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Schlagwort: Wunscherfüllung

Thommie Bayer: Die kurzen und die langen Jahre

Thommie Bayer: Die kurzen und die langen Jahre

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Simon und Sylvie lernten sich im Jahr 1974 über zwei Todesfälle kennen: Simons Vater wurde eines Tages ermordet und zu gleicher Zeit auch Sylvies Mann Konrad. Wie konnte es dazu kommen?

Simon lebt in Konstanz und Sylvie in Lindau am Bodensee. Simon ist gerade 22 Jahre alt, Sylvie ist acht Jahre älter. Er verliebt sich sehr in diese ältere Gefährtin, die ihm eine echte Gefährtin nicht sein will!

Die beiden bleiben die ganze Zeit im Mittelpunkt der Geschichte. Sie fühlen sich auf subtile Weise von einander angezogen.

Der Bogen der Geschichte aber ist weit gespannt von 1964 bis zum Jahr 2014. Er bietet zahlreiche unerwartete Überraschungen.

Als Klavierstimmer schlägt sich Simon durchs Leben und hilft zwischendrin in einer Musikalienhandlung aus. Dort trifft er seinen guten Freund Manni, der eine Band hat. Auch Knut gehört zu der Clique und Anke und ihre Schwester. Man lebt und feiert zusammen und freut sich der gegenseitigen Zuneigung. Freundschaften entstehen, und Liebesbeziehungen bringen Freude oder auch Trauer.

Insgesamt ist es eine freudvolle Jugend mit allen Spielarten, die das Alter so mit sich bringt.

Simon wartet und sehnt sich nach Sylvie, und sie bleibt ihm eng verbunden; doch wirklich nahe kommen sie sich vor allem in ihren Briefen. Hier öffnet Sylvie ihr Herz, und Simon wartet sehnsüchtig auf diese Briefe.

Mit feiner Ironie und in sanften Farben malt Thommie Bayer das Leben in den Siebzigern in Deutschland. Die Jahre brachten politischen Aufruhr und die RAF, die mit ihrer Killermentalität die Republik erschütterte. Das sind die äußeren Umstände, in denen die Handlung angesiedelt ist. Im Inneren geht es um das alte Lied von Liebe, Treue, Abschied und Schmerz.

Spannend, einfühlsam und gelegentlich melancholisch berichtet Thommie Bayer von der Beziehung der beiden Hauptprotagonisten. Sie umkreisen sich und verlieren sich, nähern sich erneut und bleiben doch in einer sicheren Distanz zu einander. Dass sich hinter allem Geschehen noch ein Kriminalfall verbirgt, dass Kindergeburten und unerwartete Todesfälle eine geheime Dramatik entfalten, gibt der ganzen Geschichte einen besonderen Anstrich.

Thommie Bayer schreibt einen sanften Stil, hinter dem man diese Dramatik zunächst nicht vermutet. Es ist eine gelungene Geschichte: abenteuerlich, anspruchsvoll und faszinierend. Man sollte sich diesen Autor merken!

Thommie Bayer
Die kurzen und die langen Jahre
208 Seiten, gebunden
Piper, März 2014
ISBN-10: 3492054811
ISBN-13: 978-3492054812
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Katja Henkel: Rosa Rabenstein – Eine neue Nachricht

Katja Henkel: Rosa Rabenstein – Eine neue Nachricht

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Das Ferienhaus auf Island gleicht eher einer Hütte. Das meint jedenfalls Rosa. Nicht mal einen Fernseher gibt es hier. Und ihr Handy darf Rosa auch nicht benutzen. Dabei hat sie Bruno eine SMS geschrieben und wartet auf Antwort. Bruno ist Schauspieler. Rosa hatte in seinem Film eine klitzekleine Nebenrolle. Ein halbes Jahr ist inzwischen vergangen und nun würde Rosa gerne wieder etwas von Bruno hören und nicht nur von ihm träumen. Leider hat Stefan das Handy einkassiert, so dass Rosa nun gar nicht weiß, ob sie schon Antwort hat. Stefan ist nicht Rosas richtiger Vater, aber seit er mit Rosas Mutter zusammen ist, hat er die Vaterrolle übernommen. Zur Familie gehört auch noch Rosas kleiner Bruder Heinrich, den sie aber gerne Heini nennt, weil das jeden ärgert.

Für Abwechslung soll ein Ausflug ins Geistermuseum sorgen. Hier gibt es auch eine Elfenabteilung. Stefan erzählt so wunderbar gruselige Geschichten, dass man fast glauben könnte, Elfen gäbe es tatsächlich. Zumindest wäre die Vorstellung schön. Dann könnte auch der Wunsch, den Rosa am Elfenwunschstein hinterlässt, in Erfüllung gehen. Wenn sie nur an ihr Handy käme und nachsehen könnte, ob bereits eine SMS eingetroffen ist!

Weil Rosa im Museum ein für Besucher verbotenes Territorium betritt, lernt sie Cosma kennen. Sie ist eine echte Elfe und hat es verpasst, sich zur rechten Zeit unsichtbar zu machen. Beide stellen nach einem Streitgespräch fest, dass sie gerne in die Rolle des anderen schlüpfen würden. Dass Cosma dies, auch wenn sie eine Elfe ist, wirklich bewerkstelligen kann, hätte Rosa nie gedacht. Doch der Wunsch nach einem Rollentausch wird prompt erfüllt.

Eigentlich geht es Rosa in ihrer Familie ganz gut. Aber wie das so ist, weiß sie es nicht so ganz zu schätzen. Es gibt immer was, was ihr nicht passt. So ist auch der Urlaub gar nicht nach ihrem Geschmack. Ohne Fernseher, Computer und Handy ist es Rosa zu langweilig, auch weil sie keine Lust auf Unternehmungen mit der Familie hat.

Das Thema wir mit viel Humor angegangen. Die zunächst sehr realistische Handlung wird dann in eine fantastische Welt verlegt. Rosa tauscht mit Cosma die Rolle. Ein Elfenleben stellt sie sich viel spannender als ein Menschenleben vor. Allerdings wird Rosa dann mit Problemen konfrontiert, die sie sich nie hätte träumen lassen. Ein Elfenleben ist offenbar auch nicht einfach nur märchenhaft schön. Als sie hört, wie Cosma von ihrer Familie schwärmt und dass sie selbst den nervigen kleinen Bruder gerne mag, kommt Rosa ins Grübeln. Das regt natürlich Kinder dazu an, einmal über die eigene Familiensituation nachzudenken.

Rosa ist 13 Jahre alt, wirkt aber jünger. Die Geschichte ist auch eher für Kinder zwischen 10 und 12 Jahren geeignet. Das spiegelt sich auch im Cover wider.
Der Ton ist locker und humorvoll. Das Buch liest sich leicht und unterhält gut. Rosas langweiliger Urlaub wird schließlich zu einem Abenteuer. Das Ende lässt darauf hoffen, dass man irgendwann mehr von Rosa Rabenstein lesen kann.

Rezension von Heike Rau

Katja Henkel
Rosa Rabenstein – Eine neue Nachricht
272 Seiten, gebunden
Bloomsbury Kinderbücher & Jugendbücher
ISBN-10: 3827054060
ISBN-13: 978-3827054067
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