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Schlagwort: Treue

Nina George: Das Traumbuch

Nina George: Das Traumbuch

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Mit dem Roman „Das Lavendelzimmer“ hat Nina George internationale Beststellergeschichte geschrieben. „Das Traumbuch“ soll nun nachziehen.

Dabei geht es zunächst um die drei Personen Henri, Eddie und Sam. Henri rettet einem jungen Mädchen das Leben, wird unmittelbar danach aber von einem Auto erfasst und liegt jetzt im Koma. Eigentlich war er gerade auf dem Weg zu Sam, seinem Sohn. Beide waren sich noch nie begegnet. Sams Mutter hatte etwas dagegen, dass er Kontakt zu seinem Vater hat. Doch nun setzte sich Sam darüber hinweg und hatte seinen Vater zu einem Treffen eingeladen. Doch dann passiert dem dieser Unfall. Schließlich ist da noch Eddie, eigentlich Edwina. Sie ist die Ex-Freundin von Henri. Vor zwei Jahren hatte Henri ihr gesagt, dass er sie nicht liebe. Doch sie wurde nun von der Klinik informiert, weil sie noch in Henris Patientenverfügung als wichtige Kontaktperson eingetragen ist. Gerade in dem Moment, als sie mit ihrer Liebe zu Henri abgeschlossen und einen neuen Lebensgefährten hat.

In dieser Konstellation entwickelte Nina George eine gefühlvolle, nicht immer schmerzfreie, Beziehungsgeschichte. In von ihr gewohnter Weise findet sie bildreichte und treffende Worte, Metaphern und Vergleiche, um die Gefühle aller Protagonisten den Leser mitspüren zu lassen. Die Kapitel sind immer aus der Sicht eines der Protagonisten jeweils in der ersten Person erzählt. Das animiert den Leser, das Geschehen und vor allem die Gefühle der jeweiligen Person mitzuerleben und zu fühlen. Leser mit ähnlichen Erfahrungen werden in der einen oder anderen Situation Empathie empfinden können. In von den Figuren gemeinsam erlebten Situationen bekommt der Leser winzige Überschneidungen aus unterschiedlicher Perspektive dargeboten, um den jeweils neuen Standpunkt einnehmen zu können. Ich fühlte mich sehr wohl damit.

Womit ich mich zunächst, Betonung liegt auf „zunächst“, nicht so wohl fühlte, war das Thema Krankheit und Tod. Krankenhaus, Schläuche, Apparate und Kanülen, nichts für mich. Aber vielleicht war die authentische Gestaltung der Gefühle daran schuld. Doch die Geschichte der drei Personen wird dann so packend, dass man sich ihnen nicht verschließen kann und sie einfach mögen muss. Der Gegenspieler, der zwar in jeder Zeile des Romans mitschwingt, gibt so viel Raum, dass sich Sympathie für die Figuren, sowohl Haupt- als auch Nebenfiguren, zwangsläufig einstellt. Es braucht halt eine gewisse Zeit der Annäherung, des Kennenlernens, damit sich eine intensive Beziehung zwischen Leser und Protagonisten aufbauen kann. Bis es schließlich zu erster Gänsehaut kommt, wenn der junge Sam zwei Menschen ein Versprechen gibt. Spätestens ab hier lässt der Sog den Leser nicht mehr los.

Auf diese Weise, gefesselt in einer Klinik, erzählt Nina George die Lebensgeschichte dreier Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnte. Ob es sich dabei um die Storys des Kriegsberichterstatters Henri handelt, der auch in Afghanistan unterwegs war, die Überlegungen der Verlegerin Eddie, um guten Geschichten eine Chance zu geben, oder das Erwachsenwerden des pubertierenden Teenagers Sam.

Ein großartiger Roman um Liebe, Sehnsucht, Verlassensein und Erwachsenwerden.

George, Nina
Das Traumbuch
Droemer Knaur Verlag, München
ISBN 9783426653852

© Detlef Knut, Düsseldorf 2016
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Friedrich Ani: Der einsame Engel

Friedrich Ani: Der einsame Engel

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Ich muss gleich zu Beginn gestehen, dass dieser Roman ein ganz besonderes Gefühl beim Lesen in mir hervorrief. Ein Gefühl, welches sich nicht bei jedem Buch einstellt, auch wenn es mit der höchsten Punktzahl meinerseits bewertet wird.

Doch worum geht es? Tabor Süden arbeitet als Detektiv in der Detektei bei Edith Liebergesell. Der Detektei geht es finanziell nicht besonders, außerdem müssen alle den Tod eines Kollegen verarbeiten. Die Firma bekommt den Auftrag zur Suche eines verschwundenen Geschäftsmannes. Die Ex-Freundin und Noch-Angestellte des Gemüsehändlers hat sich nach zwölf Tagen aufgerafft und die Detektei beauftragt. Ihren Worten nach war sie zuvor bei der Polizei, doch da der Mann sein eigenes Leben führte, außerdem eine neue Partnerin hatte, war das für die Polizei keine Vermissung. Er könne jederzeit wieder auftauchen. So gelang der Fall an Tabor Süden. Dieser ermittelt akribisch, er befragt zunächst die Auftraggeberin, danach noch weitere Personen. Er hat jedoch immer das Gefühl, nie die Wahrheit zu hören.

Hier zeichnet sich der besondere Stil von Friedrich Ani ab. Er ist ein ausgesprochen guter Beobachter und dringt tief in die Köpfe der Menschen, um ihr Innerstes nach oben zu führen. In ungemein sanfter Weise lässt er auch seinen Ermittler Tabor Süden seine Fragen stellen, Recherchen durchführen und über sich und das Leben nachdenken. Der Fragestil Südens, der mehr auf Feststellungen denn aus Fragen besteht, ist eine ganz besondere Methode. Als Leser wird man dabei dem Gedankengang des Protagonisten folgen können. Krimileser sind häufig darauf bedacht, mit denen Ermittlern „mitzuermitteln“. Dabei versuchen sie meist, mehr zu erfahren, als die Ermittler wissen. Ani hingegen zeigt dem Leser eine (sympathische) Nase. Mit der Fragetechnik Südens wird dem Leser immer wieder aufgezeigt, dass Süden mehr weiß bzw. ahnt, als der Leser zu vermuten vermag. Das erzeugt einen ganz besonderen Reiz, eine ganz besondere Spannung beim Lesen.

Ein anderer Charme bei der Lektüre dieses Romans liegt in der Sinnlichkeit, in der Gemütlichkeit des Geschehens. Es gibt keine überbordende Hektik und Aktion, die die Handlung treibt. Es sind vielmehr die leisen Töne, die Gedanken des Protagonisten, die für den Genuss beim Lesen sorgen. Das schafft bei weitem nicht jeder Roman, eher wird man einen solchen Roman vielleicht alle zwei Jahre in die Hände bekommen. Diese besondere Ruhe, die ich verspürte, erinnerte mich ganz stark an die Romane von Siegfried Lenz.

Man kann es eigentlich nicht in Worte fassen, als abschließend zu sagen: Schön! Ich gebe gerne eine volle Punktzahl für diese Geschichte und bin gespannt auf den weiteren Lebensweg von Tabor Süden.

Ani, Friedrich
Der einsame Engel
Droemer Verlag, München
ISBN 9783426281475

© Detlef Knut, Düsseldorf 2016
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Thees Uhlmann: Sophie, der Tod und ich

Thees Uhlmann: Sophie, der Tod und ich

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Dieses Buch ist eine unglaubhafte Geschichte, in welcher der Ich-Erzähler eines Tages an der Wohnungstür von einem Mann überrascht wird. Es ist der Tod, gekommen, um ihn zu holen. Denn schließlich sei er jetzt an der Reihe und stehe im Auftragsbuch des Todes. Doch der Ich-Erzähler nötigt dem Tod noch einige Stunden ab, weil er ein letztes Mal seinen Sohn sehen möchte. Den hat ihm seine Ex-Frau mit der Scheidung gerichtlich entzogen. Mit von der Partie auf dieser Reise zum Sohn ist Sophie, Ex-Freundin von „ich“, und später auch dessen Mutter.

Thees Uhlmann als Musiker zu hören ist die eine Seite, seinen Roman zu lesen eine andere. Einzelne Passagen und Dialoge auf dem Roadtrip durchs Leben sind witzig und machen Spaß. Stellenweise kann der Leser lachen. Doch in der Gänze ist die Geschichte, falls es überhaupt eine gibt, zu dünn und unglaubhaft. Allein durch die Figur des Todes driftet sie ab in die Welt der Fanasy und des Science Fiction. Der Rahmen wirkt aufgesetzt auf eine Sammlung von Beobachtungen und Kurzgeschichten, wie sie dem Musiker Thees Uhlmann und seinem Umfeld tasächlich pssiert sein können. Diese Begebenheiten allerdings mit einer konstruierten Handlung zu verknüfen, lassen sie deshalb nicht interessanter werden.

Schade, dass dadurch das Pulver der einzelnen Geschichten verschossen wurde. In einem Buch mit mehreren Erzählungen wären sie besser aufgehoben gewesen und hätten den Lesern mehr Freude bereitet. So aber bleibt nur ein fader Beigeschmack, der manchen Leser kein zweites Mal zu einem Buch von Thees Uhlmann greifen lässt.
Getreu dem Motto: „Schuster, bleib bei deinen Leisten“ oder „In der Kürze liegt die Würze“, greife ich lieber nach einer CD von Thees Uhlmann. Da hat er bewiesen, wie gut er mit kurzen Texten umgehen kann.

Uhlmann, Thees
Sophie, der Tod und ich
Kiepenheuer&Witsch, Köln
ISBN: 9783462047936

© Detlef Knut, Düsseldorf 2016
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Lynne Schwartz: Für immer ist ganz schön lang

Lynne Schwartz: Für immer ist ganz schön lang

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Über das Auf und Ab in der Liebe…

Oh ja, eine Ehe kann einem ganz schön zu schaffen machen!

Lynne Schwartz, ich muss bekennen, dass ich die Autorin noch nicht kannte, hat einen wunderbaren Roman über ein Paar geschrieben, das es sich nicht leicht gemacht hat mit dem Zusammenleben.

Ivan und Caroline sind Akademiker, leben und arbeiten an einer Universität in Boston und konnten sich nur schwer auf eine feste Bindung einlassen. Ihre Berufe erfüllen sie beide sehr. Sie ist Mathematikerin, und er ist Kunstsachverständiger. Ein Kinderwunsch stellte sich erst nach Jahren und dann sehr heftig bei Caroline ein. Es war zunächst schwer, zur Erfüllung dieses Wunsches zu gelangen.

Kinder verändern das Leben. Das kann man bei diesen beiden charaktervollen Menschen sehr deutlich erfahren. Die beiden bekommen in langen Jahren Abstand zwei Töchter. Erst jetzt beginnt die wahre Herausforderung für ihre Liebe. Sie müssen Beruf, Familie und Interessen unter einen Hut bringen.

Lynne Schwartz zeichnet zwei Liebende, die immer wieder Zeiten der inneren Trennung durchleben. Zwischen Zuneigung und Entfremdung vergehen die Jahre. Nach zwanzig Jahren ist dann ein Tiefpunkt erreicht, aus dem fast kein Entrinnen möglich scheint.

Wie dieses Paar das Leben zu zweit meistert, wie sehr sie sich lieben und doch auch in Gegnerschaft aneinander geraten, das ist grandios beobachtet und fesselnd beschrieben. Man liest das Buch mit wachsender Spannung und erlebt eine Biographie, die der Wirklichkeit abgeschaut zu sein scheint. Als das Paar später in New York lebt, bietet sich genug Anschauungsmaterial, um sich ein Bild von ihrem Alltag zu machen. Im Zentrum der Erzählung stehen immer wieder die Liebe, die Zweifel an der Dauer einer Liebe, das Durchhalten in belastenden Situationen, der gemeinsame Kampf um den Erhalt ihrer Zusammengehörigkeit und das Älterwerden.

Das Buch ist ein gelungenes Meisterwerk, das alle Wünsche nach anspruchsvoller Unterhaltung erfüllt. Empfehlungen von Raymond Carver und Joyce Carol Oates bürgen für literarische Glanzleistungen.

Der Roman von Lynne Schwartz ist bereits 1980 in Amerika publiziert worden und liegt jetzt in einer Neuübersetzung in Deutsch von Ursula Maria Mössner in Verlag Kein & Aber vor.

Lynne Schwartz
Für immer ist ganz schön lang
256 Seiten, gebunden
Kein & Aber, September 2015
ISBN-10: 3036957251
ISBN-13: 978-3036957258
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Jennifer Niven: All die verdammt perfekten Tage

Jennifer Niven: All die verdammt perfekten Tage

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Finch steht auf dem Glockenturm seiner Schule und überlegt, ob es wohl einen besten Tag zum Sterben gibt. Er hat die Diagnose erhalten, dass er unaufhaltbar sterben wird. Warum dann nicht jetzt? Vielleicht ist heute doch der beste Tag dazu, denkt er. Warum sollte er dem Tod die Auswahl des Zeitpunktes überlassen? Doch dann erblickt er auf dem Mauersimms des Turms Violet. Sie schaut ihm in die Augen und scheint ihn anzuflehen, nicht zu springen… Aber Finch ist sich gar nicht so sicher, ob sie nicht vielleicht selbst springen würde. Die Situation ist mehr als verfahren. Zudem scheint Violet Angst vor einem Sturz zu haben. Indem Finch Violet for einem Absturz schützt, schützt sie ihn vor seinem Selbstmord.
Im zweiten Kapitel erfährt der Leser etwas mehr über Violet, die vor einigen Monaten ihre Schwester bei einem Unfall verloren hat, an dem sie sich selbst die Schuld gibt. Außerdem war ihre Schwester zugleich ihre beste Freundin, was den Schmerz besonders tief macht. Violet ist deshalb in Therapie.
In abwechselnden Kapiteln, die jeweils aus der Sicht von Finch oder Violet erzählt werden, erlebt der Leser, wie sich beide behutsam näherkommen und welche Möglichkeiten sie erfahren, ihre Schicksale nicht ihr alltägliches Leben bestimmen zu lassen. Es steuert alles auf eine anrührende Liebe zu. Als beide für den Leser längst sichtbar ineinander verliebt sind, sprechen sie selbst nur von Freundschaft. Als sie von ihrer Liebe ahnen, sprechen sie in Gegenwart ihrer Klassenkameraden und Eltern von Freundschaft.

Jennifer Niven hat die Geschichte aufgebaut wie ein großes Puzzle. Viele Kapitel (deren Überschriften wie eine Tagebuchnotiz wirken), besonders die kleineren, erscheinen wie detaillierte Beobachtungen des ganz normalen Alltags von Jugendlichen. Gespräche über den ersten Kuss, die gestrige Party. Diese kleinen Details wirken banal. Sie sind es aber angesichts des tragischen Hintergrundes der Schicksale der beiden Protagonisten mitnichten. Sie zeigen, dass das normale Leben weitergeht. Dass es selbst vor der Liebe kein Entrinnen gibt, selbst, wenn ein großes Unheil droht. Die Komposition all dieser Einzelheiten zu einem komplexen Bild einer herzlichen Beziehung zweier junger Menschen macht dieses Buch zu einem wahren Stück Literatur. Doch leider nicht bis zum Ende des Buches. Das ist sehr schade. Die Auflösung der Geschichte erfolgt viel zu früh. Alles, was danach kommt, ist nicht mehr spannend und liegt an der Grenze zum Sachbuch. Auch anschließende Adressen zu Selbsthilfegruppen von selbstmordgefährdeten Jugendlichen verstärkt diesen Eindruck. Das wertet den Roman leider ab, der ohne diesen Schluss ein sehr, sehr starker Roman hätte sein können. Doch den erhobenen Zeigefinger ignorierend darf sich der Leser auf eine wunderschöne und unterhaltsame Geschichte freuen.

Niven, Jennifer
All die verdammt perfekten Tage
aus dem Amerikanischen von Alexandra Ernst
Limes Verlag, München
ISBN: 9783809026570

© Detlef Knut, Düsseldorf 2016
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Iny Lorentz: Die steinerne Schlange

Iny Lorentz: Die steinerne Schlange

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Rom und seine damaligen Kaiser, besonders Caracalla, sind auch im dritten Jahrhundert noch bemüht, das Reich zu vergrößern, die Macht zu mehren. So führen sie auch zweihundert Jahre nach der berühmten Varusschlacht im Teutoburger Wald einen erbitterten Kampf gegen die germanischen Stämme, die wegen ihres zersplitterten Daseins keine einheitliche Verteidigung gegen die Römer aufzubauen in der Lage sind. Der hier besprochene Roman erzählt aus dieser Zeit von Gerhild, der Fürstentochter eines germanischen Stammes. Sie hat noch zwei Brüder, von denen sich der ältere als Söldner bei den Römern verdingt und deshalb auf die Nachfolge als Stammesoberhaupt verzichtet hat, währenddessen der jüngere von beiden nach dem Tode des Vaters der Stammesfürst wird. Doch sein Selbstbewusstsein lässt zu wünschen übrig. Mit Würde füllt er sein Amt nicht gerade aus. Als der römische Statthalter Quintus die Schwester der beiden als seine Geliebte einfordert, sind diese ohne viele Bedenken, Gerhild für ihre Karriere und dem Wohl des Stammes an der Seite der römischen Nachbarn zu opfern, gern bereit. Doch die Schwester ist aus anderem Holz geschnitzt. Sie weigert sich, in die Sklaverei zu gehen, um dadurch das Wohlwollen der Römer für den Stamm zu erkaufen. Gerhild besteht auf einen Zweikampf mit Quintus, um sich nur bei dessen Sieg in ihr Schicksal fügen zu müssen. Doch es kommt anders, als Römer und Germanen erwartet hatten: Das Mädchen besiegt Quintus, beschämt ihn damit und besteht auf ihre Freiheit.

Sechshundertdreißig Seiten voller Spannung und Abenteuer. Iny Lorentz führen uns in ein wald- und moorreiches Germanien des 3. Jh. Mit einem Augenzwinkern berichten sie in dieser fiktiven Geschichte, wie die süddeutschen Stämme zu ihrem Namen als „Alemanen“ (Alle Mannen) kamen. Da ich kein Historiker bin, mag und kann ich nicht über historische Fakten in diesem Roman urteilen. Die sind übrigens in einem Nachwort ausgiebig erläutert worden. Mich faszinierte die abenteuerliche Geschichte. Damit beweisen die Erfolgsautoren ein weiteres Mal, mit welcher Professionalität und Perfektion sie eine Geschichte um die historischen Ereignisse herum aufbauen können. Figuren, die das Gefühl der Leser ansprechen, ob sie nun geliebt oder gehasst werden, ziehen den Leser mit. Der Spannungsbogen, mit dem Quintus auf Rache aus ist und mit der Gerhild um die Freiheit und die Selbstbestimmung ihres Stammes kämpft, hält von der ersten bis zur letzten Seite

Es macht Spaß, der blonden Germanin auf ihrem Weg zur Vereinigung der Germanenstämme zu folgen. Dafür gibt es eine glatte Empfehlung.

Lorentz, Iny
Die steinerne Schlange
Knaur Verlag
ISBN 9783426653517

© Detlef Knut, Düsseldorf 2015
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Bregje Hofstede: Der Himmel über Paris

Bregje Hofstede: Der Himmel über Paris

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Fluch und Segen der Liebe…

Mit feinem Stift und klugen Worten erzählt die Autorin Bregje Hofstede von einem Paar, das sich auf ungewöhnliche Weise kennen lernt und sich zu einander hingezogen fühlt.

Der mittel alte Professor der Kunstgeschichte Olivier soll sich auf Bitten seines Dekans um eine junge holländische Studentin kümmern, die er vorübergehend bei sich aufgenommen hat. Diese erinnert Olivier in auffallender Weise an seine frühe Jugendliebe Mathilde. Immer wieder muss er hinschauen und sich wundern über diese Ähnlichkeit!

Seine jetzige Freundin Sylvie, mit der er nicht zusammen lebt, ist patent und gegenwärtig. Die frühere Freundin aber lebt noch immer in seinen Fantasien in ihm fort.

Zuerst nur zögerlich, dann immer interessierter beschäftigt sich Olivier mit Fie, wie die junge Studentin heißt. Er lässt sich dazu herab, ihre Übungen zu Kunstbetrachtungen zu überprüfen und mit ihr zu diskutieren. Fie ist spröde, zurückhaltend und wartet ab.

Mit diesem Beginn ist schon alles gesagt, was in dem Roman der jungen Autorin abgehandelt wird.

Verstrickt in Vergangenes und fasziniert vom Gegenwärtigen gerät der renommierte Professor immer tiefer in eine Lebenskrise. Sein ganzes bisheriges Leben kommt dabei auf den Prüfstand. Am Ende steht nicht mehr ein Stein auf dem anderen. Es gilt, neue Perspektiven zu finden und nach ihnen zu leben.

Bregje Hofstede erzählt prägnant und weitblickend. Was Menschen mit ihrem Leben anfangen, und was aus ihnen werden kann. Scheu und verloren wirken die einen, stark und sicher die anderen. Die junge Studentin verantwortet mit ihrem Verhalten allerlei Widrigkeiten, unter denen Olivier unterzugehen droht. Die Nebenfiguren bieten die Reibungsfläche, unter der Schicksale zu zerschellen drohen.
Gelegentlich verwischen die Konturen zwischen Fiktion und Wirklichkeit. Ist das aber nicht im wirklichen Leben sehr ähnlich?

Menschen können an sich selber verzweifeln, wenn sich Wahrnehmung und Fantasie vermengen.

Es geht in dem Roman um Liebe, Treue und Zuverlässigkeit und um Rache und Verrat.

Eine erstaunlich einfühlsame Studie ist der jungen holländischen Autorin und der Übersetzerin Heike Baryga mit diesem Roman gelungen.

Bregje Hofstede
Der Himmel über Paris
224 Seiten, gebunden
H.Beck, August 2015
ISBN-10: 3406683436
ISBN-13: 978-3406683435
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Lisa Moore: Der leichteste Fehler

Lisa Moore: Der leichteste Fehler

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Die in Neufundland geborene kanadische Schriftstellerin Lisa Moore hatte bereits mit ihrem Debütroman „Im Rachen des Alligators“ einen nationalen Bestseller gelandet und befindet sich immer noch auf dem wachsenden Ast. In ihrem 2013 erschienenen Roman „Der leichteste Fehler“ geht es um einen jungen Mann namens David Slaney, der vor wenigen Jahren auf die schiefe Bahn gerutscht ist. Der Roman beginnt mit dem Ausbruch Slaneys kurz vor seiner Entlassung aus dem Gefängnis, in welchem er die letzten vier Jahre verbracht hat. Naiv und blauäugig hatte er damals mit seinem Freund Hearn geglaubt, mal eben so 2 t Marihuana durch den Atlantik von Kolumbien nach Kanada zu schmuggeln. Sie waren von kanadischen Fischern entdeckt worden. In ihrer Unerfahrenheit glaubten sie, die Fischer würden es bei einem Kopfschütteln belassen. Das taten diese natürlich nicht, sondern informierten die Polizei. Das Ergebnis: Slaney geht für vier Jahre in den Knast, während sein Freund Hearn durch einen guten Rechtsanwalt freikommt. Kurz vor seinem Geburtstag bricht Slaney aus dem Knast aus, um so schnell wie möglich wieder zu Hearn zu gelangen, denn der nächste Coup steht auf dem Plan. Nun begleitet der Leser den Protagonisten auf einem road trip durch Kanada. Dabei erfährt er viele Hintergründe aus dem Leben des jungen Mannes, erfährt, warum Hearn freigekommen war, wie Slaney aufgewachsen ist, welchen Umgang er mit Mädchen pflegt und viele weitere einzelne Details. Geht es ihm zunächst darum, seine Freundin Jennifer wieder zu treffen, so ist das wesentliche Ziel doch sein Freund. Slaney selbst ist in den Jahren erfahrener geworden und würde lieber nicht so risikobereit in das nächste Geschäft einsteigen. Doch schließlich kann ihn sein Freund davon überzeugen, dass alles in Ordnung geht und er sich keine Sorgen machen bräuchte. Letztendlich vertraut Slaney wieder seinem Freund, denn schließlich war es dieser, der in den letzten Jahren diesen neuen Deal organisiert hat. Slaney begibt sich erneut auf eine waghalsige Tour, doch die wahre Gefahr kann er nicht einmal erahnen.

Lisa Moore ist ein stiller Roman gelungen, der Ende der 1970er Jahre in Kanada spielt und den Drogenschmuggel von Kolumbien nach Neufundland zum Thema macht. Sie zeigt den großen Drang nach Freiheit, den ein Mensch verspüren kann, und dabei die Berücksichtigung aller Risiken vernachlässigt. Erzählt wird außerdem eine Geschichte von Freundschaft. Es ist eine Geschichte zwischen den Jugendfreunden von damals und deren Entwicklung bis zur aktuellen Handlungszeit des Romans. Faszinierend ist die Stimmung, die sie erzeugt, wenn der Leser versucht, eine Sympathie zum Protagonisten aufzubauen und, ähnlich wie in den Geschichten des großen amerikanischen Schriftsteller T. C. Boyle, erkennen muss, dass der Protagonist auf ein riesiges Desaster zuläuft. Zwar kann der Leser versuchen, den Protagonisten Glück zu wünschen, aber letztendlich ahnt er, dass dieser Wunsch nicht sehr viel helfen wird.

Kritisch an dem Buch finde ich zwei Sachen, auf die die Schriftstellerin wahrscheinlich weniger Einfluss hatte. Das ist einerseits der Umschlag der deutschen Ausgabe, dessen Bild gar nichts zu dem Inhalt des Romans aussagt. Zum anderen sind es die fehlenden Anführungszeichen für die wörtliche Rede. Künstlerische Freiheit hin oder her, eine Autorin hat die Pflicht, ihren Lesern das Lesen weitgehend zu erleichtern und ihnen dabei Hilfestellung zu geben. Wenn die Dialoge ohne Kennzeichnung ausgeführt werden, dann erschwert dies das Lesen ungemein. Ständig muss sich der Leser orientierten, und bei jedem Satz versuchen, herauszufinden, ob es sich um eine wörtliche Rede, die Stimme des Erzählers oder gar die Gedanken einer Figur handelt. Nach etlichen Seiten Lesens gewöhnt sich der Leser zwar an diesen Stil, aber besonders attraktiv wird es ihm nicht gemacht.

Da bei mir die Geschichten im Vordergrund stehen, vergebe ich dennoch eine klare Empfehlung und sehe dabei über die genannten Kritikpunkte hinweg.

Moore, Lisa
Der leichteste Fehler
Aus dem Englischen von Kathrine Razum
Hanser Verlag, München
ISBN: 9783446247239

© Detlef Knut, Düsseldorf 2015
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Robert B. Parker: Mord im Showbiz

Robert B. Parker: Mord im Showbiz

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Der vorliegende Kriminalroman ist wieder ein Fall für Jesse Stone, der bei Pendragon erschienen ist. Erneut habe ich mich wohlgefühlt auf dem Revier von Paradise, der kleinen Stadt in Massachusetts, in der Jesse Stone Polizeichef ist, nachdem er wegen Alkoholmissbrauchs im Morddezernat von Los Angeles gefeuert wurde.

Im Paradise wird ein prominenter Talkshowmoderator tot aufgefunden. Schnell stellt sich heraus, dass es sich um Mord handelt. Die Prominenz dieses Fernsehmoderators erzeugt mächtigen Druck auf den Polizeichef Stone. Da sich der Moderator mit seiner spitzen Zunge nicht nur Freunde gemacht hat, ist das Medieninteresse riesengroß. Außerdem gehört er zum Freundeskreis des Gouverneurs, was zusätzlich Regierungsbeamte auf den Plan ruft. Als der Presserummel seinen Höhepunkt erreicht, wird eine weitere Leiche gefunden. Diesmal ist es ein junges Mädchen. Es stellt sich heraus, dass dies die neue Lebensgefährtin des Fernsehmoderators ist. Doch so sehr die Medien auch toben, Chief Stone ermittelt unbeirrt weiter und versucht nebenbei seine eigenen Probleme in den Griff zu bekommen.

Diesen Jesse-Stone-Krimi halte ich persönlich für den bislang Humorigsten dieser bei Pendragon erscheinenden Reihe. Dem Übersetzer Bernd Gockel ist es hervorragend gelungen, die Dialoge dermaßen ins Deutsche zu übertragen, dass sie der deutschen Umgangssprache bestens entsprechen, was dem Wortgeplänkel des Polizeichefs mit seinen engsten Mitarbeitern sehr entgegenkommt. Im Team bei den Ermittlungen sind dieses Mal wieder die beiden Polizeibeamten Suit und Molly. Beide Figuren spielen prinzipiell in allen Romanen mit, doch hin und wieder treten Sie komplett in den Hintergrund und sind nur Randfiguren. So nicht im vorliegenden Fall. Hier werden diese beiden Figuren wieder zu wichtigen Figuren neben Jesse Stone und zu Stichwortgebern für die Techtelmechtel auf dem Revier. Molly ist die einzige Frau auf dem Revier und so etwas wie eine Sekretärin oder ein Mädchen für alles. Sie hält ihrem Chef gerne den Rücken frei und springt auch an seine Stelle an die vorderste Front vor die Pressemeute. Suitcase Simpson ist ein junger aufstrebender Cop, der seinen Chef bewundert und ihm mit viel Engagement nacheifert. Die witzigen Dialoge zwischen diesen drei Figuren sind einfach köstlich. Suit, der in diesem Roman extrem darum bemüht ist, Kriminalkommissar im Revier zu werden (falls das Revier überhaupt einen Kommissar genehmigt bekommt) auf der einen Seite, und Molly, die sich zum x-ten Male mit ihrem Chef darin einig ist, dass sie sich beide lieben, aber eben auf ganz besondere Art.

Es ist schade das die Krimireihe aufgrund des Todes des amerikanischen Schriftstellers Parker auch in der deutschen Übersetzung demnächst ein Ende finden wird. Kein Ermittler macht mir so viel Spaß wie Jesse Stone, der in den Verfilmungen von Tom Selleck gespielt wird. Der vorliegende Roman ist ein weiteres Highlight aus dieser Reihe. Robert B. Parker, der auch der Schöpfer des Privatdetektivs Spenser ist, hat mit Jesse Stone einen Cop geschaffen, der widersprüchlicher nicht sein kann.

Uneingeschränkte Leseempfehlung.

Parker, Robert B.
Mord im Showbiz
Aus dem Englischen von Bernd Gockel
Pendragon Verlag, Bielefeld
ISBN 9783865324474

© Detlef Knut, Düsseldorf 2015
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Katja Kraus: Freundschaft

Katja Kraus: Freundschaft

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Freundschaft: eine gute Form menschlicher Beziehungen.

Katja Kraus hat in loser Folge Menschen des öffentlichen oder privaten Lebens nach ihren Freundschaften befragt.

Mit dem Untertitel „Geschichten von Nähe und Distanz“ versucht sie, dem Geheimnis von Freundschaft auf die Spur zu kommen.

Neben der Eröffnung von sehr privaten Details aus dem Leben von Persönlichkeiten wie Egon Bahr, Bettina Böttinger und Roger Willemsen, um nur einige wenige zu nennen, sind es die sehr ähnlichen Erfahrungen, die so aufschlussreich dargestellt werden.

Als Extrakt ihrer Recherchen kann man zu folgenden Schlussfolgerungen kommen:

Einhellig ist allen Berichten gemeinsam, dass zu echter Freundschaft unbedingtes Vertrauen und Ehrlichkeit gehören. Verlässlichkeit, Zuwendung, Treue, grundsätzliches Wohlwollen und sogar die Liebe sind weitere wichtige Voraussetzungen für gute Freundschaften. Selbstverständlich ist damit noch nicht alles gesagt. Hängt doch die Art von Freundschaft auch von Charakter und Temperament ab, von Bindungsfähigkeit und Bereitschaft, sich auf andere Menschen einzulassen.

Egon Bahr hat eine lebenslange Freundschaft mit Willi Brandt verbunden.

Gegenseitige geistige und seelische Verständigung sind in diesem Zusammenhang ebenfalls existenzielle Voraussetzungen für echte Freundschaften.

Man bekommt aus den Aufzeichnungen von Katja Kraus einen lebhaften Ausblick auf das, was Freundschaft ausmacht. Für unzählige Menschen können nach ihren Berichten Freundschaften sogar Familienersatz sein, da wo es an familiären Bindungen fehlt. Doch auch Geschwister, Mütter oder Väter können enge freundschaftliche Bande zu ihren Verwandten pflegen.

Eine Vielzahl von Aspekten zeigt Katja Kraus in ihren Berichten auf. Sie benennt die Auswirkungen langjähriger Freundschaften, die zuweilen so lange währen können, bis der Tod sie scheidet. Doch auch das Ende von Freundschaften und die Ursachen für die zuweilen traurigen Brüche findet sie erwähnenswert.

Die Autorin hat sich interessiert und aufgeschlossen mit dem Thema beschäftigt. Umfassend, einfühlsam und verständnisvoll sind ihre

Aufzeichnungen mit den biographischen Episoden von Menschen aller Couleur. Die Überleitungen von einer Person zur anderen sind nachdenklich und gut durchdacht. Dankbar muss man der Autorin dafür sein, dass sie das Vertrauen ihrer Gesprächspartner gewinnen konnte.

Wer echte Freundschaften kennt und pflegt, dem werden hier nochmals die wichtigsten Kriterien aufgeführt, die zu einem beglückenden Wiedererkennungswert führen.

Wohl dem, dem enge Freundschaften beschieden sind! Sicher wäre ein Bericht auch über jene erwähnenswert, denen diese Freude im Leben nicht vergönnt ist. Mich könnte das interessieren. Vielleicht in einem nächsten Buch?

Katja Kraus
256 Seiten, gebunden
FISCHER, Februar 2015
ISBN-10: 3100021967
ISBN-13: 978-3100021960
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