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Schlagwort: Freundschaft

Emylia Hall: In unendlicher Ferne

Emylia Hall: In unendlicher Ferne

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Die Hauptfiguren dieses Romans, Robyn Swinton und Jago Winters befinden sich zu Beginn (im Prolog) jeweils an einem Ort, an dem sie eigentlich nie sein wollten. Noch dazu jeder an einem anderen Ort, mehrere 1000 km voneinander entfernt. Während Robyn in Cornwall auf das Meer schaut, kümmert sich Jago im heißen Texas um die Pferde auf einer Ranch. Dabei ist Robyn ein Großstadtkind, die nur ihrer Eltern wegen, die in den Ruhestand gegangen sind, nach Cornwall mitgegangen ist. Jago hingegen ist in Cornwall geboren, liebt das Land, lebt mit seinem Vater zusammen und liebt die Arbeit mit Holz. Als Möbeltischler bestreitet er ganz gut seinen Lebensunterhalt.

Während der Leser im Prolog von zwei unterschiedlichen Menschen erfährt, beginnt deren Geschichte anschließend sieben Jahre zuvor. Nach und nach nähert sich der Lesende dem Ende des Spannungsbogens (Was machen sie hier an diesen Orten?), der im Prolog aufgebaut wurde. In einem ständigen Auf und Ab der Gefühle wird der Lebensweg beider in den letzten sieben Jahren geschildert.

Hall erzählt eine Geschichte von einer tiefen Freundschaft und lässt die Leser spüren, dass da offenbar noch mehr als Freundschaft ist. Doch es wird eine Geschichte von verpassten Gelegenheiten. Faszinierend hat die Autorin die Landschaft von Cornwall in das Geschehen eingebunden. Penzance, Porthcurno, St. Ives sind immer wieder genannte Orte, die Malerei, die in diesem Landstrich eine besondere Rolle spielt, nimmt auch im Roman einen festen Platz ein. Dennoch ist der Roman nicht ein simpler Regionalroman. Der Sog geht von der Geschichte aus. Doch dabei eine Region kennen zu lernen, die man noch nicht kannte, kann ein wunderschöner Nebeneffekt sein. Ebenso für denjenigen, der diese Landstriche selbst schon bereist hat. Dem einen oder anderen mag der Roman zu einer Reise nach Cornwall animieren.

Detailreiche und bildhafte Beschreibungen von Landschaft und Gefühlen machen den Roman zu einem Erlebnis. Amüsant und interessant die Nebenhandlung um Eltern im Ruhestand und der Aufstieg einer Musikband sind weitere schöne Zutaten.

Dieser Roman macht riesigen Spaß!

Emylia Hall
In unendlicher Ferne
Aus dem Englischen von Astrid Mania
btb Verlag, München
ISBN 9783442714667

© Detlef Knut, Düsseldorf 2017

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Joel Dicker: Die Geschiche der Baltimores

Joel Dicker: Die Geschiche der Baltimores

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Familiengeschichte aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt.

„Ich bin der Schriftsteller……“

So beginnt dieser unvergleichliche Roman von Joel Dicker über eine amerikanische Familie jüdischer Herkunft.

Marcus, der Icherzähler und Schriftsteller im Roman, erzählt seine Familiengeschichte. Sie beginnt 1994 und endet 2012 wird jedoch in wechselnden Jahresphasen erzählt.

Nathan und Saul Goldman sind Brüder. Der eine gehört zum amerikanischen Mittelstand, der andere ist ein reicher Anwalt in Baltimore. In New Jersey leben die „Montclairs“, Saul aber lebt mit seiner Familie in Baltimore im US-Bundesstaat Maryland in besten Verhältnissen. Beide Familien haben fast gleichaltrige Söhne. Marcus aus „Montclair“ beneidet seinen Vetter Hillel glühend, dessen Herkommen aus dem begüterten Elternhaus ihm so manche Freiheit gewährt. Er ist intelligent aber zart und schmächtig.

Durch diverse Zufälle gerät zu den „Baltimores“ noch ein verlorenes Heimkind Woody, der in der Schule zum Beschützer des zarten Hillel wird.

In einem breit angelegten Epos erzählt uns Joel Dicker die Geschichte der drei Jungen, deren Jugend durch ihre innige Freundschaft zu einer glorreichen und glücklichen Zeit wird. Sie schwören sich ewige Freundschaft.

Familiengeschichten haben ihre eigene Dynamik und immer auch Geheimnisse, die schwer zu entschlüsseln sind.

Äußerlich wirken alle harmonisch miteinander. Sauls Frau Anita ist eine besonders anziehende, gütige und liebevolle Person. Doch unterschwellig gibt es Neid und Eifersucht, die sich durch unausgesprochene Kämpfe und langes Schweigen bemerkbar machen.

Im Aufbau zeigt der Autor in zwei Ebenen, die der Eltern und deren Kindern, wie Menschen aus der unbeschwerten Jugendzeit zu Heranwachsenden werden. Mit Beginn des Studiums und mit der Liebe werden neue Akzente gesetzt. Hier erst zeigen sich die kleinen Eifersüchteleien, die Furcht vor Bevorzugung, der Ehrgeiz und die Konkurrenz, die so manches Erwachsenenleben beschweren. Vieles bleibt zwischen Eltern, Kindern und unter Freunden unausgesprochen. Auf diese Weise erwachsen Misstrauen, Kränkungen und Verletzungen aller Art. Da der Autor im Buch mit Hinweisen auf zukünftige Veränderungen und Katastrophen arbeitet, entsteht eine ungemeine Spannung, die sich steigert. Eltern und Söhne, Nachbarfamilien und mehr oder weniger kleine und große Lieben oder ihr Vergehen begleiten uns während der Erzählung und steigern die Spannung. Es kommt zu vollkommen unerwarteten Ereignissen, die Unglück über die Familien bringen. Dramatisch bis zuletzt gibt es aber auch ein gutes Ende.

Das Leben IST spannend, und Joel Dicker zeigt uns in seiner Geschichte, wie die Wirklichkeit aussehen kann. Es ist, als habe diese Familie wirklich so, wie sie beschrieben wird, gelebt. Obendrein bietet Dicker in seinem Roman Einblicke in amerikanisches Familienleben mit Aufstieg und Fall, Armut oder Reichtum und Niedergang. Dazu die Weite des Landes, in der man schnell von einem Staat in den anderen, von Nord nach Süd oder Osten komm.

Man möchte schließlich das Ende wissen und gleichzeitig soll die Lektüre nie enden!

Für Fans von Familiengeschichten ein MUSS!

Joel Dicker
Die Geschichte der Baltimores
512 Seiten, gebunden
Piper, Mai 2016
ISBN-10: 3492057640
ISBN-13: 978-3492057646
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Hanya Yanagihara: Ein wenig Leben

Hanya Yanagihara: Ein wenig Leben

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Von den dunklen und hellen Seiten des Lebens…

Vier Studenten unterschiedlicher Hautfarbe, Herkunft und Zukunftspläne finden sich in New York zusammen. Sie kennen sich vom College, und man lernt sie nach und nach in ihren sehr verschiedenen Charakteren und Leidenschaften kennen.

Zuerst ist die Erzählung ein sanftes Herantasten an die gegenwärtigen Lebensbedingungen ihrer Protagonisten.

Da ist JB, der Künstler, Malcolm, der Architekt aus reichem Elternhaus, Willem, der Schauspieler werden will und Jude St.Francis, der geheimnisvolle und von heftigen Schmerzattacken gepeinigte letzte in der Runde, der sein Jurastudium beendet hat.

Die vier Freunde befinden sich nach dem Ende ihres Studiums auf der Suche. Es geht ihnen um gute Jobs, die nicht so leicht zu finden sind, um das Leben und den Sinn ihres Tuns, um Ablösung von herkömmlichen Bindungen, um neue Erfahrungen, um Liebe, Sex und Freundschaft! Letztere hält sie zusammen. Sie sprechen viel miteinander. Reich oder arm, weiß oder schwarz spielt die geringste Rolle, obwohl diese Merkmale sicher auch bei der Identitätsfindung von Belang sind.

Ganz allmählich wird der Leser in Bann gezogen von ihrem Lebensdrang, ihren Fragen aneinander, auch von den Alltäglichkeiten wie Umzüge, Wohnungs- oder Jobsuche.

Man begleitet die Jungs durch ihr halbes Leben. Sie sind sehr verschieden von Charakter und Herkunft! Jude trägt offensichtlich ein schweres Schicksal mit sich. Er ist der Geheimnisvolle und mehr und mehr die zentrale Figur, von dem man nur wenig weiß, der sich nie äußert und doch von allen geliebt wird.

Fesselnd und atemberaubend in ihrer Dramatik und von grausamer Düsternis scheint seine  Kindheit überschattet gewesen zu sein.

Was hatte es mit dem Heim oder dem Kloster auf sich? Er fügt sich selber Leiden zu, indem er sich mit Rasierklingen verletzt, um die Vergangenheit und seinen Selbsthass, der aus dieser Vergangenheit resultiert, zu ertragen. Nach außen hin bleibt er verschlossen, liebenswert und liebenswürdig, und jeder bemüht sich, hinter sein Geheimnis zu kommen.

Vorsichtig führt uns die Autorin in die Tiefen der Beziehungen. Hier ist von Hass, menschlicher Destruktivität, von Misstrauen und echter Zuneigung, von Kränkungen, Verstehen und nicht zuletzt von einer tiefen und unverbrüchlichen Freundschaft und homosexuellen Beziehung die Rede.

Als Leser ist man erschlagen von der Wärme der Gefühle und dem Zusammenspiel von Liebe und Freundschaft, von Glück und Verzweiflung. Es ist ein Buch, das einen zum Weinen bringt!

Hanya Yanagihara beschreibt das Amerika, das wir kennen; ein Amerika, von dem so mancher junge Mensch träumen mag. Vom Auf und Ab der Möglichkeiten, von Verlusten, vom Abstand des Kleinen zum Großen, von Chancen und von der schier unbegrenzten Freiheit, die junge Menschen beim Aufbruch ins Leben erhoffen dürfen. Die einen finden ein bescheidenes Glück, und die anderen sind geplagt von Sehnsucht nach der einen wahren und großen Liebe und von der Unerfüllbarkeit erhoffter Lebensträume. Die Wahrheit ist fast immer eine andere!

Hier erleben wir ein Amerika, das es heute nicht mehr gibt! Fast setzt der Roman einen Schlusspunkt unter das freie, liberale Vielvölkerstaatengemisch, das in den Vorstellungen der westlichen Welt die wahre Freiheit Amerikas verkörperte.

Bis zur letzten Seite kann man sich von den Geschehnissen nicht lösen. Der Roman wird vermutlich den Literaturbetrieb in diesem Frühjahr heftig beschäftigen!

Hanya Yanagihara
Ein wenig Leben
960 Seiten, gebunden
Hanser Berlin, Januar 2017)
ISBN-10: 3446254714
ISBN-13: 978-3446254718
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Jay Asher: Dein Leuchten

Jay Asher: Dein Leuchten

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Wie immer zu Weihnachten kommt Sierra mit ihren Eltern für einige Wochen nach Kalifornien. Die Familie hat eine Plantage mit Weihnachtsbäumen, die nun natürlich verkauft werden sollen. In diesem Jahr verliebt sich Sierra unsterblich. Caleb, der öfter bei ihr am Stand von seinem Trinkgeld Bäume kauft, um sie zu verschenken, gefällt ihr sofort.

Doch es gibt Gerüchte über seine Vergangenheit. Er soll einmal gewalttätig gewesen und seine Schwester mit einem Messer angegriffen haben. Sierra bringt diese Tat nicht mit dem sanftmütigen Caleb zusammen. Sie verliebt sich in ihn, obwohl die Familie bald wieder abreisen wird. Sie nimmt sich vor, ihn nicht vorzuverurteilen, bevor sie nicht die ganze Geschichte kennt. Erst dann will sie entscheiden, ob sie dieser Liebe, trotz der begrenzten Zeit, die sie hat, eine Chance geben kann.

Die eigentliche Geschichte wäre sicherlich schnell erzählt. Doch Jay Asher schmückt sie aus. Er lässt die Handlung im Zeitlupentempo laufen. Jede Bewegung und jeden Gedanken zeichnet er auf. Diese Langsamkeit hat eine interessante Wirkung. Sierra gewinnt an Raum. Ich fühle mich ihr als Leser sehr nahe.

Diese Weihnachtsgeschichte geht dennoch nicht besonders tief. Es geht um Liebe, um Vorurteile, um Vertrauen, ums Erwachsenwerden und um die damit verbundene Veränderung. Die Geschichte bezaubert, weil sie sentimental und kitschig im positiven Sinne ist. Und natürlich sehr romantisch und warmherzig. Alles glitzert und funkelt weihnachtlich. Aber auch so etwas braucht man einmal, besonders in der kalten Jahreszeit!

Die Charaktere sind gut gezeichnet. Sie bedienen die gängigen Klischees. Damit kann sich besonders Jugendliche gut identifizieren. Auf diese Altersgruppe ist das Buch abgestimmt. Die Botschaft wird klar definiert. Und damit unterhält das Buch sehr gut.

Rezension von Heike Rau

Jay Asher
Dein Leuchten
320 Seiten, Klappenbroschur
Aus dem Amerikanischen von Karen Gerwig
cbt, München
ISBN-10: 3570164799
ISBN-13: 978-3570164792
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Jane Gardam: Letzte Freunde

Jane Gardam: Letzte Freunde

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Im letzten Band ihrer Trilogie über zwei Anwälte der Kronkolonie Honkong kehrt Jane Gardam noch einmal an den Erzählort zurück, um sich dem Werdegang ihrer beiden Protagonisten, der verfeindeten Anwälte Edward Feathers und Terry Veneering, zu widmen.

Nachdem beide verstorben sind und kurz nacheinander beerdigt wurden, findet man sich zunächst in dem Dörfchen in Dorset wieder, wo sie ihren Lebensabend verbringen wollten. Zufällig und nichts ahnend haben sie Häuser ganz nahe beieinander erworben.

Die beiden stammten aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten.

Edward war der distinguierte Herr, dessen Vater Kolonialbeamter war. Veneering war der Spross eines russischen Zirkustänzers. Seine Mutter war Kohlenhändlerin, eine einfache und resolute Person, die sich und den auf der Durchreise mit dem Zirkus verunglückten Russen durchbrachte. Ihr Sohn ist ihr Augapfel, für den sie alles tut. Jetzt erst versteht man Veneerings Auftreten und seine besondere Art von Humor und Robustheit, ja, sein ganzes lockeres und gelöstes Auftreten! Er ist ein Unikat an Draufgängertum und individueller Lebensart.

Wie schon in den ersten beiden Bänden dieser Romanfolge greift eine Geschichte in die andere. Lediglich der Perspektivwechsel erhellt das Bild der einen oder anderen Person. Zwischen beiden Kronanwälten stand immer Elisabeth, die Frau von Edward Feathers.

Sie war weder schön noch besonders reizvoll, aber sie wusste zu lieben.

Es wird in diesem letzten Roman ersichtlich, wie alles und alle zu einander gestanden haben, was sie gegenseitig anzog, und was sie voneinander abgestoßen hat.

Dieses England, das man hier nochmals in seiner Skurrilität und der Besonderheit der einzelnen Figuren erlebt, ist amüsant und witzig. In Dorset finden sich so einige Nebenfiguren wieder, die man bisher nur am Rande erlebt hat. Mrs. Dulcie gehört dazu und Fiscal-Smith, einer der weniger erfolgreichen Anwälte. Alles und alle hängen irgendwie mit der Kronkolonie Honkong zusammen und finden sind nun als alte Pensionäre in England wieder.

Da ja alle Personen und Geschehnisse von Beginn an in der Rückblende beschrieben wurden, ergibt sich das runde Bild einer Gesellschaft, die ihre beste Zeit kurz nach dem vorangegangenen Zweiten Weltkrieg hatte. Auch da zeichnete sich schon ab, wie unwahrscheinlich einzelne durch diesen Krieg gekommen sind, und mit wie viel Glück man zu einem Neuanfang gefunden hat.

Jetzt befinden wir uns schon im 21. Jahrhundert, und der Wandel der Zeiten macht sich allenthalben bemerkbar. Das Handy und 9/11 haben ihre Spuren hinterlassen, und die Welt hat sich gedreht.

Schon 1997 ging das Zeitalter der englischen Kronkolonien zugrunde!

Man liest auch diesen letzten Band der Trilogie gerne, weil Jane Gardam eine unnachahmlich großartige Erzählerin ist, die ihresgleichen sucht.

Jane Gardam
Letzte Freunde
40 Seiten
Hanser Berlin, Oktober 2016
ISBN-10: 3446252908
ISBN-13: 978-3446252905
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Robin Black: Porträt einer Ehe

Robin Black: Porträt einer Ehe

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Nichts eignet sich so sehr zum Thema eines Romans wie das Porträt einer Ehe.
Sind es doch die immer gleichen Ereignisse, die uns Menschen während eines langen Lebens bewegen.

In diesem Roman finden sich zwei Künstler zusammen, die auf lange gemeinsam verbrachte Jahre zurückblicken. Sie sind aus Philadelphia aufs Land gezogen. Owen ist Schriftsteller, und Augusta, genannt Gus, malt. Kinder wollten sie zuerst nie, und als sie daran dachten, bekamen sie keine mehr.

Gus hatte noch in Philadelphia eine heiße Affäre mit Bill, dem Vater einer ihrer Malschülerinnen. Sie hat sich Owen offenbart, weil sie nicht mit einer Lüge leben wollte. Die Wunde bei ihrem Mann sitzt tief, und beide haben allerhand zu tun, um diesen gravierenden Zwischenfall und Vertrauensbruch zu verwinden.

Nun leben sie ein zurückgezogenes Leben auf dem Land. In einem alten Farmhaus haben sie sich eingerichtet. Sie sind nicht gläubig und leben gegen den Mainstream. Doch gewisse Formen geben Halt, und so haben sie sich eigene Rituale zugelegt: wo sie wann, wie und was z.B. feiern werden.

Doch in die selbst gewählte Stille und kontemplative Ruhe bricht eines Tages eine Nachbarin ein. Auch sie ist Malerin und sucht Ruhe und Alleinsein nach einer langjährigen desaströsen Ehe. Alison hat eine Tochter, die erwachsen geworden ist und das Elternhaus verlassen hat.

Alison und Gus, die beiden Malerinnen, freunden sich an, und man ist gespannt, wie sich das Dreiergrüppchen mit Owen dazwischen arrangieren wird. Wie zu vermuten ist, kann das nicht lange gut gehen.

Warum ist diese Geschichte so reizvoll für den Leser?

Nun, es ist das geruhsame Landleben und die prickelnde Versuchung neuer Gemeinsamkeiten, die mit Alison in das Leben von Owen und Gus getreten ist. Einmal trifft man sich zu einem Glas Wein, dann wieder ist es ein Abendessen, das man mit einander verbringt. Die Frauen beginnen, sich kleine Geheimnisse aus ihrem Eheleben mitzuteilen, was am Ende nicht zum Guten gereicht.
Mit ihren diffizilen Querverbindungen unter den verschiedenen Protagonisten steigert Robin Black die Geschichte zu einer Erzählung, die mit einem unerwarteten Ende aufwartet.
Das psychologische Feingefühl der Autorin lässt uns glauben, dass genau solche Ereignisse im wirklichen Leben und quer durch alle Schichten passieren könnten. Da vermischen sich Missverständnisse mit Lug und Betrug und Eifersucht mit Versuchung. Robin Black gewährt uns Einblicke in die sensibelsten Empfindungen ihrer Protagonisten.

Die Erzählung verläuft zunächst in einem ruhigen Strom von Beschaulichkeit und Einkehr, um dann an Fahrt aufzunehmen. Genauso aber spielt das Leben: unerwartete Wendungen passieren ohne unser Zutun, und alle guten Vorhaben mögen zunichtewerden, wenn der Zufall als Schicksal in Erscheinung tritt. Eine außergewöhnliche Liebesgeschichte mit nicht zuletzt kriminellem Einschlag ist Robin Black mit diesem Roman gelungen.

Robin Black
Porträt einer Ehe
320 Seiten, gebunden
Luchterhand Literaturverlag, Mai 2016
ISBN-10: 3630873227
ISBN-13: 978-3630873220
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Sophia Farago: Das Geheimnis von Digmore Park

Sophia Farago: Das Geheimnis von Digmore Park

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Elizabeth Porter ist jung, jedoch für das England des 19. Jahrhunderts möglicherweise schon zu alt, um noch einen Freier zu finden, der mit ihr die Ehe eingehen möchte. Ihre Mutter, ganz und gar Dame „von Welt“, kümmert sich seit dem Tod des Ehemannes kaum um das Anwesen. Das macht Elizabeth. Unterstützung hatte sie von dem langjährigen Verwalter. Doch der kommt langsam in ein Alter, welches ihn nicht mehr so agil handeln lässt. Deshalb bleibt alles an Elizabeths Schultern hängen. Sie befürchtet, sich zu wenig um die jungen Männer der Gegend gekümmert zu haben, um noch einen abzubekommen.

Major Frederick Michael Dewary kämpft als Seeoffizier für die Krone. Doch dann erreicht ihn eine schreckliche Nachricht. Er wird in der Heimat des Mordes bezichtigt und höchstrichterlich gesucht. Es muss sich hierbei um ein Missverständnis handeln. Doch so einfach kann es dieses Missverständnis nicht aufklären, denn er wird gesucht. Deshalb reist er unter dem Namen Freddy Michaels in die Nähe seines Anwesens Digmore Park. Ihm zur Seite immer sein getreuer Adjutant. Ein zuverlässiger Freund verschafft ihm den Posten des Gutsverwalters auf Portland. Doch dort gerät er mit der jungen Elizabeth zunächst aneinander.

Sophia Farago hat hervorragend das Ambiente des südlichen Englands der 19. Jahrhunderts wiedergegeben. Als eine Hommage an die Romane von Jane Austen herausgebracht, greift sie die Landschaften, Gepflogenheiten und Personen dieser Zeit auf. Die Not der jungen Mädchen, und noch mehr die ihrer Eltern, finanziell abgesichert unter die Haube zu kommen, unbedingt einmal in London eingeführt zu werden, scheinen zwar etwas historisch angehaucht, haben aber auch in der heutigen Zeit kaum von Attraktivität eingebüßt. Die sich anbahnende Liebesgeschichte zwischen Elizabeth und Frederick wurde mit dem Kampf und dem Geheimnis um Digmore Park zu einem spannenden und sehr unterhaltendem Roman versponnen. Intrigen und Betrügereien scheinen in manchen englischen Kreisen auf der Tagesordnung zu stehen, so mancher Jüngling lässt sich blenden und fällt darauf herein.
Für Liebhaber von Jane Austen und den Brontë-Schwestern wird dieser Roman eine faszinierende Ergänzung sein.

Farago, Sophia
Das Geheimnis von Digmore Park
Dryas Verlag
ISBN 9783940855442

© Detlef Knut, Düsseldorf 2016
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Nova Weetman: Lily Frost – Fluch aus dem Jenseits

Nova Weetman: Lily Frost – Fluch aus dem Jenseits

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Für Lily Frost und ihre Familie stehen Veränderungen an. Es muss gespart werden. So wird ein altes Haus in der kleinen Stadt Gideon bezogen. Alles ist hier sehr viel beschaulicher und kein Vergleich mit der Großstadt. Den Eltern und dem jüngeren Bruder gefällt es. Doch Lily fühlt sich von Anfang an nicht wohl in dem Haus. Es ist schwer für sie, ohne das gewohnte Umfeld und ihre beste Freundin auszukommen.

Lily findet bald einen Grund für ihr Unbehagen. Sie erfährt, aus welchem Grund das Haus zum Verkauf stand und hört, dass das Mädchen, dass vorher in ihrem Zimmer gewohnt hat, verschwunden ist. Niemand weiß, wo Tilly abgeblieben ist. Aber Lily glaubt, dass das Mädchen mit Erscheinungen auf sich aufmerksam machen will, die nur sie bemerkt. Sie versucht, das Grauen nicht zu sehr an sich heranzulassen. Vielmehr will sich Tilly helfen und herausfinden, was mit ihr geschehen ist.

Lily Frost ist schwierig in ihrer Persönlichkeit. Sie begegnet ihrer Familie sehr unfreundlich nach dem unfreiwilligen Umzug. Das passt im Grunde nicht zu ihrer Hilfsbereitschaft dem Geist gegenüber. Die Handlung selbst ist recht einfach gestrickt. Es ist also keine anstrengende Unterhaltung, die hier geboten wird. Es wird ein wenig gruselig, aber auch das hält sich in Grenzen. Lily Frost wird sehr in den Vordergrund gestellt. Der Rest verblasst ein wenig. Dabei gibt es Figuren, denen etwas mehr Aufmerksamkeit gut getan hätte.

Ich habe mich dennoch sehr gut unterhalten gefühlt. Die Autorin hat mit ihrer Geschichte mein Interesse geweckt. Außerdem ist ihr Schreibstil gut. Das Buch ist also recht spannend und auch gut erzählt, auch wenn das Thema nicht neu ist.
Es muss ja nicht immer so krachender Horror sein, sodass man Atemnot bekommt und die Hände, die das Buch halten, zittern. Ich denke, dass Gesamtbild stimmt.

Rezension von Heike Rau

Nova Weetman
Lily Frost – Fluch aus dem Jenseits
Aus dem australischen Englisch von Friederike Levin
Beltz & Gelberg
235 Seiten, gebunden
ISBN-10: 3407746547
ISBN-13: 978-3407746542
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Nina George: Das Traumbuch

Nina George: Das Traumbuch

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Mit dem Roman „Das Lavendelzimmer“ hat Nina George internationale Beststellergeschichte geschrieben. „Das Traumbuch“ soll nun nachziehen.

Dabei geht es zunächst um die drei Personen Henri, Eddie und Sam. Henri rettet einem jungen Mädchen das Leben, wird unmittelbar danach aber von einem Auto erfasst und liegt jetzt im Koma. Eigentlich war er gerade auf dem Weg zu Sam, seinem Sohn. Beide waren sich noch nie begegnet. Sams Mutter hatte etwas dagegen, dass er Kontakt zu seinem Vater hat. Doch nun setzte sich Sam darüber hinweg und hatte seinen Vater zu einem Treffen eingeladen. Doch dann passiert dem dieser Unfall. Schließlich ist da noch Eddie, eigentlich Edwina. Sie ist die Ex-Freundin von Henri. Vor zwei Jahren hatte Henri ihr gesagt, dass er sie nicht liebe. Doch sie wurde nun von der Klinik informiert, weil sie noch in Henris Patientenverfügung als wichtige Kontaktperson eingetragen ist. Gerade in dem Moment, als sie mit ihrer Liebe zu Henri abgeschlossen und einen neuen Lebensgefährten hat.

In dieser Konstellation entwickelte Nina George eine gefühlvolle, nicht immer schmerzfreie, Beziehungsgeschichte. In von ihr gewohnter Weise findet sie bildreichte und treffende Worte, Metaphern und Vergleiche, um die Gefühle aller Protagonisten den Leser mitspüren zu lassen. Die Kapitel sind immer aus der Sicht eines der Protagonisten jeweils in der ersten Person erzählt. Das animiert den Leser, das Geschehen und vor allem die Gefühle der jeweiligen Person mitzuerleben und zu fühlen. Leser mit ähnlichen Erfahrungen werden in der einen oder anderen Situation Empathie empfinden können. In von den Figuren gemeinsam erlebten Situationen bekommt der Leser winzige Überschneidungen aus unterschiedlicher Perspektive dargeboten, um den jeweils neuen Standpunkt einnehmen zu können. Ich fühlte mich sehr wohl damit.

Womit ich mich zunächst, Betonung liegt auf „zunächst“, nicht so wohl fühlte, war das Thema Krankheit und Tod. Krankenhaus, Schläuche, Apparate und Kanülen, nichts für mich. Aber vielleicht war die authentische Gestaltung der Gefühle daran schuld. Doch die Geschichte der drei Personen wird dann so packend, dass man sich ihnen nicht verschließen kann und sie einfach mögen muss. Der Gegenspieler, der zwar in jeder Zeile des Romans mitschwingt, gibt so viel Raum, dass sich Sympathie für die Figuren, sowohl Haupt- als auch Nebenfiguren, zwangsläufig einstellt. Es braucht halt eine gewisse Zeit der Annäherung, des Kennenlernens, damit sich eine intensive Beziehung zwischen Leser und Protagonisten aufbauen kann. Bis es schließlich zu erster Gänsehaut kommt, wenn der junge Sam zwei Menschen ein Versprechen gibt. Spätestens ab hier lässt der Sog den Leser nicht mehr los.

Auf diese Weise, gefesselt in einer Klinik, erzählt Nina George die Lebensgeschichte dreier Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnte. Ob es sich dabei um die Storys des Kriegsberichterstatters Henri handelt, der auch in Afghanistan unterwegs war, die Überlegungen der Verlegerin Eddie, um guten Geschichten eine Chance zu geben, oder das Erwachsenwerden des pubertierenden Teenagers Sam.

Ein großartiger Roman um Liebe, Sehnsucht, Verlassensein und Erwachsenwerden.

George, Nina
Das Traumbuch
Droemer Knaur Verlag, München
ISBN 9783426653852

© Detlef Knut, Düsseldorf 2016
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Friedrich Ani: Der einsame Engel

Friedrich Ani: Der einsame Engel

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Ich muss gleich zu Beginn gestehen, dass dieser Roman ein ganz besonderes Gefühl beim Lesen in mir hervorrief. Ein Gefühl, welches sich nicht bei jedem Buch einstellt, auch wenn es mit der höchsten Punktzahl meinerseits bewertet wird.

Doch worum geht es? Tabor Süden arbeitet als Detektiv in der Detektei bei Edith Liebergesell. Der Detektei geht es finanziell nicht besonders, außerdem müssen alle den Tod eines Kollegen verarbeiten. Die Firma bekommt den Auftrag zur Suche eines verschwundenen Geschäftsmannes. Die Ex-Freundin und Noch-Angestellte des Gemüsehändlers hat sich nach zwölf Tagen aufgerafft und die Detektei beauftragt. Ihren Worten nach war sie zuvor bei der Polizei, doch da der Mann sein eigenes Leben führte, außerdem eine neue Partnerin hatte, war das für die Polizei keine Vermissung. Er könne jederzeit wieder auftauchen. So gelang der Fall an Tabor Süden. Dieser ermittelt akribisch, er befragt zunächst die Auftraggeberin, danach noch weitere Personen. Er hat jedoch immer das Gefühl, nie die Wahrheit zu hören.

Hier zeichnet sich der besondere Stil von Friedrich Ani ab. Er ist ein ausgesprochen guter Beobachter und dringt tief in die Köpfe der Menschen, um ihr Innerstes nach oben zu führen. In ungemein sanfter Weise lässt er auch seinen Ermittler Tabor Süden seine Fragen stellen, Recherchen durchführen und über sich und das Leben nachdenken. Der Fragestil Südens, der mehr auf Feststellungen denn aus Fragen besteht, ist eine ganz besondere Methode. Als Leser wird man dabei dem Gedankengang des Protagonisten folgen können. Krimileser sind häufig darauf bedacht, mit denen Ermittlern „mitzuermitteln“. Dabei versuchen sie meist, mehr zu erfahren, als die Ermittler wissen. Ani hingegen zeigt dem Leser eine (sympathische) Nase. Mit der Fragetechnik Südens wird dem Leser immer wieder aufgezeigt, dass Süden mehr weiß bzw. ahnt, als der Leser zu vermuten vermag. Das erzeugt einen ganz besonderen Reiz, eine ganz besondere Spannung beim Lesen.

Ein anderer Charme bei der Lektüre dieses Romans liegt in der Sinnlichkeit, in der Gemütlichkeit des Geschehens. Es gibt keine überbordende Hektik und Aktion, die die Handlung treibt. Es sind vielmehr die leisen Töne, die Gedanken des Protagonisten, die für den Genuss beim Lesen sorgen. Das schafft bei weitem nicht jeder Roman, eher wird man einen solchen Roman vielleicht alle zwei Jahre in die Hände bekommen. Diese besondere Ruhe, die ich verspürte, erinnerte mich ganz stark an die Romane von Siegfried Lenz.

Man kann es eigentlich nicht in Worte fassen, als abschließend zu sagen: Schön! Ich gebe gerne eine volle Punktzahl für diese Geschichte und bin gespannt auf den weiteren Lebensweg von Tabor Süden.

Ani, Friedrich
Der einsame Engel
Droemer Verlag, München
ISBN 9783426281475

© Detlef Knut, Düsseldorf 2016
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