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Schlagwort: Auszeit

Franziska Jebens: Immer am Meer entlang

Franziska Jebens: Immer am Meer entlang

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Der alte Bulli bedeutet für Josi Freiheit. Schon lange plant die Polizistin für ein Jahr an den Küsten Europas entlang zu reisen und Abenteuer zu erleben. Als alle Hindernisse aus dem Weg geräumt sind, macht sie sich freudig auf die von ihr zuvor genau durchgeplante Reise.
Paul hat sich spontan nach einem inspirierenden Vanlife Reisevortrag ein passendes Auto gekauft, hat es kurzerhand ausgebaut, seinen Job gekündigt und ist losgefahren. Er ist unzufrieden mit seinem Leben und nun soll es endlich in eine andere Richtung gehen.

Die beiden begegnen sich, als Paul eine Autopanne hat und Josi ihre Hilfe anbietet. Sie reisen nicht gemeinsam weiter, begegnen sich aber hin und wieder, tauschen Botschaften aus oder machen sich auf besonders schöne Orte aufmerksam. Aber auch so kann man sich näher kommen oder zumindest Freunde sein.

Sommer, Sonne, malerische Landschaften und Meeresblick. Es ist traumhaft schön, den Roadtrips von Josi und Paul zu folgen, die sich bewusst dazu entschieden haben, allein durch Landstriche Europas zu reisen. Der Leser wird mit Naturbeobachtungen in Urlaubsstimmung versetzt. Das gelingt wirklich gut, denn die Beschreibungen sind sehr detailreich, wecken Erinnerungen und machen auch ein bisschen sehnsüchtig, sollte der letzte Urlaub ans Meer schon eine Weile zurückliegen. Die Kapitel sind in Länder untergliedert und die Reiseziele sehr abwechslungsreich.

Es gibt zwei Handlungsstränge, sodass jeder seine eigene Geschichte erzählt und der Leser Gedanken und Gefühle nachempfinden und sich perfekt in Josi oder Paul hineinversetzen kann. Schließlich gibt es auch ernste Gründe für die Reise. Es bleibt viel Zeit zum Nachdenken und für eine Auseinandersetzung mit sich selbst. Das ist der Vorteil, wenn man allein unterwegs ist. Wobei die beiden hin und wieder auch bewusst unterwegs neue Kontakte knüpfen und die Verbindung zu den Freunden zu Hause nicht abreißen lassen.

Das Buch ist beste Unterhaltungsliteratur. Es liest sich leicht, wirkt entspannend und vertreibt die Zeit perfekt, zumal die Autorin selbst gerne auf diese Weise reist und viele eigene Erlebnisse und Erfahrungen hat einfließen lassen.

Rezension von Heike Rau

Franziska Jebens
Immer am Meer entlang
416 Seiten, broschiert
dtv Verlagsgesellschaft, März 2023
ISBN-10: 3423218533
ISBN-13: 978-3423218535
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Andrea Winkler: Die Frau auf meiner Schulter

Andrea Winkler: Die Frau auf meiner Schulter

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Martha hat sich eine Auszeit genommen. Es ist zu viel geschehen. Sie muss sich erholen von verschiedenen Schicksalsschlägen, nachdenken und sich sortieren. Ein Haus in einem Dorf, das sie mietet, wird ihr Rückzugsort. Friedrich, der einstige Hausbesitzer, liegt auf dem nahen Friedhof, der neben einer Ruine, die als Sommertheater genutzt wird, begraben. Nicht nur seine Möbel, auch Persönliches ist noch im Haus. Martha kann hier bleiben solange sie will oder solange das Geld reicht. So beginnt das neue Jahr und Martha lässt sich treiben. Wirklich einsam ist sie nicht. Es gibt einen Bahnhof mit Bedarfshalt, von dem aus sie in die Stadt fahren kann. Sie ist den Menschen gegenüber offen, den Leuten, die sie im Dorf und unterwegs trifft. Und so entwickeln sich ganz langsam Freundschaften, während die seltsamen nächtlichen Träume an Bedeutung verlieren.

Das Buch ist in einer sehr schönen Sprache geschrieben. Die Autorin beschreibt die eigenwillige Suche Marthas nach einem erfüllenden Leben sehr einfühlsam und nachdenklich stimmend. Träume geben den Ton an und wirken auch am Tag noch nach. Das heißt nicht, dass Martha realitätsfremd ist. Aber dem normalen Leben mit seinen Verpflichtungen kann sie sich im Moment nicht stellen. Sie wartet ab und nimmt an, was ihr begegnet. Auf unkomplizierte Art findet sie so Freunde und tauscht sich mit ihnen aus. Seltsame Dialoge entstehen, die einen Sinn haben, der nicht leicht zu erkennen ist, da die Worte möglichst unbefangen klingen sollten. Es ist keine Option, jemanden zu nahe zu treten.

Tröstlich wirkt das Buch. Denn jeder kann „aus der Zeit fallen“ und muss dennoch das bisherige Leben fortsetzen oder ein neues beginnen. Eine Auszeit ist ein guter Weg, sich vom Alltag zu befreien und sich Klarheit darüber zu verschaffen, wie es weitergehen soll. Die Autorin ist undeutlich in ihren Worten, sodass jeder sich selbst herausnehmen kann, was ihm hilfreich erscheint.

Rezension von Heike Rau

Andrea Winkler
Die Frau auf meiner Schulter
192 Seiten, gebunden
Paul Zsolnay Verlag
ISBN-10: 3552059040
ISBN-13: 978-3552059047
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Beate und Olaf Hofmann: Lockruf des Lebens – Unser Familiensabbatical in Kanada

Beate und Olaf Hofmann: Lockruf des Lebens – Unser Familiensabbatical in Kanada

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Beate und Olaf Hofmann erfüllen sich mit dem Familiensabbatical in Kanada einen Traum. Dafür gaben sie nach reiflicher Überlegung in Deutschland alles auf. Die Arbeit und das Haus. Aber sie haben Rückhalt durch Familie und Freunde. Und alles ist gut geplant. Aber nicht überplant. Sie sind keine Touristen und wollen genügend Zeit, sich treiben zu lassen, Menschen kennenzulernen oder an Orten zu verweilen, die ihnen gefallen. Mit ihnen kommt die 10-Jährige Tochter Nora, während die älteren Geschwister, die 20-Jährige Janine und der 18-Jährige Florian in Deutschland bleiben. Ganz ungebunden ist man also nicht, denn Nora ist schulpflichtig.

Das Buch ist kein Roman. Vielmehr geht es den Hofmanns darum, zu schildern, wie sich ihr Traum erfüllt hat. Es geht ihnen darum zu zeigen, welche Gründe sie bewogen hat, sich eine Auszeit für ein Jahr zu nehmen, was sie sich davon erhofft haben und was in Erfüllung gegangen ist. Es ist ein langer Prozess, bis das Zeitgefühl und die Wahrnehmung sich verändern. Erlebnisse werden zur Herausforderung und nun ganz anders verarbeitet. Die Schönheit der Landschaft prägt. Begegnungen mit anderen Menschen bieten Austausch und zeigen andere Lebenskonzepte auf.

Das Buch ist mit großer Ehrlichkeit und auch sehr emotional geschrieben. Zweifel stehen an der Tagesordnung und auch Krisen sind zu meistern. Es gelingt erst nach und nach Ruhe zu finden, eigenen Gedanken Raum zu geben oder in Gesprächen aufzuarbeiten, was wichtig scheint. Das teilen die Autoren mit ihren Lesern. Und so bekommt man viele Anstöße, über das eigene Leben nachzudenken und zu bewerten, wo man steht.

Innezuhalten scheint wichtig. Aber viel zu oft, ist man täglichem Stress ausgeliefert und hat keine Zeit. Viele Menschen halten das nicht durch, fühlen sich ausgelaugt und überlastet. Ein Sabbatical scheint eine Möglichkeit zu sein, diesem Kreislauf zu entrinnen. Für die Hofmanns war es der richtige Weg. Sie gehen gestärkt aus der Auszeit hervor, jeder für sich und auch als Familie.

Rezension von Heike Rau

Beate & Olaf Hofmann
Lockruf des Lebens – Unser Familiensabbatical in Kanada
208 Seiten, gebunden
Patmos Verlag
ISBN-10: 3843603286
ISBN-13: 978-3843603287
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Claudia Rusch: Zapotek und die strafende Hand – Der erste Fall

Claudia Rusch: Zapotek und die strafende Hand – Der erste Fall

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Henning Zapotek, eigentlich Kriminalhauptkommissar in Hamburg, hat sich eine Auszeit genommen, um Richtung Nordpol zu segeln. Doch zunächst hat er sich um andere Dinge zu kümmern. Der Mieter seines Elternhauses, Ingo Scheel, hat sich erhängt. Möglicherweise hat er den tödlichen Arbeitsunfall seines Vaters in der Bootsbrauerei nicht verkraftet. Das Haus in Klokenzin bei Stralsund muss nun jedenfalls verkauft werden.

Dass er wieder im Ort ist, gibt ihm die Möglichkeit einige Dinge zu regeln. Vor 27 Jahren ist er in den Westen, ohne sich von seiner Freundin zu verabschieden. Nun sieht er Ulrike Torstensen wieder. Die alte Liebe ist noch da, aber beide sehen die Dinge nun realistischer.

In der Nacht muss jemand ins Haus eingestiegen sein. Ingos Zimmer wurde durchsucht und die Katze hat Zapotek im Vorratsraum eingeschlossen vorgefunden. Anzeige erstatten will er allerdings nicht, er beschließt, das Problem selbst zu lösen. Seine Ermittlungsarbeiten werden allerdings nicht gern gesehen, schon gar nicht von Hermann Klöver, dem die Bootsbauerei gehört. Er stellt sich Hennig Zapotek mit aller Macht entgegen. Und mit seiner Mutmaßung, dass da mehr dahintersteckt, liegt Zapotek nicht falsch, auch wenn er auf die falsche Fährte gerät.

Der Krimi liest sich leicht und unterhält gut. Henning Zapotek ist eine interessante Persönlichkeit, auch weil er nicht als Held dargestellt wird, sondern als Mensch mit Ecken und Kanten. Er verbucht nicht nur Sympathiepunkte für sich und er handelt auch schon mal entgegen der Vorschriften, an die er eigentlich als Kriminalhauptkommissar gebunden sein sollte. Für das Sabbatjahr nimmt er sich Freiheiten heraus.

Alles dreht sich um den Unfall in der Bootsbauerei, der möglicherweise keiner gewesen ist und um das seltsame Verhalten Hermann Klövers, der sich immer mehr verdächtig macht. Interessant ist das Umfeld, in dem die Handlung spielt, ein abgelegenes Dorf. Erwähnenswert ist auch der alte Nachbar von Zapotek, Kurt Jansen, der alles beobachtet und alles weiß und mit seinen spitzfindigen Bemerkungen immer goldrichtig liegt. Das alles zusammengenommen macht das Buch spannend.

Rezension von Heike Rau

Claudia Rusch
Zapotek und die strafende Hand – Der erste Fall
288 Seiten, Klappenbroschur
Mareverlag
ISBN-10: 3866481721
ISBN-13: 978-3866481725
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René Freund: Liebe unter Fischen

René Freund: Liebe unter Fischen

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Einen Autor, der nicht mehr schreibt, kann sich die Berliner Verlegerin Susanne Beckmann nicht leisten. Das Fortbestehen ihres Verlages hängt davon ab, ob eine neues Buch des erfolgreichen Lyrikers Alfred Firneis auf dem Weg gebracht werden kann. Aber Firneis hängt durch. Er hat sich aufgegeben. Burnout oder so.

Susanne Beckmann hält einen Tapetenwechsel für angebracht. Ihre Hütte am Elbsee am Nordrand wäre dafür wie geschaffen. Als sich auch noch Herzprobleme bei Firneis bemerkbar machen und seine Ärztin ihm ebenfalls rät, eine Auszeit zu nehmen, stimmt er schließlich zu, für eine Weile Berlin zu verlassen und sich in die Einöde zu begeben.

Die Hütte liegt abgelegen, hat keinen Strom und keine Wasser. Das Handy funktioniert nicht. Hier möchte Firneis nicht bleiben. Doch der Rückweg wird ihm kurzerhand von einem Sturzbach abgeschnitten, der nach einem Unwetter einen Teil der Straße mitreißt. Schlagartig ist Firneis auf Entzug. Zigaretten und Alkohol lassen sich nicht beschafften. Ein Fluchtversuch geht in die Hose, weil er in einer Felswand hängen bleibt und es nicht mehr vor oder zurück geht. Der junge Revierförster rettet ihm das Leben. Und auf einmal stellt Firneis fest, dass er froh ist, noch am Leben zu sein. Sein Lebensmut kehrt zurück. Aber bedeutet das auch, dass er wieder schreiben wird?

Die Verlegerin hat einen interessanten Plan eingefädelt, um Firneis wieder zum Dichten zu bringen. Im späteren Verlauf der Geschichte wird auch noch eine Frau eine Rolle spielen, eine bezahlte Schauspielerin. Susanne Beckmann hat nicht vorrausehen können, dass Firneis sich in sie verliebt. Und so wird eine Komödie daraus. René Freud betrachtet die Geschehnisse mit sehr viel Humor und Augenzwinkern. Das Ganze ist ein bisschen verrückt, geprägt von Klischees, aber es geht vordergründig schon um die wichtigen Dinge im Leben.

Bis zum Schluss hält der Autor allerdings nicht durch. Der Schreibstil ändert sich und die Geschichte verliert zunehmend an Tiefgang. Die Figuren flachen, was ihre Charaktereigenschaften betrifft, ab. Das Ende ist dann nicht mehr so originell, sondern sehr vorhersehbar. Eine vergnügliche Lektüre bleibt das Buch aber trotzdem.

Rezension von Heike Rau

René Freund
Liebe unter Fischen
208 Seiten, gebunden
Deuticke im Paul Zsolnay Verlag
ISBN-10: 3552062092
ISBN-13: 978-3552062092
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