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Schlagwort: Befreiungskampf

Michail Chodorkowski: Briefe aus dem Gefängnis

Michail Chodorkowski: Briefe aus dem Gefängnis

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Hoffnung und Erfahrung!

Wer sich für den markanten Häftling Michail Chodorkowski interessiert, der in Russland mehrfach zu Arbeitslager und Haft verurteilt wurde, findet mit diesem Briefwechsel den Zugang zu einem Mann, der äußerst scharfsinnig über Teile seines bisherigen Lebens berichtet.

Ausgelöst durch seine unerwartete Freilassung am 19. Dezember 2013 aus der Lagerhaft konnte man sich nach ersten Presseberichten des Eindrucks nicht erwehren, dass hier ein kluger, nachdenklicher und höchst reflektierter Mann seine Freiheit wieder erlangt hat.

In seinem Briefwechsel mit Autoren und Wissenschaftlern erläutert er seinen Werdegang, der ihn in schon jungen Jahren zu einem der reichsten Männer Russland werden ließ.

Seine politischen, wirtschaftlichen und philosophischen Einlassungen sind eindeutig und klar.

Vom überzeugten Komsomolzen führt es ihn nach der Perestrioka in Russland zur Gründung einer ersten privaten Bank, bis er 1997 dem Ölkonzern Yukos vorsteht. Dieser Großkonzern wird sein Schicksal! Wie zahlreichen anderen Oligarchen werden ihm unlautere Wirtschaftsmethoden nachgesagt. Diese nachzuprüfen steht dem Rezensenten nicht zu. Doch nachweislich macht MBC in wenigen Jahren vom reinen Wirtschaftsboss eine Wandlung durch. Er gründet soziale Netzwerke und Organisationen, unterstützt Krankenhäuser, Schulen und Kindergärten und wird zum gefährlichen Konkurrenten für Putin, dem uneingeschränkten Herrscher der russischen Diktatur.

„Chodorkowski beschränkte sich jedoch nicht auf unterstützende Stiftungsarbeit. Um dem Bürgermeister von Neftejugansk, einem Zentrum von Yukos, eine Lehre in Korruption zu erteilen, fror Chodorkowski kurzerhand sämtliche Steuerzahlungen an die Stadt ein und überwies das Geld direkt an Krankenhäuser, Bildungsinstitutionen und andere Einrichtungen.“ (Die Welt vom 25.12.13) Wegen Steuerhinterziehung wurde er verurteilt!

Chodorkowski stürzt mit seiner Verhaftung und Aburteilung wegen angeblicher Wirtschaftsvergehen in den Abgrund russischer Lagerhaft.

In seinem Gedankenaustausch mit bekannten Autoren lässt er sich über seine Überzeugungen sowohl in Wirtschaftsfragen, Analysen des Staatsmonopols als euch über sein persönlichen Schicksal aus.

In geschliffenen Formulierungen und ehrlichen Gedanken bietet er Einblick in die Wandlung eines Mannes vom Großmogul zum einfachen Menschen. Geld ist nicht alles in der Welt und die Worte „Freiheit“ des Seins sind ihm Anlass, sein persönliches Schicksal anzugehen. Seine Intentionen gehen in Richtung einer gerechten, demokratischen und von Gesetzen gesteuerten freien Wirtschaft mit breiter Beteiligung aller Bewohner seines Landes. Jeder soll eine Chance bekommen!

Wie weit die Bewohner eines Vielvölkerstaates wie Russland einem solchen Prozess der Liberalisierung schon gewachsen sind bleibt offen. Chodorkowski ist leidenschaftlich, gemessen, selbstkritisch und teilweise idealistisch in seinen Reflexionen.

Die Frage bleibt: wie erträgt man Gefangenschaft über so lange Zeit und ohne Hoffnung auf Begrenzung? Das macht einen neugierig  und darüber möchte man noch sehr viel von ihm wissen!

Michail Chodorkowski
Briefe aus dem Gefängnis
288 Seiten, gebunden
Albrecht Knaus Verlag, Mai 2011
ISBN-10: 3813504492
ISBN-13: 978-3813504491
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Jean-Claude Mourlevat: Winterspiele

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Das Leben im Internat ist alles andere als schön. Milena und Helen erfahren Liebe und Fürsorge nur durch ihre Trösterinnen, die sie allerdings nur wenige Male im Jahr besuchen dürfen.
Als Helen wieder, von Milena begleitet, ihre Trösterin aufsucht, treffen die beiden auf dem Hinweg Milos und Bartolomeo aus dem Internat für die Jungen, zu denen sonst der Kontakt verboten ist. Namen werden ausgetauscht. Briefe sollen über den Iltis mit dem Wäschekarren überbracht werden. Es gibt keinen anderen Weg.

Als Helen von ihrer Trösterin wiederkommt, muss sie feststellen, dass Milena nicht, wie eigentlich üblich, in der Bibliothek gewartet hat. Das Mädchen hat einen Brief hinterlassen. Sie ist geflohen.
Dafür muss eine andere Mitschülerin büßen, so verlangen es die strengen Vorschriften des Internats. Catharina wird im dunklen Keller des Internats eingesperrt und größtenteils sich selbst überlassen.

Durch einen Brief von Milos erfährt Helen, dass Milena zusammen mit Bartolomeo geflohen ist. Es gelingt ihr, sich nachts davon zu schleichen, um sich mit Milos zu treffen. Die beiden belauschen eine geheime Zusammenkunft des Lehrerpersonals. Auch Van Vlyck, einer der Anführer der Phalanx, der gefürchteten Machthaber im Land, ist anwesend.
Zum ersten Mal hört Helen, dass sie eine Bedrohung für die Menschheit sein soll, genau wie ihre Eltern einst. Es kommt auch zur Sprache, dass zwei Jugendliche geflohen sind. Helen und Milos erfahren, dass beide gejagt werden sollen. Mills, der Chef der Regionalpolizei, wird von Van Vlyck beauftragt, Bartolomeo und Milena einzufangen. Zu diesem Zweck wird ein Hundeführer mit einer Meute aus Hundemenschen eingesetzt werden.

Catharina sitzt unterdessen weiter im Kerker. Durch die Hilfe ihrer Aufseherin, wird ihr dann doch die Flucht ermöglicht. Genau zu dem Zeitpunkt, an dem auch Helen und Milos ihr zur Hilfe kommen. Catharina wird zu ihrer Trösterin gebracht.
Von dort aus beobachten sie, wie Mills mit den Hundemännern zur Jagd aufbrechen. Milos will ihnen folgen, um zu verhindern, dass die anderen erwischt werden. Helen geht mit ihm.

Die Eltern sind wegen ihres Widerstandes gegen die Phalanx ermordet wurden. Ihre Kinder wurden in Heimen weggeschlossen. Doch als Jugendliche erfahren sie, was geschehen ist. Und nun machen sie es sich zur Aufgabe, das Vermächtnis ihrer Eltern zu erfüllen. Der Kampf gegen die Machthaber der Phalanx wird durch sie wieder aufgenommen, allen voran Milena, Bartolomeo, Helen und Milos.
Keine Frage, es ist ein spannendes Buch. Man verfolgt den Weg der Jugendlichen mit Interesse. Aber die Hintergründe sind nicht tiefgehend genug beschrieben. Die Rolle der Machthaber wird nicht besonders ausführlich dargestellt, so dass dann auch wieder die Motivation der Jugendlichen nicht deutlich herauskommt. So wirkt die Handlung ein wenig oberflächlich dargestellt. Um Spaß an diesem Buch zu haben, darf man die Hintergründe also nicht zu sehr hinterfragen.

Die Geschichte hat zum Glück viel mehr zu bieten. Die Jugendlichen erleben ein ungeahntes Abenteuer, müssen sich tödlichen Gefahren aussetzen. Milos beispielweise hat ausgesprochen viel zu ertragen, er wird von den Gegnern gefangen.
Es ist aber auch eine Liebesgeschichte. Bartolomeo und Milena verlieben sich ineinander und auch Milos und Helen sind einander von Anfang an sehr zugetan. So wird die das Buch auch sehr gefühlvoll, wann immer es passt. Das Ende zum Beispiel ist ausgesprochen traurig.

Rezension von Heike Rau

Jean-Claude Mourlevat
Winterspiele
Aus dem Französischen von Bettina Bach
416 Seiten, broschiert
cbt, München
ISBN-10: 3570304558
ISBN-13: 978-3570304556
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