Ina Sperl: Die Vielfalt kehrt zurück – Alte Gemüsesorten nutzen und bewahren

Ina Sperl: Die Vielfalt kehrt zurück – Alte Gemüsesorten nutzen und bewahren

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Alte Gemüsesorten wie die Pastinake oder die Wurzelpetersilie sind mittlerweile auf Wochen- oder in Supermärkten zu finden. Die Vielfalt könnte allerdings sehr viel größer sein.

Wer einen eigenen Garten hat, hat es da schon ein bisschen leichter. In manchen dieser Gärten werden Raritäten gehegt und gepflegt und vor allem erhalten.
Im diesem Buch werden engagierte Gemüsegärtner vorgestellt, dies sich dieser Philosophie verschrieben haben. Ihre Arbeit stellt Ina Sperl, die selbstständige Journalistin ist, in spannenden Reportagen vor und macht damit Lust auf die fast vergessenen Gemüsesorten.

„Rattenschwanzradies“, „Rote Hirschzunge“, „Schluddererzen“, „Forellenschuss“ oder „Baumspinat“? Das sind einige Pflanzen, die in diesem Buch vorgestellt werden. Bei anderen, wie der Kartoffel und der Tomate, geht es eher um die ungeahnte Sortenvielfalt.

Die Gemüsegärtner stellen vor, was sie anbauen und streichen die Besonderheiten der Gemüsesorten, auch der regionalen Sorten, heraus. Ihre Liebe zur Natur wird dabei deutlich. Meist engagieren sie sich Initiativen und Vereinen, die sich für Sortenvielfalt und gentechnikfreies Saatgut einsetzen und produzieren auch selbst Saatgut.

Jedem Hobbygärtner, aber auch dem Balkongärtner, wird es Spaß machen, im Buch zu blättern und sich inspirieren zu lassen. Man erfährt viel Wissenswertes zum Gemüseanbau alter Sorten, erhält aber auch zahlreiche Informationen. Was zeichnet alte Sorten aus? Wie ist das mit dem Sortenschutzgesetz? Viele Fragen werden hier beantwortet.

Der Schwerpunkt der Reportgagen liegt immer bei einer Gemüsesorte, die dem jeweiligen Gärtner besonders am Herzen liegt. Hier gibt es dann auch noch einmal spezielle Ratschläge zum Anbau, zur Pflege und zur Ernte. Mitgeliefert wird auch immer ein Rezept.

Das Buch ist sehr schön gestaltet und mit sehr viel ansprechendem Bildmaterial versehen. Hier sieht man sie, die Gärtner, die Gärten und natürlich die Gemüsesorten. Man hat hier als nicht nur ein Lesebuch, sondern auch ein praktisches Arbeitsbuch. Es inspiriert und hilft bei der Umsetzung der entstanden Pläne zum Anbau von fast vergessenen Gemüsesorten.

Rezension von Heike Rau

Ina Sperl
Die Vielfalt kehrt zurück – Alte Gemüsesorten nutzen und bewahren
176 Seiten, gebunden
Verlag Eugen Ulmer
ISBN-10: 3800178982
ISBN-13: 978-3800178988
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Louis Begley: Erinnerungen an eine Ehe

Louis Begley: Erinnerungen an eine Ehe

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Untreue, Verrat und Betrug.

Louis Begley ist einem breiten Publikum bekannt durch seine Romane über Schmidt, den New Yorker Anwalt, den man über einige Jahre seines Lebens begleiten konnte. Der Autor hat mit seinen Reflexionen über das Leben und die verrinnende der Zeit den Menschen aus der Seele gesprochen.

An jene Erfolge kann Begley mit seinem neuen Roman „Erinnerungen an eine Ehe“ nicht unbedingt anknüpfen. Zu ausufernd benennt er Namen und Orte, an denen die Handlung spielt, und zu zahlreich und ausschweifend sind die vielen Nebenfiguren, mit denen die Erzählung angereichert ist. Sie werden in schneller Folge aufgezählt und eingeschoben und die Aufmerksamkeit des Lesers erlahmt ein wenig.

Zum Plot:

Philip, ein erfolgreicher Schriftsteller, der in New York und Paris zu Hause ist, hat schon früh Tochter und Frau verloren. Er führt ein recht einsames Leben. Nach Jahren kehrt er aus Paris nach New York zurück und trifft überraschend Lucy, eine frühere Bekannte und geschiedene Frau seines mittlerweile verstorbenen Freundes Thomas Snow. Philip und Lucy sind inzwischen um die siebzig Jahre alt, und Lucy tritt mit dem dringenden Anliegen an Phil heran, über ihre Ehe mit ihm zu sprechen. Ihr geht es darum, sich selber ins rechte Licht zu rücken und Thomas schlecht zu machen. Philip nimmt es mehr unwillig als wirklich interessiert zur Kenntnis, bis ihn die Neugierde überkommt, doch noch Näheres über die missglückte Ehe der beiden zu erfahren. Durch die ausführlichen Schilderungen anderer Freunde, die sowohl Thomas als auch Lucy kennen, rundet sich das Bild einer „femme fatale“ wie sie im Buche steht.

Es wird viel Alkohol konsumiert in den Gesellschaftskreisen der beiden, und man erlebt die New Yorker Partyszene zu Beginn des 21. Jahrhunderts als feier- und genussfreudig. Lucy ist eine Frau, die Männer benutzte und von diesen benutzt wurde. Sie hat sich vergeblich Selbstbestätigung aus ihren Affären versprochen. Jahrelange Analysen bei einem Psychoarzt konnten ihr nicht helfen. Am Ende ist aus der einst schönen Frau eine bissige und verbitterte Alte geworden.

Das New Yorker Gesellschaftsleben, das Gefälle zwischen Arm und Reich, eine gewisse Leichtigkeit des Seins und viele illustre Anwälte und Banker bevölkern den Roman, der zuletzt noch mit einem besonderen Kick den Charakter von Lucy De Bourgh beleuchtet!

Louis Begley zeigt einmal mehr sein Talent, Gesellschaftsklatsch, schöne Welt mit den Amouren seiner Figuren zu verbinden.

Wer sich im New York der Reichen und Schönen, der Erfolgreichen und Gebildeten umsehen möchte, wird trotz der oben genannten Einschränkungen seine Freude an dem Roman haben.

Louis Begley
Erinnerungen an eine Ehe
222 Seiten, gebunden
Suhrkamp Verlag, September 2013
ISBN-10: 3518423924
ISBN-13: 978-3518423929
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Jonathan Stroud: Lockwood & Co. – Die seufzende Wendeltreppe (Band 1)

Jonathan Stroud: Lockwood & Co. – Die seufzende Wendeltreppe (Band 1)

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Lucy Carlyle hat eine Begabung, Geister zu sehen und deren Stimmen zu hören. Es gelingt ihr bei der Agentur Lockwood & Co. eingestellt zu werden. Neben Anthony Lockwood gehört noch George Cubbins zum Team. Alle drei wohnen zusammen in Lockwoods Haus. Hier ist auch die Agentur untergebracht.

Der erste Fall, bei dem Lucy dabei ist, geht gründlich schief. Bei dem Versuch den Geist einer jungen Frau zu bannen, brennt das Haus der Auftraggeberin ab. Die Agentur Lockwood & Co. wird auf Schadenersatz verklagt. Allerdings verfügt Anthony Lockwood nicht über die geforderte Summe und es scheint auch nicht möglich, diese innerhalb der gesetzten Frist von vier Wochen aufzutreiben. Außer – das Geheimnis um die tote junge Frau wird gelüftet und ihr Mörder gefunden. Lucy hat eine Kette der Toten mitgehen lassen, deren Gravur vielleicht ein Hinweis geben kann.

Zu diesem Zeitpunkt kommt unerwartet ein Auftrag herein. Auftraggeber ist der Fabrikant John William Fairfax, der ein Anwesen besitzt, das von Geistern besetzt gehalten wird. Combe Carey Hall hat einige unheimliche Geheimnisse zu bieten, wie George bei seinen Recherchen herausbekommt. Man sollte diesem Ort lieber fern bleiben, denn das alte Anwesen hat schon viele Opfer gefordert. Doch Lockwood hat keine Wahl, denn der Auftraggeber biete an, den Schadenersatz zu übernehmen und damit die Agentur Lockwood & Co. vor dem Ruin zu bewahren.

Zunächst verwendet der Autor viel Zeit darauf, in die Handlung hineinzuführen und den Leser mit den Charakteren bekannt zu machen. Die Agenten der Agentur Lockwood & Co. sind Jungendliche, die über Fähigkeiten verfügen, die Erwachsene nicht mehr haben. Von Geistern und Erscheinungen heimgesuchte Häuser gibt es im ganzen Land in großem Ausmaß und die Hilfeersuchen an Agenturen, die es verstehen, Geister zu bannen, sind zahlreich.

Die Fälle haben es in sich und so werden auch Lockwood, George und Lucy auf eine harte Probe gestellt und mit ihnen natürlich auch der Leser. Das Buch ist gruselig und unheimlich spannend.
Die Ausdrucksweise, derer sich der Autor bedient, trägt dem Rechnung. Das Geheimnisvolle und Unerklärliche ist immer spürbar. Der Leser wird hineingezogen in eine Geschichte voller übernatürlicher Erscheinungen und seltsamer Phänomene. „Die seufzende Wendeltreppe“ macht Lust auf weitere Fälle der Agentur Lockwood & Co. und ist damit ein guter Einstieg in diese als Fortsetzungsreihe angelegte Geschichte.

Rezension von Heike Rau

Jonathan Stroud
Lockwood & Co. – Die seufzende Wendeltreppe (Band 1)
Aus dem Englischen von Katharina Orgaß und Gerald Jung
432 Seiten, gebunden
cbj, München
ISBN-10: 3570156176
ISBN-13: 978-3570156179
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Horst Eckert: Schwarzlicht

Horst Eckert: Schwarzlicht

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Für die Fans von Thrillern ist dieser Roman ein Muss. Damit sind nicht nur die Düsseldorf-Fans gemeint, denn das Geschehen kann in jeder anderen Stadt, in jedem anderen Bundesland genauso ablaufen. Wer bereits Romane von Horst Eckert kennt, der weiß, dass es nicht an politischer Brisanz fehlen wird.

Zunächst werden viele verschiedene Ereignisse in einen Topf geworfen. Da sind die Demonstranten, die bei einem Bauprojekt im linksrheinischen Oberkassel von der Polizei auseinander getrieben werden. Auch der Ermittler Vincent Veih wird hierin dienstlich verwickelt. Diese interessante Ermittlerfigur hat ein schweres Päckchen aus seiner Familie zu tragen. Sein Großvater war Nazi und als Polizist in den Polizeibataillonen an der Front im Zweiten Weltkrieg. Seine Mutter war – oder ist sie es vielleicht noch? – RAF-Terroristin und maßgeblich an einigen Banküberfällen und Attentaten beteiligt. Alles dies lässt den Ermittler in seinem Innersten nicht ruhig schlafen. Es beschäftigt ihn sehr stark. Außerdem ist der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen verschwunden. Jedoch während der Suche wird er tot aufgefunden. Die Todesursache ist ertrinken. Stellt sich die Frage: Ist er mit oder ohne Fremdeinwirkung ertrunken?

Soeben zum kommissarischen Leiter des KK 11 ernannt, wird der Ermittler von allen Seiten, vor allem aus der politischen Ecke und dem Kanzleramt, unter Druck gesetzt.

Der Leser wird zunächst mit den diversen Strängen in der Handlung und den Informationen über den Protagonisten in eine unüberschaubare Situation versetzt. Das wesentlichste Element ist die Figur des Vincent Veih, der in vielen Facetten detailliert ausgearbeitet wurde. Als kommissarischer Leiter des KK 11 hat er nicht nur Freunde im Polizeipräsidium, es gibt auch Neider. Durch sein Verhalten bei der Aufklärung des Todesfalles des Ministerpräsidenten und das widersprüchliche Verhalten der Kollegen baut sich beim Leser eine Sympathie für den Ermittler auf. Über seine Herkunft mittels Großvater und der Mutter wird die innere Zerrissenheit dieses Menschen dargestellt. Der besonders sportliche Typ ist ein Ermittler, den man gerne zum Freund haben würde. Die Zukunft wird zeigen, ob sich Horst Eckert mit Vincent Veih einen Serienermittler erschaffen hat. Denn bislang, man lese nur die vorhergehenden Bücher von Eckert, mochte sich der Autor nie auf eine Serie einlassen und hat stets neue Protagonisten und Helden entwickelt. Mit einem Serienhelden wurden die Fans von Eckert bislang noch nicht verwöhnt. Veih, der Held dieses Thrillers, ist allerdings eine Figur, von der man gerne noch viel mehr erfahren möchte. Die diversen Verstrickungen und der Druck, der auf den Ermittler ausgeübt wird, zieht den Leser in die Handlung hinein. Einmal angefangen, kann man das Buch kaum aus der Hand legen. Dabei bedient sich der Autor eines Tricks, den man so noch nicht in sehr vielen Büchern gelesen hat. Eckert lässt sehr viel das Handy des Protagonisten klingeln. Für die heutige Zeit ist das im täglichen Leben nicht ungewöhnlich. Schmiegt sich ganz natürlich in die Handlung ein. Raffiniert aber ist, dass diese Anrufe auf dem Handy stets den Fluss der Handlung unterbrechen, wie ein Cliffhanger wirken und den Leser davon abhalten, in der aktuellen Handlung fortzufahren. In die Unterbrechung mit dem Handy werden aus Schnipsel der anderen Handlungsstränge eingefügt. Ein probates Mittel, mit dem der Roman unheimlich an Fahrt gewinnt.

Informelle Brisanz erfährt der Roman durch die Umstände, dass Horst Eckert die Erkenntnisse des Vereins Geschichte am Jürgensplatz, der die Beteiligung deutscher Polizisten am Holocaust erforscht und dokumentiert, in die Handlung einfließen lässt. So beruhen die Briefe des Großvaters auf die Briefe eines kaufmännischen Angestellten namens Kurt Dreyer während seiner Zeit als Oberwachtmeister der Schutzpolizei der Reserve im SS Polizeiregiment 25. Schließlich und endlich gewinnt der Roman politische Brisanz durch ein sehr gutes Timing, was das Erscheinen des Romans angeht. Im Hintergrund spielt sich der Landeswahlkampf um den Ministerpräsidenten in Nordrhein-Westfalen ab. Gerade mal eine Woche vor der Wahl wird der Ministerpräsident und Kandidat der CDU tot aufgefunden. Es müsste schon etwas mehr als Zufall sein, dass der Thriller gerade in dem Moment erscheint, wenn Bundestagswahlen anstehen.

Bleibt mein Fazit: Spannung, Tempo und brisante Themen, wie die Leser es von Horst Eckert gewöhnt sind, auch in diesem neuen Thriller. Schade nur, dass man ihn so schnell durchliest. Man möchte mehr davon haben.

Horst Eckert
Schwarzlicht
384 Seiten, gebunden
Wunderlich, Hamburg
ISBN-10: 3805250576
ISBN-13: 978-3805250573

© Detlef Knut, Düsseldorf 2013

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Jesmyn Ward: Vor dem Sturm

Jesmyn Ward: Vor dem Sturm

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Die Mutter lebt nicht mehr. Sie ist bei der Geburt von Junior, der heute 7 Jahre alt ist, gestorben. Versorgt wurde der Kleine von seinem Vater und später von den beiden Brüdern Skeetah und Randall und seiner Schwester Esch. Das Leben ist hart und von Sorgen geprägt. Und nun braut sich über dem Mississippi-Delta auch noch ein Hurrikan zusammen.

Der Vater hält die Familie mit Gelegenheitsjobs über Wasser, bis ein Unfall ihn davon abhält und auch davon die baufällige Hütte zwischen alten Autoteilen, Wildwuchs und einer Schar Hühner, wetterfest zu machen.

Skeetah hat auch noch seine Pitbull-Hündin und ihre Welpen durchzubringen. Randall hat die Hoffnung auf eine Karriere als Basketballprofi noch nicht aufgegeben. Die 15-jährige Esch muss in dieser Zeit vor dem Sturm feststellen, dass sie schwanger ist.

Seit die Mutter gestorben ist, muss sich jeder zunächst selbst um seine Probleme kümmern und irgendwie dazu beitragen, dass die Familie zusammenhält und überlebt. Und tatsächlich stehen alle zusammen, als es wieder einmal darauf ankommt.

Es ist die Art und Weise wie diese Geschichte erzählt wird, die beeindruckt. Die Trostlosigkeit in der die Familie, wird überspielt mit den Wünschen und Hoffnungen der Charaktere, die nicht wirklich eine Chance haben.

Die Geschichte wird aus der Sicht Eschs erzählt, die wohl am wenigsten in der Lage ist, sich um sich selbst zu kümmern und die ihre Sehnsucht nach ein bisschen Liebe teuer bezahlen muss. Sie ist eine gute und emotional tiefgehend beschreibende Beobachterin.

Das Buch ist traurig und ernüchternd. Der Hurrikan nimmt der Familie auch das Wenige noch, dass ihr gehört. Ein Neuanfang wird noch härter sein, als das bisherige Leben, denn jetzt ist die Familie auch noch auf andere angewiesen. Aber möglicherweise wächst aus Freundschaft und Zusammenhalt doch wieder etwas heran.

Rezension von Heike Rau

Jesmyn Ward
Vor dem Sturm
Aus dem Englischen von Ulrike Becker
320 Seiten, gebunden
Verlag Antje Kunstmann
ISBN-10: 3888978610
ISBN-13: 978-3888978616
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James Salter: Alles, was ist

James Salter: Alles, was ist

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Wenn es stimmt, dass Literatur uns die Welt erklärt, dann ist der neue Roman von James Salter der Beweis dafür. Nach dreißig Jahren erscheint in diesem Herbst sein neues Buch, in dem das lange Leben von Philip Bowman beschrieben wird. Von Krieg und Arbeit, von Untreue, Verrat und den Menschen mit ihren Schwächen, Ängsten, Unzulänglichkeiten und Erfolgen handelt der Roman, der sicher auf einhellige Resonanz stoßen wird.

Philip Bowman heißt der Held, der, zurückgekehrt aus dem Zweiten Weltkrieg, mit viel Glück im Verlagswesen Fuß fassen kann. Seine Liebe zur Literatur macht es möglich. Er fühlt sich beruflich sicher. Bald lernt er seine spätere Frau Vivian kennen und alles scheint nun glücklich für ihn zu verlaufen. Doch wie das Leben so spielt: die Tücken und Fallstricke des Lebens bleiben auch diesem Helden nicht erspart.

James Salter ist ein feinfühliger und tiefsinniger Autor, der seinen Figuren ein Leben einhaucht, das der Wirklichkeit entnommen ist. Atmosphärisch dicht spürt man den Orten, der Landschaft und den speziellen Gegebenheiten der großen Stadt New York nach, in denen die Handlung angesiedelt ist. Autoren, Verleger und Lektoren treffen sich an illustren Orten, wo man Gedanken austauscht und sich amüsiert. Wie so oft sieht die Zukunft beim Aufbruch ins Leben auch für Philip Bowman rosig und verheißungsvoll aus. Doch ebenso häufig entgleisen nach Jahren Beziehungen, die glücklich begonnen haben, und weichen der Abneigung, dem Frust und der Untreue, mit der er seine erste Frau nach glücklichen Jahren wieder verliert. Mit Gespür für die charakterlichen Eigenheiten im menschlichen Zusammenspiel öffnet James Salter uns den Blick in das Innere seiner Figuren. Widersprüche und Abneigungen führen die Paare in die Irre, so dass sich ihre Wege häufig trennen. Unglück und Tragödien greifen genauso ans Herz wie Glücksmomente, die Philip Bowman in seinem Leben immer wieder erlebt.

Mit seinen Freunden/Freundinnen, Kollegen und Bekannten erlebt man die Veränderung der Welt über die fünfziger und sechziger bis zu den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts. In Bars, Clubs und Partys lernt man sich kennen und Affären gibt es ohne Ende. Wenn man sich in den Roman eingelesen hat, lebt man fast mit in der Welt der Boheme, der Lust, Liebe und Leidenschaft.

James Salter zieht den Bogen weit, der von kleinen Anfängen seinen Helden über einen erfahrenen zu einem weisen Mann werden lässt.

Am Ende weist Ruhe, Genügsamkeit und Zufriedenheit den weiteren Weg.

Für mich ist der Roman ein Glanzlicht in diesem  Bücherherbst!

James Salter
Alles, was ist
368 Seiten, gebunden
Berlin Verlag, September 2013
ISBN-10: 3827011620
ISBN-13: 978-3827011626
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Gewinnspiel zum Kinostart von „Spieltrieb“

Gewinnspiel zum Kinostart von „Spieltrieb“

Gewinnspiel zum Kinostart von „Spieltrieb“ am 10.10.13

Die hochbegabte Ada (MICHELLE BARTHEL) ist Einzelgängerin an ihrer Schule. Als der unnahbare, fast dämonisch wirkende Alev (JANNIK SCHÜMANN) der Klasse als neuer Mitschüler vorgestellt wird, ist Ada von seiner selbstbewussten und kühlen Art fasziniert. Sie fühlt sich auch körperlich stark von ihm angezogen, obwohl dieser angibt, keine Liebesbeziehung eingehen zu können. Die beiden kommen sich näher und bald schildert Alev ihr seine Theorie vom Spieltrieb, die besagt, dass alle Handlungen des Menschen Spielhandlungen sind. Sein Ziel ist es, die Menschen wie Spielfiguren zu steuern und zu manipulieren. Bald reift in Alev ein Plan für ein perfides Spiel, das außer Kontrolle gerät….

Gregor Schnitzler („Soloalbum“, „Die Wolke“, „Resturlaub“) hat bei dieser atemberaubenden Geschichte um eine obsessive Liebe, die in einem abgründigen Spiel um Leidenschaft, Erpressung und Macht mündet, Regie geführt. Die Hauptrollen sind mit den beiden Newcomern Michelle Barthel (Grimme-Preisträgerin für „Keine Angst“) und Jannik Schümann („Barbara“) sowie mit Maximilian Brückner („Resturlaub“, „Rubbeldiekatz“), Sophie von Kessel („Herr Bello“), Richy Müller („Poll“, „Die Wolke“) und Ulrike Folkerts („Tatort“) hervorragend besetzt. Das Drehbuch von Kathrin Richter („Die Apothekerin“, „Ein fliehendes Pferd“) und Jürgen Schlagenhof entstand nach dem Roman „Spieltrieb“ von JULI ZEH, erschienen im VERLAG Schöffling & Co, Frankfurt. Produziert wurde SPIELTRIEB von Markus Zimmer („Rosenstraße“, „Die Wolke“, „Vision – Aus dem Leben der Hildegard von Bingen“, „Die Geschichte vom Brandner Kaspar“) für Clasart Film. SPIELTRIEB wurde gefördert durch den FilmFernsehFonds Bayern (FFF), die Filmförderungsanstalt (FFA) und den Deutschen Filmförderfonds (DFFF). Mehr auch auf www.spieltrieb-derfilm.de!

Gewinnspiel zum Film Spieltrieb

Mitmachen und gewinnen! Pünktlich zum Kinostart von “Spieltrieb” verlosen wir drei Filmpakete, bestehend aus dem Buch zum Film aus dem btb Verlag und einem Filmplakat. Wer gewinnen möchte, teile / veröffentliche diesen Beitrag hier als Link auf Facebook / Twitter oder Google+ und schreibe einen kleinen Beitrag, warum er gewinnen möchte, hier in den Kommentaren. Einsendeschluss ist der 15.10.2013!

Trailer vom Kinofilm Spieltrieb

T. Coraghessan Boyle: San Miguel

T. Coraghessan Boyle: San Miguel

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San Miguel, vor der Küste Kaliforniens gelegen, ist das, was man eine einsame Insel nennt. Überredet von ihrem Ehemann, beginnt Marantha hier im Jahre 1888 mit ihm und ihrer Stieftochter ein neues Leben, in der Hoffnung, es möge ihrer Gesundheit zuträglich sein. Ab und an bessern sich die Symptome der Schwindsucht tatsächlich, aber bald wird klar, dass es auch auf der Insel keine Heilung geben wird. Die Arbeit auf der Farm mit den Schafen ist hart. Das Wetter ist unberechenbar. Es gibt keinerlei Komfort. Die Sehnsucht nach dem Leben in der Stadt wächst ins Unermessliche. Die alltägliche Monotonie und vor allem auch die Einsamkeit machen ihr zu schaffen. Sie erträgt das Leben hier nicht und ihrer Adoptivtochter Edith, die 14 Jahre alt ist, geht es genauso. Doch sie wird viel mehr Zeit auf der Insel verbringen, als ihre Stiefmutter, weil der Stiefvater sie dazu zwingt.

Jahrzehnte später kommt wieder eine Frau auf die Insel. Elise Lester begleitet ihren Mann hierher. Die beiden behalten ihre Liebe und ihr Glück und lassen sich von der schweren Arbeit nicht unterkriegen. Sie genießen die einsamen Momente, die Natur und die Geborgenheit, die sie sich schaffen. Zwei Kinder werden geboren und wachsen auf der Farm auf. Sogar die Presse wird aufmerksam auf die einsam lebende Familie und das mitten in der Weltwirtschaftskrise. Was nach außen hin so idyllisch wirkt, ist das Ergebnis harter Arbeit und der Bereitschaft, Entbehrungen hinzunehmen. Die Jahre kommen und gehen und es wird immer schwerer, das Glück festzuhalten.

Drei Geschichten werden erzählt. Marantha, Edith und Elise stehen jeweils im Mittelpunkt. Für jede bedeutet San Miguel etwas anderes. Für die eine ist es die Hölle, für die andere ein steiniger Weg in ein selbstbestimmte Leben und für die Dritte das wahre Glück. Diese Unterschiede zu sehen, diese verschiedenen Lebensentwürfe, ist sehr spannend. Man nimmt teil am Leben der Frauen, das der Autor auf eine sehr ruhige und melancholische Art schildert. Immer wieder scheint es, als versuche die Insel, ihnen die Hauptrolle streitig zu machen. Glück, selbst wenn man glaubt, es für immer zu haben, scheint doch vergänglich zu sein. Es gibt so vieles, das als gegeben hingenommen werden muss.

Historische Fakten liegen dem Buch zugrunde. Diese hat der Autor aneinander gewoben und mit seiner Fantasie zu einer lebendigen Erzählung aufgefüllt, die berührt.

Rezension von Heike Rau

T. Coraghessan Boyle
San Miguel
Aus dem Amerikanischen von Dirk van Gunsteren
448 Seiten, gebunden
Carl Hanser Verlag
ISBN-10: 3446243232
ISBN-13: 978-3446243231
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Nina George: Die Mondspielerin

Nina George: Die Mondspielerin

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Dieser Roman der inzwischen zu einigen schriftstellerischen Ehren gelangten Nina George ist bereits 2011 erschienen. In ihm lässt die Autorin bereits die sanften und sinnlichen Töne anklingen, durch die sie im Roman „Das Lavendelzimmer“ berühmt geworden ist. Er besticht durch seine gefühlvolle und besinnliche Art, Dinge und Geschehnisse zu beschreiben, als würde man in die Protagonistin hinein schauen.

Wir befinden uns in Paris an der Seine, in die sich Marianne hineinstürzt, um aus dem Leben zu scheiden. Sie hat es satt, an der Seite ihres Mannes weiterhin das graue Mäuschen zu spielen, sie hat es satt, nicht mehr zu wissen, wo sie im Leben steht, sie mag einfach nicht mehr und will einen Schlussstrich unter ihr Leben ziehen. Doch so leicht wird es der Deutschen nicht gemacht. Sie wird aus dem Fluss gerettet. Enttäuscht darüber dass ihr der gewählte Weg versagt bleibt, schlägt sie einen neuen Weg ein. Ihr Mann zeigt nach wie vor kein großes Interesse an ihr. Er begreift einfach nicht, wie sie sich fühlt. Mariannes neuer Weg führt in die Bretagne. Hier, in einem kleinen Ort, lernt sie viele nette Menschen kennen, die ihr eine zweite Chance zum Leben geben. Marianne lernt französisch sprechen und sie bekommt einen Job in der Küche eines kleinen Restaurants. Sie wird mit viel Wärme und Liebe in die kleine Gemeinschaft der Bretonen aufgenommen. Doch Marianne bleibt hin- und hergerissen zwischen ihrem alten Leben an der Seite ihres Ehemannes und dem neuen, freien Leben an der Seite eines Malers, in den sie sich verliebt, so wie sie bislang noch nie verliebt gewesen war.

Mariannes Gefühle fahren auf der Achterbahn und Nina George lässt den Leser ganz tief eintauchen in die Gefühlswelt der Protagonistin. Das Schwanken zwischen dem alten und dem neuen Leben wird unheimlich nachvollziehbar und authentisch. George hat einerseits einen Blick und ein Ohr für das feinsinnige in den Beziehungen der Menschen untereinander, andererseits ist sie dank ihres handwerklichen Könnens in der Lage, diese Feinsinnigkeit so akkurat in ihre niedergeschriebenen Worte zu legen, dass dem Leser nichts anderes übrig bleibt, als mit allen Sinnen das Geschehen mitzuerleben und die Gefühlswelt der Menschen nachzuempfinden.

Angenehm ist auch der Ausklang des Buches, in welchem in kurzen Abschnitten die Bretagne von A bis Z erläutert wird. Dem einen oder anderen mag dies eine Hilfe sein, im Nachhinein so manche Kleinigkeit im Roman mit anderen Augen zu sehen.

„Die Mondspielerin“ ist ein Entwicklungsroman, bei der eine von Lethargie und Gram gebeugte Frau jenseits der 50 den aufrechten Gang lernt und sich von ihrem bisherigen Leben lossagt und vom Ehemann emanzipiert. Es ist ein großartiger Roman für alle, die Frankreich lieben, die die Bretagne lieben, und die, die nicht auf actionreiche Szenen aus sind, sondern vielmehr auf das Kopfkino, welches sich bei feinfühligen Sätzen, wie die von George, etabliert. Ich komme nicht umhin und muss diesem Roman, genauso wie zuvor schon seinem Nachfolger, die volle Punktzahl geben.

George, Nina
Die Mondspielerin
Taschenbuch
Knaur, München
ISBN-10: 342650135X
ISBN-13: 978-3426501351

© Detlef Knut, Düsseldorf 2013

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Ferdinand von Schirach: Tabu

Ferdinand von Schirach: Tabu

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Mord, Totschlag oder doch keines von beiden?

Die Hauptfigur in diesem Krimi ist Sebastian von Eschburg. Er lebt auf dem Schloss einer ansonsten verarmten Adelsfamilie. Mit zehn Jahren kommt er wie seine Vorväter in ein Schweizer Internat.

Der Junge kann Farben in ungeahnter Weise sehen, und in seiner Wahrnehmung assoziiert er eine Vielzahl von Farben in der Zuordnung bestimmter Dinge. Mit dem Vater geht er zur Jagt und erlebt den Schuss auf ein Reh. Er empfindet das als unendlich grausam. Als sein Vater an einem Selbstschuss stirbt, von dem man erst später erfährt, dass es kein Unfall sondern Selbstmord war, bleibt der Junge mit der stoischen und schweigsamen Mutter alleine zurück.
Später wird er Fotograf, der insbesondere Frauen in den verschiedensten Lagen fotografiert. Er wird als Künstler berühmt, lernt Frauen kennen und lebt dennoch ein merkwürdig steriles und lebloses Leben. Es beschleicht einen unweigerlich der Gedanke, dass etwas mit ihm nicht stimmt.

Die Sätze in diesem Roman kommen gestochen klar daher. Kurz und ohne Umschweife werden Situationen und Ereignisse beschrieben. Fast empfindet man den Helden als eine surreale Figur, die nicht wirklich in unsere Zeit zu passen scheint. Die Schnitte zwischen den einzelnen Kapiteln sind ebenfalls krass, kurz und fast übergangslos. Die Faszination entsteht aus dem unheimlichen Gefühl, dass da etwas passieren wird.
Und in der Tat: Mit rasanten Zügen geht es weiter im Text, in dem es um Mord, Schuld und den Unterschied zwischen Wirklichkeit und Wahrheit geht.

Ferdinand von Schirach ist ein unbestechlicher Beobachter, wenn es um gerichtsfähige Straftatbestände geht. Nicht die Wahrheit zählt, sondern dass man bei Gericht seine ordentliche Arbeit tut. Die besteht aus beweisbaren Fakten und sonst nichts!

Klug, stilsicher, prägnant und sauber berichtet von Schirach schon in seinen anderen Büchern über Verbrechen, Strafe, Schuld und Sühne und um gerichtliche Verfahrensweisen. Man gerät unweigerlich in die tieferen Schichten menschlichen Seins bei seiner Lektüre und legt die Schrift mit dem Wissen um die Rätselhaftigkeit unseres Daseins beiseite.

Ferdinand von Schirach
Tabu
256 Seiten, gebunden
Piper Verlag, September 2013
ISBN-10:3492055699
ISBN-13:978-3492055697
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