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Kategorie: Sachbuch

Erica Jong: Angst vorm Sterben

Erica Jong: Angst vorm Sterben

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Das Leben lebendig halten bis zuletzt…

Erica Jong hat nicht viele Bücher geschrieben.

Doch in den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts machte ihr Buch „Angst vorm Fliegen“ Furore. Sie thematisierte damals die geheimen Phantasien der Frauen und benannte offen deren sexuelle Wünsche.

In ihrem neuen Buch schreibt sie über die Angst vorm Sterben.

Wenn man ein trauriges Buch erwartet, so wird man bald merken, dass sie im Gegenteil witzig, humorvoll und ehrlich über das Alter, die abnehmende Begehrlichkeit und die nachlassende sexuelle Freude berichtet.

Ihre Hauptprotagonistin Vanessa sieht dem Alter nicht gerade erfreut entgegen. Sie ist sechzig, ihr Mann ist zwanzig Jahre älter.

Da kann sie keinen Adonis mehr erwarten!

Ihre Versuche, über das Internet Zugang zu neuen Erlebnissen zu finden, enden kläglich bei einem Sadomasochisten. Schleunigst ergreift sie die Flucht. Das war es nicht, was sie suchte!

Im Ton nüchtern und in der Diktion entwaffnend offen beschreibt Erica Jong in der Gestalt von Vanessa, wie sie sich gegen den körperlichen Abstieg wehrt und doch immer wieder an ihre Grenzen stößt.

Vergangene Ehen, eine liebenswerte Tochter, die auch noch schwanger ist, und ihre Karriere als Schauspielerin bieten tiefe Einblicke mit einem lebhaften Blick auf ihr Leben. Dieses war nicht von Traurigkeit geprägt. Sie wusste den Freuden des Lebens und dem Sex viel abzugewinnen. Natürlich muss auch sie erkennen, dass der Verfall des Alters, wie sie ihn unter Freunden und Eltern erlebt, nicht aufzuhalten ist. Sie versucht für sich das Beste daraus zu machen!

Erica Jong ist eine spontane Erzählerin. Sie bleibt witzig, unterhaltsam und lebensfroh, ohne den Blick auf die Abschiede zu verschleiern.

Mit gelegentlichen ernsten Einwürfen gibt sie den Eindruck wieder, dass Freunde, Kinder und Enkelkinder einen andauernden Bezug zum Leben gewährleisten. Auch bleibt die Neugierde auf das Leben ein steter Antrieb, nicht in ein dunkles Loch zu fallen, aus dem einen etwa nur noch der Tod befreien könnte. Leben bis zuletzt könnte man als Untertitel über dieses Buch setzen.

Erica Jong lebt als freie Schriftstellerin in New York. Woody Allen, Henry Miller und John Updike verehrten sie, wie man dem Klappentext entnehmen kann. Tanja Handels hat ihr Buch mit Gewinn ins Deutsche übersetzt.

Erica Jong
Angst vorm Sterben
368 Seiten, gebunden
FISCHER, Februar 2016
ISBN-10: 3100024850
ISBN-13: 978-3100024855
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Sabine Goette: Selbstheilung – Warum Gesundheit im Kopf beginnt und was die Wissenschaft darüber weiß

Sabine Goette: Selbstheilung – Warum Gesundheit im Kopf beginnt und was die Wissenschaft darüber weiß

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Jeder Mensch hat Selbstheilungskräfte. Das kann man oft genug beobachten. Die Wissenschaftsjournalistin Sabine Goette geht diesem Thema auf den Grund. Das Buch beruht auf der TV-Dokumentation „Die Heilkraft des inneren Arztes“ und auch in ihrem Buch „Die Heilkraft des inneren Arztes – Wie jeder seine Selbstheilungskräfte wecken kann“ ging es bereits um dieses Thema.

Insbesondere chronisch Krankheiten und Beschwerden sind es, die zu der Frage führen, was man selbst tun kann. Die Schulmedizin kann hier helfen. Aber bisweilen führt das eben nicht zu einer Besserung der Symptome. Manchmal wird nicht einmal die Ursache für die lang anhaltenden Beschwerden gefunden. Die Autorin vermittelt, dass es immer auch auf die innere Einstellung des Patienten ankommt, auf sein grundlegendes Befinden und auf seine aktive Mitarbeit. Der Mensch muss ganzheitlich betrachtet werden. Also auch die Psyche und die Lebensumstände. Die Autorin spricht hier zum Beispiel auch von Entspannungs- und Körperwahrnehmungstechniken, die eine schulmedizinische Behandlung erweitern können.

Vielleicht gelingt es nicht immer, die Selbstheilungskräfte so zu aktivieren, dass komplette Gesundheit sich einstellt. Und natürlich hat die Selbstheilung ihre Grenzen. Aber es ist eine Chance und auch etwas, dass man vorbeugend tun kann. So ist nicht selten Stress ein Auslöser für Krankheiten und gerade hier gibt es Strategien sich davon nicht im Alltag überrollen zu lassen. Das ist nicht einmal sehr zeitaufwändig.

Die Autorin spricht also viele Aspekte an. Manche Vorgänge kann man dann besser verstehen, und viele Erkenntnisse für sich selbst nutzen. Ganz neu ist das Thema natürlich nicht. Autogenes Training und Homöopathie sind bekannt. Aber im Buch wird alles auf einfache Weise erklärt und schafft besseren Zugang – auch für Skeptiker.

Rezension von Heike Rau

Sabine Goette
Selbstheilung – Warum Gesundheit im Kopf beginnt und was die Wissenschaft darüber weiß
256 Seiten, broschiert
Knaur MensSana
ISBN-10: 3426876388
ISBN-13: 978-3426876381
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Navid Kermani : Wer ist wir? – Deutschland und seine Muslime

Navid Kermani : Wer ist wir? – Deutschland und seine Muslime

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Navid Kermani versucht in seiner Studie über das „Wir- Gefühl“ und die Identitätssuche bei interkulturell aufwachsenden Bürgern zu recherchieren, wie weit doktrinäre Religionsauffassungen und Vorschriften von Religionsführern als Grund für kulturelle Missklänge und Gegensätze interpretiert werden.

In seiner makellosen, gepflegten Sprache erzählt Kermani aus seiner eigenen Kindheit, die er im Raum Siegen in Westfalen wohl behütet im Kreise seiner iranischen Familie verbracht hat. Überzeugend und glaubwürdig hat er gespürt, dass soziale und ökonomische Einflüsse für die Zugehörigkeit zu einer Kultur viel bedeutsamer sind, als die Religionszugehörigkeit und die fremdartigen Lebensgewohnheiten unterschiedlicher Völkergemeinschaften. Er, dessen islamische Familie zur oberen Mittelschicht gehört, fühlte sich keineswegs als Außenseiter. Eher waren die Unordnung und eine sorglose Freiheit im Elternhaus bestimmend für seine Kindheit, so dass seine Freunde liebend gerne zu ihm zum Spielen kamen. Erst als er, der begeisterte Fußballspieler, in einem Verein spielte, zu dem vorwiegend Kinder aus minderbemittelten Familien gehörten, wurde ihm bewusst, dass er aus einer anderen Schicht stammte und eigentlich nicht dazu gehörte. An vielen kleinen Beispielen wie z.B. dem Umgang mit den Eltern, dem gegenüber den deutschen Mitschülern nachlässig verpackten Schulbrot und sprachlichen Differenzierungen macht Navid Kermani sein Aufwachsen in zwei verschiedenen Kulturen fest. Seine persönliche Entwicklung entschied er als eine zwischen dem Innen und dem Außen. Der Wechsel war verinnerlicht und gelang ihm mühelos.

Nach Kermani ist eine allgemeine Identitätssuche in allen Religionen zu beobachten, ob im Hinduismus, im Islam oder bei den Evangelikalen in Amerika und bei christlich fundmentalistischen Gruppierungen überall in der Welt. Die Ausgrenzung Andersgläubiger und der Zusammenschluss innerhalb einzelner Religionsgruppen mit festen Ritualen sind Merkmale einer Suche nach Halt und Zugehörigkeit. Die Angst vor dem Identitätsverlust ist in ungebildeten und einfachen strukturierten Bevölkerungsschichten ungleich tiefer verankert als in denen, die in besser gesicherten ökonomischen und bildungsorientierten Sphären leben. Dennoch kommen Fundamentalisten und Terroristen mehrheitlich aus besser situierten Familien. Hier kommen Ideologien und Fanatismus mit ins Spiel, die als Grundlagen für die Übernahme von Macht und Herrschaft dienen.

Nach und nach entfaltet Kermani eine breite Palette sozialer Verhaltensweisen und ideologischer Aussagen bei Vertretern der verschiedenen Religionen. Indem das eigene Verhalten und die eigenen Glaubensgrundsätze für allein gültig erklärt werden, grenzt man Minderheiten als Gefährdung für die eigene Identität aus. Das klingt so simpel und wird doch erst durch Beispiele aus Indien, Indonesien und Iran fassbar veranschaulicht.

Kermani befasst sich in weiteren Kapiteln mit Einzelaspekten kultureller Konflikte und nicht zu übersehenden Gemeinsamkeiten. Insofern bieten seine Ausführungen im Wechsel zwischen Theorie und Praxis differenzierte Einblicke in den multikulturellen Alltag unseres Lebens. Er analysiert aber wertet nicht, wenn ihm auch gelegentlich polemische Bemerkungen unterlaufen. Mit klarem Verstand zeigt er die Ambivalenzen und Konflikte, die aus unterschiedlichen Anschauungen und Lebensgewohnheiten entstehen. Diese werden zwar über Religion und Volkszugehörigkeit erklärt, sind aber nicht zuletzt ein allgemein zwischenmenschliches Phänomen. Der Autor weitet den Blick vom kleinen in eine unfassende Ansicht auf kulturelle Gegensätze und die dadurch bedingten internationalen Streitigkeiten und beschränkt sich nicht nur auf den deutschen Alltag.

Man kann den Autor nach seinen Ausführungen fast als überkonfessionell bezeichnen, so klar und durchsichtig geht er die Probleme an. Dass der Orientalist und Schriftsteller Mitglied der deutschen Islamkonferenz ist, kann der Arbeit im Hinblick auf Verständigung, Toleranz und Offenheit für alle Themen von interkultureller Relevanz nur dienlich sein. Sein verständlich geschriebenes Buch ist ein beachtenswerter Beitrag zur gegenseitigen Völkerverständigung.

Navid Kermani
Wer ist wir? – Deutschland und seine Muslime
189 Seiten, broschiert
C.H.Beck, 4. Auflage, November 2015
ISBN-10: 3406685862
ISBN-13: 978-3406685866
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Atul Gawande: Sterblich sein

Atul Gawande: Sterblich sein

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Wie werden wir am Lebensende leben?

Dieser Frage ist Atul Gawande nachgegangen. Er ist Arzt und Amerikaner von indischer Herkunft und berichtet über seine Erfahrungen in den USA. Sie sind mit den Entwicklungen anderer zivilisierter Länder vergleichbar.

In verschiedenen Kapiteln handelt er den Status des Lebensendes ab und zieht u.a. den Vergleich zwischen früher und heute.

Gawande zeigt auf, dass mit dem demographischen Wandel neu einzurichtende Versicherungssysteme erforderlich wurden. Verlängerte Lebenszeit, die Möglichkeiten moderner Medizin und Mobilität in der heutigen Arbeitswelt sind Bedingungen, die den Zusammenhalt unter den Familien verändert haben. Damit einher ging die Verlagerung der Fürsorge aus dem früher mehr dem Familienverband überlassenen Aufgaben der Altenfürsorge an die so genannte öffentliche Hand. Die ersten Betreuungs – und Pflegeeinrichtungen wurden in Amerika durch engagierte Ärzte und betroffene Familienmitglieder gegründet. Sie endeten häufig im Desaster zwischen sicherer Versorgung, straff organisiertem Tagesablauf und Vereinsamung.

Gawande stellt fest, dass es einen Perspektivwechsel zwischen jungen und sehr alten Menschen gibt: hier wird vermehrt nach einer nach außen gerichteten Aktivität und Lebensgestaltung gesucht; im Alter hingegen wird der Rückzug in die Familie und zu den Kindern und alten Freunden angepeilt, und es herrscht eine allgemeine Abneigung gegen alles Neue.

Aus der Geriatrie (Altersheilkunde) führt der Autor Beispiele an, die uns zeigen, wie anders die Gesundheitsfürsorge für alte Menschen gegenüber jungen Menschen aussehen müsse. Altersmalaisen können vielerlei Ursachen haben, die nichts mit den Symptomen kranker Menschen in der Mitte des Lebens zu tun haben.

Atul Gawande zitiert Philip Roth mit seinem Satz aus dem Buch „Jedermann“, dass das Alter ein Massaker sei. Wie wahr! Er führt aus, dass im letzten Ende das Alter von einer ununterbrochenen Folge von Verlusten gekennzeichnet ist. Verlust von Angehörigen, Freunden, körperlichen Fähigkeiten und nicht zuletzt der eigenen Unabhängigkeit. Mit der häufig am Lebensende zu beobachtenden Versorgung im Heim geht die selbständige Gestaltung des Lebens und Handelns endgültig verloren. Fremdbestimmung und Verlust der Autonomie sind die bitteren Begleiterscheinungen um das Wissen darum, dass wir alle sterblich sind.

Neben den allgemeinen Fakten und Berichten erlebt man in Atul Gawande eine sehr Anteil nehmende Persönlichkeit. Er hat sich mit Patienten aber auch mit dem Sterben und Ende seines Vaters intensiv und liebevoll auseinandergesetzt.

Sein Buch ist ein Appell an die Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft für ein Miteinander, dass dem alten Menschen die Würde lässt und den Tod respektiert. Doch auch jeder einzelne von uns ist aufgerufen, sich der eigenen Sterblichkeit zu stellen und die Verleugnung des Todes zu beenden.

Im Anhang findet man eine Reihe von Anmerkungen zu diesem außergewöhnlichen Buch.

Atul Gawande

Sterblich sein
336 Seiten, gebunden
FISCHER, September 2015
ISBN-10: 3100024419
ISBN-13: 978-3100024411
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David G. Haskell: Das verborgene Leben des Waldes – Ein Jahr Naturbeobachtung

David G. Haskell: Das verborgene Leben des Waldes – Ein Jahr Naturbeobachtung

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Wohin man auch schaut, Natur ist überall. Der amerikanische Biologe David G. Haskell beschränkt sich bei seinen Naturbeobachtungen allerdings auf einen Kreis mit einen Durchmesser von einem Meter. Dieser liegt in den Bergen von Tennessee auf einer Terrasse in einem urwüchsigen, an einem Hang gelegenen Wald. Sein Mandala, also die Gemeinschaft die dort herrscht, will er beobachten. Er will sehen, was dieses Fleckchen Erde ihm erzählt und dies an den Leser weitergeben. Es gibt hier einen Stein, auf dem der Naturbeobachter sitzen kann, um Pflanzen und Tiere, bis hin zu den kleinsten Lebewesen, die nur mit einer Lupe zu erkennen sind, zu beobachten.

Ein Jahr dauern die Beobachtungen an. Immer wieder nimmt David G. Haskell sich Zeit und kommt in den Wald. Er verändert nichts, er greift nicht ein, er ist einfach nur da und schaut. Ab und an fotografiert er. Es gibt einige Seiten mit diesen sehenswerten Bildern im Buch.

Natürlich sieht ein Naturforscher etwas genauer hin. Er hat eine andere Wahrnehmung und das nötige Wissen zum Erkennen von Zusammenhängen. Das findet Niederschlag in den sehr lesenswerten Naturbeschreibungen. Sehr komplex sind diese Ausführungen, sehr ausführlich und auch weitertragend. Die Gedanken schweifen ab, natürlich nicht vom Thema, aber Erfahrungen, Gehörtes und Gelerntes fließen ein. Fast schon poetisch sind viele Zeilen im Buch. Der Leser wird zu Überlegungen angeregt, zur eigenen Beschäftigung mit der Natur.

Die Vielfalt, die auf diesem quadratmetergroßen Kreis herrscht, ist unglaublich und auch wie der Verlauf der Jahreszeiten zu Veränderungen führt. Dinge, die man kaum wahrnimmt oder die einfach so sind im täglichen Einerlei, werden plötzlich sichtbar. Es wird Zeit, die Natur neu zu entdecken! Der Autor gibt genügend Anregungen. Damit ist das Buch auch ein sehr schönes Geschenk für Leser mit Sinn für Natur.

Rezension von Heike Rau

David G. Haskell
Das verborgene Leben des Waldes – Ein Jahr Naturbeobachtung
Aus dem Englischen von Christine Ammann
288 Seiten, gebunden
Verlag Antje Kunstmann
ISBN-10: 3956140613
ISBN-13: 978-3956140617
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Jürgen Schäfer: Der Krankheitsermittler – Wie wir Patienten mit mysteriösen Krankheiten helfen

Jürgen Schäfer: Der Krankheitsermittler – Wie wir Patienten mit mysteriösen Krankheiten helfen

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Prof. Jürgen Schäfer arbeitet an der Universitätsklinik Marburg. Hier gibt es das einzigartige „Zentrum für unerkannte Krankheiten“. Menschen, die nicht mehr weiterwissen, oder ohne Erfolg austherapiert sind, kommen zu ihm. Sie sind krank, oft schwer krank und das meist schon lange. Doch die richtige Diagnose konnte nie gestellt werden. Oft werden die Ursachen für diese gesundheitlichen Beschwerden sogar als physisch abgetan. Das Team um Prof. Schäfer sieht allerdings etwas genauer hin. Es besteht aus Krankheitsermittlern, also Spezialisten, die oft mit unerklärlichen Krankheitsbildern konfrontiert werden und nicht müde werden, einer Sache auf den Grund zu gehen.

Interessante Fälle wurden im Buch zusammengefasst. Der Leser erfährt hier genau, wie Ursachenforschung betrieben, genauestens hingehört und untersucht wird. Zusammenhänge müssen erkannt und schließlich eine Diagnose gestellt werden, auf die dann die erfolgversprechende Behandlung erfolgen kann.

Das Buch ist äußerst spannend. Es gibt eine Reihe von seltenen Krankheiten, die dann eben, weil sie so selten sind, nur von darauf spezialisierten Ärzten erkannt werden können. In den einzelnen Fällen wird der Leidensweg der Patienten beschrieben, bis sie dann endlich in das „Zentrum für unerkannte Krankheiten“ kamen. Man kann nachverfolgen wie schwierig die Ursachenfindung für Beschwerden oder sogar auch lebensbedrohliche Krankheiten ist. Die Ärzte werden buchstäblich zu Detektiven, die Puzzleteile zusammensetzten.

Das Buch ist leicht lesbar und gut verständlich. Es wird nicht nur der Fall selbst beschrieben, sondern auch ein Teil der Lebensgeschichte der Patienten. Man wird sensibilisiert für mysteriöse Krankheiten. Krankheiten die den Anschein haben, unheilbar zu sein, und die mit der richtigen Diagnose doch therapiert werden können.

Rezension von Heike Rau

Jürgen Schäfer
Der Krankheitsermittler – Wie wir Patienten mit mysteriösen Krankheiten helfen
256 Seiten, gebunden
Droemer Verlag
ISBN-10: 3426276445
ISBN-13: 978-3426276440
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Florian Wagner: 100 % Abenteuer: Pferde

Florian Wagner: 100 % Abenteuer: Pferde

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Florian Wagner liebt das Abenteuer. Das beweisen sein Beruf und seine Hobbys. Beides lässt sich verbinden und so sind es die Pferde, die der Fotograf mit seiner Kamera ins Visier nimmt. Seine Abenteuer werden zu Geschichten, die erzählt werden. Sachwissen wird ganz nebenher vermittelt.

Der Autor begibt sich mit seiner Kamera auf eine ungewöhnliche Reise um die Welt. Kein Ort scheint ihm zu weit. Er genießt die „Freiheit zu Pferde“ mit anderen Reitern bei einem Wanderritt durch Andalusien und beschreibt genau, wie so etwas abläuft. „Löwen, Gnus und Elefanten“ begegnet er bei einer Safari zu Pferde durch die Savanne Kenias. Es ist eine Reise voller unglaublicher Gefahren. „Die Reiter vom Todeshügel“ trifft Florian Wagner in einem Indianerreservat im US-Bundesstaat Washington. Hier findet das spektakuläre „Omak Suicide Race“ statt. In der Wüste Abu Dhabis, besucht er das königliche Gestüt Al-Asayl und befindet sich damit „Im Paradies für Pferde“.

Florian Wagner hat seine Abenteuer mit der Kamera dokumentiert. Die Fotos, von denen jedes einzelne eine ausführliche Bildunterschrift hat, sind außergewöhnlich. Es sind bewegende Bilder, die besondere Situationen einfangen oder spektakuläre Momente erfassen. Es ist die Perspektive, der andere Blickwinkel und die leidenschaftliche Art zu fotografieren, die begeistern. Mensch und Tier bilden nicht selten eine Einheit.

Die Texte sind dem entsprechend spannend. Dennoch hätte ich mir gewünscht, dass Florian Wagner aus der Ich-Perspektive schreibt. Diese persönliche Schreibweise wäre sicher noch authentischer gewesen.
Das ergänzende Sachwissen wird in Kästchen oder am Bildrand präsentiert. Wissenswertes und Fakten werden hier dargestellt. Diese sind für die Zielgruppe, das sind Kinder im Alter von 10-14 Jahren, ausgelegt.
Aber auch allen anderen pferdebegeisterten Menschen wird das Buch gefallen.

Rezension von Heike Rau

Florian Wagner
100 % Abenteuer: Pferde
60 Seiten, gebunden
Ravensburger Buchverlag
ISBN-10: 3473554235
ISBN-13: 978-3473554232
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Prof. Dr. Allessio Fasano und Susie Flaherty: Die ganze Wahrheit über Gluten

Prof. Dr. Allessio Fasano und Susie Flaherty: Die ganze Wahrheit über Gluten

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Bei Büchern zu Gesundheitsthemen lese ich immer zuerst die Autoreninfo. So weiß ich schon vor der Lektüre des Buches, dass Prof. Dr. Alessio Fasano Kindergastroenterologe und Direktor des Zentrums für Zöliakieforschung am Mass-General Hospital for Children in Boston, Massachusetts ist. Das Buch ist in Zusammenarbeit mit Susie Flaherty, der Kommunikationschefin des Zentrums, entstanden. Ich verspreche mir also von dem Buch umfassende und vor allem handfeste Informationen zum Thema Gluten und Zöliakie.

Tatsächlich hat mich das Buch überrascht. Denn scheinbar liegt hier wirklich einiges im Argen. Es scheint viel mehr Fälle zu geben, als bisher angenommen und auch die Krankheiten, die durch eine Unverträglichkeit von Gluten entstehen können, spielen sich unter Umständen nicht allein im Magen-Darm-Bereich ab.

Der Autor zeigt auf, wie er seine Arbeit begann und welche Ergebnisse seine Forschungsarbeit erbracht hat und er zeigt natürlich auch die Konsequenzen auf, die daraus entstanden sind. Natürlich ist diese Arbeit noch nicht beendet. Die Behandlung besteht ja bisher nur aus einer Ernährungstherapie. Doch auch hier bietet der Autor erfolgversprechende Zukunftsaussichten.

Im Buch geht es um Zöliakie, Glutensensivität und Weizenallergie. Der Autor möchte aber auch praktische Hilfe geben. Er zeigt auf, wie die Ernährungstherapie aussehen muss und liefert gleich Rezepte mit. Man erfährt im Buch, ob die Küche Betroffener tatsächlich frei sein muss von jedem glutenhaltigen Mehlstäubchen, was von Nahrungsmitteln mit dem Glutenfrei-Zeichen zu halten ist, ob Hafer nun verträglich ist oder nicht und mehr. Auch wenn die Regale mit glutenfreien Lebensmitteln immer voller werden, ist es doch keineswegs leicht, auf eine glutenfreie Ernährung umzustellen, die wirklich alles enthält, was der Mensch für eine gute Gesundheit braucht. Davon abgesehen, wird auch auf Patienten eingegangen, die nicht auf eine glutenfreie Ernährung ansprechen und weiterhin Problem haben.

Es geht aber auch um die Frage, ob Gluten generell von Menschen gemieden werden sollte. Macht Weizen tatsächlich irgendwann jeden krank? Der Autor bezieht hier, auf eine doch recht vorsichtige Art und Weise, Stellung. Wichtig scheint es mir vor allem, sich mit dem Thema einmal auseinanderzusetzen, um zu sehen, ob man eventuell selbst ein Problem mit dem Gluten hat und nur noch nicht drauf gekommen ist.

Fazit: Das Buch liest sich gut. Fachbegriffe werden nicht gemieden, aber immer sofort erklärt. Gut finde ich neben dem fachlichen auch den praktischen Teil des Buches. Das passt alles gut zusammen und ist wirklich hilfreich im Verständnis und der Therapie der Zöliakie.

Rezension von Heike Rau

Prof. Dr. Allessio Fasano und Susie Flaherty
Die ganze Wahrheit über Gluten
Aus dem amerikanischen Englisch von Claudia Fritzsche
384 Seiten, gebunden
Südwest Verlag
ISBN-10: 351709370X
ISBN-13: 978-3517093703
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Henry Marsh: Um Leben und Tod

Henry Marsh: Um Leben und Tod

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Medizinische und menschliche Aspekte eines anspruchsvollen Lebens als Neurochirurg.

Henry Marsh ist Neurochirurg, ein bekannter dazu, und hat in seinem vorliegenden Buch in ungewöhnlicher Weise über seinen Berufsweg und die langjährigen Erfahrungen, die er als Chefarzt gemacht hat, ausführlich berichtet.

Dabei geht es um die Medizin, um die Bürokratie des englischen Gesundheitswesens und um die Hoffnungen und Zweifel von Arzt und Patient.

Nach frühen Umwegen bei der Berufsfindung hat er sich zum Facharzt für Neurochirurgie ausbilden lassen. Er genießt in England hohes Ansehen auf seinem Fachgebiet.

In verschiedenen Kapiteln werden Hirnerkrankungen unterschiedlichster Genese und Formen mit ebenso vielfältigen Folgen abgehandelt.

Seine Arbeit ist schwer und auch für die praktizierenden Ärzte, wie er versichert, zuweilen unerträglich. Geht es doch immer um schwerstkranke Menschen, deren Weiterleben oder Sterben von dem Grad der Erkrankung und vom Können des Chirurgen abhängt.

Seine Leidenschaft für das Handwerk, das für die Feinarbeit als Hirnchirurg unabdingbar ist, macht ihn zum Könner auf seinem Gebiet.

Dass man als Neurochirurg einerseits Distanz zum Kranken bewahren muss, um nicht im Mitleid unterzugehen, und sich andererseits doch mitmenschlich und empathisch dem Kranken und seinen Angehörigen zuwenden muss, macht er in seinen Aufzeichnungen sehr deutlich.

Er hat die Gabe, sich klug und einfühlsam zu verhalten. Das bemerkt man, wenn er über Gespräche mit Kranken und Angehörigen berichtet.

Eigenreflexionen und die Einschätzung gegenüber eigenen und den Fehlern anderer bieten ein hohes Maß an Selbstkritik. Henry Marsh ist im wahrsten Sinne des Wortes ein mitfühlender und nachdenklicher Mensch.

Man liest den Bericht über den Klinikalltag mit seinen bürokratischen Anforderungen und den medizinischen Herausforderungen teilweise mit hohem Interesse, teilweise mit Grauen, immer aber mit großer Aufmerksamkeit.

Bei den Möglichkeiten der Heilung verweist H. Marsh auf die dem Arzt gesetzten Grenzen. Der Grat zwischen Leben und Tod wird gerade in diesem Bericht überdeutlich. Zuweilen ist Nichthandeln menschlicher als Handeln, wenn sicheres Siechtum oder nur qualvolle Lebensverlängerung zu erwarten ist.

Die menschlichen, medizinischen und wissenschaftlichen Komponenten in seinem Handeln und seinem inneren Kampf um den richtigen Weg bilden den Grundtenor in seinem beruflichen Lebensrückblick. Das macht das Buch anrührend und nimmt den Leser auf ganz eigene Weise mit.

Henry Marsh
Um Leben und Tod
352 Seiten, gebunden
Deutsche Verlags-Anstalt, April 2015
ISBN-10: 3421046786
ISBN-13: 978-3421046789
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Harro Albrecht: Schmerz – Eine Befreiungsgeschichte

Harro Albrecht: Schmerz – Eine Befreiungsgeschichte

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Schmerzen kennt fast jeder. Viele haben gelegentlich mit Kopfschmerzen, Rückenschmerzen oder mit Muskelkater zu tun. Manchmal wird der Schmerz auch chronisch oder wird als so stark empfunden, dass er eigentlich nicht auszuhalten ist. Schmerzmittel helfen dann nicht mehr oder verursachen Nebenwirkungen, die auch nicht hinnehmbar sind.

Der Medizinjournalist Dr. med. Harro Albrecht hat sich einmal ausführlich mit dem Schmerz beschäftigt. Über 600 Seiten hat das vorliegende Buch. Es geht vor allem darum, wie wir Schmerz empfinden und wie wir damit umgehen. Angestrebt wird scheinbar eine komplette Schmerzfreiheit. Möglich ist das allerdings nicht und auch nicht erstrebenswert, wie der Autor aufzeigt. Er berichtet von Menschen mit einem Gendefekt, die nie Schmerzen empfinden und denen damit die Warnfunktion des Schmerzes nicht zur Verfügung steht.

Interessant ist, dass der Schmerz sich verselbstständigen kann. Es ist praktisch keine Ursache zu finden. Dass es trotzdem schmerzt, ist unbestritten, eine Behandlung aber umso schwieriger. Der Autor hat sich ausführlich mit der Entstehung des Schmerzes beschäftigt und er ist dazu quer durch die Geschichte gegangen und hat Forscher und ihre Arbeiten noch einmal aus heutiger Sicht betrachtet.

Unser Umgang mit Schmerz muss überdacht werden. Die Behandlung muss auf den ganzen Menschen bezogen werden, also ganzheitlich sein, denn Umfeld, Lebensbedingungen und Psyche spielen eine Rolle. Der Griff zur Tablette ist nicht immer sinnvoll, man kann vieles tun, das Linderung verschafft.

Das Thema ist sehr detailliert aufgearbeitet. Der Autor schlägt einen erzählenden Ton an, sodass man als interessierter Leser gut durch die Kapitel geführt wird. Ich habe eine Menge gelernt. Mein Verständnis für den Schmerz ist gewachsen. Als Ratgeber ist das Buch sicherlich nicht gedacht. Aber die Auseinandersetzung mit dem Thema lässt doch ein wenig umdenken. Die eigene Betrachtungsweise verändert sich, einfach weil man nach der Lektüre Zusammenhänge, die den Schmerz betreffen, besser versteht.

Rezension von Heike Rau

Harro Albrecht
Schmerz – Eine Befreiungsgeschichte
608 Seiten, gebunden
Pattloch Verlag
ISBN-10: 3629130380
ISBN-13: 978-3629130389
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