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Schlagwort: Freundschaft

Jay Asher: Dein Leuchten

Jay Asher: Dein Leuchten

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Wie immer zu Weihnachten kommt Sierra mit ihren Eltern für einige Wochen nach Kalifornien. Die Familie hat eine Plantage mit Weihnachtsbäumen, die nun natürlich verkauft werden sollen. In diesem Jahr verliebt sich Sierra unsterblich. Caleb, der öfter bei ihr am Stand von seinem Trinkgeld Bäume kauft, um sie zu verschenken, gefällt ihr sofort.

Doch es gibt Gerüchte über seine Vergangenheit. Er soll einmal gewalttätig gewesen und seine Schwester mit einem Messer angegriffen haben. Sierra bringt diese Tat nicht mit dem sanftmütigen Caleb zusammen. Sie verliebt sich in ihn, obwohl die Familie bald wieder abreisen wird. Sie nimmt sich vor, ihn nicht vorzuverurteilen, bevor sie nicht die ganze Geschichte kennt. Erst dann will sie entscheiden, ob sie dieser Liebe, trotz der begrenzten Zeit, die sie hat, eine Chance geben kann.

Die eigentliche Geschichte wäre sicherlich schnell erzählt. Doch Jay Asher schmückt sie aus. Er lässt die Handlung im Zeitlupentempo laufen. Jede Bewegung und jeden Gedanken zeichnet er auf. Diese Langsamkeit hat eine interessante Wirkung. Sierra gewinnt an Raum. Ich fühle mich ihr als Leser sehr nahe.

Diese Weihnachtsgeschichte geht dennoch nicht besonders tief. Es geht um Liebe, um Vorurteile, um Vertrauen, ums Erwachsenwerden und um die damit verbundene Veränderung. Die Geschichte bezaubert, weil sie sentimental und kitschig im positiven Sinne ist. Und natürlich sehr romantisch und warmherzig. Alles glitzert und funkelt weihnachtlich. Aber auch so etwas braucht man einmal, besonders in der kalten Jahreszeit!

Die Charaktere sind gut gezeichnet. Sie bedienen die gängigen Klischees. Damit kann sich besonders Jugendliche gut identifizieren. Auf diese Altersgruppe ist das Buch abgestimmt. Die Botschaft wird klar definiert. Und damit unterhält das Buch sehr gut.

Rezension von Heike Rau

Jay Asher
Dein Leuchten
320 Seiten, Klappenbroschur
Aus dem Amerikanischen von Karen Gerwig
cbt, München
ISBN-10: 3570164799
ISBN-13: 978-3570164792
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Jane Gardam: Letzte Freunde

Jane Gardam: Letzte Freunde

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Im letzten Band ihrer Trilogie über zwei Anwälte der Kronkolonie Honkong kehrt Jane Gardam noch einmal an den Erzählort zurück, um sich dem Werdegang ihrer beiden Protagonisten, der verfeindeten Anwälte Edward Feathers und Terry Veneering, zu widmen.

Nachdem beide verstorben sind und kurz nacheinander beerdigt wurden, findet man sich zunächst in dem Dörfchen in Dorset wieder, wo sie ihren Lebensabend verbringen wollten. Zufällig und nichts ahnend haben sie Häuser ganz nahe beieinander erworben.

Die beiden stammten aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten.

Edward war der distinguierte Herr, dessen Vater Kolonialbeamter war. Veneering war der Spross eines russischen Zirkustänzers. Seine Mutter war Kohlenhändlerin, eine einfache und resolute Person, die sich und den auf der Durchreise mit dem Zirkus verunglückten Russen durchbrachte. Ihr Sohn ist ihr Augapfel, für den sie alles tut. Jetzt erst versteht man Veneerings Auftreten und seine besondere Art von Humor und Robustheit, ja, sein ganzes lockeres und gelöstes Auftreten! Er ist ein Unikat an Draufgängertum und individueller Lebensart.

Wie schon in den ersten beiden Bänden dieser Romanfolge greift eine Geschichte in die andere. Lediglich der Perspektivwechsel erhellt das Bild der einen oder anderen Person. Zwischen beiden Kronanwälten stand immer Elisabeth, die Frau von Edward Feathers.

Sie war weder schön noch besonders reizvoll, aber sie wusste zu lieben.

Es wird in diesem letzten Roman ersichtlich, wie alles und alle zu einander gestanden haben, was sie gegenseitig anzog, und was sie voneinander abgestoßen hat.

Dieses England, das man hier nochmals in seiner Skurrilität und der Besonderheit der einzelnen Figuren erlebt, ist amüsant und witzig. In Dorset finden sich so einige Nebenfiguren wieder, die man bisher nur am Rande erlebt hat. Mrs. Dulcie gehört dazu und Fiscal-Smith, einer der weniger erfolgreichen Anwälte. Alles und alle hängen irgendwie mit der Kronkolonie Honkong zusammen und finden sind nun als alte Pensionäre in England wieder.

Da ja alle Personen und Geschehnisse von Beginn an in der Rückblende beschrieben wurden, ergibt sich das runde Bild einer Gesellschaft, die ihre beste Zeit kurz nach dem vorangegangenen Zweiten Weltkrieg hatte. Auch da zeichnete sich schon ab, wie unwahrscheinlich einzelne durch diesen Krieg gekommen sind, und mit wie viel Glück man zu einem Neuanfang gefunden hat.

Jetzt befinden wir uns schon im 21. Jahrhundert, und der Wandel der Zeiten macht sich allenthalben bemerkbar. Das Handy und 9/11 haben ihre Spuren hinterlassen, und die Welt hat sich gedreht.

Schon 1997 ging das Zeitalter der englischen Kronkolonien zugrunde!

Man liest auch diesen letzten Band der Trilogie gerne, weil Jane Gardam eine unnachahmlich großartige Erzählerin ist, die ihresgleichen sucht.

Jane Gardam
Letzte Freunde
40 Seiten
Hanser Berlin, Oktober 2016
ISBN-10: 3446252908
ISBN-13: 978-3446252905
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Robin Black: Porträt einer Ehe

Robin Black: Porträt einer Ehe

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Nichts eignet sich so sehr zum Thema eines Romans wie das Porträt einer Ehe.
Sind es doch die immer gleichen Ereignisse, die uns Menschen während eines langen Lebens bewegen.

In diesem Roman finden sich zwei Künstler zusammen, die auf lange gemeinsam verbrachte Jahre zurückblicken. Sie sind aus Philadelphia aufs Land gezogen. Owen ist Schriftsteller, und Augusta, genannt Gus, malt. Kinder wollten sie zuerst nie, und als sie daran dachten, bekamen sie keine mehr.

Gus hatte noch in Philadelphia eine heiße Affäre mit Bill, dem Vater einer ihrer Malschülerinnen. Sie hat sich Owen offenbart, weil sie nicht mit einer Lüge leben wollte. Die Wunde bei ihrem Mann sitzt tief, und beide haben allerhand zu tun, um diesen gravierenden Zwischenfall und Vertrauensbruch zu verwinden.

Nun leben sie ein zurückgezogenes Leben auf dem Land. In einem alten Farmhaus haben sie sich eingerichtet. Sie sind nicht gläubig und leben gegen den Mainstream. Doch gewisse Formen geben Halt, und so haben sie sich eigene Rituale zugelegt: wo sie wann, wie und was z.B. feiern werden.

Doch in die selbst gewählte Stille und kontemplative Ruhe bricht eines Tages eine Nachbarin ein. Auch sie ist Malerin und sucht Ruhe und Alleinsein nach einer langjährigen desaströsen Ehe. Alison hat eine Tochter, die erwachsen geworden ist und das Elternhaus verlassen hat.

Alison und Gus, die beiden Malerinnen, freunden sich an, und man ist gespannt, wie sich das Dreiergrüppchen mit Owen dazwischen arrangieren wird. Wie zu vermuten ist, kann das nicht lange gut gehen.

Warum ist diese Geschichte so reizvoll für den Leser?

Nun, es ist das geruhsame Landleben und die prickelnde Versuchung neuer Gemeinsamkeiten, die mit Alison in das Leben von Owen und Gus getreten ist. Einmal trifft man sich zu einem Glas Wein, dann wieder ist es ein Abendessen, das man mit einander verbringt. Die Frauen beginnen, sich kleine Geheimnisse aus ihrem Eheleben mitzuteilen, was am Ende nicht zum Guten gereicht.
Mit ihren diffizilen Querverbindungen unter den verschiedenen Protagonisten steigert Robin Black die Geschichte zu einer Erzählung, die mit einem unerwarteten Ende aufwartet.
Das psychologische Feingefühl der Autorin lässt uns glauben, dass genau solche Ereignisse im wirklichen Leben und quer durch alle Schichten passieren könnten. Da vermischen sich Missverständnisse mit Lug und Betrug und Eifersucht mit Versuchung. Robin Black gewährt uns Einblicke in die sensibelsten Empfindungen ihrer Protagonisten.

Die Erzählung verläuft zunächst in einem ruhigen Strom von Beschaulichkeit und Einkehr, um dann an Fahrt aufzunehmen. Genauso aber spielt das Leben: unerwartete Wendungen passieren ohne unser Zutun, und alle guten Vorhaben mögen zunichtewerden, wenn der Zufall als Schicksal in Erscheinung tritt. Eine außergewöhnliche Liebesgeschichte mit nicht zuletzt kriminellem Einschlag ist Robin Black mit diesem Roman gelungen.

Robin Black
Porträt einer Ehe
320 Seiten, gebunden
Luchterhand Literaturverlag, Mai 2016
ISBN-10: 3630873227
ISBN-13: 978-3630873220
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Sophia Farago: Das Geheimnis von Digmore Park

Sophia Farago: Das Geheimnis von Digmore Park

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Elizabeth Porter ist jung, jedoch für das England des 19. Jahrhunderts möglicherweise schon zu alt, um noch einen Freier zu finden, der mit ihr die Ehe eingehen möchte. Ihre Mutter, ganz und gar Dame „von Welt“, kümmert sich seit dem Tod des Ehemannes kaum um das Anwesen. Das macht Elizabeth. Unterstützung hatte sie von dem langjährigen Verwalter. Doch der kommt langsam in ein Alter, welches ihn nicht mehr so agil handeln lässt. Deshalb bleibt alles an Elizabeths Schultern hängen. Sie befürchtet, sich zu wenig um die jungen Männer der Gegend gekümmert zu haben, um noch einen abzubekommen.

Major Frederick Michael Dewary kämpft als Seeoffizier für die Krone. Doch dann erreicht ihn eine schreckliche Nachricht. Er wird in der Heimat des Mordes bezichtigt und höchstrichterlich gesucht. Es muss sich hierbei um ein Missverständnis handeln. Doch so einfach kann es dieses Missverständnis nicht aufklären, denn er wird gesucht. Deshalb reist er unter dem Namen Freddy Michaels in die Nähe seines Anwesens Digmore Park. Ihm zur Seite immer sein getreuer Adjutant. Ein zuverlässiger Freund verschafft ihm den Posten des Gutsverwalters auf Portland. Doch dort gerät er mit der jungen Elizabeth zunächst aneinander.

Sophia Farago hat hervorragend das Ambiente des südlichen Englands der 19. Jahrhunderts wiedergegeben. Als eine Hommage an die Romane von Jane Austen herausgebracht, greift sie die Landschaften, Gepflogenheiten und Personen dieser Zeit auf. Die Not der jungen Mädchen, und noch mehr die ihrer Eltern, finanziell abgesichert unter die Haube zu kommen, unbedingt einmal in London eingeführt zu werden, scheinen zwar etwas historisch angehaucht, haben aber auch in der heutigen Zeit kaum von Attraktivität eingebüßt. Die sich anbahnende Liebesgeschichte zwischen Elizabeth und Frederick wurde mit dem Kampf und dem Geheimnis um Digmore Park zu einem spannenden und sehr unterhaltendem Roman versponnen. Intrigen und Betrügereien scheinen in manchen englischen Kreisen auf der Tagesordnung zu stehen, so mancher Jüngling lässt sich blenden und fällt darauf herein.
Für Liebhaber von Jane Austen und den Brontë-Schwestern wird dieser Roman eine faszinierende Ergänzung sein.

Farago, Sophia
Das Geheimnis von Digmore Park
Dryas Verlag
ISBN 9783940855442

© Detlef Knut, Düsseldorf 2016
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Nova Weetman: Lily Frost – Fluch aus dem Jenseits

Nova Weetman: Lily Frost – Fluch aus dem Jenseits

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Für Lily Frost und ihre Familie stehen Veränderungen an. Es muss gespart werden. So wird ein altes Haus in der kleinen Stadt Gideon bezogen. Alles ist hier sehr viel beschaulicher und kein Vergleich mit der Großstadt. Den Eltern und dem jüngeren Bruder gefällt es. Doch Lily fühlt sich von Anfang an nicht wohl in dem Haus. Es ist schwer für sie, ohne das gewohnte Umfeld und ihre beste Freundin auszukommen.

Lily findet bald einen Grund für ihr Unbehagen. Sie erfährt, aus welchem Grund das Haus zum Verkauf stand und hört, dass das Mädchen, dass vorher in ihrem Zimmer gewohnt hat, verschwunden ist. Niemand weiß, wo Tilly abgeblieben ist. Aber Lily glaubt, dass das Mädchen mit Erscheinungen auf sich aufmerksam machen will, die nur sie bemerkt. Sie versucht, das Grauen nicht zu sehr an sich heranzulassen. Vielmehr will sich Tilly helfen und herausfinden, was mit ihr geschehen ist.

Lily Frost ist schwierig in ihrer Persönlichkeit. Sie begegnet ihrer Familie sehr unfreundlich nach dem unfreiwilligen Umzug. Das passt im Grunde nicht zu ihrer Hilfsbereitschaft dem Geist gegenüber. Die Handlung selbst ist recht einfach gestrickt. Es ist also keine anstrengende Unterhaltung, die hier geboten wird. Es wird ein wenig gruselig, aber auch das hält sich in Grenzen. Lily Frost wird sehr in den Vordergrund gestellt. Der Rest verblasst ein wenig. Dabei gibt es Figuren, denen etwas mehr Aufmerksamkeit gut getan hätte.

Ich habe mich dennoch sehr gut unterhalten gefühlt. Die Autorin hat mit ihrer Geschichte mein Interesse geweckt. Außerdem ist ihr Schreibstil gut. Das Buch ist also recht spannend und auch gut erzählt, auch wenn das Thema nicht neu ist.
Es muss ja nicht immer so krachender Horror sein, sodass man Atemnot bekommt und die Hände, die das Buch halten, zittern. Ich denke, dass Gesamtbild stimmt.

Rezension von Heike Rau

Nova Weetman
Lily Frost – Fluch aus dem Jenseits
Aus dem australischen Englisch von Friederike Levin
Beltz & Gelberg
235 Seiten, gebunden
ISBN-10: 3407746547
ISBN-13: 978-3407746542
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Nina George: Das Traumbuch

Nina George: Das Traumbuch

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Mit dem Roman „Das Lavendelzimmer“ hat Nina George internationale Beststellergeschichte geschrieben. „Das Traumbuch“ soll nun nachziehen.

Dabei geht es zunächst um die drei Personen Henri, Eddie und Sam. Henri rettet einem jungen Mädchen das Leben, wird unmittelbar danach aber von einem Auto erfasst und liegt jetzt im Koma. Eigentlich war er gerade auf dem Weg zu Sam, seinem Sohn. Beide waren sich noch nie begegnet. Sams Mutter hatte etwas dagegen, dass er Kontakt zu seinem Vater hat. Doch nun setzte sich Sam darüber hinweg und hatte seinen Vater zu einem Treffen eingeladen. Doch dann passiert dem dieser Unfall. Schließlich ist da noch Eddie, eigentlich Edwina. Sie ist die Ex-Freundin von Henri. Vor zwei Jahren hatte Henri ihr gesagt, dass er sie nicht liebe. Doch sie wurde nun von der Klinik informiert, weil sie noch in Henris Patientenverfügung als wichtige Kontaktperson eingetragen ist. Gerade in dem Moment, als sie mit ihrer Liebe zu Henri abgeschlossen und einen neuen Lebensgefährten hat.

In dieser Konstellation entwickelte Nina George eine gefühlvolle, nicht immer schmerzfreie, Beziehungsgeschichte. In von ihr gewohnter Weise findet sie bildreichte und treffende Worte, Metaphern und Vergleiche, um die Gefühle aller Protagonisten den Leser mitspüren zu lassen. Die Kapitel sind immer aus der Sicht eines der Protagonisten jeweils in der ersten Person erzählt. Das animiert den Leser, das Geschehen und vor allem die Gefühle der jeweiligen Person mitzuerleben und zu fühlen. Leser mit ähnlichen Erfahrungen werden in der einen oder anderen Situation Empathie empfinden können. In von den Figuren gemeinsam erlebten Situationen bekommt der Leser winzige Überschneidungen aus unterschiedlicher Perspektive dargeboten, um den jeweils neuen Standpunkt einnehmen zu können. Ich fühlte mich sehr wohl damit.

Womit ich mich zunächst, Betonung liegt auf „zunächst“, nicht so wohl fühlte, war das Thema Krankheit und Tod. Krankenhaus, Schläuche, Apparate und Kanülen, nichts für mich. Aber vielleicht war die authentische Gestaltung der Gefühle daran schuld. Doch die Geschichte der drei Personen wird dann so packend, dass man sich ihnen nicht verschließen kann und sie einfach mögen muss. Der Gegenspieler, der zwar in jeder Zeile des Romans mitschwingt, gibt so viel Raum, dass sich Sympathie für die Figuren, sowohl Haupt- als auch Nebenfiguren, zwangsläufig einstellt. Es braucht halt eine gewisse Zeit der Annäherung, des Kennenlernens, damit sich eine intensive Beziehung zwischen Leser und Protagonisten aufbauen kann. Bis es schließlich zu erster Gänsehaut kommt, wenn der junge Sam zwei Menschen ein Versprechen gibt. Spätestens ab hier lässt der Sog den Leser nicht mehr los.

Auf diese Weise, gefesselt in einer Klinik, erzählt Nina George die Lebensgeschichte dreier Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnte. Ob es sich dabei um die Storys des Kriegsberichterstatters Henri handelt, der auch in Afghanistan unterwegs war, die Überlegungen der Verlegerin Eddie, um guten Geschichten eine Chance zu geben, oder das Erwachsenwerden des pubertierenden Teenagers Sam.

Ein großartiger Roman um Liebe, Sehnsucht, Verlassensein und Erwachsenwerden.

George, Nina
Das Traumbuch
Droemer Knaur Verlag, München
ISBN 9783426653852

© Detlef Knut, Düsseldorf 2016
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Friedrich Ani: Der einsame Engel

Friedrich Ani: Der einsame Engel

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Ich muss gleich zu Beginn gestehen, dass dieser Roman ein ganz besonderes Gefühl beim Lesen in mir hervorrief. Ein Gefühl, welches sich nicht bei jedem Buch einstellt, auch wenn es mit der höchsten Punktzahl meinerseits bewertet wird.

Doch worum geht es? Tabor Süden arbeitet als Detektiv in der Detektei bei Edith Liebergesell. Der Detektei geht es finanziell nicht besonders, außerdem müssen alle den Tod eines Kollegen verarbeiten. Die Firma bekommt den Auftrag zur Suche eines verschwundenen Geschäftsmannes. Die Ex-Freundin und Noch-Angestellte des Gemüsehändlers hat sich nach zwölf Tagen aufgerafft und die Detektei beauftragt. Ihren Worten nach war sie zuvor bei der Polizei, doch da der Mann sein eigenes Leben führte, außerdem eine neue Partnerin hatte, war das für die Polizei keine Vermissung. Er könne jederzeit wieder auftauchen. So gelang der Fall an Tabor Süden. Dieser ermittelt akribisch, er befragt zunächst die Auftraggeberin, danach noch weitere Personen. Er hat jedoch immer das Gefühl, nie die Wahrheit zu hören.

Hier zeichnet sich der besondere Stil von Friedrich Ani ab. Er ist ein ausgesprochen guter Beobachter und dringt tief in die Köpfe der Menschen, um ihr Innerstes nach oben zu führen. In ungemein sanfter Weise lässt er auch seinen Ermittler Tabor Süden seine Fragen stellen, Recherchen durchführen und über sich und das Leben nachdenken. Der Fragestil Südens, der mehr auf Feststellungen denn aus Fragen besteht, ist eine ganz besondere Methode. Als Leser wird man dabei dem Gedankengang des Protagonisten folgen können. Krimileser sind häufig darauf bedacht, mit denen Ermittlern „mitzuermitteln“. Dabei versuchen sie meist, mehr zu erfahren, als die Ermittler wissen. Ani hingegen zeigt dem Leser eine (sympathische) Nase. Mit der Fragetechnik Südens wird dem Leser immer wieder aufgezeigt, dass Süden mehr weiß bzw. ahnt, als der Leser zu vermuten vermag. Das erzeugt einen ganz besonderen Reiz, eine ganz besondere Spannung beim Lesen.

Ein anderer Charme bei der Lektüre dieses Romans liegt in der Sinnlichkeit, in der Gemütlichkeit des Geschehens. Es gibt keine überbordende Hektik und Aktion, die die Handlung treibt. Es sind vielmehr die leisen Töne, die Gedanken des Protagonisten, die für den Genuss beim Lesen sorgen. Das schafft bei weitem nicht jeder Roman, eher wird man einen solchen Roman vielleicht alle zwei Jahre in die Hände bekommen. Diese besondere Ruhe, die ich verspürte, erinnerte mich ganz stark an die Romane von Siegfried Lenz.

Man kann es eigentlich nicht in Worte fassen, als abschließend zu sagen: Schön! Ich gebe gerne eine volle Punktzahl für diese Geschichte und bin gespannt auf den weiteren Lebensweg von Tabor Süden.

Ani, Friedrich
Der einsame Engel
Droemer Verlag, München
ISBN 9783426281475

© Detlef Knut, Düsseldorf 2016
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Thees Uhlmann: Sophie, der Tod und ich

Thees Uhlmann: Sophie, der Tod und ich

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Dieses Buch ist eine unglaubhafte Geschichte, in welcher der Ich-Erzähler eines Tages an der Wohnungstür von einem Mann überrascht wird. Es ist der Tod, gekommen, um ihn zu holen. Denn schließlich sei er jetzt an der Reihe und stehe im Auftragsbuch des Todes. Doch der Ich-Erzähler nötigt dem Tod noch einige Stunden ab, weil er ein letztes Mal seinen Sohn sehen möchte. Den hat ihm seine Ex-Frau mit der Scheidung gerichtlich entzogen. Mit von der Partie auf dieser Reise zum Sohn ist Sophie, Ex-Freundin von „ich“, und später auch dessen Mutter.

Thees Uhlmann als Musiker zu hören ist die eine Seite, seinen Roman zu lesen eine andere. Einzelne Passagen und Dialoge auf dem Roadtrip durchs Leben sind witzig und machen Spaß. Stellenweise kann der Leser lachen. Doch in der Gänze ist die Geschichte, falls es überhaupt eine gibt, zu dünn und unglaubhaft. Allein durch die Figur des Todes driftet sie ab in die Welt der Fanasy und des Science Fiction. Der Rahmen wirkt aufgesetzt auf eine Sammlung von Beobachtungen und Kurzgeschichten, wie sie dem Musiker Thees Uhlmann und seinem Umfeld tasächlich pssiert sein können. Diese Begebenheiten allerdings mit einer konstruierten Handlung zu verknüfen, lassen sie deshalb nicht interessanter werden.

Schade, dass dadurch das Pulver der einzelnen Geschichten verschossen wurde. In einem Buch mit mehreren Erzählungen wären sie besser aufgehoben gewesen und hätten den Lesern mehr Freude bereitet. So aber bleibt nur ein fader Beigeschmack, der manchen Leser kein zweites Mal zu einem Buch von Thees Uhlmann greifen lässt.
Getreu dem Motto: „Schuster, bleib bei deinen Leisten“ oder „In der Kürze liegt die Würze“, greife ich lieber nach einer CD von Thees Uhlmann. Da hat er bewiesen, wie gut er mit kurzen Texten umgehen kann.

Uhlmann, Thees
Sophie, der Tod und ich
Kiepenheuer&Witsch, Köln
ISBN: 9783462047936

© Detlef Knut, Düsseldorf 2016
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Minette Walters: Das Echo

Minette Walters: Das Echo

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Ein vor sechs Jahren verschwundener Betrüger, ein vor sechs Monaten verhungerter Obdachloser, ein Journalist, der von seinem Chef gedrungen wird, endlich mal wieder eine große Story zu schreiben, die sich für die Zeitung lohnt. So könnte man die Eckpunkte dieses Romans der englische Schriftstellerin Minette Walters benennen. Er beginnt damit das in der Garage der wohlhabenden Architektin Amanda Powell eines Tages ein Stadtstreicher tot aufgefunden wird. Dem ersten Anschein nach ist er verhungert. Merkwürdig ist aber, dass die Architektin die Bestattungskosten für diesen Unbekannten übernimmt. Dies findet besonders der Journalist Michael Deacon, auf der Suche nach einer großen Story. Sein Interesse ist geweckt, um an dem Schicksal des Stadtstreichers dran zu bleiben. Es dauert nicht lange, da stößt Deacon auf den Ex-Ehemann von Amanda, der vor sechs Jahren nach einem aufgeflogenen Betrugsskandal spurlos verschwunden ist. Hat der verschwundene Ehemann etwas mit dem Obdachlosen zu tun?

Neben dem besonders gut verschachtelten Plot hat mir die Figur des Michael Deacon sehr zugesagt. Er ist keiner der nach Karriere strebenden Journalisten, sondern einfach nur ein besonnener Typ, der eine gute Arbeit abliefern möchte. Vor Jahren ist ihm seine Frau davongelaufen, weshalb es schließlich auch zum Zerwürfnis mit seiner Mutter kam. Er lebt allein in seiner Wohnung und führt ein einsames Single-Dasein. Doch bei seinen Recherchen trifft er auf den 14jährigen Kerry, der ebenfalls unter den Stadtstreichern lebt. Der Junge ist beeindruckt von dem Respekt, den ihm der ältere Mann zollt. Kerry schließt Deacon schließlich ins Herz. Doch diese Zuneigung ist keine Einbahnstraße. Deacon bietet dem jungen Unterkunft in seiner Wohnung an. Diesem Duo schließt sich letztendlich noch ein Kollege von Deacon an. Dieser Kollege hat irgendwie seine Pubertät verschlafen und verfügt deshalb über eigenartige sexuelle Gelüste. Auch ihm gewährt Deacon Unterkunft in seiner Wohnung. Die Konstellation dieses Dreiergespanns beinhaltet jede Menge Konfliktstoff, andererseits aber auch Grund genug für humorvolle Szenen und Dialoge.

Minette Wolters ist ein schwer zu durchschauender Krimi gelungen. Die Hauptfiguren des Romans sind authentisch und letztendlich sympathisch, auch wenn es sich dabei um Täter handeln sollte. Die Dialoge sind zum Teil humorvoll und es macht Spaß, den Leuten „zuzusehen“, wie sie sich in ihrem Chaos verstricken. Ein lesenswerter Roman.

Walters, Minette
Das Echo
Aus dem Amerikanischen von Mechthild Sandberg-Ciletti
Goldmann Verlag
ISBN 9783442445547

© Detlef Knut, Düsseldorf 2016
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Petra Durst-Benning: Kräuter der Provinz

Petra Durst-Benning: Kräuter der Provinz

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Petra Durst-Benning hat mit dem vorliegenden Roman ihren ersten Gegenwartsroman veröffentlicht. Nach überragenden Erfolgen mit historischen Romanen hat sie sich in ein anderes Genre gewagt. Auch dies erfolgreich, wie ich finde. Denn auch in dieser Geschichte geht es um Frauen, Frauen, die ihr Leben auf den Kopf stellen wollen oder müssen, Frauen, die sich durchsetzen, und am Ende ihr Glück finden … oder auch nicht.

Therese hat in ihrem Heimatdorf Maierhofen im Allgäu einen Landgasthof zum Erfolg gebracht. Als Bürgermeisterin möchte sie solch einen Erfolg auch für das Dorf schaffen. Es gibt nur ein Hindernis: Eine Diagnose „Krebs“ liegt ihr im Nacken und lässt sie immer häufiger den Optimismus verlieren. Durch Zufall wird sie an ihre Cousine Greta erinnert, die sie seit ihrer Kindheit nie wieder getroffen hatte und die eine erfolgreiche Werbefachfrau geworden ist. Das bringt sie auf die Idee, Greta in das beschauliche Maierhofen zu holen und auf fachfrauliche Hilfe bezüglich des Dorfes zu hoffen. Greta, der gerade in der Agentur, in der sie arbeitet, eine viel jüngere neue Werbefrau an die Seite gestellt wurde, verliert die Lust an der Arbeit für diese Agentur. Aber ebenso wenig kann sie sich zunächst eine Kampagne für ein Dorf vorstellen. Sie ist ausgebrannt. Doch sie greift die Idee einer Auszeit und eines kleinen Checkups in dem Allgäu-Dorf ihrer Kindheit auf. Als ihre Ideen für eine Kampagne Gestalt annehmen, wird sie zusätzlich von Thereses Freundin Christine, der Frau des örtlichen Autohändlers und von Beruf Hausfrau, unterstützt.

Petra Durst-Benning zeigt mit diesem spannenden Roman Wege auf, um sich von persönlichen Tiefschlägen nicht in die Knie zwingen zu lassen. Sie will Mut machen und plädiert dafür, den Kopf nie in den Sand zu stecken, immer nach vorne zu schauen und gegebenenfalls neue Wege zu beschreiten. Das Buch trägt selbst in den Wintermonaten, in denn die Handlung teilweise spielt, so viel Sonne in sich, dass man glaubt, stets von dieser beim Lesen begleitet zu werden. Die Figuren, nicht nur die weiblichen, bringt uns die Schriftstellerin über ihr Handeln und Denken sehr nah. Es ist alles nachvollziehbar und plausibel. Es braucht nicht lange, um sie als Freunde ins Herz zu schließen.
Geschmückt wird der Aufbruch des Dorfes mit vielen Rezepten, die Leserin oder Leser gleich ausprobieren kann. Selbst Edy vegane Bratwurst ist dabei. Und wer beim Lesen Appetit auf ein dickes Butterbrot, bestreut mit Kräutersalzen, bekommt, muss sich keinen Zwang antun. Drei kleine Gläschen mit Kräutersalzen gehören ebenfalls zum Buch. Eine wunderschöne Idee für ein wunderschönes Buch, welches Lust auf die Zukunft macht.

Durst-Benning, Petra
Kräuter der Provinz
Blanvalet, München
ISBN 9783734100116

© Detlef Knut, Düsseldorf 2015
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