Gerhard Josten (Hrsg.): Ein All ohne Knall

Gerhard Josten (Hrsg.): Ein All ohne Knall

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Kein Knall(er)

Gerhard Josten gefällt „die moderne These des Urknalls nicht, weil sie das All scheinbar der Unendlichkeit beraubt“, für welche er eine virulente Zuneigung hat. Das teilt der Klappentext des Buches „Ein All ohne Knall“ mit. Das an sich ist schon seltsam, warum Josten aber das Thema nicht nur aus naturwissenschaftlicher Sicht betrachten lässt, sondern es auch noch mit Spiritualität und menschlichem Forscherdrang in ein Buch presst, bleibt bis zum Schluss unklar.

Das Buch besteht aus drei Teilen. Im ersten verspricht Gerhard Josten, der sich, sich hinter anderen versteckend, als Herausgeber betiteln lässt, einen Überblick über den Stand der Forschungen zum Thema Urknall zu geben. Das ist übertrieben. Er doziert über den Durchsetzungskampf des heliozentrischen Weltbildes, erklärt, was die Rotverschiebung mit der Urknall-Theorie zu tun hat und dass es auch mindestens eine andere wissenschaftliche Idee dafür gibt, wie diese Verschiebung zu stande kommt. Das habe mit der Dualität des Lichtes zu tun und würde unser Wissen über das Licht ein besseres, würde wohl die Urknallthese ins Wanken geraten. Warum, verrät er nicht. Ich nehme an, das weiß er selbst nicht.

Ich nehme generell an, dass Josten nur vage Vorstellungen von den Dingen hat, über die er da redet, und sehr vage und verschwommene Vorstellungen davon, wie diese Dinge miteinander und mit anderen Dingen verknüpft sind. Die einzige Alternative: Er weiß das alles genau, hat aber nicht die geringste Ahnung davon, wie man sowas logisch, klar und nachvollziehbar strukturiert darbietet. Der Gipfel dieser verwirrenden Abhandlung ist beispielsweise das Einsprengsel über die mutmaßliche Darstellung des Sonnensystem auf einer alten sumerischen Siegelrolle. Was das mit dem Urknall oder dem Wissen um die Natur des Lichtes zu tun haben soll, bleibt gänzlich offen.

Um nicht missverstanden zu werden: Das mit den Sumerern ist interessant, andere Passagen dieser Ausführungen auch – nur hat sich bei all dem der rote Faden verheddert, manchmal ins Unsichtbare verkrochen oder ist stellenweise sogar gerissen. Wahrscheinlich sind zudem auch noch Sachfehler im Text, die ich mangels Fachausbildung nicht sehe – die Aussage, der Regenbogen zerlege das Licht ähnlich wie ein Prisma, fiel mir massiv auf und lässt mich Schlimmes vermuten. (Lieber Herr Josten, „zerlegen“ tun die Wassertropfen, der Regenbogen ist das Ergebnis).

Worin das Problem besteht, dem Thema Struktur zu geben, weiß ich nicht. Mit „Die gängige Theorie geht so. An diesen Stellen gibt es Kritik und das sind die entsprechend anderen Thesen.“ wäre es ganz simpel gewesen. Bei Bedarf hätte man in einem zweiten Teil darüber reden können, warum die so „offensichtlich“ angreifbare These so hartnäckig vertreten wird. Aber auch das hat nichts mit dem Themenkreis „Warum erforscht der Mensch das All?“ und nur ganz, ganz am Rande mit Spiritualität zu tun. Das alles irgendwie zu einem Brei verrühren zu wollen, kann nur schiefgehen. Wahrscheinlich hat Josten ja auch selbst gespürt, dass ihm die Sache nicht griffig gelingen wird, und deshalb nicht alles selbst geschrieben, sondern Fachleute und „Fachleute“ direkt zu Wort kommen lassen.

Das geschieht nun im zweiten Teil des Buches, wo Gerhard Josten Artikel, Interviews und ähnliche Texte zusammenstellt, in denen sich Menschen mit und ohne wissenschaftliche Titel zu verschiedensten Themen äußern. Irritierenderweise taucht hier auch eine Bibel-Passage auf – dem Eindruck eines seriösen, wissenschaftlich sinnreichen Buches ist das nicht wirklich förderlich. Also wovon wird im zweiten Teil gesprochen? Es gibt Texte über Spiritualität, über Gott und Wissenschaft, über Licht, Urknall- und andere Thesen, Weltraumforschung, Aliens … Manches klingt logisch, anderes eher nicht, manches klingt hochwissenschaftlich, an anderen Stellen wird mit „fühlt sich falsch an“ argumentiert, manches klingt nach Missionierung, manches ist irgendwie nur verquer diskutiert, mancher Vorwurf der Verdrehung beruht auf der Verdrehung des Kritisierten … Da stehen Bibeltext, schlecht gemachte Sience Fiction, ausführliche wissenschaftliche Abhandlung und laienwissenschaftliches Pamphlet kommentarlos nebeneinander. Kurz: Jeder einzelne Text ist in sich mehr oder weniger stimmig (dabei aber von sehr unterschiedlicher inhaltlicher Qualität), insgesamt entsteht jedoch ein ähnliches Wirrwarr wie im ersten Teil. Immerhin kann man einen Teil als Urknall-Thesen-(Gegen)Texte erkennen, anderes hat damit überhaupt nichts zu tun.

Der dritte Teil schließlich ist die Wiedergabe eines angeblichen Dreiergespräches – es klingt eher, als habe einer dem anderen schriftlich in Abhandlungsform „geantwortet“ – des Autors mit einem Psychologen und einem Philosophen zum Thema „Warum befassen sich Menschen mit dem Universum?“ Was das mit dem Urknall zu tun hat? Keine Ahnung. Zumindest kann Josten hier sein Steckenpferd „Unendlichkeit“ reiten und sich in der Folge noch als kunstinteressiert, Schriftsteller, 6fach Opa etc. präsentieren. Die „Gesprächsbeiträge“ selbst sind weitgehend unspannend. Wen das Thema interessiert, der hat sowas schon tausendmal prägnanter oder richtiger lesen können; wen es nicht interessiert, der wird es trotz so mancher launiger Stammtischparole womöglich als reines Geschwafel empfinden. Im besten Fall könnte man die Aussagen der einzelnen Beiträge zur Diskussionsgrundlage nehmen und diverse Behauptungen vom Kopf, aus der Schieflage oder aus dem Verrenkt-Aufgehängt-Sein erstmal auf den Boden der Realität stellen. Da reden Leute – vielleicht nicht immer, aber in weiten Passagen – von Sachen, von denen sie nur eine vage bzw. eindimensional stammtischtaugliche Ahnung haben. Andererseits: Vielleicht haben ja auch diese „Fachleute“ einfach nur ein Problem damit, sinnvoll, strukturiert und verständlich zu schreiben.

Gerhard Josten (Hrsg.)
Ein All ohne Knall
269 Seiten, broschiert
Shaker Media GmbH, Aachen
ISBN-10: 386858787X
ISBN-13: 978-3868587876
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Jean-Jacques Sempé: Kindheiten

Jean-Jacques Sempé: Kindheiten

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Geschichte eines Lebens in Text und Bildern.

Eine Biographie in Wort und Bild: so etwas gab es schon einmal bei Alison Bechdel in ihrem Comic „Fun Home“.

Im Gegensatz zu ihren Erinnerungen allerdings leuchten die Bilder von Sempé in einem fröhlichen und zuversichtlichen Licht.

Sempé zeigt sich in seinem gedruckten Text von unverhohlener Ironie, Selbstreflexion und Lebensfreude. Marc Lecarpentier hat in einem Gespräch mit ihm zahlreiche Eindrücke aus seiner Kindheit noch einmal hervorgelockt. Diese waren bedrückend. Ständige Geldnot, zankende Eltern und häufige Umzüge boten keinen glücklichen Rahmen für einen Menschen, der gerne fröhliche Kinder und Menschen zeichnet.

Schon früh hat er begonnen, sich mit seinen Zeichnungen aus der eher tristen Realität davonzustehlen. In Sempé steckt ein Schelm, der Gutes tut, wenn ihm auch Böses widerfährt. In seinen zum Text passenden Zeichnungen steckt sehr viel Wahrheit. Sie zeugen von fast philosophischen Einsichten. Auch gibt es große, bunte Aquarelle, die Fröhlichkeit und schalkhafte Selbsteinsichten spiegeln. Der Mensch und besonders das Kind sind extrem klein gegenüber der Fülle der Natur oder der überwältigenden Größe des Erwachsenen. Im Widerspruch zu seiner Heiterkeit stehen seine Einsichten über das Verhalten der großen Menschen und hier besonders seiner Eltern.

Mehrheitlich überwiegen in Sempés Zeichnungen die zart dahin getupften Charakteristiken einer fröhlichen Natur mit dem ganz, ganz kleinen Menschen gegenüber dem gewaltigen Kosmos. Der Baum, auf dem ein Junge sitzt, oder die Schlucht, in der man baden kann, ist überdimensioniert gegenüber dem winzigen Jungen auf dem Ast oder im Wasser.

In seinem Gespräch mit Marc Lecarpentier offenbart Sempé zahlreiche weitere Einsichten seiner Sicht der Dinge. Er steht neben sich und kann mit Ironie seine Menschenkenntnis in die passenden Worte und Bilder kleiden. Die Gespräche handeln unter anderem von der Unbekümmertheit der Kindheit, die in die raue Ernsthaftigkeit der Erwachsenenwelt übergeht. Sie manifestiert sich in den grauen Anzügen der Herren, die den lustigen und bunten Kleidern und Mützen der Kinder gegenüberstehen. Alle Leichtigkeit geht mit dem „Erwachsenenernst“ dahin.

Der Satz „der Mensch ist ein Wesen von untröstlicher Heiterkeit“ fasst in Worte, was in dem Widerspruch von Ernst und Heiterkeit steckt. Seine Zuversicht gipfelt in dem Satz „man kann nicht leben, wenn man nicht heiter ist. Selbst wenn alles danebengeht, gibt es noch das Heitere. Man könnte es auch Seinsfreude nennen. Und ohne Trost, das ist man so wie so; man ist vollständig untröstlich. Ich bin beides…..“

Besser kann man die Geschichte der Gegenwartsmenschheit nicht erzählen. Mit den farbigen Illustrationen gibt Sempé ihnen erzählende Gestalt.

Ein hinreißendes Buch ist dem Autor mit dieser fast als Krönung seines Werkes zu betrachtenden Geschichte „Kindheiten“ zum Jahr seines achtzigsten Geburtstags gelungen.

Jean-Jacques Sempé
Kindheiten
272 Seiten, gebunden
Diogenes, Juni 2012
ISBN-10: 3257021208
ISBN-13: 978-3257021202
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Ramiro Pinilla: Nur ein Toter mehr

Ramiro Pinilla: Nur ein Toter mehr

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Sancho Bordaberri ist Buchhändler in der Kleinstadt Getxo im Baskenland. Gern würde er so schreiben können, wie seine Idole Hammett und Chandler. Doch sind seine Krimis nicht realistisch genug, weswegen sie von den Verlagen immer wieder abgelehnt werden. Als Bordaberri sein letztes Manuskript im Meer versenkt, kommt ihm eine Idee. Hier gibt es nämlich einen Felsen, mit einem Ring daran für die Reusen, der Schauplatz eines Verbrechens war. Eines bisher nie aufgeklärten Mordes und eines versuchten Mordes. Vor zehn Jahren, also 1935, geschah das Verbrechen. Wer wollte sich an den Zwillingen Eladio und Leonardo Altube, bekannt für ihre vielfältigen Betrügereien, rächen? Wer hat die beiden am Felsen angekettet, damit sie bei ansteigender Flut ertrinken?

Das will Sancho Bordaberri herauskriegen. So verwandelt sich der Buchhändler in den Privatdetektiv Samuel Esparta. Seien Mitarbeiterin Koldobike färbt sich die Haare blond und wird zu seiner Sekretärin. Alles was Esparta erlebt, schreibt Bordaberri auf. Sein Krimi soll diesmal realistisch werden. Tatsächlich holt ihn bald die Realität ein. Der Krimi entwickelt ein Eigenleben und lässt sich nicht mehr steuern. Und offenbar gibt es jemanden, der etwas gegen die verspätete Aufklärung des Falls hat.

Der Krimi ist auf ganz besondere Weise gemacht. Man schaut einem selbst ernannten und relativ naiven Privatdetektiv direkt bei der Arbeit über die Schulter und beobachtet zeitgleich, wie daraus ein Roman wird.

Der Fall scheint anfangs wenig spektakulär. Doch Samuel Esparta lässt nicht locker und so wird das Ausmaß des damaligen Verbrechens bald offensichtlich, auch wenn das nicht bedeutet, dem Mörder schnell auf die Schliche zu kommen.

Interessant ist auch die Entwicklung, die Samuel Esparta durchmacht. Seine Aktivitäten verlagern sich. Er kommt hinter dem Schreibtisch hervor und steigt in die Realität ein. Und aus einem Unwissenden, einem sonst eher zurückgezogen lebenden, der sich als Privatdetektiv nicht besonders geschickt anstellt, wird einer mit Motivation, der seinen neuen Roman vorantreiben und vor allem zu Ende schreiben will, obwohl es sehr gefährlich wird.

Das Buch ist also sehr unterhaltsam, spannend und überraschend anders geschrieben, als man es sonst von Kriminalromanen kennt.

Rezensionen von Heike Rau

Ramiro Pinilla
Nur ein Toter mehr
Kriminalroman
288 Seiten, broschiert
Dtv – Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423249110
ISBN-13: 978-3423249119
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Nicole C.Vosseler: Jenseits des Nils

Nicole C.Vosseler: Jenseits des Nils

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Liebe, Lust, Herz und Schmerz…

Fünf Kadetten des Royal Military College in Sandhurst sind eine eingeschworene Gemeinschaft. Jeremy, Stephen, Leonard, Royston und Simon sind enge Freunde, die ihre Ferien im Kreise ihrer Familien auf den diversen Landgütern miteinander verbringen. Das ist das Leben des Landadels, der seine eigenen Gesetze des Umgangs mit einander pflegt. Die Schwestern der Kadetten bringen Lebenslust und amouröse Saiten zum Klingen. Man feiert, amüsiert sich und verliebt sich nicht immer zur Freude der dazu gehörenden Elternpaare. Wir schreiben das Jahr 1881 und bald schon müssen die jungen Burschen, die zur Elite des Landes gehören, in den Krieg ziehen. In Ägypten tobt der Aufruhr und im Sudan gibt es ebenfalls Rebellionen. Die Herrschaft über den Suezkanal, einer strategisch wichtigen Wasserstrasse, bestimmt die Mächte der jeweiligen Länder zum Eingreifen. Die politischen Verhältnisse sind konfus. Der Mahdi-Aufstand in Ägypten gegen die anglo–ägyptische Herrschaft führt zum Eingreifen Englands gegen die Aufständischen. Die jungen Offiziere ziehen für Königin Victoria und das englische Empire in den Krieg. Mit aller Härte werden sie in die grausame Realität des Krieges gestoßen.

Zurückgelassen haben sie Erinnerungen an lauschiges Liebesgeflüster, schönste Ballabende und so manches mehr…

Die jungen Frauen warten voller unerfüllter Sehnsüchte auf ihre Liebsten. Doch müssen sie vier lange Jahre auf die Rückkehr warten. Nichts bleibt in dieser langen Zeit ohne Spuren.

In einem schwelgerischen Ton mit vielen Worten und bunten Ausmalungen der Gärten, Kleider und des allgemeinen Ambientes überrascht dieser opulente Roman. Die Landadeligen haben ihre eigenen Formen und Regeln, an die man sich zu halten hat. Scharf sind die Augen der Erwachsenen auf das Tun und Treiben ihrer jungen Heranwachsenden gerichtet. So mancher Konflikt zwischen Alt und Jung blitzt dabei auf.

Zuweilen recht breit und in einem betont einfachen Stil geschrieben wird hier das Szenario einer verwöhnten englischen Gesellschaftsschicht aufgestellt. Da herrschten noch die Männer der Zeit gemäß in rauer Manier, und Frauen sind liebevolle, anschmiegsame Kätzchen ganz auf Heirat, Familie und Kinder programmiert. Konflikte deuten sich erst in den älter werdenden Ehen an. Doch gilt es im Laufe der langen Geschichte auch so manche Bewährungsprobe für alle Beteiligten zu meistern. Einst hatten sie nur fröhlich in den Tag hinein gelebt, nun reißt sie die brutale Wirklichkeit in den Strudel der Ereignisse.

Ein breites Gesellschaftsepos mit viel Herz, Schmerz, Abenteuer und Liebe wartet auf den Leser.

Der Roman gehört in die Kategorie der leichten Unterhaltung für kühle Ferientage. Er ist im besten Sinne ein Schmöker mit hohem Unterhaltungswert.

Nicole C.Vosseler
Jenseits des Nils
576 Seiten, gebunden
Bastei Lübbe, Juni 2012
ISBN-10: 3785724470
ISBN-13: 978-3785724477
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Cosima Bellersen Quirini: Hausmittel für die ganze Familie

Cosima Bellersen Quirini: Hausmittel für die ganze Familie

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Natürlich muss man zum Arzt gehen, wenn man ernsthaft krank ist. Bei leichten Beschwerden und Unwohlsein helfen aber oft Hausmittel. Kenntnisse über einfache Heilmittel aus der Natur sind heute wieder gefragt. Die Autorin hat für dieses Buch altes Wissen zusammengetragen und mit neueren Erkenntnissen ergänzt.

Zunächst wird Grundwissen vermittelt. Man erfährt wie man Tee, Absud, Tinktur, Öl, Sirup, Zäpfchen, Bonbons und mehr für Heilzwecke hergestellt.
Dann folgt man der zweckmäßigen Kapiteleinteilung. Hier findet man „Alles für den kleinen Notfall“. Das können zum Beispiel Sonnenbrand, Schnitte, Insektenstiche, Verstauchung oder Nasenbluten sein. Hier werden entsprechende Behandlungsvorschläge aus der Volksheilkunde gemacht und Heilmittel mit Rezept vorgeschlagen.

Spezielle Informationen findet man zu verschiedenen Bereichen. Etwas Haut und Haar, den Atemwegen, Herz und Kreislauf, Magen und Darm und so weiter.
Man kann gesundheitlichen Nutzen für die ganze Familie daraus ziehen.
Die Autorin geht aber noch einmal gesondert auf jeden Einzelnen ein, also Babys, kleine und größere Kinder, Jugendliche, Frauen und Männer. Jeder findet hier also seine Heilapotheke.

Das Buch ist eine gute Quelle an Heilmitteln. Man kann hier ganz nach den Bedürfnissen eine Zusammenstellung für eine Hausapotheke vornehmen, mit der leichte Beschwerden oder eher einfache gesundheitliche Probleme gebessert werden können.
Manche dieser vorgeschlagenen Hausmittel sind recht abenteuerlich. Da wirkt die Anwendungen doch recht befremdlich.

Die Vielzahl der im Buch gezeigten Behandlungsmöglichkeiten ist beeindruckend. Allerdings wirken viele Aussagen zu kurz gefasst. Oftmals wird einfach nur aufgezählt. Die Wirkungsweise erschließt sich dadurch nicht immer.

Das Buch ist daher für Menschen zu empfehlen, die sich schon ein bisschen in der Naturheilkunde und mit Hausmitteln auskennen, die dazu lernen wollen und weitere Anregungen und Möglichkeiten suchen, die eigene Hausapotheke zu erweitern.

Rezension von Heike Rau

Cosima Bellersen Quirini
Hausmittel für die ganze Familie
144 Seiten, Klappenbroschur
Verlag Eugen Ulmer
ISBN-10: 3800175967
ISBN-13: 978-3800175963
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Austin Wright: Tony & Susan

Austin Wright: Tony & Susan

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Was für ein Konstrukt! Im wahrsten Sinne des Wortes ein Buch im Buch. In dieser Schärfe ist es selten anzutreffen. Doch was heißt das nun? Buch-in-Buch? Es gibt zwei Handlungsstränge, die nicht einfach als Parallelhandlungen ausgeführt sind. Eher lässt es sich so beschreiben: Man liest, wie die Protagonistin Susan ein Buch liest. Es gibt also ein inneres Buch und ein äußeres Buch. Doch zunächst etwas mehr Klarheit und zum Inhalt des inneren Buches.

Tony Hastings ist mit seiner Frau und Tochter auf dem Weg in den Urlaub. Sie befinden sich nachts mit dem Auto auf einem Highway Richtung Maine, irgendwo Richtung Bangor mitten im Wald. Wer die Bücher von Stephen King kennt, der weiß, dass hier irgendetwas geschehen muss. Allein diese Szenerie treibt dem Leser bereits die Gänsehaut bis in den Nacken. Sie nähern sich zwei anderen Autos vor ihnen, die sich scheinbar ein Wettrennen liefern. Eines der beiden Fahrzeuge lässt das andere nicht vorbeiziehen. Tony muss abbremsen und wird ungeduldig. Er hupt kurz und das linke Fahrzeug schießt nach vorne. Tony zieht linksrüber an dem einen Fahrzeug vorbei, welches dann zurück fällt, während das andere weit voraus ist. Doch dann kommt Tony auch wieder an dieses Fahrzeug heran. Als er zum Überholen ansetzt, schert es plötzlich nach links aus und Tony muss auf die Bremse. Nun beginnt ein Spielchen, bei dem es Tony und seiner Familie flau im Magen wird. Eine Jagd beginnt. Dann passiert, was nicht hätte passieren dürfen. Der Wagen von Tony Hastings kommt ins Schlingern, das Lenkrad flattert, vorne links ist ein Platten. Tony muss anhalten. Auch der andere Wagen mit drei Männern darinnen hält an. Die Höflichkeit der Kerle ist nicht echt. Die Hastings spüren das. Kurz und (nicht) gut: Tony wird im Verlauf der Handlung von Frau und Tochter getrennt. In Angst um seine Familie spielt ihm sein Gehirn eine schreckliche Vorahnung zu.

An dieser Stelle wandelt sich der „road-movie“ zu einem Psychothriller, den man getrost lesen kann, ohne die äußere Geschichte zu lesen.

Doch nun zur äußeren Geschichte. Die Handlung ist wirklich schmal. Susan Morrow hat ein Manuskript ihres Ex-Mannes erhalten. Er bittet sie in dem Begleitbrief, das Manuskript zu lesen. Nicht mehr und nicht weniger. In drei Sitzungen liest sie das Buch, zwischendurch wuseln die Kinder durch das Haus, kommen von der Schule, gehen zu Freunden, werden ins Bett gebracht. Die Lesesitzungen sind durch Intermezzi getrennt, in denen das Leben von Susan mit ihrem Ex-Mann, den sie seit zwanzig Jahren nicht mehr gesehen hatte, und das Leben mit ihrem jetzigen Ehemann und dessen Geliebter beschrieben wird. Der Leser erfährt, warum sie sich nach nur zwei Jahren von ihrem Ex getrennt hatte, die Bücher und Geschichten, die er damals schrieb, waren grottenschlecht.

Was macht das Besondere dieses Thrillers aus? Er fesselt durch die beiden miteinander verbundenen Bücher. Obwohl man das innere Buch losgelöst von dem äußeren lesen kann, wird gleich zu Beginn klar, und der Titel des Buches „Tony & Susan“ sagt es schon, dass ein Zusammenhang zwischen beiden Büchern, beiden Handlungssträngen, beiden Protagonisten bestehen muss. Susan, die Protagonistin des äußeren Buches, die von den Schreibkünsten ihres Ex-Mannes beeindruckt ist, und Tony, der Protagonist des inneren Buches, der einen Albtraum durchleben muss.

Ein Thriller der aufgrund seiner Konstruktion bereits eine Extraklasse darstellt und sehr zu empfehlen ist.

Austin Wright
Tony & Susan
Übersetzt von Sabine Roth
Luchterhand, München
ISBN-10:3630873669
ISBN-13:978-3630873664

© Detlef Knut, Düsseldorf 2012

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Lieneke Dijkzeul: Schweigende Sünde

Lieneke Dijkzeul: Schweigende Sünde

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Kommissar Paul Vegters neuer Fall führt ihn in eine Schule. Als der Mord an dem Lehrer Eric Janson geschah, fand gerade ein Klassentreffen statt. Zuerst dachte man noch an einen Unfall. Der Lehrer, der nach einem Skiunfall an Krücken ging, könnte in der Toilette auch einfach gestürzt sein. Doch wie die Spuren zeigen, wurde er niedergeschlagen.

Man verhört die ehemaligen Schüler. Doch niemand will etwas gesehen haben. Rektor Declèr rückt nicht richtig raus mit der Sprache. Die beiden Ex-Frauen geben sich ebenfalls bedeckt, auch die Töchter wollen nicht reden. Sich unter diesen Umständen ein Bild von dem Lehrer zu machen, ist für Vegter und sein Team nicht leicht. War Janson ein guter Lehrer? Manche sind davon überzeugt, andere nicht, wie Eva Stotijn zum Beispiel

Der Blick fällt irgendwann auf David Bomer, der wie Eva auch zum Klassentreffen war. Gleich nach dem Bomer sich von seiner Freundin wegen des zu erwartenden Nachwuchses getrennt hat, macht er sich an Eva heran, die allerdings auch ein Kind hat. Seine wahren Beweggründe liegen lange im Dunkeln. Aber es hat mit dem Mord an Eric Janson zu tun.

Es scheint der perfekte Mord gewesen zu sein. Kommissar Paul Vegter kommt dem Mörder einfach nicht auf die Spur. Es fehlt das Motiv. So kommen die Ermittlungsarbeiten einfach nicht so richtig in Gang. Und so passiert auch lange Zeit nichts wirklich Aufsehenerregendes. Eine Spannungskurve baut sich nur sehr zögerlich auf.

Auch der Schreibstil der Autorin ist dementsprechend eher von Langsamkeit geprägt. So wird der Blick auch auf das wenig interessante Privatleben des Ermittlers gelenkt, der seit dem Tod seiner Frau allein lebt und an Gesellschaft nur eine kranke Katze und eine eigenwillige Zimmerlinde hat.
Ein wenig spannender wird es, wenn Eva Stotijn und David Bomer ins Spiel kommen. Dass die beiden mehr wissen, als sie vorgeben, ist schnell klar.

Man kann den eher ruhigen Krimi schon lesen. Wer gerne verfolgt, wie Puzzleteil um Puzzleteil in einem äußerst schwierigen Fall zusammengesetzt werden und wie ein Ermittler durch ausgiebiges Nachdenken und Kombinieren weiterkommt, dem könnte das Buch gefallen.

Rezension von Heike Rau

Lieneke Dijkzeul
Schweigende Sünde
Aus dem Niederländischen von Christiane Burkhardt
336 Seiten, broschiert
Dtv – Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423213566
ISBN-13: 978-3423213561
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Kathleen Vereecken: Eine größere Welt

Kathleen Vereecken: Eine größere Welt

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Nachdem das Baby ins Waisenhaus gebracht worden ist, kommt es zur Amme Annette Marcelot. Die Familie lebt in großer Armut. Annette gibt dem Kleinen Milch, aber keine Zuwendung. Die bekommt Leon von Méline, der achtjährigen Tochter Annettes. So wächst Leon heran. Es folgen weitere Findelkinder und auch ein eigenes. Für Leon wird es Zeit zu gehen, er ist nur noch Belastung. Doch Méline will ihren Lieblingsbruder nicht hergeben und kann es verhindern.

Dann verliebt sich Méline in Garvin, den Müller, und erlebt eine Zeit voller Glück, bis ihre Mutter die heimliche Liebe entdeckt und verbietet. Méline geht ins Wasser.

Leon ist überaus traurig. Bei seiner Pflegefamilie hält ihn nichts mehr. Er beschließt nach Paris zu gehen. Nur seinem Lehrer vertraut er sich an. Dem Lehrer, den er durch einen Lausbubenstreich kennengelernt hat und dem es zu verdanken ist, dass er gegen kleine Arbeiten Lesen und Schreiben lernen konnte.
Tatsächlich schlägt der Zehnjährige sich durch, findet Anschluss und Unterkunft in Paris, in der Stadt, in der auch sein berühmter Vater lebt. Leon erfährt, wer er ist, doch kennen lernt er ihn nicht.

Wie man dem Klappentext entnehmen kann, ist Leon der älteste Sohn Jean-Jacques Rousseaus. Die Autorin beschreibt den Werdegang des berühmten Schriftstellers und Philosophen, der von 1712 – 1778 lebte, im Anhang des Buches. Rousseau hatte mit der jungen Näherin und Waschfrau Thérèse Levasseur fünf uneheliche Kinder, die jeweils an ihrem Geburtstag ins Waisenhaus gebracht wurden. Sein 1762 veröffentlichtes Buch „Emile oder über die Erziehung“ steht im krassen Gegensatz dazu.

Die Geschichte um Leon, der sich auf die Suche nach seinen Wurzeln begibt, ist fiktiv, aber sehr überzeugend geschrieben. Die Vergangenheit mit den damaligen Lebensumständen wird lebendig, die Gegensätze zur Erziehung heute deutlich. Dabei ist Erzählung eingebunden in eine Kulisse, die sehr detailreich und lebendig beschrieben wird.
Die Autorin schreibt sehr feinfühlig und denkt sich sehr gut in ihre Hauptfigur Leon hinein. Das verleiht der Geschichte eine ungeheure Tiefe.

Rezension von Heike Rau

Kathleen Vereecken
Eine größere Welt
Aus dem Niederländischen von Meike Blatnik
360 Seiten, gebunden
Bloomsbury Kinderbücher & Jugendbücher
ISBN-10: 3827054575
ISBN-13: 978-3827054579
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Gian Domenico Borasio: Über das Sterben

Gian Domenico Borasio: Über das Sterben

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Sterben und sterben lassen…

Ein Vielzahl von Besprechungen zu diesem  Buch zeigt das hohe Interesse am Thema „Sterben“. Wussten wir doch über lange Zeit nicht, wie und ob man überhaupt an das Thema herangehen sollte.

Mit der von Cicely Saunders in den sechziger Jahren ins Leben gerufenen Hospizbewegung in England begann sich im Leben der Menschen das Sterben zu verändern. Nicht mehr abgeschoben in entlegenen Räumen wie über lange Jahre üblich sollte der Tod stattfinden, sondern in freundlicher Umgebung und von liebevollen Menschen betreut wollte man das Lebensende erleichtern helfen.

Inzwischen hat sich die Hospizbewegung weiter verbreitet. In vielen Ländern gibt es Hospize, in denen der Mensch seinen Bedürfnissen gemäß im Endstadium des Lebens seinem Tod entgegen gehen darf. Parallel zur Hospizbewegung entwickelte sich die Palliativmedizin, eine das Sterben begleitende und erleichternde Medizin.  In zahlreichen Krankenhäusern gibt es inzwischen Palliativstationen, wo dem Sterbenden in seinem letzten Lebensabschnitt mit den zuweilen erbärmlichen Qualen Erleichterung geboten wird.

Gian Domenico Borasio ist einer von vielen Palliativmedizinern, der mit seinem hier vorliegenden Bericht über das Sterben sachlich, nüchtern und doch mit viel Empathie Auskunft gibt. Sein Werk ist nach Kapiteln geordnet, in denen medizinische,  sozialpsychologische und rechtliche Fragen angesprochen werden.

Borasio bringt eine gut strukturierte Zusammenfassung der Bedingungen, die Voraussetzung für einen sanften Tod sein können.

Nach seiner Auffassung gibt es einmal den rein physiologischen Vorgang des Sterbens. Es gibt aber darüber hinaus die viel bedeutenderen Aspekte des mental-gefühlsmäßigen Eingehens auf die Bedürfnisse des Sterbenden. Hier setzt Borasio an und zählt die vielen Möglichkeiten der Sterbebegleitung auf. Dazu gehört die menschlich-einfühlsame Gesprächshilfe des Arztes oder Hospizhelfers, zu der selbstverständlich ganz vordringlich die Medikamentenversorgung bei den vielfältig auftretenden Beschwerden eines Sterbenden gehört. Insbesondere die Angst- und Schmerzbekämpfung steht hier im Vordergrund des Interesses.

Tabus über das Sterben gibt es immer noch in einer unübersehbaren Vielzahl von Fällen. Diese zu beseitigen und das Gespräch mit dem Sterbenden und auch den Angehörigen zu ermöglichen gehört zu den Anliegen Borasios.

Wenn man das Buch gelesen hat, wünscht man sich sehr, dass man die entsprechenden Hilfen und Möglichkeiten für sich nutzen könnte. Doch gibt es nach wie vor nicht genügend Anlaufstellen für das letzte Stadium des Lebens, dem wir unweigerlich alle entgegen gehen.

Gian Domenico Borasio leistet mit seinem Buch einen wichtigen Schritt in Richtung Aufklärung über das individuelle Sterben und die damit verbundenen Voraussetzung für einen guten Tod. Mögen es viele Mediziner, Politiker und Betroffene lesen, damit jeder von uns in Würde und Frieden sterben darf.

Gian Domenico Borasio
Über das Sterben
207 Seiten, gebunden
C.H. Beck, 8. Auflage April 2012
ISBN-10: 3406617085
ISBN-13: 978-3406617089
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Hilary Duff: Elixir

Hilary Duff: Elixir

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Ein Jahr ist es jetzt her, dass Cleas Vater während einer Reise für GloboReach verschwand. Nach wie vor gibt es keine Spur von ihm. Clea hat seitdem Albträume. Mit einem Mal fühlen sich diese Albträume allerdings real an. Es ist als würde das, was im Traum passiert, wirklich geschehen. Zum ersten Mal hat Clea eine reale Vision, während einer Europa-Reise, die sie mit ihrer Freundin Reyna unternimmt.

Während dieser Reise hat Clea sehr viel fotografiert. Sie arbeitet, wann immer sie Gelegenheit hat, als Fotojournalistin. Als sie die gemachten Fotos sortiert, fällt ihr ein junger Mann auf einem der Bilder auf. Sie kennt ihn aus diesen Visionen. Clea ist entsetzt, dass er, wie sie feststellt, die ganze Reise über, also von Anfang an und auf den unterschiedlichen Stationen in verschiedenen Ländern, dabei war.

In ihren Träumen nähert sie sich diesem Mann an. Er ist immer derselbe, während sie in unterschiedliche Frauenrollen schlüpft, als würde sie Zeitreisen unternehmen. Und dann, eines Tages, begegnet sie ihm tatsächlich.

Wer ist dieser junge Mann? Wer ist Sage? Und was für eine Rolle wird Clea letztendlich in seinem Leben spielen? Um diese Fragen dreht sich alles. Das macht die Spannung des Buches aus. Es scheint vorbestimmt zu sein, dass Clea sich in ihn verliebt. Und sie tut es ohne wenn und aber. Eine wirklich romantische Stimmung kommt dennoch nicht auf. Es fehlt an Tiefgang und auch die Wortwahl ist nicht immer perfekt.

Die Geschichte dahinter ist ein wenig kompliziert und im Buch auch nicht ganz verständlich dargestellt. Es bleiben viele Fragen offen. Aber das mag daran liegen, dass in diesem ersten Band noch nicht zu viel verraten werden soll. Somit kann man sich kein abschließendes Urteil über diese Geschichte bilden. Aber sie strahlt eine gewisse Faszination aus, die dann doch Lust auf den nächsten Band macht.

Rezension von Heike Rau

Hilary Duff
Elixir
Aus dem Amerikanischen von Eva Hierteis
320 Seiten, gebunden
cbt, München
ISBN-10: 3570161412
ISBN-13: 978-3570161418
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