Monika Maron: Zwischenspiel

Monika Maron: Zwischenspiel

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Lebenslinien…

Ruth, Protagonistin des vorliegenden Romans von Monika Maron, ergeht sich auf dem Weg zur Beerdigung ihrer kürzlich verstorbenen neunzigjährigen Freundin Olga in Erinnerungen, in denen sie sich mit ihren eigenen verschiedenen „Ichs“ konfrontiert sieht. Mutter, Schwiegertochter, Freundin oder potenzielle Ehefrau: alle Perspektiven vermischen sich zu einem nebulösen Durcheinander. Und doch suggeriert uns Monika Maron in ihrem Roman, wie die Wendungen des Lebens in einzelnen verlaufen können: diffus und von Brüchen und Abschieden gezeichnet.

Von Olga gilt es Abschied zu nehmen, der Frau, die Freundin und fast Schwiegermutter und Ratgeberin zugleich für Ruth gewesen ist.

Doch in ihren Erinnerungen an einem trüben Tag, den sie auf einer Parkbank verbringt, stehen auch Schuldgefühle, Trauer über das Vergangene und die Brüchigkeit ihrer Beziehungen, Versäumtes, Erlebtes und der Tod vor ihrem inneren Auge. Fanny, Ruths Tochter, ist längst ihren eigenen Weg gegangen. Jetzt, am Grab von Olga, würde Ruth allen wieder begegnen: Bernhard, ihrem fast-Ehemann und Vater ihrer Tochter, den sie mit einem kranken Sohn aus einer früheren Beziehung einst alleine gelassen hat. Sie denkt wie verloren an Fanny und auch an Bruno, einen Freund aus längst vergangenen Tagen.

In ihrer Erzählweise lässt Monika Maron ganze Lebensphasen wieder erstehen, und in einem bunten Reigen sieht man Ruths Leben vorbeiziehen.

Die DDR mit ihrem Denunziantentum hinter der Mauer und dem Zustand der Eingeschlossenen findet ebenso Erwähnung wie die guten und schlechten Beziehungen in verschiedenen Ehen oder Paarbeziehungen.

Geht es nicht uns allen so, dass wir verschiedene Leben durchleben? Gute und schlechte Zeiten, glückliche und einsame Zeiten, gelungene  und weniger gelungene Entscheidungen?

Die Lektüre regt an und auf, denn unweigerlich werden wir in eigenen Assoziationen an Erlebtes und Vergangenes erinnert. Dazu gehören denn auch politische Gegebenheiten, die unseren jeweiligen Aufenthalt mit bestimmen. Lebten wir in Frieden, unter einer Diktatur, im Westen oder im Osten?

Vieles im Leben ist Zufall. Es bleibt unsere Aufgabe, uns durch das Dickicht des Tagesgeschehens einen eigenen Weg zu bahnen.

Ein nachdenkliches, weises und kluges Buch hat uns die Autorin beschert. Man lasse sich inspirieren, der eigenen Vergangenheit ins Auge zu blicken.

Monika Maron
Zwischenspiel
192 Seiten, gebunden
S. FISCHER, Oktober 2013
ISBN-10: 3100488210
ISBN-13: 978-3100488213
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Anne Iburg und Gesine Harth: Wohlig-wärmende Wintergetränke – Punsch, Schokodrink und mehr hübsch verpackt

Anne Iburg und Gesine Harth: Wohlig-wärmende Wintergetränke – Punsch, Schokodrink und mehr hübsch verpackt

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Heiße Getränke sind in der kalten Jahreszeit begehrt. Sie tun gut, vermitteln Gemütlichkeit und wärmen auf.

„Hot Chocolate“ ist sicher ein Klassiker. Diesmal wird diese aber mit Marshmallows dekoriert. Die Grundzutaten, die später in die Milch gerührt werden, können aber auch verschenkt werden. Dazu werden diese in kleine hübsch verzierte Einweckgläser gegeben. Die Anleitung dazu wird gleich mitgeliefert. Man findet im Buch also nicht nur Rezepte, sondern auch Verpackungsideen für Geschenke.

Ein weiteres leckeres Getränk ist der „Bratapfelpunsch wie bei Großmutter“. Dieser kann auch weiterverschenkt machen, indem er in hübschen Flaschen eingekocht wird.

Auch Tees sind beliebte Getränke für die Winterzeit. Im Buch findet man beispielsweise das Rezept zu „Exotischem Chai-Tee“, der sich durch eine raffinierte Würzung auszeichnet. In weihnachtliche Tüten verpackt, ist dieser Tee ebenfalls ein ganz besonderes Geschenk.
Für alle, die sich einen Schnupfen eigefangen haben, empfiehlt sich der nach Lakritz schmeckende „Erkältungstee“, der in einer hübschen runden Dose verpackt bestimmt Anklang beim Beschenkten findet.

Das kleine Büchlein bietet also Rezepte zu Heißgetränken und Geschenkideen. Die Rezepte sind einfach nachzuvollziehen und die kreativen Verpackungsmöglichkeiten lassen sich mit etwas Geschick auch gut gestalten. Es gibt reichlich anschauliches Bildmaterial, sodass man schon vorab eine Vorstellung entwickeln kann, wie ein Getränk dekoriert werden kann oder wie das fertige Geschenk aussehen könnte. Wenn nötig, wird eine Vorlage mitgeliefert, wie etwa die Eiskristalle, die dann später als Verzierung für die Gläser mit dem Schokokaffee dienen.

Insgesamt sind 11 Rezepte mit Verpackungsideen im Buch zu finden. Dazu kommt noch eine kleine Warenkunde zu den im Buch verwendeten Gewürzen.

Rezension von Heike Rau

Anne Iburg und Gesine Harth
Wohlig-wärmende Wintergetränke – Punsch, Schokodrink und mehr hübsch verpackt
64 Seiten, gebunden
Frechverlag
ISBN-10: 3772459145
ISBN-13: 978-3772459146
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Volker Reiche: Kiesgrubennacht

Volker Reiche: Kiesgrubennacht

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Witz, Ernst und Spaß: eine Nachkriegsgeschichte!

Wer kennt ihn nicht, den begnadeten Zeichner, der mit seiner Hauptfigur „Strizz“ über Jahre die Leser des Feuilletons der Frankfurter Allgemeinen Zeitung von Montag bis Freitag erfreute?

Ein Morgen ohne Strizz ließ den Tag öde angehen! Als die Serie 2010 eingestellt wurde, brach in manchen Familien ein großes Wehklagen an!

Zur Freude derer, die sich an Volker Reiches Comics erfreuten, ist jetzt eine Graphic Novel erschienen, oder anders gesagt: eine Biographie in Wort und Bild.

Volker Reiche hat seiner Kindheit und Jugend nachgespürt und sie in Form von Comics mit Texten aufgezeichnet. Man kann sich den kleinen Jungen gut vorstellen, wie er als Vierjähriger 1948 einmal gewesen sein muss. Mit einem „Luftanzug“ im sommerlichen Wind draußen spielen oder sich im nahe gelegenen Bach tummeln und die Erwachsenenwelt aus naiv-arglosen Kinderaugen betrachten und später die  Jugend genießen: wen könnte das nicht an eigene Kindheitstage erinnern?

Was aber ist hier Wahrheit und was Fiktion?

In der Einleitung wird darauf hingewiesen, dass die Geschichten fiktiv sind; aber „Herr Paul ist Herr Paul ist Herr Paul BASTA!“ (Strizz)

Nun mache sich jeder selbst einen Reim!

In einer Vielzahl von lustigen und z.T tiefsinnigen Zeichnungen samt Text ahnt man, was das für eine Jugend war, in der ein Vater seine Nazivergangenheit nicht vergessen wollte und die Mutter, eine  ehemaligen Gauleiterin im „Bund deutscher Mädchen“, unter dessen Knute zu leiden hatte.

Durch die Kindheit geistert Wilhelm Busch mit seinen makaberen Scherzen gegenüber den „Großen“, … ach und natürlich passieren auch Malheurs, als der gelbe Luftanzug verpinkelt war. Er musste einem Kick mit dem Fuß aus dem Gesichtsfeld weichen.

So geht es munter weiter. Die Geschwister haben lustige Erlebnisse, und so manches Familiendrama kann durch die karikaturhafte Darstellung des vorzüglichen Zeichners entschärft werden. Aber dieser Vater! Wahrlich: er ist ein Scheusal! Als er endlich geht, sind wohl alle froh!

Die Zeichnungen sind ausdrucksstark und geben sehr genau Stimmungen und Launen der Erwachsenen oder die Ängste und Freuden der Kinder wieder. So weiß man sogar ohne Text immer, was einen auf der kommenden Seite erwartet. Doch durchgängig muss man die Erwachsenenleben als vergeblich betrachten. Fürsorge, Liebe und Behütetsein blieben damit den kommenden Generationen mit besseren Zeiten ohne Krieg vorbehalten.

Man genieße diese Lausbubengeschichten mit dem ernsten Hintergrund der Nachkriegszeit, die Kinder aus jener Zeit nicht als behütete Wohlstandskinder aufwachsen ließen. Und doch: auch sie hatten ihren Spaß!

Volker Reiche
Kiesgrubennacht
231 Seiten, broschiert
Suhrkamp Verlag, Oktober 2013
ISBN-10: 3518464760
ISBN-13: 978-3518464762
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Wolfgang Herrndorf: Arbeit und Struktur

Wolfgang Herrndorf: Arbeit und Struktur

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Tod, Abschied, Kreativität…

Ein schwer kranker Mann bemüht sich, dem Leben Tage und Wochen abzuringen, ehe der Tod kommt.

In einem Blog, dem Internettagebuch, erzählt Wolfgang Herrndorf von den Erfahrungen, die er mit der Diagnose Glioblastom machen musste. Angefangen mit den unheimlichen Symptomen, die schleichend kommen und an allerhand andere Krankheiten denken lassen bis zur endgültigen Diagnose vergeht wertvolle Zeit. Doch meistens führt der sehr aggressive Krankheitsverlauf bei dieser Krebserkrankung in sehr kurzer Zeit zum Tode.

Wolfgang Herrndorf erkrankt mit 45 Jahren an diesem unheilbaren Krebs. Hin und her gerissen zwischen Unglauben und Verzweiflung notiert er jede Regung, die ihn überwältigt. Wie soll man sich in so jungen Jahren auf der Höhe seines literarischen Erfolgs einem solchen Schicksal stellen?

Mit seinem Roman “Tschick“ hat W. Herrndorf eine ganze Generation mit ihren Sehnsüchten nach Aufbruch angesprochen. Er wurde mit seiner lakonischen Komik in diesem modernen Jugendroman jedenfalls in Deutschland sehr berühmt. Preise und Ehrungen wurden ihm zuteil; doch immer und überall fällt er nach der Diagnose wieder in das Loch des Unvermeidbaren: den nahenden Tod!

Kein Selbstmitleid und keine Rührseligkeiten stören das Bild eines Mannes, der mit aller Energie bis zuletzt schreiben will. In seinem „Blog“ registriert er sein Selenleben und den physischen Verfall. Seine Aussagen wirken authentisch und beschreiben in poetischen Worten die schwankenden Stimmungen, denen er sich ausgesetzt sieht. Anrührende Kindheitserinnerungen, sehr gute Freunde, die ihm zur Seite stehen und das Auf und Ab seines physischen und psychischen Befindens finden ausgeprägt ernsthafte Würdigung.

Er wolle Herr über sein Handeln bleiben. Diese Aussage kommt früh. Er denkt über die Möglichkeiten einer Selbsttötung nach, zu der es am Ende denn auch kommt. Doch die Intensität seines Schaffens hat uns noch weitere Werke beschert; zuletzt erschien der Roman „Sand“ und nachträglich diese von Lektoren und Freunden herausgegebenen Tagebuchaufzeichnungen. Sie gehören in ihrer klaren und freien Sprache zu den anrührend tief empfundenen  Zeugenaussagen eines von Tod Gezeichneten. Man legt das Buch nur schwer aus der Hand und möchte dem Erzähler, der uns so viel zu sagen hat, immerfort weiter zuhören.

Überraschend sind in den letzten Jahren mehrere Ausnahmekünstler in vergleichbarem Alter von um die fünfzig Jahre ihrem vorzeitigen Lebensende durch bösartige Krebserkrankungen erlegen. Neben W. Herrndorf gehören dazu Jakob Arjouni und Christoph Schlingensief.

Sie werden uns in ihren künstlerischen Nachlassenschaften in Erinnerung bleiben.

Wolfgang Herrndorf
Arbeit und Struktur
448 Seiten
Rowohlt Berlin, Dezember
ISBN-10: 3871347817
ISBN-13: 978-3871347818
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Micaela Jary: Das Bild der Erinnerung

Micaela Jary: Das Bild der Erinnerung

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Die junge Kunsthistorikerin Anna Falkenberg soll die Expertise anfertigen. Doch das das Bild, das Beatrice Coleman im Aktionshaus Bonhoff in München abgegeben hat, löst ihr Misstrauen aus. Es soll zu einer Sammlung gehören, die sich im Nachlass des Stiefvaters befindet. Als Sammler war Philip Coleman jedoch nicht bekannt. Das „Liebespaar“ von Leo Reichenstein gilt zudem seit 70 Jahren als verschollen. Die Geschichte ist mysteriös.
Anna Falkenberg beginnt, die Herkunftsgeschichte des Bildes zu recherchieren. Sie verfolgt das Bild zurück zur Galerie Richardson in London, die das Werk angeblich an Philip Coleman verkauft hat. Oliver Richardson leitet die Galerie seines Großvaters Henry. Der alte Mann kann am ehesten Auskunft über das Bild geben, dessen Schicksal sich offenbar in der Nachkriegszeit des besetzten Berlins entschieden hat.
Der erste Kontakt mit der Galerie verläuft unbefriedigend und verstärkt Annas Misstrauen noch, was die Echtheit des Bildes betrifft. Später wird sie sogar anonym bedroht. Unterkriegen lässt sie sich davon nicht, nicht ahnend, dass ihre Familiengeschichte ebenfalls mit dem Bild in Zusammenhang steht.

Die Geschichte ist sehr geheimnisvoll. Von Anfang an ahnt man, dass für Anna Falkenberg mit den Recherchen zum Bild ein Abenteuer beginnt. Was sie nach und nach recherchiert, ist in einem anderen Erzählstrang, der zurückgeht in die Berliner Nachkriegszeit Wirklichkeit.
Durch verschiedene Blickwinkel wirkt der Roman sehr realitätsnah. Die historischen Hintergründe sind perfekt recherchiert. Vergangenheit und Gegenwart werden auf unerwartete Weise verbunden.
Der Schreibstil der Autorin ist beeindruckend. Mit ihrem detailreichen Ausdruck lässt sie Bilder beim Leser entstehen. Die Geschichte wirkt so unglaublich lebendig. Starke Gefühle werden vermittelt, die den Leser mitfühlen lassen. „Das Bild der Erinnerung“ ist ein faszinierender und damit ein sehr fesselnder Roman.

Rezension von Heike Rau

Micaela Jary
Das Bild der Erinnerung
416 Seiten, Klappenbroschur
Goldmann Verlag
ISBN-10: 3442478855
ISBN-13: 978-3442478859
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Robert B. Parker: Das dunkle Paradies

Robert B. Parker: Das dunkle Paradies

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Zugegeben: Als Fan des amerikanischen Schauspielers Tom Selleck (Magnum P.I.) kommt man kaum umhin, sich auch in Sekundärliteratur mit den Figuren zu befassen, die von ihm verkörpert wurden und werden. Das führte unweigerlich zu dem amerikanischen Schriftsteller Robert B. Parker, dessen bekannteste Serienfigur der Privatdetektiv Spenser, gespielt von dem Schauspieler Robert Urich, ist. Um dem Privatdetektiv etwas entgegenzusetzen, schuf Parker den Polizisten Jesse Stone. „Das dunkle Paradies“ erschien 1997 unter dem Titel „Night Passage“ und ist der erste Fall für den alkoholabhängigen L.A.-Cop.

Stone wurde in Los Angeles wegen seines Problems gefeuert. Er war in den Augen seiner Chefs nicht mehr polizeitauglich. Doch er hat Glück. Er bekommt ein Vorstellungsgespräch und wird Polizeichef in einem kleinen Örtchen namens Paradise an der Ostküste der USA. Eine ruhige und beschauliche Kleinstadt, in der er in aller Ruhe sein Alkoholproblem aus der Welt schaffen kann, denkt er. Doch er ahnt zunächst nicht, dass ihn der Stadtrat gerade deshalb als Polizeichef eingestellt hat, weil er Trinker ist. Auch die Herren Stadträte, allen voran ihr Obermuffti Hasty Hathaway, der gleichzeitig der Inhaber der ortsansässigen Bank ist, brauchen für die Abwicklung ihrer miesen Geschäfte Ruhe und vor allem keinen herumschnüffelnden Polizeichef.

Zentraler Angelpunkt des Romans ist die Figur des Jesse Stone. Die Aufklärung der Kriminalfälle sind unterhaltsame Nebensache. Jesse Stone ist reizvoll spannend mit seiner Vita. Zwar wollte Parker keinen zweiten Spenser schaffen, aber irgendwie schien ihm doch die Figur eines Privatdetektivs am Herzen zu liegen. Zwar ist Stone kein P.I., sondern Cop, aber die Probleme, die er mit sich herumschleppt, ähneln ganz denen eines Privatdetektivs. Sie lassen sich vielleicht auf den kleinen Nenner bringen: alkoholabhängiger Looser bzw. Underdog. Nach seinem Rausschmiss bei der Mordkommission von Downtown L.A. braucht er auch Abstand von seiner Freundin, die sich durch die Betten Hollywoods hangelt, um eine Karriere als Schauspielerin zu starten. Der Job auf der anderen Seite der USA kommt ihm da gerade recht. Er mag zwar noch sein Problem mit dem Trinken haben, aber das heißt noch lange nicht, dass er nicht mehr für Recht und Ordnung eintreten kann. Schließlich gehörte er in L.A. nicht umsonst zu den erfolgreichsten Ermittlern mit einer hohen Aufklärungsquote.

Die Figur scheint dem Schauspieler Tom Selleck wie auf den Leib geschrieben. Doch sie ist es nicht. Es gab sie zuerst, dann wurde gecastet und Tom passte zu Jesse wie die Faust aufs Auge. Obwohl die Romanfigur wesentlich jünger als die Filmfigur ist, hat man dieses Alter schnell ausgeblendet. Denn wenn man die Jesse-Stone-Filme (sie gibt es auch in einer deutschen Fassung) zuerst gesehen hat, dann hat man beim Lesen eh immer das Gesicht der Filmfigur vor Augen. Und dann stimmt alles. Dann lehnt man sich zurück, spaziert durch eine amerikanische Kleinstadt, vergisst die Zeit und ist ständig getrieben von der Frage, ob Stone die Probleme in der Stadt und die in seinem Herzen und seinem Kopf in den Griff bekommt.
Dem Bielefelder Pendragon Verlag ist es zu verdanken, dass die Romane von Robert B. Parker, sowohl „Spenser“ als auch „Jesse Stone“, in Deutschland auch auf Deutsch verfügbar sind. Der erste Fall für Jesse Stone hat meine Erwartungen voll erfüllt.

Robert B. Parker
Das dunkle Paradies
344 Seiten, broschiert
Pendragon, Bielefeld
ISBN-10: 3865323553
ISBN-13: 978-3865323552

© Detlef Knut, Düsseldorf 2013

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Andrea Schütze: Graf Koriander bleibt kleben – Band 1

Andrea Schütze: Graf Koriander bleibt kleben – Band 1

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Er ist kein Gnom und auch kein Kobold. Graf Koriander ist ein Gnomold und er ist der letzte seiner Art. Er lebt in einer Höhle unter dem Pförtnerhaus zum Waldschlösschen. Hier kann er in Ruhe sein Süppchen kochen. Nicht irgendein Süppchen, vielmehr sucht Graf Korinander das Rezept für das Unsichtbarkeitssüppchen. Das ist eine anstrengende Sache und erfordert Ruhe. Absolute Ruhe. Mit der ist es vorbei, als eine Familie in das Pförtnerhäuschen zieht. Es sind Jette und Justus mit ihren Eltern und Hund Wenzel.
Die Menschlein stören ungemein, sie machen schon beim Einzug Krach. Graf Koriander nimmt sich vor, sie mit einem ordentlichen Spuk wieder zum Ausziehen zu bewegen. Die Sache mit den Killerfedern ist nur ein Beispiel. Während die Eltern glauben, die Kinder spielen ihnen einen Streich nach dem anderen, glauben Jette und Justus mehr an ein Gespenst oder an einen Geist. Geschlagen geben wollen die beiden sich nicht. Sie bereiten alles vor, um auf Geisterjagd zu gehen.

Was für eine herrliche Geschichte! Die Autorin schreibt mit sehr viel Fantasie. Mit Graf Koriander hat sie eine ganz eigene Figur kreiert, die für viele Überraschungen sorgt. Der kleine eigenwillige Gnomold verteidigt sein Heim auf gespenstige Art und Weise. Aber auch Jette und Justus sind nicht auf den Kopf gefallen.
Die Sprache, derer sich die Autorin bedient, gefällt ausgesprochen gut. Dem kleinen Gnomold hat sie eine eigene Stimme gegeben. Er bedient sich kreativer Wortschöpfungen, die es eigentlich nicht gibt, die aber jedes Kind sofort versteht.
Die Geschichte ist spannend und auch besonders witzig. Der Lesespaß kommt keine Minute zu kurz. Zudem ist die Handlung sehr gut vorstellbar, was auch an den schönen detailreichen Zeichnungen liegt.
Die Geschichte ist für Jungs und Mädchen im Alter von 8 bis 11 Jahren gedacht. Sie ist zum Vorlesen und Selberlesen gleichermaßen gut geeignet.

Rezension von Heike Rau

Andrea Schütze
Graf Koriander bleibt kleben – Band 1
Mit Illustrationen von Stefanie Reich
200 Seiten, gebunden
Ueberreuter Verlag
ISBN-10: 376415005X
ISBN-13: 978-3764150051
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Christiane Gref und Meike Schwagmann: Der Schädeljäger

Christiane Gref und Meike Schwagmann: Der Schädeljäger

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Im Weimar des Jahres 1805 präsentiert der Phrenologe Dr. Franz Josef Gall seinem Publikum eine Forschungsarbeit, die Entsetzen und Faszination zugleich hervorruft. Eine umfangreiche Schädelsammlung dient ihm als Beweis für seine These, anhand der Kopf- und Gehirnform eines Menschen auf seinen Charakter und seine Eigenschaften zu schließen.
Da liegt natürlich der Verdacht nahe, dass er mit den Morden zu tun hat, die Oberinspektor Niemer und seinen Kollegen Weiland nun beschäftigen. Das erste Opfer wird ausgerechnet während der Abendgesellschaft der Behrmanns gefunden. So muss auch, wer Rang und Namen hat, um sein Leben fürchten. Vielleicht ist aber auch der Täter genau in diesem Umfeld zu finden.
Der Weinhändler Adrian Dennfelder gerät bald ebenfalls in Gefahr, kann sich aber zunächst retten. Er weiß aber nun, dass es der Mörder auch auf die Pianistin Maria Malo abgesehen hat, die ihm, seit er ein Konzert von ihr besucht hat, nicht mehr aus dem Sinn kommt, obwohl er verheiratet ist.
Während die Polizei noch im Dunkeln tappt und Hinweisen eines Straßenjungen nachgeht, ist Dennfelder schon eher auf der richtigen Spur. Doch genau das könnte ihm zum Verhängnis werden.

Das Buch ist spannend, keine Frage! Die Geschichte ist gut ausgedacht und der Spannungsbogen stimmt. Das ist wirklich fesselnd. So ganz leicht liest sich der Roman allerdings nicht. Das mag an der Vielzahl der Personen liegen, die man dann natürlich lernen muss, auseinanderzuhalten. Der rote Faden reißt ab und an. Dafür ist die Geschichte sehr detailreich gestaltet, sodass Szenen bildlich sehr gut vorstellbar werden. Auch die, die an die Nerven gehen!
Sehr gut gefallen hat die Darstellung der historischen Kulisse. Die Hintergründe zum Buch sind allerdings nur sparsam dargestellt. Die Phrenologie dient zwar als Aufhänger, das Thema wird dann aber nicht weiter vertieft und so verschwindet auch Dr. Franz Josef Gall nach seinem kurzen Auftritt wieder von der Bildfläche, während der Mörder sich seiner Forschungsarbeit weiter hingibt.
Das Buch zu lesen, gleicht einem Abenteuer.

Rezension von Heike Rau

Christiane Gref und Meike Schwagmann
Der Schädeljäger
Historischer Kriminalroman
370 Seiten, broschiert
Gmeiner Verlag
ISBN-10: 3839212987
ISBN-13: 978-3839212981
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Françoise Hamon: Die fabelhafte Welt der Pompons – witzig, verrückt, bunt!

Françoise Hamon: Die fabelhafte Welt der Pompons – witzig, verrückt, bunt!

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Sie sehen wirklich ausgesprochen witzig aus. Die kleinen Wollkugeln, die zu Figuren oder anderen Dekorationen werden. Dass Pompons nicht rund sein müssen, zeigt die Autorin in ihrem Buch. Auf kreative Art und Weise wird die übliche Form mit der Schere verändert.

Schon das erste Durchblättern des Buches weckt die Begeisterung. Denn die großformatigen Fotos mit den Modellen, die oft über eine ganze Seite gehen, sind schön gemacht, auch wenn es auch schwer sein sollte, diese Perfektion zu erreichen. Es sind wirklich sehr faszinierende Ideen dabei. Aber zunächst geht es um ein bisschen Grundlagenwissen. Die Autorin spricht über das Material und das Zubehör, das verwendet wird, und die Arbeitstechniken. Hier wird auch noch mal auf einfache Weise erklärt, wie große und kleine Pompons gewickelt werden und wie man bestimmte Effekte erzielen kann.

Die verschiedenen Bastelanleitungen sind immer auf dieselbe sehr übersichtliche Weise strukturiert. Zunächst wird das benötigte Material benannt. Wobei man hier nicht spezielle Wolle benötigt, sondern nehmen kann, was man vorrätig hat oder was gefällt. Hauptsache die Farbe passt zum Motiv. Dann erfährt man in Schritten, wie man vorzugehen hat. Zu jeder Bastelarbeit gibt es einen Tipp zur kreativen Abwandlung oder ein bisschen Hintergrundwissen. Das kommt gut an!

Gefertigt werden beispielsweise ein „Angebissener Apfel“, „Eine schwarze Raupe“, ein „Liebenswerter Igel“ (Das ist mein Favorit!), ein „Kuscheliger Kaktus“, die Püppchen „Herrmann und Elfriede“, die „Federleichten Heißluftballons“ und die „Zwei niedlichen Eulen“. Was besonders beeindruckt, sind die kleinen Details, die ein Motiv so „echt“ wirken lassen.

Das Buch ist für Kinder konzipiert. Die Bastelanleitungen sind sehr einfach gehalten, motivierend gestaltet und die Kinder werden auch direkt angesprochen. Aber eigentlich kann diesen schönen Pompon-Bastelideen niemand widerstehen.

Rezension von Heike Rau

Françoise Hamon
Die fabelhafte Welt der Pompons – witzig, verrückt, bunt!
62 Seiten, Klappenbroschur
Frech Verlag
ISBN-10: 3772456774
ISBN-13: 978-3772456770
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Sylvia Kreutz: Isidora von Wackelzahn

Sylvia Kreutz: Isidora von Wackelzahn

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Isidora ist eine sehr alte Drachin. Mit dem einen ihr verblieben Zahn kann sie nur noch Sahnetörtchen, Schokoladeneis und Wackelpudding essen. Leider haben die fahrenden Händler so etwas eher selten im Angebot. Aber wenn doch, ist die Freude natürlich groß. Isidora braucht bloß damit zu drohen, Feuer zu speien und schon bekommt sie ihr Festessen.

Eines Tages kommt Prinz Kuno, der schrecklich Schlaue, an Isidoras Höhle vorbei. Dass er tatsächlich so schlau ist, wie er behauptet, beweist schon die Tatsache, dass er, trotzdem er überfallen wurde, sich selbst, den Koch und ein Sahnetörtchen gefüllt mit Schokoladeneis und Wackelpudding retten konnte. Er ist empört, als Isidora ihm die Leckerei wegschnappt. Der Koch kann nämlich keine neuen Törtchen backen. Der Prinz hat kein Schoss, kein Gold, keine Juwelen und auch keine Küche mehr. Und als Isidora ihm versehentlich mit einem Drachenfeuer die Kutsche abfackelt, fehlt ihm auch noch der fahrbare Untersatz.

Immerhin kennt Isidora ein verlassenes Schloss. Gold und Juwelen hat sie in ihrer Höhle liegen. Also macht sich die Drachin mit Prinz Kuno und dem Koch auf den Weg, der alsbald von einem Mädchen versperrt wird, das behauptet eine richtige Prinzessin zu sein. Die hat dem Prinzen ja eigentlich noch gefehlt!

Die Geschichte wird im Stil eines modernen Märchens erzählt. Drache, Prinz und Prinzessin werden auf unkonventionelle Art und Weise beschrieben. Die typischen Klischees werden nicht bedient, aber immer mal wieder auf witzige Weise umfunktioniert. Das untypische oder unerwartete Verhalten sorgt für einige lustige Szenen und überraschende Wendungen, aber auch dafür, dass das Ende offen bleibt.

Zeichnungen gibt es auf jeder Seite und die sind wirklich sehr gelungen. Das Betrachten der detaillierten und sehr farbenfrohen Zeichnungen macht Spaß.

Die Geschichte wird von einer Erzählerin wiedergegeben. Isidora sitzt neben ihr und passt auf, das alles seine Richtigkeit hat. Ab und zu macht sie eine Bemerkung. Eine Geschichte aus solcher Perspektive zu erzählen, ist mal etwas anderes.

Rezension von Heike Rau

Sylvia Kreutz
Isidora von Wackelzahn
Eine Drachengeschichte
Illustrationen von Annalena Hunke
36 Seiten, gebunden
PepperBooks, Berlin
ISBN-10: 3943315088
ISBN-13: 978-3943315080
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