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Schlagwort: Psychologie

James Carol: Prey – Deine Tage sind gezählt

James Carol: Prey – Deine Tage sind gezählt

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Jefferson Winter hat nach seinem letzten Fall um den Serienmörder Ryan McCarthy eigentlich vor, nach Paris zu reisen. Doch er wird aufgehalten. Eine junge Frau spricht ihn in einem Restaurant an. Sie scheint ihn zu kennen, doch Winter kann sich das nicht erklären. Und dann verhält sie sich völlig unerwartet. Mit einem Messer geht sie auf den Koch los, der keine Chance hat, und verschwindet dann. Nur eine alte Zeitung bleibt zurück. Auf der Titelseite wird von einem brutalen Doppelmord an einem jungen Paar berichtet. Jefferson ruft Carla Mendoza von der Polizei an den Tatort und wird erst einmal verhaftet. Recht schnell gelingt es ihm, seine Unschuld zu beweisen, so dass er seine Arbeit als Profiler aufnehmen kann. Es gilt herauszufinden, wer die junge Frau ist und was sie von Jefferson will. Der Doppelmord an dem Paar muss also noch einmal aufgerollt werden, auch wenn der Fall klar ist, und es einen Täter gibt. Tatsächlich gibt es hier Unstimmigkeiten.

Jefferson ist der Sohn eines Serienkillers, der hingerichtet wurde. Was er Jefferson vererbt hat, ist die Fähigkeit, sich in einen Mörder hineinzuversetzen. So arbeitet Jefferson als Profiler, wo immer er gebraucht wird, und ist sehr erfolgreich. Er weiß sofort, dass die junge Frau, die den Koch ermordet hat, es nicht zum ersten Mal getan hat und auch, dass sie in eine Rolle geschlüpft ist. Sie bestimmt fortan das psychologisch ausgefeilte Spiel um Mord, Rache und Lüge. Und Jefferson übernimmt die Aufgabe sich in ihr Denken hinein zu versetzten und ihr zukünftiges Tun vorauszusehen. Das ist äußerst spannend, zumal der Krimi sehr flüssig geschrieben und gut zu lesen ist, auch wenn schon ab und an das Entsetzen die Oberhand gewinnt. Mit sehr viel Interesse habe ich die Dialoge von Jefferson und Mendoza verfolgt, die sich, gerade weil sie nicht auf gleicher Wellenlänge liegen, gut ergänzen. So schreitet die Handlung voran und die Hintergründe werden immer grotesker.
„Prey – Deine Tage sind gezählt“ ist der dritte Teil der Krimi-Reihe um Jefferson Winter.

Rezension von Heike Rau

James Carol
Prey – Deine Tage sind gezählt
Ein Fall für Jefferson Winter
Deutsch von Franka Reinhart
Deutscher Taschenbuch Verlag
368 Seiten, broschiert
ISBN-10: 3423216417
ISBN-13: 978-3423216418
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Val McDermid: Echo einer Winternacht

Val McDermid: Echo einer Winternacht

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Der 550 Seiten dicke Roman ist eigentlich in zwei Teile untergliedert. Es beginnt in einer eisigen Winternacht im Jahre 1978. In dem schottischen Universitätsstädtchen St. Andrews machen Alex und seine Freunde auf einem alten keltischen Friedhof eine grausige Entdeckung. Sie finden den blutüberströmten Körper der jungen Rosie. Zwar lebt sie noch, aber die Hilfe kommt dennoch zu spät. Aber diejenigen, die das Mädchen zu dieser ungewöhnlichen Zeit an diesem ungewöhnlichen Ort gefunden haben, werden von der Polizei auch als Täter verdächtigt. Nicht unbedingt alle gemeinsam, aber möglicherweise ein einzelner von ihnen, der später dann durch das Auffinden von sich ablenken wollte. Die Polizei kann ihnen aber nichts nachweisen. So bleibt es nur bei diesem Verdacht. Das allerdings über viele Jahre hinweg und außerdem scheint dieser Verdacht die Freunde voneinander entfernen.

25 Jahre später, als wegen technischer Entwicklungen die Polizeiarbeit noch weiter vorankommt, werden von der Polizei ungelöste Mordfälle wieder aufgerollt. So auch wird der Mord an dem Mädchen Rosie wieder auf den Schreibtisch gelegt. Außerdem scheint es jemandem zu geben, der seine eigene Vorstellung von Gerechtigkeit hat. Einer der vier Freunde kommt auf mysteriöse Weise ums Leben, obwohl diese Freunde von damals mittlerweile an unterschiedlichen Plätzen der Welt wohnen und leben. Wird bei dem ersten toten Freund zunächst noch ein Unfall vermutet, so ändert sich dies schnell, als kurz darauf ein zweiter durch einen mysteriösen Unfall ums Leben kommt. Alex will und muss herausfinden, wer es auf die vier Freunde abgesehen hat, denn schließlich möchte er selbst nicht das nächste Opfer sein.

Die schottische Autorin Val McDermid, selbst in dem Städtchen St. Andrews geboren wurde, hat sich spannenden Plot ausgedacht, der jenseits ihrer Helden angenehm unterhaltsam ist. Ganz ungewöhnlich ist das Ende der Romanhandlung im Jahre 1978. Der Leser wird sich zurecht die Frage stellen, wie es denn nun ab hier weitergehen soll. Schnell wird er dann aber merken, dass es im Jahre 2003 fast nahtlos weitergeht mit dem, was 1978 geschehen war. Noch mehr als in der ersten Hälfte des Romans rücken die vier Freunde in den Fokus der Geschichte. Dabei sind sie Opfer und Ermittler zugleich, oder auch Täter? Lange Zeit darf man den Ermittlungen beiwohnen und sie von allen Seiten betrachten. Belohnt wird der Leser schließlich am Ende mit einem fulminanten Show-down. Ein Überraschungsmoment jagt das nächste.
Obwohl sich für den Leser alles befriedigend auflöst, bleibt doch ein etwas fader Beigeschmack, denn am liebsten möchte man weiterlesen. Es ist einfach zu schade, den Roman aus der Hand zu legen.

McDermid, Val
Echo einer Winternacht
Aus dem Englischen von Doris Styron
Knaur Verlag
ISBN 9783426631584

© Detlef Knut, Düsseldorf 2015
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Philippe Pozzo di Borgo: Ziemlich beste Freunde

Philippe Pozzo di Borgo: Ziemlich beste Freunde

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Wie viel Leid kann ein Mensch ertragen? Wie viel Lebensmut und Optimismus muss er in sich tragen, um so humorvoll über das Leid seines Lebens schreiben und berichten zu können?

Ohne Dramaturgie schildert der Autor autobiografisch aus seinem Leben, angefangen von der Kindheit bis hin zur Gegenwart in dieser überarbeiteten Auflage nach den Dreharbeiten zur Verfilmung des Buches. Über dieses Buch zu sprechen führt automatisch hin zu einem Gespräch über diesen Menschen Pozzo di Borgo. Einen Menschen, den all sein Lebensmut auch nach schweren Tiefschlägen nicht verlassen hat, dessen Geschichte zwei Filmemacher aufgegriffen haben, weil sie unbedingt verfilmt werden musste.

Der Autor ist hineingeboren und aufgewachsen in eine reiche Familie, der Champagner-Familie Moët. Er verlebte die Kindheit eines reichen Schnösels mit seinen Geschwistern. Doch beim Studium lernte er wie auch andere 68er die Lehren von Marx und Engels kennen, die ihn an seinem schönen Leben zweifeln ließen. Zu dieser Zeit lernte er Beatrice kennen, mit der er jede Minute seines Lebens verbringen wollte. Er bekam hochdotierte Posten in den Konzernen seiner Familie, zu welcher auch die Marke „Louis Vuitton“ gehört. Er arbeitete sehr viel und heiratete irgendwann Beatrice. Es schien alles perfekt. Doch Beatrice bekam eine Fehlgeburt nach der anderen. Der Kinderwunsch beider wurde trotz des Geldes nicht gestillt. Bis sie schließlich Kinder adoptierten. Dann wurde bei Beatrice Krebs diagnostiziert. Auch hier halfen kein Geld der Welt und nicht die besten Kliniken. Philippe war stets an ihrer Seite. Seinen Job stellte er hinten an bzw. absolvierte er in weniger Zeit wesentlich intensiver. Als Ausgleich diente ihm Gleitschirmfliegen. Doch dann passierte 1993 der Unfall. Bis auf seinen Kopf und „etwas Leblosem zwischen seinen Lenden“ bewegte sich gar nichts mehr. Da trat Abdel in sein Leben. Abdel kannte bis zu diesem Zeitpunkt nur das Leben auf der Straße und lebte von Drogenhandel, Diebstahl und anderen Delikten. Pozzo di Borgo lernte nach Beatrice zum zweiten Mal einen Menschen kennen, dem er sich auf Gedeih und Verderb auslieferte, obwohl dieser aus einer ganz anderen Gesellschaftsschicht stammte.

Humorvoll und mit einer gehörigen Prise Sarkasmus und Ironie hat der Autor sein Leben niedergeschrieben. Der Leser spürt jede Depression, die der Autor bei einem Tiefschlag wie dem Tod seiner Frau, erleidet. Aber er will den Lesern nichts vorheulen und über das verpasste Leben klagen. Er will ihnen zeigen, dass es immer weiter geht, egal, was passiert. Dabei vergisst er sein Leid nicht, wie sollte er auch, wo er seinen Rollstuhl doch mit dem Mund bedienen muss. Das ist so geschickt in die humorvollen Szenen eingearbeitet, dass auch der Leser bei lauter Lachen immer wieder in die Realität des Autors zurückgeholt wird. Wenn das Buch auch nicht wie ein fiktiver Roman mit Dramaturgie aufgebaut ist, so ist es doch so interessant geschrieben, dass man unbedingt wissen möchte, wie das Leben dieses optimistischen Menschen weitergeht. Darin liegt ein besonderes Moment der Spannung. Und wer den Film vor dem Buch gesehen hat, darf sich auf ein ebenso schönes, aber anderes Ende freuen.

Pozzo di Borgo, Philippe
Ziemlich beste Freunde
aus dem Französischen von Dorit Gesa Engelhardt, Marion Ruß und Bettina Bach
FISCHER Taschenbuch, Frankfurt
ISBN 9783596513178
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Jeff VanderMeer: Autorität – Southern Reach Trilogie – Band 2

Jeff VanderMeer: Autorität – Southern Reach Trilogie – Band 2

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Southern Reach hat einen neuen Leiter. John Rodriguez weiß nicht wirklich, was ihn erwartet. Die Stimmung ist ohnehin schlecht, seit die letzte Expedition nach Area X gescheitert ist. Die ehemalige Direktorin war mit dabei. Sie gilt als verschollen, während die anderen Expeditionsteilnehmerinnen auf eine nicht nachvollziehbare Art und Weise wieder aufgetaucht sind. Sie sind nicht in der Lage zu berichten, was vorgefallen ist. John Rodriguez, der sich fortan Control nennen lässt, will aber in Einzelgesprächen versuchen, der Biologin, von der er auf unerklärliche Weise fasziniert ist, Informationen zu entlocken. Die stellvertretende Direktorin sorgt allerdings dafür, dass er in seinem Arbeitsumfeld keine Minute zufrieden sein kann. Überhaupt fühlt er sich bald seltsamen Einflüssen ausgesetzt. Sein Denken ist oft nicht gewohnt rational. Irgendetwas sehr Beunruhigendes geht vor.

Ich muss schon sagen, Band 2 ist ganz anders als Band 1. Es wird ein vollkommen abweichendes Bild aufgezogen. Die Kulisse ist diesmal nicht Area X, sondern diese geheime Forschungsinstitut, das aber auf unerklärliche Weise betrieben wird. Was da genau vorgeht, kann man gar nicht sagen.
Dieser John Rodriguez ist eine interessante Persönlichkeit, die aber schlagartig wegen zunehmend seltsamen Verhaltens wieder alle Sympathiepunkte verliert. Nun wurden ja die Teilnehmer der letzten Expedition durch die Psychologin, also die ehemalige Direktorin, manipuliert. Als Leser ist man also schon mal ordentlich misstrauisch, was ferngesteuerte Beeinflussung betrifft. Und das macht den Reiz des Buches aus. Man hängt als Leser wieder in der Luft und weiß nicht, was man glauben soll und was nicht. Mit Sicherheit ist nur zu sagen, dass die Bedrohung durch Area X wächst. Das Naturphänomen breitet sich immer weiter aus. Und am Ende des Buches ist man nicht wirklich schlauer, was die Hintergründe betrifft, denn es gibt zu viele offene Fragen. Ich hoffe, in Band 3 wird endlich alles aufgeklärt.

Rezension von Heike Rau

Jeff VanderMeer
Autorität – Southern Reach Trilogie – Band 2
362 Seiten, broschiert
Verlag Antje Kunstmann
ISBN-10: 3888979951
ISBN-13: 978-3888979958
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Sabine Thiesler: Versunken

Sabine Thiesler: Versunken

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Mord ist ein Grund zu verschwinden. Doch der Seemann Malte muss dies Hals über Kopf tun. So hat er keine Papiere mehr, kein Geld und keine Klamotten. Aber Malte ist geschickt und skrupellos. Er klaut, was er braucht. Und er macht sich im Hafen von Nizza an einen Jachtbesitzer heran. Werner hatte eigentlich vor, den ganzen Sommer mit seiner Frau zu verbringen. Doch im Gegensatz zu ihm, hat seine Frau einen Beruf, der für einige Zeit ihre Anwesenheit erfordert, sodass er nun eine Weile alleine unterwegs ist. Malte macht kurzen Prozess. Er schafft Werner beiseite und übernimmt dessen Identität.

Doch in die Rolle eines anderen zu schlüpfen, ist nicht so einfach. Er muss Werners Frau täuschen, die regelmäßig E-Mails schreibt. Noch viel schwieriger sind die Leute, die Werner kennen. Wie die beiden jungen Mädchen, die mit dem Rucksack durch die Welt reisen. Sie haben einige Zeit auf der „Aurora“ verbracht und wollen, weil die Reise zu beschwerlich geworden ist, bei Werner und Vivian noch einmal Hilfe suchen. Malte kennt nur einen Weg, mit der Situation umzugehen.

Dabei ist ihm die Polizei mit Carabiniere Donato Neri schon auf der Spur. Wie das nun einmal so ist, verschlingt das Meer nicht jede Leiche, sondern gibt auch mal eine wieder frei.

Ja, da tun sich Abgründe auf! Die Polizei ist herrlich langsam, sodass Malte gemütlich einen Menschen nach dem anderen umbringen kann. Donato Neri hat mehr damit zu tun, seine Familie bei Laune zu halten und der Eifersucht seiner Frau keine Nahrung zu geben, auch wenn er beim Anblick seiner Vorgesetzten schwach werden könnte. Die Polizei agiert sozusagen nur auf dem Abstellgleis.

Zu verstehen ist das Handeln des Mörders kaum. Deswegen hat ihm die Autorin eine schwierige Kindheit verpasst. Die Eltern sind bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen, woraufhin Malte bei einer Tante aufwuchs, der er nur im Wege stand. Sie hat ihn in die Hilflosigkeit getrieben, aus der er sich nur mit einem Mord retten konnte. Malte ist ein Psychopath, der sich Problemen nicht stellen kann.

Der Krimi liest sich gut. Die Autorin versteht es zu unterhalten, auch wenn die Passagen, in denen es um die Kindheit Maltes geht, etwas lang erscheinen. Das Ende ist grenzwertig. Unfassbar. Und ungerecht! Da hätte man sich schon etwas mehr Vergeltung gewünscht.

Rezension von Heike Rau

Sabine Thiesler
Versunken
496 Seiten, gebunden
Wilhelm Heyne Verlag
ISBN-10: 3453268075
ISBN-13: 978-3453268074
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Dr. Dietmar Hansch: Burnout – Mit Achtsamkeit und Flow aus der Stressfalle

Dr. Dietmar Hansch: Burnout – Mit Achtsamkeit und Flow aus der Stressfalle

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In eine Lebenskrise gerät man mitunter schnell. Doch bei genauerem Hinsehen, wird klar, dass dies nicht von heute auf morgen geschieht. Überforderung, Stress und Ruhelosigkeit münden irgendwann in Erschöpfungszustände, wenn nicht für Ausgleich gesorgt wird. Doch eben diesen Ausgleich, also Entspannung, Ruhe und Bewegung, braucht Zeit und die ist bei aller Hektik einfach nicht vorhanden. Die Arbeit muss gemacht werden und die Familie fordert auch Aufmerksamkeit. Und so werden die Batterien, die nicht mehr aufgeladen werden, immer leerer.

Und dann sitzt man vor diesem Buch und erhofft sich Hilfe aus der Misere. Die Zeit zum Lesen wird man sich nun nehmen müssen. Doch man wird schnell gefangen genommen von der Lektüre. Man findet sich wieder, so wieder Autor diesen Strudel hinein in die Stressfalle beschreibt. Man kann es ja drehen und wenden wie man will, man hat seinen Anteil an dieser so tiefgehenden Erschöpfung. Und man selbst ist, so der Autor, derjenige, der sich da wieder heraus manövrieren muss. Mit Hilfe selbstverständlich. Das kann einen Aufenthalt in einer psychosomatischen Klinik erfordern oder aber, wenn man dazu in der Lage ist, auch durch Lesen des Buches und die Umsetzung der Ratschläge.

Das bedeutet, aktiv die eigene Situation zu ändern. Der Autor gibt hierzu viele Denkanstöße. Er vermittelt Einsicht und macht klare Ansagen. Da wird nichts schwammig umschrieben. Eine Änderung der Lebenssituation ist keine leichte Sache. Aber es nützt nichts, so hart das auch wird, will man sich wieder wohlfühlen in seiner Haut. So weiterzumachen wie bisher, ist keine Option.

Es wird im Buch sehr genau beschrieben, wie Lebenszufriedenheit sich anfühlt und wie man umgehen muss mit sich selbst, um das zu erreichen. Das Buch überzeugt. Der Autor versteht es, dem Leser nahe zu kommen und ihm zu vermitteln, wie er herauskommen kann aus der Stressfalle, den negativen Gefühlen, dem Erschöpfungszustand. Damit ist das Buch ein unbedingt empfehlenswerter Ratgeber. Man kann es übrigens auch gut zur Vorbeugung lesen. Also auch schon dann, wenn man ab und an denkt, so kann es nicht weitergehen.

Rezension von Heike Rau

Dr. Dietmar Hansch
Burnout – Mit Achtsamkeit und Flow aus der Stressfalle
208 Seiten, Klappenbroschur
Knaur MensSana
ISBN-10: 3426657422
ISBN-13: 978-3426657423
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Martin Conrath: Der Schmerzsammler

Martin Conrath: Der Schmerzsammler

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Martin Conrath schreibt Krimis und als männlicher Part von „Sabine Martin“ historische Romane. ARD-Tatorte wurden von ihm zu Romanen gemacht. Mit dem „Schmerzsammler“ geht er mit einer neuen Protagonistin das Genre der Psychothriller an.

Die Protagonistin Fran Miller ist Fallanalytikerin und Sektenbeauftrage beim LKA in Düsseldorf. Sie betreibt einen ungewöhnlichen Ausgleichssport: zum „Herunterkommen“ braucht sie den Kick einer Extremsportart. Ein Partner im Team ist Bruno Rheinstahl, ein väterlicher Freund, den die Deutsch-Amerikanerin im Alter von zehn Jahren durch ihren Vater, ebenfalls Polizist, kennengelernt hat. Dritter im Team ist Günther Anleder, ebenfalls Profiler und spezialisiert auf geistige Krankheitsbilder. Alle gehören zur Abteilung „Operative Fallanalyse“, die aus Forschungsgeldern finanziert wird und nicht täglich draußen im Einsatz ist. Momentan sind sie weit in die Satanistenszene abgetaucht und haben dort ihr Betätigungsfeld. Der Anruf eines Polizeikollegen aus Hamburg zieht zunächst Fran, dann das Team in einen aktuellen Fall. Der Hamburger ermittelt in einem Mordfall und hegt Vermutungen, dass er etwas mit der satanischen Sekteszene zu tun haben könnte. Da er von der „Teufelsbraut“ Fran Miller gehört hat, bittet er sie um eine Einschätzung. Sie zieht sofort ihre Kollegen hinzu. Doch dann werden sie zu einem aktuellen Fall in Düsseldorf abgezogen: Grabschändung mit Anzeichen einer Schwarzen Messe. Ein klarer Fall für das Team. Keine Auszeit von der Forschung im Sektenmilieu, sondern praktische Unterstützung aus der Realität.

In verschiedenen Strängen wird auf den Showdown am Ende des Romans hingearbeitet. Zunächst scheinen alle Stränge zusammenhanglos. Zunächst die Polizeiarbeit, dann die Mitglieder einer Satanistengruppe, das Vorgehen eines äußerst brutalen Täters und schließlich der Drangsal der Opfer.
Natürlich geht man als Liebhaber von Krimis und Thrillern davon aus, dass alles irgendwie zusammengehört. Doch in welcher Weise ist sehr spannend vom Autor verpackt. Schließlich führt es doch zu einer unerwarteten Lösung. Einerseits als Leser erfüllt ist es andererseits schade, denn man weiß, dass der Roman nun fast beendet ist.

Aus unterschiedlichen Perspektiven werden die Stränge erzählt. In der dritten Person wird von der Ermittlungsarbeit und von den Opfern des Täters erzählt. Mittels Ich-Perspektive schlüpft der Leser in die Figur des Täters. Das ist besonders perfide, denn eigentlich möchte man nicht der Täter sein. Denn der geht extrem brutal vor sich. Schließlich sammelt er wie andere Briefmarken die Schmerzen seiner Opfer. Und die schönsten Schmerzen erreicht er bei ihnen kurz vor deren Tod.
Conrath hat für diesen Thriller ein interessantes Figurenensemble geschaffen, welches in vielen Teilen denen anderer aktueller Krimis und Thriller entspricht: der väterliche Freund, die Kumpanei unter Kollegen, die nur auf Karriere bedachte Chefin. Doch der Protagonistin Fran(ziska) Miller hat er eine besondere Vergangenheit verpasst, der man gerne noch weiter auf die Schliche kommen möchte, was im Herbst wohl mit einem Folgeroman passieren kann.

Viele kleine Szenen sind nichts für schwache Nerven. Den Lesern, die sich starken Nervenkitzel wünschen, ist der Thriller in jedem Fall empfohlen.

Conrath, Martin
Der Schmerzsammler
400 Seiten, broschiert
Bastei-Lübbe, Köln
ISBN-10: 3404168070
ISBN-13: 978-3404168071

© Detlef Knut, Düsseldorf 2014
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Daniel Glattauer: Die Wunderübung

Daniel Glattauer: Die Wunderübung

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Die Beziehung von Joana und Valentin steht vor dem Aus. Aber eine Trennung wird noch nicht in Erwägung gezogen. Wozu gibt es Paartherapeuten? Die beiden gehen also in Therapie, der eine freiwillig, der andere weil er keine Gegenargumente hat. Der Therapeut kennt seine Rolle. Er hat sie schon hundert Mal durchgespielt. So beginnt er mit dem Schweigen, das dem Paar bald zu viel wird. Die Ruhe klingelt ihnen unangenehm in den Ohren. Sie streiten lieber. Alles muss auf den Tisch. Jedes Vergehen, jede Gefühlskälte, jeder Ausrutscher, jede Affäre. Wobei vor allem Joana zu Wort kommt und Valentin, der seine Frau sonst eher ignoriert, geht in Verteidigungsstellung. Was soll der Therapeut sonst von ihm denken?

Und so beginnt die Komödie. Der Therapeut hat seinen Spaß daran. Es ist doch immer das Gleiche. Halbherzig lenkt er in der Sitzung das Paar. So scheint es jedenfalls. Die beiden merken gar nicht, wie sie manipuliert werden. Der Therapeut nennt das „Die Wunderübung“.

Es sind doch immer die gleichen Probleme, die ein Paar zur Verzweiflung bringen kann. Hier wird jedes Klischee bedient und das erschreckend realitätsnah. Es kommt einer Komödie gleich, aber irgendwie ist es nicht zum Lachen, auch wenn so manche Szene urkomisch oder zumindest sehr amüsant ist. Ein Schlagabtausch löst den nächsten ab. Es geht Wort gegen Wort. Keiner will der Verlierer sein. Mit Fingerspitzengefühl kommt der Therapeut hier nicht weiter. Er ist im Gegensatz zu dem Paar eher undurchschaubar dargestellt. Genauso also, wie man sich einen Therapeuten vorstellt. Auch er erfüllt jedes Klischee.

Der Text ist auf Dialoge reduziert. Das Ehepaar Dorek und auch der Therapeut wirken austauschbar. Das hat eine besondere Wirkung. Das lässt sich nicht leugnen. Und was bleibt am Schluss? Was ist die Erkenntnis? Auch Streit ist etwas, das ein Paar gemeinsam haben kann, das zusammenschweißt. Insbesondere, wenn sich das gegen andere richten lässt.

Rezension von Heike Rau

Daniel Glattauer
Die Wunderübung
Eine Komödie
112 Seiten, gebunden
Deuticke Verlag
ISBN-10: 3552062394
ISBN-13: 978-3552062399
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Judith Winter: Siebenschön

Judith Winter: Siebenschön

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Als Christine Höffgen diesen Brief erhält, ist sie seltsam alarmiert. Das merkwürdig formulierte Schreiben ohne Absender macht ihr Angst. Und eigentlich kann sie es gar nicht auf sich beziehen. Von einer Jennifer ist die Rede. Eine Adresse ist angegeben. Christine Höffgen kennt keine Jennifer. Warum also sollte sie sich beeilen, zu dieser Adresse zu kommen, auch wenn ihr das im Brief nahegelegt wird?
Zusammen mit ihrem Mann macht sie sich dann doch auf den Weg. Bei der Adresse handelt es sich um ein heruntergekommenes Lagerhaus in einem nicht gerade Vertrauen erweckenden Gewerbegebiet. Das Ehepaar ist angespannt. Ein unheilvolles Gefühl macht sich breit. Nicht zu Unrecht, denn die beiden entdecken schließlich eine Leiche in einer Gefriertruhe.

Betraut wird mit dem Fall die Abteilung für Kapitaldelikte der Zentralen Kriminaldirektion Frankfurt am Main. Es ermitteln die beiden Kommissarinnen Emilia Capelli und Mai Zhou, die neu in der Abteilung ist. Die beiden müssen sich erst aneinander gewöhnen. Dabei steht Capelli ihrer Kollegin nicht sehr wohlwollend gegenüber. Sie hatte einen Kollegen als neuen Partner im Blick gehabt.
Dass die beiden in einer Mordserie ermitteln, wird schnell klar. Der Täter inszeniert einen Mord nach dem anderen, geht geplant und systematisch vor, nur ist ein Zusammenhang für die Ermittlerinnen zunächst nicht ersichtlich. Was haben die Opfer gemeinsam? Und wieso wirkt jeder Mord wie eine Inszenierung und was will der Mörder damit sagen?

Der Thriller ist ausgesprochen spannend, die Fall gut ausgedacht. Die Spannungskurve stimmt und als Leser wird man neugierig gehalten. Nur ganz langsam, Stück für Stück, werden die Beweggründe des Mörders für seine Taten offengelegt. Es ist interessant zu sehen, wie scheinbar nicht zusammengehörende Details dann doch miteinander verstrickt sind und hier keineswegs nur Zufälle eine Rolle spielen. Alles ist wohldurchdacht und stimmig. Aber zunächst hat eben nur der Mörder den Überblick.

Es ist keine leichte Aufgabe für die beiden überaus ehrgeizigen Ermittlerinnen Licht ins Dunkel zu bringen. Ihr anfängliches Misstrauen gegeneinander haben sie schnell im Griff. Dabei hätte sich hier noch Stoff für den einen oder anderen Schlagabtausch ergeben können. Doch ihre unterschiedlichen Charaktere ergänzen sich gut.

Man darf gespannt sein auf weitere Fälle mit den beiden Kommissarinnen. „Siebenschön“ ist schon mal ein wirklich guter Auftakt.

Rezension von Heike Rau

Judith Winter
Siebenschön
432 Seiten, broschiert
Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423214899
ISBN-13: 978-3423214896
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André Aleman: Wenn das Gehirn älter wird

André Aleman: Wenn das Gehirn älter wird

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Der holländische Neuropsychologe André Aleman hat in einem sachlichen und informativen Buch die Vorgänge beschrieben, die Einflüsse auf die Entwicklung unseres Gehirns im Laufe eines langen Lebens nehmen.

Das alltägliche Wissen vom „jungen“ Gehirn das sich zum alten Gehirn verändert, liegt auf der Hand. In seinen Abhandlungen bespricht Aleman die Stadien des Langzeit-, Kurzzeit- und Arbeitgedächtnisses und, sehr wichtig, die Veränderungen in den kognitiven Fähigkeiten. Testverfahren und Bilder veranschaulichen die verschiedenen Stadien der Gehirnentwicklung. Neu für den Leser mag sein, dass sich das alte Gehirn vom jungen dahingehend unterscheidet, dass es auch Vorteile gibt, die das alte Gehirn auszeichnen.

Wenn sich nicht gerade die Alzheimerkrankheit ins Gehirn einschleicht, kann das Alter mit dem Verlust des Kurzzeitgedächtnisses durchaus gleichwertige andere Möglichkeiten entwickeln. Gereifte Emotionen, lebenslange Erfahrungen, soziale Kompetenz und Training vermögen den alten Menschen mit dem Zugewinn an Freiheit beglücken.

Alemans Empfehlungen für den Erhalt zahlreicher Kompetenzen sind ernst zu nehmen; sie zeigen, dass das berühmte Schlagwort „wer rastet der rostet“ immerwährend gültig ist.

Zum Abschluss seiner Ausführungen, die z.T. recht fachwissenschaftlich sind, werden noch einmal die Verhaltensweisen aufgezeigt, die dem Verfall der Hirnzellen entgegen wirken könnten: dazu gehören Bewegung, gesunde Ernährung, geistige Aktivität, soziale Kontakte, Spiritualität, Religion und die Liebe.

Für mich haben die letzteren Aussagen einen leicht moralisierenden Charakter. Als könnten wir dem Altern und Tod entgegen wirken, und als wäre derjenige, der diesen Ratschlägen nicht folgt, selber schuld an einem frühzeitigen Verfall und Ende. So aber ist es nicht. Eine Vielzahl von negativen Krankheits- und Altersmerkmalen sind unabänderlich, und es gilt, mit diesen Einschränkungen zu leben und zu sterben.

Dennoch ist dieses Buch ein weiteres Mosaiksteinchen unter den zum Thema veröffentlichten Abhandlungen, das zu Erklärungen über das physische und mentale Altwerden beiträgt.

André Aleman
Wenn das Gehirn älter wird
240 Seiten, gebunden
C.H.Beck, 2. Auflage, Dezember 2013
ISBN-10: 3406653251
ISBN-13: 978-3406653254
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