Kerstin Holzer: Monascella

Kerstin Holzer: Monascella

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Es war sicher nicht leicht, im Hause von Thomas Mann Kind zu sein! In der vorliegenden Biographie von Kerstin Holzer über Monika Mann wird das sehr deutlich.

Sechs Kinder hatten Thomas Mann und seine Frau Katia. Im Abstand von jeweils einigen Jahren kamen kurz hintereinander ein Junge und ein Mädchen zur Welt.

Über die Familie des berühmten Schriftstellers und über seine Kinder gibt es zahlreiche Bücher. Man weiss, dass die sechs Kinder unterschiedliche Begabungen hatten und unterschiedliche Lebenswege beschritten.

Am wenigsten bekannt war bisher Monika Mann, das vierte der sechs Mannkinder. Sie galt als Sonderling und trat wenig in Erscheinung. Bei der Flucht aus Europa 1940 während des 2.Weltkriegs verlor sie ihren Mann bei einem Schiffsuntergang, den sie überlebte.
Fortan und schon in ihrer frühen Kindheit galt sie als lästig. Als Jahre nach ihr noch Elisabeth geboren wurde, beschreibt Monika selber diesen Augenblick als „das Ende ihrer Kindheit“. Die Mutter mochte Monika schier gar nicht um sich haben. Nach einem Besuch 1953 schreibt Katia über sie, dass sie als Hausgast „unvorstellbar in ihrer Muffigkeit“ sei. Man ging sich lieber aus dem Wege.

Kerstin Holzer hat sich verdienstvoller Weise dieser Tochter von Thomas und Katia Mann angenommen und ihren Lebensweg nachgezeichnet.

Niemand liebte die Tochter/ Schwester wirklich. Erika und Klaus waren exzentrisch und brillierten in der Öffentlichkeit, Golo wurde Historiker, Elisabeth, das vom Vater besonders geliebte „Kindchen“, hatte als einzige wohl eine fröhliche und unbeschwerte Lebensart; Michael wurde Musiker und schenkte dem Vater den geliebten Enkel Frido.
Wo aber blieb Monika?

Kerstin Holzer beschreibt ein Leben, das unausgefüllt und chaotisch war.
Die Geschwisterzahl, der ruhebedürftige Vater und eine lieblose Mutter hatten ihr eine unglückliche Kindheit beschert. Sie irrt durchs Leben, schreibt kleine Feuilletons, die vom berühmten Vater nicht besonders wohlwollend beurteilt werden und will zwischendurch Pianistin werden. Alle ihre Vorhaben scheitern. Sie wird von der Familie als faul, träge, antriebsarm und lästig empfunden.

Bezugnehmend auf die Analytikerin Karen Horney kann Kerstin Holzer überzeugend darlegen, dass Monika von Beginn ihres Lebens an ungeliebt, vielleicht sogar unwillkommen, an einem tiefen Entwicklungsdefizit litt, dass sie zur Außenseiterin in der Familie verdammte.
Als sie nach langen Jahren schließlich Capri für sich als lebenslänglichen Aufenthaltsort entdeckte, dazu in Antonio Spadaro einen liebevollen Lebensgefährten, konnte sie endlich zur Ruhe kommen.

Karin Holzer hat einen offenen und unvoreingenommenen Blick auf Monika. Sie beschreibt sie mit Empathie und Einfühlungsvermögen. Monika hat ihren Außenseiterstatus erkannt und beklagt. Mit ihrem Aufenthalt auf Capri fand sie endlich Ruhe.

Das Bild dieser außergewöhnlichen Familie, die in der literarischen Welt durch den Schriftsteller Thomas Mann Berühmtheit erlangte, ist immer wieder spannend. Familien aber sind zu allen Zeiten im Bemühen um Einigkeit sehr häufig zum Scheitern verurteilt. In der Literatur gibt es zahlreiche Beispiele dafür.

Das Quellenverzeichnis ist aufschlussreich und zeigt die Sorgfalt, mit der das Buch konzipiert ist.

Eine klare Empfehlung!

Kerstin Holzer
Monascella
208 Seiten, gebunden
dtv Verlagsgesellschaft, 2. Auflage, November 2022
ISBN-10: 3423290420
ISBN-13: 978-3423290425
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