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Ulrike Renk: Die Zeit der Kraniche – Die Ostpreußen Saga, Band 3

Ulrike Renk: Die Zeit der Kraniche – Die Ostpreußen Saga, Band 3

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Frederike lebt nun in der Prignitz auf dem Gutshof, der ihrem zweiten Manns Gebhard zu Mansfeld gehört. Die Verbindung ist glücklich, wird aber überschattet vom Krieg. Gebhard und seine Mutter Heide werden verhaftet, weil sie angeblich einen verbotenen Radiosender gehört haben. Frederike muss sich allein um das Gut kümmern und sich mit einem Verwalter arrangieren. Das Land bleibt von Bomben verschont, während Berlin und Potsdam in Schutt und Asche liegen. Frederike sieht das, als sie dorthin reist, um Gebhard und Heide zu helfen. Während Heide das Gefängnis verlassen kann, muss Gebhard bleiben. Schwer krank kommt er sehr viel später zurück.

Der Krieg geht dem Ende zu. Die Angst vor einer Besetzung durch sowjetische Truppen steigt. Titel bedeuten nichts mehr. Land wird enteignet. Viele Gutsfamilien verlassen ihre Heimat. Frederike und Gebhard bleiben mit ihren 3 Kindern. Weil Gebhard Menschlichkeit gegenüber den Kriegsgefangenen zeigt, wird er denunziert und infolge wieder verhaftet. Frederike muss sich nun wieder allein um die drei Kinder kümmern und retten, was zu retten ist.

Man kommt schnell wieder in die Geschichte hinein, die direkt auf den vorangegangenen Band aufbaut. Auf gewohnt ausführliche Weise wird die Familiengeschichte weitererzählt. Das Buch unterhält nicht einfach nur, es zeigt ein Stück Geschichte anhand eines Familienschicksals. Im Nachwort beschreibt die Autorin, was Wahrheitsgehalt hat und was Fiktion ist. Frederike ist real. Ulrike Renk hat auf ihrer Geschichte den Roman aufgebaut.

Das Buch ist spannend zu lesen. Teilweise verliert sich die Autorin aber in Details, die die Geschichte nicht voranbringen. Frederike zeigt in vielen Dingen Mut, möchte aber auch an den alten Traditionen festhalten. Sie will nicht wahrhaben, dass die Zeiten sich unwiederbringlich ändern. Zum Schluss sind es dann auch Beziehungen und Bekanntschaften aus Adelskreisen, die ihr den weiteren Lebensweg ebnen, auch wenn dieser nicht einfach ist und ihr sehr viel abverlangt wird.

„Die Zeit der Kraniche“ ist der Abschluss der großen Ostpreußen-Saga. Schade eigentlich!

Rezension von Heike Rau

Ulrike Renk
Die Zeit der Kraniche
Die Ostpreußen Saga, Band 3
515 Seiten, broschiert
Aufbau Taschenbuch
ISBN-10: 3746633567
ISBN-13: 978-3746633565
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Louise de Vilmorin: Madame de

Louise de Vilmorin: Madame de

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Man sieht die beiden verführerisch und lasziv in eleganter Aufmachung beim Tanz. Verführerisch und lasziv ist die ganze Geschichte, die uns hinter die Kulissen des Adels in Frankreich Mitte der zwanziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts entführt, und die von Max Ophüls 1953 verfilmt wurde.

Madame de ist eine adelige Dame, elegant und anziehend und das Schmuckstück einer jeden Gesellschaft. Stilvoll und berückend scheut sie keine Ausgaben, um ihr Äußeres zu verbessern. Ihr verschwenderischer Lebensstil hat sie in hohe Schulden getrieben. Sie verkauft in ihrer Not Ohrringe in Herzform aus Diamanten an einen Juwelier, der ihr Stillschweigen über den Ankauf verspricht. Die Ohrringe waren das Hochzeitsgeschenk ihres Mannes! Wie die Dinge so laufen, kommt dieses Schmuckstück auf Umwegen an die Verkäuferin zurück, die sich inzwischen unsterblich in einen Diplomaten verliebt hat.

Louise de Vilmorin kennt die Kreise, in denen Madame verkehrt und weiß um die Gelüste, die ein langweiliges Gesellschaftsleben in den Teilnehmern dieser Kreise auslösen. Leidenschaften, die vielleicht gar keine sind, befallen die angeödeten Damen auf der Jagd nach Abwechslung. Gekonnt spielt die Autorin auf der Klaviatur der gesellschaftlichen Geflogenheiten und entwirft das Bild einer Epoche, in der Umgang und Beziehungen alles waren. Madame de versteckt ihre Amouren geschickt vor den Augen ihres Mannes, ist aber innerlich zerrissen von dem missglückten Spiel, dass sie mit ihrem Ehemann und dem geliebten Diplomaten spielt. Liebe und Eifersucht sind die Triebfedern für ein Geschehen, in dem sich am Ende alle verfangen.

Mit wenigen Skizzen nur zeichnet Louise de Vilmorin ein Gesellschaftsbild, in dem neben der Geselligkeit Fantasien freisetzt werden, die nur zum Unglück führen können.

De Vilmorin erinnert mit ihrer Geschichte an die großen Vorbilder Maupassant, Flaubert und Balzac. Gibt es doch von Maupassant die Geschichte „Der Schmuck“, in der wie hier ein Schmuckstück zur Überführung einer ungetreuen Ehefrau führt.

Liebesschmachten, Herzgeschichten, Langeweile und die stolze Gesellschaft einer verwöhnten Klasse bilden den Hintergrund für die Geschichte. Die Raffinesse, mit der die Autorin Gefühle aufzeigt und die Not der verbotenen Liebe beschreibt, ist unübertroffen.

Man liest die Geschichte mit nostalgischen Gedanken an eine Zeit, in der romantische, leidenschaftliche und in ihren Auswüchsen zuweilen tragisch endende Liebesehnsüchte den Alltag bestimmten. Konventionen und Haltung galten viel und waren die Voraussetzung dafür, dass man weiterhin „dazu gehörte“.

Es handelt sich bei der Novelle um eine hübsch inszenierte und fein ausgesponnene Geschichte, die durch die äußere Aufmachung des Büchleins aus dem Dörlemann Verlag noch den Geschmack des kultivierten Lesers anspricht. Die Übersetzung von Patricia Klobusiczky krönt das kleine Meisterwerk.

Louise de Vilmorin war selber mit berühmten Männern ihrer Zeit liiert und gehörte zu Klasse des Adels. Sie starb 1969.

Louise de Vilmorin
Madame de
128 Seiten, gebunden
Dörlemann, Februar 2012
ISBN-10: 3908777747
ISBN-13: 978-3908777748
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