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Autor: hera

Feuerpfad

Feuerpfad

Das Medaillon sollte ein Glücksbringer sein. Lucretia van der Mylen hatte es nach ihren ganz besonderen Wünschen extra anfertigen lassen. Hoffte, die Batavia würde sie sicher zu ihrem Mann bringen. Zwar schlägt eine Meuterei fehl, doch das Schiff kommt vom Kurs ab und erleidet am 4. Juni 1629, sieben Monate nach dem Auslaufen, vor den Inseln Houtman Abrolhos Schiffbruch.

Jahrhunderte später bekommt Henriette Galloway das Medaillon von Paul Trewinnard als Symbol der Liebe geschenkt. Sie kam vor Jahren mit ihrem Mann Terence nach Australien auf die Farm. Doch sie leidet an der Unbrechbarkeit und Lieblosigkeit ihres Mannes. Von dem besitzergreifenden Terence wird sie sich dennoch niemals trennen können. Die Liebe zu Paul, aus der ein Kind hervorgegangen ist, muss um jeden Preis geheim bleiben. Das Medaillon ist aber auch ein Abschiedsgeschenk, denn Pauls Leben wird von einer schweren Krankheit bedroht. Außerdem bewahrt es, mit den Fotos von Paul und Henrietta im Inneren, das Geheimnis um Kits wirklichen Vater.

Das Medaillon nimmt einen interessanten Weg durch die Zeit und wechselt den Besitzer bis sich letztendlich der Kreis wieder schließt. So gibt es verschiedene Erzählstränge in diesem Buch, die aber stets durch das Medaillon in Verbindung stehen. Inhaltlich ist dieser Roman also sehr vielschichtig. Es ist ein Genuss, das Buch zu lesen, sich in die Schicksale der Medaillon-Besitzer zu vertiefen. Immer geht es um Liebe und Hass, um Leidenschaftliches und Schicksalhaftes, um Glück und Unglück und um Hoffnung. Von den Geschehnissen wird man in den Bann gezogen und fiebert mit den Helden des Buches mit. Und es ist einfach gut geschrieben, mit viel Feingefühl und einem sicheren Gespür für Stimmungen. Unbedingt Lesen!

Über die Autorin:
Judy Nunn ist als Schauspielerin in Australien sehr bekannt. Sie spielte die Hauptrollen in zahlreichen TV-Serien. Aber auch als Bühnenschauspielerin machte sie sich in Australien und England einen Namen. Als Romanautorin ist sie international erfolgreich, dabei ist „Feuerpfad“ ihr erster Roman der in Deutschland erschien.

Rezension von Heike Rau

Judy Nunn
Feuerpfad
Aus dem australischen Englisch von Marion Balkenhol
554 Seiten, gebunden
Krüger Verlag
ISBN: 3-8105-1315-6
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Georg Gaßner: Hamster

Georg Gaßner: Hamster

Ein Hamster eignet sich gut als Haustier. Auch für Menschen, die tagsüber arbeiten. Das kleine Nagetier ist dämmerungs- und nachtaktiv und verschläft den Tag. Abends dann kann man ihn beobachten, wie er Vorräte hamstert, buddelt, nagt oder seine Reviergrenzen abläuft. Dazu kommt, dass der Hamster wenig Kosten verursacht, hat man erst einmal einen Käfig. Er ist zudem recht pflegeleicht und auch für Anfänger geeignet. Dennoch sollte man sich umfassend über die kleinen Nager informieren. In diesem Sinne ist das vorliegende Buch sehr empfehlenswert.

Zunächst informiert der Autor über die Herkunft des Hamsters, wie er zum Haustier wurde und über die verschiedenen Arten, die es gibt. Er zeigt auf, welche faszinierenden Fähigkeiten der Hamster hat und wie er sich typischerweise verhält. Aber auch was der zukünftige Besitzer eines Hamsters vor dem Kauf bedenken sollte, wird erörtert. Außerdem erhält der Leser Hilfestellung bei der Auswahl seines Hamsters.

Im nächsten Kapitel wird erklärt, wie der Hamster untergebracht werden sollte und welches Käfigzubehör sinnvoll ist. Der Leser erfährt, wie er mit seinem kleinen unternehmungslustigen Tier am besten Freundschaft schließt und es
ausreichend beschäftigen kann. Geeignetes Futter und Zusatzfutter werden empfohlen. Alles was den Hamster gesund hält, kommt zur Sprache, so zum Beispiel auch, welche Äste man ihm zum Nagen anbieten kann. Abgesprochen werden die nötigen Pflegearbeiten, aber auch, wie man im Falle eines Falles erste Hilfe leisten kann und wann ein Tierarztbesuch unumgänglich ist. Natürlich geht es in einem Kapitel auch um den Nachwuchs. Es gibt eine Infoecke mit interessanten Adressen und auch Links im Internet und ein Register. Den Schluss macht eine Kinderseite mit spannenden Informationen.

Der Autor ist Spezialist für Kleinsäuger. Er weiß, was die kleinen Hamster brauchen. So ist das Buch besonders für Anfänger in der Hamsterhaltung geeignet. Aber auch alle, die bereits ein Tier besitzen finden hilfreiche Ratschläge und Tipps. Die Texte sind sehr gut verständlich. Dazu kommt, dass das Buch sehr gut durchstrukturiert ist. Infokästen, Spezialzeiten und interessante Zusatzinformationen lockern den Textfluss auf. Dazu kommen die vielen Fotos. Man staunt, wie gut das typische Wesen der kleinen Nager vom Fotograf eingefangen wurde.

Rezension von Heike Rau

Georg Gaßner
Hamster
liebenswert – putzig – aktiv
64 Seiten, broschiert, mit 60 Farbfotos
Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart
ISBN: 3-8001-4484-0
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Das große Lexikon der Homöopathie

Das große Lexikon der Homöopathie

Homöopathie ist eine immer beliebter werdende ganzheitliche, sanfte Heilmethode, abgestimmt auf das Krankheitsbild jedes einzelnen Patienten. Dr. Andrew Lockie führt mit seinem Buch in die Grundlagen und die Wirkungsweise der Homöopathie ein.

Zunächst geht es um die Geschichte, die Ursprünge und die Entwicklung der Homöopathie. Hier fällt natürlich auch der Name Dr. Samuel Christian Hahnemann. Der 1755 in Meißen geborene Arzt entwickelte das Heilverfahren, das er Homöopathie nannte. Seit er seine Theorien entwickelte, wurden mehr als 4000 Substanzen aus dem Pflanzen-, Tier- und Mineralienbereich geprüft und in einer Arzneimittellehre zusammengestellt, die mehr als 2000 Homöopathika enthält.

Erklärt wird im Buch genau, wie homöopathische Mittel hergestellt werden. Das aber nur zur Information. Es wird aus verständlichen Gründen davon abgeraten, solche Arzneimittel selbst herzustellen.
Wichtige pflanzliche, mineralische Mittel und tierische Substanzen als Ausgangsmaterial für homöopathische Mittel werden nun in aller Ausführlichkeit und mit Bild vorgestellt. Auch seltener gebrauchte Mittel finden anschließend Beachtung.
Aufgezeigt wird, wie man sich einen Besuch beim Homöopathen vorstellen muss. Hier wird auch von verschiedensten schweren Fällen (alle mit erstaunlichen Heilerfolgen) berichtet. Hieran kann man gut ablesen, wie in einer homöopathischen Praxis gearbeitet wird.

Die homöopathische Selbstbehandlung spielt in diesem Buch eine große Rolle. Doch hier braucht man schon Erfahrung und Urteilsfähigkeit, um Krankheitsbilder richtig einschätzen und das entsprechende Heilmittel finden zu können. Das Kapitel ist aber hierbei in seiner Ausführlichkeit eine große Hilfe. Bei kleineren Beschwerden und Verletzungen können Homöopathika unbedenklich verwendet werden. Zudem gibt im Buch zahlreiche Hinweise darauf, wann besser ein Arzt aufgesucht werden sollte oder muss.
Gegliedert ist das Buch nach den verschiedenen möglichen Beschwerdebildern, die dann noch einmal differenziert werden. Dargestellt werden zudem körperliche und psychische Symptome und unter welchen Umständen sich das Beschwerdebild bessert oder verschlechtert. Anschließend kann man der Tabelle das geeignete Mittel und die entsprechende Dosierung entnehmen.
Es folgen Hinweise zur Ersten Hilfe bei akuten Problemen und eine Zusammenstellung eines Erste-Hilfe-Sets.

„Das große Lexikon der Homöopathie“ ist ein Buch, mit dem man sich die Grundlagen der Homöopathie mit den Wirkstoffen und Anwendungsgebieten gut aneignen kann. Es ist sehr übersichtlich gestaltet, so dass eine Orientierung leicht fällt. Die Texte sind verständlich geschrieben. Es gibt zahlreiche Fotos, viele übersichtliche Tabellen und Checklisten. Zusammengenommen erleichtern diese Informationen die Behandlung kleinerer Beschwerden in Familien, die mehr Eigenverantwortung für die Gesundheit jedes einzelnen Mitgliedes übernehmen möchten. Aber auch begleitende Behandlungsmöglichkeiten der Homöopathen bei chronischen oder schweren Krankheiten werden dargestellt. Zusätzlich gibt es viele grundsätzliche Tipps für Gesundheit und Wohlbefinden.

Über den Autor:
Dr. Andrew Lockie absolvierte nach dem Studium der Medizin eine Ausbildung zum Homöopathen und eröffnete 1978 in London seine erste homöopathische Praxis. Heute hat er eine Praxis in Guildford und lebt mit seiner Familie in der Grafschaft Surrey. Er verfasste mehrere erfolgreiche Bücher, zahlreiche Beiträge für Zeitungen, Zeitschriften und medizinische Fachpublikationen und ist in Großbritannien durch seine Fernsehsendungen zu Gesundheitsthemen bekannt.

Rezension von Heike Rau

Dr. Andrew Lockie
Das große Lexikon der Homöopathie
Wirkstoffe & Heilmethoden
228 Seiten, gebunden, mit über 650 Abbildungen
Dorling Kindersley Verlag, Stuttgart / München
ISBN: 3-8310-0005-0
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Männersache

Männersache

Im Jahre 1485. Der spitzfindige Hallenser Kaufmann Philipp Gervinus reist nach Magdeburg, während seine Waren auf der „Santa Anna“ ihre Reise antreten. Gervinus will mit Hilfe seines Geschäftsfreundes, dem Schöffen Marcus Alemann, sicherstellen, dass seine Waren auch ankommen und er das Versprechen, dass er dem eigenwilligen Bischof Ernst von Wettin gegeben hat, einlösen kann. Schnellstmöglich muss die Ware also von Hamburg nach Magdeburg gebracht werden, wo der Bischof im Moment weilt. Da kommt es sehr gelegen, dass Alemanns Sohn und dessen hochschwangere Frau auf dem Weg nach Hamburg sind. So scheint alles gut zu laufen, bis der Kapitän der „Santa Anna“ tot im Hafenbecken schwimmend aufgefunden wird. Da die Leiche schlimme rote Pusteln im Gesicht hat, wird das Schiff kurzerhand unter Quarantäne gestellt und auch die Ladung bleibt, wo sie ist.
Um Gervinus’ Geschäfte steht es damit schlecht. Und in welchen seltsamen Geschäften Marcus Alemann gerade unterwegs ist, mag seine Frau, die aus der Ferne eines seltsame Treffen ihres Mannes beobachtet, nicht sagen. Jedoch steht er bald unter Verdacht einen Mord am Bischof geplant zu haben, bei dessen versuchter Ausführung er jedoch festgesetzt wird. Ihre einzige Hoffnung liegt auf Gervinus, der ja aufgrund seiner Geschäfte Kontakt zum Bischof hat. Er soll sich für seinen alten Geschäftsfreund einsetzen. Doch der ist mit seinen eigenen Machenschaften zur Genüge ausgelastet und hat zudem etwas ganz anderes im Sinn.

„Männersache“ ist ein spannender Hansekrimi. Es geht um dubiose Geschäfte, Machtspielchen und Intrigen. Dabei kommt die Handlung ordentlich in Fahrt. Besonders interessant ist die Figur des hintertriebenen Hallenser Kaufmanns Philipp Gervinus, den man aber gar nicht so leicht zu durchschauen vermag. Aber auch die Figur der Ehefrau des Schöffen Alemann in dieser „Männersache“ ist für einige Überraschungen gut. Der Krimi ist kurzweilig und mit viel Humor und Ironie geschrieben. So mache Situation wird unglaublich ausdrucksstark und mit viel Augenzwinkern beschrieben, so dass man um das schöne Gefühl der Schadenfreude nicht herumkommt. Dabei ist es die gekonnte Wortwahl, die zum Staunen bringt. Auch die vielen Wendungen und unerwarteten Ereignisse tragen zu einer guten Unterhaltung bei. Dazu kommt der gut recherchierte Hintergrund. Unbedingt lesen!

Über die Autorinnen:
Waltraut Lewin und ihre Tochter Miriam Margraf haben bisher mehr als 12 Bücher veröffentlicht. Beide leben in Berlin.

Rezension von Heike Rau

Waltraut Lewin / Miriam Margraf
Männersache
Ein Hansekrimi
204 Seiten, broschiert
Die Hanse / EVA Europäische Verlagsanstalt, Hamburg
ISBN: 3-434-52816-4
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Peter James: Stirb ewig

Peter James: Stirb ewig

Für den Junggesellenabend haben sich Michaels Freunde eine ganz besondere Überraschung ausgedacht. Ehe er sich versieht, liegt der junge Mann in einem Sarg unter der Erde irgendwo im Wald. Zusammen mit einer Flasche Whiskey, einem Herrenmagazin, einer Taschenlampe und einem Walkie-Talkie, damit keine Langeweile aufkommt. Die Freunde lassen Michael dann allein, um einen fantastischen Abend in einem Club zu genießen. Doch es kommt anders. Ein Unfall reißt Luke, Pete und Robbo aus dem Leben, nur Josh überlebt schwer verletzt, stirbt jedoch auch wenig später im Krankenhaus.

Die Braut ist am Verzweifeln. Ashley hat keine Ahnung, wo sich ihr Zukünftiger befindet. Eigentlich müsste zumindest sein Geschäftspartner Mark Warren Bescheid wissen. Er wäre beim Junggesellenabend dabei gewesen, wenn sein Flug nicht Verspätung gehabt hätte. Doch der junge Mann gibt vor, keine Ahnung zu haben.

Phil Wheeler und sein erwachsener Sohn Davey, der geistig zurückgeblieben ist, kommen mit ihrem Abschleppwagen zur Unfallstelle. Während der Vater mit der Polizei redet, findet Davey ein Funkgerät. Er sagt jedoch nichts von seinem Fund.

Inspektor Roy Grace wird mit dem mysteriösen Fall betraut. Er soll herausfinden, was wirklich hinter der Geschichte steckt und wo Michael Harrison sich aufhält. Was er und sein Team im Laufe der Ermittlungen herausfinden, sprengt jedes Vorstellungsvermögen.

Dieser Junggesellenscherz allein ist schon makaber genug und dürfte jedem Leser Gänsehaut über den Rücken jagen. Was wirklich dahinter steckt, kann man nicht ahnen, denn es ist nur ein Teil eines unglaublichen Verbrechens, dass da mit Kaltschnäuzigkeit geplant wurde. Hier sind gute Schauspieler am Werk, die auch die Polizei und damit Inspektor Roy Grace ein ums andere Mal auf den Holzweg führen. Dabei ist die Zeit knapp wie nie. Im Sarg steigt das Wasser und die einzige mögliche Kontaktperson verkennt die Lage. Glaubt, alles sei ein Spiel.
Immer wieder wird der Leser mit neuen Wendungen konfrontiert. Immer mehr entwickelt sich die Geschichte zum rasanten Thriller. Der Autor macht es ordentlich spannend und nur ganz langsam wird deutlich, wer die Fäden zieht. Da muss man schon sehen, dass man die Nerven behält. Die Figuren sind gut ausgearbeitet. Besonders der feinfühlige Inspektor Grace, der dem Übersinnlichen nicht abgeneigt ist, und damit für Überraschungen sorgt. Die Handlung bleibt trotzdem schlüssig, auch wenn man so einiges in diesem Sinne nicht erklären kann. Vielleicht ist es gerade die Mischung aus Horror, Krimi und Übersinnlichem, die dieses Buch so faszinierend macht. Also, für alle mit starken Nerven: Unbedingt lesen!

Über den Autor:
Peter James wurde 1948 geboren. Der Schriftsteller und Filmproduzent mag schnelle Autos und hat ein Faible für das Übersinnliche. Er lebte viele Jahre in den USA und war dort als Drehbuchautor und Filmproduzent tätig. Mittlerweile leitet er seine eigene Filmproduktionsfirma in England. Peter James lebt in Sussex und in London.

Rezension von Heike Rau

Peter James
Stirb ewig
Aus dem Englischen von Susanne Goga-Klinkenberg
332 Seiten, gebunden
Scherz Verlag
ISBN: 3-502-10029-2
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Isabel Abedi: Whisper

Isabel Abedi: Whisper

Noas Mutter Kat, eine berühmte Schauspielerin, hat das Haus auf dem Land gemietet, ohne es vorher zu besichtigen. In dem 500 Jahre alten Gebäude will sie zukünftig die Ferien mit Noa und Gilbert, dem sie freundschaftlich verbunden ist, verbringen. Das Fachwerkhaus ist ziemlich heruntergekommen. Doch ein junger Mann aus dem Dorf wird beim Renovieren helfen. David leistet ganze Arbeit und macht seine Sache von Anfang an gut. Ausgerechnet er ist es, der angeregt von Gilbert vorschlägt, mit Hilfe eines Spiels, die Geister anzurufen. Es scheint tatsächlich zu funktionieren. Und als Kat und Gilbert den Raum verlassen, spielen Noa und David allein weiter. Wieder bekommen sie Kontakt. Ein Mädchen namens Eliza kommt aus dem Geisterreich zu ihnen und behauptet, vor 30 Jahren auf dem Dachboden ermordet wurden zu sein. Tatsächlich deutet einiges darauf hin, dass auf dem Boden etwas Schreckliches passiert sein muss. Welche dunkle Vergangenheit liegt nur über dem Haus? Wenn wirklich ein Mord geschehen ist, dann läuft der Mörder noch frei herum. Noa will der Sache auf den Grund gehen. Doch die Geschichte scheint sich zu wiederholen und bald ist auch Noa in ernster Gefahr.

Vom Thema her ist die Geschichte sicherlich nicht neu. Aber die Autorin überzeugt mit einer gelungenen Umsetzung. Immer unheimlicher und beängstigender wird die Geschichte, bis man sich einer ordentlichen Gänsehaut nicht mehr erwehren kann. Die Autorin schafft eine perfekt passende Stimmung. Aber es geht um mehr als den alten unaufgeklärten Mord. Es geht auch um eine sehr konfliktreiche Mutter- und Tochterbeziehung und um die erste große Liebe zwischen Noa und David. Diese Mischung macht das Buch gerade für Jugendliche so fesselnd. Die Frage nach dem Mörder beschäftigt sehr. Die Dorfbewohner geben sich betont unwissend, wollen nichts offenbaren. Und doch muss einer von ihnen der Täter sein. Nach und nach entwickelt sich ein spannendes, aber auch sehr gefährliches Katz- und Mausspiel. Immer wieder glaubt man etwas zu ahnen und doch ist das Ende sehr überraschend.

Über die Autorin:
Isabel Abedi, Jahrgang 1967, hat 13 Jahre als Webetexterin gearbeitet. Inzwischen hat sie mehrere Kinderbücher veröffentlicht, von denen einige ausgezeichnet und in andere Sprachen übersetzt wurden. Die Autorin lebt mit ihrem Mann und zwei Töchtern in Hamburg.

Rezension von Heike Rau

Isabel Abedi
Whisper
275 Seiten, gebunden
ab 12 Jahren
Arena Verlag, Würzburg
ISBN: 3-401-05369-8
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Wasserzeit

Wasserzeit

1927. Westport Point an der amerikanischen Ostküste.
Bridge sieht Henry Vonniker zum ersten Mal bei Asa Sissons Beerdigung. Er musste sterben, weil er zu viel riskiert hat, sich zu tief in den Sumpf hineinziehen lassen hat. Schmuggel ist ein gefährliches Geschäft.
Schon wenig später sieht Bridge Henry wieder. Diese Begegnung bringt ihr Herz zum Flattern. Er hat es gesehen, hat sie beim Stehlen erwischt.

Ihrem Großvater Noel wird ein Auftrag angeboten. Von Honey Lyons. Er soll ein Boot umbauen, damit es zum Schmuggeln zu gebrauchen ist. Er beschließt den Auftrag anzunehmen – nur diesen einen. Trotz des nagenden Unruhegefühls in seinem Bauch. Doch damit ist es nicht getan. Honey Lyons braucht auch jemanden, der das Boot fährt. Es ist klar, dass Noel nicht in Frage kommt. Er ist zu alt. Doch sein Enkel Luce, Bridges Bruder, wäre genau der Richtige dafür.

Luce gibt seine Arbeit auf und übernimmt den Job. Nicht nur den einen. Den ganzen Winter fährt er mit dem Boot, zusammen mit Jonny Clyde. Als er Hilfe braucht, ist Bridge bereit dazu, aber nur ausnahmsweise. Zu mehr will sie sich nicht überreden lassen. Später erfährt sie, dass Henry sich große Sorgen um sie gemacht hat. Luce macht sich heimlich selbstständig. Die Geschäfte sind zu verlockend und Honey Lyons braucht nichts davon zu erfahren. Luce fädelt alles sehr vorsichtig, schlau und geschickt ein.

Wieder hilft Bridge ihrem Bruder aus. Doch diesmal geht nicht alles reibungslos über die Bühne. Ein schrecklicher Unfall geschieht, den Luce zu verantworten hat. Ausgerechnet Bridge ist das Opfer. Henry, der zwar kein praktizierender Arzt mehr ist, hilft in der Not. Doch weiteres Unheil kann er, auch mit seiner bedingungslosen Liebe zu Bridge, nicht aufhalten.

Über der Geschichte liegt ein Hauch von Melancholie und man glaubt bald zu wissen, dass sie sehr tragisch enden wird. Und doch kommt alles ein wenig anders. Die Autorin besticht durch ihre ganz besondere Art, Gefühle auszudrücken. Gern nimmt man sich Zeit für dieses einzigartige Buch, geniest die Bilder, die durch die lebhaft gezeichneten Details vor dem Auge entstehen.
Es ist, als wäre man mittendrin in der Geschichte. Man liest nicht nur, man hört und sieht auch, fühlt mit und unterbricht, um seinen eigenen Gedanken nachzuhängen. Es ist eine Familientragödie, die fast vorbestimmt scheint. Jeder ahnt es und doch lässt es sich nicht aufhalten. Die Autorin beschreibt die entstandene Eigendynamik sehr einfühlsam und stimmig. Die Liebe spielt dabei eine große Rolle. Bridge ist dabei, sich von ihrer Familie zu lösen und damit auch von ihrem Bruder. Die zarte, vorsichtige Liebe zu Henry, die so tiefgründig und mit Fingerspitzengefühl beschrieben wird, entwickelt sich. Doch Luces mit seiner Eifersucht, welche die Autorin den Leser immer nur unterschwellig spüren lässt, will Bridge nicht freigeben.

Über die Autorin:
Dawn Clifton Tripp wurde 1969 geboren. Sie lebt mit ihrem Mann und ihrem Sohn in Westport Point, einem kleinen Fischerdorf. Hier spielen auch ihre Romane.

Rezension von Heike Rau

Dawn Clifton Tripp
Wasserzeit
Deutsch von Andrea Fischer
334 Seiten, gebunden
marebuchverlag, Hamburg
ISBN: 3-936384-37-1
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Völkerball

Völkerball

Eva, Jeff, Tom, Skippy und Hujerová kennen sich aus der gemeinsamen Schulzeit an einem Prager Gymnasium. Für sie ging es zunächst aufwärts, nur Hujerová blieb zurück. Eva und Jeff waren sogar verheiratet. Auch die Ehe Toms ist gescheitert. Vielleicht wäre er mit Eva glücklich geworden, wenn sie nicht Jeff geheiratet hätte. Die unattraktive Hujerová dagegen hatte die Jahre nach der Schule wenig Glück, doch ist sie jetzt am Aufholen, hat endlich einen Mann gefunden und scheint zufrieden.

Das Leben spielt sich ab zwischen Hochzeiten, Geburten, Beerdigungen und all den kleinen Dramen, die das Dasein so mit sich bringt. Bei Klassentreffen wird Bilanz gezogen und festgestellt, wer eigentlich noch im Spiel ist.
Nun sind alle um die 40. Hat man in diesem Alter seine Kindheit und Jugend tatsächlich hinter sich gelassen und das Leben im Griff?

Hujerová ist sicher die interessanteste Persönlichkeit in diesem Buch. Sie fühlt sich gezwungen, ihr eigenes Glück aus Lügen zusammenzubauen, um wenigstens scheinbar mit den anderen mithalten zu können. Sie mag nicht eingestehen, wie es ihr wirklich geht. Dennoch scheint sie die Gewinnerin in diesem Spiel zu sein.

Das Buch ist gut geschrieben. Es lässt nicht mehr los. Die Lebensgeschichten faszinieren. Im schnellen Wechsel werden die einzelnen Personen dargestellt. Der Autor pendelt zwischen Gegenwart und Vergangenheit, lässt beides verschwimmen. Die harte Realität wird genauso vorgestellt, wie die Träume und die Rollen, die gespielt werden, um wahre Gefühle zu verbergen.
Glück, so wird jedenfalls klar, ist eine trügerische Sache, auch wenn man sein Schicksal schon ein Stück weit steuern kann, wenn man nur will.

Über den Autor:
Michal Viewegh wurde 1962 in Prag geboren. Nach einem abgebrochenen Wirtschaftsstudium arbeitete er als Nachtwächter und studierte anschließend Tschechisch und Pädagogik und lebt heute als freier Schriftsteller in Prag.

Rezension von Heike Rau

Michal Viewegh
Völkerball
238 Seiten, gebunden
Deuticke im Paul Zsolnay Verlag, Wien
ISBN: 3-522-06021-9
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Das große Jugendlexikon

Das große Jugendlexikon

Das Jugendlexikon enthält mehr als 7500 Suchbegriffe und ist illustriert mit über 4500 Fotografien und Zeichnungen. Damit hält es für ein Lexikon ausgesprochen viel Bildmaterial bereit. Es ist auch etwas anders gegliedert, als üblich. Dabei sind nur die Haupteinträge von A-Z geordnet. Alle anderen Suchbegriffe findet man im Register. Jeder Haupteintrag beginnt mit einer Einleitung und vermittelt das Grundwissen. Die verschiedenen untergeordneten Einträge gehen dann ins Detail. Dazu kommen Zeichnungen und Fotos mit aussagekräftigen Bildunterschriften, eventuell Karten und Zeitleisten und das „Siehe auch“-Kästchen mit weiterführenden Begriffen.

Sehen wir uns doch mal an, was unter dem Haupteintrag „Buch“ zu finden ist.
Zunächst kommt der Einführungstext. Hier erfährt der Leser, dass das Buch eine große und vielseitige Erfindung der Menschheit ist. Das vorliegende Lexikon ist ein Sachbuch. Die ersten Bücher, in Form von Schriftrollen aus Papyrus, entstanden in Ägypten vor 5000 Jahren. Die Römer waren die Ersten, die in richtige Bücher mit Seiten aus speziell behandelten Tierhäuten, dem Pergament, schrieben. 1453 erfand Johannes Gutenberg den Buchdruck mit beweglichen Lettern.
Erklärt wird, wie Bücher entstehen. Auch die ersten Taschenbücher kann man betrachten. Nachlesen kann man weiterhin, was Bibliotheken oder Verlage sind, in welchen verschiedenen Formaten Bücher gedruckt werden. Gezeigt wird, wie ein Buchumschlag aussieht und was er enthält. Nachlesen kann man aber auch, was ein Impressum ist und warum manche Bücher ein Inhaltsverzeichnis haben. Und auch ein paar Zeilen über Illustrationen werden zur Verfügung gestellt.
Das Kästchen „Siehe auch“ führt zu Bibliotheken und Museen, Drucktechnik, Informationstechnologie und Papier.

Das Jugendlexikon ist in seiner Vielfalt sehr beeindruckend. Die Texte sind kurz gehalten und dennoch sehr gut verständlich. Durch die interessante Gliederung nach Haupteinträgen, was sehr übersichtlich ist, kann man nicht nur Begriffe nachschlagen, sondern ganze Themengebiete erforschen. Damit eignet sich das Buch nicht nur zum Nachschlagen, sondern auch zum ausgiebigen Schmökern. Im Anhang gibt es zusätzliche Seiten mit Zahlen, Daten und Fakten.
Erschienen ist das Jugendlexikon 2003 zum Preis von 39,90 Euro. Nun liegt es als Jubiläumsausgabe zu 19,90 Euro vor. Ein wirklich günstiger Preis. In Kauf nehmen muss man allerdings, dass man, wenn auch sehr selten, auf einen Eintrag stößt, der nicht ganz aktuell ist.

Rezension von Heike Rau

Das große Jugendlexikon
Mit über 4000 farbigen Abbildungen
766 Seiten, gebunden
Dorling Kindersley
ISBN: 3-8310-0510-9
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Miss Harriets Reise mit dem Drachen

Miss Harriets Reise mit dem Drachen

Miss Harriet ist eine berühmte Forschungsreisende. Nun hat sie den ungewöhnlichen Wunsch, einen Drachen aufzuspüren und nach England zu bringen, obwohl diese als ausgestorben gelten. Sie erinnert sich an eine Geschichte, die ihr einst ein alter Mann bei einer Expedition durch Südpadagonien erzählt hat. Angeblich sollen im Inneren der Erde Drachen leben, die mit ihrem feurigen Atem die vorhandenen Lavamassen am glühen halten.

Miss Harriets nächste Reise führt also nach Padagonien. Sie fliegt mit ihrem Heißluftballon, begeleitet von Papagei Frederick, los. In den Bergen, in der Nähe des höchsten Gipfels, entdeckt Miss Harriet tatsächlich ein Nest mit einem Drachen und einem Ei. Mit Lasso und Netz fängt sie den Drachen und auch das Ei kommt mit auf die Reise zurück nach England. Dort bringt sie die Leute zum Staunen. Da Drachen sehr gefährlich sind, kommt das Tier in einen Spezialkäfig. Doch dann kommt ein seltsamer Vogel und stiehlt das Ei. Miss Harriet nimmt unerschrocken die Verfolgung auf. Der Vogel verschwindet direkt in einem dunklen Krater. Miss Harriet zögert nicht und fliegt ihm mit ihrem Ballon nach.

Die Autorin erzählt eine fantasievolle und sehr aufregende Geschichte. Miss Harriets Mut wird sicher jeden zum Staunen bringen. Allerdings ist die Geschichte doch etwas sehr kurz gefasst und auf das Wesentliche beschränkt. Gern hätte man viel mehr erfahren. Die Details sind eher den Bildern zu entnehmen als der Geschichte. Die Illustrationen sind sehr fein, aufwändig und mit einer breit angelegten Farbpalette gezeichnet. Hier gibt es Unglaublich viel zu entdecken. Damit man im Inneren der Erde nicht den Überblick über oben und unten verliert, kann man sich am Papagei orientieren und so erkennen, wie herum man das Buch drehen muss. Gezeichnet sind die Illustrationen nämlich aus ungewöhnlichen Perspektiven. Kinder werden sich freuen, selbst aktiv werden zu können. Mit im Buch ist ein Bastelbogen zum Anfertigen eines eigenen Ballons. Auch Papagei Frederick aus Pappe ist dabei. Mit ihm kann man eine Fantasiereise im Ballon unternehmen oder auch direkt durchs Buch reisen. Er passt durch die ausgestanzten Löcher auf den Seiten. Durch den eingeschränkten Blick kann man zunächst nur erraten, was es wohl auf der nächsten Seite zu sehen gibt. Erst wenn man mit dem Papagei durch das Loch geflogen ist, kann man sehen, was es auf der nächsten Seite wirklich gibt. Das ist nicht nur sehr spannend, es macht auch sehr viel Spaß.
Geeignet ist das Buch schon für Kindergartenkinder. Aber auch Bilderbuchliebhaber werden an diesem wundervollen Buch ihre Freude haben.

Über die Autorin:
Sue Scullard wurde 1958 in Medway Towns geboren. Heute lebt sie in Kent. Sie studierte an der Camberwell School of Art und am Royal College of Art und hat seit 1983 ihren Magister of Art. Sie arbeitet als Holzschnitzerin und freie Autorin.

Rezension von Heike Rau

Sue Scullard
Miss Harriets Reise mit dem Drachen
Übersetzung von Hildegart Krahé
40 farbige Seiten, gebunden
mit Bastelanleitung für den Ballon und ausgestanztem Papagei
ab 5 Jahren
Lappan Verlag, Oldenburg
ISBN: 3-8303-1097-8
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