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Ursula Isbel: Der Zauber von Ashgrove Hall

Ursula Isbel: Der Zauber von Ashgrove Hall

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Das ehemalige Jagdschloss steht abgelegen in den Highlands. Es gehört Lilibeth, einer Freundin von Tante Thisbe, die sich allerdings nur einige Wochen im Jahr in Ashgrove Hall aufhält. Merle und Anders können ihren Sommeraufenthalt dort also ganz allein genießen. Tatsächlich ist das Anwesen längst dem Verfall preisgegeben, auch wenn ein Verwalter und eine Gärtnerin sich um das Nötigste kümmern. Die Natur ist dabei, sich das Grundstück zurückzuerobern.

Dennoch richten die Geschwister sich, so gut es geht, häuslich ein. Dass es ein Haus der Geister sein soll, so wie Tante Thisbe behauptet hat, bleibt ihnen nicht verborgen. Merle spürt Unerklärliches.

Am See Loch Ash lernen die beiden Bronwen und Kyle kennen. Sie leben am Ende des Sees im Haus „The Briar“. Bronwen erzählt die Geschichte des verschwundenen Mannes. Alan Campbell, der Gefährte Bonnie Prince Charlies, der an dessen Seite in Culloden kämpfe. Nach der Niederlage floh der Prinz mit einigen Gefährten. Was mit Alan Campbell geschah, der sich verwundet in Ashgrove Hall versteckte, weiß man nicht.

Während Anders die Sprachenschule besucht, hat Merle Zeit zum Herumstreifen. Sie versucht, hinter den Sinn ihrer geheimnisvollen Träume zu kommen. Sie spürt die Gegenwart von Alan Campbell, hört die verschiedenen Versionen der Geschichten, die man über ihn erzählt. Die Gärtnerin Daisy Westmacott glaubt gar, Alan könnte sich zu den Feen geflüchtet haben. Bald zieht Merle sogar das in Erwägung. Es geschehen doch zu viele unheimliche Dinge, die sie sich nicht erklären kann. Auch die Ähnlichkeit des Porträts von Alan Campell mit Kyle Buchanan entgeht ihr nicht. Und bald hat Merle nur noch einen Wunsch. Sie will das Rätsel um das Verschwinden von Alan Campbell aufklären, auch wenn sich schon abzeichnet, dass dieses Unterfangen nicht ganz ungefährlich werden wird.

Es ist ein ganz zauberhaftes Buch. Die Hintergrundgeschichte ist spannend und geheimnisvoll. Merle hat einen Sinn für unerklärliche Phänomene. Sie wird als sehr feinfühlige junge Frau dargestellt. Ihr Mut bringt die Geschichte voran.
Die Kulisse, dieses alte, fast schon verfallene Haus mit dem riesigen zugewucherten Garten hat trotz ihrer Unheimlichkeit etwas traumhaft Schönes.

Die Geschichte wird von einer geisterhaften Stimmung getragen. Man gruselt sich, aber es ist ein noch angenehmes Gruseln. Man kann das Buch auch Abends lesen, ohne befürchten zu müssen, nicht einschlafen zu können.

Dem Leser wird von Anfang an ein wenig mehr offenbart. Gleich zu Beginn des Buches geht es zurück in der Zeit und man erfährt etwas von Alan Campbells Schicksal. Man darf also gespannt sein, inwieweit Merle die Geschichte aufdecken und herausbekommen wird, was wirklich mit Alan geschah.

Diese angenehm gruselige Grundstimmung wird um die Komponente Romantik ergänzt. Merle verliebt sich in Kyle und Anders in Bronwen. Aber wie das so ist, mancher Traum von der Liebe erfüllt sich, mancher nicht.

Die Schreibweise der Autorin gefällt gut. Man kann mühelos folgen und miträumen. Diese ganz besondere Spannung, keine actionreiche, sondern die, die aus der einzigartigen Stimmung heraus entsteht, begeistert.

Rezension von Heike Rau

Ursula Isbel
Der Zauber von Ashgrove Hall
255 Seiten, gebunden
Verlag Carl Ueberreuter
ISBN-10: 3800055724
ISBN-13: 978-3800055722
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Der Tote im Bunker

Der Tote im Bunker

Martin Pollack war gerade mal 3 Jahre alt, als sein Vater am 1947 in einem Bunker am Brenner nahe der Grenze ermordet wurde. Mehr als 50 Jahre sind also seit dem Tod des Vaters vergangen. Martin Pollack brennen viele Fragen auf der Seele, deren Beantwortung er aus, wie sich zeigt, begründeter Angst lange herausgeschoben hat. So nimmt er nun die Spurensuche auf. Sein Vater Dr. Gerhard Bast war SS-Sturmbannführer und Mitglied der Gestapo. Pollack will jedoch hinter die Fassade sehen. Ihm geht es vor allem darum zu erfahren, was den Vater angetrieben hat, was er dachte, wie er wirklich war, wie er zu seiner Überzeugung kommen konnte. Polack nimmt den Kampf gegen die herrschende Sprachlosigkeit auf und sichtet Unterlagen, private und berufliche Papiere und die wenigen Fotos vom Vater, die eine verblüffende Ähnlichkeit mit dem Sohn zeigen. Pollack besucht Zeitzeugen und sucht Archive auf. Er setzt sich mit der Arbeit der Gestapo und der Familiengeschichte auseinander, präsentiert die Fakten mit großer Ehrlichkeit, obwohl er Dinge herausfindet, die seine geahnten Befürchtungen noch übertreffen. Warum? Warum ausgerechnet der Vater? Unverständnis bleibt. Martin Pollack kann diese Frage nicht beantworten, ist fassungslos. Papiere und Fotos verraten die Gedanken des Vaters nicht. Der Berichtsstil scheint bewusst gewählt, um Abstand zum Vater zu schaffen. Dennoch kommt die Verzweiflung und das Entsetzen Martin Pollacks über die Taten seines Vaters zum Ausdruck. Diese Beklemmung und Bestürzung überträgt sich auch auf den Leser.

Über den Autor:
Martin Pollack wurde 1944 in Bad Hall, Oberösterreich, geboren. Er studierte Slawistik und osteuropäische Geschichte. Bis 1998 war er Redakteur beim „Spiegel“, dann freier Autor und Übersetzter.

Rezension von Heike Rau

Martin Pollack
Der Tote im Bunker
Bericht über meinen Vater
255 Seiten, gebunden
Paul Zsolnay Verlag, Wien
ISBN: 3-552-05318-2
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