Stefanie Kremser: Der Tag, an dem ich fliegen lernte

Stefanie Kremser: Der Tag, an dem ich fliegen lernte

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Hin und her …

Nach der ungewöhnlichen Geburt von Luisa macht sich ihre Mutter Aza davon und überlässt das weitere Gedeihen ihrer Tochter anderen. Ferguson, ein Engländer, rettet dieser auf ungewöhnliche Weise das Leben. Er zieht mit ihr zu Luisas Vater Paul in eine Münchner WG. Das Aufwachsen unter diesen Bedingungen verläuft für Luisa lustig bis chaotisch. Sie bekommt ihre Mahlzeiten und ihre Fürsorge von allen gleichzeitig. Doch auch in der WG geschehen merkwürdige Dinge. Irene dreht durch, Max geht nach England, und Paul findet eine Spur zu Luisas Mutter. Zusammen mit Luisa macht er sich auf nach Brasilien, wo er Aza zu finden hofft.

Man kann sich das Leben der WG lebhaft vorstellen und harrt der Dinge, die da kommen mögen! Der leicht lakonische Ton, die Charakterisierung der einzelnen WG Bewohner und ihr Gemeinschaftsleben bieten mannigfachen Anlass, sich das gemütlich-ungemütliche Leben dort auszumalen.

Nachdem die WG sich aufgelöst hat, ist Paul mit Luisa auf dem Weg nach Brasilien, und damit fangen die großen Abenteuer erst an. Sie reisen zuvor in das Dorf Hinterdingen in Bayern. Dort erfahren sie die seltsame Geschichte der Aus- und Rückwanderung der Dorfbewohner vor hundert Jahren nach Brasilien und zurück. Weit verzweigte Verwandtschaftsbeziehungen tun sich auf, und Paul und Luisa sind beflügelt, Luisas Mutter in Brasilien zu suchen und zu finden.

Fazit der Geschichte: Luisa entdeckt die Freiheit ihres Lebens, die sie in keine verwandtschaftlichen Zwänge, Vererbungstheorien oder dergleichen einbindet. Sie ist ein glückliches Kind, das zahlreiche Bindungen und Verbindungen pflegt und sich zuletzt aufmacht, ihr eigenes Leben nach selbst bestimmten Regeln zu leben. Die abenteuerliche Reise nach Brasilien bescherte Ferguson, der sich ihnen angeschlossen hatte, Paul und Luisa eine Vielzahl von beeindruckenden Abenteuern und Erlebnissen.

Stefanie Kremser ist eine muntere Erzählerin, deren skurriler Humor so manches Mal zum Schmunzeln einlädt.
Sie hat einen leichten, beschwingten und fantasiereichen Roman geschrieben, in dem es sich schön schmökern lässt. Keine Erdenschwere mit belastenden Erinnerungen zeichnet den Weg der Icherzählerin. Hier findet sich die Leichtigkeit des Seins mit glücklichen Fügungen und bereitet dem Leser einfach nur Vergnügen.

Stefanie Kremser
Der Tag, an dem ich fliegen lernte
304 Seiten, gebunden
Verlag: Kiepenheuer & Witsch, August 2014
ISBN-10: 3462047051
ISBN-13: 978-3462047059
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Jonathan Crown: Sirius

Jonathan Crown: Sirius

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Heimweh, Abenteuer und Neubeginn.

Das macht so schnell niemand diesem Autor nach: eine Geschichte zu erzählen mit dem ernsten Hintergrund der Vertreibung der Juden aus Nazideutschland gekoppelt an die komische Geschichte eines Foxterriers mit Namen Sirius!

Zuerst heißt dieser Hund noch Levi, und er gehört dem Professor Liliencron, einem jüdischen Wissenschaftler. Letzteren interessiert die große Politik nicht gar so sehr. Jeden Morgen zieht er seine Runden mit dem Hund durch die Berliner Straßen und ist froh.

Spätestens 1938, als in Berlin die Läden und Synagogen geschändet werden, ändert sich das. Polternde SS Schergen erobern jede Wohnung und verscheuchen die jüdischen Bewohner. In Haus der Liliencrons halten sie ein: der Hund kann seine Pfote zum Hitlergruß erheben! Das ist komisch und tragisch zugleich. Man hat damit die „Hitlerei“ im Hause der Liliencrons zu passender Gelegenheit veralbert!

Levi wird nach dem Sternbild des Sirius in „Sirius“ umbenannt und die ganze Familie mit Hund sucht einen Weg, aus dem Land zu kommen. Dabei zeigt sich, dass die Familie weitreichende Kontakte hat, die ihnen die Flucht nach Kalifornien ermöglichen. In Kalifornien geraten Carl und Rahel durch ihren Retter Peter Lorre, einer früheren Flamme von Rahel, in Schauspielerkreise und Sirius gleich mit ihnen.

Carl Liliencron bekommt einen Job als Chauffeur bei einem bekannten Filmschauspieler, und bald darauf wird Sirius als Akteur entdeckt. So ändern sich die Zeiten!

In einem rasanten Szenenwechsel rast die Erzählung durch die Weltgeschichte während des Zweiten Weltkriegs. Sirius denkt und handelt wie ein Mensch und kann daher auch die Geschichte beeinflussen! Ein Wunder!

Der Autor Jonathan Crown besteht darauf, dass er nur die Geschichte des Hundes Sirius protokolliert habe. Er sei gar nicht der Autor, sondern gäbe nur wieder, was ihm ein Nachfahre von Sirius erzählt habe.

Gekonnt aber fängt er die Atmosphäre im Hollywood der vierziger Jahre ein; die ausufernden Partys, Begegnung mit Schauspielern, die große Namen hatten und das ganze eitle Treiben der Filmschaffenden.

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge liest man, wie schwer es die Menschen hatten, wenn sie aus allen bisherigen Bezügen, Profession und Heimat vertrieben wurden und zu einem kompletten Neubeginn gezwungen waren. Wer immer sich unter dem Namen Jonathan Crown verbergen mag: es ist ihm gelungen, den Ernst mit dem Scherz oder die Schwere und mit der Leichtigkeit des Seins zu verbinden.

Jonathan Crown
Sirius
288 Seiten, gebunden
Kiepenheuer & Witsch, August 2014
ISBN-10: 3462046780
ISBN-13: 978-346204678
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Rosemarie Bus: Gefährliches Gelände

Rosemarie Bus: Gefährliches Gelände

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Es ist Sommer am Schliersee. Überschattet wird das schöne Wetter, als ein Toter in einem Felsbecken an den den Josefsthaler Wasserfällen gefunden wird. Dass es Mord war, weiß Kriminalhauptkommissar Josefa Lautenschläger sofort. Sie hat ein Gespür dafür. Und nachdem sie dem Gerichtsmediziner auf die Sprünge geholfen hat, liefert der auch die entsprechenden Beweise.

Die Journalistin Stella hat den Toten schon einmal gesehen. In einem Strandkorb. Zusammen mit einer sehr reichen Frau. Der Mann, der ermordet wurde, hatte offensichtlich ein Verhältnis mit der verheirateten Brigitte Hochstetten. Stella schweigt und wird dazu, als Angestellte im Hause Hochstetten, auch noch schriftlich genötigt. Stella braucht den Job, da sie als Journalistin nicht genug verdient. Aber das hindert sie natürlich nicht daran, auf eigene Faust zu ermitteln und sich soweit es eben geht, mit der Kriminalkommissarin Josefa Lautenschläger auszutauschen.

Eine größere Summe scheint in diesem Krimi auch noch eine Rolle zu spielen. Ob hier eine Erpressung läuft oder etwas anderes Ungeahntes, lässt sich nicht so leicht ausmachen. Zu viele Personen sind im Spiel. Allerdings wird bald eine weitere auf mörderische Art und Weise beseitigt.

Der Fall ist recht spannend, aber auch undurchschaubar und langwierig. Der Täter ist einfach nicht dingfest zu machen und treibt Ermittlerin und Journalistin immer wieder in die falsche Richtung.

Die Stärke des Buches liegt eher in der Schreibweise der Autorin, die sich sehr gekonnt auf eine humorvolle und freche Art und Weise ausdrückt. Vorkommnisse werden mit sehr spezieller, bildhafter und dadurch besonders treffende Wortwahl umschrieben. Das ist sehr unterhaltsam.

Alles in allem wirkt der Krimi dennoch ein bisschen zu lang. Am Ende wird alles noch einmal durcheinander gewirbelt, was aber der Raffinesse des Täters zu schulden ist.

Rezension von Heike Rau

Rosemarie Bus
Gefährliches Gelände
400 Seiten, broschiert
Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423215313
ISBN-13: 978-3423215312
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Magnus Schleich, Saul (Buchvorstellung)

Magnus Schleich, Saul (Buchvorstellung)

Im Rahmen der Edition Leselupe bieten wir Autoren die Möglichkeit, ihre Bücher als Taschenbuch und Hardcover zu veröffentlichen. Die aktuellen Veröffentlichungen stellen wir Ihnen natürlich auch auf dem Blog der Leselupe vor.

Saul, der erste König in Israel, gehört zu den tragischen biblischen Gestalten. Er scheitert an den Ansprüchen, die an ihn gestellt werden, aber auch an den eigenen ehrgeizigen Zielen. „Vollbringen war ihm keines geschenkt. Unter der Hand zerbrach ihm, was er eben voller Hoffnung angefasst hatte, und diese Erkenntnis zerriss ihn selbst, weil er immer wieder den Kampf dagegen aufnahm. Er gab sich nicht mit halben Dingen zufrieden, er wollte das Ganze, das ihm vor Augen stand, mit aller Macht. Aber kann man ein Ideal in einer unvollkommenen, bruchstückhaften Welt erzwingen? Der Versuch muss scheitern, er führt nicht ans Ziel, sondern unweigerlich zu Gewalt und Unmenschlichkeit. Saul nahm es wahr und wollte es doch nicht wahrhaben. Das war sein Verhängnis, daran litt er.“ Das schreibt rückblickend Meribaal, Sauls letzter Nachkomme. Neben ihm berichten drei weitere Erzähler: ein väterlicher Freund, ein junger Priester und ein Vertrauter von Sauls Erstgeborenen, Jonathan, jeweils aus ihrer persönlichen Perspektive von verschiedenen Lebensabschnitten des Königs, von seiner Erwählung bis zu seinem Tod auf dem Schlachtfeld, und von den ersten Jahren der Regentschaft seines Kontrahenten David, die durch blutige Kämpfe um die Macht gekennzeichnet sind. Dabei gibt die biblische Tradition den Rahmen der Erzählungen vor, sie wird aber frei ausgestaltet und mit fiktiven Teilen verwoben, so dass der heutige Leser in den Ereignissen aus ferner Zeit auch seine eigenen Fragen zum Sinn des Lebens und der Geschichte entdeckt. Was hat Bestand? Welcher Weg führt durch das Trümmerfeld der Vergangenheit? Meribaal zieht folgendes Resümee: „Einem jeden ist sein Los zugeteilt in dieser Welt, und er muss den ihm bestimmten Weg gehen. Das ist der gerechte Weg.“

Magnus Schleich
Saul
Taschenbuch: 444 Seiten
Verlag: Edition Leselupe (4. Juli 2014)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3849586359
ISBN-13: 978-3849586355

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Micaela Jary: Das Haus am Alsterufer

Micaela Jary: Das Haus am Alsterufer

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Die Geschichte beginnt in Hamburg im Jahre 1911. Die angesehene Familie Dornhain, in dessen Besitz sich eine Reederei befindet, steht im Blickpunkt des Romans. Der verwitwete Victor Dornhain ist das Familienoberhaupt. Er hat drei erwachsene Töchter: Ellinor, Helene und Lavinia. Mit zum Familienhaushalt gehört Victors Mutter Charlotte.

Helene lebt nicht mehr zu Hause, sie ist künstlerich begabt und studiert in München. Ellinor engagiert sich in einer Frauenbewegung. Die jüngste Tochter, Lavinia, genießt die angenehmen Seiten des Lebens und möchte möglichst bald heiraten. Sie schmeißt sich dem Architekten Konrad Michaelis an den Hals, bringt ihn in eine ausweglose Lage und sorgt für einen drohenden Skandal, sodass er nicht anders kann, als Lavinia einen Heiratsantrag zu machen. Dabei ist er unsterblich in Helene verliebt. Das muss nun angesichts der Umstände geheim bleiben, so viel ist auch Helene klar.

Die Geschichte einer weiteren jungen Frau wird im Buch erzählt. Sie kommt als Hausmädchen in den Haushalt der Familie. Ihre Ziehmutter hat das arrangiert. Dass Klara Thießen näher verbunden sein muss mit Dornhains wird schnell klar. Aber bald verschieben sich die Prioritäten in der Familie. Nämlich dann, als der Krieg ausbricht.

Die Familiensaga ist in verschiedene Teile gegliedert. So wird die Geschichte von den unterschiedlichen Standpunkten der Familienmitglieder betrachtet. Die Töchter unterscheiden sich sehr in ihrem Charakter, sodass nicht die gleichen Lebensziele vorhanden sind.

Die Autorin schreibt sehr ausschweifend und bildhaft und versucht dabei Nähe zur Familie Dornheim mit all ihren Facetten herzustellen. Der geschichtliche Hintergrund spielt eine tragende Rolle. So ist die zweite Hälfte des Buches sehr viel spannender als die erste, weil die Familie während der Kriegszeit auf eine harte Probe gestellt wird.

Rezension von Heike Rau

Micaela Jary
Das Haus am Alsterufer
576 Seiten, broschiert
Goldmann Verlag
ISBN-10: 3442480280
ISBN-13: 978-3442480289
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Anthony Doerr: Alles Licht, das wir nicht sehen

Anthony Doerr: Alles Licht, das wir nicht sehen

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Werner und Marie-Laure sind zwei junge Menschen, die in unterschiedlichen Sphären und Gegenden aufwachsen. Der Hauptteil der Erzählung umfasst zehn Jahre ihres jungen Lebens und umschließt in großen Teilen den Zweiten Weltkrieg.

Einige Jahre vor diesem Krieg lebt Werner als Waisenjunge in einem Heim bei Essen in Deutschland. Er interessiert sich für Radiotechnik und kann früh schon ferne Nachrichten empfangen. Wie sich zeigen wird ist er mit dieser Neigung ein willkommenes Mitglied der Deutschen Wehrmacht im zweiten Weltkrieg.

Marie-Laure ist blind und wird von ihrem liebevollen Vater geprägt. Er verwaltet die Schlüssel zu verschiedenen Abteilungen eines naturkundlichen Museums in Paris. Anhand eines Miniaturbaus ihres Viertels in Paris lernt Laure tastend sich in den heimatlichen Strassen zurechtzufinden. Nach der Flucht vor den Nazis nach Saint-Malo in der Bretagne hört Marie-Laure von einem seltenen Schatz, einem besonderen Diamanten, der Glück und Unglück zu bringen vermag. Ihr Vater hält ihn versteckt.

Dann beginnt der Zweite Weltkrieg.

In wild wuchernden und mäandernden Bildern folgt man den Spuren der beiden Protagonisten.

Werners Weg führt ihn über eine Napola, einer Eliteschule für den Führer Adolf Hitler, zum Militär und bis nach Saint-Malo in Frankreich, wo er die kleine Marie-Laure kennen lernt. Man wartet auf eine längere Beziehung zwischen den beiden. Jedoch bleibt es bei einer kurzen aber inhaltsreichen Begegnung.

Der Zweite Weltkrieg mit allen seinen Schrecken bietet den äußeren Rahmen für eine Handlung, die geheimnisvoll und unerklärlich ist. Französisches Flair, deutsche Gründlichkeit und auch die kriegerischen Grausamkeiten setzen Marksteine, die man nicht vergisst.

Mut, Tapferkeit und das Geschick, sich irgendwie durchzuschlagen, spielen keine geringe Rolle in der Handlung.

Kunstvoll webt A. Doerr eine Geschichte, in der an zahlreichen Orten mit verwirrenden Begegnungen aufgewartet wird. Er findet den Ton und die rechte Spielart, das breit angelegte Drama abzuhandeln. Man bleibt der Erzählung mit ihren Figuren immer auf der Spur und hofft, dass sich das Leben unter den kriegerischen Bedingungen doch zum Guten wenden möge. Weit verzweigt spielt die Handlung in verschiedenen Zeitebenen und Gegenden. Frankreich bietet allerdings den örtlichen Schwerpunkt. Gebannt liest man, wie einzelne Figuren sich durch schwere Prüfungen bewähren müssen. Der Krieg markiert seine Spuren mit aller Grausamkeit.

Der Roman zeigt poetische und geheimnisvolle Seiten. Zuweilen haben die Geschichten etwas Träumerisches.

Ein gelungenes Epos ist dem amerikanischen Autor Anthony Doerr mit diesem Roman gelungen. Er ist für sein Werk vielfach ausgezeichnet worden.

Anthony Doerr
Alles Licht, das wir nicht sehen
519 Seiten, gebunden
C.H.Beck, Juli 2014
ISBN-10: 3406667511
ISBN-13: 978-3406667510
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Hans-Peter Rodenberg: Marlene Ernest – Eine Romanze

Hans-Peter Rodenberg: Marlene Ernest – Eine Romanze

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Vielleicht ungewöhnlich für mich, ein Sachbuch zu besprechen, doch dieses hat mir außerordentlich gefallen. Es ist nämlich keine Biografie. Der Hemingway-Kenner Rodenberg hat sich dieses Mal der außergewöhnlichen Liebesbeziehung der außergewöhnlichen Figuren der Zeitgeschichte Ernest Hemingway und Marlene Dietrich angenommen, dem Dichter und der Diva. Wobei Ersterer durchaus auch als männliche Diva durchgehen täte. Die beiden verband eine enge Freundschaft – oder waren sie doch ein Liebespaar? Obwohl sie räumlich oft getrennt lebten, waren beide so eng miteinander verbunden, gingen beide so vertraut miteinander um, wie es Liebespartner, Lebensgefährten oder Eheleute miteinander nur tun.

Marlene und Ernest lernten sich 1934 auf dem Ozeandampfer »Ile de France« kennen. Von da an sollte es lebenslang zwischen ihnen knistern. Sie sang für ihn im Pariser »Ritz« auf dem Rand seiner Badewanne, er nannte sie liebevoll »My dear little Kraut«, in ihren unzähligen Briefen vertrauten sie einander alles an. Marlene und Ernest verfolgt die zärtliche Beziehung der beiden und ihre Lebensgeschichte von jener ersten Begegnung 1934 bis zu Hemingways Tod 1961.

Mir hat besonders der saloppe Stil des Autors gefallen. Die zahlreichen Informationen, die in den einzelnen Kapiteln stecken, lassen sich einfach aufnehmen. Abwechselnd sind die Kapitel gestaltet, mal die Sicht auf Hemingway, mal die auf Dietrich. Interessant sind die einzelnen Details, die einem vielleicht nicht immer fremd waren, aber die durch die Betrachtung der beiden als Paar in einem neuen Licht erscheinen.

Leicht zu konsumierendes Buch über unvergessene Größen der Vergangenheit und ihre Beziehung zueinander.

Rodenberg, Hans-Peter
Marlene & Ernest – Eine Romanze
Insel Verlag
ISBN-10: 3458357947
ISBN-13: 9783458357940

© Detlef Knut, Düsseldorf 2014

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Christoph-Maria Liegener: poetix – ein Pseudodichter (Buchvorstellung)

Christoph-Maria Liegener: poetix – ein Pseudodichter (Buchvorstellung)

Im Rahmen der Edition Leselupe bieten wir Autoren die Möglichkeit, ihre Bücher als Taschenbuch und Hardcover zu veröffentlichen. Die aktuellen Veröffentlichungen stellen wir Ihnen natürlich auch auf dem Blog der Leselupe vor.

Wer ist dieser “poetix” aus der Neuerscheinung von Christoph-Maria Liegener und warum wird er klein geschrieben? Warum soll er ein Pseudodichter sein? Was hat das alles mit zeitgenössischer Lyrik zu tun? Und was, bitteschön, ist ein Blasophem? Fragen über Fragen, denen Autor Christoph-Maria Liegener in “poetix – ein Pseudodichter” nachgeht.

In seinem Buch geht der Autor mit dem Leser auf Spurensuche und auf einen ironischen Streifzug durch verschiedene Gattungen der Dichtung. Nur ein Vorwand, die Werke jenes Pseudodichters zu verreißen? Teilweise schon: Mit sichtlichem Vergnügen zerpflückt der Autor die Werke seines Opfers. Er geht aber auch darüber hinaus und kommt dabei zu den merkwürdigsten Schlussfolgerungen. Angesichts des tragikomischen Protagonisten geht das nicht ohne eine Prise Galgenhumor und Nachdenklichkeit.

Die literarischen Formen in “poetix – ein Pseudodichter” reichen von Lyrik bis Prosa, vom Philosophischen bis zur Komik, von Sonetten bis zu experimentellen Texten. Selbst Graffiti werden nicht ausgelassen und auch ein sexy Kalligramm darf nicht fehlen. Für die ganz Anspruchsvollen wird in einem Essay eine Brücke von der Lyrik zur modernen Physik geschlagen. Bringt das Ganze etwas? Die Antwort in poetix’ Worten: Es hilft – nur jetzt noch nicht.

Eine humorvolle Annäherung an einen Pseudodichter und die Dichtung selbst.

poetix – ein Pseudodichter
Christoph-Maria Liegener
Taschenbuch: 92 Seiten
Verlag: Edition Leselupe (30. Juni 2014)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3849584828
ISBN-13: 978-3849584825

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Ulla-Lena Lundberg: Eis

Ulla-Lena Lundberg: Eis

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Mitte der 1940er Jahre kommt der Pfarrer Petter Kummel mit seiner Frau Mona und der kleinen Tochter Sanna auf die Örar-Inseln zwischen Finnland und Schweden. Das Ehepaar ist begeistert von der kargen Landschaft, ihrem neuen Zuhause auf der Kirchinsel und den Bewohnern, die ihnen durchweg freundlich gegenübertreten. Die Fischer und die Bauern auf ihren Höfen sind sofort fasziniert von dem junger charismatischen Pfarrer, der noch nichts weiß von den Konflikten zwischen den östlich und den westlich gelegenen Dörfern. Er begegnet allen Bewohnern unvoreingenommen und versucht so, die Gemeinschaft wieder zu stärken.

Petter und Mona wachsen in ihrem neuen Umfeld weiter zusammen. Dennoch wird ihre Ehe einer harten Prüfung unterzogen, denn der Pfarrer ist viel unterwegs und hat kaum Zeit für Gemeinsamkeiten. Die gesamte Haushaltsführung obliegt Mona. Jede Minute, die frei ist, genießt die kleine Familie deshalb doppelt. Ein weiteres Kind wird geboren. Traditionen und Kirchliches sorgen für Gemeinschaft zwischen den Höfen und bilden ein Rhythmus, nach dem gelebt wird. Die Pfarrersfamilie ist trotz der harten Arbeit glücklich. Aber mit dem Glück ist das so eine Sache. Man soll sich nie zu sicher fühlen. In der Abgeschiedenheit der wenig besiedelten Inseln mit ihren unwägbaren Wetterphänomenen, mit Stürmen, Eis und Schnee ist stets Vorsicht geboten. Doch lässt das der Pfarrer außer Acht.

Erzählt wird eine alltägliche Geschichte von Liebe, Glück und Leid. Das Leben der Familie Kummel wird beschrieben, mit allen Höhen und Tiefen, die der schwierige Alltag so mit sich bringt. Die Autorin stellt das auf eine sehr sensible Art und Weise dar, aber ohne zu beschönigen.
Es ist ein schwieriges entbehrungsreiches Leben und es ist ein Kampf ums Vorwärtskommen. Aber es ist auch voller glücklicher Momente, Hoffnungen und Pläne, die sich erfüllen, und deshalb hält die kleine Familie daran fest.
Als Leser wir man in die Lage versetzt, sich in das Geschehen hineinzuversetzen, mitzufühlen, ganz nah dran zu sein. Was ist wichtig im Leben? Was macht überhaupt ein Leben aus? Auch mit diesen Fragen setzt sich der Roman auseinander und auch damit wie zerbrechlich das Glück und wie verletzlich ein Mensch ist.

Rezension von Heike Rau

Ulla-Lena Lundberg
Eis
Übersetzt von Karl-Ludwig Wetzig
528 Seiten, gebunden
Mareverlag
ISBN-10: 386648206X
ISBN-13: 978-3866482067
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Elizabeth Strout: Bleib bei mir

Elizabeth Strout: Bleib bei mir

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Elizabeth Strout ist eine Meisterin von Sozialstudien über das Miteinander im Kleinstadtleben. In ihrem neuen Buch „Bleib bei mir“ beweist sie ihre Kunst grandios aufs Neue.

Pastor Tyler Caskey lebt mit seinen zwei kleinen Kindern in West Annett, einer kleinen Stadt in Maine hoch im Norden Amerikas. Seine Frau ist kürzlich verstorben.

Der Pastor kam zunächst gut an in seiner Gemeinde. Doch wo jeder jeden beobachtet, bleibt auch nicht die geringste Regung verborgen.

Als er mit seiner jungen Frau in die Stadt kam, war man des Lobes voll über ihn. Seine Frau wurde eher argwöhnisch beäugt. Sie war modebewusst und wirkte leicht überheblich. Sie blieb unter den Kleinbürgern der Stadt eine Außenseiterin.

Mißtrauisch beäugten die Gemeindemitglieder den Pastor nach dem Tod seiner Frau: den so bescheidenen wie liebenswerten Mann folgten nun die Blicke auf der Suche nach möglichem Fehlverhalten.

Wie geht er mit der kleinen, schwierigen Katherine um, wie begegnet er den Menschen, die Rat bei ihm suchen, und wie kommen seine Predigten an?

Er ist körperlich ein großer, starker Mann mit einer Neigung zur Melancholie.

Wie passte seine Frau überhaupt zu diesem zurückhaltenden und nachdenklichen Mann?

E. Strout bietet mit ihren gewohnt scharfen Blicken eine Studie, in der die menschlichen Unzulänglichkeiten der Gemeinde- und Familienmitglieder den gütigen Blicken des Pastors gegenüber stehen. Er ringt um seinen Glauben, in dem ihm Dietrich Bonhoeffer Stil und Richtung vorgibt.

Klatsch und Tratsch machen die Runde und bringen den ernsthaften Pastor um seine Reputation.

Ergreifend kann E. Strout die Entwicklung des Pastors zum Ausdruck bringen. Kein menschliches Gefühl ist ihm fremd. Er muss seinen Weg der Ehrlichkeit und seine Gläubigkeit in harten Prüfungen bestehen. Die Erzählung rührt an die Gefühle des Lesers. Sie vermittelt mit vielfarbigen Charakteren einen Eindruck von der menschlichen Niedertracht, der Reue, aber auch der Freundlichkeit und Güte bei der Suche nach dem rechten Weg. Die Bürger der Stadt haben alle mit ihren eigenen Unzulänglichkeiten zu kämpfen. Dass das Leben als eine ständige Suche nach Wahrhaftigkeit auf dem Umweg über Irrwege verlaufen kann, wird glaubhaft dargestellt. Elizabeth Strout kann mit ihren Geschichten fesseln und überzeugen. Ihre Charaktere sind nur allzu menschlich, so dass man tief mit ihnen mitempfindet. Das Versöhnliche Element ist anrührend und gibt der Geschichte ihren besonderen Reiz.

E. Strout ist eine der großen amerikanischen Erzähltalente, was erneut aufs schönste mit diesem Roman bewiesen wird.

Elizabeth Strout
Bleib bei mir
336 Seiten, gebunden
Luchterhand Literaturverlag, Juli 2014
ISBN-10: 3630874452
ISBN-13: 978-3630874456
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