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Schlagwort: Erotik

Florian Illies: Liebe in Zeiten des Hasses

Florian Illies: Liebe in Zeiten des Hasses

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Mit schmissigen Sätzen beginnt Florian Illies seine Geschichte über Menschen, die Ende der zwanziger Jahre das Leben in Kunst, Musik, Malerei und Dichtung zum Ausklang der Weimarer Republik prägten.

Wer das Berlin der zwanziger Jahre kennt, der fühlt sich sofort hineingezogen in diese Zeit, in der man fast wie auf dem Vulkan tanzte, feierte und trank. Theater, Musik und Varieté waren Zentren der Begegnung.
Viele Namen tauchen auf, und fast alle werden dem belesenen Publikum bekannt ein.
Walter Benjamin, Brecht, Weil, Werfel, Gropius, Klaus und Erika Mann, Hannah Arendt, Heidegger und Günther Anders, Picasso und Salvatore Dalí. Es sind ihrer so viele, dass man sie hier nicht alle aufzählen kann. Die Kunst von Florian Illies besteht darin, dass er eine kleine Charakteristik an die andere reiht und mit leichter Feder durch die Zeiten und Jahre eilt.

Nie habe ich alle die bekannten Namen der Maler, Dichter, Schauspieler und einschlägigen Künstler auf so engem Raum beieinander gefunden. Neben den Fertigkeiten, die diese Männer und Frauen auszeichneten, spielen natürlich Beziehungen untereinander eine herausragende Rolle.
Man gewinnt schnell den Eindruck, dass hier zwischen den Geschlechtern Sodom und Gomorra herrschte. Unglaublich, mit welcher Kraft und Ausdauer Ehen geschlossen oder geschieden wurden. Als ein Beispiel sei hier die Ehe von Erika Mann und Gründgens genannt.
Homosexuelle und heterosexuelle Beziehungen wechselten schnell die Seiten, zuweilen waren Männer und Frauen beides.

Wie der Autor alle die Einzelheiten dieser Beziehungen zusammentragen konnte, ist ein Rätsel. Wer weiß schon so genau, wer da mit wem in Liebe oder Ehe verbunden war? Es war eine Zeit des Aufbruchs und der weiblichen Emanzipation, die man hier kennenlernen kann.
Die Schilderungen sind vorurteilsfrei und umfassend.

Illies kann mit leichter Feder eine Zeit heraufbeschwören, die uns sehr fern und doch so nah zu sein scheint. Nie hat man wohl auf so engem Raum beschrieben, wie die Jahre zwischen den beiden Weltkriegen die Menschen in einen Rausch von Liebe, Sex und Drogen getrieben hat.

Figuren mit bekannten Namen in der Kunst, Dichtung, im Theater und in der Malerei, nicht zu vergessen im Film, schienen im Drogenrausch ihren Halt zu verlieren. Marlene Dietrich, die Fitzgeralds, Klaus und Erika Mann: sie alle haben im Drogenrausch die Zeit vergessen. Die französische Riviera, Treffpunkt von mehr oder weniger allen, die Rang und Namen in diesen Szenen hatten, bietet mit ihrem „savoir vivre“ den Ort persönlicher Begegnungen, der das ausschweifende Leben ermöglichte. Berlin und Paris gehörten ebenso dazu, denn auch Simone de Beauvoir und Sartre dürfen in diesem Reigen nicht fehlen. Einige gingen schon bald nach Amerika. Die USA boten Zuflucht für jene, die dem Naziregime entkommen wollten. Zahlreiche Juden von Adorno bis Hannah Arendt, dem Verlegerehepaar Wolff oder die (nicht primär jüdische) Familie Mann waren auf der Flucht aus Nazideutschland unterwegs.

Insgesamt kann man sagen: „who is who“ in den zwanziger und dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts findet man in diesem Buch wieder!
Es war eine künstlerisch reiche Epoche mit morbidem Lebenswandel der Protagonisten.
Wer sich dafür interessiert, findet wirklich alle Berühmtheiten wieder.

Florian Illies weiß wohl zu schreiben!

Florian Illies
Liebe in Zeiten des Hasses
S. FISCHER, 5. Auflage, 27. Oktober 2021
432 Seiten, gebunden
ISBN-10: 3103970730
ISBN-13: 978-3103970739
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Thomas Klugkist: Hanna und Sebastian

Thomas Klugkist: Hanna und Sebastian

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Eine Liebesgeschichte, differenziert, knallbunt, ausschweifend und sehr intelligent!

Thomas Klugkist hat in der Form eines Briefromans einen  Liebesroman geschrieben, in dem er Gedanken zu Nähe und Distanz in Paarbeziehungen und zu innerer und äußerer Freiheit zwischen Liebenden abhandelt. Nichts Denkbares bleibt ausgespart in der Offenheit, mit der sich die Liebenden, und als solche zeigen sie sich in ihren Briefen, einander mitteilen.

Hanna und Sebastian, die sich noch aus der Schule kennen, haben 2000 ein wunderschönes Wochenende zu zweit in Rom verbracht. Sie sind Ende zwanzig und mögen sich sehr! Er ist Rundfunkredakteur in Berlin und sie Ärztin in der pathologischen Abteilung einer Klinik in München.

Basierend auf dem Treffen in Rom beginnen sie einen lebhaften Briefwechsel. Auf hohem Niveau tauschen sie tiefsinnig, hoch reflektiert und im Wechsel zwischen ernsten und leichten Themen ihre Gedanken aus. Da geht es um die Arbeit, ihre Familien, ihre jeweiligen inneren Befindlichkeiten, ihre Liebhaber und Liebhaberinnen und die richtige Lebensform. Doch ein Wiedersehen ist erst in zehn Jahren geplant!

Der Briefwechsel umfasst folglich mit Unterbrechungen 10 Jahre.

In diesen Jahren passiert viel!

Das Paar nähert sich mit ihren freimütigen Bekenntnissen über ein erträgliches Maß hinaus und überschreitet damit Grenzen. Die Akzeptanz dieser Offenheit scheint nur in der räumlichen Distanz möglich. Hanna erzählt über ihre Affären, die nach einigen Jahren und heftigen Turbulenzen sehr ausschweifend werden. Sebastian berichtet im Gegenzug von seinen erotischen Erlebnissen.

Die subtile Erzählform, in der sich beide immer näher kennen lernen, zeugt von hoher Bildung, tiefer Empfindungsfähigkeit und eloquenter Sprachgewandtheit. In ihren Briefen, Mails und SMS’ spürt man eine dauerhaft unterschwellige erotische Anziehung. Ihre Freiheit, die ihnen die Entfernung bietet, ist einerseits prickelnd und andererseits störend. Sie wollen mehr und bleiben doch in ihrem Schwebezustand zwischen Nähe und räumlicher Distanz. Dass es sich um eine symbiotische Beziehung handelt, wird schon bald überaus deutlich.

Doch gibt es eine stärkere Nähe, als die aus der selbst gewählten Distanz?

Mit atemloser Spannung folgt man den Geschehnissen im Leben der beiden. Sie leben jeder auf eigene Weise ihre Wünsche und Möglichkeiten aus.

Thomas Klugkist nimmt seine Leser mit in den Umkreis der Generation der achtziger und neunziger Jahre und bis in das Jahr 2010 hinein. Wie das alles enden wird?

Klugkists Protagonisten sind empfindsam, nachdenklich und selbstkritisch. Es gibt Tragödien, wie in vielen Familien, und es gibt die bodenständigen und klaren Charaktere, denen das Leben nichts anzuhaben scheint. Die Dialogform macht den Roman zu einem fast realistischen Zeitdokument. Klugkist ist ein scharfer Denker, der in seiner Geschichte literarisches und philosophisches Gedankengut verpackt und psychologische Folgerungen anklingen lässt.

Das Lesevergnügen mit Anstößen zum Nachdenken ist unvergleichlich und lässt den Leser bis zuletzt nicht los.

Thomas Klugkist
Hanna und Sebastian
432 Seiten, gebunden
C.H.Beck, Januar 2014
ISBN-10: 3406659608
ISBN-13: 978-3406659607
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