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Kategorie: Biografie

Michael Ballhaus: Bilder in meinem Kopf

Michael Ballhaus: Bilder in meinem Kopf

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Leben mit der Kunst!

Michael Ballhaus ist dieser ungemein sympathische, warmherzige und aufmerksame Kameramann, der es in seinem Leben zu einigem Ruhm gebracht hat. Schon früh interessierte er sich für Fotografie und nichts lag daher ferner, als dass er dieses Metier zu seinem Beruf gemacht hat.

In seinem Erinnerungsbuch geht es naturgemäß um sein Leben als Kameramann. Zunächst hat er mit R. W. Fassbinder gearbeitet, dessen frühes Genie Legende wurde. Einfach hatte man es mit diesem Regisseur nicht. Und hier zeigt sich auch schon die Richtung, in die das Buch von M. Ballhaus steuert: Er ist mit Leib und Seele beim Film und weiß zahlreiche interessante Begebenheiten von den Regisseuren zu berichten, mit denen er zuerst in Deutschland später in Amerika gearbeitet hat. Berühmte Regisseure wie Scorsese, Copola und viele andere haben ihn immer wieder um seine Mitarbeit  gebeten. Mit Leidenschaft berichtet er aus dem Nähkästchen der Filmgrößen, ihren Vorzügen und ihren Eigenheiten.

Seine Familie wird erwähnt als Hort der Ruhe und Geborgenheit, in der er auftanken konnte. Besonders seine Frau Helga war ihm eine unersetzliche  Ratgeberin, deren Zuneigung ihm alle die anstrengenden Jahre hindurch gewiss war. Dass sie starb, als er sich zur Ruhe setzen wollte, blieb für ihn schwer zu ertragen. Doch eine späte zweite Ehe schenkte ihm noch einmal tiefes Glück.

Insgesamt kann man sagen, dass das Buch von M. Ballhaus eine Geschichte des Films in Deutschland und Amerika und seiner zahlreichen Protagonisten darstellt.

Er berichtet detailreich, empathisch und erfüllt von seinen Jahren in dieser unruhigen Welt der Filmemacher und Künstler. Wer sich für die Filmgeschichte der einschlägigen Werke von der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts bis heute interessiert, ist mit diesem Werk gut bedient. Die Biographie dreht sich um den Beruf und erst nachrangig um das eigene Befinden. Doch wer den Autor einmal life erlebt hat, der findet diesen sympathischen, leidenschaftlichen und herzlichen Menschen in seinen Berichten wieder.

Michael Ballhaus
Bilder in meinem Kopf
320 Seiten, gebunden
Deutsche Verlags-Anstalt, März 2014
ISBN-10: 3421045666
ISBN-13: 978-3421045669
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David Menasche: Davids Liste – Was bleibt, wenn ich gehe

David Menasche: Davids Liste – Was bleibt, wenn ich gehe

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David Menasche ist Lehrer aus Leidenschaft. Er liebt seinen Beruf und die Schüler. Eines Tages bekommt er unerklärliche Beschwerden und geht zum Arzt. Die Diagnose ist unfassbar. Er hat einen unheilbaren Hirntumor. Dennoch hält er sich über Wasser. Er möchte weiter unterrichten und tut dies auch. Seinen Schülern gegenüber ist er offen und ehrlich.
Als sich dann aber sein Gesundheitszustand verschlechtert und der Tod ganz nahe rückt, bricht er die Behandlung, auf die er ohnehin keine Hoffnung mehr setzt, ab. Er weiß, er wird nicht mehr lange leben. Aber bis dahin, will er noch einmal seinen Schülern nahe sein. Er will wissen, was aus ihnen geworden ist, und welche Rolle er dabei möglicherweise gespielt hat.

David Menache startet einen Facebook-Aufruf. Und es melden sich unglaublich viele seiner Schüler und bieten ihm an, bei sich Station zu machen.
Der ehemalige Lehrer hat Angst vor der Herausforderung. Körperlich steht es nicht zum Besten mit ihm und seine Sehkraft hat stark nachgelassen. Dennoch macht er sich auf die Reise. Er will sich nicht unterkriegen lassen. Aus den Begegnungen schöpft er Kraft. Es geht ihm trotz der Umstände sehr viel besser.

Das ist eine wirklich sehr ergreifende Geschichte. David Menasche versteht es, diese auf eine sehr emotionale Weise zu erzählen. Er macht Menschen Hoffnung und Mut, egal in welcher Lage sie sich befinden. Er rückt damit als schwierig empfundene Lebenssituationen ein bisschen gerade und zeigt, worauf der Blick zu richten ist.

In diesem Buch kommen auch viele seiner Schüler zu Wort. Sie beschreiben, weshalb David Menasche als Lehrer so beliebt war. Eines ist dabei besonders gut in Erinnerung geblieben, auch nachdem die Schulzeit beendet war und das ist seine Prioritätenlist. Jeder kann damit erfassen, was ihm wirklich wichtig ist und wohin es in Zukunft gehen soll. Sie ist hinten mit abgedruckt im Buch.

Rezension von Heike Rau

David Menasche
Davids Liste – Was bleibt, wenn ich gehe
Aus dem Englischen von Ulrike Strerath-Bolz
208 Seiten, gebunden
Knaur MensSana
ISBN-10: 3426657384
ISBN-13: 978-3426657386
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Alan Bennett: Leben wie andere Leute

Alan Bennett: Leben wie andere Leute

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Liebevolle Hommage an die eigenen Eltern!

Alan Bennett ist aus seinen zahlreichen kleinen Erzählungen, die im Verlag Wagenbach erschienen sind, einer breiteren Leserschaft bekannt.

In dieser hübschen Geschichte geht es ganz offensichtlich um die eigenen Eltern, denen er seine nüchternen und doch sehr herzlichen Erinnerungen widmet.

Leben wie andere Leute!

Das ist der Wunsch der um bürgerliche Lebensart bemühten Eltern, mit denen uns Alan Bennett konfrontiert!

„Smalltak, Buddhismus und Würstchenspieße….“ so stellt sich dieses liebe Paar das Leben auf den Cocktailparties vor, die sie nie erlebten und wohl kaum gemocht hätten. Auch Alkohol gehörte ja nicht zu ihren bevorzugten Gelüsten.

Vater und Mutter von Alan Bennett waren rechtschaffene Leute, fleißig, ein wenig spießig und sehr angepasst an das sie umgebende bürgerliche Leben. Leider litt die Mutter schon lange an sporadisch auftretenden Depressionen. Rührend und anhänglich besucht der Vater die kranke Mutter bei ihren diversen Krankenhausaufenthalten.

Alan Bennett beobachtet das Leben der Eheleute mit leicht belustigten und doch sehr liebevollen Blicken. Im Leben der beiden  ging es um die „Nachbarn“ und das, was sie denken mögen, um familiäre Rituale und vielerlei Alltagskleinigkeiten, die den Blick schärfen auf ein Leben ohne großen Ruhm oder Abgehobenseins.

Der Autor zeigt klaren Abstand zum eigenen Leben. Es geht ihm nicht um die eigene Person, wie in so vielen Lebenserinnerungen anderer Schriftsteller. Es geht einzig und allein um die Beobachtung von Menschen, die dem eigenen Anspruch genügen wollen und sich immer fleißig um Ordnung und

Aufrichtigkeit bemühen. Auch die Traurigkeit eines beschränkten und in den letzten Jahren mit Krankheit und Demenz geschlagenen Paares bleibt nicht ausgespart. Bennett bedauert deren mühseligen Alltag im hohen Alter. Er bleibt der Sohn, der hilft, wo er kann, der jedoch sein eigenes Leben dabei nicht aus den Augen verliert. Am Ende ist eine ganze Familienchronik entstanden mit allen ihren skurrilen, selbstsüchtigen, neugierigen und seltsamen Familienmitgliedern.

Als Schriftsteller und Dramaturg bekannt zeigt der Autor mit seinen geübten Blicken, wie humorvoll er die Dinge betrachtet. Ironisch und heiter, mit Vergnügen und Witz erzählt er vom Leben seiner Eltern. Er  behält die nötige Distanz, die ihm die neutrale Sicht der Dinge gestattet.

Auf dem Deckblatt sieht man den Autor mit seinem Schwein am Halsband herumspazieren. Er führt uns vor Augen, wie er selbst durchs Leben geht: mit Selbstironie und Heiterkeit! Sein Büchlein ist Herz erwärmend, denn alle Ironie täuscht nicht darüber hinweg, dass es Lebensläufe gibt, die bescheiden, liebenswert und schlicht sind, und über die man sprechen kann, ohne die menschliche Würde zu verletzen.

Alan Bennett
Leben wie andere Leute
168 Seiten, broschiert
Verlag Klaus Wagenbach, März 2014
ISBN-10: 3803113008
ISBN-13: 978-3803113009
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Satgyan Alexander: Zeit für Kundalini (Buchvorstellung)

Satgyan Alexander: Zeit für Kundalini (Buchvorstellung)

Im Rahmen der Edition Leselupe bieten wir Autoren die Möglichkeit, ihre Bücher als Taschenbuch und Hardcover zu veröffentlichen. Die aktuellen Veröffentlichungen stellen wir Ihnen natürlich auch auf dem Blog der Leselupe vor.

Sechs Lebensgeschichten der Gegenwart entfalten sich aus unter-schiedlichen Erzählperspektiven auf 296 Seiten in Monologen und Dialogen, als Erinnerungen und in einer Biographie im PDF-Format.
Im ersten Teil begegnen sich die Protagonisten auf der Suche nach Ablenkung und Kontakten zufällig in einem Szenelokal, tauschen An-sichten und Erinnerungen aus, erörtern politische Fragen und verlie-ren sich zuweilen im intellektuellen Smalltalk.
Markus, einer der Erzähler, Ende 40, Angestellter der Finanzbehörde, trifft Hans, einen Mittsiebziger, von zweifelhaften Vermögen und Erinnerungen an seine Spekulations- und Pornogeschäfte, der auf der Suche nach Abwechslung mit Andro, einem jungen Androgynen durch die Nacht zieht.
Die geklebte Brille, Freddy, Mitte 40, ein insolventer Immobilienmak-ler, findet in Markus ein offenes Ohr für sein Los, muss sich aber dafür Philosophisches über die Griechen anhören.
Irene, Ende 40, die frühe Liebe von Markus, der damals noch Georg hieß, taucht eines Abends überraschend auf. Für die Begegnung mit ihrem Georg, ihrer ersten Liebe, hat sie weite Wege zurückgelegt und wird schmählich abgewiesen.
Alles ändert sich, als Marga, alters- und faltenlos, genannt Pony-glatze, eine intuitive Tantra- und Kundalini-Künstlerin, die Szene be-tritt und die Fäden zu einem Netz zusammen knüpft.
In einer 300 Quadratmeter großen Etage, die dem alten Hans als Vermögensrest blieb, verabreden die sechs ein gemeinsames Experi-ment. Sie wollen, frustriert von den gewohnten Ablenkungen, eine lustbetonte Lebensgemeinschaft wagen, die intensive Erfahrungen verspricht.
Im zweiten Teil der Geschichte werden die Sehnsüchte der Teilneh-mer von Kundalini angefacht und individuell unterschiedlich erfüllt.
Marga präsentiert sich als erfahrene Kennerin der spirituellen Wege und führt die Gefährten durch verschiedene Meditationen zur inne-ren Kraftquelle. In regelmäßigen Sitzungen lernen sie neue Seiten von sich kennen und erleben unbekannte Ebenen der Existenz. Die Diskussionen und Auseinandersetzungen stärken das persönliche Vertrauen zueinander und den Mut, verdrängte Gefühle zu akzep-tieren und sich zu outen. Verhaltensweisen werden entlarvt und verlieren ihr Geheimnis. Sie beginnen sich zu verstehen.
In diesen Prozess bringt Verena, Anfang 20, die neue Freundin von Freddy, unbefangen und mit Berliner Schnauze, kreative Unruhe. Sie mischt als schräge Type aus der hippen Generation die gewohnten Konventionen der Gruppe auf.
Im Laufe von Monaten genießen die sechs ungleichen Lebensab-schittspartner immer mehr den gemeinsamen Alltag, erleben ihre heterogenen Gefühle, die kleinen Eifersüchteleien und auch medita-tive Ekstasen bis unvorhergesehen einige der Gefährten, abrupt und so zufällig wie sie zusammen kamen, der neuen Häuslichkeit den Rücken kehren.

Satgyan Alexander
Zeit für Kundalini
Taschenbuch: 296 Seiten
Verlag: Edition Leselupe (28. November 2013)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3849570770
ISBN-13: 978-3849570774
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Michail Chodorkowski: Briefe aus dem Gefängnis

Michail Chodorkowski: Briefe aus dem Gefängnis

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Hoffnung und Erfahrung!

Wer sich für den markanten Häftling Michail Chodorkowski interessiert, der in Russland mehrfach zu Arbeitslager und Haft verurteilt wurde, findet mit diesem Briefwechsel den Zugang zu einem Mann, der äußerst scharfsinnig über Teile seines bisherigen Lebens berichtet.

Ausgelöst durch seine unerwartete Freilassung am 19. Dezember 2013 aus der Lagerhaft konnte man sich nach ersten Presseberichten des Eindrucks nicht erwehren, dass hier ein kluger, nachdenklicher und höchst reflektierter Mann seine Freiheit wieder erlangt hat.

In seinem Briefwechsel mit Autoren und Wissenschaftlern erläutert er seinen Werdegang, der ihn in schon jungen Jahren zu einem der reichsten Männer Russland werden ließ.

Seine politischen, wirtschaftlichen und philosophischen Einlassungen sind eindeutig und klar.

Vom überzeugten Komsomolzen führt es ihn nach der Perestrioka in Russland zur Gründung einer ersten privaten Bank, bis er 1997 dem Ölkonzern Yukos vorsteht. Dieser Großkonzern wird sein Schicksal! Wie zahlreichen anderen Oligarchen werden ihm unlautere Wirtschaftsmethoden nachgesagt. Diese nachzuprüfen steht dem Rezensenten nicht zu. Doch nachweislich macht MBC in wenigen Jahren vom reinen Wirtschaftsboss eine Wandlung durch. Er gründet soziale Netzwerke und Organisationen, unterstützt Krankenhäuser, Schulen und Kindergärten und wird zum gefährlichen Konkurrenten für Putin, dem uneingeschränkten Herrscher der russischen Diktatur.

„Chodorkowski beschränkte sich jedoch nicht auf unterstützende Stiftungsarbeit. Um dem Bürgermeister von Neftejugansk, einem Zentrum von Yukos, eine Lehre in Korruption zu erteilen, fror Chodorkowski kurzerhand sämtliche Steuerzahlungen an die Stadt ein und überwies das Geld direkt an Krankenhäuser, Bildungsinstitutionen und andere Einrichtungen.“ (Die Welt vom 25.12.13) Wegen Steuerhinterziehung wurde er verurteilt!

Chodorkowski stürzt mit seiner Verhaftung und Aburteilung wegen angeblicher Wirtschaftsvergehen in den Abgrund russischer Lagerhaft.

In seinem Gedankenaustausch mit bekannten Autoren lässt er sich über seine Überzeugungen sowohl in Wirtschaftsfragen, Analysen des Staatsmonopols als euch über sein persönlichen Schicksal aus.

In geschliffenen Formulierungen und ehrlichen Gedanken bietet er Einblick in die Wandlung eines Mannes vom Großmogul zum einfachen Menschen. Geld ist nicht alles in der Welt und die Worte „Freiheit“ des Seins sind ihm Anlass, sein persönliches Schicksal anzugehen. Seine Intentionen gehen in Richtung einer gerechten, demokratischen und von Gesetzen gesteuerten freien Wirtschaft mit breiter Beteiligung aller Bewohner seines Landes. Jeder soll eine Chance bekommen!

Wie weit die Bewohner eines Vielvölkerstaates wie Russland einem solchen Prozess der Liberalisierung schon gewachsen sind bleibt offen. Chodorkowski ist leidenschaftlich, gemessen, selbstkritisch und teilweise idealistisch in seinen Reflexionen.

Die Frage bleibt: wie erträgt man Gefangenschaft über so lange Zeit und ohne Hoffnung auf Begrenzung? Das macht einen neugierig  und darüber möchte man noch sehr viel von ihm wissen!

Michail Chodorkowski
Briefe aus dem Gefängnis
288 Seiten, gebunden
Albrecht Knaus Verlag, Mai 2011
ISBN-10: 3813504492
ISBN-13: 978-3813504491
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Günter Franzen: Dein Tod wird uns nicht scheiden

Günter Franzen: Dein Tod wird uns nicht scheiden

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Liebe über den Tod hinaus.

Was passiert, wenn eine nicht mehr ganz junge Frau mit ihrem schon etwas älteren Mann eine späte Liebe erlebtund nach zehn glücklichen Jahren an einer Krebskrankheit innerhalb kürzester Zeit stirbt? Zu ihrem Glück und ihrer Freude haben sie noch eine Tochter bekommen, die beim Tod der Mutter gerade einmal 10 Jahre alt ist.

Günter Franzen beginnt seinen Bericht mit einer Rede, die er anlässlich der Trauerfeier für seine so sehr geliebte Frau den Verwandten und Freunden hält. 49 Jahre sind kein Alter, um zu sterben. So fallen auch die Worte des Witwers harsch und wütend aus gegenüber einem Gott, den es für ihn schon lange nicht mehr gibt!

Die Trauerrede geht über in ein Buch der Erinnerung. Erinnerung an die erste Begegnung und an die Beharrlichkeit, mit der er um diese zögernde aber liebenswerte Frau geworben hat. Sie ließ sich Zeit, bevor sie seinem Werben nachgab, doch dann wird es für beide eine innige und sehr intensive Phase des Glücks, die schon bald von der Geburt einer Tochter gekrönt wird.

Mit zu Herzen gehenden Worten und wunderschönen Allegorien aus Gedichten, Bibeltexen und Märchen beschwört Günter Franzen eine Liebe, die wohl in ihrer gegenseitigen Bewunderung, Achtung, Freundschaft und Zugeneigtheit von seltener Beständigkeit war. Die innere Verbundenheit teilt sich mit durch gemeinsame Erlebnisse in der Natur, Gedankenaustausch und das äußere Erscheinungsbild von Franziska. Sie war Psychoanalytikerin und man darf annehmen, dass sie über das menschliche Zusammenleben mehr wusste als andere, und dieses Wissen die Beziehung beflügelte. Günter F. ist hingerissen und erfüllt von tiefer Liebe zu seiner Frau.

Ihr Tod bleibt für ihn unsäglich schmerzhaft und immer wieder unakzeptabel. Er hadert, trauert und nur die Fürsorge für seine Tochter hält ihn aufrecht.

Unter den zahlreichen Berichten über den vorzeitigen Tod von Partnern, Kindern und Angehörigen leuchtet dieser Bericht hervor, weil er in poetischer Sprache über tiefe Erfahrungen und die tragische Trauer einer unvollendeten Liebe spricht.

Wie soll man derartige Schicksale akzeptieren und wie ihnen standhalten, wenn der Glaube an eine besserer Welt oder ein Glück in einem zukünftigen Leben oder Jenseits fehlt?

Es ist nicht auszuhalten! Wir alle wünschen uns, vom Glück der ersten Jahre über die Lösung alter Beziehungen bis zur Erfüllung mit einem gleichwertigen Partner den Kreis des Lebens zu beschließen. Doch unzählige Steine können diesen Weg beschweren und sogar zerstören. Dafür gibt es keinen Trost und keine Erklärung. Der Bericht bleibt trotz kläglicher Befreiungsversuche des Witwers von seiner anhaltenden Erschütterung geprägt. Die Lage für ihn scheint schier ausweglos.

Ratlos und unerklärlich sind die Wege des Menschen, und nichts ist wirklich planbar bis zuletzt. Am Ende bleibt nur die Erinnerung.

Günter Franzen
Dein Tod wird uns nicht scheiden
Kindle Edition
Kreuz Verlag,November 2013
ASIN: B00GO4QE9C
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Wolfgang Herrndorf: Arbeit und Struktur

Wolfgang Herrndorf: Arbeit und Struktur

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Tod, Abschied, Kreativität…

Ein schwer kranker Mann bemüht sich, dem Leben Tage und Wochen abzuringen, ehe der Tod kommt.

In einem Blog, dem Internettagebuch, erzählt Wolfgang Herrndorf von den Erfahrungen, die er mit der Diagnose Glioblastom machen musste. Angefangen mit den unheimlichen Symptomen, die schleichend kommen und an allerhand andere Krankheiten denken lassen bis zur endgültigen Diagnose vergeht wertvolle Zeit. Doch meistens führt der sehr aggressive Krankheitsverlauf bei dieser Krebserkrankung in sehr kurzer Zeit zum Tode.

Wolfgang Herrndorf erkrankt mit 45 Jahren an diesem unheilbaren Krebs. Hin und her gerissen zwischen Unglauben und Verzweiflung notiert er jede Regung, die ihn überwältigt. Wie soll man sich in so jungen Jahren auf der Höhe seines literarischen Erfolgs einem solchen Schicksal stellen?

Mit seinem Roman “Tschick“ hat W. Herrndorf eine ganze Generation mit ihren Sehnsüchten nach Aufbruch angesprochen. Er wurde mit seiner lakonischen Komik in diesem modernen Jugendroman jedenfalls in Deutschland sehr berühmt. Preise und Ehrungen wurden ihm zuteil; doch immer und überall fällt er nach der Diagnose wieder in das Loch des Unvermeidbaren: den nahenden Tod!

Kein Selbstmitleid und keine Rührseligkeiten stören das Bild eines Mannes, der mit aller Energie bis zuletzt schreiben will. In seinem „Blog“ registriert er sein Selenleben und den physischen Verfall. Seine Aussagen wirken authentisch und beschreiben in poetischen Worten die schwankenden Stimmungen, denen er sich ausgesetzt sieht. Anrührende Kindheitserinnerungen, sehr gute Freunde, die ihm zur Seite stehen und das Auf und Ab seines physischen und psychischen Befindens finden ausgeprägt ernsthafte Würdigung.

Er wolle Herr über sein Handeln bleiben. Diese Aussage kommt früh. Er denkt über die Möglichkeiten einer Selbsttötung nach, zu der es am Ende denn auch kommt. Doch die Intensität seines Schaffens hat uns noch weitere Werke beschert; zuletzt erschien der Roman „Sand“ und nachträglich diese von Lektoren und Freunden herausgegebenen Tagebuchaufzeichnungen. Sie gehören in ihrer klaren und freien Sprache zu den anrührend tief empfundenen  Zeugenaussagen eines von Tod Gezeichneten. Man legt das Buch nur schwer aus der Hand und möchte dem Erzähler, der uns so viel zu sagen hat, immerfort weiter zuhören.

Überraschend sind in den letzten Jahren mehrere Ausnahmekünstler in vergleichbarem Alter von um die fünfzig Jahre ihrem vorzeitigen Lebensende durch bösartige Krebserkrankungen erlegen. Neben W. Herrndorf gehören dazu Jakob Arjouni und Christoph Schlingensief.

Sie werden uns in ihren künstlerischen Nachlassenschaften in Erinnerung bleiben.

Wolfgang Herrndorf
Arbeit und Struktur
448 Seiten
Rowohlt Berlin, Dezember
ISBN-10: 3871347817
ISBN-13: 978-3871347818
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Mario Frank: Gauck – Eine Biographie

Mario Frank: Gauck – Eine Biographie

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Ein Staatsoberhaupt auf allen seinen Wegen…

Wer ist dieser gefeierte und charismatische Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland?

Zuerst einmal ist da ein kleiner Junge, der, 1940 geboren, die brutalen Folgen des barbarischen Zweiten Weltkriegs aushalten und mittragen musste.
Wustrow an der Ostsee ist der heimatlich geliebte Ort seiner Kindheit. Wer diese Gegend kennt oder gar einige Kindheitsjahre selber dort verbracht hat, wird sich lebhaft vorstellen können, wie glücklich man im Fischland aufwachsen konnte. Hierhin gehen seine Sehnsüchte und Reisen immer wieder zurück.

Doch das Glück hatte Grenzen: Der Vater wurde 1946 nach dem Ende des Krieges von den russischen Besatzungstruppen nach Sibirien verschleppt und kehrte erst 1955 aus dem russischen Arbeitslager zurück.
Die Abneigung gegen das DDR System, von der Mutter vorgelebt, bestimmte fortan das Handeln in der Familie. Zur Theologie kam Gauck gegen innere Widerstände. Anders war mit seiner Geisteshaltung gegenüber dem Regime ein Studium nicht möglich.

Schon früh Vater geworden und nach wiederholten Anläufen zum Examen bis zum endlichen Gelingen hat er sich schließlich intensiv der Betreuung seiner Gemeindemitglieder, Aufgaben für anstehende Kirchentage und vor allem der Jugendlichen angenommen.

Der ausführliche Bericht von Mario Frank erlaubt den Blick auf einen Menschen, der nicht ohne Fehl und Tadel war. Seinen Kindern und der Familie war er ein eher abwesender Vater und Ehemann, so dass auch seine Frau zahlreichen Zumutungen ausgesetzt war. Der Arbeitsalltag, gekoppelt an eine stete Unruhe und unbezähmbarem Tatendrang, halfen ihm, die Jahre in der DDR zu überstehen. Dass die Grenzen einst fallen könnten, war lange Zeit undenkbar. Unter Schmerzen und im Konflikt beantragten seine ältesten Söhne die Ausreise aus der DDR. Deren Wünschen nach einem besseren Leben hatte sich der Vater verschlossen. Da zeigt unser Staatsoberhaupt eine Härte, die nur schwer verständlich bleibt, die aber auch die Ehrlichkeit zeigt, mit der hier berichtet wird.

Breiten Raum nimmt in der Biographie die politische Entwicklung mit den Stasibedrohungen und deren Gefahren ein.

Gauck war und ist ein begnadeter Redner, der das Volk bei der friedlichen Revolution von 1989 zu mobilisieren verstand. Er blieb nach Aussagen des Biographen der unabhängige Geist, der sich keiner Ideologie unterordnen wollte. Er war es, der frühzeitig die Wiedervereinigung im Blick behielt und nicht etwa einer neuen Volksrepublik nach sozialistischem Muster das Wort redete. Auf allen seinen Wegen bestand er den Balanceakt, nicht als Abtrünniger des Regimes verhaftet und ausgeschaltet zu werden.

Für den Leser sind diese Passagen ein Lehrstück in deutscher Geschichte. Hier werden noch einmal die ereignisreichen und spannenden Zusammenhänge des Zusammenbruchs der ehemaligen DDR beileuchtet.

In Gesprächen mit zahlreichen Zeitzeugen gelingt Mario Frank ein lebendiges und lebensnahes Bild dieses Präsidenten. Begeisterungsfähig und mitreißend versteht er seine Zuhörer und Besucher in Bann zu schlagen und die vielfachen Fallstricke, die einem politischen Redner unterlaufen könnten, kann er geschickt umgehen.

Zuletzt wird Gauck Präsident der Bundesrepublik Deutschland. Eine ehrenvolle und anstrengende Aufgabe.

Mario Frank
Gauck – Eine Biographie
414 Seiten, gebunden
Suhrkamp Verlag, Oktober 2013
ISBN-10: 3518424114
ISBN-13: 978-3518424117
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Torsten Körner: Die Familie Brandt

Torsten Körner: Die Familie Brandt

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Psychogramm einer eindrucksvollen Familie.

Mit ungewöhnlichem Feingefühl hat sich der Autor Torsten Körner in seiner Biographie über die Familie Brandt den einzelnen Persönlichkeiten angenähert. Viele wissen noch, welche Rolle Willy Brandt(1913-1992) als Oberbürgermeister von Berlin (1957-66) und als vierter Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland (1969-1974) spielte. Sein Rücktritt der Guillaumeaffäre wegen ist Legende.

Torsten Körner hat unendlich viele Quellen benutzt, hat ebenso viele Interviews mit Weggefährten, Freunden, Genossen und insbesondere mit den Söhnen Willy Brandts geführt und hat sich damit aus verschiedenen Sichtweisen ein Bild gemacht vom Charisma des begabten und eindrucksvollen Politikers Willy Brandt. Vom Exil in Norwegen bis zu seiner politischen Karriere in der Bundesrepublik Deutschland reicht der Bogen der Historie. Wir erleben einen Mann, der Suchender, Zweifler und Visionär in Einem war. Brandts erste und seine zweite Frau waren ebenso außergewöhnliche Persönlichkeiten wie er selbst. Sie werden als charakterstark, liebevoll und großzügig beschrieben. Rut ist die uns bekannteste seiner Frauen, mit der er drei Söhne hat.

Rut Brandt ist wohl den längsten Weg mit ihm gegangen. Sie wird uns gezeigt als fröhliche, ausgleichende und fürsorgliche Frau und Mutter, ohne den Gedanken der Emanzipation zu vernachlässigen. Sie gewann auf internationalem Parkett Anerkennung, denn sie konnte das Bild der deutschen „Mutti“ mit ihren Auftritten revidieren.

Herkömmlich galt Willy Brandt als fremdelnden und abgehobenen Politiker. Aus Briefen, Zeugenaussagen und dem Werdegang seiner Söhne lässt sich dagegen schließen, dass er bei aller Gefühlsenthaltsamkeit ein fürsorglicher, liebevoller und vor allem toleranter Vater gewesen ist. Torsten Körner hat ein Psychogramm dieser Familie entwickelt, das an keiner Stelle Fragen offen lässt. Behutsam und sensibel nähert er sich einer jeden Person, die etwas über die Familie sagen kann. Auch Schattenseiten werden nicht ausgespart. Brandt war ein zuweilen an Selbstzweifeln und Depressionen leidender Mann. Der Autor hebt hervor, wie authentisch Willy Brandt wirkte, weil er sich seinen Zweifeln und den Niederlagen stellte. Ein zutiefst menschliches Bild ist unter der Feder von Torsten Körner über die Familie Brandt entstanden. Die einzelnen Mitglieder der Familie waren autonom und unabhängig; sie waren jedoch nicht unangefochten, wie sie durch die Sturmfluten des politischen Geschehens steuerten. Sehr beeindruckend bleibt für mich, dass bei aller Individualität und Stärke der einzelnen Personen ein fester Familienzusammenhalt über die Jahre bestehen blieb.

Nebenbei bietet die Recherche noch einmal Einblicke in die politische Landschaft der Nachkriegszeit mit den unsagbaren Krisen um die Stadt West-Berlin, die durch den Ost- West-Konflikt im Fokus politischer Auseinandersetzungen stand.

Alles in allem ist die Biographie höchst lesenswert!

Torsten Körner
Die Familie Brandt
512 Seiten, gebunden
FISCHER, August 2013
ISBN-10: 3100404076
ISBN-13: 978-3100404077
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Paul Auster: Winterjournal

Paul Auster: Winterjournal

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Selbstbiographie mit Tiefgang.

In diesem Herbst gilt es erneut einen wunderbaren amerikanischen Schriftsteller zu entdecken.

War ich bisher an seinen Werken gescheitert, so eröffnet dieses Buch der Erinnerungen eine Weite und einen Blick auf sich selbst und die Welt, wie man sie selten findet!

Blendend und einfühlsam hält der Dichter in seiner Autobiographie mit seinem imaginierten Selbst als Gegenüber Zwiesprache. Die Kindheit, das körperliche Wachsen, Gefühle und Ängste, Krankheiten, Unfälle und die große Liebe nach einigen voran gegangenen – sie alle machen den Reiz dieses Werkes aus. Die Perspektiven wechseln. Einmal erzählt der kleine Junge von seinen Kindheitserlebnissen, dann wieder ist der erwachsene und sogar alternde Mann das Gegenüber. Panik und Todesangst, Elternliebe und Verluste: Paul Auster hat eine Biographie verfasst, die seine sehr persönlichen Erfahrungswerte spiegeln.

Und immer siegt im Hintergrund stellvertretend für sein Alter von 66 Jahren der Winter mit einen Reizen und Irritationen! Sommerbilder sind eher die Ausnahme.

Selbstkritisch und schuldbewusst zählt er auf, wo er versagt hat. Die Liebe und körperliche Erfahrungen als Kind, Jugendlicher und erwachsener Mann prägen den Bericht ebenso, wie die liebevolle und zaghaft angedeutete Bewunderung für seine schöne Frau Siri Hustvedt. Mit den Innenansichten eines wachsenden Jungen und Mannes bestreitet der Autor den Inhalt seiner Biographie. Die seltene Offenheit, mit der uns Paul Auster an seinem Werden und Gedeihen während der letzten fünfzig Jahre seines Lebens teilnehmen lässt, ist bewundernswert. Seine Aufzeichnungen sind ehrlich aber nie indiskret, sie  sind poetisch und philosophisch und zeugen von einem sensiblen und einsichtigen Charakter, der aus seinen Fehlern Konsequenzen zog. So ist er nach einem schweren Autounfall nie wieder Auto gefahren.

Aus seinem Bericht kann man auch erfahren, dass er ein liebender und liebevoller Mann und Vater ist. Anrührend, zuweilen elegisch und von sicherer Distanz zu sich selbst berichtet Paul Auster über sein vergangenes Leben in Erwartung auf das Alter, das ihn nicht unberührt lässt.

Wer den Film über Siri Hustvedt gesehen hat, der vor einiger Jahren bei Arte gezeigt wurde, der weiß, dass dieses schöne Paar mit dem gemeinsamen Schriftstellerberuf bei einander Erfüllung gefunden hat!

Paul Auster
Winterjournal
256 Seiten, gebunden
Rowohlt, September 2013
ISBN-10: 349800087X
ISBN-13: 978-3498000875
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