Jussi Adler-Olsen: Erlösung

Jussi Adler-Olsen: Erlösung

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Carl Mørck bekommt von seinem Chef Marcus Jacob eine Flaschenpost in Scherben und deren Inhalt überreicht. Die damals noch intakte Flasche wurde bereits 2002 vor der Küste Schottlands gefunden, war dann aber durch bestimmte Umstände in Vergessenheit geraten. Der Zettel darin ist zum größten Teil unleserlich. Aber es scheint ein Hilferuf zu sein. Carl ist davon allerdings nicht überzeugt. Möglicherweise handelt es sich hier um einen Streich. Obwohl andere Fälle warten, beginnt er mit seinen Assistenten Assad und Rose den Brief zu entziffern.

Kollege Tomas Laursen, ehemaliger Polizeitechniker, gibt entscheidende Hinweise. Er findet einen Holzsplitter und eine Fischschuppe. Er kann außerdem einschätzen unter welchen Bedingungen der Brief geschrieben wurde. Er glaubt nicht, dass sich damit jemand einen Spaß erlaubt hat. Auch findet er nach seiner Analyse noch weitere Buchstaben. Demnach stammt die Flaschenpost aus dem Jahr 1996.

Carl muss die Sache also ernst nehmen. Es geht nur langsam voran. Andere Arbeiten müssen erledigt werden. Die Arbeitsbedingungen unten im Keller des Bürogebäudes sind alles andere als ideal zumal man hier eine Asbestbelastung festgestellt hat. Dann kommt Rose nicht mehr zur Arbeit und schickt stattdessen ihre Schwester. Außerdem hat Carl an einem alten Fall zu knabbern. Mit seinen Nerven steht es nicht zum Besten. Von seinem Privatleben ganz zu schweigen.
Und doch kommt das Team Schritt für Schritt weiter. Bis ein Hinweis die ganze Sachlage ändert.

Man weiß als Leser von Anfang an, was Sache ist, auch wenn man die Lage in der Gesamtheit sicher nicht einschätzen kann. Während Carl noch in aller Gemütlichkeit vor sich hinarbeitet, weiß man aber, dass Eile geboten ist. Es geht um einen Serienkiller, der Kinder entführt, um Lösegeld zu erpressen, der skrupellos tötet, um die Familien zum Schweigen zu bringen. Die ganzen Jahre über, die keiner sich der Flaschenpost angenommen hat.

Es ist ein sehr tragischer Fall, den Carl Mørck hier mit seinem Assistenten Assad nachgehen muss. Das kratzt ordentlich an den Nerven. Aber nicht so extrem schockierend wie in „Erlösung“, dem 2. Fall für Carl Mørck.
Etwas ruhigere Szenen, manchmal sind diese sogar witzig, sorgen dafür, dass man auch zwischendurch einmal aufatmen kann.

Die Handlung ist eingebettet in die übliche Polizeiarbeit. Man hört also auch noch von anderen, ebenfalls sehr spannenden Fällen.
Die Charaktere im Buch bleiben weiter rätselhaft. Assad offenbart interessante Fähigkeiten, die ihn noch undurchschaubarer machen. Rose, die durch ihre Schwester ersetzt wird, spielt eine äußerst merkwürdige Rolle und kommt damit auch noch durch. Und Carl scheint irgendwie auch noch ein paar Leichen im Keller zu haben.

Trotz aller scheinbaren Unvollkommenheit, oder gerade deshalb, kommt dieses Team von Sonderdezernat Q einem kaltblütigen und raffinierten Täter auf die Spur. Aber es wird ein Spiel auf Leben oder Tod.

Rezension von Heike Rau

Jussi Adler-Olsen
Erlösung
Der dritte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q
Thriller
Aus dem Dänischen von Hannes Thiess
592 Seiten, Klappenbroschur
Dtv – Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423248521
ISBN-13: 978-3423248525
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Katja Henkel: Rosa Rabenstein – Eine neue Nachricht

Katja Henkel: Rosa Rabenstein – Eine neue Nachricht

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Das Ferienhaus auf Island gleicht eher einer Hütte. Das meint jedenfalls Rosa. Nicht mal einen Fernseher gibt es hier. Und ihr Handy darf Rosa auch nicht benutzen. Dabei hat sie Bruno eine SMS geschrieben und wartet auf Antwort. Bruno ist Schauspieler. Rosa hatte in seinem Film eine klitzekleine Nebenrolle. Ein halbes Jahr ist inzwischen vergangen und nun würde Rosa gerne wieder etwas von Bruno hören und nicht nur von ihm träumen. Leider hat Stefan das Handy einkassiert, so dass Rosa nun gar nicht weiß, ob sie schon Antwort hat. Stefan ist nicht Rosas richtiger Vater, aber seit er mit Rosas Mutter zusammen ist, hat er die Vaterrolle übernommen. Zur Familie gehört auch noch Rosas kleiner Bruder Heinrich, den sie aber gerne Heini nennt, weil das jeden ärgert.

Für Abwechslung soll ein Ausflug ins Geistermuseum sorgen. Hier gibt es auch eine Elfenabteilung. Stefan erzählt so wunderbar gruselige Geschichten, dass man fast glauben könnte, Elfen gäbe es tatsächlich. Zumindest wäre die Vorstellung schön. Dann könnte auch der Wunsch, den Rosa am Elfenwunschstein hinterlässt, in Erfüllung gehen. Wenn sie nur an ihr Handy käme und nachsehen könnte, ob bereits eine SMS eingetroffen ist!

Weil Rosa im Museum ein für Besucher verbotenes Territorium betritt, lernt sie Cosma kennen. Sie ist eine echte Elfe und hat es verpasst, sich zur rechten Zeit unsichtbar zu machen. Beide stellen nach einem Streitgespräch fest, dass sie gerne in die Rolle des anderen schlüpfen würden. Dass Cosma dies, auch wenn sie eine Elfe ist, wirklich bewerkstelligen kann, hätte Rosa nie gedacht. Doch der Wunsch nach einem Rollentausch wird prompt erfüllt.

Eigentlich geht es Rosa in ihrer Familie ganz gut. Aber wie das so ist, weiß sie es nicht so ganz zu schätzen. Es gibt immer was, was ihr nicht passt. So ist auch der Urlaub gar nicht nach ihrem Geschmack. Ohne Fernseher, Computer und Handy ist es Rosa zu langweilig, auch weil sie keine Lust auf Unternehmungen mit der Familie hat.

Das Thema wir mit viel Humor angegangen. Die zunächst sehr realistische Handlung wird dann in eine fantastische Welt verlegt. Rosa tauscht mit Cosma die Rolle. Ein Elfenleben stellt sie sich viel spannender als ein Menschenleben vor. Allerdings wird Rosa dann mit Problemen konfrontiert, die sie sich nie hätte träumen lassen. Ein Elfenleben ist offenbar auch nicht einfach nur märchenhaft schön. Als sie hört, wie Cosma von ihrer Familie schwärmt und dass sie selbst den nervigen kleinen Bruder gerne mag, kommt Rosa ins Grübeln. Das regt natürlich Kinder dazu an, einmal über die eigene Familiensituation nachzudenken.

Rosa ist 13 Jahre alt, wirkt aber jünger. Die Geschichte ist auch eher für Kinder zwischen 10 und 12 Jahren geeignet. Das spiegelt sich auch im Cover wider.
Der Ton ist locker und humorvoll. Das Buch liest sich leicht und unterhält gut. Rosas langweiliger Urlaub wird schließlich zu einem Abenteuer. Das Ende lässt darauf hoffen, dass man irgendwann mehr von Rosa Rabenstein lesen kann.

Rezension von Heike Rau

Katja Henkel
Rosa Rabenstein – Eine neue Nachricht
272 Seiten, gebunden
Bloomsbury Kinderbücher & Jugendbücher
ISBN-10: 3827054060
ISBN-13: 978-3827054067
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Uwe Schimunek: Katzmann und die Dämonen des Krieges

Uwe Schimunek: Katzmann und die Dämonen des Krieges

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Ich habe mich auf den Kriminalroman „Katzmann und die Dämonen des Krieges“ gefreut, denn ich hatte Uwe Schimuneks Schreibstil aus den Kurzgeschichten in „13 kleine Thriller“ als sehr unterhaltsam in Erinnerung. Er hat diesen Stil auch bei dem Roman beibehalten. Leider.

Von vorn: „Katzmann und die Dämonen des Krieges“ ist der zweite Fall um den Dresdner Journalisten Konrad Katzmann. Die Roman-Reihe lässt in fiktiven Kriminalfällen das Sachsen der frühen 1900er Jahre lebendig werden. Sagt zumindest der Klappentext auf dem hinteren Cover. Das Buch von Uwe Schimunek (Journalist) führt Katzmann bei einem Diensteinsatz in das Leipzig des Jahres 1920. Schimunek (Jahrgang 1969) hat dafür gründlich recherchiert und kann das Leipzig jener Tage anscheinend auf die Hausnummer genau nachzeichnen. Und er tut es auch.

Ist das das Problem? Wie schon in den „13 kleinen Thrillern“ benutzt Schimunek Straßen- und ähnliche Namen mit einer Selbstverständlichkeit, als zeigten sie, wie es „dort“ aussieht. Aber das tun sie natürlich nicht. Das heißt, man bekommt Fakten genannt, die leer bleiben. Bei den Kurzgeschichten war das schon nicht so glücklich, hier aber stört es mich massiv. Nicht nur, dass so das offenkundig geplante Lokalkolorit nicht entsteht, der Leser wird mit jedem Namen, der ihm fremd ist, auch noch daran erinnert, dass er keine Ahnung vom Handlungsort hat. Dummerweise fühlte ich mich dennoch verpflichtet, den Namen Bedeutung beizumessen. Sicher – so das penetrante Gefühl – hat in dieser Straße und jenem Haus etwas historisch Interessantes stattgefunden, wenn die Lokalität schon so plakativ erwähnt wird. Ich weiß es nur nicht, ich Dummchen. Nachgegrübelt habe ich beim Lesen trotzdem immer. Ablenkend war das auf jeden Fall.

Ablenkend ist auch der zugegeben besondere Stil Schimuneks. Es ist eine eher harte, detailreiche Sprache, die nicht recht ins Fließen kommt. Das betrifft zum einen den reinen Klang, zum anderen die ständigen sehr farbigen Details, die permanente Konzentration fordern. Sowas wie „Stimmung“ gibt es nicht, selbst das Denken der Figuren ist kurz, faktenreich und abgehakt. Richtig schwer wird das Erfassen all dieser Details dadurch, dass sie nahezu nie aufeinander aufbauende Bilder ergeben, und – und das ist das größte Manko – so ungewöhnlich „codiert“ und bildhaft gemacht sind, dass man immer neu überlegen muss, was Schimunek meint. Nicht immer gelang mir das. Der Drang, originelle Vergleiche anzustellen, treibt zuweilen sogar groteske Blüten. Da sind Geheimratsecken dergestalt, dass man „ein Hühnerei darin platzieren könnte“ oder das eigentlich harte, trockene, laute Klappern von etlichen Schreibmaschinen wird mit „Mäusen“ verglichen, die „versuchen, Stahlträger mit kleinen Hämmerchen zu verformen“. Dass einer der Protagonisten, als er zusammengekrümmt daliegt, seine „Hände in der Bauchhöhle“ versteckt, ist schließlich regelrechter Unsinn. In den ganz kurzen Texten Schimuneks mag dieser Wunsch nach Originalität zu einem locker-witzigen Ton führen – nach 15 Seiten wird es jedoch kraft- und konzentrationsraubend und Katzmanns zweiter Fall hat da noch nicht mal richtig angefangen.

Apropos anfangen: Ich weiß nicht, wann Katzmann anfängt, den Fall zu lösen. Das Buch beginnt damit, dass Helmut Cramer bei einem Einbruch bei einem Großhändler diesen ermordet vorfindet und liegen lässt. Die Sekretärin – die blutjunge Liesbeth Weymann – ist die nächste, die den Toten findet, und sie holt die Polizei. Inzwischen wartet Heinz Eggebrecht, seines Zeichens Lehrling bei der Leipziger Volkszeitung, auf Konrad Katzman, der eine Zeit lang in Leipzig arbeiten soll und sich schon kurz nach der Ankunft in den Mordfall verbeißt. Erzählt wird – nahezu im ganzen Roman – aus der Sicht dieser drei Figuren. Bis zur Hälfte des Buches werden nun diese und weitere Personen zueinander in Relation und Stellung gebracht, gestohlenes Geld wird als Krimi-Element eingeführt und Katzmann führt ein paar launige, wenig informative Gespräche. Dann geht es Schlag auf Schlag: Plötzlich werden wirklich wichtige Dinge in den „Interviews“ offenbart, wirklich wichtige Figuren und Konstellationen gezeigt und die Action geht los. Im Hintergrund zumindest, denn irgendwie reiten die Hauptfiguren nur auf den Wellen der Ereignisse, statt sie selbst zu erzeugen. Im Höchstfall rühren sie gelegentlich mal ein bisschen oberflächlich darin herum. Am Ende braust alles ohne ersichtlichen Anlass plötzlich hoch auf, überschlägt sich und ist – irgendwie wie von selbst – gelöst.

Ja, mag sein, dass der Fall an sich logisch korrekt gebaut ist, dass die Straßennamen und historischen Ereignisse korrekt zitiert werden und der Spannungsbogen formal einigermaßen stimmt. Aber es gibt keinen Zugang zu den Figuren. Sie sind – trotz der mitgeteilten „Blicke aus dem Innern“ – alles in allem kaum mehr kleinteilige Oberflächen. Vielleicht hätte Schimunek wenigstens die Ermittler-Position (also Katzmann) handelnd darstellen sollen, statt Eggebrecht nur beobachten zu lassen, was Katzmann tut. Aber auch dann müsste er in die Figur eintauchen, sie spielen, statt sie wie Marionetten zu führen und die Emotionen in Bilder zu packen, die wie Hinweisschilder in die Kulisse gestellt werden. Selbst in den Momenten, wenn im Fluss des Erzählens eine Empfindung recht „pur“ heraus quillt, glaubt Schimunek, sie noch durch einen Vergleich anschaulicher machen zu müssen – und futsch ist die Stimmung.

Noch manches könnte kritisch erwähnt werden. Dass die „Dämonen des Krieges“ aus dem Titel sich als relativ simple Schweinerei entpuppen zum Beispiel, oder dass die politische Situation nackte Kulisse bleibt statt wirklich lebendig zu werden. Auch hier fühlen sich die erwähnten Fakten wie aufgestellte Schilder an, die man genausogut aus der Kulisse entfernen könnte, ohne dass die Handlung Schaden nimmt. Das zeitweilige Verbot der Leipziger Volkszeitung zum Beispiel lässt Katzmann nicht anders agieren als in der Zeit, als die LVZ wieder erscheinen darf. Das einzig Spürbare dieser Kategorie ist eine gewisses „Genossentum“ und die Animositäten zwischen den Parteien und Gruppen. Das schimmert in Dialogen immer wieder durch, was (z. B.) weder von der „ausgeschilderten“ Arroganz der „Reichen“ noch mit Blick auf den Kapp-Putsch sagen kann. Vielleicht hätte das versprochene „lebendige Bild“ dieser Zeit gezeichnet werden können, wenn Schimunek ein, zwei politisch halbwegs engagierte Figuren zum Erzählerstandort gemacht hätte und/oder seine Figuren nicht nur durch den Fall sondern tatsächlich durch ihren Alltag begleitet hätte. Und zwar nicht als originell formulierender, beobachtender Journalist, sondern als sich einfühlender Teilnehmer.

Nein, es ist kein Meisterwerk, was Uwe Schimunek da abgeliefert hat. Man kann den Stil, der in Krimi-Mini-Stories hervorragend funktioniert, eben nicht einfach auf 203 Seiten ausdehnen. Schade. Um die sicher mühsame Recherche, den Aufwand beim Originell-Sein und beim Fall-Bauen und um die Figuren, die so blass und klischeehaft bleiben.

Gibt es noch was Gutes zu sagen? Wer Leipzig liebt und gut kennt, freut sich vielleicht, vertraute Namen zu lesen. Wer mag, kann die oben erwähnte „Schweinerei“ durchaus auch als Friedensmahnung verstehen (obwohl das leicht angreifbar wäre) und die erkennbaren Absichten im Buch honorieren. Und darüber hinaus? Vielleicht: Schlecht ist das Buch nicht wirklich. Ich war nur sehr enttäuscht.

Uwe Schimunek
Katzmann und die Dämonen des Krieges
Katzmanns zweiter Fall
203 Seiten, broschiert
Jaron-Verlag
ISBN-10: 3897739011
ISBN-13: 978-3-89773-9017
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Carlos Salem: Wir töten nicht jeden

Carlos Salem: Wir töten nicht jeden

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Die Sommerferien werden nicht nach Plan verlaufen. Damit muss sich der Pharmavertreter Juan Pérez Pérez abfinden. Ohne dass seine Familie davon weiß, hat er nämlich noch einen Job als Auftragskiller und so wird das Reiseziel von seinem Auftraggeber geändert. Die Kinder Leti und Antonio stört das wenig. Es geht trotzdem an einen Strand, allerdings auf einen FKK-Campingplatz. Dass seine Ex-Frau Leticia mit ihrem Neuen direkt den Platz neben an hat, ist kaum zu glauben. Dass es sich um Richter Gaspar Beltrán handelt, ist eine echte Überraschung.

Das Ziel von Juans Auftragsarbeiten wird immer über die Autonummer mitgeteilt. Juan kennt das Auto, es ist das seiner Ex-Frau, der Mutter seiner Kinder. Nur hat sie es verkauft, wie sie sagt. An eine andere Frau. Die, es ist kaum zu glauben, ebenfalls auf dem Campingplatz ist. Mit Juans bestem Freund Tony, der leider nach zwei „Unfällen“ nur ein Bein und nur ein Auge hat, was im Grunde Juan zu verantworten hat. Das weiß Tony allerdings nicht.

Juan fragt sich, wer hier nun eigentlich umgebracht werden soll. Wobei ihm ja mitgeteilt wurde, dass es eigentlich diesmal nur um eine Beobachtung gehen soll. Das glaubt Juan aber nicht, schon gar nicht als ein weiterer Killer auftaucht. Auf wen hat man es wirklich abgesehen? Auf seine Ex-Frau, den Richter, Tony oder gar ihn selbst? Es sind zu viele Zufälle im Spiel.

Es ist ein außergewöhnlicher Kriminalroman, das merkt man sofort. Alles dreht sich um Juan Pérez Pérez, der eine Doppelrolle als Familienvater und als Auftragsmörder spielt. Und das auf einem FKK-Campingplatz, wo auch er seine Hüllen fallen muss und keine Chance hat, sich zu bewaffnen. So nackt sieht Juan sich gezwungen seine Gefühlen freien Lauf zu lassen und sich zu verlieben, was er als eiskalter Killer ja eigentlich nicht sollte. Seine Professionalität leidet unter der Hitze. Einen klaren Gedanken fassen, kann er so kaum.

Der Krimi wirkt konstruiert. Es kann kein Zufall sein, dass bestimmte Personen gleichzeitig auf diesem Campingplatz Urlaub machen. Doch kann man nicht sagen, was wirklich dahinter steckt und tappt genauso im Dunkeln wie die Hauptfigur. Wobei es sehr unterhaltsam ist, der Handlung zu folgen, die ordentlich abgedreht wirkt. Nicht immer konzentriert sich der Autor auf das Wesentliche. Da wird aus dem Krimi dann schnell eine Krimikomödie.
Und so macht es großen Spaß herauszufinden, wer nun tatsächlich umgebracht werden soll und vor allem weshalb!

Rezension von Heike Rau

Carlos Salem
Wir töten nicht jeden
Kriminalroman
Aus dem Spanischen von Ilse Layer
288 Seiten, broschiert
Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423213027
ISBN-13: 978-3423213028
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Andrea Lienhart: Respekt im Job

Andrea Lienhart: Respekt im Job

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Wenn das Betriebsklima nicht stimmt, bleibt die Freude an der Arbeit auf der Strecke. Durch einen Mangel an Wertschätzung und Respekt unter den Kollegen wird der Arbeitsablauf gestört. Sogar gesundheitliche Probleme unter den Mitarbeitern kann das mit sich bringen. Gute Arbeit kann so nicht geleistet werden und beruflicher Erfolg bleibt aus.

Die Autorin, Management Trainerin und Business Coach, macht zunächst eine Bestandsaufnahme und zeigt, vor welchen Schwierigkeiten Unternehmen hinsichtlich der Zusammenarbeit der Belegschaft stehen. Sie zeigt auf, wie der Umgang zwischen den Kollegen sich gestaltet und wie ein Mangel an Respekt sich auswirkt.

Wer das Buch zur Hand nimmt, erhofft sich Hilfe im beruflichen Alltag, wünscht sich von seinen Kollegen respektiert zu werden. Doch man muss zuerst auf sich selbst schauen. So geht es zunächst um den Respekt sich selbst gegenüber. Veränderung kann nicht nur von anderen ausgehen, auch man selbst hat die Möglichkeit Einfluss zu nehmen. Das eigene Verhalten zu analysieren, einmal zu schauen, wie man sich verhält, auch sich selbst gegenüber, kann hilfreich sein. Denn wie man auf andere wirkt, hat Einfluss auf das Miteinander. Die Autorin gibt hier Denkanstöße. Ihre Fragen helfen dabei, Klarheit zu schaffen, was letztendlich zu einer Weiterentwicklung der eigenen Persönlichkeit führt.

Will man selbst respektvoll behandelt werden, setzt das natürlich voraus, dass man auch seinem Gegenüber Wertschätzung entgegenbringt. Das ist nicht immer leicht. Denn man arbeitet auch mit Menschen zusammen, die nicht gerade als angenehmen Zeitgenossen zu bezeichnen sind, für die Freundlichkeit möglicherweise ein Fremdwort ist. Aber auch hier zeigt die Autorin, das die Situation nicht eskalieren muss, wenn man Gelassenheit zeigen und andere auch einmal so akzeptieren kann, wie sie sind mit ihren Schwächen und Fehlern, wie man selbst. Man muss nicht alles persönlich nehmen.

Auch wer in einer Führungsposition arbeitet, muss sich Respekt erarbeiten und mit seinem Team einen entsprechenden Umgang pflegen. Auch hier geht es um Selbsteinschätzung und die daraus resultierenden möglichen Veränderungen. Anerkennung, Achtung, Rücksichtnahme und Gleichberechtigung sind wichtige Punkte. Auch der Umgang mit Lob und Kritik wird erläutert. Die Autorin führt auf, welche Möglichkeiten man in einer Führungsposition hat, die Mitarbeiter entsprechend zu motivieren, zu lenken und zu fördern, so dass die Zusammenarbeit klappt und von Erfolg gekrönt wird.

Das Buch ist vor allem auf Bürojobs ausgerichtet. Aber grundsätzliche Punkte sprechen jeden an. Gutes Benehmen sollte selbstverständlich sein. Und dazu gehört auch ein respektvoller Umgang mit jedem Kollegen im Team.
Die Realität sieht oft anders aus. Aber die Autorin ist überzeugt davon, dass sich das ändern lässt. Und damit kann man bei sich selbst beginnen. Das Buch gibt Anleitung dazu.

„Respekt im Job“ ist ein Arbeitsbuch. Die Mitarbeit des Lesers wird direkt eingefordert. Man geht nach der Lektüre mit einer anderen Meinung zur Arbeit. Natürlich darf man nicht gleich zu große Erfolge erwarten. Es ist ein Prozess, der in Gang gesetzt wird. Aber hat man erst einmal auch andere Kollegen überzeugt, wird sich das Betriebsklima nach und nach bessern.

Rezension von Heike Rau

Andrea Lienhart
Respekt im Job
Strategien für eine andere Unternehmenskultur
176 Seiten, Klappenbroschur
Kösel Verlag
ISBN-10: 3466308879
ISBN-13: 978-3466308873
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Carolin Philipps: Second face

Carolin Philipps: Second face

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Nach Ummanz zu ziehen, können sich die beiden Zwillingsschwestern Marie und Anne gar nicht vorstellen, auch wenn die Ferien dort auf dem Bauernhof immer sehr schön waren. Mittlerweile haben die Schwestern andere Interessen. Anne ist in Kai verliebt und möchte sich nicht von ihm zu trennen. Als Marie von einer Freundin erfährt, dass Kai es gar nicht ernst meint, sondern sich an Anne herangemacht hat, um eine Wette zu gewinnen, erzählt sie Anne davon. Für glaubwürdig hält Anne die Geschichte nicht. Und doch ist sie wahr. Nach einer gemeinsamen Nacht wendet Kai sich von ihr ab. Er hat die Wette gewonnen und kein weiteres Interesse an einem Zusammensein. Die Blamage ist perfekt. Anne leidet und Marie leidet mit.

Auf einmal scheint es gar nicht mehr so abwegig, von Hamburg wegzugehen. Die Familie zieht nach Ummanz. Nach ein paar Wochen bereut Anne diesen Schritt. Sie langweilt sich und vermisst ihre Freunde.
Marie dagegen gefällt es. Bald verliebt sie sich in Lirim, der im Jugenddorf arbeitet.

Auch wenn Anne sich immer noch gekränkt fühlt, macht sie doch den Eindruck, den Liebeskummer allmählich zu überwinden. Sie besucht die Surfschule und kommt wieder unter Leute. Sie nimmt sich vor einen Jungen ebenso auflaufen zu lassen, wie Kai es mit ihr getan hat. In der Disco im Camp lernt sie jemanden kennen. Dass es Maries Freund ist, ahnt sie nicht, denn die Schwester hat sich ihr nicht anvertraut. Was sie mit Lirim macht, der nicht weiß, dass Marie eine Schwester hat, die ihr unheimlich ähnlich sieht, beendet die gerade begonnenen Freundschaft. Die nächste Verabredung mit Marie hält Lirim nicht ein und Marie, die nicht weiß, was passiert ist, versinkt in Liebeskummer. Mit Lirim sprechen kann sie nicht. Er ist abgereist und sie hat nicht einmal seine Handynummer.

Auf Anraten eines Klassenkameraden flüchte sie sich in die Welt des Second Life. Diese virtuelle Welt scheint ihr bald sehr real, obwohl sie nicht wirklich ist. So unterschätzt sie die Gefahr und erlebt bald eine böse Überraschung, in die ihre Schwester geradewegs mit hineingezogen wird.

Liebeskummer und die Gefahren des Internets sind die Themen des Buches. Die Geschichte liest sich sehr flüssig, erscheint im Nachhinein aber zu kurz. Manche Szene hätte ausführlicher und einfühlsamer beschrieben sein können. Ein paar Seiten mehr, hätten dem Buch, das wie unter Zeitnot geschrieben scheint, sicher gut getan.

Die Schwestern, die sich vom Aussehen sehr ähnlich sind, sind von ihrem Charakter her sehr verschieden. Mit den Problemen, wie sie wohl fast jedes Mädchen in dem Alter hat, gehen beide dann auch sehr unterschiedlich um. Und vielleicht auch ein wenig unüberlegt. Aber es fehlt ihnen ja nun mal, jung wie sie sind, an gemachten Erfahrungen und so passieren Fehler.

Die Handlung spielt vor allem auf Ummanz. Die Insel wird sehr romantisch beschrieben. Der Hof mit den Pferden, die neue Heimat der Familie, ist sehr schön. Doch zum Glücklichsein gehört offenbar ein wenig mehr. Die Autorin greift also vieles auf, was junge Mädchen interessiert. Die Geschichte wirkt dadurch real. So werden auch die Gefahren, die das Internet mit sich bringen kann, greifbar. Es wird deutlich, dass man über dieses Thema nachdenken muss.

Rezension von Heike Rau

Carolin Philipps
Second Face
139 Seiten, Klappenbroschur
Verlag Carl Ueberreuter, Wien
ISBN-10: 3800056100
ISBN-13: 978-3800056101
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Rita Falk: Dampfnudelblues

Rita Falk: Dampfnudelblues

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So eine Schmiererei an der Hauswand ist natürlich ärgerlich. Wenn man dann auch noch lesen muss „Stirb, du Sau!“ ist das ein Grund, die Polizei zu rufen. Und wenn so etwas auf der Hauswand des Rektors der Realschule steht, muss die Polizei, also Franz Eberhofer, sich das natürlich persönlich ansehen, auch wenn er nichts machen kann.
Als Rektor Höpfl dann eine Woche später von der Schule vermisst wird, wird Eberhofer aber doch munter.
Mit Hilfe des Schlüsseldienstes verschafft er sich Zutritt zum Haus, findet aber nichts Verdächtiges. Also befragt er Höpfls Schwester. Die will allerdings keine Vermisstenanzeige aufgeben, weil sie ihren Bruder nun mal nicht vermisst.
Dann ist der Höpfl plötzlich wieder da. Ein erwachsener Mensch kann ja schließlich mal ein paar Tage wegbleiben.
Als der Eberhofer dann eine Bahnleiche begutachten muss, trifft er überraschend wieder auf den Höpfl. Viel ist nicht mehr von ihm übrig. Es sieht alles nach einem Selbstmord aus. Doch Eberhofers Gefühl sagt etwas anderes.
Bald hat der Eberhofer 37 Verdächtige allein in der Realschule. Denn wie sich herausstellt war der Rektor nicht gerade beliebt.
Dass der Höpfl auch ein kleines Geheimnis hat, erfährt der Eberhofer vom Flotzinger, dem Heizungspfuscher. Der hat beim Höpfl nämlich einen Wellnessbereich im Keller eingebaut.
Als dann eine zweite Leiche auftaucht, ein junger Mann mit DNA-Spuren vom Höpfl auf dem Körper, wird der Fall brisant.

Nach „Winterkartoffelknödel“ folgt nun der nächste Provinzkrimi aus dem bayerischen Niederkaltenkirchen mit Dorfpolizist Franz Eberhofer in der Hauptrolle. Diesmal geht es um den tragischen Tod des Realschulrektors Höpfl. Eberhofer vertraut hier wieder auf sein Bauchgefühl. Er wittert als einziger einen Mord, wo man doch den Fall als Selbstmord zu den Akten legen könnte.
So richtig vorwärts geht es dann auch nicht. Wie das so ist, hat ein Dorfpolizist auch noch andere Dinge zu regeln. Davon mal abgesehen hat er auch noch ein Privatleben. Allerdings versaut ihm seine Familie immer mal wieder die Laune. Auch weil ihm die Freundin, weggelaufen ist, wo man sie doch so gerne als weiteres Familienmitglied gesehen hätte. Besonders sauer ist die Oma, die dann schon mal dem Franz das Frühstück verweigert.

Es sind also die kleinen Alltäglichkeiten und die komischen Situationen, die das Buch so unterhaltsam machen. Alle Klischees, die typisch Mann sein sollen, sind in die Rolle des Franz Eberhofer eingeflossen. Das ist ungemein witzig, für jeden, der diese Art Humor mag. Dazu kommt der Schreibstil der Autorin, die hier in Umgangssprache schreibt und teilweise bayerischem Dialekt. Der Eberhofer nimmt dann auch kein Blatt vor den Mund. Er ist eben ein ehrlicher Typ, wenn auch ein wenig derb. Notfalls geht es mit dem Kopf durch die Wand.
Beim Lesen des Krimis muss man also immer Schmunzeln, nicht selten sogar herzhaft lachen. „Dampfnudelblues“ ist genauso gut wie „Winterkartoffelknödel“.

Rezension von Heike Rau

Rita Falk
Dampfnudelblues
Ein Provinzkrimi
256 Seiten, Klappenbroschur
Dtv – Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423248505
ISBN-13: 978-3423248501
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Peter Härtling: Paul das Hauskind

Peter Härtling: Paul das Hauskind

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Pauls Eltern sind beruflich stark eingespannt. Die Mutter arbeitet in New York als Journalistin und auch der Vater ist als Werbefachmann viel unterwegs. Der 12-jährige Paul ist also viel ohne seine Eltern in der Frankfurter Wohnung. Ohne Aufsicht ist er allerdings nicht. Die Hausgemeinschaft kümmert sich um Paul. Als der Vater für längere Zeit verreisen muss, wird Paul nebenan bei Ersatzoma Käthe untergebracht. Eigentlich möchte Paul nicht bei Oma Käthe schlafen. Das Zimmer, in das er ziehen soll, gefällt ihm nicht. Aber wenn er nicht allein sein will, bleibt ihm nichts anderes übrig.

Ohne Eltern sieht Paul sich mit einigen Problemen konfrontiert. Wer soll die Sechs im Diktat unterschreiben? Dr. Adam Schwarzhaupt, Anwalt im Ruhestand, und ebenfalls im Haus wohnend, übernimmt es schließlich, einen Brief an die Lehrerin zu schreiben.

Ab und zu ist der Vater für einen Tag im Haus. Paul ist sehr enttäuscht, als er hört, dass die Eltern sich scheiden lassen wollen. Paul will nicht mehr in die Wohnung zurück und mit seinem Vater zusammen sein. Er versteckt sich im Keller. Das hindert seinen Vater allerdings nicht daran, wieder zu verschwinden. Die Hausgemeinschaft kümmert sich. Dass alle sich so große Sorgen gemacht und nach ihm gesucht haben, tröstet Paul.

Als Opa Käthe krank wird und ins Krankenhaus muss, wird Paul im Haus von einer anderen Familie aufgenommen. Auch hier kann er nicht lange bleiben. Aber auch dann springen wieder andere Mieter ein. Auf Dauer kann es jedoch so nicht weiter gehen.

Es ist ein sehr kritisches Buch, das die Situation einer Familie schildert, die auseinandergerissen wird, durch Umstände, die schlecht nachzuvollziehen sind. Leidtragender ist Paul, der mit der ständigen Abwesenheit seiner Eltern klar kommen muss. Die Mutter zieht ihre Arbeit einem Familienleben vor. Der Vater wird aufgrund von beruflichem Stress und den familiären Problemen krank.

Die Hausgemeinschaft fängt Paul auf. Doch hat diese Nachbarschaftshilfe, so hoch man diese auch anrechnen muss, seine Grenzen. Alles in allem wirkt die Geschichte deswegen auch sehr traurig. Irgendwie ist das Kinderbuch auch eines für Erwachsen, das anmahnt die Verantwortung für Kinder ernst zu nehmen. Ein Buch, das zeigt, wie alleingelassene sich manche Kinder fühlen. So gut man sie auch unterbringt, die elterliche Liebe ist nicht so einfach zu ersetzten. Und so geht die Geschichte auch nicht wirklich gut aus. Die Eltern werden sich scheiden lassen und nichts wird wieder so werden, wie es früher einmal war. Paul muss sich damit arrangieren. Aber man weiß, er wird es mit der Hilfe anderer schaffen.

Rezension von Heike Rau

Peter Härtling
Paul das Hauskind
181 Seiten, gebunden
Beltz & Gelberg
ISBN-10: 3407799772
ISBN-13: 978-3407799777
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Amanda Sthers: Schweinezüchten in Nazareth

Amanda Sthers: Schweinezüchten in Nazareth

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Harry ist Kardiologe und hatte irgendwann genug von seinem stressigen Job. Er ist aus seinem Beruf ausgestiegen und aus Paris nach Israel ausgewandert, um sich dem Schweinezüchten zu widmen. Ausgerechnet! Jeder weiß, dass Schweinefleisch nach dem Talmud nicht zu den koscheren Speisen gehört. In einigen christlichen Regionen in Israel kann man das Fleisch dennoch vermarkten. Harry bekommt zahlreiche Vorwürfe und Belehrungen von einem Rabbi, mit dem er sich harte aber im Kern doch freundschaftliche Auseinandersetzungen per E-Mail liefert. Da geht es nicht nur um das koschere Essen, sondern um alle essenziellen Fragen des Lebens.

Eingerahmt von den Disputen zwischen Moshe und Harry erlebt man daneben eine zerstrittene Familie. Sie besteht aus Harry, seiner Frau Monique, dem Sohn David und Annabelle. Letztere verliebt sich immer in die falschen Männer und bleibt ewig unzufrieden alleine. Monique, die Mutter, lebt weiterhin in Paris, wo sie ihre beiden Kinder David und Annabelle nach der Trennung vom Vater Harry alleine aufgezogen hat.

In diesem Buch passieren skurrile Geschichten. Die Familie Rosenmerck ist überworfen mit einander und teilt sich dennoch in E-Mails und Briefen alles mit, was wissenswert ist. David ist Theaterautor und schwul und sehnt sich stets nach der Liebe und Anerkennung seines Vaters, die dieser ihm jedoch konstant verweigert. Dass er insgeheim ein ganzes Zimmer mit Requisiten des Sohnes besitzt, wird nur durch die versteckte Recherche der Schwester Annabelle publik.

Auch so kann Familienleben sein: verstörend, einander immer wieder insgeheim umwerbend und doch an allem vorbei agierend. Amanda Sthers versteht etwas von der Psyche der Menschen. Nur so konnte sie eine Geschichte erfinden, in der Sehnsüchte, geheime Wünsche an den jeweils anderen, Enttäuschungen und gegenseitige Scheu das Zusammenkommen verhindert. Ein wenig Melancholie und unverhohlene Trauer mischen sich in den regen Mailaustausch aller Beteiligten, so dass nichts erfunden sondern wie aus dem richtigen Leben zu stammen scheint. Amanda Sthers liebt die geistreiche Rede, und Ironie und lakonische Redewendungen tragen ihren Teil zur Unterhaltung bei. Sie geben ihrer Erzählung den farbigen Anstrich, mit der sie zu einem ausnehmenden Lesevergnügen wird.

Amanda Sthers
Schweinezüchten in Nazareth
192 Seiten, broschiert
Luchterhand Literaturverlag, Juni 2011
ISBN-10: 3630873626
ISBN-13: 978-3630873626
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Deborah Schneebeli-Morrell: Mein Kräutergarten im Topf

Deborah Schneebeli-Morrell: Mein Kräutergarten im Topf

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Kräuter kann man überall ziehen. Wenn man keinen Garten hat auch in Töpfen auf dem Balkon oder der Terrasse. Selbst in der kalten Jahreszeit ist es möglich, die Pflanzen auf dem Fensterbrett wachsen lassen.
Kräuterbücher gibt es viele im Buchhandel, aber dieses hier ist anders. Es geht darum, Lebensräume mit Kräutern zu gestalten, durchaus auch mit künstlerischem Anspruch. So kommt nicht nur der Pflanze selbst Aufmerksamkeit zu, sondern auch dem Pflanzgefäß als gestalterisches Element.

Natürlich wird man von der Autorin zunächst auch einmal bei der Auswahl der Kräuter beraten. Man findet im Buch neben bekannten Kräutern auch Ananassalbei, Nelke als essbares Kraut, Poleiminze oder Duftgeranien. Auch sollte so biologisch wie möglich gegärtnert werden. Dies ist auch bei Topfkräutern weitestgehend machbar. Man erfährt, wie man Kräuter aus Samen zieht und wenn man lieber Pflanzen kauft, auf was man achten muss. Auch die Anzucht aus Stecklingen wird erklärt. Bei der weiteren Pflege der Pflanzen gibt es Rat und selbstverständlich erfährt man auch wie man die Kräuter erntet und verwendet.

Bei der Auswahl des Pflanzgefäßes wird auf Originelles gesetzt. Da wächst die Kapuzinerkresse in einem alten Vogelkäfig, die Apfelminze in einem Teekessel.
Mit ganzen Arrangements, beispielsweise eine Auswahl an Thymianarten, lässt sich ein ausgedienter Stahlwok bepflanzen. Basilikum und Minze dagegen gedeihen in einer Schublade aus Holz. Pflücksalat und Koriander werden in einer verzinkten Badewanne kultiviert.
Es versteht sich von selbst, dass diese außergewöhnlichen Gefäße vor dem Bepflanzen entsprechend vorbereitet werden müssen. Auch müssen die Ansprüche der Pflanzen beachtet werden. Die Autorin gibt hier Hilfestellung.

Die so wunderschön präsentierten Küchen- und Heilkräuter wirken in diesen außergewöhnlichen Gefäßen so ganz anders als in einem einfachen Blumentopf. Man kann sich auf Trödelmärkten danach umsehen. Vielleicht hat man aber das eine oder andere zu Hause, was sich zu bepflanzen lohnt. Nach der Lektüre des Buches fühlt man sich inspiriert, nach geeigneten Objekten zu schauen. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.

Rezension von Heike Rau

Deborah Schneebeli-Morrell
Mein Kräutergarten im Topf
35 originelle Pflanzideen
144 Seiten, gebunden
Thorbecke Verlag
ISBN-10: 3799535721
ISBN-13: 978-3799535724
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