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Schlagwort: Paris

Rebecca Raisin: Mein zauberhafter Buchladen am Ufer der Seine

Rebecca Raisin: Mein zauberhafter Buchladen am Ufer der Seine

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Wo Liebesgeschichte drauf steht, muss nicht immer nur eine Liebesgeschichte drin stehen. Der vorliegende Roman ist einer von vielen, die momentan in den Markt gespült werden und eine Liebesgeschichte in einem Buchladen in Paris erzählen. Parisliebhaber werden also auf ihre Kosten kommen.

Sarah hat einen kleinen Buchladen in der verschlafenen, amerikanischen Kleinstadt Ashford. Doch wirtschaftlich läuft es nicht besonders gut. Ihr Freund Ridge ist freier Journalist und reist um den Globus. Als schüchterne Einzelgängerin hatte sie eigentlich nie erwartet, eines Tages einen Mann zu lieben, mit dem sie bis ans Ende ihres Lebens gemeinsam verbringen mochte. Doch dann war es plötzlich passiert. Sie hatte Ridge kennengelernt. Wenn da nur nicht immer die Trennung wegen seines Jobs wäre. Übers Internet machte Sarah die Bekanntschaft mit Sophie aus Paris. Sophie ist eine Kollegin mit einem Buchladen direkt an der Seine. Sophie hat gerade eine gescheiterte Beziehung hinter sich und möchte Paris zumindest für eine Weile den Rücken kehren. Sie hat viel Vertrauen in ihre amerikanische Internetfreundin und schlägt ihr den Tausch der Buchhandlungen auf Zeit vor. Obwohl Sarah nur ihre Kleinstadt kennt, geht sie auf den Vorschlag ein und freut sich, die große weite Welt in Form von Paris, der Stadt der Liebe, der Kunst und der Schriftsteller kennenzulernen. Doch sie hatte nicht mit dem Chaos und dem Kundenandrang im Pariser Buchladen gerechnet. Ganz zu schweigen von der Mentalität der Franzosen im Allgemeinen und der „ihrer“ Mitarbeiter (in Ashford hat sie keine Mitarbeiter) im Besonderen.

Raisin hat ein interessantes Setting zusammengestellt und lässt es nicht nur in der Beziehung zwischen der Protagonistin, die alles aus der persönlichen Perspektive erzählt, und ihrem Journalisten krachen. Die Hektik der Großstadt und die andere Mentalität der Franzosen geben genügend Raum für Konflikte und überraschende Wendungen. Besonders gefallen hat mir eine Nebenhandlung, die in Form aufgefundener Liebesbriefe dazwischen gestreut wurde. Diese Form unterstützt die Erzählung in der zweiten Person, was eine besondere Note bringt. Die reine Verwendung von „du“ und „ich“ bringt eine kisternde Spannung, denn als Leser möchte man schon gerne wissen, um wen es sich beim Briefeschreiber und dem Empfänger handelt.

Alles in allem gibt es sehr viel Pariser Lokalkolorit und letzten Endes die Auflösung von drei Liebesgeschichten. Sommerliche Feelgood-Lektüre, die Spaß macht!

Rebecca Raisin
Mein zauberhafter Buchladen am Ufer der Seine
Aus dem Amerikanischen von Annette Hahn
Rüten & Loening Verlag, Berlin
ISBN 9783352008979

© Detlef Knut, Düsseldorf 2017
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Ulrike Schweikert: Léon & Claire – Er trat aus den Schatten

Ulrike Schweikert: Léon & Claire – Er trat aus den Schatten

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Claire ist mit ihren Eltern von New York nach Paris gezogen. In der Schule lebt sich die 15-jährige schnell ein und findet Anschluss. Sie freut sich, dass Adrien sich für sie interessiert. Sie glaubt, sich in ihn verlieben zu können, bis sie Léon kennenlernt. Er ist ganz anders vom Wesen und scheint ein Schutzengel zu sein, denn er ist immer dann zur Stelle, wenn sie ihn braucht und rettet sogar ihr Leben. Dass er in den Katakomben unter Paris zu leben scheint, stört Claire zunächst nicht. Er ist nun mal anders als andere und hat viele Geheimnisse und so wie es aussieht auch besondere Fähigkeiten. Claire ist sich jedoch bald nicht mehr sicher, ob sie ihm vertrauen kann. Er könnte etwas mit einigen seltsamen Vorfällen und den spektakulären Diebstählen wertvoller Gemälde zu tun haben. Zumindest hat er die Möglichkeiten. Ob Claire seinen Unschuldsbeteuerungen glaubt oder nicht, spielt jedoch bald keine Rolle. Sie ist offensichtlich in großer Gefahr, ohne jedoch zu wissen, wer es auf sie abgesehen hat.

Die Geschichte ist sehr faszinierend. Auch die Kulisse ist gut gemacht, insbesondere wenn sich die Handlung unterirdisch abspielt. Hier gebietet ein Schatten über die Unterwelt, dem Léon sich unterzuordnen hat. Was es damit auf sich hat, wird auf spannende Art und Weise ein Stück weit preisgegeben. Claire, Léon und Adrien sind die Hauptfiguren in diesem Buch und Léon und Adrien auch Gegenspieler. Es dauert, bis Claire seine wahren Absichten erkennt. Sie muss Hintergründe erforschen, erlebt romantische Momente, aber auch sehr befremdliche.
Über weite Teile des Buches ist die Stimmung düster und geheimnisvoll. Immer wieder ist Magie im Spiel. Worauf es hinausläuft, lässt sich erst nach und nach erraten. Die Spannung wird immer mehr angefacht. Aber nicht alle Fragen werden beantwortet, denn es wird einen zweiten Band geben.

Rezension von Heike Rau

Ulrike Schweikert
Léon & Claire – Er trat aus den Schatten
480 Seiten, gebunden
cbt, München
ISBN-10: 3570164276
ISBN-13: 978-3570164273
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Fred Vargas: Das barmherzige Fallbeil

Fred Vargas: Das barmherzige Fallbeil

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Es ist einige Zeit her, dass ein neuer Kriminalroman um den Pariser Kommissar Adamsberg in Deutschland erschienen ist. Nun ist es soweit. Fred Vargas’ „Das barmherzige Fallbeil“ erschien in Frankreich in einem neuen Verlag und hat gleichermaßen in Deutschland ein neues Heim gefunden. Für die Freunde von Adamsberg und seinem dienstlichen Partner Danglard hatte das Warten nun ein Ende.

Darum geht es bei diesem neuen Fall: Kommissar Bourlin vom 15. Arrondissement in Paris wird zu einer Leiche gerufen. Doch offensichtlich handelt es sich bei der Toten in der Badewanne um ein Selbsttötungsdelikt. Der zuständige Untersuchungsrichter drängt auf einen schnellen Abschluss der Ermittlungen und das Schließen der Akte. Bourlins Bauchgefühl sagt ihm aber, dass es sich nicht um Selbstmord handelt. Besonders wegen eines ungewöhnlichen Symbols auf dem Waschtisch, ähnlich einem großen „H“, jedoch mit zwei Querstrichen, einem geraden und einem gekrümmten. Bourlin möchte seinen Kollegen Danglard und über diesen Adamsberg von der Kriminalabteilung im 13. Arrondissement, dem Studentenstadtteil Quartier Latin, hinzuziehen. Immer an der Aufklärumng eines Rätsels interessiert sind diese beiden schnell bereit dazu. Mehr durch Zufall gelangen sie auf eine Spur, der sie unbedingt nachgehen wollen. Doch dabei treffen sie auf einen weiteren „Selbstmord“.
Nahezu liebevoll kümmert sich Vargas um die vor Jahren geschaffenen Protagonisten. Auf interessante Weise und in vielen Bildern bringt sie den Lesern die Figuren nahe, sodass es nicht notwendig ist, alle vorhergehenden Vargas-Krimis gelesen haben zu müssen. In knappen Worten beschreibt sie Adamsberg und Danglard in einem Dialog von Bourlin mit einem jungen Kollegen folgendermaßen, was sich in der deutschen Übersetzung dann so liest:
„Wenn wir schon im Dunkeln tappen“, meinte Adamsberg im Fortgehen mit einer laxen Handbewegung, „kann man ja auch mal sagen, was einem so einfällt. Mich erinnert das Ding an eine Guillotine.“
Bourlin sah seinen Kollegen eine Weile an.
„Wundere dich nicht“, sagte er zu seinem Brigadier. „Das ist Adamsberg.“
Als wäre damit alles erklärt.
„Aber dieser Commandant Danglard“, meinte der junge Mann, „was hat der in seinem Schädel, dass er das alles weiß?“
„Weißwein.“

Es sind nicht nur die Spannung und die Beliebtheit von Adamsberg, die den Leser an die Geschichte kleben, sondern auch der leise Humor, vom ersten Satz an festklammert. Die Dialoge, die normaler Gespräche genauso wie Frotzeleien unter Kollegen widergeben, sind fortwährend unterhaltsam. Mit zwei Ausnahmen: Die Gespräche mit dem Präsidenten der Robespierre-Gesellschaft weckten kein besonderes Interesse in mir. An diesen Stellen hatte ich eher das Gefühl, als wolle die Schriftstellerin oberlehrerhaft den Lesern ein Stück der Geschichte Frankreichs vermitteln. Ein Straffen dieser Sequenzen hätte dem Roman gutgetan. Das betrifft auch die Passagen über Island und dessen Mythologie, bei denen sich Vargas genauso zu verzetteln scheint, wie es Adamsberg von dessen Kollegen vorgeworfen wird. Diese Passagen führen bei mir als Vargas-Fan leider zu Punktabzug.

Belohnt wird der Leser schließlich mit der Auflösung der einzelnen Konflickte und Irrwege, beispielsweise die Herkunft von Victor und Amédee oder die Geschehnisse auf der isländischen Insel vor mehreren Jahren. Faszinierend schließlich die komplexe Auflösung des Falles, die Adamsberg seinen Kollegen erläutert. Man kommt als Leser nicht umhin, zuzustimmen, wenn er sagt, dass sie, seine Kollegen, auch alles gewusst haben und nur die richtigen Schlüsse hätten ziehen müssen. Als Leser ging es mir genauso. Ich erinnerte mich an die gelesenen Passagen und fragte mich, warum ich nicht auf die Lösung gekommen bin. Wenn das keine Empfehlung wert ist!

Vargas, Fred
Das barmherzige Fallbeil
Aus dem Französischem von Waltraut Schwarze
Limes Verlag, München
ISBN 9783809026594

© Detlef Knut, Düsseldorf 2015
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Nina George: Das Lavendelzimmer

Nina George: Das Lavendelzimmer

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Nina George hat mit diesem Roman einen stillen, poetischen, äußerst besinnlichen Roman geschaffen. Einen Roman der leisen Töne.

Worum geht es? Jean Perdu, seines Zeichens Buchhändler in Paris, nennt seinen Buchladen, der auf einem Flussschiff eingerichtet ist, „Literarische Apotheke“. Perdu hat nämlich eine besondere Gabe: Er vermag auf den ersten Blick zu erkennen, welches Buch zu einem Kunden mit dessen persönlicher Gemütslage am besten passt. Deshalb verkauft er für sein Verständnis keine Bücher, sondern er empfiehlt die Bücher als Medizin gegen den jeweiligen Gemütsschmerz des Kunden. Oft handelt es sich immer um eine besondere Form des Herzschmerzes. Anders ausgedrückt: Er empfiehlt ein Buch als Medizin für das Leben. Doch Perdu ist einsam. Vor 21 Jahren hat ihn seine große Liebe verlassen. Ohne ein Wort. Die Erinnerung an seine Geliebte Manon hat es ihm in all den Jahren verboten, je wieder an eine andere Frau zu denken. Da taucht plötzlich ein Brief seiner Liebe auf. Er hatte von diesem Brief gewusst. Der Brief war bereits vor 21 Jahren abgeschickt worden. Damals hatte er ihn auch erhalten, aber er wollte ihn zu der Zeit nicht lesen, weil er ganz tiefen Schmerz verspürte. Also verbannte er ihn in die hinterste Ecke seiner literarischen Apotheke. Doch als ihm der Brief jetzt wieder in die Hände fällt, schickt sich die schöne Nachbarin Chaterine an, Perdu dazu zu bewegen, diesen Brief zu lesen. Zaghaft und missmutig beginnt Perdu, doch er liest ihn. Perdu erfährt Erschütterndes und beschließt, noch einige Kapitel in seinem Leben zu Ende zu bringen. Das macht er, indem er mit seinem Buchladen vom Ufer ablegt und sich auf eine Reise in den Süden Frankreichs begibt. Jedoch in letzter Minute springt dabei Max Jordan, ein junger Schriftsteller, der gerade einen Bestseller gelandet hat, auf den Kahn und begleitet Perdu auf seinem Weg. Wie ein väterlicher Freund nimmt der ihn auf. Die Dialoge zwischen dem jungen Schriftsteller und dem alten Buchhändler sind einfach nur köstlich.

Wenn der Roman auch in vielerlei Hinsicht ein traurig schöner Liebesroman ist, lässt er trotzdem nicht den Humor vermissen. Über weite Strecken sind es die Aufeinandertreffen zwischen dem Buchhändler Jean Perdu und dem Schriftsteller Max Jordan, die dem Leser ein ständiges Lächeln auf sein Gesicht zaubern. Ein Lächeln, das er nur vergeblich unterdrücken kann. Aber auch weitere Reisende, die sich auf dem Weg in den Süden anschließen, tragen zu der amüsanten Stimmung bei.

Die Wort- und Bildgewandtheit der Autorin spricht alle Sinne des Lesers an. Er kann sich kaum dem Drang entziehen, selbst auf die Tanzfläche zu gehen und einen argentinischen Tango zu tanzen, als über mehrere Seiten die Begegnung des Protagonisten mit einer Tangotänzerin in einem heimlichen Club für Tangotänzer geschildert wird. All die Wollust, all die Leidenschaft, die aus den Tänzen spricht, setzt sich beim Leser im Kopf fort. Ein Beispiel gefällig? »Er ist klein, dick und, objektiv gesehen, nicht in der ersten Reihe der Männer, die auf ein Wandposter gehören. Aber er ist klug, stark und kann wahrscheinlich alles, was wichtig ist für ein liebevolles Leben. Er ist für mich der allerschönste Mann, den ich je küssen werde.«
Die Autorin schafft es hervorragend, dass französische Flair wiederzugeben. Viele Örtlichkeiten in Paris, all die vielen Straßen und Gassen, die Nachbarn im Haus Rue Montagnard Nummer 27, die Concierge, alles scheint so vertraut. Dafür kann es nur die höchste Wertung geben.

George, Nina
Das Lavendelzimmer
384 Seiten, gebunden
Knaur, München
ISBN-10: 3426652684
ISBN-13: 978-3426652688

© Detlef Knut, Düsseldorf 2013
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Ellen Sussmann: An einem Tag in Paris

Ellen Sussmann: An einem Tag in Paris

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Der Titel des Buches in seiner deutschen Fassung bringt es auf den Punkt. Es geschieht alles an ein und demselben Tag in Paris, allerdings aus der Sicht verschiedener Protagonisten. Wenn man sie überhaupt Protagonisten nennen kann, so handelt es sich um Amerikaner Josie, Riley und Jeremy, die von ihren Privatlehrern Nico, Philippe und Chantal einen ganzen Tag lang durch Paris geführt werden und am Nachmittag den Dreharbeiten eines Kinofilms beiwohnen. Sie sind nach Frankreich übergesiedelt oder haben längere Zeit dort zu tun. Die französische Sprache entgleitet noch nicht so flüssig ihren Lippen oder, wie im Falle Jeremys, der Ehemann des in dem Kinofilm mitspielenden Hollywood-Stars, bekamen die Französischlehrerin zum Zeitvertreib an die Seite gestellt.

Auf diese Weise wird ein Tag im Leben des jeweiligen Pärchens geschildert. Dabei geht es meist sehr viel um – um was soll es in Paris schon gehen? – Liebe. Und um Sex. Es geht um das Leben und die Beziehungen zu den Ehepartnern und Lebensgefährten, zu den Eltern, zu den Kindern. Die Protagonisten stellen sich die Frage nach dem Sinn des Lebens, nach dem Hiersein, nach der Vollkommenheit ihrer selbst. Besonders schön gelungen ist der Autorin die Kulisse von Paris. Der Charme dieser großen, kleinen Stadt mit dem Duft seiner Straßenzüge, dem Duft seiner Bistros und Cafés, den Gärten, den Museen, mit allem, was Paris ausmacht. Parisliebhaber, und ich zähle mich dazu, werden dieses Buch mögen. Sie nehmen sich beim Lesen eine Auszeit und machen einen Ausflug in die europäische Metropole an der Seine.

Trotzdem gibt es einen schalen Beigeschmack für die Geschichtenliebhaber unter den Lesern. Es handelt sich um einen Episodenroman. Die Geschichten sind untereinander nicht miteinander verbunden, bis auf die Privatlehrer und den Filmdreh. Es sind also drei verschiedene Geschichten, drei Geschichten von sechs Menschen, die durch die Welt taumeln und nicht wissen, wo ihr Ziel liegt. Es sind unterhaltsame und lesbare Zustandsbeschreibungen, denen aber der Makel der fehlenden Spannung anhaftet. Auch die grammatikalischen Zeiten stimmen nicht immer. Wenn beispielsweise in einer Rückblende über die Zukunft (die noch vor der Handlung in der Gegenwart liegt) spekuliert wird, dann ist mir das nicht klar. Denn der Erzähler weiß zu diesem Zeitpunkt, wie die Vergangenheit ausgesehen hat und muss darüber keine Spekulationen anstellen. In diesem Falle liegt die Zukunft bereits in der Vergangenheit und ein Konjunktiv verbietet sich. Doch da es sich um eine Übersetzung handelt, ist die Ursache der grammatikalischen Ungereimtheiten nicht sofort feststellbar. Ein Konjunktiv in der Vergangenheit liest sich halt ungewohnt.

Dennoch: Wer gerade keine Zeit hat, um sich ein paar schöne Tage in Paris zu machen, dem sei dieses Buch wärmstens empfohlen. Leichte, charmante Lektüre von einem ebensolch charmanten Paris. Pariser Leben als Gefühl auf dem heimischen Sofa.

Sussmann, Ellen
An einem Tag in Paris
Aus dem Amerikanischen von Veronika Dünninger
288 Seiten, gebunden
Limes Verlag, München
ISBN-10:3809026034
ISBN-13: 978-3809026037

© Detlef Knut, Düsseldorf 2012

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Franziska Franke: Sherlock Holmes und die Katakomben von Paris

Franziska Franke: Sherlock Holmes und die Katakomben von Paris

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Zwar bereits im letzten Jahr erschienen, aber deshalb nicht weniger spannend.

Während die Kriminalautorin Franziska Franke an ihrem nächsten Sherlock-Holmes-Roman strickt, der zum 125-jährigen Jubiläum von Sherlock Holmes noch in diesem Jahr erscheinen soll, lese ich derweil den dritten Band. Dieses Mal wird nicht in Florenz ermittelt, sondern es geht nach Frankreich. Zunächst nach Montpellier, anschließend ins mondäne Paris. Leser der Sherlock-Holmes-Bücher wissen bereits, dass sich der große Meisterdetektiv auf der Flucht vor seinem erbitterten Gegner Professor Moriarty befindet, bzw. sich vor diesem versteckt hält. Aus diesem Grund hält sich Holmes außerhalb Englands auf und gibt sich als Norweger namens Sigerson. Seit längerem verbindet ihn eine Freundschaft mit dem englischen Buchhändler David Tristram, der ihm bei seinen Ermittlungen gerne zur Seite steht und ein ebensolches Bild wie Dr. Watson abgibt. Tristram ist es übrigens auch, der den eigenartigen Fall, der mit Holmes und dessen Großmutter zu tun hat, in dem vorliegenden Roman erzählt.

Tristram besucht seinen Freund Holmes, der sich im südfranzösischen Montpellier aufhält und sich um seine Bienen kümmert und sich chemischen Experimenten widmet. Holmes wurde das Tagebuch seiner aus Frankreich stammenden Großmutter zum Kauf angeboten. Der Anbieter ist ein Antiquar aus Nimes. Homes und Tristram begeben sich dort hin, denn selbstverständlich muss Holmes dieses Tagebuch haben. Doch der Verkäufer des Tagebuchs, der den Antiquar lediglich zur Vermittlung eingeschaltet hatte, erscheint nicht zum vereinbarten Zeitpunkt. Einen Tag später erfahren die beiden, dass der Verkäufer, ein Anwalt, in Paris tot aufgefunden wurde. Aller Wahrscheinlichkeit nach Mord, die Pariser Kriminalpolizei vermutet einen Serienverbrecher, der seit geraumer Zeit in Paris sein Unwesen treibt. Doch die Spur zum Tagebuch scheint abhandengekommen zu sein. Aber sie bringen in Erfahrung, dass darin der Ort eines Versteckes zu einem Schatz enthalten sein kann, den Marie Antoinette vor ihrem Gang zur Guillotine bewerkstelligte.

Sprachgewandt im Stile der klassischen Sherlock-Holmes-Bücher erzählt Franziska Franke äußerst spannend von den Ermittlungen in Paris, die bis in die Katakomben unterhalb der Riesenmetropole führen. Für den klassischen Holmes-Liebhaber ist das Buch einfach ein Muss. Neben dem kriminalistischen Spürsinn beim Rätseln und Spekulieren erfährt der Leser Altbekanntes und auch Neues aus dem Leben des Meisterdetektivs, was von akribischer Recherchearbeit und tiefes Wissen um Sherlock Holmes seitens der Autorin zeugt.
Empfehlenswert in jedem Fall, besonders aber für Liebhaber dieses speziellen Subgenres.

Franke, Franziska
Sherlock Holmes und die Katakomben von Paris
360 Seiten, broschiert
KBV-Verlag, Hillesheim
ISBN-10: 3942446197
ISBN-13: 978-3942446198

© Detlef Knut, Düsseldorf 2012
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Alex Capus: Léon und Louise

Alex Capus: Léon und Louise

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Dieser Roman ist ein sehr sinnlicher und gefühlvoller Roman, der Lust auf Lesen macht. Grund hierfür sind der Erzählstil und die anrührende Geschichte.

Den obersten Rahmen bildet die Beerdigung des Großvaters. Sie wird beobachtet und erzählt von seiner Enkelin. Während sie über Opa und sein Leben nachdenkt, über die Geschichten, die sich in der Familie über ihn erzählt wurden, schmückt sie sich das Leben ihres Großvaters aus und erzählt es aus ihrer ganz persönlichen Sichtweise.

Sie erzählt, wie ihr Großvater (Léon) sich vor der Front im Ersten Weltkrieg drückte, wie er seine erste Liebe (Louise) kennenlernte, wie er mit seiner Frau lebte und mit ihr Kinder bekam. Sie erzählt vom Leben Léons als Beamter in Paris. Die Bilder der Okkupation Frankreichs durch das Deutsche Reich werden lebhaft und detailgenau dem Leser nahe gebracht. Obwohl Léon seine Louise bereits im Ersten Weltkrieg verloren hat und tot glaubt, hört er nie auf, sie zu lieben. Zehn Jahre später begegnen sie sich in Paris, verbringen eine Nacht miteinander. Bis zum nächsten Kontakt werden erneut Jahre vergehen. Die deutsche Besetzung hat die Pariser verändert. Dies wird an der Ehefrau Léons deutlich erkennbar.

Obwohl mir das Buch ausnehmend gut gefallen hat, habe ich mich über kleine Überlängen geärgert. Längen, in denen Passagen und Geschichten erzählt werden, die nicht das Niveau anderer Episoden erreichen. Denn unverkennbar wollte Capus nicht die Geschichte des Liebespaares erzählen, sondern das Leben in Frankreich zu beiden Zeiten der Weltkriege. Es sollte die Geschichte des zurückhaltenden, kleinen Widerstandskämpfers erzählt werden. Um die Episoden aus dem Leben Léons nicht losgelöst erscheinen zu lassen, wurde eine gefühlvolle Liebesgeschichte als roter Faden geschmiedet, der eine spannende, solide Grundlage bildet, auf die sowohl Autor als auch Leser immer wieder Erdung bekommen.

Die ruhige Erzählweise als auch die knappen Dialoge schaffen es, beim Lesen eine Stimmung hervorzurufen, die einen Zuschauer beim Betrachten eines gefühlvollen französischen Spielfilms beschleicht. Obwohl man bedauern kann, dass es in dem Buch nur um Léon und nicht um Louise geht, ist der Roman dennoch von vorne bis hinten spannungsvoll und macht Spaß.

Capus, Alex
Léon und Louise
Hanser Verlag, München
320 Seiten, gebunden
ISBN-10: 3446236309
ISBN-13: 978-3446236301
© Detlef Knut, Düsseldorf 2012
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Ulrich Wickert: Der nützliche Freund

Ulrich Wickert: Der nützliche Freund

Der bereits aus den vorhergehenden Kriminalromanen des ehemaligen Tagesthemen-Moderators bekannte Pariser Richter Jacques Ricou wird erneut ganz persönlich in einen Fall hineingezogen, zu dem er zunächst einmal dienstlich und auch so keine Beziehung hat. Aus der Zeitung erfährt er von den Machenschaften eines französischen Ölkonzerns in Deutschland beim Erwerb einer Raffinerie. Unverkennbar handelt es sich um die Leuna-Affäre. Seine Freundin, die mal mehr oder weniger auch seine Lebensgefährtin ist, recherchiert und ermittelt als Top-Journalistin Jahre nach Abschluss und Todschweigen dieser Affäre erneut, weil ein ehemaliger Mitarbeiter des Geheimdienstes sein Schweigen brechen und auspacken möchte. Durch Ricou‘s Freundin Margaux bekommt die ganze Sache einen privaten Aspekt und ist nicht mehr rein dienstlich zu betrachten. Während sich die Journalistin zwecks eines Interviews mit dem ehemaligen Agenten in dessen Appartement trifft, versteckt sie sich beim Klingeln an der Wohnungstür, um nicht auf unerwartete Besucher zu treffen. Kurz darauf wird der Agent tot und sie bewusstlos aufgefunden. Richter Ricou wird mit den Ermittlungen in diesem Fall betraut, jedoch ahnt zunächst keiner, dass es sich hierbei um die Fortsetzung der fast vergessenen deutsch-französischen Affäre handelt und der Richter selber unter Verdacht gerät.

Faszinierend gestrickt bleibt die Handlung, selbst der Hintermänner des Mordes und anderer Taten dem Leser nicht verborgen. In zwei Handlungssträngen werden einerseits die Ermittlungen in diesem Fall und andererseits die Auftragsvergabe für die Verbrechen durch ein Genfer Bankhaus beschrieben. Kapitelweise wird zwischen beiden Szenen gewechselt und im Falle des Bankhauses, welches seinen Reichtum im zweiten Weltkrieg mit den Geldern der Juden erwarb, die Skrupellosigkeit einer speziellen gesellschaftlichen Kaste dargestellt. Mithilfe der „Genfer“ Kapitel wird der Leser auf bevorstehende Aktionen vorbereitet und es werden bereits abgeschlossene Handlungen plausibel erklärt. Der Strang für die Ermittlungen beansprucht mit Recht einen erheblich größeren Teil der Romanhandlung und der Autor bringt all sein Können ein, um dem Leser in äußerst dramatischer und abwechslungsreicher Weise seine Liebe zu und dem Charme von Paris nahezubringen. Durch die Offenlegung der wahren Hintermänner stellt sich dem Leser also nicht die Frage nach dem Täter, sondern die, ob und wie der Richter die Hintermänner dingfest machen kann.

Da die Akten der tatsächlichen Leuna-Affäre beim Umzug der deutschen Regierung von Bonn nach Berlin plötzlich verschwunden und in Frankreich nur Handlanger verurteilt worden waren, bleibt natürlich viel Raum für Spekulation, den sich Wickert sehr geschickt zu Eigen gemacht hat. Alles, was zu recherchieren war, wurde recherchiert und anschließend gekonnt mit den fiktiven Spekulationen verbunden. Auf diese Weise scheint der Roman sehr nah an der Realität zu sein und könnte beinah reportagenhaft einen Überblick zur Leuna-Affäre geben. Die Handlung um den Richter herum scheint also in erster Linie die fiktive Handlung zu sein, wobei der Leser berechtigten Zweifel an der Fiktion bei der Beschreibung des französischen Lebensgefühls anmelden darf. Wer selbst schon einige Zeit in den Straßen, Bistros und Cafés in Paris verbracht hat, der wird bestätigen, dass Paris so ist, wie es in dem Buch beschrieben wurde. Die Gespräche in den Bistros, das Verhalten der Menschen und vor allem der Beamten scheinen eher ein echter Spiegel der Realität zu sein. Das Pariser Umfeld des Richters mit all seinen Freunden, Bekannten, Kollegen und Nachbarn wird sehr detailliert und angenehm geschildert. Somit lässt die Lektüre des Buches an dieser Stelle einen, wenn auch eingeschränkten, Hauch einer Reise nach Paris aufkommen. Ob das Gleiche für die offenherzige Zusammenarbeit der deutschen und der französischen Behörden gilt, wird der Autor selbst am besten einschätzen können.

Der Autor hat nie verschwiegen, dass er Frankreich und Paris liebt, warum sollte er es also in seinen Romanen verbergen. Aus diesem Grund ist „Der nützliche Freund“ nicht nur ein spannender, unterhaltsamer und flüssig zu lesender Kriminalroman mit dem Hintergrund einer früheren großen Politaffäre, sondern das Buch gleicht auch einer Reisebeschreibung von Paris. Es vermittelt ein Stück Paris und Pariser Lebensart und ist damit aber nicht nur für jeden Balkonien-Urlauber ein Muss.

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Ulrich Wickert
Der nützliche Freund
Roman, 313 Seiten, Hardcoverausgabe
Piper Verlag GmbH, München
ISBN: 978-3-492-05020-3
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© Detlef Knut, Düsseldorf 2009