Gran Sol

Gran Sol

Nach dem Abschied von den Familien geht es an Bord. Die Leinen werden losgemacht und die „Aril“ sticht in See, gerade als das Gewitter beginnt und es die ersten Tropfen regnet. Es verläuft alles normal, auch wenn das Meer aufgewühlt ist und die Brecher das Schiff erzittern lässt.
Gran Sol ist das Ziel der Fischer. Die lange Fahrt dorthin verbringen die Männer mit Routinearbeiten und Gesprächen. Paulino Castro schreibt in sein Logbuch „Keine weiteren Vorkommnisse,…“
Dann endlich kommt Bewegung in den eintönigen Alltag. Das Netz wird zu Wasser gelassen, die „Aril“ und ihr Schwesterschiff die „Uro“ beginnen zu schleppen. Der Ton unter den Männern wird härter. Die anstrengende Arbeit zermürbt, zumal der Fang gering ausfällt. Schleppgang um Schleppgang müssen die Männer bewältigen.
Die Bank von Gran Sol liegt noch siebzig Meilen entfernt. In den Nachrichten wird noch schlechteres Wetter vorhergesagt. Trotzdem geht die Arbeit weiter, weil Kapitän Orozco es so will. Eine Havarie lässt nicht lange auf sich warten. Das Netzt verhakt sich in der Schraube der „Uro“. Der Fang geht verloren. Für die „Uro“ besteht nur eine Chance, wenn es gelingt mit Hilfe der „Aril“ das Schiff trotzt Schlechtwetterfront in einen sicheren Hafen zu ziehen.

Ignacio Aldecoa nimmt seine Leser direkt mit an Bord eines Hochseekutters und lässt ihn teilhaben am Arbeitsalltag der dreizehn kantabrischen Fischer, die unterwegs zur Fischbank Gran Sol westlich von Irland sind. Ihre Gespräche, Rangeleien und derben Scherze untereinander kann man so hautnah miterleben. Es ist, als hätte man Anteil an ihren Sorgen, Nöten und Hoffnungen. Der Autor beschreibt ihr Leben an Bord akribisch genau, lässt verschiedene Stimmungen deutlich werden. Seine Schilderungen des unberechenbaren Meeres bei Wind und Wetter sind so gut, dass man dem nachspüren kann. Die Gefahr, der sich die Männer aussetzten, ist stets präsent.
Die Charaktere werden so lebendig beschrieben, dass man eine echte Chance hat, sie kennen zu lernen. Die Fischer, denen ihre Sterblichkeit praktisch angesichts des Unwetters jede Minute vor Augen geführt wird, sind die Helden des Buches. Sie werden vom Autor mit viel Einfühlungsvermögen beschrieben und genau beobachtet. Der Roman besticht durch seine deutliche Sprache, so dass sehr eindringliche Bilder bei der Lektüre des Romans entstehen.

Über den Autor:
Ignacio Aldecoa lebte von 1925-1968. Er studierte an der Universität von Madrid. Er gilt als einer der Wegbereiter der spanischen Literatur und ist einer der bedeutendsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts.

Rezension von Heike Rau

Ignacio Aldecoa
Gran Sol
Übersetzt von Willi Zurbrüggen
300 Seiten, gebunden
ISBN: 978-3866480575
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