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Schlagwort: Verständnis

Hila Blum: Der Besuch

Hila Blum: Der Besuch

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Familiengeschichten…

Geschichten israelischer Autoren gehören zu den sensibelsten und geheimnisvollsten, die wir kennen. Hila Blum ist neu im israelischen Literaturgeschehen. Der hier vorliegende Debütroman dürfte für zahlreiche Leser eine willkommene Neuentdeckung sein.

Jerusalem in einem sehr heißen Sommer.

Ein Junge wird vermisst, und Nati und Nili streiten sich über ihre unterschiedlichen Auffassungen, wie und ob man ihn finden wird. Nati ist nüchtern und arrogant, Nili betont optimistisch.

Es sind eingefleischte Verhaltensmuster, mit denen sich die beiden schon lange auf die Nerven gehen. Ihre Töchter sind für eine Woche verreist, und sie sind ganz auf sich selbst bezogen.

Frei assoziiert erlebt man die beiden in ihrem Alltag.

Nati und Nili wohnen schön und scheinen zufrieden. Doch stimmt das so?

Eines späten Abends meldet sich Duclos bei ihnen. Sie haben den französischer Millionäre vor vielen Jahren in Paris bei einer delikaten Begegnung kennengelernt. Überraschende Einblicke in seine Persönlichkeit geben der Geschichte Feuer und Spannung.

Durch den Roman ziehen sich Impressionen und Szenen aus dem Leben der Protagonisten, die sie in verschiedenen Facetten erscheinen lassen, ganz so wie im richtigen Leben. Niemals verlaufen Leben ohne Hochs und Tiefs und ohne Verstimmungen und Erfahrungen, die den einen oder anderen in unterschiedlichem Licht zeigen. Vergangenes vermischt sich mit der Gegenwart.

Frühere Beziehungen und zwei Töchter geben der Familiengeschichte Vielfarbigkeit.

Die Sprache ist feinsinnig, poetisch und Hila Blum beschreibt Situationen treffsicher. Vieles bleibt vage und unausgesprochen.

Man muss hinter die Worte schauen, um zu begreifen, was im Inneren der Protagonisten vor sich geht.

Wir werden zu Betrachtern von Ereignissen, die voller überraschender Wendungen, Geheimnisse, Missverstehen und erneuten Annäherungen sind.

„Ein großer Familienroman aus Israel, eine Autorin, deren Stilgefühl und klarer, kluger Blick verblüffen“ steht im Klappentext. Und in der Tat: es lohnt sich sehr, diese Autorin kennen zu lernen. Sie zeigt das Talent so großartiger israelischer Autoren wie Amos Oz, David Grossman und vieler anderer mehr.

Die erfolgreiche Übersetzerin Mirjam Pressler tut ein Übriges, um den Roman zu einem ausgewiesenen Lesevergnügen zu machen.

Hila Blum
Der Besuch
416 Seiten, gebunden
Berlin Verlag, August 2014
ISBN-10: 3827011949
ISBN-13: 978-3827011947
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Yehan Sadat: Meine Hoffnung auf Frieden

Yehan Sadat: Meine Hoffnung auf Frieden

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Das Manifest einer mutigen und tatkräftigen Frau.

Als der 11.September 2001 mit seinen schrecklichen Folgen über die Menschheit hereinbrach, saß Yehan Sadat in ihrem Haus im Norden Virginias und konnte nicht fassen, was da geschah!

Ihre Erinnerungen tragen sie zurück zum Tag der Ermordung ihres Mannes 1981, der sie in eine ähnlich traumatische Verfassung gebracht hatte. Im Alter von 15 Jahren war sie mit Anwar Sadat verheiratet worden, dem späteren Staatspräsidenten Ägyptens. Es war eine lange und gute Ehe gewesen, die mit seiner Ermordung jäh endete.

Heute lebt, schreibt und lehrt Yehan Sadat abwechselnd in Amerika und Kairo, wo sie spät noch Literaturwissenschaften studierte, promovierte und sich als Friedensbotschafterin und Frauenrechtlerin betätigt.

Mit ihren Friedenshoffnungen, denen Yehan Sadat in ihrem Buch Ausdruck gibt, hat sie zugleich ein Manifest über die langwierigen und widerständigen Friedensbemühungen im Nahen Osten verfasst.

Sie beschreibt in ihrem Buch die vielfältigen Anstrengungen, die schon ihren Mann zu seinen Lebzeiten als Politiker der Friedenssuche ausgezeichnet hatte. Sein Friedensvertrag mit Israel kostete ihn schließlich das Leben, denn der Widerstand gegen eine Aussöhnung mit Israel bestand ja in weiten Kreisen der arabischen Welt fort.

Die Ausführungen Yehan Sadats setzen ein hohes Interesse am Fortgang der politischen Entwicklung im Nahen Osten voraus. Nicht alle Namen der Rebellionen und Ereignisse, die den Friedensprozess behindern, sind uns geläufig.

In einem Vorwort beschreibt der ehemalige deutsche Bundeskanzler Helmut Schmidt, wie sehr er Anwar Sadat vor allen anderen Staatsführern verehrte, da er mit ihm über die großen monotheistischen Religionen sprach. Noah, Abraham, Isaak und Ismael, Moses, Jesus und die jüdischen Propheten, sie alle kommen nach Aussagen in diesem Gespräch auch im Koran vor, so dass man von den gleichen Wurzeln aller drei Religionen sprechen kann.

Yehan Sadat erklärt  in langen Passagen die Intentionen des Islam, und stellt ebenfalls immer wieder die Verbindung zwischen den drei Religionen her. Dabei geht sie dem Friedensgedanken, der Versöhnung und den demokratischen Spielregeln nach, die sie in allen Religionen wieder findet.

Natürlich ist dieses Buch auch eine Hommage an einen geliebten Ehemann, die mit der Einrichtung eines  Anwar- Sadat Lehrstuhls in Kalifornien gekrönt wird.

Yehan Sadat ist eine fromme und sehr kluge Frau, der man glauben kann, dass sie die Dinge mit gerechtem Blick und Zukunftsvisionen sieht. Dass der Islam von Ideologen zu politischen Zwecken und Zielrichtungen missbraucht wird, ist wohl anzunehmen. Yehan Sadat richtet mit ihren Thesen den Blick auf Versöhnung, und der gute Wille, mit dem sie zwischen den Völkern und Religionen vermitteln will, ist glaubwürdig.

Leider hinkt die Realität den gutgläubigen Vorstellungen von Yehan Sadat hinterher.

Sie leistet mit ihren Ausführungen dennoch einen anerkennenswerten Beitrag zur Verständigung zwischen der arabischen und der übrigen Welt.

Yehan Sadat
Meine Hoffnung auf Frieden
250 Seiten, gebunden
Hoffmann und Campe /2009
ISBN-10: 3455501265
ISBN-13: 978-3455501261
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