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Schlagwort: Betrug

Louise De Vilmorin: Der Brief im Taxi

Louise De Vilmorin: Der Brief im Taxi

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Liebeswirren im edlen Bürgertum.

In diesem kurzen Roman, der fast einer Novelle gleicht, beginnt eine unbekannte Icherzählerin unvermittelt mit der geselligen Geschichte einer gehobenen Bürgerschicht.

Sie berichtet von einem Mann, den sie liebte, der ihr aber eine andere vorzog. Gustave ist ein heiterer Mann, der von einem leichten Leben auf den Meeren der Welt träumt. Dazu muss er zuerst einmal reich werden. Er liebt Cécilie, eine gute Freundin der Erzählerin. Diese ist unkonventionell, verspielt, locker und schöner als ihre erzählende Freundin und heiratet den Galan.

Zunächst sieht alles nach einem glücklichen Leben aus; doch Gustave wandelt sich mit dem beruflichen Erfolg zu einem geldgierigen, langweiligen Banker. Sein Umgang ist entsprechend, und Cécilie vermag sich nicht so recht in den konventionellen Umgang mit den anderen angesehenen Bürgern einzureihen.

Eines Tages begleitet Cécilie die langweilige Freundin ihres Bruders Alexandre zum Zug. Auf dem Weg im Taxi verliert sie einen frankierten Brief, den sie zur Post geben wollte. Nun beginnt das eigentliche Abenteuer! Was stand in dem Brief, und an wen war er adressiert?

In wunderschönen Worten beschreibt Louise De Vilmorin die Personen ihrer Handlung.

Sie alle sind unterschiedliche Charaktere mit eigenem Gewicht. Vermutungen tauchen auf wie diese: könnte der Brief zu einer Erpressung führen? Beinhaltet er den Hinweis auf eine versteckte Liebesgeschichte von Cécilie?

Man wird neugierig, und die Spannung steigt!

Es geht in der Erzählung um das französische Bürgertum, um Adel, Gesellschaft, Gewohnheiten und das Lebensgefühl zu Beginn des 20.Jahrhunderts. Die Geschichte kreist voller Charme und gepflegter Unterhaltung um Menschen, die lieben und sich im geselligen Treiben verlustieren. Der vergessene Brief im Taxi ist das Medium, um das sich eine Geschichte rankt, die jenes edle Bürgertum mit allen seinen guten und maroden Seiten aufzeigt, wie wir sie aus der Historie kennen. Es gibt die Angepassten, die Angeber, Intrigen aller Art und die unkonventionellen Individuen, die das Salz in der Suppe bilden. Die Geschichte im Brief bietet überraschende Eindrücke und Auflösungen, mit denen man nicht gerechnet hat.

Der Leser fühlt sich gut unterhalten. Er goutiert die gepflegten Umgangsformen und das malerische und bestrickende Ambiente.

Das Büchlein ist eine kleine Rarität, das sich in Aufmachung und Geschmack hervorragend als Geschenk eignet. Beim literarisch gebildeten Leser kann man damit nichts falsch machen.

Dem Dörlemann Verlag verdanken wir immer neue Wiederentdeckungen aus dem Beginn des vergangenen Jahrhunderts. Louise De Vilmorin lebte von 1902 -1969. Sie war mit de Saint-Exupérie verlobt und langjährige Lebensgefährtin von André Malraux. Ihr verdanken wir so manches literarische Kleinod wie dieses hier.

Louise De Vilmorin
Der Brief im Taxi
208 Seiten, gebunden
Dörlemann, August 2016
ISBN-10: 3038200336
ISBN-13: 978-3038200338
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Robin Black: Porträt einer Ehe

Robin Black: Porträt einer Ehe

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Nichts eignet sich so sehr zum Thema eines Romans wie das Porträt einer Ehe.
Sind es doch die immer gleichen Ereignisse, die uns Menschen während eines langen Lebens bewegen.

In diesem Roman finden sich zwei Künstler zusammen, die auf lange gemeinsam verbrachte Jahre zurückblicken. Sie sind aus Philadelphia aufs Land gezogen. Owen ist Schriftsteller, und Augusta, genannt Gus, malt. Kinder wollten sie zuerst nie, und als sie daran dachten, bekamen sie keine mehr.

Gus hatte noch in Philadelphia eine heiße Affäre mit Bill, dem Vater einer ihrer Malschülerinnen. Sie hat sich Owen offenbart, weil sie nicht mit einer Lüge leben wollte. Die Wunde bei ihrem Mann sitzt tief, und beide haben allerhand zu tun, um diesen gravierenden Zwischenfall und Vertrauensbruch zu verwinden.

Nun leben sie ein zurückgezogenes Leben auf dem Land. In einem alten Farmhaus haben sie sich eingerichtet. Sie sind nicht gläubig und leben gegen den Mainstream. Doch gewisse Formen geben Halt, und so haben sie sich eigene Rituale zugelegt: wo sie wann, wie und was z.B. feiern werden.

Doch in die selbst gewählte Stille und kontemplative Ruhe bricht eines Tages eine Nachbarin ein. Auch sie ist Malerin und sucht Ruhe und Alleinsein nach einer langjährigen desaströsen Ehe. Alison hat eine Tochter, die erwachsen geworden ist und das Elternhaus verlassen hat.

Alison und Gus, die beiden Malerinnen, freunden sich an, und man ist gespannt, wie sich das Dreiergrüppchen mit Owen dazwischen arrangieren wird. Wie zu vermuten ist, kann das nicht lange gut gehen.

Warum ist diese Geschichte so reizvoll für den Leser?

Nun, es ist das geruhsame Landleben und die prickelnde Versuchung neuer Gemeinsamkeiten, die mit Alison in das Leben von Owen und Gus getreten ist. Einmal trifft man sich zu einem Glas Wein, dann wieder ist es ein Abendessen, das man mit einander verbringt. Die Frauen beginnen, sich kleine Geheimnisse aus ihrem Eheleben mitzuteilen, was am Ende nicht zum Guten gereicht.
Mit ihren diffizilen Querverbindungen unter den verschiedenen Protagonisten steigert Robin Black die Geschichte zu einer Erzählung, die mit einem unerwarteten Ende aufwartet.
Das psychologische Feingefühl der Autorin lässt uns glauben, dass genau solche Ereignisse im wirklichen Leben und quer durch alle Schichten passieren könnten. Da vermischen sich Missverständnisse mit Lug und Betrug und Eifersucht mit Versuchung. Robin Black gewährt uns Einblicke in die sensibelsten Empfindungen ihrer Protagonisten.

Die Erzählung verläuft zunächst in einem ruhigen Strom von Beschaulichkeit und Einkehr, um dann an Fahrt aufzunehmen. Genauso aber spielt das Leben: unerwartete Wendungen passieren ohne unser Zutun, und alle guten Vorhaben mögen zunichtewerden, wenn der Zufall als Schicksal in Erscheinung tritt. Eine außergewöhnliche Liebesgeschichte mit nicht zuletzt kriminellem Einschlag ist Robin Black mit diesem Roman gelungen.

Robin Black
Porträt einer Ehe
320 Seiten, gebunden
Luchterhand Literaturverlag, Mai 2016
ISBN-10: 3630873227
ISBN-13: 978-3630873220
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Jussi Adler Olsen: Takeover – Und sie dankte den Göttern …

Jussi Adler Olsen: Takeover – Und sie dankte den Göttern …

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Der Niederländer Peter de Boer ist Geschäftsführer eines Unternehmens, das für sehr viel Geld Firmen in den Ruin treibt, auflaufen lässt oder vernichtet. Mit Raffinesse und ohne Skrupel wird dieses Geschäft betrieben. Peter de Boers Mitarbeiter sind gut organisiert und Spezialisten auf ihrem Gebiet.

Mit der Halbindonesierin Nicky Landsaat gibt er mit einem neuen Auftrag zum ersten Mal einer Anfängerin eine Chance. Doch das Unterfangen läuft nicht wie geplant und andere Unwägbarkeiten spielen, wie sich bald zeigt, mit hinein. Es ist der Beginn einer weiteren Geschichte. Und Peter de Boer wird nun selbst erpresst und muss sich gezwungenermaßen den Regeln anderer unterwerfen. Der irakische Geheimdienst zieht die Fäden. Und Peter de Boer und Nicky Landsaat schlittern hinein in eine Verschwörung ungeahnten Ausmaßes.

Es geht ordentlich kriminell zu in dem Thriller. Dabei ist Peter de Boer mit seiner Vergangenheit und seinem Geschäftsmodell auch nicht gerade ein Sympathieträger. Gewalt und Heimtücke, Betrug und Erpressung sind ständig präsent. Der Leser wird diesmal allerdings nicht so ordentlich in die Mangel genommen, wie man es von Jussi Alder-Olsens Thrillern im Allgemeinen gewöhnt ist.

Tatsächlich bekommt man ab und an Gelegenheit in Ruhe Luft zu holen und sich abzuregen. Das liegt daran, dass die Handlung teilweise etwas abwegig oder zu übertrieben ist und manche Personen schlicht unglaubwürdig sind. Zeit weise ist sogar abgrundtiefer rabenschwarzer Humor spürbar.

Mir hat das allerdings gut gefallen. Ganz so knallhart muss es für mich nicht sein. Insgesamt wird man also gut unterhalten, es ist schon ein sensationell spannendes Spiel, was hier am Laufen ist. Die Verwicklungen sind unglaublich und weitreichend. Das Ende könnte mich allerdings doch nicht ganz überzeugen. Ich denke eher, ein Spiel dieser Art wird nie zu einem Ende kommen.

Rezension von Heike Rau

Jussi Adler Olsen
Takeover – Und sie dankte den Göttern …
Aus dem Dänischen von Hannes Thiess und Marieke Heimburger
592 Seiten, gebunden
Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423280700
ISBN-13: 978-3423280709
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Ute Krause: Die Muskeltiere auf großer Fahrt

Ute Krause: Die Muskeltiere auf großer Fahrt

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„Die Muskeltiere: Einer für alle – alle für einen“ war das erste Buch mit Hamster Bertram von Backenbart, den Mäusen Picandou, Pomme de Terre und der Ratte Gruyère. Mit „Die Muskeltiere auf großer Fahrt“ folgt nun eine weitere, in sich abgeschlossenen, Geschichte.

Der Ausgangspunkt ist Frau Fröhlichs Feinkostladen, hier hausen die vier munteren Gesellen und freuen sich wie immer über die leckeren Abfälle, die sich leicht stibitzen lassen. Allerding soll der Laden bald für einige Zeit geschlossen werden, denn Frau Fröhlich und Margarethe haben eine Schiffsreise nach Ägypten geplant. Der Nachschub an Leckereien ist also nicht gesichert. Doch die Muskeltiere finden eine Lösung. Als blinde Passagiere verstecken sie sich in einem Koffer und gehen mit an Bord.

Dass hier ein Abenteuer auf Mäuse, Ratte und Hamster wartet, ist klar. Mit an Bord ist ein Junge in einem Matrosenanzug. Der sieht, was andere nicht sehen und schon bald gerät Gruyère in arge Bedrängnis. Zum Glück glaubt dem Jungen niemand an Bord, dass er eine Ratte gefangen hat und so kann Gruyère befreit werden. Claus staunt nicht schlecht, als er sieht, dass die Ratte nicht mehr da ist. Es dauert nicht lange bis er die Muskeltiere, die sich nicht besonders gut verstecken konnten, entdeckt.

Was Claus jetzt noch nicht weiß, ist, dass er bald auf die Hilfe der kleinen Tiere angewiesen ist. Ein Betrüger ist an Bord, der sich einen wirklich bösen Plan ausgedacht hat, bei dem Clausens Tante um ihr Geld betrogen werden soll. Das können die Muskeltiere natürlich nicht geschehen lassen.

Auch dieses Buch ist wieder voller tierischer Abenteuer. Mäuse, Ratte und Hamster geben die Muskeltiere und kämpfen gegen das Böse. Das wird auf eine sehr humorvolle Art und Weise beschrieben. Dabei legt die Autorin auch viel Wert darauf, die Eigenschaften und Eigenarten der Tiere unterzubringen. Diese Situationskomik wird auch sehr schön in ihren Zeichnungen dargestellt. Ich bin davon sehr begeistert. Dieser Ausdruck, diese Details, wirklich sagenhaft!

Das Buch liest sich gut vor, ist aber natürlich auch für größere Kinder geeignet, die schon selbst lesen können.

Rezension von Heike Rau

Ute Krause
Die Muskeltiere auf großer Fahrt
200 Seiten, gebunden
cbj, München
ISBN-10: 3570171728
ISBN-13: 978-3570171721
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Steve Hockensmith: Weiße Magie – mordsgünstig

Steve Hockensmith: Weiße Magie – mordsgünstig

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Alanis McLachlan kommt nach Arizona, um ihr Erbe anzutreten. Ihre Mutter hatte im kleinen Örtchen Berdache einen Laden. Sie legte hier den Leuten die Karten, übte sich in Wahrsagerei und zog ihnen mit weiteren kleinen Tricks das Geld aus der Tasche. Ob sie deswegen ermordet worden ist, ist allerdings unklar. Alanis hat seit fast 20 Jahren keinen Kontakt mehr zu ihrer Mutter gehabt, aber scheinbar hat diese sich während der vergangenen Zeit in ihrem Wesen nicht geändert. Weiterhin war sie als Trickbetrügerin unterwegs gewesen und Alanis ist froh, sich aus dem Staub gemacht zu haben, als sie die Gelegenheit hatte.

Athena Passalis war nicht besonders beliebt gewesen. Das bekommt Alanis nun zu spüren. Sie sollte nicht bleiben, aber wie das so ist, will sie natürlich wissen, wer ihre Mutter ermordet hat. Dafür gibt sie vor, den Laden weiterführen zu wollen. Es wäre doch gelacht, wenn Alanis das mit dem Kartenlegen nicht auch hinkriegen würde. Und sie muss Josh Logen von der Kriminalabteilung der Polizei von Berdache um den Finger wickeln, um Informationen von ihm zu erhalten. Da er ein sehr attraktiver Mann ist, sollte auch das kein Problem sein.

Alanis ist eine mutige und sehr freche Frau. Mit Witz und Humor beginnt sie ihre Ermittlungsarbeiten und spioniert den Ort und die Einwohner aus. Sie lernt schnell und spielt ihre Rolle gut. Das Kartenlegen ist für sie bald kein Geheimnis mehr. Der Autor hat hier einen sehr witzigen Charakter entwickelt. Es macht sehr viel Spaß, Alanis bei ihren Ermittlungsarbeiten zu folgen. Ihr Sarkasmus ist unschlagbar. Die Dialoge werden nicht selten zum bissigen Schlagabtausch. Von Morddrohungen lässt sie sich nicht unterkriegen. Sie redet und redet, bis der Gegner kaum noch weiß, was er eigentlich wollte.
Der Krimi ist also spannend, überraschend im Verlauf und ungemein unterhaltsam. Eine leichte Lektüre, bei der man sehr viel Spaß hat.

Rezension von Heike Rau

Steve Hockensmith
Weiße Magie – mordsgünstig
Deutsch von Britta Mümmler
352 Seiten, gebunden
Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423215917
ISBN-13: 978-3423215916
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Richard Stark: The Hunter

Richard Stark: The Hunter

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Seine eigene Frau sollte auf ihn schießen und ihn töten. Es sieht auch danach aus, als hätte sie ihn erwischt. Niemand weiß, dass er wieder auf die Beine gekommen ist. Ein Unglück kommt selten allein und so greift den scheinbar verwahrlosten Mann die Polizei auf und setzt ihn fest wegen Landstreicherei. Dass er ein Verbrecher und Mörder ist, weiß hier keiner. Und auch nicht, dass er bereits Rachepläne ausbrütet. Im Plänemachen ist Parker unschlagbar. Ihm gelingt jeder Coup. Das letzte Mal ist er allerdings betrogen worden. Der Name des Mannes, der auf seiner Abschussliste steht, ist Mal Resnick.
Parkers Frau Lynn wird wissen, wo er ist und auch sie hat eine Rechnung an Parker zu bezahlen. Parker geht wie gewohnt akribisch vor. Er hat alle Zeit der Welt. Und wer sich ihm in den Weg stellt, wird kalt gemacht. Auf eine Leiche mehr oder weniger kommt es nicht an. Dass er sich dabei gegen ein ganzes Kartell stellt, macht die Sache nur noch spannender.

Diesmal geht es ausschließlich um Rache. Schließlich kann Parker es nicht hinnehmen, dass er auf so üble Weise gelinkt worden ist, und auch noch seinen Anteil aus dem letzten Coup verloren hat. Seine Pläne und seine Vorgehensweise beschreibt der Autor sehr genau. Da sitzt jeder Gedanke, jedes Wort und jeder Handgriff. Parker zeigt sich skrupelloser als man es aus den anderen Büchern gewohnt ist. Er kennt kein Pardon. Als wäre er unsterblich. Diese Verbissenheit wird schonungslos dargestellt. Da bleibt einem als Leser der Atem weg. Aber es ist natürlich auch sehr spannend. Denn Parker handelt planvoll und intelligent. Er ist ein Gauner, ein Mörder, aber auch ein Genie. Und jeder der hier zu Tode kommt, hat selbst genug auf dem Kerbholz und hat es nicht anders verdient, so seine Rechtfertigung. Das Buch liest sich gut! Man wird als Leser förmlich durch die Seiten gejagt. Aber wie diese Jagd ausgehenen wird, vermag man nicht zu sagen, auch wenn man es ahnen kann.

Rezension von Heike Rau

Richard Stark
The Hunter
Aus dem Englischen von Nikolaus Stingl
192 Seiten, gebunden
Paul Zsolnay Verlag
ISBN-10: 3552057153
ISBN-13: 978-3552057159
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Michael Sears: Tödliche Option

Michael Sears: Tödliche Option

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Nach „Am Freitag schwarz“ folgt nun der zweite Fall mit dem ehemaligen Finanzmakler Jason Stafford. Diesmal soll eine große Geldsumme auftreiben, die ein New Yorker Investmentbanker verschwinden lassen hat. Von Becker kommt wegen des Betrugs ins Gefängnis, ist aber bald tot. Ob es Mord oder Selbstmord war, kann noch nicht gesagt werden. Die Familie engagiert Jason Stafford. Hauptauftraggeber ist der Sohn des Toten, Virgil von Becker.

Stafford, der sich auch noch um seinen autistischen Sohn kümmern muss, beginnt mit den Nachforschungen. Er muss schnell sein, denn auch das FBI ist hinter den verschwundenen Millionen her. Er ruft seine Kontakte auf den Plan und er prüft Unterlagen. Die Möglichkeiten, Geld verschwinden zu lassen, sind ihm nicht fremd. Schließlich saß er selbst schon wegen Betruges hinter Gittern. Nur soll jetzt, auch wegen des kleinen Sohnes, seine Weste sauber bleiben.

Unmerklich setzt Jason Stafford etwas in Gang. Da scheint jemand über Leichen zu gehen, um ihm zuvorzukommen oder zumindest zu beeinflussen. Bald sieht Stafford sich genötigt, Bodyguards für seinen Sohn zu engagieren. Er ermittelt weiter und versucht vorzutäuschen, unwissend und erfolglos zu sein.

Was für ein spannender Krimi! Der Autor baut den Fall langsam und mit Bedacht auf und erhöht dabei Stück für Stück die Spannung. Puzzleteile werden zusammengetragen, doch es ist eine Menge Denkarbeit für Jason Stafford, die richtigen Schlüsse zu ziehen. Der Autor zieht den Leser in seinen Bann, immer weiter, immer mehr. Man ist ganz nah dran an Jason Staffords Ermittlungsarbeiten, der praktisch jeden Gedanken mit dem Leser teilt und dessen Leben und das seines Sohnes immer mehr in Gefahr gerät. Es droht alles zu kippen, weil die Gegner skrupellos in ihrem Handeln sind. Diese Spannung überträgt sich beim Lesen.

Ein wirklich gut ausgeklügelter Krimi! Einfach grandios!

Rezension von Heike Rau

Michael Sears
Tödliche Option
432 Seiten, broschiert
Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423215135
ISBN-13: 978-3423215138
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Ian McEwan: Honig

Ian McEwan: Honig

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Ian McEwan hat einen Agententhriller der feinsten Art vorgelegt.

Serena Frome ist eine Mathematikabsolventin der Universität Cambridge mit nicht besonders aussichtsreichen Prognosen für eine verdienstvolle Anstellung in der Zukunft. Ihre Leidenschaft gilt der Literatur, in der sie sich bestens auskennt. Literatur und Schriftsteller werden auch einen Teil der Handlung dominieren. Wir schreiben das Jahr 1972 in England.

Durch einen ihrer ersten Liebhaber wird sie mit einem Professor bekannt gemacht, der ihr zu einer Anstellung im Geheimdienst, dem MI5, verhilft. Sie liebt den Professor, aber sie hat zunächst nur untergeordnete Tätigkeiten zu verrichten, die nicht ihrem Ausbildungsniveau entsprechen.

Ian McEwan baut seine Geschichte langsam auf. Sie wird bestimmt von den Liebeserlebnissen seiner Protagonistin, die jedoch bei ihren geheimdienstlichen Tätigkeiten schon bald an ihre Grenzen stößt. Serena ist hübsch, klug und sehr anziehend, so dass es ihr auch nach ersten Enttäuschungen nicht schwer fällt, sich immer wieder neu zu verlieben. Sie bleibt bei den sie umspielenden Intrigen naiv, reizend, sehr liebenswert und gelegentlich fast arglos, wenn sie auch den Ernst einer Lage zuweilen messerscharf erkennt.

McEwan besticht mit seiner Erzählung, die auf verschlungenen Wegen von dem politischen Klima der siebziger Jahre bestimmt wird und in einem verdeckten Spiel die englischen Geheimdienste aufs Korn nimmt.

Die psychologischen Seiten zeigen sinnfällig, dass man es mit Menschen zu tun hat, die nicht so abgebrüht sind, wie es für die Arbeit beim Geheimdienst vielleicht erforderlich wäre. Serena gerät in Turbulenzen, die sie an den Rand des für sie Erträglichen führen.

Die Mischung aus verdeckter und kontrollierter Arbeit, Liebe, Kränkung, Hass, Täuschung und geheimnisvoller Ranküne machte die Lektüre zu einem für mich spannenden Abenteuer. Man sieht sehr wohl den subtilen Beobachter Ian McEwan, wie wir ihn aus seinen früheren Romanen wie „Saturday“ oder „Am Strand“ kennen.

Seine Liebeszenen sind anrührend bis dramatisch. Die verwinkelten Stränge bis zum Ende der Erzählung, das mit einer Überraschung aufwartet, sind fein ausgedacht und hintersinnig komponiert. Zahlreiche Nebencharaktere zeigen allemal die Vielfalt menschlicher Verhaltensweisen von der Eifersucht über die Bösartigkeit bis hin zu hinterhältigem Gebaren, so dass der Thrillerliebhaber voll auf seine Kosten kommt.

Ein absoluter Hit unter den Neuerscheinungen des Herbstes 2013!

Ian McEwan
Honig
448 Seiten, gebunden
Diogenes, September 2013
ISBN-10: 3257068743
ISBN-13: 978-3257068740
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Louis Begley: Erinnerungen an eine Ehe

Louis Begley: Erinnerungen an eine Ehe

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Untreue, Verrat und Betrug.

Louis Begley ist einem breiten Publikum bekannt durch seine Romane über Schmidt, den New Yorker Anwalt, den man über einige Jahre seines Lebens begleiten konnte. Der Autor hat mit seinen Reflexionen über das Leben und die verrinnende der Zeit den Menschen aus der Seele gesprochen.

An jene Erfolge kann Begley mit seinem neuen Roman „Erinnerungen an eine Ehe“ nicht unbedingt anknüpfen. Zu ausufernd benennt er Namen und Orte, an denen die Handlung spielt, und zu zahlreich und ausschweifend sind die vielen Nebenfiguren, mit denen die Erzählung angereichert ist. Sie werden in schneller Folge aufgezählt und eingeschoben und die Aufmerksamkeit des Lesers erlahmt ein wenig.

Zum Plot:

Philip, ein erfolgreicher Schriftsteller, der in New York und Paris zu Hause ist, hat schon früh Tochter und Frau verloren. Er führt ein recht einsames Leben. Nach Jahren kehrt er aus Paris nach New York zurück und trifft überraschend Lucy, eine frühere Bekannte und geschiedene Frau seines mittlerweile verstorbenen Freundes Thomas Snow. Philip und Lucy sind inzwischen um die siebzig Jahre alt, und Lucy tritt mit dem dringenden Anliegen an Phil heran, über ihre Ehe mit ihm zu sprechen. Ihr geht es darum, sich selber ins rechte Licht zu rücken und Thomas schlecht zu machen. Philip nimmt es mehr unwillig als wirklich interessiert zur Kenntnis, bis ihn die Neugierde überkommt, doch noch Näheres über die missglückte Ehe der beiden zu erfahren. Durch die ausführlichen Schilderungen anderer Freunde, die sowohl Thomas als auch Lucy kennen, rundet sich das Bild einer „femme fatale“ wie sie im Buche steht.

Es wird viel Alkohol konsumiert in den Gesellschaftskreisen der beiden, und man erlebt die New Yorker Partyszene zu Beginn des 21. Jahrhunderts als feier- und genussfreudig. Lucy ist eine Frau, die Männer benutzte und von diesen benutzt wurde. Sie hat sich vergeblich Selbstbestätigung aus ihren Affären versprochen. Jahrelange Analysen bei einem Psychoarzt konnten ihr nicht helfen. Am Ende ist aus der einst schönen Frau eine bissige und verbitterte Alte geworden.

Das New Yorker Gesellschaftsleben, das Gefälle zwischen Arm und Reich, eine gewisse Leichtigkeit des Seins und viele illustre Anwälte und Banker bevölkern den Roman, der zuletzt noch mit einem besonderen Kick den Charakter von Lucy De Bourgh beleuchtet!

Louis Begley zeigt einmal mehr sein Talent, Gesellschaftsklatsch, schöne Welt mit den Amouren seiner Figuren zu verbinden.

Wer sich im New York der Reichen und Schönen, der Erfolgreichen und Gebildeten umsehen möchte, wird trotz der oben genannten Einschränkungen seine Freude an dem Roman haben.

Louis Begley
Erinnerungen an eine Ehe
222 Seiten, gebunden
Suhrkamp Verlag, September 2013
ISBN-10: 3518423924
ISBN-13: 978-3518423929
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David Daniel: Herzrasen

David Daniel: Herzrasen

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Der Düsseldorfer Privatdetektiv Alexander Herz hat eine persönliche Rechnung mit einem Kunsthändler zu begleichen. Herz, der selbst Galerist war, versucht auf eigene Faust seinen ehemaligen Widersacher, der den Kunden gefälschte Gemälde verkauft, zu überführen. Während er in dieser Angelegenheit unterwegs ist und ihm sowieso immer das Geld fehlt, kommt ein neuer Auftrag gerade rechtzeitig. Ein Anleger beauftragt ihn, ein Gemälde nach Irland zu einer Auktion zu schaffen. Nichts leichter als das, denkt sich Alexander Herz. Doch er hat nicht die Rechnung mit einigen Ganoven gemacht. Während Herz die Arbeit an diesem lukrativen Auftrag aufnimmt, ist die zweite Hauptfigur in dem Roman, Kriminalkommissar Markus Lohmeyer, damit beschäftigt, den Tod eines Wachmanns aufzuklären. Der Wachmann ist auf fragwürdige Weise vom Dach des Düsseldorfer Rüstungskonzerns „Braun und Braun“ gestürzt. Ist es ein Unfall, ein Selbstmord oder gar ein Mord? Lohmeyer und Herz kennen sich aus einem vorangegangenen Fall. Doch keiner von beiden ahnt, dass sie auch jetzt wieder durch einen Fall zusammengeführt werden. Beide Fälle sind scheinbar losgelöst voneinander. Wenn da nicht eine einzige Gemeinsamkeit wäre: das ist der Graf zu Bickenbach. Er ist bei der Sicherheitsfirma des Rüstungskonzerns beschäftigt und er ist der Auftraggeber für Alexander Herz mit dem Gemälde.

David Daniel hat geschickt verschiedene Handlungsstränge ineinander verwoben. Der Privatdetektiv Alexander Herz ist, wie bei Privatdetektiven üblich, ein ziemlicher Einzelgänger, der auf eigene Faust arbeitet und immer knapp bei Kasse ist. Natürlich ist er über jeden Auftrag dankbar. Seine privaten Verwicklungen mit dem dubiosen Kunsthändler nehmen neben seinen Aufträgen einen gewissen Platz in seinem Leben ein. Dann wiederum die Ermittlungen seitens Kriminalkommissar Lohmeyer. Der hat einen Assistenten an der Seite, Dieter Menz, den er sehr gerne als Gedankenspiel auch mit dem Spitznamen „Demenz“ betitelt. In Lohmeyers Augen ist Dieter Menz ein wenig übereifrig. Das gefällt ihm zunächst nicht so gut. Doch, wie das in solch einem Ermittlerteam der Fall ist, Lohmeyer gibt seinem Assistenten nicht klar zu erkennen, wie sehr er dessen Arbeit schätzt. Menz ist zweifelsohne der jüngere von beiden und viel besser mit den technischen Neuheiten in Sachen Handy und Computertechnik vertraut. So ist der Assistent eine willkommene Ergänzung zu Lohmeyers Bauchgefühl.

David Daniel hat durch die beiden Parallelstränge eine Verknüpfung zwischen kriminalistischer Polizeiarbeit und Detektivroman geschaffen, die dem Leser sehr viel Spaß macht. Dabei ist die Handlung des Romans im Hier und Heute angesiedelt, in Düsseldorf im Jahr 2012 und aktuelle Ereignisse werden nutzbringend in das Geschehen eingeflochten. Facettenreich gestaltet sich die Ermittlungsarbeit. Fluchtsituationen, Jagdszenen, Schüsse und Blut inbegriffen, Verfolgungsjagden. Hinzu kommen Verwicklungen mit Regierungsbehörden, die den Ermittlern zusätzlich einen gewissen Druck auferlegen. Spannend und einfallsreich. Von vorn bis hinten schnell zu lesen und viel Unterhaltung. Alexander Herz ist einfach der bessere 007, jedenfalls hat er mich an den erinnert.

David Daniel
Herzrasen
232 Seiten, broschiert
KBV, Hillesheim
ISBN-10: 3942446650
ISBN-13: 978-3942446655

© Detlef Knut, Düsseldorf 2013

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