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Pauliina Susi: Das Fenster

Pauliina Susi: Das Fenster

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Leia Laine ist jung und ambitioniert. Wenn alles klappt, wird sie bald eine Beratungsstelle für sexsüchtige Männer leiten. An die Öffentlichkeit kommt dieses Vorhaben im Zuge eines Talkshowauftrittes, der zwar gar nicht mal schlecht verläuft, aber für Meinungsmache sorgt. Die Kommentare sind wenig objektiv, sondern vielmehr völlig verständnislos bis hasserfüllt. Dieser Hass dringt bis in Leias Privatleben vor. Zunächst per SMS. Leia ist froh, dass ihre Tochter nicht zu Hause ist, sondern an einer Klassenfahrt teilnimmt. So ist sie zunächst aus der Schusslinie, könnte man meinen.

Land-0 sitzt den ganzen Tag vor den Computer-Bildschirm. Er ist ein Hacker, der alles, was nichts mit seinem Job zu tun hat, gründlich vernachlässigt. Ein neuer Auftrag verspricht einen guten Verdienst. Er soll ein Video auftreiben, bevor es im Internet hochgeladen wird. Es ist ein brisantes Filmchen. Hauptdarsteller ist der neue Justizminister in einer peinlichen Situation. Land-0 folgt einer Spur zu Leia Laine. Vielleicht soll das Video ja dazu benutzt werden, den Justizminister zu bewegen, ihr berufliches Projekt zu befürworten. Also beginnt er virtuell zu wühlen und ihr Privatleben auseinandernehmen.

Es ist ein wirklich spannendes Thema, das diesem Thriller zugrunde liegt. Aber ich bin leider anfangs nicht gut mitgekommen. Die Autorin packt viel zu viel aufs Papier. Sie bleibt nicht bei der Sache und schweift immer wieder ab. Das Lesen macht also Mühe. Dennoch wollte ich natürlich wissen, wie der brisante Fall weitergeht und ausgeht, der zwischendurch sehr spannend ist. Mit der Zeit, wenn die Hintergründe langsam klar werden, liest sich das Buch besser. Die Fähigkeiten, die dieser Hacker hat, sind kaum zu glauben. Die Unvorsichtigkeit der Menschen, die er ausspioniert, aber auch nicht. (Wie soll man auch drauf kommen, dass das brennende Licht am Laptop signalisiert, dass die Kamera an ist??). Naja, vielleicht animiert der Krimi die Leser, etwas vorsichtiger zu sein. Das Ende ist das Beste am Buch. Die Autorin treibt die Handlung endlich voran und kommt zu einer schlüssigen Auflösung.

Rezension von Heike Rau

Pauliina Susi
Das Fenster
Thriller
Aus dem Finnischen von Stefan Moster
528 Seiten, Klappenbroschur
dtv Verlagsgesellschaft
ISBN-10: 3423261447
ISBN-13: 978-3423261449
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Dave Eggers: Der Circle

Dave Eggers: Der Circle

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Schreckliche Neue Welt!

Die zahlreichen Besprechungen zu dem neuen Roman von Dave Eggers wecken allerlei Fantasien: man meint Szenen von der schönen neuen Welt bei Huxley über George Orwell darin wieder zu erkennen. So habe ich lange mit mir gerungen, ob ich das Buch nun lesen soll oder nicht. Wider Erwarten zeigt Eggers erneut sein Talent, reale Gegenwartsbefindlichkeiten zu einer entsprechenden Geschichte zu verarbeiten. Wir alle kennen Amazon, Microsoft, Google und andere Netzentwickler, um uns vorstellen zu können, was uns in der Zukunft blüht. Auch die neuen Krankenkassenkarten lassen alles erkennen, was über die Gesundheit des einzelnen wissenswert ist.

Amazon berechnet mit schwer zu durchschauenden Algorithmen, welche Bücher aufgrund der bisher gelesenen für uns auch noch in Frage kämen. Man fordert die Rezensenten durch ebenfalls schwer zu durchschauende Methoden zu einem Kampf um das beste Ranking heraus. Bei Google muss man sehr darum kämpfen, auffindbare Details aus dem eigenen Leben löschen zu lassen. Und die NSA tut ihr Übriges, uns den Glauben an die Wahrung von Individualität und Geheimnis zu nehmen.

Alles das erlebt Mae Holland, die Hauptprotagonistin in diesem Thriller, in ihrer neuen Stelle bei dem „Circle“, einer Firma mit Werbeeffekten und Rankingstrukturen. Man bringt Leistungen, die unentwegt nach ihrem „Ranking“ bewertet werden. Das eigene Leben wird transparent, bis rein gar nichts mehr verborgen bleibt. Das lässt sich an Hand weitverbreiteter Kleinstkameras, elektronischer Fingerabdrücke, der unentwegten Überwachung jeder Bewegung und Regung und Ähnlichem erforschen.

Mae ist von naiver Gläubigkeit diesen neuen Technologien gegenüber. Das macht sie verletzlich und angreifbar.
In einer überwältigenden Szene erlebt Mae den Kontrast zu ihrem neuen Leben, als sie eine Kajakfahrt unternimmt und die Schönheiten des Meeres und der Natur um sich herum wahrnimmt. Ihr kommen Zweifel, ob sie wirklich jetzt das richtige Leben lebt. Doch unverdrossen gerät sie in die perfiden Fänge dieser sektenähnlichen Organisation mit Namen „Circle“. Alle Details ihres Lebens müssen zu jeder Stunde und jeder Minute offengelegt werden – und das zahlreicher anderer Menschen dazu! Rundum versorgt doch total den Verpflichtungen dieses „Circle“ unterworfen, gieren die eingeweihten Mitglieder nach Anerkennung und Zustimmung im Internet, dem Medium, dem sich keiner mehr entziehen kann. Da gibt es keine Geheimnisse in den entsprechenden Institutionen mehr und wirtschaftliche Vorhaben so wie militärische Planungen können weitestgehend voraus gesagt werden.

Denkt man beim Lesen zunächst noch an science fiction wird doch bald schon klar, dass wir mitten drin leben in diesen Kontrollmechanismen von allgegenwärtiger körperlicher und geistiger Durchschaubarkeit.

Voller Spannung und mit Gruseln folgt man diesem Bild einer vollkommenen Durchdringung unseres Lebens durch Medien, Behörden, Datenräubern und anderer Erfolgs -und Verkaufstrebern. Wahrlich: man könnte paranoid werden!

Insofern lohnt es sich, mit Mae Holland den Weg zur Erkenntnis zu durchschreiten und möglicherweise Vorkehrungen für sich selber zu treffen, um diesem Zirkus zu entgehen!

Ich war zuletzt gebannt wie selten und bereue nicht, den Roman gelesen zu haben!

Dave Eggers kann schreiben! Und er bleibt wie in allen seinen Büchern immer nahe an der Realität.

Dave Eggers
Der Circle
560 Seiten, gebunden
Kiepenheuer & Witsch, August 2014
ISBN-10: 3462046756
ISBN-13: 978-3462046755
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Alafair Burke: Online wartet der Tod

Alafair Burke: Online wartet der Tod

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Ellie Hatcher hat sich bisher um Betrug und Raubüberfälle gekümmert. Nun soll sie zum ersten Mal in einem Mordfall ermitteln. Flann McIlroy hat die junge Polizistin zu seiner Unterstützung angefordert. Es geht um zwei junge Frauen, die im Abstand von genau einem Jahr ermordet worden sind. Amy Davis wurde erdrosselt, als sie vor einem Date nach Hause kam. Sie war Mitglied von „FirstDate“, einer Online-Partnerbörse. Die vor einem Jahr ermordete Caroline Hunter war auch bei „FirstDate“. Nur war ihre Motivation eine ganz andere. Sie hat für ein Buchprojekt recherchiert.

Es gelingt Ellie Hatcher sich in das Profil von Amy Davis einzuloggen und festzustellen, mit wem sie Kontakt hatte. Nur läuft bei „FirstDate“ alles sehr anonym ab. Von den Benutzernamen kann man nicht auf die Person schließen. Bei „FirstDate“ zeigt man sich wenig hilfsbereit. Und so gehen die Ermittlungsarbeiten nur sehr schleppend voran.

Ellie hat inzwischen selbst einen Account bei „FirstDate“ und drei Männer angeschrieben. Doch es wird keine Spur zum Mörder ersichtlich. Erst später, als eine dritte Frau ermordet wird, fällt ein Profil besonders auf.

Der Täter spielt eine ganz üble Rolle. Er manipuliert die Polizisten und legt falsche Fährten, ohne das es zunächst auffällt. Auch als Leser steht man vor einem Rätsel und verfolgt die Gedankengänge von Elli Hatcher und Flann McIlroy mit großer Spannung, obwohl die Handlung anfangs nicht gerade sehr aufregend erscheint. Es ist eine Puzzlearbeit, mit vielen überflüssigen Teilen im Spiel, die erst aussortiert werden müssen. Im letzen Drittel des Buches kommen die Ermittlungsarbeiten aber dann so richtig in Fahrt. Man wird wirklich sehr überrascht.

Insgesamt wirkt der Krimi sehr gut durchdacht. Er ist überaus raffiniert angelegt. Aber das merkt man erst am Ende, wenn alle Fäden zusammenlaufen.
Das Thema selbst ist spannend. Sehr deutlich wird auf die Gefahren des Internets aufmerksam gemacht. Es ist schon sehr bedenklich, welche Möglichkeiten für den Täter hier bestehen und wie ein Fremder sich tarnen kann, um Vertrauen zu wecken.

Noch ein Wort zu Ellie Hatcher. Sie wirkt echt und in ihrem Handeln glaubwürdig. Nicht zuletzt passt sie selbst in das Opferprofil des Täters. Außerdem ist das Interesse der Medien an ihr als Ermittlerin groß. Sie ist keine Unbekannte. Auch ihr Privatleben wird im Buch nicht ausgespart. Man kann sich gut mit ihr identifizieren. Dadurch gewinnt der Krimi natürlich zusätzlich.

Fazit: Ein wirklich lesenswerter, „Krimi des Monats“

Rezension von Heike Rau

Alafair Burke
Online wartet der Tod
Deutsch von Susanne Wallbaum
Dtv – Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423213140
ISBN-13: 978-3423213141
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Carolin Philipps: Second face

Carolin Philipps: Second face

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Nach Ummanz zu ziehen, können sich die beiden Zwillingsschwestern Marie und Anne gar nicht vorstellen, auch wenn die Ferien dort auf dem Bauernhof immer sehr schön waren. Mittlerweile haben die Schwestern andere Interessen. Anne ist in Kai verliebt und möchte sich nicht von ihm zu trennen. Als Marie von einer Freundin erfährt, dass Kai es gar nicht ernst meint, sondern sich an Anne herangemacht hat, um eine Wette zu gewinnen, erzählt sie Anne davon. Für glaubwürdig hält Anne die Geschichte nicht. Und doch ist sie wahr. Nach einer gemeinsamen Nacht wendet Kai sich von ihr ab. Er hat die Wette gewonnen und kein weiteres Interesse an einem Zusammensein. Die Blamage ist perfekt. Anne leidet und Marie leidet mit.

Auf einmal scheint es gar nicht mehr so abwegig, von Hamburg wegzugehen. Die Familie zieht nach Ummanz. Nach ein paar Wochen bereut Anne diesen Schritt. Sie langweilt sich und vermisst ihre Freunde.
Marie dagegen gefällt es. Bald verliebt sie sich in Lirim, der im Jugenddorf arbeitet.

Auch wenn Anne sich immer noch gekränkt fühlt, macht sie doch den Eindruck, den Liebeskummer allmählich zu überwinden. Sie besucht die Surfschule und kommt wieder unter Leute. Sie nimmt sich vor einen Jungen ebenso auflaufen zu lassen, wie Kai es mit ihr getan hat. In der Disco im Camp lernt sie jemanden kennen. Dass es Maries Freund ist, ahnt sie nicht, denn die Schwester hat sich ihr nicht anvertraut. Was sie mit Lirim macht, der nicht weiß, dass Marie eine Schwester hat, die ihr unheimlich ähnlich sieht, beendet die gerade begonnenen Freundschaft. Die nächste Verabredung mit Marie hält Lirim nicht ein und Marie, die nicht weiß, was passiert ist, versinkt in Liebeskummer. Mit Lirim sprechen kann sie nicht. Er ist abgereist und sie hat nicht einmal seine Handynummer.

Auf Anraten eines Klassenkameraden flüchte sie sich in die Welt des Second Life. Diese virtuelle Welt scheint ihr bald sehr real, obwohl sie nicht wirklich ist. So unterschätzt sie die Gefahr und erlebt bald eine böse Überraschung, in die ihre Schwester geradewegs mit hineingezogen wird.

Liebeskummer und die Gefahren des Internets sind die Themen des Buches. Die Geschichte liest sich sehr flüssig, erscheint im Nachhinein aber zu kurz. Manche Szene hätte ausführlicher und einfühlsamer beschrieben sein können. Ein paar Seiten mehr, hätten dem Buch, das wie unter Zeitnot geschrieben scheint, sicher gut getan.

Die Schwestern, die sich vom Aussehen sehr ähnlich sind, sind von ihrem Charakter her sehr verschieden. Mit den Problemen, wie sie wohl fast jedes Mädchen in dem Alter hat, gehen beide dann auch sehr unterschiedlich um. Und vielleicht auch ein wenig unüberlegt. Aber es fehlt ihnen ja nun mal, jung wie sie sind, an gemachten Erfahrungen und so passieren Fehler.

Die Handlung spielt vor allem auf Ummanz. Die Insel wird sehr romantisch beschrieben. Der Hof mit den Pferden, die neue Heimat der Familie, ist sehr schön. Doch zum Glücklichsein gehört offenbar ein wenig mehr. Die Autorin greift also vieles auf, was junge Mädchen interessiert. Die Geschichte wirkt dadurch real. So werden auch die Gefahren, die das Internet mit sich bringen kann, greifbar. Es wird deutlich, dass man über dieses Thema nachdenken muss.

Rezension von Heike Rau

Carolin Philipps
Second Face
139 Seiten, Klappenbroschur
Verlag Carl Ueberreuter, Wien
ISBN-10: 3800056100
ISBN-13: 978-3800056101
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