Elizabeth Strout: Oh William!

Elizabeth Strout: Oh William!

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Wieder geht es in diesem Roman um Lucy Barton, die schon aus einigen früheren Romanen bekannt ist.

Heute ist sie schon fortgeschrittenen Alters.
Ihr zweiter Mann David ist tot, und sie lebt alleine.
Zu William, ihrem ersten Mann, einem Biologieprofessor, hat sie den Kontakt nie verloren.

In kurzen Episoden erinnert sie sich an das Leben, das sie als glückliche Familie mit ihren zwei Töchtern und William einst gelebt hat.
Wir erfahren, warum sie ihn verließ, und wir hören, wie innig ihre Beziehung zu ihren Töchtern ist, die inzwischen längst verheiratet sind, und an deren Leben sie lebhaft Anteil nimmt.

Inzwischen ist Lucy eine gefeierte Schriftstellerin.
Sie ist eine sehr gefühlvolle Frau, die gute wie schlechte Zeiten in ihrem Leben erlebt hat.
Die Nähe und das Heimatgefühl, das sie bei William immer gefühlt hat, das hat sie nie vergessen.
Die beiden sind Freunde fürs Leben geworden. In schwierigen Momenten suchen sie immer Kontakt zu einander. Jetzt ist es so weit: auch Williams dritte Frau hat ihn verlassen.
Die Sprache, die die Eheleute mit einander sprechen, lässt auf eine tiefe Vertrautheit schließen.

Elizabeth Strout hat die besondere Gabe, sich ihren Figuren mit sehr viel innerer Wärme zu nähern und auf diese Weise den Leser*in ganz in den Bann ihrer Erzählung zu schlagen.
Sie ist den beiden Hauptprotagonisten so nah, dass man fast meint, es hier mit einer Biographie zu tun zu haben.

Der Roman ist ein wenig episodenhaft aufgebaut. So hört man einmal, wie es früher war, um dann wieder im Heute anzukommen. Es sind die feinen kleinen Details, die uns immer wieder begeistern.
Die Nachbarn, Freunde, das tägliche Leben oder auch Landschaftseindrücke: wir dürfen an allem teilnehmen.

Strouts Protagonistin Lucy, die in der Ichform erzählt, ist ausgesprochen reflektiert in ihren Überlegungen; dass sie aus sehr armseligen und lieblosen Verhältnissen stammt, kann man fast nicht glauben. Ihre traurige Kindheit und Williams liebevolle Mutter, die allerdings ein Geheimnis mit sich trägt, sind ebenso Gegenstand der Erzählung, wie die momentanen Gefühlszustände ihrer Hauptpersonen: Lucy und William.
Ein ganzes Leben mit Höhen und Tiefen erschließt sich vor dem Auge des Lesers/ Leserin.

Da allgemeine Lebenserfahrungen zur Sprache kommen, lassen sich Parallelen zum Leben des/der Lesenden durchaus herstellen. Tiefe Erkenntnisse und Einsichten bringen uns immer wieder zum Nachdenken.

Weisheit bietet das Ende des Romans, in dem es heißt: „Wir sind alle gleich unerforschlich. Das ist die einzige wirkliche Wahrheit, deren bin ich mir ganz sicher.“

Elizabeth Strout ist eine Meisterin der Innenschau, der psychologischen Beobachtung und der unendlichen Suche nach dem Kern der Wahrheit unseres Selbst. Sie spürt feinste Unterschiede zwischen den Charakteren ihrer Hauptfiguren auf und blickt mit überzeugender Menschenkenntnis hinter die nach außen gezeigten Fassaden.

Ihr Roman gehört zu den Büchern, die man nicht aus der Hand legen will.

Elizabeth Strout lebt in Maine und in New York City.

Elizabeth Strout
Oh William!
Luchterhand Literaturverlag, November 2021
224 Seiten, gebunden
ISBN-10: 3630875300
ISBN-13: 978-3630875309
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