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Schlagwort: Naturgewalten

John Williams: Butcheer’s Crossing

John Williams: Butcheer’s Crossing

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Nach dem großen Erfolg des Romans „Stoner“ von John Williams erschien jetzt bei DTV ein weiterer Roman vom gleichen Autor:„Butcher’s Crossing“.

Im Gegensatz zu „Stoner“, dem aus armen Farmerverhältnissen hoch gekommene Literaturprofessor, kommt der Held dieses Romans von der Universität Harvard in das abgeschiedene Örtchen Butcher’s Crossing. Die Geschichte spielt um 1870. William Andrews entflieht der aufkommenden Zivilisation, um auf einer Jagdreise die wilde Natur und das Abenteuer zu suchen.

Andrews schließt sich drei Draufgängern an, und man macht sich auf dem Rücken von Pferden und in Begleitung eines Ochsenkarrens auf die beschwerliche Reise in die Berge von Colorado. Die Männer wollen dort Büffel jagen und mit dem Verkauf von Fellen zu Geld kommen. Diese Reise mit ihren Entbehrungen macht den Hauptteil der Erzählung aus.

Da geht es um Hitze, Durst und die Qualen des tagelangen Reitens zusammen mit der Suche nach dem richtigen Weg. Die Männer sind wortkarg und verbissen in den Erfolg ihrer Sache. Das Glück bei der ersten Wasserquelle und der Erfolg bei der Jagd bringen die Emotionen in Wallung. Die vier Männer sind den Naturgewalten in aller Vielfalt ausgesetzt. Lange Ritte durch ödes und trockenes Land fordern den äußersten Durchhaltewillen von allen Beteiligten.

Die wenigen Ochsen, die den Karren mit Munition und Vorräten ziehen, und die Pferde der Reiter sind ähnlichen Qualen ausgesetzt wie die vier Männer. Hervorragend ist die Szene, in der Miller mit einem Lappen aus den Wasserresten der Mannschaft eine Befeuchtung der Mäuler an den Ochsen und Pferden vollzieht, die den weiteren Weg sonst kaum noch bewältigen würden. In den Bergen zwingen früh einsetzende Schneefälle zur Überwinterung in der einsamen Gegend.

Der Roman beschwört nicht etwa eine Illusion über die glorreichen Entdeckerzeiten früherer Wildwesterforschungen. Eher zeigt er die Härte, die diese Zeiten für alle, die dabei waren, bedeuteten. Nahrung, Kleidung, Unterbringung und der Mangel an nahezu allem, was der Mensch für sein Leben benötigt, markiert den Beginn der Besiedelung im nicht erschlossenen Westen in der Aufbruchzeit der Eroberer.

Dass William Andrews sich dem Härtetest dieser Reise aussetzte, ist eher dem persönliche Wunsch nach Veränderung und Identitätssuche geschuldet.

Sprachlich unübertroffen fängt John Williams die Öde des noch ganz primitiven Ortes Butcher’s Crossing ein. Staub, einfachste Wohnverhältnisse und die Leere eines nicht erschlossenen Raumes spürt man, als wäre man dabei gewesen. Die Stimmungsbilder in den verschiedenen Phasen des Rittes gen Westen bestimmen das allgemeine Geschehen.

Ein überragender und sprachlich einnehmender Roman liegt mit dieser Veröffentlichung in der hervorragenden Übersetzung von Bernhard Robben vor.

John Williams

Butcher’s Crossing
368 Seiten, gebunden
Deutscher Taschenbuch Verlag, März 2015
ISBN-10: 3423280492
ISBN-13: 978-3423280495
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Bertina Henrichs: Ein Garten am Meer

Bertina Henrichs: Ein Garten am Meer

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Aufruhr und Widerstand eines Küstendorfes vor der Kulisse unwiederbringlicher Einmaligkeit einer gewachsenen Gemeinschaft an der Küste der Bretagne.

Hier am Meer mitten im urigen Gestein und von den Naturgewalten erschütterten Raum planen Investoren einen Freizeitpark. Die seit Jahren von einer kleinen Gemeinde bewohnten Häuser an diesem Platz sollen aufgekauft und die Bewohner vertrieben werden. Mit großzügigen Angeboten versucht die Baugesellschaft, die Bewohner zur Aufgabe ihrer Häuser zu bewegen.

Eine wachsende Gruppe um Marthe Simonet und Hans von Scharnbeck, zwei ebenfalls seit langen Jahren hier ansässigen Anwohnern, proben mit ihren Nachbarn und Freunden den Aufstand. Für Marthe hängen zu viele Erinnerungen an die ersten Ehejahre und das Leben mit ihren Kindern Claire und Aurélien an diesem Stück Land, als dass sie es widerstandslos aufgeben würde.

Bertina Henrichs hat eine kleine romantische Geschichte verfasst. Was es heißt, lange an einem Flecken zu leben und sich an Nachbarn und Freunde und die eigenwillige Natur gewöhnt zu haben, lässt sie in ihrem Roman anklingen. Im Mittelpunkt stehen die Figuren von Marthe und von Scharnbeck, einem ursprünglich in Ostpreußen beheimateten Adligen, die nach dem Verlust ihrer Ehepartner ein Leben abseits großer Abenteuer und Wünsche leben. Doch die Investitionsfirma, die einen jedem von ihnen ihr Land streitig machen will, löst ungewohnte Aktivitäten bei ihnen aus. Von Scharnbeck, den es als eigenbrötlerischen Sonderling in die Gegend verschlagen hat, erhebt ebenso seine Stimme und startet Aktivitäten wie Marthe, die mit dem Stricken von Pullovern den Verein zur Rettung des Pommiers-Viertels unterstützt.

Liebevoll gezeichnete Charaktere und eine herb- freundliche Landschaft sind ebenso Bestanteil dieser Geschichte wie unterschiedliche Schicksale, Kümmernisse und Alltäglichkeiten der Küstenbewohner. Henrichs hat eine fantasievolle Milieustudie entworfen, die den Leser in Bann zieht und für kurze Zeit aus dem eigenen Alltag herausreißt. Mit einem leicht melancholischen und doch hoffnungsfrohen Ende, in dem die Liebe zarte Bande schlägt, überzeugt Bertina Henrichs mit ihrer realistischen Einschätzung des Lebens auch abseits vom üblichen Mainstream. Gelungen und empfehlenswert ist ihre Erzählung!

Bertina Henrichs
Ein Garten am Meer
170 Seiten, gebunden
Hoffmann und Campe, Februar 2011
Sprache: Deutsch
ISBn-10: 3455403166
ISBN-13: 978-3455403169
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