Der Vermesser

Der Vermesser

William May, Ingenieur und Vermesser, ist traumatisiert aus dem Krimkrieg nach London zurückgekehrt. Er arbeitet nun für die Baubehörde, beurteilt den Zustand der Tunnel und Abwasserkanäle unter der Stadt. Es ist dringend erforderlich, dass das ganze Abwassernetz erneuert wird. Die verantwortungsvolle Stelle ermöglicht es ihm zudem, gemeinsam mit seiner Frau Polly und dem kleinen Sohn, ein angenehmes Leben zu führen.
Die dunklen, stinkenden Abwasserkanäle ziehen William magisch an. Vor dem Gestank ekelt er sich nicht. Hier kann er seiner Vergangenheit entfliehen.

Der Langarmige Tom verdient ebenfalls in den Kanälen seinen Unterhalt. Er ist Tunneljäger und sucht nach Brauchbarem. Außerdem fängt mit seinem Freund Joe Ratten, die er weiterverkauft. Die Ratten werden für Wettgeschäfte eingesetzt. Es könnte immer so weitergehen. Doch Tom und Joe hören immer öfter Stimmen fremder Menschen. Es ist etwas im Gange, das lässt sich nicht von der Hand weisen. Weil Tom um seine Zukunft fürchtet, lässt er sich auch auf eine Wette ein. Er glaubt, dass sein Hund der geborene Kämpfer ist, und in der Lage, in ungeheuer kurzer Zeit eine große Anzahl von Ratten zu töten.

Nicht nur die Zukunft Toms steht auf dem Spiel. Geschäftemacher sehen ihre Chance, beim Neubau der Abwasserkanäle viel Geld zu verdienen. Dabei steht der loyale und grundehrliche William May ihnen im Weg. Als eine Leiche in den Tunneln gefunden wird, gerät er sofort unter Verdacht. Und nur ein Mann kann ihm jetzt helfen: der Langarmige Tom.

Die Geschichte spielt größtenteils unter Tage, in einer geruchsintensiven, ekelhaften Welt, welche die Autorin so bildhaft beschreibt, dass der Geruchssinn beim Lesen direkt angesprochen wird. Das ist sicher nichts für Zartbesaitete. Auch die Gedankenwelt des traumatisierten Helden der Geschichte, der zu Selbstverstümmlung neigt, ist nicht leicht zu verkraften. Und dennoch fasziniert dieses Buch aufs Höchste. Die Geschichte ist interessant aufgebaut, sehr glaubwürdig und entwickelt sich schließlich zu einem spannenden Krimi. Dabei sind die Charaktere, teils wirklich ungewöhnliche Menschen, sehr gut ausgearbeitet. Auch der sehr gut lesbare Schreibstil der Autorin beeindruckt. Sie versteht es, den Leser zu fesseln, schreibt sie doch mit ungeheurer Intensität und Ausdruckskraft.

Über die Autorin:
Clare Clark, geboren 1967 in London, studierte Geschichte am Trinity College in Cambridge. Die lebt nach einem mehrjährigen USA-Aufenthalt heute in London. Ihr erster Roman „Der Vermesser“ wurde in England kurz nach dem Erscheinen für den Orange Prize nominiert.

Rezension von Heike Rau

Clare Clark
Der Vermesser
Eine Geschichte von Mord und Verderben unter den Straßen des alten London
414 Seiten, gebunden
Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg
ISBN: 3-455-00864-X
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