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Kategorie: Comic

Gerd Meyer-Anaya: Mann + Frau = Problem

Gerd Meyer-Anaya: Mann + Frau = Problem

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Ein Buch über Irren und Täuschen, über Eigenheiten von Mann und Frau und Missverstehen aller Art.

Gerd Meyer-Anaya ist der Autor der vorliegenden Satiren.

Der Ansatz der Geschichten liegt auf satirischen Betrachtungen der Beziehungen zwischen Mann und Frau  und gleichgeschlechtlichen Partnern.

Das fängt bei Adam und Eva an und zeigt uns gleich einmal, dass uns die Geschichten aus fernen Zeiten gar nicht so fremd sein müssen. Alles hat sich über die Jahrtausende fortgesetzt, wenn man nur den rechten Blick darauf nimmt.

Auch Eva war schon eitel und gierig, und wollte, dass es ihr besser oder mindestens genauso gut geht wie den Nachbarn. Sie stichelt und nörgelt, um an eine bessere Höhle zu kommen. Und Adam schickt sich! Was bleibt ihm anderes übrig?

Es geht weiter so: warum heiraten, warum Bindungen scheuen oder eingehen? Und wenn ja wie? Und was wird aus den Beziehungen vom Anfang bis zu ihrem Ende?

Der Autor besitzt eine profunde Bildung, mit der er Zitate bekannter Autoren wie Lichtenberg oder Benn heranzieht, um Beziehungsstrukturen zu beleuchten. Widersprüche werden allenthalben aufgezeigt und neue Ideen fabriziert. Z.B. sollte es den „Püv“ geben —nicht etwa „Puff“, sondern ausdrücklich „ Püv“,den Partnerschaftsüberwachungsverein!

Es gibt zahlreiche Beispiele und Absurditäten dieser Art.

Altbekannte Weisheiten wie “drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob er nicht was Bessres findet“ wechseln ab mit statistischen Zahlen über eine niedrige Geburtenrate, die man durch verwaltungstechnische Maßnahmen zu erhöhen trachtet.

Ein langes Kapitel gleich zu Beginn des Werks widmet sich den Kosenamen, die der Autor tiefenpsychologisch angeht. Für Männer nennt er „Adörchen“, der aber nicht mit „Adörnchen“ verwechselt werden darf! Der Hinweis auf die intellektuelle, Soziologie studierende Freundin läge hier zu nahe. Auch sonst mögen Kosenamen zu allerlei Fehlinterpretationen führen!

Der Autor trifft mit seinen Beobachtungen den Nagel auf den Kopf. Gesellschaftskritik ist subtil mit hineingepackt in seine Geschichten.

Die Texte sind schmissig und flott geschrieben. Eine Episode oder witzige Persiflage reiht sich an die andere, so als schwappten die Gedanken geradezu über von Einfällen, mit denen sich GMA über die Zustände der Zweisamkeit zwischen Mann und Frau und Frau und Mann auslässt.

Munter geht es weiter durch die Spielwarenindustrie, die Kommunikationsmittel, tägliche Gewohnheiten und ihre Abarten. Kinder, Kochen, Sex und Spiele, Trennung und Versöhnung: Gerd Meyer-Anaya hat ein reiches Repertoire an Wissen und Fantasie, dazu einen ausgedehnten Sprachschatz, um über die Schwierigkeiten des Zusammenlebens zu referieren und seine Satiren zu bestücken.

Man muss beim Lesen die ganze Zeit schmunzeln, denn das Lachen kann einem angesichts der Aktualität seiner Analysen gelegentlich im Hals stecken bleiben.

Die Karikaturen auf dem Cover sind leider irreführend. Das Buch befindet sich auf höherem Niveau.

Für Menschen mit Hang zu Komik und Humor ist das Buch sehr zu empfehlen!

Gerd Meyer-Anaya ist psycho- paar- und sexualtherapeutisch tätig und lebt in Düsseldorf.

Gerd Meyer-Anaya
Mann + Frau = Problem
248 Seiten, broschiert
IATROS, März 2017
ISBN-10: 3869638273
ISBN-13: 978-3869638270
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Roz Chast: Können wir nicht über was anderes reden?

Roz Chast: Können wir nicht über was anderes reden?

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Die Komik des Lebens dargestellt an eigenen Erinnerungen über die Eltern und eine nicht nur fröhliche Kindheit!
Roz Chast hat einen wunderbaren Comic geschaffen!

Wir müssen reden… reden… reden…
Worüber denn?
Gedanken über das Lebensende, Patientenverfügung, Testament, Vollmacht, Heim…
Oh weh!

Es geht um ihre Eltern, deren Ängste, ihr Alter, Verhalten, Wohnen und so fort…

Mit einer Überzahl an eindeutigen Bildern und den dazu passenden Gedanken und Worten schafft sie einen Eindruck davon, was Kindern mit ihren alt gewordenen Eltern blühen kann.

Während die Tochter 11 Jahre nicht mehr zu Hause war, entschließt sie sich endlich, sich um diese alten Eltern zu kümmern. Sie waren wirklich und immer schon sehr „alte Eltern“. Inzwischen sind sie über neunzig Jahre alt.

Roz Chast lebt ihr eigenes Leben mit Kindern und Mann auf dem Lande, während die Eltern nie aus Brooklyn und aus ihrem langjährig bewohnten Heim ausgezogen sind.

Voller Eigensinn, Starrköpfigkeit und immer wieder Einwänden und Ängsten gegen jede Art von Veränderung in ihrem Leben fasst die Autorin in ihren Bildern und Worten zusammen, wie sich das Alter bei ihren Eltern zeigt, und wie es ihr selber dabei ergeht. Grotesk bis makaber sind dazu ihre Beispiele. Dass der „Seniorenanwalt“, den die Tochter ins Spiel bringt, womöglich zugunsten der Tochter an ihr (der Eltern) Geld gehen könnte, das sie in zahlreichen Sparbüchern, verfallenen und noch gültigen, verwahren; vom „Fahrsteig des Lebens“ ist die Rede, und dass er bald endet.

Mit den grimmig drein schauenden Eltern und ihrer eigenen reflektierenden Beobachtung macht Roz Chast den Abstand zwischen sich und den Eltern deutlich. Und ist es nicht so, dass Eltern oft in eine Sphäre entschwinden, zu der man keinen Zugang mehr hat?

Was man als Kind nie auszusprechen wagt, das zeigt uns die Zeichnerin mit ihren Bildern: das wahre Gesicht des Altwerdens und ihre Gedanken dazu. Sehr alte Eltern vermögen recht wunderlich und misstrauisch zu werden gegen alles, was ihre Ruhe beeinträchtigen könnte. Sie wollen oft nicht wahrhaben, dass Änderungen, Krankheit, womöglich Pflegeheim und der Tod unausweichlich sind. Sie hängen an allem, was sie im Laufe eines langen Lebens zusammen getragen haben. Trennen können sie sich von gar nichts! „Augen zu und durch“ scheint die unausgesprochene Devise geworden zu sein.

Das Dilemma zwischen dem Werden, Wachsen und Vergehen ist eines, dem man sich im Alter immer weniger stellt. Roz Chast hat es in unübertroffener Weise ins Bild gesetzt. Beim Lesen und Schauen rührt es bei aller Überzogenheit und Groteske an die Seele und ans Herz. Sogar verborgene Zärtlichkeit und Wärme meint man aus den gedrängt wieder gegebenen Erinnerungen zu spüren!
In einem Nachwort wird Roz Chast von Rubinowitz in ihren Zeichnungen mit einem Kind verglichen „ein Kind, das sich in der Welt ohne Eltern zurechtfinden muss und sich seine eigene baut…“.
Sie sprüht über von Einfällen und Geschichten aus der Vergangenheit, die bis in die Gegenwart reichen.
Roz Chast ist langjährige Cartoonistin des „New Yorker“ mit hohem Ruhm, Auszeichnung und Anerkennung! Sie ist einfach wunderbar!

Roz Chast
Können wir nicht über was anderes reden?
240 Seiten, gebunden
Rowohlt, August 2015
ISBN-10: 3498009443
ISBN-13: 978-3498009441
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Matthew Johnstone: Resilienz

Matthew Johnstone: Resilienz

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Matthew Johnstone ist Artdirektor und Designer. Er kennt seelische Krankheiten aus eigener Erfahrung und hat darüber schon mehrere Bildergeschichten mit Texten verfasst.

In seiner neuesten Kreation verarbeitet er die Krisen des Menschen anhand zahlreicher Beispiele mit den entsprechenden Bildern dazu.

Mit seinen Bildern werden die Krisen eindeutiger fassbar und definierbar.

Ob es um Freundschaft, Kommunikation, um das Selbstwertgefühl oder Erfolg und Versagen geht: M.Johnstone weiß fast zu allen Themen etwas zu sagen. Er zeigt uns die Verzweiflung, und er weist auf die möglichen Lösungen hin. Nicht immer wird jeder/ jede mit den Hinweisen zur Lösung des Problems etwas anzufangen wissen.

Denn ein Problem zu erkennen ist die eine Seite unseres Lebens; die Änderung für eine Lösung und ihre Umsetzung in die Tat ist dann die andere und schwerere Seite der Erkenntnis.

Vieles klingt einfach, wenn man es so liest und sieht. Doch wer je schon in seelischen Nöten steckte, weiß auch, wie schwer die Änderung von einmal eingefahrenen Mustern und Gedanken ist.

Die Bilder von Matthew Johnstone sind wie immer klar und einfach strukturiert. Im Gegensatz zu seinen vorangegangenen Büchern dieser Art überwiegt hier aber der Text. Dieser lässt zuweilen ein wenig an die vielen Ratgeberbücher denken.

„Guter Rat ist teuer“ lautet ein Volksspruch. Guter Rat aber reicht häufig nicht, um anstehender Probleme Herr zu werden. Insofern hat sich M.Johnstone ein wenig von seiner guten Absicht entfernt, mit klaren Bildern Sachverhalte darzustellen und die Lösung aus diesen selbst zu ermöglichen. Beispiele sind hier seine Bücher über Depressionen und dem Leben mit dem „Schwarzen Hund“.

Dennoch möchte man das Buch gerne weiterempfehlen, weil jeder aus ihnen den einen oder anderen guten Gedanken schöpfen mag, mit dem der Alltag und das eigene Leben überprüft werden kann.

Es wird von M.Johnstone vieles ausgesprochen, was jeder vielleicht einmal so fühlt aber nicht in eigene Worte fassen kann.

Insofern ist das Büchlein eine Bereicherung für den Alltag mit zahlreichen guten Impulsen für das eigene Handeln.

Matthew Johnstone
Resilienz
120 Seiten
Verlag Antje Kunstman, Oktober 2015
ISBN-10: 3956140664
ISBN-13: 978-3956140662
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Volker Reiche: Kiesgrubennacht

Volker Reiche: Kiesgrubennacht

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Witz, Ernst und Spaß: eine Nachkriegsgeschichte!

Wer kennt ihn nicht, den begnadeten Zeichner, der mit seiner Hauptfigur „Strizz“ über Jahre die Leser des Feuilletons der Frankfurter Allgemeinen Zeitung von Montag bis Freitag erfreute?

Ein Morgen ohne Strizz ließ den Tag öde angehen! Als die Serie 2010 eingestellt wurde, brach in manchen Familien ein großes Wehklagen an!

Zur Freude derer, die sich an Volker Reiches Comics erfreuten, ist jetzt eine Graphic Novel erschienen, oder anders gesagt: eine Biographie in Wort und Bild.

Volker Reiche hat seiner Kindheit und Jugend nachgespürt und sie in Form von Comics mit Texten aufgezeichnet. Man kann sich den kleinen Jungen gut vorstellen, wie er als Vierjähriger 1948 einmal gewesen sein muss. Mit einem „Luftanzug“ im sommerlichen Wind draußen spielen oder sich im nahe gelegenen Bach tummeln und die Erwachsenenwelt aus naiv-arglosen Kinderaugen betrachten und später die  Jugend genießen: wen könnte das nicht an eigene Kindheitstage erinnern?

Was aber ist hier Wahrheit und was Fiktion?

In der Einleitung wird darauf hingewiesen, dass die Geschichten fiktiv sind; aber „Herr Paul ist Herr Paul ist Herr Paul BASTA!“ (Strizz)

Nun mache sich jeder selbst einen Reim!

In einer Vielzahl von lustigen und z.T tiefsinnigen Zeichnungen samt Text ahnt man, was das für eine Jugend war, in der ein Vater seine Nazivergangenheit nicht vergessen wollte und die Mutter, eine  ehemaligen Gauleiterin im „Bund deutscher Mädchen“, unter dessen Knute zu leiden hatte.

Durch die Kindheit geistert Wilhelm Busch mit seinen makaberen Scherzen gegenüber den „Großen“, … ach und natürlich passieren auch Malheurs, als der gelbe Luftanzug verpinkelt war. Er musste einem Kick mit dem Fuß aus dem Gesichtsfeld weichen.

So geht es munter weiter. Die Geschwister haben lustige Erlebnisse, und so manches Familiendrama kann durch die karikaturhafte Darstellung des vorzüglichen Zeichners entschärft werden. Aber dieser Vater! Wahrlich: er ist ein Scheusal! Als er endlich geht, sind wohl alle froh!

Die Zeichnungen sind ausdrucksstark und geben sehr genau Stimmungen und Launen der Erwachsenen oder die Ängste und Freuden der Kinder wieder. So weiß man sogar ohne Text immer, was einen auf der kommenden Seite erwartet. Doch durchgängig muss man die Erwachsenenleben als vergeblich betrachten. Fürsorge, Liebe und Behütetsein blieben damit den kommenden Generationen mit besseren Zeiten ohne Krieg vorbehalten.

Man genieße diese Lausbubengeschichten mit dem ernsten Hintergrund der Nachkriegszeit, die Kinder aus jener Zeit nicht als behütete Wohlstandskinder aufwachsen ließen. Und doch: auch sie hatten ihren Spaß!

Volker Reiche
Kiesgrubennacht
231 Seiten, broschiert
Suhrkamp Verlag, Oktober 2013
ISBN-10: 3518464760
ISBN-13: 978-3518464762
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Edward Gorey: Ein fragwürdiger Gast

Edward Gorey: Ein fragwürdiger Gast

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Skurrile Zeichnungen mit absurdem Humor.

In dem dieses Jahr vom Lilienfeld Verlag neu aufgelegten Büchlein von Edward Gorey erscheint in schwarz-weißen Zeichnungen eine viktorianisch anmutende Familie im Bild. Es klingelt an der Haustür, aber niemand wurde erwartet. Doch dann entdecken die Familienmitglieder auf einer Vase eine Gestalt, die zwischen Fantasievogel und Papagei changiert. Die Figur trägt einen Schal und weiße Turnschuhe. Diese mitsamt einem Pelzmantel waren auch Edward Goreys Markenzeichen. Die Geschichte ist kurz, sie ist skurril und regt die Fantasie an. Der seltsame Vogel treibt allerlei Unsinn und ist auch nach 17 Jahren noch Mitbewohner im Haushalt.

Ausdrucksstark und vielsagend überzeichnet Gorey seine Figuren, die aus einem fernen Jahrhundert zu kommen scheinen. Die Hälse sind lang und die Köpfe schauen indigniert bis amüsiert auf das sich ereignende Geschehen. Makaber und verrückt sind die Ideen des Fantasievogels mit seinen Eigentümlichkeiten und der Beharrlichkeit, mit der er die Familie belagert.

Der amerikanische Autor und Illustrator Edward Gorey lebte von 1925 bis 2000. Seine schraffierten Zeichnungen und Comics, mit denen er eigene und fremde Geschichten illustrierte, waren berühmt. Sie sind ausweglos und bilden eine Art Nonsens. Dennoch amüsieren sie und unterhalten auf surreale Weise.

Diese neu aufgelegte Geschichte erschien bereits 1957 und erregte Aufsehen.

Dem Lilienfeld Verlag sei Dank, dass der skurrile Autor mit seinen Werken hier noch einmal ins Bewusstsein des geneigten Lesers gerückt wird.

Edward Gorey
Ein fragwürdiger Gast
32 Seiten, gebunden
Lilienfeld Verlag, April 2013
ISBN-10: 3940357324
ISBN-13: 978-3940357328
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Sabine Bories: Wo ist eigentlich Batman, wenn man ihn mal braucht?

Sabine Bories: Wo ist eigentlich Batman, wenn man ihn mal braucht?

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Krankheit mit schwersten Folgen.

Was ist eigentlich eine Rheumatoide Arthritis?
Wer es nicht weiß, wird sich hier orientieren können.

Es handelt sich um eine schmerzhafte Autoimmunkrankheit. Wie das Wort „immun“ schon suggeriert, richten sich die Krankheitserreger gegen das eigene Immunsystem und zerbröseln die Knochen. Wie man sich vorstellen kann, tut das sehr weh!

Sabine B. hat in ihrer Not angefangen, ein iPod-Tagebuch zu schreiben. Das war eine äußerst originelle Idee, denn hier kann sie in Malereien ihr Leiden vergegenständlichen. Mit einem Malprogramm kann man ja auf dem iPod die schönsten Bilder hervorzaubern.

Mit dem traurig- grämlichen Gesichtsausdruck eines Mädchens auf der ersten Seite zeigt uns Sabine Bories nach der kurzen schriftlichen Einführung, wie es ihr so geht. In der Folge zeichnet sie viele Situationen und Stimmungen in Bildern.

Dass es sich um eine Krankengeschichte handelt, ist die eine Seite der Bilderzählung. Eine andere aber spricht über Freundinnen, Ehemann und Feiern, die man zusammen plant und genießt. Blumensträuße kommen an das Krankenbett, und Schwestern und Ärzte werden auf eine sinnhafte und sehr eindringliche Art und Weise karikiert. Gedanken an weitere Operationen spielen eine ebenso große Rolle wie die Befindlichkeiten nach misslungenen Eingriffen.

Die Bilder gewinnen in großen Strichen, jeweils zart oder gröber, Form und Farbe. Sehr klein geschriebene Texte erläutern gelegentlich das eine oder andere Geschehen. Ein Schmerzenstagebuch ist es sicher! Wer aber ein solches Tagebuch schreibt, der kann nicht ganz ohne Humor sein! Genau dieser kommt in der Geschichte nicht zu kurz. Mit Selbstironie und Beobachtungen der Umwelt gelingt der Autorin trotz der schweren Schmerzen eine skurrile, amüsante und auch geistreiche Geschichte, die Herz und Seele berührt.

Der Kranken geht die Puste nicht aus, um in unendlichen Fortsetzungen ihre (Kranken-)und Lebensgeschichte zu erzählen. Heiter, froh, duldsam und gelegentlich zornig ist sie immer bereit, ihr Schicksal zu ertragen und nicht aufzugeben. Man kann ihr gratulieren: zu ihrem Mut, ihrer Tatkraft, ihrem Humor und der beispielhaften Ironie, mit der sie auch den tristesten Erfahrungen, die sie mit ihrer Krankheit machen muss, noch trotzt. Und wo ist Batman, der Held der Rache und Gerechtigkeit?

Sabine Bories zeichnet sich selbst als diese Comicfigur von Bob Kane aus dem Jahr 1939.

Sabine Bories
Wo ist eigentlich Batman, wenn man ihn mal braucht?
176 Seiten, gebunden
Atrium-Verlag, Oktober 2012
ISBN-10: 3855350388
ISBN-13: 978-3855350384
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Philippa Perry: Couch Fiction

Philippa Perry: Couch Fiction

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Psychotherapie als Comic; geht denn das?

Es geht!

Hervorragend in der Aufmachung, gekonnt in der Darstellung  und witzig in der Ausführung hat sich die englische Psychotherapeutin Philippa Perry daran begeben, zu beschreiben, wie und was sich in einer Psychotherapie ereignet.

Herausgekommen ist ein Werk, das umfassendes Grundlagenwissen und praktische Erfahrung mit der Behandlungsform „Psychotherapie“ vermittelt. Die Aufmachung als Comic bietet die Möglichkeit, zwischen dem gesprochenen Wort auch von Gedanken und Gefühlen, die zwischen den Worten mitschwingen, zu berichten.

Philippa Perry erzählt uns eine Geschichte der Therapie mit einem fiktiven Klienten. Er heißt James, ist erfolgreicher Anwalt und hat ein gravierendes Problem: er klaut ohne besonderen Grund und kann es nicht lassen.

Sowohl der Laie als auch der kenntnisreiche Psychotherapeut wird in den Sitzungen bei Philippa Perry mit James vieles wieder erkennen, was es in anderen Zusammenhängen in Psychotherapiesitzungen zu erleben gibt.

Da geht es natürlich um das Bewusste ebenso wie um das Unbewusste. Die unausgesprochenen Gedanken seines Klienten kann ein guter Therapeut erahnen und in Form von Deutungen aussprechen. Fühlt sich der Klient auf diese Weise besser verstanden? Oder wird er misstrauisch, dass der Therapeut ihn durchschaut, wo er das eigentlich nicht will?

Psychotherapie beruht auf Kenntnis, auf Erfahrung, auf Vertrauen, auf guter Kommunikation und der Persönlichkeit des Therapeuten. Therapeuten aber sind auch nur Menschen, die sich unentwegt auf mögliche Fehler zu überprüfen haben, -und diese unterlaufen ihnen natürlich auch. Voller Selbstironie lässt Philippa Perry ihre Eigenbeobachtungen mit ihren Selbstzweifeln zwischen den Zeilen durchscheinen. Sie versäumt in ihren Ausführungen nichts und lässt uns teilhaben an dem, was sie in ihren Therapiestunden mit James erlebt.

Zu den Comics und den Gesprächen zwischen ihr und ihm gibt es Untertitel, in dem therapeutische Fachfragen erklärt werden. Mit dem Mittel der Übertragung und Gegenübertragung erlebt man das Aufspüren unbewusster Inhalte und ihrer Deutung. Sie machen den Therapieprozess im Wesentlichen aus. Damit können störende Gefühle und widrige Reaktionen in ihren Ursprüngen sichtbar gemacht werden und zu einer Veränderung in den Verhaltensweisen führen. Darüber hinaus bedarf es aber der Empathie, um sich überhaupt in ein Arbeitsbündnis mit einem Klienten einzulassen. Das alles und noch vieles mehr kommt in den Texten von Philippa Perry zum Tragen.

Andrew Samuels, Professor für analytische Psychologie an der Universität von Essex, beschreibt in seinem Nachwort Psychotherapieformen und deren Möglichkeiten. Er preist das Buch zu recht als informativ für Klienten und Fachleute. Doch handelt es sich nicht um ein Handbuch für Psychotherapie sondern ist ein Wegweiser durch die Irrungen und Wirrungen der menschlichen Seele, wenn sie denn aus dem Gleichgewicht gekommen ist.

Das Buch ist kompetent, klar, eindeutig, kritisch und in jeder  Hinsicht ein Gewinn für alle jene, die sich um Einsichten und Aufklärung innerseelischer Vorgänge bemühen.

Ich kann diesen Comic als äußerst gelungen, witzig und zugleich ernsthaft empfehlen.

Philippa Perry
Couch Fiction
156 Seiten, gebunden
Kunstmann, August 2011
ISBN-10: 388897738X
ISBN-13: 978-3888977381
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Daniel Clowes: Wilson

Daniel Clowes: Wilson

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Die Geschichte eines hässlichen, komischen und anrührenden Sonderlings.

Schon auf dem Buchtitel blickt uns ein grimmiger Wilson mit seiner dicken dunklen Brille entgegen.
Ahnt man nicht schon, dass hier ein Misanthrop und Miesmacher unterwegs ist?
Das einzig Liebenswerte an ihm scheint sein Hund zu sein, der Anlass zu Spaß, Unterhaltung und vor allem Anknüpfung mit seinen Mitmenschen auf seinen Spaziergängen bietet.

Sein erster Satz im Comic heißt: Ich mag Menschen!
Das wird sich erst noch zeigen, wie es damit steht!
Die Geschichte gleicht einer autobiographischen Erzählung, die in der dritten Person verfasst ist.

In Seite um Seite wechselnden Szenen ergeht sich Wilson in Betrachtungen über seine Mitmenschen, sein Befinden und seine Missachtung denjenigen gegenüber, die mit ihm sprechen und ihm ihr eigenes Leid klagen. „Ach, ist das Leben schwer“, meint man ihn die ganze Zeit klagen zu hören. Seine Mutter ist tot, seine Frau ist ihm weggelaufen und nun droht auch noch der Vater zu sterben. Zuweilen sind seine Gedanken melancholisch, um die Melancholie dann wieder mit einem nonchalanten Ausdruck auszulöschen. Dabei entstehen gelegentlich absurde Vorträge, die Nonsens gleichen. Den Tod der Mutter beklagt er, setzt ihn der Tatsache gleich, dass es so sei, als sähe man das Meer nie wieder, um zuletzt festzustellen, dass er das Meer ja vielleicht gar nicht mag… „ach, Scheisse“…

Es bleibt dabei: ob in der Kneipe, auf dem Gehweg mit Hund oder beim Wiedersehen mit ehemaligen Freundinnen: die Klagen über all das Vergangene, die sich verändernde Zeit, die vermaledeiten Computer: es gibt viel zu lamentieren, und Wilson, der hässliche, misanthropische Sonderling verliert nie die Spur und bleibt sich selber treu. Alle Versuche, seiner Frau und seinem vermeintlichem Kind noch näher zu kommen, sind zum Scheitern verurteilt. Er schimpft und strampelt um ein zu erstrebendes Glück, um zuletzt in weiser Einsicht vor den Regentropfen des Fensters zu sitzen. Hier findet er der Weisheit letzten Schluss: es ist doch alles so einfach; man muss es nur erkennen. Fast eine philosophische Einsicht!

Mit großflächigen und kantigen Bildern wird die Geschichte erzählt und mit Text unterlegt, so dass man ein lebhaftes Bild von dem mittelalten Kauz bekommt.

Ein großartiger Zeichner und Erzähler hat sich in diesem Werk verewigt. Glück für alle Comicliebhaber!

Daniel Clowes
Wilson
77 Seiten, gebunden
Eichborn, November 2010
ISBN-10: 3821861282
ISBN-13: 978-3821861289
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