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Kategorie: Belletristik

Philip Roth: Nemesis

Philip Roth: Nemesis

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Schicksal, Fügung oder Gottes Wille?

Wieder einmal geht es bei Philip Roth in seinem neuen Roman um Glück und Unglück, um Schuld, Sühne, Moral und Verzweiflung.

Der Autor fabuliert aber nicht wie in seinen zuletzt erschienenen Romanen über das Alter und seine Gebrechen; dieses Mal geht es um eine Polioepidemie im Jahr 1944, von der viele Kinder dahingerafft werden, und die in ihren Auswirkungen tiefe Spuren bei dem Helden der Geschichte hinterlässt.

Bucky Cantor ist Sportlehrer im jüdischen Viertel von Newark/ New Yersey und einer der wenigen jungen Männer, die nicht im mörderischen Zweiten Weltkrieg kämpfen mussten. Er war nicht diensttauglich und sieht seine Aufgabe in seiner Rolle als Bezugsperson für seine Jungs, die er in der Schule, an Wochenenden und in den Ferien auf dem Sportplatz trainiert. Die Krankheit „Kinderlähmung“ platzt wie eine Bombe in das friedliche Leben der Stadt. Niemand kennt den genauen Verlauf der Krankheit. Es gibt keine Heilungsverfahren, keine Impfung, und in vielen Fällen endet sie mit dem Tod und häufig mit schwerster Behinderung. Wie soll man sich verhalten, wie vorbeugen, um sich zu schützen?

Heute kann sich kaum jemand mehr vorstellen, wie ernsthaft und bedrohlich diese Krankheit einmal war. Sie verkörperte die Apokalypse des vergangenen Jahrhunderts, bis man zu Beginn der sechziger Jahre einen Schutz gegen sie erfand.

Bucky Cantor gerät in das Räderwerk der Folgen dieser Krankheit, erkrankt selber und lebt mit dem Gefühl der Verbitterung und der Schuld, seinen Schülern die Krankheit womöglich weitergegeben zu haben, sein restliches Leben lang.

Der Kontrast zwischen dem jungen, sportlichen, gut erzogenen  und in seine erste Liebe vernarrten Helden und dem, was aus ihm wird, kann nicht gravierender ausfallen.

Philip Roth behandelt die tiefen moralischen Konflikte, in die sich der Held verstrickt. Subjektive Wahrnehmung von Schuld und Anklage gegen Gott behandeln die eine Seite der Geschichte; Selbstanklage und falsch verstandenes Ehrgefühl zeigen die andere Seite. Nach dreißig Jahren trifft Bucky eher zufällig einen seiner ehemaligen Schüler. Ein langer Dialog mit diesem, der sich als einer der Jungen vom Sportplatz zu erkennen gibt, und den das gleiche Schicksal wie Bucky ereilt hat, zeigt die unterschiedlichen Folgerungen, die jeder aus seinem persönlichen Geschick gezogen hat. Bucky verkörpert den Märtyrer und Selbstankläger; sein ehemaliger Schüler hat sein Schicksal angenommen und ist zufrieden und glücklich geworden. Letzterer spricht vom „Zufall“ und vom „Glück“, die man haben kann. Bucky aber schmäht einen Gott, der eigentlich diesen Zufall und das Glück verkörpert.

Philip Roth ist der hervorragende Erzähler, den wir aus vielen seiner Werke kennen. Das Thema hat ihn gepackt wie immer. Die Reflexionen des Helden Cantor sind mit der üblichen Tiefenschärfe gezeichnet. Weise, ein wenig sarkastisch und gelegentlich bissig zeichnet Philip Roth den Helden als den Irrgläubigen, der am Leben scheitert,weil er zu verbissen an die eigene Allmacht glaubt.

Philip Roth ist und bleibt der bemerkenswerte Erzähler, dessen neueste Bücher man immer wieder mit Freude liest.

Philip Roth
Nemesis
224 Seiten, gebunden
Carl Hanser Verlag, Februar 2011
ISBN-10: 3446236422
ISBN-13: 978-3446236424
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Rose Tremain: Die Farbe der Träume

Rose Tremain: Die Farbe der Träume

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Abenteuer pur…

Neuseeland ist das Land der Träume, in das zahlreiche Zuwanderer aus England Mitte des 19. Jahrhunderts aufbrechen. Unter ihnen befinden sich auch Harriet und Joseph mit dessen Mutter. Die beiden jungen Leute kannten sich erst kurz und eigentlich gar nicht richtig, als sie ein halbes Jahr zuvor geheiratet haben. Nun stehen sie in einem Land, das karg und wüst und wenig besiedelt hohe Anforderungen an die neuen Einwohner stellt. Trockene Winde, eiskalte und schneereiche Winter machen die Besiedelung zu einem entbehrungsreichen Abenteuer, dem nicht jeder gewachsen ist.

In ihrem abenteuerreichen Roman entwickelt Rose Tremain ein Bild vom Leben der Einwanderer, das von Freundschaft, Feindschaft und von Liebe und Vergehen und von wüsten Klimabedingungen handelt.

Harriet und Joseph finden nicht ihr großes Glück und gehen schlussendlich eigener Wege. Harriet findet gute und wohlhabende, tüchtige Freunde auf der Orchard Farm, während ihr eigenes ungünstig gelegenes Lehmhaus den klimatischen Bedingungen zum Opfer fällt. Harriet bleibt tapfer, mutig und stark, Joseph hingegen entpuppt sich als charakterlicher Widerling.

Rose Tremain setzt ihrer Fantasie keine Grenzen. Auf diese Weise ist ein opulenter Abenteuerroman entstanden, im dem sich Gut und Böse findet, und in dem mit gravierenden Fehleinschätzungen und immer neuen Anstrengungen schließlich eine Goldgräbergesellschaft zusammen findet, in der es rau und übel zugeht. Das entbehrungsreiche Leben führt allenthalben zu menschlichen und charakterlichen Herausforderungen, denen nicht jeder standhält.

Wer ausufernde Schmöker liebt, der wird mit diesem Roman auf seine Kosten kommen. Unermüdlich wird die Handlung fortgesponnen und lässt Freund und Feind in krassem Licht des Dschungels und der reißenden Flüsse und gewaltigen Naturereignisse erschauern. Gekonnt und schmissig legt sich der Zauber des Abenteuers auf den Leser und entführt ihn in eine ferne Welt.

Rose Tremain
Die Farbe der Träume
459 Seiten, broschiert
Insel Verlag, Dezember 2010
ISBN-10: 3458357025
ISBN-13: 978-3458357025
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Vanessa F. Fogel: Sag es mir

Vanessa F. Fogel: Sag es mir

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Liebe, Krieg und die Folgen…

Oszillierend zwischen Gegenwart und Vergangenheit entwirft Vanessa Fogel in ihrem Debütroman ein Bild ihrer Generation und damit der dritten nach dem Holocaust.

Die Icherzählerin Fela lebt zu Beginn ihrer Geschichte in New York und will mit ihrem Großvater nach Polen reisen, um ihm auf seinen Spuren in die Vergangenheit zu folgen. Über Berlin führt sie der Weg dorthin. Hier hört sie viele Geschichten aus des jüdischen Großvaters Leben als KZ Häftling und über seine Familie, von denen nur wenige den Holocaust überlebt haben. Seine Mutter war schon 1931 gestorben, so dass ihr Grab die einzige Erinnerungsstätte für ihn bleibt. Die Asche aller anderen ist weit verstreut. Mit den Erzählungen des Großvaters begleitet Vanessa ihn auf einer Reise, in der sie über eigene Befindlichkeiten und gegenwärtige Zustände ebenso nachdenkt wie über ihre Kindheit in Israel in den achtziger Jahren.

Sie ist die Tochter einer Deutschen und eines Zionisten, deren Ehe über die bewaffneten Konflikte in Israel zerbricht. Auch Fela erlebte in ihrer Kindheit die Ängste und Schrecken einschlagender Raketen und eine stets gegenwärtige Todesfurcht. Ihr Vater postuliert, dass es den Juden nie wieder so ergehen soll wie im dritten Reich. Mit dieser Aussage bekräftigt der Vater den Überlebenswillen seines Volkes in Zeiten der Kriege und der versuchten Auslöschung des Staates Israel.

Mit der Mutter lebt Fela nach der Trennung ihrer Eltern einen großen Teil ihrer Jugendjahre in New York. Doch die Sehnsucht nach ihrem Bruder Tom und dem Freund ihrer Kindheit  in Israel hält sie innerlich gefangen. In langen Reflexionen gedenkt sie ihres jungen vergangenen Lebens.

Die sehr hübsche, wache und sensible Erzählerin trifft mit ihrem Ton die Stimmung der jüngeren Menschen unter den Juden, die teilweise eine  Heimat in Israel fanden, und teilweise immer auf der Suche nach der wahren Heimat blieben. Die Wurzeln ihrer Vorväter reichen in zahlreiche europäische Länder zurück, aus denen sie als Folge des Zweiten Weltkriegs vertrieben wurden oder den Tod fanden. Mit der Hypothek um das Wissen dieser Vergangenheit sucht auch Vanessa Fogel einen Weg, auf dem sie sich sicher und zu Hause fühlen könnte. Wird das überhaupt möglich sein?

Venessa Fogel hat einen Jugend -und Entwicklungsroman der ganz feinen Sorte geschrieben. Ihre Gedanken sind sensibel, hoch empfindsam, wechselnd zwischen Fragen, Antworten, Phantasien und täglicher Realität. Angerührt und betroffen legt man den Roman beiseite, in dem noch einmal und immer wieder das Schicksal der Juden in aller Welt angesprochen wird. Dass eine persönliche Liebesgeschichte und Adoleszenz hineingestrickt ist, gibt dem Roman die persönliche Note, die ihn so anrührend macht und Empathie auslöst.

Vanessa F. Fogel
Sag es mir
334 Seiten, gebunden
Weissbooks, September 2010
ISBN-10: 3940888583
ISBN-13: 978-3940888587
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T. Coraghessan Boyle: Fleischeslust

T. Coraghessan Boyle: Fleischeslust

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Nicht ganz unberechtigt wird der amerikanische Schriftsteller Thomas C. Boyle als ein politischer Schriftsteller bezeichnet, der so viel Energie in sich trägt, dass es einfach brennen muss, wie es die amerikanische Kritikerin Lynn Neary von NPR.org ausdrückte. Das vorliegende Bändchen Fleischeslust mit insgesamt fünfzehn Geschichten ist der Beton, der diese Meinung zu untermauern versteht. Fünfzehn Geschichten voller Schicksale, voller Unterhaltung, voller Spannung und natürlich voller Engagement eines Schreibers, für den die Szenarien nicht nur Kulisse für eine unterhaltsame Lektüre sind, sondern der Grund für das Entstehen der Geschichte bilden. In jeder Geschichte spürt man das tiefe Interesse Boyles, sich mit einem umwelt- und gesellschaftspolitischen Thema zu befassen, über Ursache und Wirkung nachzudenken, den besten (schriftstellerischen) Weg zu finden, den Leser über eine unterhaltsame und spannende Geschichte an das Thema heranzuführen, ihn zum Nachdenken anzuregen.

So handelt „Großwildjagd“ von einem die Savannen Afrikas nachbildenden Park in Kalifornien, der zu kommerziellen Zwecken für die Großwildjagd angeboten wird.
„Keimende Hoffnung“ fantasiert vom alles erfüllenden Sex auf einem Teppich aus Fröschen und Kröten in der puren Natur. Wie kann man einer Familie helfen, die in ihrem Müll erstickt, weil sie nichts, aber auch gar nichts, wegschmeißen können? „Sammlerinnen und Jäger“ lässt darüber nachdenken.
„Ich lernte sie kennen – das heißt, unsere Wege kreuzten sich -, weil mich ein Freund beauftragt hatte, sie abzuholen … Während ich durch die Flughafengänge joggte und übernächtigten Sikhs, jovialen Briten und umsichtigen Geschäftsleute aus Japan und Korea auswich, rasten mir die klingenden Namen – Solschenizyn, Tschechow, Dostojewski, Tolstoi – wie Beschwörungsformeln durch den Kopf, bis ich sie plötzlich sah.“ Mit solchen Bildern beginnt in „Ohne Held“ eine romantische Liebe zwischen einem Amerikaner und einer Russin, die noch auf eine harte Probe gestellt werden sollte.
Mit der „Ehrenwerten Gesellschaft“ begibt sich der Leser nach Sizilien und erfährt über das Leben mafiöser Familien aus der Sicht ihres Hausarztes.
„Höhere Gewalt“ spielt für Willis mit den Hüftgelenken und seiner morgens ewig nörgelnden Ehefrau in Form eines vorbei rauschenden Hurricanes eine wichtige Rolle.
Der Frage nach dem Sinn von Lehrfilmen gegen Drogen wird in „Zurück ins Eozän“ nachgegangen.
Die Titelgeschichte „Fleischeslust“ erzählt von einem jungen Mann, der sich in eine extremgrüne Veganerin verliebt, sich ihrer Gruppe anschließt und versucht, sich ihr anzupassen und nach ihren Vorstellungen zu leben. Wird er scheitern? Kann er für immer auf fleischliche Nahrung verzichten?
„Die 100 Gesichter des Todes, Folge IV“ scheint darauf hinzuweisen, dass auf dem Nachttisch des Autors Berge von Kriminalromanen liegen müssen, damit man so viele Todesarten aneinanderreihen kann. Jedoch war eine Videoserie vor den Zeiten des Internets der tatsächliche Auslöser für diese Geschichte. Obwohl die Mannschaft mit „56:0“ gerade verloren hat, will sich Ray Arthur nicht wie seine Sportkameraden verkriechen und motiviert sie zum nächsten Footballspiel. Wird die Niederlagenserie durchbrochen?
Eher als philosophische Abhandlung liest sich „Das Ende der Nahrungskette“: Nachdenken über die Notwendigkeit jedes einzelnen Lebewesens auf der Erde.
„Bird the Third“ handelt von der Eroberung des Südpols durch Amundsen und Scott aus der Sicht eines Demenzkranken, der sich verlaufen hat und kaum merkt, dass er ausgeraubt wird. Eine überaus tragische, dennoch wunderschöne Geschichte.
„Beat“ handelt vom Leben und Geschehen in der Generation Ende der Fünfzigerjahre in Amerika. Weihnachten feiern bei seinem Idol. Doch ist dessen Mutter darüber begeistert?
In einer von Weißen dominierten, amerikanischen Kleinstadt erinnert sich der Ich-Erzähler an eine schwarz-asiatische Schulkameradin, deren Familie aus dem Ort vertrieben wurde. Auslöser für diese Erinnerung ist „der Nebelmann“, der zweimal die Woche mit einem Auto durch die Siedlung rauscht und so viel Nebel hinter sich lässt, dass kaum die Bäume auf der anderen Straßenseite erkennbar sind.
„Auf dem Dach der Welt“ befindet sich die Feuermelderin in ihrem Feuerturm und schwankt zwischen wütend sein, Angst und Interesse über und für den Mann, der sie hier in der Einsamkeit belästigt.

Alles in allem ein Büchlein mit vielen kurzen, aber voluminösen Geschichten, die sich schnell lesen lassen und immer mal zwischendurch passen. Alle sind unterhaltsam und könnten so für sich stehen bleiben. Der Leser kann aber auch darüber nachdenken und sie in sein ökologisches und gesellschaftliches Weltbild einfließen lassen.

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T. C. Boyle
Fleischeslust
Erzählungen
304 Seiten, broschiert
Dtv Deutscher Taschenbuchverlag
ISBN-10: 3423129107
ISBN-13: 978-3423129107
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© Detlef Knut, Düsseldorf 2010

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Monika Peetz: Die Dienstagsfrauen

Monika Peetz: Die Dienstagsfrauen

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Schicksals- und Trostgemeinschaft

Fünf Frauen reffen sich seit 15 Jahren, seit sie sich in einem Französischkurs getroffen haben, jeden Dienstag in ihrem französischen Lieblingslokal in Köln. Sie sind diesseits und jenseits der vierzig, sind erwachsen geworden und haben sich die Flügel abgestoßen. Von der reichen Apothekergattin über die erfolgreiche Staatsanwältin, der im Heim bei Mann und Kindern gelandeten Ärztin bis zur Designerin und Judith, der kürzlich verwitweten Freundin, krönen sie ihr Zusammensein jedes Jahr mit einer Kurzreise. Dieses Mal will Judith in Erinnerung an ihren Mann Arne auf dem Jakobsweg wandern, und alle machen mit!

Wie es dabei zugeht, das erzählt auf unterhaltsame und leichte Weise Monika Peetz, die jedem Charakter eine eigene Note verleiht. So versetzt man sich in eine Frauengesellschaft, die in ihrer jetzigen Verfassung und dem beruflichen Status nach wohl kaum zusammen gefunden hätten, denn sie sind alle sehr verschieden. Entgegen der allgemeinen Hoffnung auf ein paar Tage Freiheit, reichen die Fangarme des täglichen Allerleis mit Kindern, Mann und Beruf bis weit in die Wanderung hinein. Nun zeigten sich aber auch die Verschiedenartigkeiten der Protagonistinnen, die selber nicht vom Alltag lassen können und auf jeden Hilferuf von zu Hause mit Unruhe regieren.

Je länger sie laufen, je schmerzhafter die Fersen und je unbequemer die Nächte in Gemeinschaftssälen desto intensiver fällt die Bilanz aus über das eigene Leben, das  nicht immer so verlaufen ist, wie man es einst erhofft hatte.

Einerseits beruflicher Erfolg und andererseits missglückte Ehen bilden den Tenor, aus denen sich die Handlung und die Gespräche der fünf speisen.

Monika Peetz bietet eine erheiternde und lockere Lektüre, die nicht ohne Ernsthaftigkeit ist. Gut vorstellbar sind diese Frauenschicksale, von denen jedes seinen eigenen Reiz besitzt. Wie sich alles am Ende fügt, das gibt der Erzählung eine Würze, die für einen humorvollen und glücklichen Ausgang sorgt.

Das Buch wird verfilmt und im ersten Programm ausgestrahlt.

Monika Peetz
Die Dienstagsfrauen
320 Seiten, broschiert
Kiepenheuer & Witsch
ISBN-10: 3462042556
ISBN-13: 978-3462042559
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Wolfgang Brunner: Kim Schepper und die Kinder von Marubor

Wolfgang Brunner: Kim Schepper und die Kinder von Marubor

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Wenn man in Wolfgang Brunners Buch zu lesen beginnt, wird man in ein modernes Märchen, in eine Fantasiegeschichte hineingezogen. Was vom Titel her so ähnlich klingt wie „Die fünf Freunde“ oder „TKKG“, ist eine ungewöhnliche Mischung aus Kinderkrimi, Fantasy und Science-Fiction.

Schnell sieht man sich beim Lesen an der Seite von Kim Schepper, einem dreizehnjährigen Mädchen, welches am Grab ihre kleineren Bruders trauert. Der elfjährige Tom ist bei einem Autounfall ums Leben gekommen, so heißt es … Doch schon auf der Beerdigung kommt Kim in Kontakt mit einem Klassenkameraden ihres Bruders. Der lädt sie ein, den Friedhof mit ihm zur mitternächtlichen Zeit zu besuchen. Kims Neugier wurde geweckt. Bei diesem Besuch erfährt sie von weiteren Kindern, die angeblich ihre Geschwister bei einem Unfall verloren. Auch der Klassenkamerad Julian trauert um seine Schwester. Kim erfährt, dass die Geschwister in Wirklichkeit gar nicht tot sind. Sie leben zwar nicht mehr, aber sie sind auch nicht tot. Ihr Zustand ist „geringlebend“, also irgendwo zwischen Leben und Tod. Auf dem Friedhof können die Kinder ihre gering lebenden Geschwister treffen, mit ihnen sprechen und agieren. Die Geringlebenden sind für die Lebenden nicht unsichtbar. Sie nennen sich die Kinder von Marubor. Bislang wissen diese Kinder, dass sie Teil eines Experiments waren, welches die Firma „Kirkos Marubor“ unterhalb des Friedhofs und auf einer nahegelegenen Insel durchgeführt hat. Offizielles Ziel des Experiments ist, das Leben der Menschen zu verlängern, inoffizielles Ziel allerdings, für den Inhaber der Firma in Wirklichkeit die Weltherrschaft zu erlangen. Dieses Experiment war jedoch missglückt, was die Testpersonen in diesen Schwebezustand des Geringlebens versetzte. Um das Experiment und dessen Unfall zu verschleiern, waren an der Oberfläche die Unfälle für die Kinder inszeniert worden.

Doch nicht nur menschliche Figuren bekommen in dieser Geschichte einen Platz eingeräumt. Besonders neckisch: Die Kinder, die sich bei der Aufklärung der Machenschaften und des Experiments auch die Hilfe von erwachsenen Personen hinzuholen, werden bei ihren Forschungen in den Gewölben von einer Fledermaus begleitet, die sich, anders als in aktuellen Vampirszenarien, nicht von Blut ernährt, dafür aber umso genüsslicher Kaugummi kaut.

Ein amüsanter und nett gestalteter Kinder- und Jugendroman, der einem ähnlichen Plot bereits o. g. Kinderbücher folgt. Dabei ist er der erste einer bislang auf fünf Bände angelegten Romanreihe. Die Geschichte ist unheimlich interessant und überaus verständlich und nachvollziehbar geschrieben. Mit etwas weniger textlichen Wiederholungen, hätte die Geschichte nicht an Substanz verloren und die Spannung wäre nicht zu sehr mit Überlängen strapaziert worden.

Wolfgang Brunner
Kim Schepper und die Kinder von Marubor
351 Seiten, broschiert
NOEL-Verlag
ISBN-10: 3940209511
ISBN-13: 978-3940209511

(c) Detlef Knut, Düsseldorf, 2010
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Walter Scott: Ivanhoe

Walter Scott: Ivanhoe

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Sir Walter Scott, ein schottischer Schriftsteller, der als der Vater des historischen Abenteuerromans gilt. Zu einem seiner bedeutendsten Werke gehört zweifelsohne der 1819 geschriebene Roman „Ivanhoe“, die Geschichte des jungen Gefolgsmannes von Richard Plantagenet, dem König Englands, der sich als Kreuzritter einen Namen machte und als „Richard Löwenherz“ bekannt ist. Während er sich im Namen der Christenheit um das Heilige Kreuz bemüht und um Jerusalem kämpft, versucht sein Bruder John ihn daheim in England des Throns zu berauben.

Walter Scott war nicht der erste Schriftsteller, der sich dieses historischen Materials annahm und es in seine fiktiven Texte zur Unterhaltung aufbereitete. Er trat beispielsweise auch in die Fußstapfen von Shakespeare, der aus den historischen Fakten unvergessliche Stücke formte. Scott jedoch hat sich mit dem Material der Unterhaltungsliteratur verschrieben und gezeigt, wie die bruchstückhaften Fakten mit der Fantasie eines Schriftstellers zu einem neuen Ganzen zusammengefügt werden können. Dabei erhebt er nicht den Anspruch, selbst ein Historiker oder Wissenschaftler zu sein. Er begnügt sich damit, wunderbare Geschichten zu erzählen. Das von dtv vorgelegte Buch hält sich an eine der ersten Ausgaben und lässt in die Sprechweise zu Zeiten seiner Entstehung blicken. So hat der Autor jedem Kapitel ein Zitat eines Kollegen vorangestellt, welches als Ausblick auf das im Kapitel folgende Geschehen dienen mag. Mangelte es ihm an einem Zitat, so soll er sich auch nicht zu schade gewesen sein, selbst eines unter Pseudonym zu schreiben.

Doch mit welcher Geschichte wird der Leser in „Ivanhoe“ konfrontiert? Er bekommt einen Einblick in die Mutter unzähliger Abenteuerromane. Denn neben Richard Löwenherz und Ivanhoe werden ihm die Geächteten von Sherwood Forrest samt ihres Anführers Robin Hood und dem Einsiedler Bruder Tuck vorgestellt. Der Leser erlebt die Arroganz normannischer Fürsten und lernt die Loyalität aufrichtiger Tempelritter kennen. Er kann sich ein Bild von den detailliert beschriebenen Ritterkämpfen am Hofe machen, er folgt den oft zweideutigen Witzen des Narren Wamba und erfährt, dass die Juden bereits im Hochmittelalter zwar verhöhnt, aber dank ihres Geschicks im Umgang mit Geld dennoch höchst willkommen waren.

Abgesehen vom Schreibstil zu Beginn des 19. Jahrhunderts, in welchem der Leser sehr direkt vom Schriftsteller angesprochen und auf bestimmte Details aufmerksam gemacht wurde, ist „Ivanhoe“ auch heute noch ein sehr gut lesbarer und unterhaltender Roman. Obwohl mittlerweile fast 200 Jahre seit seinem Entstehen vergangen sind, haben etliche Passagen nichts von ihrer Aktualität eingebüßt. Hinzu kommt, dass die vorliegende Ausgabe mit reichlich Bonusmaterial versehen ist, welches neben einer historischen Einordnung des Werkes und seines Schöpfers, über Anmerkungen des Schriftstellers und Kartenmaterial verfügt.
Der Roman bietet selbst in der heutigen Zeit noch ein unterhaltsames Lesevergnügen.

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Walter Scott
Ivanhoe
Roman, Taschenbuch
Dtv, Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423137657
ISBN-13: 978-3423137652
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© Detlef Knut, Düsseldorf 2010
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Philip Sington: Das Einstein-Mädchen

Philip Sington: Das Einstein-Mädchen

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Sie ist es, Elisabeth, das Mädchen an das Psychiater Dr. Kirsch so oft denken muss, obwohl er sie bei einer kurzen Begegnung kaum kennen gelernt hat. Doch was macht sie hier im Krankenhaus? Die Ärzte wissen nicht, was passiert ist. Sie wurde bewusstlos aufgefunden. Man weiß nicht einmal, wie sie heißt. Dr. Kirsch will zunächst für sich behalten, dass er die junge Frau kennt. Sie hatte ein Flugblatt bei sich mit einer Ankündigung zu einer Physik-Vorlesung von Albert Einstein. Also wird sie das Einstein-Mädchen genannt.

Als sie endlich erwacht, ist sie völlig aus der Fassung und muss ruhig gestellt werden. Sie kann sich an nichts erinnern. Kirsch interessiert sich für den Fall, mehr als er sollte. Doch viel weiß er nicht über die junge Frau, auch nicht, dass sie ein Kind geboren haben muss, wie die Untersuchungen ergeben.
Dr. Kirsch hat noch andere Probleme. Da ist Alma, seine Verlobte, mit der er nicht zusammenbleiben kann, weil er an einer Syphilis leidet, die er sich während seiner Zeit als Feldarzt geholt haben muss. Die Krankheit ist weit fortgeschritten.

Nach einem Vorfall in der Klinik, soll er alsbald seine Kündigung einreichen. Mit den Behandlungsmethoden eines Kollegen kann er sich nicht anfreunden. Die Insulinschocktherapie, so glaubt er, ist nicht zum Besten der Patienten. Eine heftige Auseinandersetzung mit seinem Vorgesetzen Professor Bonhoeffer bei der er viel einstecken muss, ob nun gerechtfertigt oder nicht, macht ihm sehr zu schaffen.
Dabei wollte er den Fall des Einstein-Mädchens übernehmen. Unter den gegebenen Umständen wird er seinen Vorgesetzen dazu wohl kaum noch überreden können. Kurzerhand fälscht Dr. Kirsch die Überweisung. Er hat vor, die ihm verbleibende Zeit besonders für diesen Fall, der ihm sehr am Herzen liegt, zu nutzen.

Die Behandlung, die Dr. Kirsch seiner Patientin zukommen lässt, geht über das übliche Maß hinaus. Kirsch beginnt auch privat, die Geheimnisse seiner Patientin zu erkunden. Und auch seine Gefühle kann er kaum im Zaum halten. Die Geschichte wird von seiner Zerrissenheit getragen, denn ihm ist sehr wohl bewusst, dass er seine Kompetenzen überschreitet und zu weit geht. Seine Patientin dagegen ist ihm ausgeliefert. Und doch scheint auch sie ihm gegenüber Sympathie zu empfinden.

Im Vordergrund der Geschichte steht also ein Familiengeheimnis. Immer mehr kommt Kirsch hinter die wahre Identität seiner Patientin. Unfassbar ist, was er erfährt. Doch als Leser kann man nicht wissen, ob man dem trauen kann, was Kirsch herausfindet. Er forscht in einem Gespinst aus Lüge und Wahrheit, das er zunächst nicht zu durchdringen vermag. Das macht die Spannung im Buch aus. Denn wohin die Recherchen des Doktors führen ist ungewiss, auch wenn der berühmte Wissenschaftler Albert Einstein eine Rolle spielen muss. Inwieweit kann man dem trauen, was Einsteins Sohn Eduard erzählt, als Kirsch ihn in der Nervenheilanstalt Burghölzli besucht?

Es ist eine ruhige Geschichte und kein Thriller, wie man glauben könnte, wenn man nach dem geht, was hinten auf dem Buch steht. Aber mitreißend ist das Buch allemal. Der Roman selbst ist lesenswert und unterhaltsam. Außerdem erhält man spannende Einblicke in die Arbeit Martin Kirschs an der Charité im Berlin 1932. Einer Zeit in der Dr. Kirsch seine Arbeit neu infrage stellen muss. Anmerkung zu den historischen Hintergründen gibt es dann auch im Nachwort.

Rezension von Heike Rau

Philip Sington
Das Einstein-Mädchen
Deutsch von Sophie Zeitz
464 Seiten, Klappenboschur
dtv, Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423247835
ISBN-13: 978-3423247832
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T. Coraghessan Boyle: América (The Tortilla Curtain)

T. Coraghessan Boyle: América (The Tortilla Curtain)

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Mit diesem 1994 erschienenen Roman hat sich der amerikanische Bestsellerautor und Literaturprofessor ein Denkmal gesetzt. Zunächst hat er es damit geschafft, nicht nur in den USA sondern auch in Deutschland in die Schulen als offizielles Schulbuch zu gelangen. Das hat natürlich seinen Grund, der unmissverständlich darin besteht, einen überaus fassbaren Gesellschaftsroman geschrieben zu haben, der den Spuren John Steinbecks „Früchte des Zorns“ nacheifert. Vielleicht ist es weniger ein Nacheifern als vielmehr ein Update, quasi eine aktualisierte Fassung des alten Klassikers aus heutiger Sicht. Mittlerweile sind seit seinem Erscheinen wieder sechzehn Jahre vergangen, aber von seiner Brisanz hat er nichts eingebüßt. Eher noch ist wahrscheinlich die eine oder andere überspitze Ironie totale Realität geworden.

Worum geht es? In der für Boyle üblichen Weise schreibt er in abwechselnden Kapiteln zunächst zwei völlig voneinander getrennt laufende Geschichten. In der einen Geschichte geht es um eine Familie aus der amerikanischen Mittelschicht, die in einer gehobenen Wohnsiedlung in der Nähe von Los Angeles lebt. In der anderen Geschichte geht es um ein mexikanisches Pärchen, das illegal in die USA gelangt ist, um sich hier den amerikanischen Traum zu verwirklichen. Dass beide Geschichten irgendwann einmal ineinander fließen, kann man ahnen, denn die amerikanische Mittelschicht kann nur in solch einem Wohlstand leben, weil sie gerne die billigen Arbeitskräfte aus Mexiko für sich arbeiten lassen. Schonungslos zeigt der Autor die Scheinheiligkeit und Verlogenheit solcher Vorgehensweise auf und benutzt dabei sein unglaubliches Handwerkszeug für kreatives Schreiben. Die Namen der Mittelständler in der Wohnsiedlung weisen beispielsweise alle darauf hin, dass sie irgendwie europäischer Abstammung und somit auch Einwanderer sind. Ihr Sprachstil zeugt von einer Schulbildung, wie sie für die weiße Mittelschicht üblich ist. Sie greifen alle mit großer Selbstverständlichkeit auf illegal eingewanderte Dienstboten zurück. Dennoch sind sie der Meinung, wenn sie sich schon mit einem Zaun vor den Kojoten schützen müssen, dann können sie aus dem Zaun auch gleich eine Mauer machen, die sie vor den mexikanischen Einwanderern schützt. Cándido und América, das Einwandererpärchen hingegen, werden wieder und wieder von Schicksalsschlägen getroffen, die sie einfach nicht aus der Gosse kommen lassen. Sie sprechen auch eine viel einfachere Sprache mit weniger Vokabular. Das bisschen durch mühselige Arbeit verdiente Geld wird gestohlen oder bei einem Brand vernichtet, das Essen sammelt Cándido aus den Mülltonnen. Bei dem Kaninchenbraten handelt es sich um einen falschen Hasen, dafür wird plötzlich eine Katze vermisst. Nur gut, dass América davon nichts mitbekommen hat. Die Wege dieser beiden so unterschiedlichen Familien müssen sich einfach kreuzen, bevor es schließlich zum großen Desaster kommt.

Das Leben dieser beiden Familien ist stellvertretend für das Leben in der aktuellen Gesellschaft. Faszinierend die zu Beginn einführende Geschichte mit den Kojoten, der sich an die Hunde macht und die als Gleichnis und Symbol fast eine Vorausschau der späteren Haupthandlung bildet.

Der Roman lässt sich schnell und flüssig lesen. Trotz aller Gesellschaftskritik, die er enthält, sind es unglaublich spannend erzählte Geschichten, die den Leser bis zur letzten Seite im Würgegriff halten.

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T. C. Boyle
América
400 Seiten, Taschenbuch
Dtv Deutscher Taschenbuchverlag
ISBN-10: 3423209356
ISBN-13: 978-3423209359
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© Detlef Knut, Düsseldorf 2010
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C. E. Morgan: Die Glut der Sonne

C. E. Morgan: Die Glut der Sonne

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Endlose Weite und trockene Hitze markieren den Beginn einer Liebesgeschichte, die im Kentucky des heutigen Amerikas spielt.

Aloma lernt den Tabakfarmer Orren kennen, mit dem sie auf die zerfallene Tabakfarm seiner Vorfahren fährt. Beide sind jung, haben keine Eltern mehr und freuen sich an einander. Aloma ist froh, ihrem Job als Klavierlehrerin auf einer strengen Missionsschule zu entkommen. Bald jedoch merkt sie, dass sie sich ein armseliges und entbehrungsreiches Leben an Orrens Seite ausgesucht hat.

Das Klavier, das in dem zerfallenen Farmhaus steht ist nicht mehr zu gebrauchen, und ein Neues ist nicht bezahlbar. Orren vertröstet sie, aber sie bemerkt, dass sie an seiner Seite auf sehr vieles verzichten muss. Für ihre Musikliebe findet sie vorübergehend ein Ventil als Kirchenmusikerin. Hin und her gerissen zwischen ihrer Musikfreude und der heimlichen Bewunderung und zart angedeuteten Liebe von Bell, dem Pfarrer, und ihrem Leben an der Seite von Orren, warten dann doch einige Überraschungen auf den Leser.

Der Roman lebt von der ländlichen Armseligkeit, von der harten Arbeit, mit der Orren mit seinem wenigen Vieh über die Runden zu kommen trachtet, und er lebt von der Spannung in einer Beziehung, in der nur wenige Wünsche in Erfüllung gehen.

Aloma ist eine sehnsüchtige Frau, die mit dem nüchternen und spracharmen Mann ein Leben führt, von dem sie nicht weiß, wohin es führen wird. Die Arbeit, der Sommer, Hitze und Fleischeslust sind die täglichen Begleiter eines Lebens, in dem es so manch’ ein Geheimnis gibt. Ereignisarm und doch von verhaltener Spannung erfüllt, erlebt man die Entwicklung zwischen Orren und Aloma.

Der geheime Reiz besteht in der dürren, kargen Handlung, die von der unterschwelligen Spannung lebt, ob Orren und Aloma sich in ihr Leben zu zweit finden werden.

C.E. Morgan bedient sich sparsamer Bilder, die umso eindringlicher wirken, als sie dem Land, dem Klima und den Menschen in ihrer sparsamen Diktion entsprechen. Aloma stellt fest „Mehr als minutenweise Glück würde ihr die Welt nicht bescheren, eher weniger; dennoch wollte das Leben irgendwie ertragen sein“. Mehr oder weniger geht nicht.

Ein stiller, ruhiger von innerer Spannung getragener Roman bringt den Leser zum Nachdenken und lässt ihn teilnehmen an der Entwicklung eines Glücks, das nicht überragend ist und keine Euphorie kennt. Auch so kann Leben sein: bescheiden, anspruchslos und den Gegebenheiten von Bedürfnislosigkeit und kargen Einkünften Rechnung tragend. Poetisch dicht erzählt C.E. Morgan von den Wechselfällen des Klimas und von einer Landschaft, die heiß, schwül und in seiner geographischen Vielfalt eindrucksvoll ist.

Ein liebevoll skizzierter Blick in das Land der unbegrenzten und begrenzten Möglichkeiten ist der Autorin mit diesem Roman gelungen. Die Übersetzerin Sabine Roth hat den Roman einfühlsam ins Deutsche übertragen.

C.E. Morgan
Die Glut der Sonne
256 Seiten, gebunden
Luchterhand Literaturverlag, August 2010
ISBN-10: 3630872980
ISBN-13: 978-3630872988
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