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Der geheime Zirkel I – Gemmas Visionen

Der geheime Zirkel I – Gemmas Visionen

Im Jahre 1885. Gemma hat ihre Mutter in einer Vision sterben sehen und dieses Horrorszenario ist wahr geworden. Gemma muss nun die Wahlheimat der Familie verlassen und geht von Indien zurück nach England. In der Spence-Akademie für junge Damen in London, wo sie bis zur Heiratsfähigkeit erzogen werden soll, wird sie allerdings nicht sehr herzlich von den anderen Mädchen aufgenommen. Doch von Anfang an zeigt Gemma sich kämpferisch und das beeindruckt Pippa, Felicity, Elizabeth und Cesily, die sich zu einem internen Klub zusammengeschlossen haben. Sie unterziehen Gemma einem Initiationsritus. Gemma soll den Messwein aus der Kirche stehlen. Doch alles ist nur ein Trick und Gemma wird in der Kirche eingeschlossen. In der Kirche trifft sie einen Mann, einen Fremden, der ihr Geheimnis kennt. Er weiß, dass sich ihre Mutter in Wahrheit das Leben genommen hat, um etwas Schrecklichem zu entgehen und sie nicht, wie man im Internat glaubt, einer schweren Krankheit erlegen ist. Er warnt Gemma, keine weiteren Visionen heraufzubeschwören. Doch Gemma, die bisher gar nicht wusste, dass die Visionen sich bewusst steuern lassen, ist nicht mehr aufzuhalten.
Miss Moor, eine sehr weltoffene Lehrerin der Akademie, führt ihre Klasse zu einer mit unheimlichen Felszeichnungen versehenen Höhle. Mit ihren Erzählungen über diesen mystischen Ort regt sie die Fantasie der Mädchen an. Ein Tagebuch einer Schülerin, die vor zwanzig Jahren in der Akademie lebte, zeugt von ihrer Fähigkeit, mit Hilfe von Visionen in ein magisches Reich übertreten konnten. Gemma weiß, dass sie diese Fähigkeiten ebenfalls besitzt. Mit drei anderen Mädchen gründet sie einen eigenen geheimen Zirkel. Bei Nacht schleichen die Mädchen sich in die Höhle und halten spiritistische Séancen an, ohne sich über die Folgen im Klaren zu sein.

Die Geschichte lebt von der Faszination der Mädchen, etwas Verbotenes zu tun. Das wird für den Leser spürbar gemacht. Sehr anziehend wirkt auch diese düstere Stimmung von der der Roman durchzogen ist. Die Geschichte ist wirklich ausgesprochen unheimlich und dieses Gänsehautgefühl verliert sich auf keiner Seite. Dazu trägt auch die Kulisse des Romans bei. Die Spence-Akademie ist ein unheimlicher alter Kasten und die Erziehung der Mädchen erfolgt in starren Regeln ohne jede Freiheit. Hier wird eine längst vergangene Zeit wieder lebendig.
Der Spannungsbogen ist perfekt aufgebaut. Die Geschichte verläuft nicht, wie erwartet. Immer wieder gibt es spannende Wendungen und unschöne Überraschungen.
Die Geschichte ist abgründig. Es werden Grenzen überschritten, wie es nur in der Fantasie möglich ist und das gefällt gut. Man wird perfekt unterhalten.
Dazu trägt auch der Schreibstil der Autorin bei. Sie schafft es mit ihrer Geschichte sehr nah an den Leser zu kommen und ihn zu berühren. Ihre ausgefeilten Formulierungen, wo ein Satz in den nächsten fließt, sorgen für den perfekten Lesefluss. Es fällt schwer, das Buch aus der Hand zu legen, man kann sich der Geschichte nicht entziehen. Sehr fesselnd, im wahrsten Sinne des Wortes.

Rezension von Heike Rau

Libba Bray
Der geheime Zirkel I
Gemmas Visionen
480 Seiten, Klappenbroschur
Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN: 978-3-423-71228-6
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