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Schlagwort: Sturm

Mathijs Deen: Der Schiffskoch

Mathijs Deen: Der Schiffskoch

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Nicht jeder auf der „Texel“ träumt davon, fremde Länder zu bereisen. Es ist mit diesem fest verankerten Schiff ohnehin nicht möglich. Die „Texel“ ist ein bemanntes Feuerschiff. Der Alltag folgt einer Routine, so wie immer, bis die „Zaandam“ mit der Schichtablösung kommt und die Männer für eine bestimmte Zeit von Bord gehen können.

Doch dann, eines Tages, als es wieder an Bord geht, ist der Schiffskoch nicht allein. Lammert hat ein Ziegenböckchen dabei. Erlaubt ist das nicht. Aber andererseits ist es Proviant. Ein Schmorfleischeintopf soll daraus werden. Da kann sich auch der Kapitän nicht dagegen sträuben. Die Matrosen und Offiziere bringt Lammert ebenfalls schnell zum Schweigen. Man muss den Koch bei Laune halten, denn was wäre der Tag ohne ein anständiges Mittagessen?

Das Böckchen muss noch für ein paar Tage mit der Flasche aufgepäppelt werden, dann will Lammert es schlachten. Der jüngste Matrose Gerrit Snoek übernimmt die Mutterrolle gern. Das störrische Jungtier sorgt für Abwechslung und alle schauen gern zu, wenn es hoppelnd und springend über das Schiff galoppiert. Erstaunlich schnell gewöhnt es sich an das rollende Schiff. Aber es bringt auch den Arbeitsalltag durcheinander. Snoek sieht in den Augen des Böckchens bald sogar etwas, das ihn zutiefst verstört.

Es ist sehr interessant zu sehen, wie das Böckchen die eingeschleifte Arbeitsroutine der Besatzung verändert. Es fordert nicht selbst Aufmerksamkeit, weckt diese aber in den Männern. Und das auf sehr unterschiedliche Weise. Die einen sehen den Schmorfleischeintopf, die anderen einen Kameraden, der Abwechslung bringt. Einen bringt das Böckchen sogar in Bedrängnis. Die Kontrolle geht schleichend verloren, als der Schiffskoch erkrankt und Nebel aufzieht.

Der Autor nähert sich der heranziehenden Katastrophe mit trockenem Humor. Er analysiert die Umstände und die Veränderungen, die sich mit der Ankunft des Böckchens ergeben mit wachem Blick.

Die Besatzungsmitglieder der „Texel“ sind allgemein wortkarg. Nicht nur der Schiffskoch ist vom Charakter her ein seltsamer Mensch. Die Männer gehen distanziert miteinander um, machen ihre Arbeit und regieren auf die wechselhaften Unbilden des Wetters gewohnt routiniert. Sie haben eine lebensrettende Aufgabe zu erfüllen.

Aber mit anderen Veränderungen können sie nicht umgehen und müssen es doch. Bis zur nächsten Ablösung, die sich aufgrund des Wetters verschiebt, sind die Männer isoliert, sich selbst überlassen und haben einen Tunnelblick. Alles spielt sich auf kleinstem Raum ab. Und doch wird übersehen, was da vor ihren Augen innerhalb der Mannschaft geschieht. Mit einer immer beängstigender werdenden Atmosphäre wird das wirkungsvoll deutlich gemacht.

Rezension von Heike Rau

Mathijs Deen
Der Schiffskoch
Aus dem Niederländischen von Andreas Ecke
112 Seiten, gebunden
mareverlag, Februar 2021
ISBN-10: 3866486502
ISBN-13: 978-3866486508
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Ali Shaw: Der Mann, der den Regen träumt

Ali Shaw: Der Mann, der den Regen träumt

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Elsa Beletti ist von New York in das abgeschiedene Städtchen Thunderstown gekommen, um nach dem Tod ihres Vaters und der Trennung von ihrem Freund Abstand zu gewinnen. Sie wohnt in einem kleinen Apartment unter dem Dach von Kenneth Oliviers Haus. Das kleine Städtchen wird immer wieder von Wetterphänomenen heimgesucht. Man schiebt das Old Man Thunder zu. Für manche ist er real. Doch Daniel Foster, der Bergjäger, glaubt eher, dass er Legende ist und nur in der Vorstellung der Einheimischen existiert.

Es zieht Elsa hinauf in die Berge von denen Thunderstown umgeben ist. Oben bei der alten Windmühlenruine, macht sie eine Entdeckung, die sie sich nicht erklären kann. Ein Mann, der sich unbeobachtet glaubt, verwandelt sich in eine Wolke, lässt es regnen und nimmt dann seine ursprüngliche Gestalt wieder an. Sie stellt ihn zur Rede, aber er ist nicht bereit, viel preiszugehen. Heimlich geht sie ihm nach, bis zu einem kleinen Steinhäuschen, aber er ist nicht bereit, noch einmal mit ihr zu reden.

Elsa lässt nicht locker. Schließlich kommt sie doch an den Mann heran, der sie so fasziniert. Finn Munro ist ein Phänomen. Er trägt das Wetter in sich. So wie er seine Stimmungen und Gefühle beschreibt, ist er Elsa gar nicht so unähnlich. Aus Verbundenheit wird Liebe. Doch in Thunderstown schlägt Finn Munro der Hass entgegen, der aus den Ängsten der Leute entstanden ist. Man hält ihn für Old Man Thunder und glaubt, dass nur sein Tod das Wetter wieder beruhigen kann.

Es ist eine Geschichte, die verzaubert. Es entsteht sehr schnell der Eindruck, dass man etwas ganz Besonderes liest. Mit sehr viel Feingefühl und stilistisch ausgefeilt beschreibt der Autor, was geschieht. Auf poetische und melancholisch anmutende Art und Weise wird die Geschichte fortgeschrieben. Die fantastischen Elemente, die der Autor einbringt, begeistern. Es verleiht der Geschichte Intensität. Gefühle werden dem Leser dadurch besonders ausdrucksstark und fast schon bildlich vorstellbar vermittelt. Die eher ruhige Handlung gewinnt durch das Übersinnliche an Spannung. Tief verwurzelter Aberglaube ist es, der hier zum Tragen kommt. So wohnt der Geschichte etwas Rätselhaftes und Geheimnisvolles inne. Damit grenzt sich das Buch ab und ist auf seine Art etwas ganz Außergewöhnliches.

Rezension von Heike Rau

Ali Shaw
Der Mann, der den Regen träumt
Übersetzt von Sandra Knuffinke und Jessika Komina
332 Seiten, gebunden
script5 im Loewe Verlag
ISBN-10: 3839001463
ISBN-13: 978-3839001462
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