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Schlagwort: Spannung

Volker Klüpfel und Michael Kobr: Herzblut

Volker Klüpfel und Michael Kobr: Herzblut

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Da ist mir neulich doch glattweg der neue Krimi von Klüpfel und Kobr auf den Schreibtisch geflattert. Ich muss zugeben, bisher hatte ich mich geziert, einen Roman von diesen Krimi-Duo zu lesen. Irgendwie hatte ich nie Bock auf bayerische Krimis. Doch man lernt nie aus. Gerne lasse ich mich zu einem guten Krimi überreden. Gerne lasse ich mich überhaupt auf einen neuen Roman ein. Das Genre ist mir dabei völlig egal, Hauptsache, es verbirgt sich eine interessante und unterhaltsame Geschichte dahinter. So ist es bei Kluftingers neuem Fall.

Kluftinger wird von einem Stechen am Herzen bzw. in der Brust geplagt. Nebenbei wird ein Taxifahrer ermordet. Der Mord an dem Taxifahrer scheint sehr schnell geklärt. Es gibt ein Geständnis. Noch während der Pressekonferenz zu der schnellen Aufklärung bekommt Kluftinger einen Anruf auf sein Handy. Zum Entsetzen aller Leute nimmt Kluftinger diesen Anruf entgegen. Peinlich genug für ihn, dass er sein Handy nicht auf Lautlos oder Vibrieren gestellt hatte. Doch nach der Pressekonferenz wird er den Gedanken nicht los, dass er während dieses Anrufes Hörerzeuge eines Mordes geworden ist. Seine Kollegen haben nichts als hämische Witze dafür übrig. Deshalb ermittelt Kluftinger zunächst auf eigene Faust und findet am vermeintlichen Tatort jede Menge Blut. Leider aber keine Leiche. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse und gleich auf mehrere Mordfälle werden Kluftinger und seine Kollegen aufmerksam. Doch zunächst können Sie keine Zusammenhänge zwischen all diesen Morden herstellen. Neben dem Stress bei den Ermittlungen hat Kluftinger nach wie vor den privaten Stress aufgrund der Schmerzen in seiner Brust. Der Klufti sieht sich dem eigenen Sarg schon nahe. Selbst ein Testament schreibt er.

Der Stil der Autoren ist unterhaltsam und flüssig zu lesen. Auf tiefen bayerischen Dialekt wird weitgehend verzichtet. Dennoch sind leichte Anklänge des bayerischen immer wieder zu lesen und sollten auch für den Norddeutschen keine Probleme bereiten. Insgesamt lässt sich die Geschichte in drei große Teile untergliedern. Während des ersten Teils, der vielleicht bis zur Hälfte des Buches geht, spielen die Kriminalfälle gar keine so wesentliche Rolle. Doch dann nimmt deren Volumen ab der Hälfte des Romans wesentlich mehr Raum ein. In der ersten Hälfte ist der Kluftinger sehr viel mit seinem Herzen, seiner Familie und den Kollegen beschäftigt. Der erste Fall wird sehr schnell gelöst. Die anderen Fälle, da ziehen sich die Ermittlungen einfach hin. In diesem Teil lernt man als Leser den Kluftinger und sein privates wie auch dienstliches Umfeld umfassend kennen. Das bringt einen wesentlichen Vorteil, da es sich bei diesem Roman nicht um den ersten Kluftinger-Roman handelt. Als Leser muss man aber nicht bis an die Anfänge des Autorenduos zurück, sondern kann tatsächlich mit diesem Roman einsteigen, und findet sich dennoch sofort in der Szenerie zurecht und ist mit allen Figuren in der Handlung vertraut. Im zweiten Teil, der sich dann hauptsächlich um die Ermittlungen dreht, geht es spannend von einer Überraschung zur nächsten. Die Autoren scheinen jetzt die Familie von Kluftinger vergessen zu haben. Es dreht sich alles um die Ermittlungsarbeit. Einen dritten Teil gibt es dann etwa 40-50 Seiten vor dem Schluss. Dieser dritte Teil ist ein ägyptischer reicher Show-down. So viel Action hätte man dem gemütlichen Kluftinger gar nicht zugetraut. Eines haben alle von mir vorgenommenen Unterteilungen bzw. Teile gemeinsam: Sie stecken voller humorvoll. Der Spott und die Witzeleien kommen auch während der hektischen und harten Ermittlungen nicht zu kurz.
Ich vergebe fünf Punkte, weil mir dieser Roman sehr viel Spaß und Unterhaltung geboten hat.

Klüpfel/ Kobr
Herzblut
400 Seiten, gebunden
Droemer, München
ISBN-10: 3426199378
ISBN-13: 978-3426199374

© Detlef Knut, Düsseldorf 2013
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Rosa und Torsten Wirtz: Die Kunst der letzten Stunde

Rosa und Torsten Wirtz: Die Kunst der letzten Stunde

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Wer einen Eifelkrimi sucht, der ist bei diesem Roman genau richtig. Das Ermittlerpaar des nicht unähnlich wirkenden Autorenpaares Wirtz ist ebenfalls ein Autorenpaar mit den Namen Malu und Markus Poschen. Während Malu über Gott und die Welt labert, am meisten dabei über ihren Mann quasselt, ist Markus auf einer Nordic Walkingtour durch die nahe Eifellandschaft. Dabei stolpert er buchstäblich über den schwer verletzten Lokalpolitiker Jean-Marie Caspers. Seines Zeichens ein Kasper, wie alle Politiker. Caspers ist zuvor in einer Szene des Buches von einem Modellflugzeug attackiert worden. Während er noch nach dem merkwürdigen Summen Ausschau hält, hat ihn der Flieger bereits ins Visier genommen. Die Ermittlungen führen an das Gymnasium. Vermutet wird zunächst, dass die Gegner des neuen Schulprojektes, für das sich Caspers einsetzt, ihn mit seltsamen Methoden attackieren. Doch wie so oft in allen Krimis, verlaufen die diversen Ermittlungen irgendwie im Nirwana und fördern kaum handfeste Ergebnisse zu Tage. So ergeht es auch dem Ermittlerpaar Poschen, bis dann das Unerwartete eintritt.

Ein Buch mit ganz viel Eifel drin, ja, aber auch ein Buch mit wenig Krimi. Ein Buch mit ganz viel Humor für Leute, die sich darin wiedererkennen. So mancher Name lässt auf reale Größen der Schriftstellerszene Deutschlands schließen. Das Geschwafel von Malu Poschen, welches meist nichts mit den Ermittlungen und dem Kriminalfall zu tun hat, regt zum Schmunzeln an, aber kann vom Krimiliebhaber durchaus überblättert werden. Für die verbissene Ermittlungsarbeit ist Markus Poschen zuständig, und der kniet sich sehr zum Ärger seiner Frau tief in die Ermittlungsarbeit hinein. Manchmal fängt zwar auch er zu schwätzen an, aber dann hat es wenigstens mit dem Fall zu tun.

Die Geschichte wird aus drei verschiedenen Perspektiven erzählt. Zunächst aus der Sicht Malu Poschens, dann aus der Sicht ihres Ehemann Markus Poschen, und schließlich aus der Sicht des unbekannten dritten Erzählers. Da die Abschnitte des Ermittlerehepaars beide in der Ich-Form geschrieben sind, kommt es trotz des Hinweises in Form einer Überschrift leicht zu Verwirrungen und Irritationen. Für den Leser ist es gewöhnungsbedürftig, dass zwei verschiedene Personen in der Ich-Form und mit gleicher Sprache und Stil erzählen. Es wurde bewusst der Plauderton gewählt, schließlich soll es hier um bodenständige Eifelaner gehen. Wortkombinationen wie „ja nun natürlich auch“ muss der Leser in nahezu jedem Satz hinnehmen. Das kann nervig sein. Wesentlich eleganter lesen sich die Abschnitte des dritten Erzählers aus dem Off.

Alles in allem ein lesbares Buch. Der Liebhaber von Rätselkrimis kommt auf seine Kosten, aber er wird eben lange Strecken mehr mit Süßholzraspeln abgelenkt als mit spannender Parallelhandlung. Drei von fünf Punkten für die schnelle Lektüre.

Wirtz, Rosa & Thorsten
Die Kunst der letzten Stunde
245 Seiten, broschiert
Taschenbuch
KBV, Hillesheim
ISBN-10: 3942446685
ISBN-13: 978-3942446686

© Detlef Knut, Düsseldorf 2013
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Nadja Quint: Verachte nicht den Tod

Nadja Quint: Verachte nicht den Tod

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In diesem Düsseldorfer Kriminalroman geht es um den Tod und das Sterben an sich. In der Romanhandlung findet parallel zur Leichenschau ein dubioses Treffen einer Arzthelferin und eines Notars in einem großen renommierten Düsseldorfer Hotel statt. Die Kommissarin Evelyn Eick wird mit der Aufklärung des dubiosen Todes einer jungen Frau beauftragt. Schnell gelangt sie an die Arzthelferin. Sie muss feststellen, dass es hier Verbindungen zu einem Sterbehilfeverein gibt, der von den Niederlanden aus in Deutschland aktiv ist. Während ihrer Ermittlungen wird aus einer Klinik ein an Leukämie erkranktes kleines Kind entführt. Da die Krankheit der kleine Leonie für unheilbar diagnostiziert wurde, sieht die Kommissarin einen Zusammenhang zu dem Tod der jungen Frau und zu dem Sterbehilfeverein.

Parallel dazu hat die Düsseldorfer Kommissarin mit einem möglichen Sterbefall in der eigenen Familie zu kämpfen. Ihr Vater ist vor kurzer Zeit in ein Hospiz umgezogen. Auf eigenen Wunsch. Gelassen und mit etwas ironischem Humor erwartet er seinen eigenen Tod. Diese eigene Betroffenheit der Kommissarin stellt eine emotionale Verbindung zu den Fällen in ihrem Kommissariat her. Ihr Vater ist Ansprechpartner in Sterbensangelegenheiten. Möchte jemand freiwillig aus dem Leben scheiden, wenn er erfährt, dass er so krank ist? Oder möchte er es vielleicht gar nicht?

Die Autorin hat sich enge Verflechtungen zwischen dem Privatleben der Kommissarin und ihren dienstlichen Ermittlungen ausgedacht. Spannend von der ersten bis zur letzten Seite liest man diesen Roman durch. Dabei geht es weniger um die Frage, wer der Täter ist, als vielmehr darum, wie die Kriminalkommissarin Evelyn Eick den Tätern auf die Spur kommt. Es sind zunehmend engere Verwicklungen und Wendepunkte eingebaut, die den Leser auf eine falsche Spur führen. Was aber einerseits den Leser bei der Stange hält, damit er das Buch nicht aus der Hand legt, ist andererseits auch zu viel der Verwirrung. Deshalb bekommt das Buch einen Punktabzug. Von welchen Verwirrungen spreche ich? Zunächst einmal völlig deplatziert und überflüssig sind alle paar Seiten Episoden eingestreut, nicht länger als eine Seite, die das Geschehen im Hintergrund beleuchten. Dazu gehören beispielsweise die Massenschlachtung von Schweinen, bei der ich heute noch nicht weiß, was die mit dem Fall zu tun hat, als auch andere Geschehnisse um die Opfer und Täter herum. Das sind Passagen die der Leser durchaus überblättern kann bzw. die das Buch auch kürzer gemacht hätten ohne es an Spannung fehlen zu lassen. Schließlich sind es die überaus vielen Figuren, die von der Autorin in diesem Roman eingeführt werden und für Verwirrung sorgen. Dabei handelt es sich oft um Figuren im privaten Umfeld der Kommissarin. Neben ihrem Vater im Hospiz gibt es den Bruder, es gibt den Gerichtsmediziner, in denen sie sich verliebt hat, es gibt die Freundin, eine Nonne. Das sind alles Figuren die mit der Handlung nichts zu tun haben, nur für Verwirrung sorgen und nicht auf die falsche Fährte führen. Zwischen den verschiedenen Auftritten dieser einzelnen Figuren sind manchmal so große Abschnitte, dass sich der Leser kaum daran erinnern kann, um wen es sich eigentlich handelt. Das gesamte familiäre Umfeld der Ermittlerin wäre besser in einem weiteren Roman aufgehoben, als alle Figuren in einem Debütroman auftreten zu lassen.

Der Titel des Romans ist zwar unterschrieben mit Kriminalroman aus Düsseldorf, jedoch hätte ich von der Autorin mehr Bekenntnis zu den einzelnen Lokationen erwartet. Schade, dass viele Namen verfälscht wurden.
Dennoch fällt mein Fazit mit vier von fünf Sternen recht positiv aus. Ich bin mit der durchaus gut gemachten Unterhaltungslektüre zufrieden und halte das Buch bis auf die kleinen Anmerkungen für empfehlenswert.

Quint, Nadja
Verachte nicht den Tod
301 Seiten, broschiert
KBV, Hillesheim
ISBN-10: 3942446642
ISBN-13: 978-3942446648

© Detlef Knut, Düsseldorf 2013

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Dirk Kurbjuweit: Angst

Dirk Kurbjuweit: Angst

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Verbrechen und Schuld.

In einer Talkshow sprach der Autor des vorliegenden Romans bewegend, authentisch und ernsthaft über einen Fall von Stalking, der ihm, seiner Frau und seinen Kindern passiert ist. Er hat diese Erfahrung zum Thema eines neuen Romans verarbeitet.

Laut Wikipedia bedeutet Stalking „Verfolgen oder Belästigen einer Person, deren physische oder psychische Unversehrtheit dadurch unmittelbar, mittelbar oder langfristig bedroht und geschädigt werden kann“.

Die Handlung des Romans weicht natürlich oder vermutlich in einigen Teilen von der wahren Geschichte ab.

Tatsache ist, dass im Haus der neu zugezogenen Familie Tiefenthaler in einem gut beleumundeten Berliner Bezirk ein unheimlicher Mitbewohner im Souterrain wohnt. Zuerst kaum auffällig begeben sich nach und nach Ereignisse, die Vater und Mutter der zwei Kinder Paul und Fee aufhorchen lassen und zunehmend Beunruhigung hervorrufen. Zuerst sind es nur Nettigkeiten wie gebackene Kekse oder Pizzas, die Tiberius, so der Name des unheimlichen Nachbarn, vor die Tür legt. Doch dann wird er anzüglich gegenüber Tiefenthalers Frau Rebecca, schreibt Liebesbriefe, Gedichte und zuletzt verleumderische Anschuldigungen, die das Ehepaar in psychische Untiefen stößt.

Randolph, der junge Familienvater, hat daneben seine eigenen Probleme. Ist er doch ein Eigenbrötler, der sich zunehmend innerlich von seiner Frau entfernt. Diese, eine schöne und kluge Frau, weiß nicht, wie sie ihren Mann noch für sich interessieren kann. Äußerlich scheint alles in Ordnung, doch im tiefsten Innern stimmt einiges schon lange nicht mehr.

Einem Drama gleich findet Randolph Tiefenthaler weder bei der Polizei, dem LKA oder einer Anwältin Hilfe gegen den unheimlichen Stalker. Die Auswirkungen und Belege für das Stalking liegen vor, doch bevor nicht wirklich etwas passiert ist, können die Staats- und Rechtsorgane nicht tätig werden. Der potentielle Stalker ist hier wie in den meisten Fällen psychisch gestört und hangelt sich am Rande der Legalität um sein Opfer. Das Opfer seinerseits wird unsicher und beginnt an Selbstzweifeln zu leiden. Argwohn und Misstrauen beunruhigen das Paar und säen Zwietracht zwischen ihnen. So erfährt auch die Ehe Einbrüche, die nur schwer zu verkraften sind.

Dirk Kurbjuweit hat die wunderbare Gabe, zwei Erzählstränge zugleich mit Spannung zu gestalten. Man fiebert den Entwicklungen um seine Ehe-, und, schlimmer noch, dem Fortgang der Stalkinggeschichte heftig entgegen. Subtil und differenziert entsteht das Bild einer Ehe auf Abbruch.

Der Autor hat aus einer realen Geschichte einen spannenden Thriller erdichtet, dessen Wahrheitsgehalt nahe an der Wirklichkeit entlang schrammt.

Wie man hier erfährt, kann Stalking zur psychischen Folter ausarten. Dem Verbrechen selbst ist nur schwer beizukommen, denn der Rechtsstaat hatte bis vor einigen Jahren nur wenige Möglichkeiten zum Einschreiten.

Das Buch ist ein Lehrstück in Rechtsgeschichte und zeigt, welches  Ausmaß und welche Auswirkungen diese Form der Verfolgung annehmen kann. Der seelische Schaden bei den Opfern wiegt schwer.

Für Betroffene bietet der Roman Trost und Hilfe, für andere ist er Warnung, beizeiten pathologisch gestörten Menschen aus dem Weg zu gehen.

Dirk Kurbjuweit hat mit diesem Roman einen spannenden und ausgezeichneten Psychothriller vorgelegt.

Dirk Kurbjuweit
Angst
256 Seiten, gebunden
Rowohlt Berlin, Januar 2013
ISBN-10: 3871347299
ISBN-13: 978-3871347290
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Tom Hillenbrand: Teufelsfrucht

Tom Hillenbrand: Teufelsfrucht

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Ist Ihnen beim Lesen schon Mal das Wasser im Mund zusammengelaufen? Nein? Dann müssen Sie das am besten gleich ausprobieren. Und zwar mit dem kulinarischen Krimi „Teufelsfrucht“ von Tom Hillenbrand. Ganz nebenbei können Sie sich dann beim (Mit-) Ermitteln die Zähne ausbeißen.

Im luxemburgischen Landgasthaus „Deux Eglises“ taucht urplötzlich ein berühmter Restaurantkritiker auf. Das Gasthaus hat keinen Stern, sein Inhaber Xavier Kieffer möchte auch kein Sternekoch sein, obwohl er nach seiner Ausbildung und der Kollegenmeinung alles Zeug dafür hat. Umso mehr ist er überrascht und fragt sich, was der Kritiker bei ihm zu suchen hat. Doch bevor ihm diese Frage beantwortet wird, liegt der Kritiker tot auf dem Boden seines Gasthauses. Das gefällt Xavier gar nicht. Es kann, obwohl er kein Sternerestaurant führt, dennoch negative Auswirkungen auf seinen Gasthof haben. Also beginnt er zu ermitteln. Seine erste Anlaufadresse ist sein alter Ausbilder Paul Boudier, Inhaber des Zwei-Sterne-Restaurant „Renard Noir“ in einigen Kilometern Entfernung. Von ihm erfährt Xavier einiges über den Kritiker und er erfährt etwas über ein neues Gewürz, irgendeine exotische Frucht. Doch kurz darauf brennt das „Renard Noir“ ab und Boudier ist verschwunden. Xavier setzt alles daran, diesen Fall zu klären. Zumal die französische Polizei, die der luxemburgischen den Fall abgenommen hat, kaum Anstrengungen unternimmt und nicht erkennen will, dass zwischen dem Feuer im „Renard Noir“ und dem Toten in seinem eigenen Gasthaus ein Zusammenhang besteht.

Mit dem Koch Xavier Kieffer hat der Autor einen der außergewöhnlichsten Ermittler in die Krimilandschaft geholt. Eine interessante Figur, die sich dem Stress der heutigen Zeit nicht aussetzen mag, und das Leben lieber gelassener angeht. Hillenbrand, der von Hause aus Journalist ist, gibt der Gaumenfreude sehr viel Raum. Wenn sich eine Gelegenheit bietet, dann werden die kulinarischen Leckerbissen der luxemburgischen Küche ausgiebig beschrieben. Das liest sich aber keineswegs wie ein Kochbuch. Denn die dramaturgische Spannung wird dabei niemals aus dem Auge verloren. Vermengt wird dann alles mit dem Show-Kochen einiger TV-Köche, und Namen klingen ähnlich wie die von Witzigmann und Nestle, dem Lebensmittelkonzern. Eine perfekte Verbindung. Genussvolle, rustikale Landhausküche mit industriellen Lebensmittelprodukten und Showeinlagen einiger Wichtigtuer. Da muss es einfach im Gebälk knirschen und die Spannung ist vorprogrammiert.

Mir hat das Lesen dieses kulinarischen Krimis Spaß bereitet. Inwieweit die branchenspezifischen Fakten der Realität entsprechen, kann ich nicht beurteilen, gehe aber von akurater Recherchearbeit aus. Plausibel klingt es zumindest.
Ein Krimi für Genießer.

Tom Hillenbrand
Teufelsfrucht
304 Seiten, broschiert
KiWi, Köln
ISBN-10: 3462042874
ISBN-13-978-3462042870

© Detlef Knut, Düsseldorf 2012

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Jacques Berndorf: Eifel-Bullen

Jacques Berndorf: Eifel-Bullen

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Die verbrecherischen Machenschaften in der Eifel gehen weiter. In dem aktuellen Roman „Eifel-Bullen“ von Jacques Berndorf geht es sofort mit zwei Toten zur Sache. Bevor Siggi Baumeister richtig wach wird, wird er von Kriminaloberrat Rodenstock angerufen und beauftragt, bei zwei Leuten in der Nähe zu recherchieren. Baumeister merkt, dass Rodenstock unter Strom steht, und erwartet keine langatmigen Erklärungen. Er soll bei einer Frau Walbusch überprüfen, ob sie die Nacht über zuhause gewesen ist, oder ob sie woanders war. Außerdem soll er in einem anderen Haus überprüfen, ob sich dort jemand aufhält. Baumeister denkt als Freund Rodenstocks nicht sehr lange nach und erledigt diese Aufgaben. Sodann begibt er sich an den Ort, den Rodenstock ihm als Tatort genannt hat. Dort angekommen, muss er feststellen, dass zwei Polizisten, eine Frau und ein Mann, neben ihrem Einsatzfahrzeug mit Kopfschüssen niedergestreckt worden waren. Alles sieht wie eine Hinrichtung aus. Die Polizei befindet sich in höchster Alarmbereitschaft, Kischkewitz und Rodenstock sind höchstem Stress ausgesetzt. Ein Politiker hat versucht, sich in die Ermittlungen einzumischen, und den beamten Druck zu machen. Die Polizei und auch die Staatsanwältin aus Trier wissen nicht, wie sie in diesem Fall ansetzen sollen. Zumal die beiden Polizisten in einem Landkreis aufgefunden wurden, indem sie nicht zuständig sind. Mit den ersten beiden kleinen Aufträgen an Baumeister wurde dieser ganz offiziell in den Fall mit einbezogen und bekommt natürlich sofort seine exklusiven Rechte, darüber einen Artikel zu schreiben. Für die Recherche des Artikels als auch für die Ermittlungsarbeit macht sich Baumeister also auf den Weg und beginnt mit seinen Interviewarbeiten. Als Erstes besucht er eine Freundin der toten Polizisten. Baumeister erfährt, dass es die engste Freundin der Toten ist. Darüber hinaus erfährt er, dass es in der Familie der Toten vor Jahren seltsame Vorgänge gegeben hatte, die möglicherweise ein Motiv für einen Mord darstellen könnten. Bei einem gemeinsamen Abendessen aller beteiligten Ermittler ergibt sich also als Ergebnis, dass die offiziellen Behörden eher an eine Hinrichtung denken, wohingegen der Journalist durchaus private Motive für möglich hält.

Wer als Leser Berndorfs Krimis mag, der ist nicht nur ausschließlich an den Kriminalfällen interessiert. Ihn interessieren in aller Regel auch die Vorkommnisse und Begebenheiten im Umfeld Siggi Baumeisters. Dabei kann es sich manchmal um eine neue Freundin handeln; manchmal handelt es sich um einen Streit zwischen seinem Freund, dem Kriminaloberrat Rodenstock und dessen Lebensgefährtin Emma, der Ex-Polizistin aus Holland; manchmal handelt es sich nur um den Kater Satchmo, der im Hause des Journalisten sein Dasein fristet. Mit großem Genuss widmet sich Berndorf der Beschreibung des Umgangs Baumeisters mit seinem Kater. Obwohl diese Passagen nichts mit dem aktuellen Kriminalfall zu tun haben, sind sie spannend und unterhaltsam und machen dem Leser Spaß.

Nachdem ich bereits einige Bücher des Autors als Hörbuch gehört hatte, brachte mir das Lesen ein besonderes Vergnügen. Selbstverständlich hörte ich in meinem Inneren die Stimme Jacques Berndorfs, der alle seine Hörbücher selbst eingelesen hat. Besonders interessant fand ich es wieder, wie er größte Teil des Buches als Dialog gestaltet wurde. Nur wenige Passagen werden vom Erzähler dargeboten. Da es sich dabei um Baumeister handelt, der in der Ich-Form nach Art eines Privatdetektivs erzählt, bleiben ihm schließlich auch nicht viele Möglichkeiten, Informationen über das Geschehen zu erhalten. Er erfährt dies aus Gesprächen mit seinen Freunden oder anderen Personen in der Handlung. Geschickt läuft so der gesamte Verlauf bis zur Ermordung der Polizisten und danach der Ermittlungsarbeit in Dialogen ab. Dem Mitdenken des Lesers sind keine Grenzen gesetzt.

Sehr gut gemachte, spannende Unterhaltung, die dabei auch ein kritisches Auge auf die momentane gesellschaftliche Entwicklung lenkt.

Berndorf, Jacques
Eifel-Bullen
Taschenbuch
KBV, Hillesheim
ISBN 9783942446617
© Detlef Knut, Düsseldorf 2012

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Ingrid Noll: Über Bord

Ingrid Noll: Über Bord

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Zunächst zum Inhalt dieses kleinen Büchleins: Ellen lebt in einer renovierungsbedürftigen Villa im Odenwald zusammen mit ihrer Mutter und einer ihrer beiden Töchter. Sie ist geschieden, hat eine wenig herausfordernde Stelle im Einwohnermeldeamt und sie hat Geldsorgen. Die Villa ist in der Gegend als das „Nonnenhaus“ bekannt, weil keine der Bewohnerinnen, abgesehen von der 24 Jahre jungen Tochter Amalia, Wert auf Männerbekanntschaften legt. Rosig sieht Ellen ihre Zukunft nicht gerade.

Da taucht plötzlich ein gut aussehender Mann auf. Ellen und Amalia sind erschüttert, als er ihnen offenbart, Ellens Halbbruder zu sein. Damit Oma Hildegard nicht der Schlag trifft, denn diese Tatsache würde bedeuten, dass deren Mann, also der bereits verstorbene Opa, etwas mit einer anderen Frau gehabt hatte, verschweigen sie ihr zunächst das Auftauchen des Fremden mit seiner Behauptung. Ellen verweigert sich rigoros einem DNA-Test, doch deren Tochter Amalia schickt dem neuen Onkel eine Speichelprobe in der festen Überzeugung, ihn nach dem Test ein für alle Mal los zu sein, weil sich seine Behauptung als unhaltbar erweist. Derweil erzählt Ellen den vier Geschwistern von dem neuen Halbbruder. Der älteste Bruder Matthias sucht den Fremden auf. Als beide zufällig vor einer Spiegeltür stehen, bleibt ihnen ihre Ähnlichkeit nicht verborgen. Matthias lässt sich von den Fotos und Schriftstücken überzeugen, dass der Fremde sein Halbbruder ist. Er willigt sofort in einen DNA-Test ein. Doch das Ergebnis aller drei Proben ist erschreckend. Das Chaos nimmt seinen Lauf …

Wortgewandt, gespickt mit vielen Bildern, erzählt Ingrid Noll eine Geschichte, die sich in einer x-beliebigen Familie so abspielen könnte. Der Leser taucht ab in das etwas chaotisch wirkende Leben der Tunkels, die nach außen den Anschein einer ehrbaren Familie erwecken. Doch bald wird klar, dass vieles in der Familie tabu war und nie an- geschweige denn ausgesprochen wurde. Lange muss der Leser allerdings warten, bis aus der Geschichte ein Krimi wird. Es wird dann auch kein Krimi im klassischen Sinne, nach dem üblichem Strickmuster „Ermittler jagt den Täter“. Der hier geschilderte Kriminalfall wirkt viel subtiler und überrascht am Ende umso mehr. Mit viel Spaß blättert man von einer Seite zur nächsten und genießt zusammen mit den Figuren eine Kreuzfahrt auf dem Mittelmeer.

Ein sehr unterhaltsamer Roman, humorvoll und spannend, der die verschlungenen Wege im Leben und in den Lieben einer im Hier und Heute angekommenen Unternehmerfamilie aufzeigt.

Ingrid Noll
Über Bord
331 Seiten, gebunden
Diogenes, Zürich
ISBN-10:3257068328
ISBN-13: 978-3257068320

© Detlef Knut, Düsseldorf 2012
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Harry Dolan: Bell ist der Nächste

Harry Dolan: Bell ist der Nächste

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David Loogan entdeckt auf dem Flur vor seinem Büro ein Manuskript. Doch was da „Gray Streets“ angeboten wird, ist kein fiktiver Krimi. Die Rede ist von einer Mordserie. David Loogen kennt die Namen der zwei bisher ermordeten Männer. Der dritte Mord wird angekündigt. „Bell ist der Nächste“. Die Männer sind Bankräuber. Die Tat liegt lange zurück. Nur einer ist entkommen. Der Fahrer des Fluchtautos. Bis heute weiß man nicht, wer er ist.
David Loogans Freundin, der Kommissarin Elizabeth Waishkey, geht es nun darum, den dritten Mord zu verhindern. Wobei dem Täter bisher nur ein Mord nachzuweisen ist, der an Henry Kormoran. Bei Terry Dawtrey wurde ihm die Arbeit abgenommen. Er wurde während eines Fluchtversuchs, den er bei der Beerdigung seines Vaters auf dem Friedhof unternahm, erschossen.

Der Plan wird tatsächlich weitergeführt mit einem Anschlag auf Sutton Bell. Aber weil eine Frau dazukommt, muss der Täter aufgeben. Er bleibt unerkannt.
David und Elisabeth, jeder auf seine Weise, versuchen hinter das Motiv zu kommen, das den Mörder antreibt. Wer könnte es sein und warum?
Möglicherweise sind die Taten politisch motiviert. Bei dem Banküberfall damals wurde ein Polizist angeschossen und schwer verletzt. Seine Tochter Callie Spencer kandidiert nun für den Senat. Ein Skandal, welcher Art auch immer, wäre alles andere als wünschenswert.

Der Krimi ist äußerst spannend. Der Täter bleibt für den Leser kein Unbekannter, sein Motiv wird allerdings nicht offenbart. Man ist dem Ermittlern also einen Schritt voraus, sieht die Gefahr, kennt aber die Zusammenhänge nicht. Das erhöht die Spannung sehr.

David Loogan und Elizabeth Waishkey gehen dem Fall auf unterschiedliche Weise nach. Loogan hat persönliches Interesse, Waishkey natürlich berufliches. Das passt sehr gut zusammen und macht auch den Reiz des Buches aus, denn Loogan muss sich nicht ganz so gesetzestreu verhalten, wie Waishkey. Was wirklich ausgesprochen gut gefällt sind die spitzfindigen Dialoge, bei denen Loogan ein Gesprächspartner ist. Täuschen und getäuscht werden, ist hier das Motto.

Man wird regelrecht durchgezogen durch den Krimi, der durchweg überaus unterhaltsam bleibt. Immer wieder wird man durch spektakuläre Wendungen überrascht. Ein ums andere Mal müssen die Ermittler vermeintliche Erkenntnisse über den Haufen werfen, weil ein neues Detail die Sachlage ändert.
Wer wirklich hinter den Morden steckt und was das Motiv ist, bleibt lange im Dunkeln, auch wenn man zwischendurch glaubt, dem Täter auf den Fersen zu sein. So ist dann das Ende auch wirklich überraschend.

Rezension von Heike Rau

Harry Dolan
Bell ist der Nächste
480 Seiten, broschiert
Dtv – Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423213981
ISBN-13: 978-3423213981
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Jacques Berndorf: Die Eifel-Connection

Jacques Berndorf: Die Eifel-Connection

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Von diesem Buch habe ich mir die Hörbuchvariante genehmigt. Das hat seinen Grund: Ich mag die sonore Stimme des Schriftstellers Jacques Berndorf, sein dunkles Brummen in das Mikrofon hinein. Berndorf liest seine Bücher so, wie sie auch von mir leise gelesen bei mir im Kopf ankommen. Vielleicht kann ich es auch nicht mehr auseinanderhalten. Bei jedem Lesen höre ich Berndorf in mir. Warum sollte ich ihm dann nicht von vornherein zuhören.

Mit dem vorliegenden Hörbuch bekommt der Hörer ganze zehn Stunden voller Spannung, Intrigen, Rüpeleien, Spaß und Ermittlungen geboten. Mafiöse Strukturen in den ländlichen Gegenden der Eifel, die man so nicht vermuten würde. Wenn man noch dazu weiß, dass Berndorf sein Leben lang Journalist war, ist man geneigt, die geschilderte Kriminalität für bare Münze zu halten. Doch da muss man betonen: „Die Eifel-Connection“ ist sehr gut gemachte Fiktion.

In der Eifel wird abseits von öffentlichen Wegen ein Toter gefunden. Es handelt sich um den Angehörigen einer Bergbaubehörde. Kein Mensch kann sich erklären, was er an diesem Ort zu suchen hatte. Kein Mensch weiß, wen er zum Feind hätte haben können. Der Journalist Sigi Baumeister wird zum Fall hinzugezogen, weil Kommissar Kischkewitz, der eigentlich hätte ermitteln sollen, die Gefährtin seines Vorgängers Rodenstocks, Emma, um Vertretung gebeten hatte. Eigentlich ist Emma keine Polizistin mehr. Sie war es in den Niederlanden vor langer Zeit, aber sie ist bei den Kollegen von Rodenstock und Kischkewitz sehr gut bekannt und wird gelegentlich als Beraterin angeheuert. Und wenn Emma schließlich dann Sigi Baumeister an ihrer Seite hat, dann wundert das keinen mehr, und der Privatermittler hat freie Bahn. Die Ermittlungen führen die beiden in das Kölner Rotlichtmilieu. Doch bevor sie der Sache näher kommen, wird ein weiterer Toter in der Eifel gefunden. Sein Name ist Norbert Bleckmann und er war seines Zeichens Geschäftsmann. Als solcher hatte er einige Geschäftspartner. Deren Verstrickungen untereinander haben es in sich.

Nahezu plaudernd wird dem Hörer die Geschichte dieser beiden Morde und der mafiösen Verflechtungen erzählt. Dabei kommen die beliebten Gespräche zwischen Baumeister und seinem Kater Satchmo nicht zu kurz.
Das Hörbuch ist immer mal wieder eine längere Autobahnstrecke oder eine Extrarunde Jogging wert. Einfach nur spannender Hörgenuss.

Berndorf, Jacques
Die Eifel-Connection
Hörbuch
KBV, Hillesheim
ISBN-10: 3942446162
ISBN-13: 978-3942446167

© Detlef Knut, Düsseldorf 2012
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John Harvey: Schrei aus der Ferne

John Harvey: Schrei aus der Ferne

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Ruth lebt, nach dem sie sich von Simon getrennt hat, mit Andrew zusammen. Die beiden haben eine gemeinsame Tochter. Beatrice ist zehn Jahre alt. Um ihre Tochter Heather trauert Ruth immer noch. Sie verschwand während eines Campingausfluges, den sie mit ihrer Freundin und deren Familie unternommen hatte. Heather wurde später tot in einem alten Minenschacht gefunden, während die Freundin von einem in der Nähe lebenden Einsiedler gerettet werden konnte. Was genau passiert war, konnte nie zweifelsfrei nachvollzogen werden. Ihre Ehe mit Simon ist daran zerbrochen.

Dennoch ist Ruth glücklich in ihrer zweiten Beziehung, soweit man das sagen kann. Sie versucht ihr Leben zu leben, auch wenn die Gespenster der Vergangenheit ihr auch nach fünfzehn Jahren oft bedenklich naherücken.

Als Beatrice nach ihrem Flötenunterricht verschwindet, beginnt der Albtraum neu. Die Kleine sollte von ihrem Vater abgeholt werden, stand aber nicht wie erwartet vor dem Haus des Lehrers. Da Andrew sich verspätet hatte, ist es möglich, dass Beatrice sich alleine auf den Weg gemacht hat. Doch sie taucht nicht wieder auf.

Detective Inspector Will Grayson und seine Kollegin Helen Walker werden mit dem Fall betraut. Dass zwei Mädchen einer Mutter, wenn auch mit großem zeitlichem Abstand verschwinden, kann kein Zufall sein. Also wird auch Trevor Gordon, der Ermittler von damals, hinzugezogen.

Für Will Grayson sind noch andere Entführungsfälle von Mädchen relevant. Er hat einen ganz bestimmten Verdacht. Ohne Beweise kann er allerdings nichts tun. Er hält die Augen offen und übt Druck auf die betreffende Person aus. Damit handelt er sich aber im Gegenzug eine Bedrohung seiner Familie gegenüber ein. Nach und nach verschärft sich die Lage bis sich dann die Ereignisse überschlagen.

Der Krimi überzeugt durch einen guten Aufbau. Vergangenheit und Gegenwart werden parallel beleuchtet. Ob ein Zusammenhang zwischen dem damaligen und dem heutigen Fall besteht, wird dem Leser aber nicht offenbart. Man kann, wie zunächst auch die Ermittler, nur Vermutungen anstellen. Das macht die Sache spannend. Mit der Zeit kommen Puzzleteile zusammen. Manche erweisen sich als hilfreich, andere Hinweise enden in einer Sackgasse. Einiges ist nicht greifbar, obwohl augenscheinlich.

An Dramatik ist der Krimi kaum zu überbieten. Fesselnd und routiniert schreibt der der Autor die Geschehnisse fort. Den handelnden Personen kommt dabei sehr viel Aufmerksamkeit zu. Das Privatleben der beiden Ermittler spielt eine große Rolle. Besonders Will hat es irgendwann nicht mehr in der Hand, seine Familie herauszuhalten. So bleibt das Buch bis zum Schluss ausgesprochen spannend.

Rezension von Heike Rau

John Harvey
Schrei aus der Ferne
Deutsch von Sophie Kreutzfeldt
544 Seiten, broschiert
Dtv – Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423213922
ISBN-13: 978-3423213929
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