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Kategorie: Krimi und Thriller

Robert B. Parker: Das dunkle Paradies

Robert B. Parker: Das dunkle Paradies

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Zugegeben: Als Fan des amerikanischen Schauspielers Tom Selleck (Magnum P.I.) kommt man kaum umhin, sich auch in Sekundärliteratur mit den Figuren zu befassen, die von ihm verkörpert wurden und werden. Das führte unweigerlich zu dem amerikanischen Schriftsteller Robert B. Parker, dessen bekannteste Serienfigur der Privatdetektiv Spenser, gespielt von dem Schauspieler Robert Urich, ist. Um dem Privatdetektiv etwas entgegenzusetzen, schuf Parker den Polizisten Jesse Stone. „Das dunkle Paradies“ erschien 1997 unter dem Titel „Night Passage“ und ist der erste Fall für den alkoholabhängigen L.A.-Cop.

Stone wurde in Los Angeles wegen seines Problems gefeuert. Er war in den Augen seiner Chefs nicht mehr polizeitauglich. Doch er hat Glück. Er bekommt ein Vorstellungsgespräch und wird Polizeichef in einem kleinen Örtchen namens Paradise an der Ostküste der USA. Eine ruhige und beschauliche Kleinstadt, in der er in aller Ruhe sein Alkoholproblem aus der Welt schaffen kann, denkt er. Doch er ahnt zunächst nicht, dass ihn der Stadtrat gerade deshalb als Polizeichef eingestellt hat, weil er Trinker ist. Auch die Herren Stadträte, allen voran ihr Obermuffti Hasty Hathaway, der gleichzeitig der Inhaber der ortsansässigen Bank ist, brauchen für die Abwicklung ihrer miesen Geschäfte Ruhe und vor allem keinen herumschnüffelnden Polizeichef.

Zentraler Angelpunkt des Romans ist die Figur des Jesse Stone. Die Aufklärung der Kriminalfälle sind unterhaltsame Nebensache. Jesse Stone ist reizvoll spannend mit seiner Vita. Zwar wollte Parker keinen zweiten Spenser schaffen, aber irgendwie schien ihm doch die Figur eines Privatdetektivs am Herzen zu liegen. Zwar ist Stone kein P.I., sondern Cop, aber die Probleme, die er mit sich herumschleppt, ähneln ganz denen eines Privatdetektivs. Sie lassen sich vielleicht auf den kleinen Nenner bringen: alkoholabhängiger Looser bzw. Underdog. Nach seinem Rausschmiss bei der Mordkommission von Downtown L.A. braucht er auch Abstand von seiner Freundin, die sich durch die Betten Hollywoods hangelt, um eine Karriere als Schauspielerin zu starten. Der Job auf der anderen Seite der USA kommt ihm da gerade recht. Er mag zwar noch sein Problem mit dem Trinken haben, aber das heißt noch lange nicht, dass er nicht mehr für Recht und Ordnung eintreten kann. Schließlich gehörte er in L.A. nicht umsonst zu den erfolgreichsten Ermittlern mit einer hohen Aufklärungsquote.

Die Figur scheint dem Schauspieler Tom Selleck wie auf den Leib geschrieben. Doch sie ist es nicht. Es gab sie zuerst, dann wurde gecastet und Tom passte zu Jesse wie die Faust aufs Auge. Obwohl die Romanfigur wesentlich jünger als die Filmfigur ist, hat man dieses Alter schnell ausgeblendet. Denn wenn man die Jesse-Stone-Filme (sie gibt es auch in einer deutschen Fassung) zuerst gesehen hat, dann hat man beim Lesen eh immer das Gesicht der Filmfigur vor Augen. Und dann stimmt alles. Dann lehnt man sich zurück, spaziert durch eine amerikanische Kleinstadt, vergisst die Zeit und ist ständig getrieben von der Frage, ob Stone die Probleme in der Stadt und die in seinem Herzen und seinem Kopf in den Griff bekommt.
Dem Bielefelder Pendragon Verlag ist es zu verdanken, dass die Romane von Robert B. Parker, sowohl „Spenser“ als auch „Jesse Stone“, in Deutschland auch auf Deutsch verfügbar sind. Der erste Fall für Jesse Stone hat meine Erwartungen voll erfüllt.

Robert B. Parker
Das dunkle Paradies
344 Seiten, broschiert
Pendragon, Bielefeld
ISBN-10: 3865323553
ISBN-13: 978-3865323552

© Detlef Knut, Düsseldorf 2013

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Christiane Gref und Meike Schwagmann: Der Schädeljäger

Christiane Gref und Meike Schwagmann: Der Schädeljäger

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Im Weimar des Jahres 1805 präsentiert der Phrenologe Dr. Franz Josef Gall seinem Publikum eine Forschungsarbeit, die Entsetzen und Faszination zugleich hervorruft. Eine umfangreiche Schädelsammlung dient ihm als Beweis für seine These, anhand der Kopf- und Gehirnform eines Menschen auf seinen Charakter und seine Eigenschaften zu schließen.
Da liegt natürlich der Verdacht nahe, dass er mit den Morden zu tun hat, die Oberinspektor Niemer und seinen Kollegen Weiland nun beschäftigen. Das erste Opfer wird ausgerechnet während der Abendgesellschaft der Behrmanns gefunden. So muss auch, wer Rang und Namen hat, um sein Leben fürchten. Vielleicht ist aber auch der Täter genau in diesem Umfeld zu finden.
Der Weinhändler Adrian Dennfelder gerät bald ebenfalls in Gefahr, kann sich aber zunächst retten. Er weiß aber nun, dass es der Mörder auch auf die Pianistin Maria Malo abgesehen hat, die ihm, seit er ein Konzert von ihr besucht hat, nicht mehr aus dem Sinn kommt, obwohl er verheiratet ist.
Während die Polizei noch im Dunkeln tappt und Hinweisen eines Straßenjungen nachgeht, ist Dennfelder schon eher auf der richtigen Spur. Doch genau das könnte ihm zum Verhängnis werden.

Das Buch ist spannend, keine Frage! Die Geschichte ist gut ausgedacht und der Spannungsbogen stimmt. Das ist wirklich fesselnd. So ganz leicht liest sich der Roman allerdings nicht. Das mag an der Vielzahl der Personen liegen, die man dann natürlich lernen muss, auseinanderzuhalten. Der rote Faden reißt ab und an. Dafür ist die Geschichte sehr detailreich gestaltet, sodass Szenen bildlich sehr gut vorstellbar werden. Auch die, die an die Nerven gehen!
Sehr gut gefallen hat die Darstellung der historischen Kulisse. Die Hintergründe zum Buch sind allerdings nur sparsam dargestellt. Die Phrenologie dient zwar als Aufhänger, das Thema wird dann aber nicht weiter vertieft und so verschwindet auch Dr. Franz Josef Gall nach seinem kurzen Auftritt wieder von der Bildfläche, während der Mörder sich seiner Forschungsarbeit weiter hingibt.
Das Buch zu lesen, gleicht einem Abenteuer.

Rezension von Heike Rau

Christiane Gref und Meike Schwagmann
Der Schädeljäger
Historischer Kriminalroman
370 Seiten, broschiert
Gmeiner Verlag
ISBN-10: 3839212987
ISBN-13: 978-3839212981
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Katharina Münk: Glänzende Geschäfte

Katharina Münk: Glänzende Geschäfte

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So ganz raus aus der Krise ist Dr. Wilhelm Löhring ja nicht. Hilfe könnte allerdings das Brillenwechsle-Programm bringen, das ihm sein Personal Coach wärmstens ans Herz legt. Der Perspektivwechsel führt ihn direkt in den Knast, wo seine Sozialkompetenzen auf eine harte Probe gestellt werden. Gleich beim ersten Freigang entführt Kellermann seinen engagierten Mentor. Er rechnet sich mit dieser Aktion ein schönes Lösegeld aus. Nur stellt sich heraus, dass niemand bereit ist, für Löhring welches zu zahlen. Und so wirklich flüssig ist der Entführte auch nicht. Die beiden machen sich also auf zu Löhrings Vermögensverwalter und finden diesen mausetot in seiner Villa vor. Jemand hat ihn erschossen.

Jetzt ist guter Rat teuer. Und da kommt die Ähnlichkeit in Aussehen und Statur von Kellermann und Vermögensverwalter Kesch gerade recht. Kesch wird beseitigt und Kellermann übernimmt dessen Rolle. Als dann Keith Winter, genau wie Löhring ebenfalls ehemaliger Insasse der Nervenklinik St. Ägidius, auf der Bildfläche erscheint, um finanzielle Hilfe für ein haarsträubendes Projekt zu erfragen, sieht Löhring die Chance für ein neues Geldgeschäft.

Psychisch so richtig auf der Höhe ist keiner der Mitspieler dieser Wirtschaftssatire. Wie mit dem harten Leben umzugehen ist, haben sie aber, jedenfalls in der Theorie, in der Nervenklinik gelernt und verbal trainiert und versuchen dies nun mit Gewalt umzusetzen. Im wahren Leben geht es etwas anders zu, aber das ist insbesondere Dr. Wilhelm Löhring nicht bewusst. Sein Größenwahn und seine Fantasie kennen keine Grenzen. Er versteht es auch sehr gut andere unterzubuttern und nach seiner Pfeife tanzen zu lassen.

Man wird also gut unterhalten mit diesem Buch. Der Schreibstil der Autorin ist außergewöhnlich. Sie versteht es, aberwitzige Sachverhalte völlig ernst und kompetent klingend herüberzubringen. Unglaublich wie Löhring Kleines groß redet oder wie er sich aus der Affäre zieht und umschwenkt, wenn ein Plan nicht aufgeht. Konflikte jeder Art sind für ihn nur Herausforderung. Mit Worthülsen und leerem Gerede versteht er es, sich wichtig zu machen und kommt damit auch noch durch. Das ist wirklich unglaublich witzig gemacht.

Rezension von Heike Rau

Katharina Münk
Glänzende Geschäfte
272 Seiten, Klappenbroschur
Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423249889
ISBN-13: 978-3423249881
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Ilka Remes: Die Schockwelle

Ilka Remes: Die Schockwelle

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Die finnische Historikerin Elina Aro hat die Journalistin Vera Dobrina über ihren Freund Sebastian, einen Berliner Fotografen, kennen gelernt. Als die Journalistin in Helsinki zu tun hatte, hat Elina sie eingeladen, bei sich zu wohnen. In ihren Gesprächen ging es um ihre Arbeit und Vera wollte Elina noch etwas Wichtiges mitteilen. Doch bevor es soweit kommt, wird sie von einem Fremden in der Wohnung erschossen, der zunächst nicht ahnt, dass auch Elina, die eigentlich andere Pläne hatte, anwesend ist.

Riku Tanner, der die Ermittlungsarbeiten leitet, macht sich Sorgen, um die einzige Zeugin. Er organisiert eine Bewachung. Tatsächlich weiß der Täter mittlerweile, dass er beobachtet worden ist. Er verfolgt Elina unbemerkt, die im Haus ihres Vaters, wo sie sich in Sicherheit wähnt, Unterschlupf sucht. Er will seine Arbeit zu Ende führen. Es ist ein Leichtes für ihn, den Polizisten in Zivil zu überwältigen und ins Haus einzudringen.

Der Mord an Vera Dobrina scheint eine politisch motivierte Tat gewesen zu sein. Elina Aro arbeitet an einem Buch, das KGB- und Stasi-Aktivitäten in Finnland thematisiert. Vera Dobrina hatte interessante Informationen, die diese Arbeit voran gebracht hätten. Von anderer Seite wird natürlich alles unternommen, diese Informationen weiter geheim zu halten, notfalls durch Ausschalten der entsprechenden Personen. Diese Konstellation macht den Thriller natürlich äußerst interessant.

Riku Tanners Arbeit, Licht ins Dunkel zu bringen, ist nicht gerade einfach zu bewerkstelligen. Immer mehr kristallisiert sich heraus, dass es bei der Polizei eine undichte Stelle gibt. Und Riku Tanner selbst wird in akribischer Kleinarbeit als Verdächtiger hingestellt, sodass er nicht mehr auf die Hilfe seiner Kollegen bauen kann. Nur eine Kollegin hält bedingungslos zu ihm, auch wenn bei ihr immer mehr Zweifel aufkommen. Die Spannungskurve steigt damit immer weiter.

Das Buch hat alles, was ein guter Thriller braucht. Zwar sind die Hintergründe etwas kompliziert, aber die Handlung ist gut aufgebaut. Man folgt mit atemloser Spannung einer unglaublichen Geschichte. Der Sumpf wird von Seite zu Seite tiefer. Das ganze nimmt immer schlimmere Ausmaße an und ist an Brisanz kaum noch zu übertreffen. Dennoch wird der Krimi am Ende sehr gut und überzeugend aufgelöst.

Rezension von Heike Rau

Ilka Remes
Die Schockwelle
Thriller
Aus dem Finnischen von Stefan Moster
432 Seiten, Klappenbroschur
Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 342324965X
ISBN-13: 978-3423249652
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Tom Rob Smith: Ohne jeden Zweifel

Tom Rob Smith: Ohne jeden Zweifel

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Ein Thriller der besonderen Art!

Der Icherzähler dieses spannenden Romans beginnt mit gemütvoller Schilderung seinen Lebensbericht über seine Eltern und sich und das, was er mit diesen erlebt hat.

Die Eltern zogen eines Tages aus London nach Südschweden, woher seine Mutter stammte. Sie hatten ihre Gärtnerei in London verkauft und im Süden Schwedens einen etwas herunter gekommenen Hof erworben. Dort wollten sie bescheiden und glücklich ihren Lebensabend verbringen. Was wie eine romantische Idee aussah, entpuppte sich jedoch für Daniel, ihren Sohn, als wahre Schauergeschichte. Denn ohne Vorwarnung bekam er nach etwa einem viertel Jahr einen Anruf vom Vater, dass die Mutter an einer Psychose litte und in einer Klinik sei.

Nun nimmt eine Geschichte ihren Lauf, die mit Spannung zu immer neuen Höhen aufdreht.

Tilde, Daniels Mutter, flieht vor der schwedischen Psychiatrie nach London zu ihrem Sohn in der Hoffnung, dass er ihren vermeintlichen Wahnideen Glauben schenkt. Doch auch Daniel weiß sich nicht anders zu helfen, als seine Mutter nach wirren und fast unglaublichen Geschichten, die sie ihm breit und chronologisch  erzählt hat, in die Londoner Psychiatrie einweisen zu lassen.

Er macht sich am Ende selber auf die Suche nach der Wahrheit, immer auf der Flucht vor Fehlinformationen. In Schweden, wohin er reist, stößt er auf Geschichten, die ihn fast an sich selber und seinen Wahrnehmungen zweifeln lassen. Doch unverdrossen geht er seiner Spurensuche nach und stößt auf erstaunliche Belege für Dinge, die zunächst auch ihn an einen Wahn hatten denken lassen.

Fazit: mit Raffinesse und Geschick führt uns der Autor auf Spuren, die uns in die Irre führen und dringend der Aufklärung bedürfen. Es geht um Kindesmißbrauch und Inzest, um Adoption und immer wieder um Verwirrspiele, mit denen die Wahrheit um die diversen Mißbräuche verschleiert wird. Das düstere Schweden im Winter mit kargen Lebensbedingungen in Schnee und Eis, mit weiten Feldern, die wenig besiedelt sind, und tiefen Seen geben der Geschichte eine besondere Dynamik.

Dieser Psychothriller kommt ohne Mord und Totschlag aus. Dafür benutzt er die menschliche Psyche, die von Paranoia und Einbildung gesteuert alle Beteiligten ins Chaos zu stürzen scheint. Verwickelnd, spannend und bis zuletzt faszinierend kann Tom Rob Smith auf der Klaviatur zwischen Wahn und Wirklichkeit balancieren.

Sehr lesenswert!

Tom Rob Smith
Ohne jeden Zweifel
384 Seiten, gebunden
Manhattan, Oktober 2013
ISBN-10: 3442546788
ISBN-13: 978-3442546787
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Rita Falk: Sauerkrautkoma

Rita Falk: Sauerkrautkoma

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Diesmal darf der Franz Eberhofer nicht in Niederkaltenkirchen ermitteln. Er wird zwangsversetzt nach München, obwohl ihm die Großstadt gar nicht liegt. Er ist auch nicht bereit, da zu wohnen. Lieber donnert er mit Sirene und Blaulicht die nicht unerhebliche Strecke hin und her, um in seinem Saustall zu übernachten.
Trotzdem lassen die Oma und der Papa es sich nicht nehmen, dem Bub in München einen Überraschungsbesuch abzustatten. Gekommen sind sie nicht etwa mit dem Zug, sondern mit dem alten Opel Admiral vom Papa. Sie begleiten Franz, der mit dem Birkenberger Rudi verabredet ist, ins Augustiner und hinterher ist das alte Auto weg. Taucht aber zwei Tage später wieder im Dachauer Forst auf.
Das Auto stinkt erbärmlich, hat den Ausflug aber sonst gut überstanden. Es fehlt nichts. Aber wie sich später herausstellt, ist etwas dazugekommen. Im Kofferraum liegt die Leiche einer jungen Frau.
Weil keiner sich zuständig fühlt, muss sich Franz der Sache annehmen.
Dabei hat er wirklich genug am Hals. Der Leopold ist, weil er in einer Ehekrise steckt, wieder zuhause eingezogen und das geht dem Franz ordentlich gegen den Strich. Und dann macht da einer frech der Susi den Hof und Franz sieht sich gezwungen seiner Angebeteten einen halbherzigen Heiratsantrag zu machen, damit die nicht auf dumme Gedanken kommt.

Grandios! Auch mit diesem mittlerweile fünften Buch um den Dorfpolizisten Franz Eberhofer wird man wieder sehr gut unterhalten. Abwechslung bringt seine Zwangsversetzung nach München mit sich, denn eine Großstadtpflanze ist der Eberhofer nun wirklich nicht und stellt sich demensprechend an.
Überhaupt scheint diesmal der Mordfall, der eigentlich nicht schlecht konstruiert ist, in den Hintergrund zu rücken, denn familiäre Probleme und Dorfangelegenheiten nehmen den Franz Eberhofer ordentlich in Beschlag. Selbst die Hunderunden mit dem Ludwig dauern ungewöhnlich lange.
Mit im Buch sind wieder Rezepte von der Oma. Wobei beim „Gedampften Sauerkraut“ ein Hinweis auf die möglichen Nebenwirkungen bei empfindlichen Menschen fehlt. So ein Sauerkrautkoma steckt man nämlich nicht so leicht weg!

Rezension von Heike Rau

Rita Falk
Sauerkrautkoma
Ein Provinzkrimi
272 Seiten, Klappenbroschur
Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423249870
ISBN-13: 978-3423249874
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Jussi Adler-Olsen: Erwartung – Der Marco-Effekt

Jussi Adler-Olsen: Erwartung – Der Marco-Effekt

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Carl Mørck vom Sonderdezernat Q hat es nicht einfach. Der Chef der Mordkommission Marcus Jacobsen geht in Pension und wird durch Lars Bjørn ersetzt, den Carl absolut nicht leiden kann. Und dann gibt ihm auch noch seine Freundin den Laufpass, obwohl Carl die Beziehung eigentlich nun endlich mal auf eine solide Basis stellen wollte. Und den neuen Mitarbeiter Gordon Taylor, den der neue Chef dem Sonderdezernat zugeteilt hat, hält Carl für untragbar. Lieber hätte er weiter nur mit Rose und Assad zusammengearbeitet.

Es ist Rose, die durch Zufall einen neuen Fall entdeckt. Eine Suchmeldung weckt ihr Interesse. Ein junges Mädchen sucht ihren Stiefvater. Ihre Hoffnung, ihn lebend zu finden, ist allerdings umsonst. Aber das weiß natürlich nur der Mörder – und der 15-jährige Marco. Er hat sich auf der Flucht vor seinem betrügerischen Clan ausgerechnet in Starks Grab versteckt. Er würde gerne zur Polizei gehen, wagt es aber nicht, denn sicherlich käme er selbst aufgrund seiner Vergangenheit hinter Gitter.

Für Carl Mørck und sein Team ist der Fall nur schwer zu durchschauen. Aber es gibt bald genügend Hinweise darauf, dass irgendetwas nicht in Ordnung ist. Stark war nach Kamerun gereist, um ein Entwicklungshilfeprojekt zu kontrollieren. Warum er vorzeitig und überraschend wieder nach Deutschland zurückkam, vermag niemand zu sagen. Er ist nach seiner Ankunft verschwunden. Allerdings werden den Ermittlern bald interessante Details zugespielt. Und Marco rückt mit seinen gezielten Hinweisen immer weiter in den Blick der Ermittler, denen er sich aber auf keinen Fall offenbaren will.

Carl Mørck verliert dieses Mal viel an Sympathie. Er lässt sich von seinen Gefühlen leiten. Seine Intuition ist zwar unschlagbar, aber sein Verhalten anderen gegenüber ist kaum haltbar. Oft geht er übers Ziel hinaus und hat sich nicht im Griff. Irgendwie hat man das Gefühl, das Carl Mørck nicht mehr lange in der Lage ist, das Sonderdezernat zu leiten.

Der Fall ist wieder sehr interessant und nervenaufreibend. Der Leser weiß immer schon ein bisschen mehr über die Hintergründe, die das Team des Sonderdezernats Q sich erst erarbeiten muss. Der Aufbau des Thrillers ist also spannend gemacht, auch wenn es etwas dauert bis die Handlung Fahrt aufnimmt. Betrachtet wird das Geschehen wieder aus verschiedenen Perspektiven. Immer mal wieder kommen die Erzählstränge sich nahe, aber eben erst am Schluss wirklich zusammen. Einem Schluss, der nicht ganz korrekt, aber menschlich schon nachvollziehbar ist.

Rezension von Heike Rau

Jussi Adler-Olsen
Erwartung – Der Marco-Effekt
Aus dem Dänischen von Hannes Thiess
576 Seiten, gebunden
Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423280204
ISBN-13: 978-3423280204
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Klaus Stickelbroeck: Schnell erledigt – Kurzkrimis mit und ohne Privatdetektiv Hartmann

Klaus Stickelbroeck: Schnell erledigt – Kurzkrimis mit und ohne Privatdetektiv Hartmann

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Beinahe hätte ich gesagt: Das wird auch Zeit. Der zu den Krimi-Cops gehörende Klaus Stickelbroeck hat nach vier erfolgreichen Detektivromanen um den Düsseldorfer Privatdetektiv Hartmann nun im KBV-Verlag einen Sammelband seiner vielen Kurzkrimis veröffentlicht.
Kurzgeschichten zu perfektionieren scheint eine seiner leichtesten Übungen. Viele von Ihnen sind bereits zuvor in Anthologien unterschiedlichster Verlage veröffentlicht. Doch in dem nun vorgelegten Erzählband sind neben einigen seiner „Klassiker“ viele noch nicht veröffentlichte Geschichten enthalten. Um der Vielfalt Ausdruck zu verleihen, wurde dem Buch der Untertitel „Kurzkrimis mit und ohne Hartmann“ verliehen. Schließlich zeigt sich, dass der Autor nicht nur Hartmann kann. Insgesamt fanden 25 Krimis unterschiedlichster Stile Einzug in das Buch. Die Kürze nund Agbeschlossenheit ist natürlich ideal für immer Zwischendurch.

Spannend und rasant sind die Geschichten in jedem Fall. Doch der oft flappsige, manchmal auch weibliche, Erzähler, der mal in der dritten, mal in der ersten Person über das Geschehen berichtet, versteht sich auf die unterschiedlichsten Varianten des Humors. Spürt man in einer Geschichte den Schalk im Nacken des Autors, so erscheint eine andere Geschichte schon sehr makaber („Hasi soll nicht sterben!“). Lebensrettung ist nicht immer gleich Lebensrettung und hat manchmal handfeste monetäre Gründe („Aussichtslos“). Interessant wird es auch, wenn ein Täter erzählt („Dreckig“), oder jemand gesteht, dass Muttertag nicht sein Ding ist.

Es ist die Vielfalt der knackigen, kurzweiligen Geschichten, die mich an diesem Buch begeistert, die immer wieder wechselnden Blickwinkel, die perfektionierte Pointe in jeder Geschichte. Wird man zu Beginn einer jeden Geschichte sehr schnell in das Setting hineingezogen, anhand amüsanter und ungewöhnlicher Vergleiche und Bilder in den Zustand versetzt, als würde man einen Roman lesen, so wird man am Ende kurz und bündig von einer wundervollen Pointe überrascht. Dafür gebe ich gerne volle Punktzahl.

Klaus Stickelbroeck
Schnell erledigt – Kurzkrimis mit und ohne Hartmann
KBV, Hillesheim
ISBN-10: 3942446928
ISBN-13: 978-3942446921

© Detlef Knut, Düsseldorf 2013
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Horst Eckert: Schwarzlicht

Horst Eckert: Schwarzlicht

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Für die Fans von Thrillern ist dieser Roman ein Muss. Damit sind nicht nur die Düsseldorf-Fans gemeint, denn das Geschehen kann in jeder anderen Stadt, in jedem anderen Bundesland genauso ablaufen. Wer bereits Romane von Horst Eckert kennt, der weiß, dass es nicht an politischer Brisanz fehlen wird.

Zunächst werden viele verschiedene Ereignisse in einen Topf geworfen. Da sind die Demonstranten, die bei einem Bauprojekt im linksrheinischen Oberkassel von der Polizei auseinander getrieben werden. Auch der Ermittler Vincent Veih wird hierin dienstlich verwickelt. Diese interessante Ermittlerfigur hat ein schweres Päckchen aus seiner Familie zu tragen. Sein Großvater war Nazi und als Polizist in den Polizeibataillonen an der Front im Zweiten Weltkrieg. Seine Mutter war – oder ist sie es vielleicht noch? – RAF-Terroristin und maßgeblich an einigen Banküberfällen und Attentaten beteiligt. Alles dies lässt den Ermittler in seinem Innersten nicht ruhig schlafen. Es beschäftigt ihn sehr stark. Außerdem ist der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen verschwunden. Jedoch während der Suche wird er tot aufgefunden. Die Todesursache ist ertrinken. Stellt sich die Frage: Ist er mit oder ohne Fremdeinwirkung ertrunken?

Soeben zum kommissarischen Leiter des KK 11 ernannt, wird der Ermittler von allen Seiten, vor allem aus der politischen Ecke und dem Kanzleramt, unter Druck gesetzt.

Der Leser wird zunächst mit den diversen Strängen in der Handlung und den Informationen über den Protagonisten in eine unüberschaubare Situation versetzt. Das wesentlichste Element ist die Figur des Vincent Veih, der in vielen Facetten detailliert ausgearbeitet wurde. Als kommissarischer Leiter des KK 11 hat er nicht nur Freunde im Polizeipräsidium, es gibt auch Neider. Durch sein Verhalten bei der Aufklärung des Todesfalles des Ministerpräsidenten und das widersprüchliche Verhalten der Kollegen baut sich beim Leser eine Sympathie für den Ermittler auf. Über seine Herkunft mittels Großvater und der Mutter wird die innere Zerrissenheit dieses Menschen dargestellt. Der besonders sportliche Typ ist ein Ermittler, den man gerne zum Freund haben würde. Die Zukunft wird zeigen, ob sich Horst Eckert mit Vincent Veih einen Serienermittler erschaffen hat. Denn bislang, man lese nur die vorhergehenden Bücher von Eckert, mochte sich der Autor nie auf eine Serie einlassen und hat stets neue Protagonisten und Helden entwickelt. Mit einem Serienhelden wurden die Fans von Eckert bislang noch nicht verwöhnt. Veih, der Held dieses Thrillers, ist allerdings eine Figur, von der man gerne noch viel mehr erfahren möchte. Die diversen Verstrickungen und der Druck, der auf den Ermittler ausgeübt wird, zieht den Leser in die Handlung hinein. Einmal angefangen, kann man das Buch kaum aus der Hand legen. Dabei bedient sich der Autor eines Tricks, den man so noch nicht in sehr vielen Büchern gelesen hat. Eckert lässt sehr viel das Handy des Protagonisten klingeln. Für die heutige Zeit ist das im täglichen Leben nicht ungewöhnlich. Schmiegt sich ganz natürlich in die Handlung ein. Raffiniert aber ist, dass diese Anrufe auf dem Handy stets den Fluss der Handlung unterbrechen, wie ein Cliffhanger wirken und den Leser davon abhalten, in der aktuellen Handlung fortzufahren. In die Unterbrechung mit dem Handy werden aus Schnipsel der anderen Handlungsstränge eingefügt. Ein probates Mittel, mit dem der Roman unheimlich an Fahrt gewinnt.

Informelle Brisanz erfährt der Roman durch die Umstände, dass Horst Eckert die Erkenntnisse des Vereins Geschichte am Jürgensplatz, der die Beteiligung deutscher Polizisten am Holocaust erforscht und dokumentiert, in die Handlung einfließen lässt. So beruhen die Briefe des Großvaters auf die Briefe eines kaufmännischen Angestellten namens Kurt Dreyer während seiner Zeit als Oberwachtmeister der Schutzpolizei der Reserve im SS Polizeiregiment 25. Schließlich und endlich gewinnt der Roman politische Brisanz durch ein sehr gutes Timing, was das Erscheinen des Romans angeht. Im Hintergrund spielt sich der Landeswahlkampf um den Ministerpräsidenten in Nordrhein-Westfalen ab. Gerade mal eine Woche vor der Wahl wird der Ministerpräsident und Kandidat der CDU tot aufgefunden. Es müsste schon etwas mehr als Zufall sein, dass der Thriller gerade in dem Moment erscheint, wenn Bundestagswahlen anstehen.

Bleibt mein Fazit: Spannung, Tempo und brisante Themen, wie die Leser es von Horst Eckert gewöhnt sind, auch in diesem neuen Thriller. Schade nur, dass man ihn so schnell durchliest. Man möchte mehr davon haben.

Horst Eckert
Schwarzlicht
384 Seiten, gebunden
Wunderlich, Hamburg
ISBN-10: 3805250576
ISBN-13: 978-3805250573

© Detlef Knut, Düsseldorf 2013

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Ferdinand von Schirach: Tabu

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Mord, Totschlag oder doch keines von beiden?

Die Hauptfigur in diesem Krimi ist Sebastian von Eschburg. Er lebt auf dem Schloss einer ansonsten verarmten Adelsfamilie. Mit zehn Jahren kommt er wie seine Vorväter in ein Schweizer Internat.

Der Junge kann Farben in ungeahnter Weise sehen, und in seiner Wahrnehmung assoziiert er eine Vielzahl von Farben in der Zuordnung bestimmter Dinge. Mit dem Vater geht er zur Jagt und erlebt den Schuss auf ein Reh. Er empfindet das als unendlich grausam. Als sein Vater an einem Selbstschuss stirbt, von dem man erst später erfährt, dass es kein Unfall sondern Selbstmord war, bleibt der Junge mit der stoischen und schweigsamen Mutter alleine zurück.
Später wird er Fotograf, der insbesondere Frauen in den verschiedensten Lagen fotografiert. Er wird als Künstler berühmt, lernt Frauen kennen und lebt dennoch ein merkwürdig steriles und lebloses Leben. Es beschleicht einen unweigerlich der Gedanke, dass etwas mit ihm nicht stimmt.

Die Sätze in diesem Roman kommen gestochen klar daher. Kurz und ohne Umschweife werden Situationen und Ereignisse beschrieben. Fast empfindet man den Helden als eine surreale Figur, die nicht wirklich in unsere Zeit zu passen scheint. Die Schnitte zwischen den einzelnen Kapiteln sind ebenfalls krass, kurz und fast übergangslos. Die Faszination entsteht aus dem unheimlichen Gefühl, dass da etwas passieren wird.
Und in der Tat: Mit rasanten Zügen geht es weiter im Text, in dem es um Mord, Schuld und den Unterschied zwischen Wirklichkeit und Wahrheit geht.

Ferdinand von Schirach ist ein unbestechlicher Beobachter, wenn es um gerichtsfähige Straftatbestände geht. Nicht die Wahrheit zählt, sondern dass man bei Gericht seine ordentliche Arbeit tut. Die besteht aus beweisbaren Fakten und sonst nichts!

Klug, stilsicher, prägnant und sauber berichtet von Schirach schon in seinen anderen Büchern über Verbrechen, Strafe, Schuld und Sühne und um gerichtliche Verfahrensweisen. Man gerät unweigerlich in die tieferen Schichten menschlichen Seins bei seiner Lektüre und legt die Schrift mit dem Wissen um die Rätselhaftigkeit unseres Daseins beiseite.

Ferdinand von Schirach
Tabu
256 Seiten, gebunden
Piper Verlag, September 2013
ISBN-10:3492055699
ISBN-13:978-3492055697
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