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Autor: hera

Zusammen ist man weniger allein

Zusammen ist man weniger allein

Man könnte sagen, das Schicksal hat sie zusammengeführt. Da sind der stotternde Philibert, vornehmer Adel, aber verarmt. Dann ist da noch Franck, der Koch. Gut aussehend, aber ungehobelt. Er hat nur Augen für Frauen und sein Motorrad. Zu ihnen gesellt sich die erschreckend dünne Camille. Sie lebt nicht, sie überlebt. Nachts geht sie putzen, statt ihr künstlerisches Talent weiterzuentwickeln. Francks Großmutter ist die Vierte im Bunde. Sie erträgt es nicht, ihren Lebensabend in einem Heim zuzubringen. Zusammen leben sie nun in einer 300 Quadratmeter großen alten Wohnung, in der die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Für jeden von ihnen beginnt ein neuer Lebensabschnitt, zu einer Zeit, als keiner von ihnen weiß, wie es eigentlich weitergehen soll, die Schatten der Vergangenheit nicht weichen wollen und die Einsamkeit übermächtig zu drohen scheint. Die Frage ist, was sie daraus machen werden.

Anna Gavalda schreibt in ihrem Buch über vier ganz verschiedene Menschen. Außergewöhnliche Menschen, die sich gesellschaftlichen Zwängen nicht unterordnen wollen. Es geht um die ganze Bandbreite zwischenmenschlicher Beziehungen, um Vergangenheitsbewältigung, die Angst vor großen Gefühlen, um Liebe, die nicht zugelassen werden kann, um die Frage, was Glück bedeutet und was den Sinn des Lebens für jeden einzelnen ausmacht. Dabei sind es besonders die Dialoge, die den Reiz der Geschichte ausmachen. Die Autorin schreibt mit viel Einfühlungsvermögen über die Probleme ihrer Protagonisten, die allerdings nicht immer ganz nachvollziehbar sind, manchmal etwas unspektakulär wirken oder aufgebauscht. Interessant ist es aber zu verfolgen, wie diese vier Menschen überhaupt miteinander zurechtkommen, wie sie ihren Alltag gestalten und durch ihre Gespräche wieder Halt im Leben finden. Es entstehen eine Vielzahl von Situationen und Gefühlsausbrüchen – komisch, bewegend, desillusionierend, aber auch hoffnungsvoll.

Rezension von Heike Rau

Anna Gavalda
Zusammen ist man weniger allein
Aus dem Französischen von Ina Kronenberger
555 Seiten, gebunden
Carl Hanser Verlag, München / Wien
ISBN: 3-446-20612-4
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Lukas Hartmann: Die Deutsche im Dorf

Lukas Hartmann: Die Deutsche im Dorf

Es ist das Jahr 1967 als eine Fremde im kleinen Dörfchen Tannwiler im Emmental ankommt. Eine Deutsche, genau wie die Witwe Stucki, bei der sie von nun an wohnen wird. Den drei Jungen Simon, Christian und Otto kommt sie von Anfang an unheimlich vor. Es ist schnell klar, dass diese seltsame Alte irgendetwas zu verbergen hat. Die Kinder ergehen sich in wilden Spekulationen. Ihre Beobachtungen geben ihnen Anlass zu der Vermutung, die Görres sei gar keine Frau, sondern ein verkleideter Mann. Christian glaubt gar in Görres Hitler wiedererkannt zu haben, über den die Jungen gerade einen Dokumentarfilm gesehen haben. Der Gedanke lässt sie nicht wieder los. Simon, Christian und Otto wollen die wahre Identität der Görres um jeden Preis aufklären. Ihr Jagdeifer lässt sich nicht mehr bremsen, ihre Wahrnehmung verschiebt sich. Mit unglaublichen Mitteln treiben die Jungen die alte Frau immer weiter in die Enge, bis es schließlich zur Katastrophe kommt.

Die unglaubliche Geschichte wird aus der Perspektive Simons erzählt. Er erinnert sich als Erwachsener an die Geschehnisse von damals, als er noch ein halbes Kind war. Schon von der ersten Seite an wird der Leser gefesselt. Fasziniert spürt man das Unfassbare nahen, weiß vom Klappentext, dass die Geschichte nicht gut ausgehen wird. Mit Spannung verfolgt man, wie die drei Jungen, zwischen denen eine seltsame Verbundenheit herrscht, immer mehr aus einem Hirngespinst heraus, folgenschwere Fehler begehen. Wie vernagelt halten sie an ihrem Plan fest, blenden aus, was sie nicht hören und sehen wollen. Sie finden keinen Weg zurück in ein normales Alltagsleben. Und aufgehalten werden sie auch nicht. Die Erwachsenen mit ihrer Einstellung schüren eher noch die Neugier der Kinder. Doch niemals würde man diesen bis dahin unauffälligen Kindern so etwas zutrauen. Und auch die Jungen selbst, sind zuletzt überrascht von ihrem Tun, hatten sie sich doch „nur“ ein Abenteuer erhofft und etwas mehr Spannung im Alltag. Helden wollten sie werden.
Der Autor schreibt mit unglaublicher Intensität und großer Ernsthaftigkeit, gewährt tiefe Einblicke in die Psyche der Kinder und ihr Verhalten in der kleinen Gruppe. Er überlässt es jedoch dem Leser, zu urteilen. „Die Deutsche im Dorf“ ist ein Buch, das hängen bleibt, das man nicht einfach nach dem Lesen ins Regal stellen kann, so packend, ergreifend und vor allem beunruhigend ist die Geschichte.

Über den Autor:
Lukas Hartmann ist Jahrgang 1944. Er studierte Germanistik, Psychologie und Musik, ist Schriftsteller, Journalist und Medienberater und wurde für seine Bücher vielfach ausgezeichnet. Lukas Hartmann lebt in der Nähe von Bern.

Rezension von Heike Rau

Lukas Hartmann
Die Deutsche im Dorf
302 Seiten, gebunden
Nagel & Kimche
ISBN: 3-312-00350-4
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Cassandra Frenchs Männerverbesserungsanstalt

Cassandra Frenchs Männerverbesserungsanstalt

Cassandra French lebt als Single in Hollywood. Ihre Arbeit als Anwältin für ein Filmstudio langweilt sie fast zu Tode. Und ihre Freundinnen Claire und Lexi sind ziemlich durchgeknallt. Einzig um ihre Mutter hat sich Cassandra zu kümmern. Die hat nämlich einiges auf dem Kerbholz und darf sich nicht sehr weit von ihrer Wohnung entfernen. Sie ist im wahrsten Sinne des Wortes mit einer elektronischen Fußfessel an ihre Wohnung gekettet.
Der perfekte Mann ist Cassandra noch nicht über den Weg gelaufen. Und die Hoffnung, dass das noch kommt, ist dahin. Sie weiß, dass sie die Sache selbst in die Hand nehmen muss. So ist sie mitten in einem Experiment. In ihrem Keller, einer Verbesserungsanstalt, hält sie drei männliche Zeitgenossen gefangen. Mit Hilfe von Chloroform, Drogen und proteinarmer Diät, Ketten und Handschellen hält sie die Jungs unter Kontrolle. Ein ausgeklügelter Lehrplan soll dafür sorgen, dass aus diesen Jungs wahre Männer werden.
Die Jungs machen erstaunliche Fortschritte. Doch mit der erzwungenen Ruhe ist es vorbei, als Cassandra einen neuen Schüler aufnimmt, den Schauspieler Jason Kelly. Er setzt sich zur Wehr und sabotiert den Schulalltag. Cassandra muss zu drastischen Mitteln greifen, die Jason gar nicht gut bekommen.
Es nützt nicht, Clarissa muss ihre verrückten Freundinnen einweihen. Die sind zunächst entsetzt, gewöhnen sich aber sehr schnell an den Gedanken, ebenfalls Männer umzuerziehen.

Eric Garcia jubelt seinen Lesern hier eine unglaublich freche und bösartige Geschichte unter. Und doch ist Clarissa so naiv und überzeugt, das einzig Richtige zu tun, dass man ihr die Sache mit der Männerverbesserungsanstalt im Keller erst mal belustigt durchgehen lässt. Im Grunde hat sie ja keine Wahl. Anständige, zivilisierte Männer mit Moral, die wirklich so sind, wie Frauen sie wollen, sind eine Seltenheit.
Die Jungs fügen sich. Ausbruchsversuche scheinen gar nicht in Frage zu kommen. Jede Verfehlung wird ja auch hart bestraft. Notfalls wendet Clarissa drastische Foltermethoden an. Hier ist sie sehr erfinderisch. Zeitweise bleibt einem als Leser hier glatt die Spucke weg. Und der eine, der später hinzukam und es gewagt hat, sich zu wehren, für den ist das Leben vorbei.
So recht weiß man nicht, was man von diesem Buch halten soll. Es ist provozierend, dramatisch, lustig, voller Ironie und sehr unterhaltsam. Aber es zeigt auch die verzweifelte Lage einsamer Frauen auf, die aber zu allem Schrecken selbst wahre Zicken sind und ebenfalls gut in einer Besserungsanstalt aufgehoben wären. So löst das Buch zwiespältige Gefühle aus und sorgt für reichlich Stoff zum Nachdenken und für Streitgespräche.

Über den Autor:
Andy Garcia, 31 Jahre alt, lebt in Los Angeles. Er hat mehrere Romane und Drehbücher für Sitcoms geschrieben.

Rezension von Heike Rau

Eric Garcia
Cassandra Frenchs Männerverbesserungsanstalt
Aus dem amerikanischen Englisch von Rainer Schmidt
386 Seiten, gebunden
Eichborn Verlag, Frankfurt am Main
ISBN: 3-8218-5739-0
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Imago – Die geheime Reise

Imago – Die geheime Reise

Die 12jährige Wanja lebt bei ihrer Mutter. Ihren Vater kennt sie nicht. Dass die Mutter nicht bereit ist, über ihn zu sprechen, betrübt das Mädchen sehr.
Wanja kann es kaum glauben, als der Radiowecker ihr mitten in der Nacht eine Ankündigung macht. Die Stimme einer Frau lädt sie ein in die Ausstellung „Vaterbilder“. Die Ausstellung ist nur für eingeladene Kinder bestimmt, befindet sich in einem Raum der Kunsthalle, den es eigentlich gar nicht geben dürfte. Viele Bilder gibt es hier, doch nur von einem fühlt Wanja sich magisch angezogen. Durch das Bild wird ihr für einige Male für eine bestimmte Zeit der Zutritt in eine andere Welt namens Imago ermöglicht. Ein Zirkus ist hier Zuhause und Wanja fühlt sich sofort wohl an diesem Ort. Zu ihrem Erstaunen zieht das Bild auch Mischa magisch an, einen Jungen, der in die gleiche Schule wie Wanja geht. Besonders zum Akrobaten Taro fühlt Wanja sich hingezogen. Es wäre schön, wenn ihr Vater so wäre wir er. Die Idylle an diesem verzauberten Ort trügt jedoch. Ein schwarzer Vogel verbreitet Angst und Schrecken. Nach jedem Angriff wird er größer und bedrohlicher.

Die Geschichte spielt sowohl in einer realen, als auch in einer fantastischen Welt. Wanja und Mischa lernen sich erst im Zirkus richtigen kennen. Beide verbindet die Probleme mit ihren Vätern. Wanja kennt ihren nicht und Mischas Vater ist Alkoholiker. Die Welt Imago ist also eine Art Zuflucht für die Kinder. Doch auch hier müssen sie sich ihren Sorgen und Ängsten stellen. Ein wenig wundert man sich allerdings, wie selbstverständlich die Kinder diese andere Welt nehmen. Sie hinterfragen kaum und zweifeln nicht. Immer wieder treten sie ihre Reise nach Imago an, auch als es zunehmend gefährlicher wird. Aber Wanja und Mischa entwickeln sich weiter, lernen, dass sie ein Recht darauf haben, zu erfahren, wo ihre Wurzeln sind. Sie lernen Verantwortung zu übernehmen. Die Autorin vermittelt diese Entwicklung auf dem Weg zum Erwachsenwerden sehr bildhaft. Die eigentlich unwirkliche Stimmung im Zirkus wird sehr spannend dargestellt. Von den Geschehnissen dort wird man in den Bann gezogen. Aber auch die Atmosphäre zu Hause mit allen Sorgen und Nöten wird gut nachvollziehbar gezeichnet. Die Autorin hat mit ihrer Geschichte ein wichtiges Thema einfühlsam umgesetzt.

Über die Autorin:
Isabel Abedi, Jahrgang 1967, hat 13 Jahre als Webetexterin gearbeitet. Inzwischen hat sie mehrere Kinderbücher veröffentlicht, von denen einige ausgezeichnet und in andere Sprachen übersetzt wurden. Die Autorin lebt mit ihrem Mann und zwei Töchtern in Hamburg. „Imago – Die geheime Reise“ ist ihr erster Jugendroman.

Rezension von Heike Rau

Isabel Abedi
Imago – Die geheime Reise
404 Seiten, gebunden
ab 12 Jahren
Arena Verlag Würzburg
ISBN: 3-401-05572-0
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Der Flüsterer

Der Flüsterer

Auf einer Schrotthalde am Stadtrand leben zwei verfeindete Katzenbanden. Sie streiten und beschimpfen sich. Die Ratte ist froh darüber. Solange die Katzen ihre Kämpfe austragen, hat sie ihre Ruhe.
Doch dann passiert das Unglaubliche. Die Ratte muss zu ihrem Entsetzen feststellen, dass Sohn und Tochter der verfeindetet Bandenführer sich ineinander verliebt haben. Noch weiß niemand außer der Ratte davon. Doch sie sorgt dafür, dass die Liebelei bekannt wird. Die Ratte wird zum Flüsterer, flüstert ihre Nachricht durch dünne Wände und Abflussrohre.
Die beiden Katzenbanden beschließen, eine Kampfpause einzulegen, um sich mit den zwei verliebten Katzen zu befassen. Die Angelegenheit muss in Ordnung gebracht werden. Doch so leicht lässt sich das Liebespaar nicht auseinanderbringen. Und so muss der Flüsterer doch um seine Ruhe bangen.

Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht der Ratte. Sie will, das alles bleibt, wie es ist und die Katzenbanden sich weiter streiten und sie dafür in Ruhe lassen. Deshalb gönnt sie dem Katzenpärchen ihre Liebe nicht und verpetzt sie ganz gemein.
Der Autor lässt den Flüsterer in seiner fantasievollen Geschichte in einem legeren Ton erzählen, genau so, wie man es von einer Ratte erwarten würde. Das verleiht der Geschichte das gewisse Etwas, macht sie reizvoll und spannend.
Die Zeichnungen gefallen. Sie sind trotz der nächtlichen Atmosphäre sehr ansprechend, farbenfroh und voller Details. Das Erzählte spiegelt sich in den lebendigen Gesichtausdrücken der Akteure wieder. Es macht viel Spaß, der Geschichte zu folgen und sich an den niedlichen Illustrationen zu erfreuen.
So ist das Buch sicher nicht nur Kindern zu empfehlen, sondern auch erwachsenen Katzenfans und Bilderbuchsammlern.

Über den Autor und Illustrator:
Nick Butterworth, geboren 1946, entwarf Schriften in verschiedenen Druckerei- und Grafikbetrieben, bevor er sich als Autor und Illustrator selbstständig machte. Er moderierte für einen englischen TV-Sender ein Kinderprogramm und produzierte eine regelmäßige Bildergeschichte für das Magazin des Sunday Express. Der weltweit erfolgreiche Bilderbuchkünstler lebt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern im englischen Suffolk.

Rezension von Heike Rau

Nick Butterworth
Der Flüsterer
32 farbige Seiten
Lappan Verlag, Oldenburg
ISBN: 3-8303-1089-7
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Alte Liebe rostet nicht

Alte Liebe rostet nicht

Was zeichnet langjährige Beziehungen eigentlich aus? Erich Rauschenbach hat mal hinter die Fassade gesehen. Er zeigt die Eigenheiten, die Langverliebte auszeichnen mit viel Ironie. Dabei macht er sich auf seine unnachahmliche Art und Weise über die im Laufe der Jahre eingeschliffenen Missstände in Alltagssituationen lustig. Die meisten Cartoons dürften lange zusammenlebenden Paaren bekannt vorkommen. Bernd Rauschenbach trifft den Nagel auf den Kopf, auch wenn so manche nachgestellte Situation, nimmt man es genau, eher traurig als lustig ist. Es kommt eben auf die Darstellung an. Und wer sich in all den Ehejahren auch nur ein bisschen Humor bewahrt hat, wird herzlich lachen können.

Vorgeführt werden Ehemänner, die sich absichtlich blöd anstellen, um der leidigen Hausarbeit zu entgehen, aber auch Ehefrauen, denen ihre Männer so gar nichts recht machen können. Es geht um tiefe Tritte ins Fettnäpfchen, um Kommunikation, die nur noch über Notizzettel geführt wird, um dumme Sprüche und ihre Wirkung, um Missverständnisse, um altersbedingte Probleme in Liebesdingen und vieles mehr. Für Langzeitverliebte und Cartoonfans ist dieses sehr schön aufgemachte und großformatige Buch ein Muss.

Erich Rauschenbach, geboren 1944, lebt seit 1953 in Berlin. Nacht dem Abitur machte er eine Banklehre. Danach folgt ein Studium an der PH und an der Hochschule der Künste in Berlin. Seitdem ist Erich Rauchenbach freiberuflicher Zeichner und Autor.

Rezension von Heike Rau

Erich Rauschenbach
Alte Liebe rostet nicht
Cartoons für Langzeitverliebte
64 farbige Seiten, Hardcover
Lappan Verlag, Oldenburg
ISBN: 3-8303-3109-6
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Felicitas Mayall: Wie Krähen im Nebel

Felicitas Mayall: Wie Krähen im Nebel

Im Eurocity aus Rom wird die Leiche einer unbekannten Frau gefunden. Hauptkommissarin Laura Gottberg und ihr Assistent Baumann stehen vor einem Rätsel. Niemand will etwas Relevantes gesehen haben. Nichts deutet auf die Identität der Frau hin. Kein Reisegepäck, nicht einmal der Fahrschein wird gefunden. Genau an diesem Abend, wird auch noch ein Mann neben den Gleisen entdeckt. Es sieht so aus, als wäre er aus dem Zug gestoßen worden. Er könnte etwas wissen, leidet jedoch an einer Amnesie und hat ebenfalls keinen Ausweis bei sich. Die ersten Spuren führen schließlich nach Italien. Es geht um Menschenhandel.

Ein kniffliger Fall. Hauptkommissarin Gottberg hat alle Hände voll zu tun. Die Spurensuche erweist sich als kompliziert. Laura spannt sogar ihren Vater als Undercover-Agenten mit in die Ermittlungen ein, beauftragt ihn, festzustellen, ob der an Amnesie leidende Unbekannte sich wirklich an nichts erinnern kann.
Interessant, dass die Spurensuche Laura Gottberg nach Italien bringt. So kann Laura auch Commissario Angelo Guerrini, wenn auch inoffiziell, mit in die Ermittlungen einbeziehen. Bei ihrem letzten Fall lernte sie den Commissario kennen und verliebte sich in ihn.
Stück für Stück wird das schwierige Puzzle zusammengesetzt. Auch der Leser ahnt lange nichts von den dramatischen Ausmaßen, die der Fall schließlich annimmt.
Doch nicht nur auf den Kriminalfall wird die Aufmerksamkeit des Lesers gelenkt. Laura, alleinerziehende Mutter, hat Probleme, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Was ihre beiden Kinder, während ihren langen Abwesenheitsphasen tun, hat sie nicht immer unter Kontrolle. Auch die komplizierte Liebesbeziehung zu Guerrini beschäftigt sie sehr. So rebelliert schließlich auch ihr Körper. Oft stehen diese Dinge aber zu sehr im Vordergrund, nehmen mehr Platz ein, als man ihnen zugestehen möchte.
Trotzdem liest sich das Buch gut. Die Autorin hat einen sehr flüssigen Schreibstil und zieht den Leser mit.

Über die Autorin:
Felicitas Mayall begann ihre Karriere bei der „Süddeutschen Zeitung“ als Journalistin. Sie lebt heute als freie Autorin in Prien am Chiemsee. Der erste Band der Serie um die Münchner Kommissarin Laura Gottberg heißt „Nacht der Stachelschweine“.

Rezension von Heike Rau

Felicitas Mayall
Wie Krähen im Nebel
Laura Gottbergs zweiter Fall
413 Seiten, gebunden
Kindler im Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg
ISBN: 3-463-40451-6

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Spaßschule für Hunde

Spaßschule für Hunde

Um etwas Abwechslung in den Hundealltag zu bringen, ist das vorliegende Buch gut geeignet. Es bietet vielfältige Anregungen, Späße und Tricks, die im Training mit dem Hund erlernt werden können.

Im ersten Kapitel geht es um das Lernen als Vorgang im Allgemeinen und die verschiedenen Trainingsmethoden. Zudem werden Trainingsansätze genau erläutert. Denn ein bestimmtes Wissen über das Verhalten der Hunde ist schon nötig, um effektiv trainieren zu können. Erläutert wird beispielsweise, wie die klassische Konditionierung funktioniert, wie man komplexes Verhalten formen kann, wie man mit Hilfe des Clickertrainings den Hund zu Höchstleistungen bringen kann, wie man Belohnungen gezielt einsetzt, wie man mit einem Kommando den Hund zur Ausführung einer Übung bringen kann und vieles mehr.

Im zweiten Kapitel werden Trainingsgrundsätze und Regeln besprochen. Erläutert wird, in welcher Trainingsatmosphäre man üben sollte. Es geht um den Gehorsam als Ausgangsbasis für das Üben und Vorschläge, wie die tägliche Trainingsroutine aussehen sollte. Es gilt eine ganze Menge von Spielregeln zu beachten, damit das Training Spaß macht und von Erfolg gekrönt wird, statt im Frust zu enden.

Dann folgt der Hauptteil mit Übungen für die Spaßschule: Clickerkünste, Bein- und Hand-, Kopf- und Nasenarbeitarbeit, Turn- und Geschicklichkeitsübungen, Sprünge und richtungsorientierte Übungen. Dabei werden einfache bis schwierige Übungsvarianten aufgezeigt.

Das kleine, praktische Buch hat es in sich. Und in erster Linie bringen die Übungen jede Menge Spaß. Klar gemacht wird aber auch, dass Zeit, Geduld und gewisse Grundvorrausetzungen nötig sind, um mit dem Hund arbeiten und ihm etwas beizubringen zu können. Die Erklärungen im Buch sind sehr gut verständlich. Sie sind so verfasst, dass sie gut umzusetzen sind, wenn man mit seinem Hund zurecht kommt und eine vertrauensvolle Basis besteht, die dann natürlich noch zusätzlich gestärkt wird. Hund und Hundehalter lernen sich zudem besser kennen. Erklärt wird auch immer, welches typische Verhalten in bestimmten Situationen vom Hund zu erwarten ist, wie man es ausnutzt, gegenlenkt, belohnt oder wenn es sein muss, auch angemessen bestraft. Auf mögliche Fehlerquellen im Training auf Seiten des Hundehalters wird ebenfalls hingewiesen, um diese zu vermeiden.
Die vielen Übungen sind sehr nützlich, erleichtern den täglichen Umgang mit dem Hund, fördern die Gehorsamkeit und bringen Spaß und Spannung in den Alltag. Es ist schon erstaunlich, was man einem Hund mit viel Übung und Geduld alles beibringen kann.

Über die Autorin:
Celina del Amo ist Tierärztin in deiner Gemeinschaftspraxis für Verhaltenstherapie und der Hundeschule „Knochenarbeit“.

Rezension von Heike Rau

Celina del Amo
Spaßschule für Hunde
100 ganz neue Spiele, Tricks und Übungen
128 Seiten, broschiert, 53 Farbfotos, 20 Zeichnungen
Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart
ISBN: 3-8001-4397-6

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Das Andersen Märchenbuch

Das Andersen Märchenbuch

Jeder kennt Märchen von Hans Christian Andersen. „Die Prinzessin auf der Erbse“, „Das hässliche Entlein“, „Däumelinchen“ oder „Des Kaisers neue Kleider“. Aber auch weniger bekannte oder mit der Zeit in Vergessenheit geratene Märchen erzählt Friederun Reichenstetter in diesem zauberhaften Märchenbuch nach. Dazu gehören beispielsweise „Der Reisekamerad“ oder „Der Tölpel-Hans“. Eine gute Auswahl an verschiedenen Märchen zeichnet also dieses Buch aus. Märchenfreunde können sich mit auf die Suche nach dem Glück machen und Moral und Sinn hinter den Geschichten aufspüren, in Erinnerungen schwelgen oder Neues entdecken.
Geeignet sind die Märchen für die ganze Familie, zum Vorlesen, aber natürlich auch zum Selberlesen.

Illustriert hat die Märchen Silke Leffler sehr stimmungsvoll. Zarte Farben dominieren. Die Zeichnungen wirken sehr zierlich und anmutig. Ganz allerliebst sind beispielsweise die Elfen im Märchen „Der Reisekamerad“. Zum Schmunzeln dagegen bringen die Hühner auf ihren Stangen im Märchen „Es ist wirklich wahr“. Ganzseitige Bilder wechseln sich mit kleineren Motiven ab. Geschichten und Illustrationen ergänzen sich ganz wunderbar.

Über den Autor:
Hans Christian Andersen, geboren 1805 in Odense/Dänemark, war der Sohn eines Schuhmachers. Dänenkönig Friedrich VI. ermöglichte ihm nicht nur den Besuch einer Lateinschule, auch ein Universitätsstudium finanzierte er teilweise.
Andersen unternahm Reisen durch ganz Europa, nach Nordafrika und in die Türkei. Seine Erlebnisse bezog er in seine Werke mit ein. Andersen versuchte sich auch als Schauspieler, Dramatiker und Zeichner. Er war Meister des Scherenschnitts. Er schrieb rund 170 Märchen. Andersen starb 1875 in Kopenhagen.

Über die Erzählerin:
Friederun Reichenstätter studierte Sprachen in München, Strasbourg und London, arbeitete für internationale Organisationen im In- und Ausland. Seit einigen Jahren schreibt sie hauptberuflich Kinderbücher.

Über die Illustratorin:
Silke Leffler, Jahrgang 1970, machte nach dem Abitur eine Schneiderlehre, studierte Textildesign und arbeitete für ein Designstudio in England. Seit 1996 ist sie frei schaffende Textildesignerin, seit 1998 arbeitet sie auch als Illustratorin. 2004 wurde im Rahmen des „Kinder- und Jugendbuchpreises der Stadt Wien“ ausgezeichnet.

Rezensionen von Heike Rau

Friederun Reichenstetter/Silke Leffler
Das Andersen Märchenbuch
96 Seiten, lam. Pappband, durchgehend vierfarbig illustriert
ab 4 Jahre
Annette Betz Verlag, Wien
ISBN: 3-219-11177-7
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Die Tochter der Hexe

Die Tochter der Hexe

Marthe-Marie wurde von ihrer Mutter als Baby weggegeben, weil sie kein eheliches Kind war. Doch davon erfährt Marthe Marie erst als junge Frau. Ihre leibliche Mutter hatte den Ruf einer Hexe. Sie wurde 1599 hingerichtet
Doch des Henkers Sohn weiß von seinem Vater von Marthe-Maries wahrer Identität. Er ist hinter ihrer Erbschaft her und will auch sie auf dem Scheiterhaufen brennen sehen.
Marthe-Marie flieht mit ihrer kleinen Tochter, die aus der Ehe mit ihrem verstorbenen Mann Veit stammt, aus der Stadt. Unterstützt wird sie von einer Truppe Gauklern. Ihr Ziel ist Offenburg. Hier vermutet sie ihren leiblichen Vater, der aber längst weitergezogen ist.
In ihrer Not, schließt sie sich den Gauklern an, zieht mit ihnen durch die Lande.
Des Henkers Sohn ist ihr immer dicht auf den Fersen. Doch auch ein anderer Mann folgt ihr. Sehr zu ihrem Glück.

Erzählt wird die Geschichte einer jungen Frau, die als Hexe verfolgt wird. Immer auf der Flucht führt sie das entbehrungsreiche Leben der Gaukler, die nie lange an einem Ort bleiben, die oft in Not leben und gerade in den Wintermonaten ums reine Überleben kämpfen müssen. Die Charaktere sind gut gezeichnet. Marthe-Marie, die nie ihre Hoffnung aufgibt, die sich zwischen zwei Männern hin- und hergerissen fühlt und sich immer um ihre Tochter sorgt. Der wahnsinnig erscheinende Henkerssohn, der sich in seinem Hexenwahn verrannt hat und der vor nichts zurückschreckt. Ihre Freunde die Gaukler, ganz unterschiedliche Menschen, die in jeder noch so schwierigen Situation immer zusammenhalten. Marthe-Marie zieht lange Zeit mit ihnen umher, immer auf der Suche nach Arbeit. Leider wird die Geschichte nicht immer so vorangetrieben, wie man es sich wünschen würde, so hat das Buch doch einige Längen.
Es geht um Liebe, Glück, Verzweiflung und Herzschmerz. Oft rutscht die Geschichte sehr ins Sentimentale ab und drückt ordentlich auf die Tränendrüse. Aber gerade das sorgt dafür, dass man sich der Geschichte nicht entziehen kann.

Über die Autorin:
Astrid Fritz wurde 1959 geboren. Sie wuchs im nordbadischen Pforzheim auf. Sie studierte in München, Avignon und Freiburg Germanistik und Romanistik.
Nach dem Studium arbeitete sie als Fachredakteurin in Darmstadt und Freiburg, verbrachte drei Jahre in Santiago de Chile. Astrid Fritz lebt mit ihrer Familie in Stuttgart.

Rezension von Heike Rau

Astrid Fritz
Die Tochter der Hexe
447 Seiten, broschiert
Rowohlt Taschenbuch Verlag
ISBN: 3-499-23652-4
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