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Kategorie: Krimi und Thriller

Martin Schüller: Kunstblut

Martin Schüller: Kunstblut

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„Kunstblut“ ist der Debütroman des Kölner Schriftstellers Martin Schüller. Dieser Roman wurde vom Verlag neu aufgelegt. Viel bekannter von Schüller sind mittlerweile seine Allgäu-Krimis, die in Garmisch-Patenkirchen beheimatet spielen, und nach dem Debüt entstanden sind. Zur Zeit des Entstehens dieses Romans hatte Schüller noch nicht das Allgäu für sich entdeckt.

„Kunstblut“ spielt in Düsseldorf, und wie der Name erahnen lässt, in der Szene der Künstler und Kunstakademie. Protagonist ist Jo Kant, der beste und eleganteste Privatdetektiv der Stadt. In dieser Funktion beschattet er einen Mann – vermeintlicher Ehebruch, lukrativ für Detektive – und sitzt in seinem Auto vor einem Bürokomplex. Dann wird er plötzlich von Schüssen und klirrendem Glas aus seinen Gedanken gerissen. Eins, zwei, haste nicht gesehen, hat sich ein Mann in sein Auto auf den Beifahrersitz gesetzt und hält ihm eine Knarre unter die Nase. Damit bewegt er Jo zu einer Fahrt nach Frankfurt und erfährt, dass dieser ihn beschattet hatte und deshalb nicht gerade zufällig vor dem Bürohaus stand, als er überfallen wurde. Rasant geht es durch Düsseldorf in Richtung Köln und daran vorbei. Jo Kant hatte eigentlich nichts Spektakuläres erwartet. Doch ihm war natürlich klar, dass sich der Mann auf der Flucht befand. Dessen Geschäftspartner ist ermordet worden. Kants Freunde bei der Polizei bleibt nicht verborgen, dass er mit dem vermeintlichen Täter zu tun hatte. Aber Kant kann sich nach dem Gespräch während der Autofahrt nicht vorstellen, dass sein Fahrgast der Mörder sein soll. Doch dann wird dieser in Frankfurt tot aufgefunden.

So rasant wie die Autofahrt geht es auch in diesem Krimi zur Sache. Ein Verdächtiger nach dem anderen wird präsentiert. Wichtige Figuren tragen die Eigenschaften einiger zeitgenössischer Persönlichkeiten aus Düsseldorfs Kunstszene. Und die japanische Mafia ist schließlich auch mit von der Partie.

Ein spannender und sehr unterhaltsamer Detektivroman, dem das Debüt nicht anzumerken ist. Mit Witz und Humor stupst Martin Schüller seine Leser in eine Szenerie, die möglicherweise auch nur mit einem zwinkernden Auge zu erfahren ist.

Schüller, Martin
Kunstblut
emons, Köln
ISBN 9783897052895

© Detlef Knut, Düsseldorf 2014
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Pierre Lemaitre: Wir sehen uns dort oben

Pierre Lemaitre: Wir sehen uns dort oben

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Im Krieg und im Frieden.

Wir befinden uns im Jahr 1918 auf den Feldern des Ersten Weltkriegs in Frankreich.

Die Soldaten der geschundenen Armee sehnen das Ende des Krieges herbei. Doch bevor es so weit ist, werden noch viele von ihnen ihr Leben lassen.

Einen unter ihnen, Albert, hätte es fast noch erwischt. Aber nicht der Feind wird ihm zum Schicksal sondern Leutnant Pradelle. Er hat Machtgelüste und schikaniert seine Untergebenen unmenschlich und sadistisch. So gerät Albert mit einem Schubs in ein tiefes Loch, aus dem es bei dem Matsch und der Rutschgefahr kein Entkommen gibt.

Sein Kumpel Édouard befreit ihn aus seiner desolaten Lage. Dieser verliert dabei durch einen Schuss seinen Unterkiefer und sieht sich schwerstem Leiden ausgesetzt. Trostlos und verlassen leben die Verwundeten auf ihre Entlassung zu immer in Erwartung eines wie immer gearteten Endes aus ihrer verlorenen Lage.

Albert steht nach dem Ende des Krieges seinem Retter Édouard überall bei. So verhilft er ihm zu einer falschen Identität, denn Édouard möchte seiner Familie in seinem Zustand nie mehr begegnen. Die beiden Kumpel werden zu einer eingeschworenen Schicksalsgemeinschaft. Sie gründen eine betrügerische Denkmalfirma. Die Lust am Betrug wird für die beiden zum Lebenselixier. Edouard ist die geschundene Kreatur, die ohne Gesicht nur noch mit Masken zu leben versteht.

Nach dem ein Jahr vergangen ist, kommt auch Pradelle wieder ins Spiel. Er betreibt in großem Rahmen ebenfalls mit betrügerischer Absicht Geschäfte mit der Umbettung der im Krieg Gefallenen. Die Wege der beiden Antipoden kreuzen sich hierbei erneut.

Pierre Lemaitre hat ein Kriegsbuch geschrieben, in dem die ganze Grausamkeit und die Abgründe menschlicher Charaktereigenschaften erfahrbar werden.

In seinem rasant geschriebenen Roman lehrt uns Lemaitre, wie als Folge des Krieges alle Vorstellungen von Moral verloren gehen können. Korruption, Betrügerei und unlautere Geschäfte feiern fröhlich Urständ.

Als Schelmenroman wird die Geschichte kolportiert. Doch dazu ist sie zu traurig.

Lemaitre ist Kriminalbuchautor. Das merkt man bei diesem Roman ganz deutlich. Es wimmelt nur so von geheimnisvollen Erzählsträngen, in denen Albert und Édouard auf der einen Seite und Pradelle auf der anderen ihr betrügerisches Unwesen treiben. Auf diese Weise rächen sie sich für ihr durch den Krieg verpatztes Leben. Allerhand verwandtschaftliche Verbindungen machen den Roman zu einem trickreichen Verwirrspiel, in denen die guten und die schlechten Charaktere je ihren Platz finden. Spannend und vielschichtig geht Lemaitre bei der Verfolgung der einzelnen Tätergeschichten vor. Atmosphärisch gekonnt fühlt man sich in den Sog der Handlung hineingezogen.

Man liest den Roman mit angehaltenem Atem immer in der Erwartung dessen, was da nun wieder kommen mag!

Pierre Lemaitre
Wir sehen uns dort oben
521 Seiten, gebunden
Klett-Cotta, Oktober 20143
ISBN-10: 3608980164
ISBN-13: 978-3608980165
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Sabine Thiesler: Versunken

Sabine Thiesler: Versunken

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Mord ist ein Grund zu verschwinden. Doch der Seemann Malte muss dies Hals über Kopf tun. So hat er keine Papiere mehr, kein Geld und keine Klamotten. Aber Malte ist geschickt und skrupellos. Er klaut, was er braucht. Und er macht sich im Hafen von Nizza an einen Jachtbesitzer heran. Werner hatte eigentlich vor, den ganzen Sommer mit seiner Frau zu verbringen. Doch im Gegensatz zu ihm, hat seine Frau einen Beruf, der für einige Zeit ihre Anwesenheit erfordert, sodass er nun eine Weile alleine unterwegs ist. Malte macht kurzen Prozess. Er schafft Werner beiseite und übernimmt dessen Identität.

Doch in die Rolle eines anderen zu schlüpfen, ist nicht so einfach. Er muss Werners Frau täuschen, die regelmäßig E-Mails schreibt. Noch viel schwieriger sind die Leute, die Werner kennen. Wie die beiden jungen Mädchen, die mit dem Rucksack durch die Welt reisen. Sie haben einige Zeit auf der „Aurora“ verbracht und wollen, weil die Reise zu beschwerlich geworden ist, bei Werner und Vivian noch einmal Hilfe suchen. Malte kennt nur einen Weg, mit der Situation umzugehen.

Dabei ist ihm die Polizei mit Carabiniere Donato Neri schon auf der Spur. Wie das nun einmal so ist, verschlingt das Meer nicht jede Leiche, sondern gibt auch mal eine wieder frei.

Ja, da tun sich Abgründe auf! Die Polizei ist herrlich langsam, sodass Malte gemütlich einen Menschen nach dem anderen umbringen kann. Donato Neri hat mehr damit zu tun, seine Familie bei Laune zu halten und der Eifersucht seiner Frau keine Nahrung zu geben, auch wenn er beim Anblick seiner Vorgesetzten schwach werden könnte. Die Polizei agiert sozusagen nur auf dem Abstellgleis.

Zu verstehen ist das Handeln des Mörders kaum. Deswegen hat ihm die Autorin eine schwierige Kindheit verpasst. Die Eltern sind bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen, woraufhin Malte bei einer Tante aufwuchs, der er nur im Wege stand. Sie hat ihn in die Hilflosigkeit getrieben, aus der er sich nur mit einem Mord retten konnte. Malte ist ein Psychopath, der sich Problemen nicht stellen kann.

Der Krimi liest sich gut. Die Autorin versteht es zu unterhalten, auch wenn die Passagen, in denen es um die Kindheit Maltes geht, etwas lang erscheinen. Das Ende ist grenzwertig. Unfassbar. Und ungerecht! Da hätte man sich schon etwas mehr Vergeltung gewünscht.

Rezension von Heike Rau

Sabine Thiesler
Versunken
496 Seiten, gebunden
Wilhelm Heyne Verlag
ISBN-10: 3453268075
ISBN-13: 978-3453268074
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Robert B. Parker: Die Tote in Paradise

Robert B. Parker: Die Tote in Paradise

Dieses Buch direkt bei Amazon bestellen!Diese Jesse-Stone-Roman verlief ganz anders als die drei zuvor von mir besprochenen Romane des amerikanischen, leider schon verstorbenen, Schriftstellers Robert B. Parker. Der Stil blieb natürlich unverändert, nur war das Tatgeschehen nicht parallel zu den Ermittlungen miterlebbar.

Dieses Mal ermittelt der alkoholabhängige Polizist, der in LA wegen seines Problems gefeuert worden war und an der Ostküste in einem kleinen Kaff namens Paradise den Job des Polizeichefs erhielt, in einem einzigen Handlungsstrang. Ein klassischer Ermittlerkrimi, bei dem der Schritt, den die Ganoven (meist) voraus sind, nicht mit einem Blick auf deren Szene gesehen werden kann. Dieser Stil bedeutet keines Falls, dass der Roman an Spannung verliert. Die Figur des Jesse Stone (in den Filmen von Tom Selleck gespielt) wird tiefer beleuchtet, die Frage, ob und wie er an den Täter gelangt, wird detailreicher geschildert.

Es wird die Leiche eines jungen Mädchens gefunden, eines Teenagers. Bereits bei der Feststellung ihrer Identität stößt Jesse mit seinem Team auf Ungereimtheiten. Das Mädchen war nicht mehr zur Schule gekommen, ein Gespräch mit ihren Eltern erfolgte ergebnislos, denn diese behaupteten, keine Tochter mit ihrem Namen zu haben. Die Ermittlungen führen zu den Geschwistern und schließlich zu einer Nonne, die sich in Boston, aus der das Opfer stammt, einem sozialen Projekt verschrieben hat. Sie möchte minderjährige Mädchen vor dem Absturz in die Prostitution bewahren.

Wie gewohnt sind die dienstlichen Belange eng mit dem Privatleben Jesse Stones verknüpft. Jesse lernt die Lehrerin des Opfers kennen. In amüsanter Weise flirten beide miteinander und nähern sich einander an. Lilly Summers ist nach einem ausgezehrten Leben endlich wieder in der Lage zu lieben. Als sie Jesse ihre Liebe gesteht, möchte er ihr diese Liebe nicht im gleichen Maße bestätigen. Wohl aber bietet er ihr eine feste Freundschaft an. Jesse hat immer noch nicht die Hoffnung aufgegeben, seine Ex-Frau wieder zurückzuerobern. Schließlich trifft er sie auch in diesem Roman mehr als ein Mal.

Wer diesen Roman zur Hand nimmt, und das ist jedem zu empfehlen, der Krimis mag, der wird
• einen zweifelnden Ermittler erleben, dessen Privatleben betreffend, aber
• einen knallharten Cop, das dienstliche Geschehen betreffend,
• liebenswerte Polizeikollegen und andere Leute kennenlernen.

Jesse Stone ist eine höchst interessant gestaltete Figur von Robert B. Parker, der zuvor auch schon den in vielen Fernsehfolgen verfilmten Privatdetektiv Spenser (mit Robert Urich in der Titelrolle) geschaffen hatte. Ich frage mich nach diesem vierten Jesse-Stone-Roman immer noch: Was war zuerst da? Die fiktive Figur Jesse Stone? Oder der Schauspieler Tom Selleck, dem die Figur auf den Leib geschrieben scheint. Möglicherweise ist daran aber auch die deutsche Übersetzung schuld? Sie ist jedenfalls sehr gut gelungen.

Auch für diesen Roman ein „Daumen hoch!“.

Parker, Robert B.
Die Tote in Paradise
Aus dem Amerikanischen von Bernd Gockel
Pendragon, Bielefeld
ISBN 9783865323699
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Guido M. Breuer: Alte Sünden

Guido M. Breuer: Alte Sünden

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Zunächst war mir nicht ganz klar, ob die Eifel der Wilde Westen Deutschlands ist, oder ob der Krimi gar keiner ist, sondern vielleicht ein Wild-West-Roman? Er beginnt jedenfalls mit der Erschießung von vier Menschen durch Männer in Stiefeln, bis über die Knie reichenden Wettermänteln, mit Hüten, die die sonnengegerbten Gesichter verdecken und die Colts nach der Tat wieder ins Holster an die Hüfte stecken.

Nein. Noch mal zurück. Das ist ja schon das zweite Kapitel. Eigentlich beginnt der Roman von Guido M. Breuer mit seinem bekannten Protagonisten, dem Opa Lorenz Bertold.
Lorenz sitzt in seinem Seniorenheim und will ernsthaft beginnen, einen Krimi zu schreiben. Momentan fällt ihm sonst die Decke auf den Kopf. Es tut sich nichts auf, woraufhin er wieder kriminalisieren könnte.
Doch schneller als die Kunde von der Ermordung eines Kunsthändlers und drei weiterer Personen durch Cowboys wird er von einem afrikanischen Medizinmann und Zauberer aufgesucht. Dieser ist den weiten Weg aus Afrika angetreten, um Opa Bertold nach längst vergangenen Vorgängen in der Eifel zu befragen. Vorgänge, die unter Umständen mit einem in Haft befindlichen Mafiapaten zusammenhängen.

In diesem Ermittlungskrimi werden also zu Beginn sehr viele Spuren gelegt, die alle auf ein mögliches Motiv hinweisen können. Lorenz ist mit seinen Freunden aus dem Seniorenheim schnell beim Ermitteln. Davon kann ihn auch nicht die Kripo, voran seine Enkelin Kriminalkommissarin Rita, abhalten. Im Gegenteil, sind sie nach dem Eingreifen des BKA schließlich der Grund, warum Opa Bertold in seinem fortgeschrittenen Alter das Reiten erlernen muss.

Das alles bereitet beim Lesen sehr viel Vergnügen, die Bilder im Kopf des Lesers beginnen hin und her zu purzeln. Breuer hat in diesem Eifel-Krimi eine Szenerie geschaffen, die etwas außergewöhnlich ist. Zwar wird mit Klischee-Elementen gespielt, was perfekt geschieht, aber dadurch werden unterschiedliche Genres aufgenommen. Zumal der Zauberer noch mystische Bestandteile aus dem Voodoo einbringt. Witzig zwischendurch immer wieder die Gedanken des Opas, die das jeweils aktuelle Geschehen in Form eines Romans darstellen, so als würde Lorenz mit sich selbst sprechen.

Sehr unterhaltsam wird der Leser zur Lösung geführt und muss tatsächlich allen Strängen folgen. Aus keinem lässt sich frühzeitig ableiten, wer der Täter ist. Kurzweilig, knackig, exotisch und vergnüglich wären meine Attribute für diesen Krimi.

Breuer, Guido M.
Alte Sünden
KBV-Verlag, Hillesheim
ISBN-10: 3954411636
ISBN-13: 9783954411634

© Detlef Knut, Düsseldorf 2014

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Rosemarie Bus: Gefährliches Gelände

Rosemarie Bus: Gefährliches Gelände

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Es ist Sommer am Schliersee. Überschattet wird das schöne Wetter, als ein Toter in einem Felsbecken an den den Josefsthaler Wasserfällen gefunden wird. Dass es Mord war, weiß Kriminalhauptkommissar Josefa Lautenschläger sofort. Sie hat ein Gespür dafür. Und nachdem sie dem Gerichtsmediziner auf die Sprünge geholfen hat, liefert der auch die entsprechenden Beweise.

Die Journalistin Stella hat den Toten schon einmal gesehen. In einem Strandkorb. Zusammen mit einer sehr reichen Frau. Der Mann, der ermordet wurde, hatte offensichtlich ein Verhältnis mit der verheirateten Brigitte Hochstetten. Stella schweigt und wird dazu, als Angestellte im Hause Hochstetten, auch noch schriftlich genötigt. Stella braucht den Job, da sie als Journalistin nicht genug verdient. Aber das hindert sie natürlich nicht daran, auf eigene Faust zu ermitteln und sich soweit es eben geht, mit der Kriminalkommissarin Josefa Lautenschläger auszutauschen.

Eine größere Summe scheint in diesem Krimi auch noch eine Rolle zu spielen. Ob hier eine Erpressung läuft oder etwas anderes Ungeahntes, lässt sich nicht so leicht ausmachen. Zu viele Personen sind im Spiel. Allerdings wird bald eine weitere auf mörderische Art und Weise beseitigt.

Der Fall ist recht spannend, aber auch undurchschaubar und langwierig. Der Täter ist einfach nicht dingfest zu machen und treibt Ermittlerin und Journalistin immer wieder in die falsche Richtung.

Die Stärke des Buches liegt eher in der Schreibweise der Autorin, die sich sehr gekonnt auf eine humorvolle und freche Art und Weise ausdrückt. Vorkommnisse werden mit sehr spezieller, bildhafter und dadurch besonders treffende Wortwahl umschrieben. Das ist sehr unterhaltsam.

Alles in allem wirkt der Krimi dennoch ein bisschen zu lang. Am Ende wird alles noch einmal durcheinander gewirbelt, was aber der Raffinesse des Täters zu schulden ist.

Rezension von Heike Rau

Rosemarie Bus
Gefährliches Gelände
400 Seiten, broschiert
Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423215313
ISBN-13: 978-3423215312
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Charles Frazier: Ins Dunkel hinein

Charles Frazier: Ins Dunkel hinein

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Luce lebt als Hausmeisterin in einer abgelegenen Lodge, die nun nach dem Tod des Besitzers vollkommen leer steht. Luce ist einfach dageblieben, denn niemand ist gekommen, um ihr zu sagen, dass sie gehen soll. Als ihre Schwestern Lily von ihrem Mann ermordet wird, nimmt sie die Kinder, die nicht von Bud, sondern aus einer früheren Beziehung stammen, zu sich. Die Kinder sind die einzigen Zeugen. Sie haben das Drama hautnah miterlebt und sind traumatisiert. Sie verhalten sich nicht, wie Kinder ihres Alters es tun.

Luce nimmt das aggressive und selbstzerstörerische Verhalten der Kinder nicht hin, hat aber keine Chance hier schnell etwas zu ändern. So lebt sie Normalität vor, führt einfache Regeln ein, erzählt Geschichten und lässt die Kinder die Natur erleben. So hofft sie Schritt für Schritt näher auf die beiden eingehen und ihr Verhalten positiv beeinflussen zu können.

Bald taucht Bud in der Gegend auf. Er versucht an die Kinder heranzukommen, um die Zeugen aus dem Weg zu räumen. Außerdem vermutet er hier die Beute aus einem Raub, der möglicherweise im Gepäck der Kinder war, als diese zu Luce gebracht worden.

Mit Stubblefield taucht zudem der Erbe der Lodge und dem weitläufigen Land auf. Er könnte alles verkaufen, tut es aber nicht. Er nähert sich Luce an, die er von früher kennt, und beginnt, sich ein wenig mit um die Kinder zu kümmern, obwohl die Kleinen diese Fürsorge nur sehr zögerlich zulassen.
Bald ist Luce froh, Stubblefield an seiner Seite zu haben. Sie und die Kinder werden von Bud massiv bedroht. Die Kinder gehen dann allerdingst einen ganz eigenen Weg, sich dieser Gefahr zu entziehen. Vielleicht ist es ihr Glück, dass sie nicht rational handeln.

Charles Frazier ist ein sehr beeindruckendes Buch gelungen. Die Sprache ist recht einfach gehalten. Sätze sind manchmal nur Bruchstücke oder Gedankenfragmente, aber solche, die Eindrücke auf interessante Weise verstärken.

Die Figuren im Buch sind lebhaft beschrieben. Es sind Sonderlinge, Menschen die ihre ganz eigenen Vorstellungen vom Leben haben, im positiven wie auch im negativen Sinne.
Luce lebt sehr zurückgezogen, abgeschieden von der Außenwelt, und ist glücklich damit. Das klingt sehr glaubhaft durch.

Der Schauplatz, diese alte Lodge mit den vielen ungenutzten Zimmern, hat immer noch einen ganz besonderen Charme und fügt sich perfekt in die wilde Landschaft ein. Das ist eine ganz besondere Kulisse und wird auch als solche ausführlich beschrieben.

Nach und nach entwickelt sich das Buch zum Krimi. Die Spannung steigt. Bud ist ein unberechenbarer Mann, der vor nichts zurückschreckt. Er räumt aus dem Weg, was ihm nicht passt und seine Freiheit gefährden könnte. Aber zwischen den Menschen, zwischen Luce, Stubblefield und einer ebenfalls allein lebenden Nachbarin, findet eine Annährung statt, die in bedingungslosen Zusammenhalt mündet. Die Gefahr wächst dennoch. Der Autor beschreibt das auf eine fesselnde Art und Weise. Als Leser kann man nicht erahnen, wie das Drama enden, sondern nur hoffen, dass es gut ausgehen wird.

Rezension von Heike Rau

Charles Frazier
Ins Dunkel hinein
Aus dem Amerikanischen von Annette Grube
352 Seiten, gebunden
Zsolnay Verlag
ISBN-10: 3552056912
ISBN-13: 978-3552056916
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Asle Skredderberget: Painkiller

Asle Skredderberget: Painkiller

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Von einem Zufall kann wohl nicht ausgegangen werden. Die norwegische Pharmaforscherin Ingrid Tollefsen ist gewaltsam zu Tode gekommen, genau wie ihr jüngerer Bruder zwei Jahre zuvor. Zunächst ist kein Zusammenhang erkennbar. Aber die Polizei ist misstrauisch und schickt Milo Cavalli, Spezialist für Wirtschaftskriminalität, nach Rom, um den Kollegen dort auf die Finger zu schauen. Wie sich herausstellt, ist der Halbitaliener der richtige Mann für den Job. Es geht ihm nicht um Ansehen und schon gar nicht ums Geld, denn davon hat er genug. Er will wissen, warum Ingrid Tollefsen und ihr Bruder Tormod ermordet wurden und vor allem von wem, denn der Mörder Tormods wurde nie gefasst.

Möglich wäre, dass seine Schwester auf eigene Faust Ermittlungen angestellt hat und so zur Zielscheibe geworden ist. Und so schaut er genauer hin als andere und findet recht schnell die Hinweise, die Ingrid Tollefsen versteckt hat. Die Spur führt zur Pharmafirma, für die Tollefsen gearbeitet hat. Milo Cavalli stößt hier auf Schweigen und Misstrauen, während eine Zeugin, die den Mord an Tormod Tollefsen beobachtet hat, scheinbar aus Selbstschutz der Polizei nicht die ganze Wahrheit erzählt hat. Allerdings hatte sie Kontakt zu Ingrid Tollefsen.

Der Krimi ist nicht besonders leichtgängig, aber sehr spannend gemacht. Milo Cavalli ist ein guter Ermittler, aber damit es vorwärts geht, wird schon mal der Zufall bemüht. Ermittlungsarbeit und Privatleben von Cavalli vermischen sich. Im Beruf ist er unschlagbar. Im Privaten hat er aber familiäre Probleme. Und seine Freundin scheint ihn, was seine Bindungsfähigkeit betrifft, auch nicht zu durchschauen. Cavalli liebt seine Freiheit. Da bräuchte der Ermittler unter Umständen psychologische Hilfe, aber für ihn ist die Beichte das Mittel der Wahl, sein Gewissen zu erleichtern.

Es ist ein bisschen viel, was der Autor in den Krimi gepackt hat. Aber das, was dahinter steckt, ist hochbrisant. Es geht der Pharmaindustrie und ihren Interessen an den Kragen. Das ist ein wirklich interessantes Thema.

Rezension von Heike Rau

Asle Skredderberget
Painkiller
Aus dem Norwegischen von Ulrike Nolte
384 Seiten, broschiert
Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423215208
ISBN-13: 978-3423215206
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Phil Hogan: Die seltsame Berufung des Mr Heming

Phil Hogan: Die seltsame Berufung des Mr Heming

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Als William Heming wegen diverser Vorfälle von der Schule verwiesen wird, vermittelt ihm seine Tante einem Sommerjob bei einem weitläufigen Verwandten, der eine Immobilienfirma besitzt. Für Heming ist das ein Glücksfall. Er erweist sich als ein sehr interessierter Schüler. Der Job gefällt ihm sofort und er beschließt zu bleiben. Denn jetzt kann er seinen Studienobjekten, den Menschen, noch viel näher sein. Ohne dass diese seine Anwesenheit bemerken. Viele Jahre später hat er das zur Perfektion gebracht. Von den Häusern, die über die Immobilienfirma, die nun in seinem Besitz ist, hat er immer Schlüsselkopien anfertigen lassen. So kommt er in fast jedes Haus in der Gegend. Immer wieder stattet er den Bewohnern, meist in ihrer Abwesenheit, Besuche ab. Er stöbert herum. Er schaut, er liest, er schnüffelt. Manchmal isst er eine Kleinigkeit. Informationen sammelt er nur für sich. Er ist ein diskreter Makler. Er hinterlässt keine Spuren.

Doch dann begeht er zwei Fehler. Er regt sich zu sehr über ein Hundehäufchen auf dem Gehweg auf und er beginnt, sich für eine junge Frau zu interessieren. Damit kommt er aus dem Tritt. Er reagiert über, interpretiert Geschehnisse falsch. Und er wird aus einem Versehen heraus zum Mörder. Dem perfekten Mörder. Denn wie sollte ihm die Polizei auf die Schliche kommen? Er ist es, der Spuren verwischen, verändern und neu legen kann.

Dieser Mr Heming ist ein ganz raffinierter Mann. Ihm gelingt es, ein abartiges Hobby auszuleben, ohne damit aufzufallen. Als Ich-Erzähler vermittelt er dem Leser, was ihn an seinen heimlichen „Hausbesuchen“ fasziniert. Man kann es nachvollziehen. Wer würde nicht gerne einmal unbemerkt Mäuschen spielen auf verbotenem Territorium. Mr Heming hat in diesem Fall allerdings kein Unrechtsbewusstsein. Zum Selbstschutz ist er bereit, alles zu tun. Auch das ist wieder etwas, was man ihm anfangs nicht zugetraut hätte. Der Autor hat hier eine sehr widersprüchliche Figur ersonnen, die an ihren zweifelhaften Aufgaben auch noch wächst. Dies wird dazu noch untermalt mit dunkelschwarzem Humor. Das ist doch wirklich mal etwas anderes!

Rezension von Heike Rau

Phil Hogan
Die seltsame Berufung des Mr Heming
Aus dem Englische von Alexander Wagner
367 Seiten, gebunden
Kein & Aber
ISBN-10: 3036957049
ISBN-13: 978-3036957043
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Michael Sears: Tödliche Option

Michael Sears: Tödliche Option

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Nach „Am Freitag schwarz“ folgt nun der zweite Fall mit dem ehemaligen Finanzmakler Jason Stafford. Diesmal soll eine große Geldsumme auftreiben, die ein New Yorker Investmentbanker verschwinden lassen hat. Von Becker kommt wegen des Betrugs ins Gefängnis, ist aber bald tot. Ob es Mord oder Selbstmord war, kann noch nicht gesagt werden. Die Familie engagiert Jason Stafford. Hauptauftraggeber ist der Sohn des Toten, Virgil von Becker.

Stafford, der sich auch noch um seinen autistischen Sohn kümmern muss, beginnt mit den Nachforschungen. Er muss schnell sein, denn auch das FBI ist hinter den verschwundenen Millionen her. Er ruft seine Kontakte auf den Plan und er prüft Unterlagen. Die Möglichkeiten, Geld verschwinden zu lassen, sind ihm nicht fremd. Schließlich saß er selbst schon wegen Betruges hinter Gittern. Nur soll jetzt, auch wegen des kleinen Sohnes, seine Weste sauber bleiben.

Unmerklich setzt Jason Stafford etwas in Gang. Da scheint jemand über Leichen zu gehen, um ihm zuvorzukommen oder zumindest zu beeinflussen. Bald sieht Stafford sich genötigt, Bodyguards für seinen Sohn zu engagieren. Er ermittelt weiter und versucht vorzutäuschen, unwissend und erfolglos zu sein.

Was für ein spannender Krimi! Der Autor baut den Fall langsam und mit Bedacht auf und erhöht dabei Stück für Stück die Spannung. Puzzleteile werden zusammengetragen, doch es ist eine Menge Denkarbeit für Jason Stafford, die richtigen Schlüsse zu ziehen. Der Autor zieht den Leser in seinen Bann, immer weiter, immer mehr. Man ist ganz nah dran an Jason Staffords Ermittlungsarbeiten, der praktisch jeden Gedanken mit dem Leser teilt und dessen Leben und das seines Sohnes immer mehr in Gefahr gerät. Es droht alles zu kippen, weil die Gegner skrupellos in ihrem Handeln sind. Diese Spannung überträgt sich beim Lesen.

Ein wirklich gut ausgeklügelter Krimi! Einfach grandios!

Rezension von Heike Rau

Michael Sears
Tödliche Option
432 Seiten, broschiert
Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423215135
ISBN-13: 978-3423215138
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