Urs Widmer: Reise an den Rand des Universums

Urs Widmer: Reise an den Rand des Universums

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Erinnerungen an gute und schlechte Zeiten!

Über die ersten dreißig Jahre seines Lebens schrieb Urs Widmer ein Erinnerungsbuch.

Mit dem Satz  „Kein Schriftsteller, der bei Trost ist, schreibt eine Autobiographie“ führt er sein Vorhaben selbst ad absurdum. Dennoch macht er sich beherzt ans Werk.

1938 geboren gibt es drei Dekaden, über die er schreibt: frühe Kindheit, Jugendjahre und das Erwachsenwerden mit dem Schlusspunkt seiner Heirat. Er lebt in der Nähe von Basel in der Schweiz, und wie für alle Kinder sind die frühen Jahre prägend. Eindrücke, Charakteristiken der Natur und der Landschaft, erste Freundschaften, aber natürlich auch die Eltern in ihren verliebten und danach von Krankheiten und gegenseitigen Kränkungen bedrohten späteren Jahren machen die ersten Jahre aus. Weihnachten ist einer besonderen Schilderung wert! Die Sehnsucht nach dem friedlichen Fest im Kontrast zu dem, was die Eltern wirklich bieten! Der aus diesem Anlass weinende Papa wird sehr wohl wahrgenommen und bietet einen Blick in die Zukunft, kann aber das Glück des kleinen Jungen nicht wirklich trüben.

Die letzten Jahre des Krieges und die ersten des Nachkriegs erlebt er noch bewusst mit. Hatte man bisher von der Schweiz den Eindruck eines Landes in Frieden abseits der großen Kriegsunruhen, so wird man hier eine Besseren belehrt. Es gab Rationierungen, Kriegsangst und Verdunklung wie in vielen anderen Ländern, die rund um die Schweiz gelagert sind. Es gab den Schock des Holocausts und den Hunger und die Kälte der Nachkriegsjahre. Es gab die neu erwachende Konsumwelt und die Amerikanisierung wie bei uns. Dass die Schweiz nicht in die Kriegshandlungen des Zweiten Weltkriegs einbezogen wurde, ist als Wunder zu betrachten. Alles in Allem verlebt Urs Widmer eine glückliche Kindheit, die erst mit dem Umzug in eine andere Wohnung und in ein anderes Haus ihr Ende fand.

Stimmungsbilder vielfältiger Art über Gasthäuser und die Jahrszeiten mit schönsten Landschaftsbeschreibungen geben der Erzählung einen emotionalen Unterton von feinfühliger Wahrnehmung. Urs Widmer beschönigt nichts sondern berichtet mit liebevollem Blick, was ihn als Kind und Heranwachsenden bewegte.

Frühe Liebesnot, abwechslungsreiche Begegnungen und die Neugier auf das Abenteuer „Zukunft“ beleben die Jugendjahre. Der Aufbruch ins Leben ist von Erwartung und dem üblichen Freiheitsdrang gekennzeichnet. Manch’ einem Leser werden Erinnerungen an eigene Kinderjahre mit diesen Aufzeichnungen kommen. Urs Widmer bietet mit seinen poetischen aber auch nüchternen Darstellungen und dem genauen Hinschauen den Mikrokosmos „Kindheit“ und lässt uns an seinen Erfahrungen teilnehmen. Es gab jedoch auch die dunklen Seiten und Ängste, die seine Jahre als junger Erwachsener prägten.

Die Studienjahre sind von Aufbruch gekennzeichnet und beeindrucken durch die Frische und Neugierde, mit der sich ein noch unsicherer junger Mann der Welt zuwandte. Paris und Spanien erweitern seinen Horizont, und er begibt sich auf den Weg der Neuerung.

Die Autobiographie liest sich leicht und eingängig. Sie gleicht einem fantasiereichen Bilderbogen und bietet darüber hinaus Einblicke in die gesellschaftspolitische Entwicklung der Nachkriegszeit in Europa.

Ein aufschlussreiches und liebenswertes Erinnerungsbuch über die ersten dreißig Jahre seines Lebens ist Urs Widmer gelungen.

Urs Widmer
Reise an den Rand des Universums
346 Seiten, gebunden
Diogenes, August 2013
ISBN-10: 3257068689
ISBN-13: 978-3257068689
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