stella BvT ISBN 3833304871

In einer geschlossenen psychiatrischen Klinik mit den Ärzten, der Familie und mit dem Betreuungspersonal zu leben, das gehört sicher nicht zu den schönsten Lebensformen, die sich eine junge Frau mit Mann und Sohn wünscht!

Stella lebt mit ihrer Familie im ländlichen Süden Londons in einer solchen Einrichtung. Sie hat sich mit ihrem Sohn Charlie, einem etwas dicklicher Junge, und mit ihrem Mann Max, stellvertretender Direktor der Klinik, in einem alten Haus eingerichtet, das auf dem Gelände der Anstalt steht.

Stella ist nicht sehr froh. Max ist ein stiller, in sich gekehrter Mann, der ganz seiner Arbeit lebt.
Als Stella eine Tages Edgar Stark sieht, einen Patienten, der als Vergünstigter im Außenbereich arbeiten darf, fühlt sie sich ungemein von ihm angezogen. Er soll den verwilderten Garten der Familie herrichten. Sie kann sich die Anziehung nicht erklären.
Was sie nicht weiß: Edgar ist Bildhauer und hat eines Tages seine Frau mit einem Hammer erschlagen. Die Diagnose lautete: Schizophrenie. Er ist deshalb für fünf Jahre hier eingeliefert worden.
Er hatte den Kopf seiner Frau modelliert. Der Idealisierung der geliebten Frau folgte eine Desillusionierung, bei der sich die von ihm vermutete Untreue seiner Frau in seiner Phantasie zu einer unabänderlichen Realität steigerte, die ihn zum Totschlag veranlasste.

Edgar und Stella kommen sich schnell näher und es kommt zu einer unmöglichen sexuellen Begegnung. Stella verfällt ganz dem Charme und der Anziehung von Edgar. Eine sexuelle Besessenheit ergreift beide.
Stella beginnt ein Doppelspiel, das ungeahnte Folgen zeitigt.

Neben den anderen Ärzten gibt es noch den Psychiater Peter, der in seiner Art wie ein guter Geist über den anderen schwebt und weitsichtig Dinge durchschaut, die andere nicht sehen. Er spricht in diesem Buch über die Geschichte, die sich ereignet hat und die, wie er sagt, zu den traurigsten gehört, die er je erlebt hat.

Die Bedeutung des Romans liegt in der sachkundigen Beschreibung der zwischenmenschlichen Emotionen und der krankhaften Wahnideen, die nach außen unter einem fast normalem Verhalten kaschiert bleiben.
Die psychiatrischen Analysen, die Gespräche zwischen den Ärzten und ihre eigenen Persönlichkeiten werden in allen Einzelheiten beobachtet und protokolliert. Jeder, auch der gut ausgebildete Psychiater, hat seine Schwachstellen. Wie er sie in sein Leben einbaut und zum Nutzen der Patienten anwendet, das wird einleuchtend erzählt.
Die Beobachtungen beruhen auf genauer Kenntnis der versteckten und verborgenen psychischen Merkmale, die im einzelnen Menschen schlummern.

So ist ein Psychothriller entstanden, der immer nahe an der Realität, auch an der von psychotischen und schizophrenen Patienten, entlang streift.
Man sieht gebannt, wie Wahnideen entstehen, und andere in den Sog solcher Pathologien hineingezogen werden. Die frustrierte Stella, hübsch, anziehend und erotisch ausgehungert, passt genau als Opfer zu dem kranken Täter Edgar.

Fesselnd, überzeugend und faszinierend erleben wir die Welt der geistig gestörten Persönlichkeiten und die Fähigkeiten von Peter, mit weisem Blick vorauszusehen, wie eine Leidenschaft sich zum Kriminalfall entwickelt. Auch der Psychiater Peter fällt zuletzt herein, weil er nach den Regeln der Psychoanalyse die Übertragung missachtet. Allen Warnungen zum Trotz läuft Stella in ihr Unglück!

Das Buch ist spannend, phantasievoll, intelligent und ernsthaft in seinem Sujet.

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