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Schlagwort: Trinken

Essen und Trinken wie in alter Zeit

Essen und Trinken wie in alter Zeit

Wie war das eigentlich damals, als es noch keine Einbauküche mit Elektro- oder Gasherd gab. Wie blieben die Lebensmittel im Sommer trotz Hitze frisch, ganz ohne Kühl- oder Gefrierschrank? Und was aß man im Winter, wo es doch keinen Supermarkt mit reichlich Auswahl gab?

Diese Fragen werden in „Essen und Trinken wie in alter Zeit“ beantwortet, in Textbeiträgen verschiedener Freilichtmuseen Baden-Württembergs, darunter das Schwarzwälder Freilichtmuseum Vogtsbauernhof in Gutach oder das Hohenloher Freilandmuseum Wackershofen . Hier kann man den alten Zeiten nachfühlen. Hier ist noch alles so, wie es einmal war.
Beschrieben wird, wie man auf offenem Feuer kochte und Brot im Gemeindebackhaus buk. Wie eine Küche damals aussah, kann man den Fotos entnehmen. Man kann nachempfinden, wie es war, als man das Wasser noch vom Brunnen holen musste und der Keller den Kühlschrank ersetzte. Nach und nach zog Fortschritt ein, wie man sieht, wenn man zum Beispiel das Foto einer Gemeinschaftsgefrieranlage aus den 1950er Jahren betrachtet oder das Werbeplakat aus den 1930er Jahren für einen AEG-Elektroherd sieht.

Aber was gab es nun damals auf dem Lande zu Essen? Im Buch werden die Grundnahrungsmittel gezeigt. Die Topinamburknolle gehörte dazu. Man entdeckt sie heute manchmal auf dem Markt. Um zu sehen, wie die Knolle schmeckt, kann man den Topinambursalat ausprobieren. Das Rezept findet man im Buch, neben überlieferten Kartoffelrezepten. Auch das Getreide spielte eine große Rolle im Speiseplan. Dinkel und unreif geernteter Dinkel, Grünkern genannt, kamen auf den Tisch als Geröstete Mehlsuppe oder Dinkel-Nuss-Brötchen. Auch wie man Spätzle aus Dinkelmehl macht oder Maultaschen, erfährt man. Die Auswahl an Mehlspeisen war groß. Wie wäre es mit Habermus zum Frühstück?
Im Winter schrumpfte der ohnehin karge Speiseplan weiter zusammen. Zum Glück gab es Sauerkraut. Auch hier gibt es Rezepte wie Rietemer Gmootz oder Schupfnudeln mit Kraut. Linsen und Markstammkohl lassen sich auch zu interessanten Gerichten verarbeiten. Getrunken wurde natürlich auch. Most zum Beispiel oder Muckefuck. Obst für den Most gab es von der Streuobstwiese. Aus Äpfeln wurde aber auch Versunkener Apfelkuchen gemacht, den kann man einmal nachbacken. Und wie sah es mit Fleisch aus? Das Hallische Schwein wurde gerne gehalten. Interessant ist auch der Bericht über die Schneckenmast in extra dafür eingerichteten Gärten. Wer mag, kann das Schneckensüpple ausprobieren. Und wer Rind mag, kann sich an Sauren Kutteln probieren. Aus der Milch der Kühe wurde Käse gemacht, natürlich von Hand. Den konnte man dann zur Allgäuer Käsesuppe weiterverarbeiten. Pizza gab es damals übrigens auch schon. Blooz hieß der heiße Kuchen mit unterschiedlichem Belag. Wer die Herausforderung mag, kann sich an Festtagsgebäck versuchen. Das Rezept der Schwarzwälder Kirschtorte steht mit im Buch.

Es ist eine überaus spannende Reise in die Vergangenheit, die man mit dem Buch machen kann. Es ist schon erstaunlich welchen Wandel die Zeit in den Küchen mit sich gebracht hat. Im Buch wird das sehr anschaulich gezeigt, nicht nur in Textform, sonder auch mit vielen Fotos untermalt. So ist das Buch auch eine Einladung sich einmal ein Freilandmuseum anzusehen, das Freilichtmuseum Beuren, das Odenwälder Freilandmuseum in Gottersdorf, das Oberschwäbische Museumsdorf Kürbach, das Freilichtmuseum Neuhausen ob Eck, das Bauernhausmuseum Wolfegg oder die beiden oben genannten.

Das Buch ist nicht nur unterhaltsam geschrieben, es ist auch praktisch. Denn es werden viele Rezepte übermittelt, die man ausprobieren kann. Es macht Spaß die Gerichte zu probieren und sich damit auf Althergebrachtes zu besinnen. Gerade heute, wo vor allem industriell hergestellte Lebensmittel auf dem Speiseplan stehen, ist das eine tolle Abwechslung.

Rezension von Heike Rau

Arbeitsgemeinschaft der regionalen ländlichen Freilichtmuseen
in Baden-Württemberg (Hrsg.):
Essen und Trinken wie in alter Zeit
160 Seiten, broschiert, 64 Farbfotos
Eugen Ulmer Verlag, Stuttgart
ISBN: 978-3-8001-5415-9
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