Nicholas D. Kristof und Sheryl WuDunn: Die Hälfte des Himmels

Nicholas D. Kristof und Sheryl WuDunn: Die Hälfte des Himmels

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Sklavenleben und Unterdrückung; eine Reportage

Beginnt man mit der Lektüre dieses Buches, empfindet man sehr bald eine unsägliche Wut; Wut auf Regime und Menschen, die mit ungeahnter Grausamkeit Frauen zu einer Ware und zu Sexsklaven machen. Man wusste es ja schon irgendwie, aber mit dieser Detailgenauigkeit und den beschriebenen Methoden war man bisher denn doch nicht vertraut.

Der Bericht beginnt in Indien, setzt sich über Malaysia, Kambodscha und weitere Länder in Asien und Afrika fort und findet praktisch nirgends ein Ende. Der ferne Osten ist der Hexenkessel, in dem es Männer besonders bunt treiben. Junge Mädchen möchten sich in Hotels als Tellerwäscherinnen verdingen und landen in den Händen brutaler Menschenräuber. Diese nehmen ihnen alles weg; Kleider, Geld, das sie ja meistens gar nicht besitzen, und den Pass. Nun sind sie praktisch nicht mehr handlungsfähig, denn zudem werden sie eingesperrt, zur Willfährigkeit geprügelt und mit dem Tode bedroht. Einzelne sehr junge Mädchen ab 10 Jahren werden erst so lange eingesperrt, bis man sie den Freudenfängern als besonders delikate Beute vor die Füße wirft. Das Elend dieser verlassenen und ausgebeuteten Geschöpfe ist unbeschreiblich.

Erfreuliche Lichtblicke bieten alleine die Erfolge von einigen wenigen Betroffenen, die mutig und trickreich dem Sklaventum entrinnen können und sich dem Kampf gegen die Unterdrückung und gegen die Ausbeutung der Frauen verpflichten. Der Prozess beginnt und endet mit Bildung!

Zu den Fakten ihres Berichts über die Unterdrückung und Erniedrigung von Frauen in der dritten Welt haben die beiden Autoren Nicholas D. Kristof und Sheryl WuDunn gründliche recherchiert und einschlägige Daten und Zahlen zusammengetragen. Statistiken belegen die außerordentliche Dimension von Menschenrechtsverletzungen, und Hilfsorganisationen werden in großer Zahl mit ihrem Wirken, ihren Erfolgen und Misserfolgen beschrieben.

Mit zahlreichen so eindrucksvollen wie erschreckenden Beispielen bekommen die Zahlen ein Gesicht. Unvorstellbar sind die Todesfälle durch Verletzungen, Krankheiten und Fehlgeburten. Anhand von Fotos lässt sich die Grausamkeit der misshandelten Mädchen und Frauen nachvollziehen. Das Zusammenwirken von Armut, Korruption, Drogenhandel, Bestechung und mangelnder Hilfsbereitschaft seitens der öffentlichen Organe wie Polizei und Regierungsvertretern ist eklatant.

Die größte Hilfe kommt von den Betroffenen selber, wenn sie denn die Kraft und die Möglichkeit zum Ausstieg gefunden haben. Hier bilden Frauenhilfsorganisationen die  angemessenen Anlaufstellen, um Hilfesuchende zu unterstützen. Mit ihrem Buch rütteln die Autoren auf und appellieren an die Welt, diesem Unwesen ein Ende zu bereiten. Viel mehr noch ist zu tun, als man gemeinhin annimmt.

Die beiden Journalisten Kristof / WuDunn sind Pulitzerpreisträger  und erreichen mit ihrem Report die Herzen der Menschen. Man fühlt sich animiert, mitzuhelfen.

Nicholas D. Kristof / Sheryl WuDunn
Die Hälfte des Himmels
Wie Frauen weltweit für eine bessere Zukunft kämpfen
359 Seiten, gebunden
Beck, August 2010
ISBN-10: 3406606385
ISBN-13: 978-3406606380
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Tim Parks: Die Kunst stillzusitzen

Tim Parks: Die Kunst stillzusitzen

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Gesundheit und Heilung erfahren durch Stillsitzen? Auf den ersten Blick scheint das sehr unwahrscheinlich. Dennoch weckt das Buch Interesse. Um was es wohl geht?
Tim Park verlässt die gewohnten Bahnen und schreibt nun über sich selbst. Seit Jahren geht es ihm schon nicht gut. Er hat Schmerzen im Bauch, kann nicht gut sitzen, muss zu oft aufs Klo, vor allem nachts. Das könnte an einer vergrößerten Prostata liegen. Die Sache muss behandelt werden, damit er dann wieder leben kann wie zuvor, so sein Wunsch.
Eine Zeit komplizierter Tests beginnt. Und auch selbst versucht der Autor den Schmerzen etwas entgegen zu setzen. Er lebt gesünder, will sich mehr bewegen. Doch Sport zu machen, hilft genauso wenig, wie keinen Sport zu machen. Auch die Ernährung umzustellen, bringt nichts. Die Krankheit muss etwas Schwerwiegendes sein. Nur eine OP wird helfen können. Doch die medizinischen Tests, die Laboruntersuchungen zeigen, dass alles in Ordnung ist. Die Spezialisten entdecken nichts, was die Schmerzen erklären könnte. Dabei wird es stetig schlechter. Alles Einbildung? Ist es psychosomatisch?

Tim Parks kommt an einen Punkt, an dem er sich nicht länger mit den Ärzten und der Schulmedizin auseinandersetzen will. Er muss andere Wege gehen. Doch was die alternativen Heilmethoden betrifft, ist er ein Skeptiker.
Ausgerechnet ein Selbsthilfebuch ist es, dass ihn endlich auf die Spur bringt, Ursachen für seine Beschwerden auszumachen. Seine Symptome werden hier genau beschrieben. Sollte er selbst mit seinem Verhalten und seiner Art zu leben die Schmerzen auslösen? Er ist ein Mensch, der immer grübelt, der immer in Gedanken ist, der nicht locker lassen und entspannen kann. In verkrümmter Sitzhaltung hängt er auf dem Stuhl und schreibt seine Bücher. Er ist verspannt, bis in die Tiefen seines Bauches. Kein Wunder, dass es schmerzt. Schon manchmal hat er einen Hinweis darauf bekommen, was für ein Typ Mensch er ist, aber nie einen Zusammenhang hergestellt. Dabei geben sogar einige seine anderen Bücher Hinweise darauf.
Und nun muss er lernen loszulassen, muss Geist und Körper wieder zusammenbringen. Das ausgerechnet das Meditieren die Heilung bringt, damit hätte Tim Parks nie gerechnet.

Es ist ein offenes, ehrliches und auch schonungsloses Buch. Immer mehr Menschen werden von Krankheiten geplagt, die sich nicht erklären lassen. Man verschweigt es eher, doch Tim Parks spricht darüber. Anfangs kommt man sich fehl am Platze vor, wenn man eingeweiht wird in die intimsten Probleme eines anderen Menschen, doch das gibt sich. Schließlich hat man selbst auch das eine oder andere wegzudrücken, gerade auch wenn man älter ist.
Tim Parks Buch kann dann weiterhelfen. Man kann von seinen Erfahrungen und Erkenntnisse profitieren. Intensiv hat er über das Leben nachgedacht. Produktiv nachgedacht. Es hat sich als nicht gerade einfach erwiesen, sich nicht mit sinnlosen und belastenden Grübelein, die nur für neue Spannungen im Körper sorgen, ablenken zu lassen. Seine Sichtweise über das Leben und sich selbst zu ändern, ist ein langer Weg. Aber eben auch ein Weg zu Gesundheit und neuem Selbstvertrauen, wie sich für Tim Parks gezeigt hat.

Rezension von Heike Rau

Tim Parks
Die Kunst stillzusitzen
Ein Skeptiker auf der Suche nach Gesundheit und Heilung
400 Seiten, gebunden
Verlag Antje Kunstmann
ISBN-10: 3888976804
ISBN-13: 978-3888976803
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Konferenz der Tiere – Gewinnspiel zum Kinostart

Konferenz der Tiere – Gewinnspiel zum Kinostart

Konferenz der Tiere in 3D – ab dem 07. Oktober in den deutschen Kinos

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Die Tiere in der afrikanischen Savanne wundern sich: Wo bleibt das Wasser? Längst hätte es durch eine Schlucht aus den fernen Bergen kommen müssen. Der Durst wird immer größer, die Sorge auch, zumal das letzte kleine Wasserloch von grimmigen Büffeln und Nashörnern verteidigt wird. Das tapfere Erdmännchen Billy und der friedliebende Löwe Sokrates ziehen los, um das Wasser zu suchen. Dabei treffen sie auf den gallischen Hahn Charles, der eine Eisbärin, ein Känguru, einen Tasmanischen Teufel und zwei Galapagos-Schildkröten nach Afrika geführt hat. Sie mussten aus ihren zerstörten Heimatregionen nach Afrika fliehen und hoffen im Okavango-Delta auf ein besseres Leben. Doch leider haben die Menschen auch dieses letzte Paradies nicht verschont: Der Hotelier Smith hat einen gewaltigen Staudamm bauen lassen und verschwendet alles Wasser für ein Luxushotel. Ausgerechnet hier halten die Politiker eine Konferenz zum Schutz der Umwelt ab. Die Tiere antworten auf diese Herausforderung mit ihrer eigenen Konferenz: Die weise Elefantenkuh Angie appelliert an alles, was laufen, fliegen, trampeln oder kriechen kann, sich zu wehren. Das ist der Auftakt zu einer turbulenten Offensive voller tierischer Tricks.

Inspiriert durch Erich Kästners Literaturklassiker „Die Konferenz der Tiere“ (1949) zeigen die Produzenten und Regisseure von URMEL AUS DEM EIS und URMEL VOLL IN FAHRT Reinhard Klooss und Holger Tappe einen rasanten Kinospaß mit modernster Animationstechnik in 3D und einem höchst aktuellen Thema. In bezaubernd realistischen Landschaften agieren liebenswerte CGI-Helden, denen Stars wie Ralf Schmitz, Thomas Fritsch, Christoph Maria Herbst, Bastian Pastewka und Oliver Kalkofe ihre Stimmen leihen. Xavier Naidoo singt den von ihm verfassten Titelsong „Wild vor Wut“, die Filmmusik stammt von David Newman (ICE AGE). Weitere Informationen unter www.kdt.film.de.

Gewinnspiel „Konferenz der Tiere“:
Bei unserem Gewinnspiel können Sie zwei tolle Fanpakete, bestehend aus dem Buch zum Film aus dem Dressler Verlag und dem offiziellen Filmplakat von Konferenz der Tiere gewinnen. Wie Sie gewinnen können?! Ganz einfach! Weisen Sie irgendwo im Internet auf dieses Gewinnspiel hier hin und schreiben Sie einen kurzen Kommentar, wo der Hinweis zu finden ist. Das kann Ihre eigene Website, ein Forum, ein Blog, Facebook, Twitter, StudiVZ usw. sein. Ganz wie Sie wollen. Ein einziger Link zu diesem Gewinnspiel reicht. 🙂

Wir wünschen viel Erfolg beim Gewinnspiel!

Konferenz der Tiere in 3D – ab dem 07. Oktober in den deutschen Kinos:

Sonja Riker: Suppenglück

Sonja Riker: Suppenglück

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Sonja Riker betreibt eine Suppenladen auf dem Elisabethmarkt in München-Schwabing. Da kommt natürlich nicht jeder hin. Was liegt also näher, als ein Suppenkochbuch herauszubringen. So kann man die fantasievollen Suppenrezepte auch zu Hause nachkochen.

Da gibt es „Energiespender“ wie die „Italienische Kartoffelsuppe mit Rucola und Parmesan“. „Bauchwärmer“ wie zum Beispiel die „Goldene Maiscrémesuppe mit Chiliflocken“ oder „Alleskönner“ wie „Ingwerbouillon mit Soba-Nudeln und Huhn“. Zu den „Sattmachern gehört der „Herbsteintopf mit Schweinefilet und Senf“. (Diesen habe ich ausprobiert. Es gibt mehrere Möglichkeiten. Ich habe die Suppe mit Steckrüben und Wirsing gekocht. Es ist eigentlich ein gewöhnlicher Herbsteintopf. Der Senf und die Kräuter machen aber den Unterschied. Die Suppe bekommt dadurch eine angenehme Schärfe und schmeckt sehr schön würzig. Dass dieser kräftige Eintopf satt macht, kann ich bestätigen.)
Auch als „Seelentröster“ kann eine gute Suppe dienen. Die „Pfannkuchensuppe mit Sesam und Karotten“ ist der Beweis dafür. (Pfannkuchenstreifen in der gut gewürzten Suppe, das habe ich auch ausprobiert, schmecken gut, gerade auch mit dem Sesam, der schön anröstet. Das ist doch mal etwas anderes!)
Zu den „Alltagserfrischern“ zählt die „Romanescoschaum-Suppe mit Limetten und gerösteten Semmelbröseln“.
Für Figurbewusste sind die „Schlankmacher“ zu empfehlen, darunter der „Gurken-Dill-Eintopf mit Garnelen“.
Zum Schluss gibt es noch die „Glücksbringer“ wie die „Hochzeitssuppe mit Tomaten, Ingwer und Garnelen“.

Man sieht, hier sind schon die Kapitelüberschriften sehr fantasievoll. Ein kleiner Text stimmt dann schon einmal darauf ein, auf was man sich auf den folgenden Seiten freuen darf. Die Suppen sind richtige Kreationen. Selbst einfache Gemüsesuppen werden mit entsprechenden Kräutern und Gewürzen aufgewertet. Jede Suppe und jeder Eintopf ist also etwas Besonderes. Manchmal wundert man sich über die Zusammenstellung. Einige Rezepte sind so überraschend, dass man sich kaum vorstellen kann, wie das wohl schmecken wird. Aber ausprobieren lohnt sich. Man wird mit ganz besonderen Geschmackserlebnissen geradezu verzaubert.
Diese Ideenvielfalt im Buch wirkt ansteckend auf die eigenen Kreativität. Die Autorin ermuntert auch dazu, ganz nach Lust und Geschmack Variationen zu testen. Ohnehin geht sie auch auf die Jahreszeiten ein und die Zutaten, die dann zu haben sind.
Gut gefallen hat auch, dass alte Gemüsesorten, die ja so langsam wieder Einzug im Gemüseladen halten, Verwendung finden. Man findet im Buch Rezepte mit Petersilienwurzel, Pastinake usw.
Die Fotos sind sehr ansprechend gestaltet. Man bekommt einen guten Eindruck von den Rezepten. Und manchmal entscheidet schon das Auge, bevor man das Rezept gelesen hat, was man als Nächstes kocht.
Gut nachkochbar, erscheinen alle Suppen. Wobei zum besseren Überblick eine Gliederung der einzelnen Schritte eines Rezeptes wünschenswert gewesen wären.
Wer Suppen und Eintöpfe mag und nach neuen Ideen sucht, dem kann das Buch wärmstens empfohlen werden. Nicht nur, weil es schöne Rezepte enthält, sondern auch, weil es zum Experimentieren einlädt.

Rezension von Heike Rau

Sonja Riker
Suppenglück
Ein Suppenkochbuch von Sonja Riker
Fotos von Patrick Wittmann
176 Seiten, gebunden
Verlag Antje Kunstmann
ISBN-10: 3888976871
ISBN-13: 978-3888976872
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T. Coraghessan Boyle: América (The Tortilla Curtain)

T. Coraghessan Boyle: América (The Tortilla Curtain)

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Mit diesem 1994 erschienenen Roman hat sich der amerikanische Bestsellerautor und Literaturprofessor ein Denkmal gesetzt. Zunächst hat er es damit geschafft, nicht nur in den USA sondern auch in Deutschland in die Schulen als offizielles Schulbuch zu gelangen. Das hat natürlich seinen Grund, der unmissverständlich darin besteht, einen überaus fassbaren Gesellschaftsroman geschrieben zu haben, der den Spuren John Steinbecks „Früchte des Zorns“ nacheifert. Vielleicht ist es weniger ein Nacheifern als vielmehr ein Update, quasi eine aktualisierte Fassung des alten Klassikers aus heutiger Sicht. Mittlerweile sind seit seinem Erscheinen wieder sechzehn Jahre vergangen, aber von seiner Brisanz hat er nichts eingebüßt. Eher noch ist wahrscheinlich die eine oder andere überspitze Ironie totale Realität geworden.

Worum geht es? In der für Boyle üblichen Weise schreibt er in abwechselnden Kapiteln zunächst zwei völlig voneinander getrennt laufende Geschichten. In der einen Geschichte geht es um eine Familie aus der amerikanischen Mittelschicht, die in einer gehobenen Wohnsiedlung in der Nähe von Los Angeles lebt. In der anderen Geschichte geht es um ein mexikanisches Pärchen, das illegal in die USA gelangt ist, um sich hier den amerikanischen Traum zu verwirklichen. Dass beide Geschichten irgendwann einmal ineinander fließen, kann man ahnen, denn die amerikanische Mittelschicht kann nur in solch einem Wohlstand leben, weil sie gerne die billigen Arbeitskräfte aus Mexiko für sich arbeiten lassen. Schonungslos zeigt der Autor die Scheinheiligkeit und Verlogenheit solcher Vorgehensweise auf und benutzt dabei sein unglaubliches Handwerkszeug für kreatives Schreiben. Die Namen der Mittelständler in der Wohnsiedlung weisen beispielsweise alle darauf hin, dass sie irgendwie europäischer Abstammung und somit auch Einwanderer sind. Ihr Sprachstil zeugt von einer Schulbildung, wie sie für die weiße Mittelschicht üblich ist. Sie greifen alle mit großer Selbstverständlichkeit auf illegal eingewanderte Dienstboten zurück. Dennoch sind sie der Meinung, wenn sie sich schon mit einem Zaun vor den Kojoten schützen müssen, dann können sie aus dem Zaun auch gleich eine Mauer machen, die sie vor den mexikanischen Einwanderern schützt. Cándido und América, das Einwandererpärchen hingegen, werden wieder und wieder von Schicksalsschlägen getroffen, die sie einfach nicht aus der Gosse kommen lassen. Sie sprechen auch eine viel einfachere Sprache mit weniger Vokabular. Das bisschen durch mühselige Arbeit verdiente Geld wird gestohlen oder bei einem Brand vernichtet, das Essen sammelt Cándido aus den Mülltonnen. Bei dem Kaninchenbraten handelt es sich um einen falschen Hasen, dafür wird plötzlich eine Katze vermisst. Nur gut, dass América davon nichts mitbekommen hat. Die Wege dieser beiden so unterschiedlichen Familien müssen sich einfach kreuzen, bevor es schließlich zum großen Desaster kommt.

Das Leben dieser beiden Familien ist stellvertretend für das Leben in der aktuellen Gesellschaft. Faszinierend die zu Beginn einführende Geschichte mit den Kojoten, der sich an die Hunde macht und die als Gleichnis und Symbol fast eine Vorausschau der späteren Haupthandlung bildet.

Der Roman lässt sich schnell und flüssig lesen. Trotz aller Gesellschaftskritik, die er enthält, sind es unglaublich spannend erzählte Geschichten, die den Leser bis zur letzten Seite im Würgegriff halten.

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T. C. Boyle
América
400 Seiten, Taschenbuch
Dtv Deutscher Taschenbuchverlag
ISBN-10: 3423209356
ISBN-13: 978-3423209359
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© Detlef Knut, Düsseldorf 2010
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Kami Garcia und Margaret Stohl: Sixteen Moons – Eine unsterbliche Liebe

Kami Garcia und Margaret Stohl: Sixteen Moons – Eine unsterbliche Liebe

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Wenn es so etwas wie Liebe vor dem ersten Blick gibt, dann ist es genau das, was Ethan Wate gerade erlebt. Am ersten Schultag nach den Ferien, begegnet er dem Mädchen aus seinen Träumen. Lena Duchannes ist die Neue in seiner Klasse. Sie soll die Nichte vom alten Ravenwood sein, dem Sonderling der kleinen Stadt. Von Anfang an beherrscht sie sein Denken, dabei ignoriert sie ihn.

Während eines Unwetters kommt es zu einer Begegnung und Ethan muss Lena nach Hause bringen. Ravenwood Manor ist ein altes herrschaftliches Anwesen, das den Eindruck macht, ein mächtiges Spukschloss zu sein.
Wenn man einen Onkel hat, der seltsamer nicht sein könnte und an einem verrufenen Ort lebt, entsteht in einer langweiligen Kleinstadt, wo sonst nichts weiter passiert, natürlich sehr schnell Gerede. Lena bekommt das zu spüren. Alle richten sich gegen sie, nur Ethan nicht. So entsteht eine Verbindung zwischen den beiden jungen Leuten. Ohne das andere es merken, können Ethan und Lena ihre Gedanken austauschen.
Im Garten von Greenbrier finden beide ein Medaillon und fortan teilen sie auch beängstigend wirkende Visionen aus der Vergangenheit.
Ethan, der mehr über das Medaillon erfahren möchte, zeigt es Amma. Sie kümmert sich um ihn, und das noch mehr, seit Ethans Mutter ums Leben kam und sein Vater nicht mehr aus seiner Trauer herausfindet. Doch Amma mit ihren ganz besonderen hellseherischen Fähigkeiten, ist entsetzt, als sie das Medaillon sieht.

Immer mehr wird Ethan in die Geschichte um Lena und ihre Familie hineingezogen. Dass diese ein schreckliches Geheimnis haben, wird immer deutlicher. An Lenas 16. Geburtstag wird etwas Magisches geschehen, das unbegreifbar scheint. Ethan möchte seine Freundin um ihrer Liebe willen davor bewahren, doch er hat nicht die Macht dazu.

Das Buch zu lesen, ist ein sehr intensives Erlebnis. Die Geschichte um die hoffnungslos scheinende Liebe von Lena und Ethan, die dennoch so viel verbindet, wird auf eine sehr feinfühlige, ergreifende und romantische Art und Weise erzählt. Aber es ist auch gruselig zu sehen, wie die kleine Stadt Gatlin sich verwandelt. Einfach auch, weil Ethan sie immer mehr mit anderen Augen sieht. Die Bewohner stellen sich so gnadenlos gegen Lena, das eigentlich mehr dahinter stecken muss, als bloße Abneigung. Aber das wird auch klarer, weil die Visionen immer deutlicher werden. Die geheimnisvolle Spannung, die entsteht, wird die ganzen Seiten über gut gehalten, so dass man sich bestens unterhalten fühlt.

Auch liegt das Buch weit Abseits sämtlicher Klischees. Man vermutet zunächst, wieder einen Vampirroman vor sich zu haben. So ist es aber nicht. Es geht viel mehr um Hexerei und die Folgen.
Die Kulisse ist gut gewählt. Nicht nur diese absonderliche Kleinstadt sorgt für eine unwirkliche Stimmung. Auch Ravenwood Manor ist äußerst mysteriös.
Das Ende ist eine Überraschung und doch passt alles zusammen. Und das Gefühl, ein ganz besonderes Buch gelesen zu haben, bleibt lange erhalten.
Man beachte auch dieses sehr schöne Cover, das doch einiges verspricht und tatsächlich auch hält.

Rezension von Heike Rau

Kami Garcia und Margaret Stohl
Sixteen Moons – Eine unsterbliche Liebe
Aus dem Amerikanischen von Petra Koob-Pawis
544 Seiten, gebunden
cbj, München
ISBN-10: 3570138283
ISBN-13: 978-3570138281
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Jussi Adler-Olsen: Schändung

Jussi Adler-Olsen: Schändung

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Das Sonderdezernat Q ist für bislang ungeklärte Fälle zuständig. Welche das sind, ist Leiter Carl Mørck überlassen. Es scheint aber jemand seine Entscheidung beeinflussen zu wollen. Wie diese eine Akte auf seinen Tisch gekommen ist, weiß nämlich nicht mal sein Assistent Assad zu sagen. Es geht um einen alten Fall vom Sommer 1987. Mord an einem Geschwisterpaar, siebzehn und achtzehn Jahre alt. Eine Gruppe von Internatsschülern geriet damals unter Verdacht, drei von ihnen heute so erfolgreich wie ihre Väter. Ditliv Pram gründete einige exklusive Privatkliniken, Torsten Florin ist Modedesigner und Ulrik Dybbøl Jensen Aktienhändler. Schiffsreeder Kristian Wolf ist mittlerweile verstorben, Kirsten-Marie Laasen ist von der Bildfläche verschwunden. Bjarne Thøgersen hat die Tat gestanden und ist im Gefängnis.

Carl Mørck macht das alles neugierig. Er beginnt nachzuforschen. Er befragt einen pensionierten Polizisten, der damals mit dem Fall zutun hatte. Klaes Thomasen ist auch der Meinung, dass der Fall wieder aufgerollt werden sollte.
Eine plötzlich aufgetauchte Liste „Überfälle der Internatsclique“ auf Carls Tisch lässt weitere Zweifel aufkommen. Da hat tatsächlich jemand brandheißes Interesse daran, dass der Fall neu überdacht wird, im Gegensatz zum Chef der Mordkommission, der Carl eher daran zu hindern versucht.

Carl und sein Assistent recherchieren. Sie sprechen mit der Mutter der ermordeten Jugendlichen und inspizieren das Sommerhaus, wo die Morde geschahen. Es ist eine gespenstige Szene. Niemand scheint seit diesem schicksalhaften Tag hier gewesen zu sein. Und doch fällt bald etwas auf, dass so eigentlich nicht sein sollte.

Carl Mørck lässt also von seinen Ermittlungsarbeiten nicht mehr ab. Dass er in große Gefahr gerät und trotzdem nicht aufgibt, erwartet man. Wie groß diese Gefahr ist, weiß er allerdings lange Zeit nicht. Der Leser ist aber eingeweiht, da es weitere Erzählstränge gibt. Und so weiß man schon mal, mit wem Carl Mørck es zu tun hat. Da sind einmal die Mitglieder der Clique selbst, die jahrelang mit ihren abscheulichen Taten davon gekommen sind. Auch unter sich kennen sie kein Erbarmen. Wer nicht mitspielt, wird aus dem Weg geschafft. Nun agieren nur noch Ditliv Pram, Torsten Florin und Ulrik Dybbøl Jensen.
Und da ist dann noch Kirsten-Marie Lassen, die Untergetauchte, die auch mal zur Clique gehörte. Die drei Männer versuchen sie zu finden, weiß sie doch viel zu viel.

Der Titel lässt natürlich schon vorab Böses ahnen. Der Autor überlässt es aber gekonnt der Fantasie des Leser, wieweit dieser mitgehen mag. Im letzen Drittel des Buches überschreitet der Autor aber diese Grenze. Kann sein, dass dies die Spannung erhöhen soll. Erreicht wird aber das Gegenteil. Es ist zu viel, was hier an gewaltreichen Szenen auf den Leser einprasselt. Das geht zu sehr an die Nerven. Man sieht sich gezwungen, sich zu distanzieren. Der eine oder andere wird möglicherweise nur noch weiterlesen, um das Ende zu erfahren. Man ahnt schon, dass hier die Handlung entgleisen wird. Und tatsächlich zieht der Autor hier noch einmal alle Register. Unglaublich spannend ist das Ende, mitreißend, aber es zerrt eben auch über alle Maßen an den Nerven.

Rezension von Heike Rau

Jussi Adler-Olsen
Schändung
Aus dem Dänischen von Hannes Thiess
Thriller
dtv – Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423247878
ISBN-13: 978-3423247870
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C. E. Morgan: Die Glut der Sonne

C. E. Morgan: Die Glut der Sonne

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Endlose Weite und trockene Hitze markieren den Beginn einer Liebesgeschichte, die im Kentucky des heutigen Amerikas spielt.

Aloma lernt den Tabakfarmer Orren kennen, mit dem sie auf die zerfallene Tabakfarm seiner Vorfahren fährt. Beide sind jung, haben keine Eltern mehr und freuen sich an einander. Aloma ist froh, ihrem Job als Klavierlehrerin auf einer strengen Missionsschule zu entkommen. Bald jedoch merkt sie, dass sie sich ein armseliges und entbehrungsreiches Leben an Orrens Seite ausgesucht hat.

Das Klavier, das in dem zerfallenen Farmhaus steht ist nicht mehr zu gebrauchen, und ein Neues ist nicht bezahlbar. Orren vertröstet sie, aber sie bemerkt, dass sie an seiner Seite auf sehr vieles verzichten muss. Für ihre Musikliebe findet sie vorübergehend ein Ventil als Kirchenmusikerin. Hin und her gerissen zwischen ihrer Musikfreude und der heimlichen Bewunderung und zart angedeuteten Liebe von Bell, dem Pfarrer, und ihrem Leben an der Seite von Orren, warten dann doch einige Überraschungen auf den Leser.

Der Roman lebt von der ländlichen Armseligkeit, von der harten Arbeit, mit der Orren mit seinem wenigen Vieh über die Runden zu kommen trachtet, und er lebt von der Spannung in einer Beziehung, in der nur wenige Wünsche in Erfüllung gehen.

Aloma ist eine sehnsüchtige Frau, die mit dem nüchternen und spracharmen Mann ein Leben führt, von dem sie nicht weiß, wohin es führen wird. Die Arbeit, der Sommer, Hitze und Fleischeslust sind die täglichen Begleiter eines Lebens, in dem es so manch’ ein Geheimnis gibt. Ereignisarm und doch von verhaltener Spannung erfüllt, erlebt man die Entwicklung zwischen Orren und Aloma.

Der geheime Reiz besteht in der dürren, kargen Handlung, die von der unterschwelligen Spannung lebt, ob Orren und Aloma sich in ihr Leben zu zweit finden werden.

C.E. Morgan bedient sich sparsamer Bilder, die umso eindringlicher wirken, als sie dem Land, dem Klima und den Menschen in ihrer sparsamen Diktion entsprechen. Aloma stellt fest „Mehr als minutenweise Glück würde ihr die Welt nicht bescheren, eher weniger; dennoch wollte das Leben irgendwie ertragen sein“. Mehr oder weniger geht nicht.

Ein stiller, ruhiger von innerer Spannung getragener Roman bringt den Leser zum Nachdenken und lässt ihn teilnehmen an der Entwicklung eines Glücks, das nicht überragend ist und keine Euphorie kennt. Auch so kann Leben sein: bescheiden, anspruchslos und den Gegebenheiten von Bedürfnislosigkeit und kargen Einkünften Rechnung tragend. Poetisch dicht erzählt C.E. Morgan von den Wechselfällen des Klimas und von einer Landschaft, die heiß, schwül und in seiner geographischen Vielfalt eindrucksvoll ist.

Ein liebevoll skizzierter Blick in das Land der unbegrenzten und begrenzten Möglichkeiten ist der Autorin mit diesem Roman gelungen. Die Übersetzerin Sabine Roth hat den Roman einfühlsam ins Deutsche übertragen.

C.E. Morgan
Die Glut der Sonne
256 Seiten, gebunden
Luchterhand Literaturverlag, August 2010
ISBN-10: 3630872980
ISBN-13: 978-3630872988
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Matthias F. Mangold: Kartoffeln – Schätze vom Feld

Matthias F. Mangold: Kartoffeln – Schätze vom Feld

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Aus Kartoffeln kann man viel machen. Man sollte die unscheinbaren Knollen nicht unterschätzen. Da gibt es mehr als Salzkartoffeln und Kartoffelpüree und das sieht man schon daran, dass es in diesem Kochbuch allein um die Kartoffel geht und dass trotzdem 144 Seiten mit Rezepten gefüllt sind.

Zunächst werden die unterschiedlichen Kartoffelsorten beschrieben. Man erfährt, wann man sich für festkochende, vorwiegend festkochende oder mehligkochende entscheiden sollte. Auch auf die verschiedenen Zubereitungsmöglichkeiten wird ein Blick geworfen.
Solche speziellen Seiten gibt es zwischendurch immer wieder. Hier erfährt man etwas über den Gesundheitswert der Knollen, wie man sie im Garten selbst anbauen kann, wie sie gelagert werden und mehr.

Schon geht es an das Durchblättern der Rezepte. Und wie das so ist, manche überblättert man, bei anderen hält man inne und diese sind in der Mehrzahl. Auf Anhieb gefällt zum Beispiel der „Kartoffeltopf mit Hackfleisch“. (Eine Variante davon habe ich ausprobiert. Es kommt ja immer auf den eigenen Geschmack an und die Zutaten, die man im Haus hat. Wein, Chilischote und Knoblauch habe ich weggelassen. Die Zubereitung ist einfach, der Aufwand hält sich in Grenzen. Das Gericht schmeckt sehr gut, was vor allem an den verwendeten Kräutern und Gewürzen liegt. Das werde ich bestimmt mal wieder kochen!)
Wer es einfach mag, kann die Kartoffeln mit Butter und Salz ausprobieren. Das ist ein Rezept, das auch Anfänger locker hinbekommen.
Interessant für alle, die ein Waffeleisen besitzen, sind die Kartoffelwaffeln. Man kann sie mit Ahornsirup essen, aber auch zu Braten anstelle der Klöße machen diese echt was her.
Wer gerne Kartoffelchips isst, kann die mal selber machen. Das ist sicher auch eine interessante Erfahrung für Kinder, die nur die Chips aus den bunten Tüten kennen.
Zum Ausprobieren lädt auch das Rezept zu „Steckrübeneintopf mit gepökeltem Schinkenfleisch“ ein. Das ist etwas Bodenständiges, das garantiert satt macht.
Mal was anderes ist die „Kartoffelpizza mit Lachs und Dill“. Diese kann man gut vorbereiten, etwa für eine Party.
Das „Kartoffelbrot mit Quark“ fällt auch auf. (Auch das habe ich ausprobiert, aber mit dem Brotbackautomaten. Das Rezept habe ich mengenmäßig angepasst und die frische Hefe durch Trockenhefe ersetzt. Obwohl der Brotbackautomat seine Arbeit gut alleine macht, muss man beim ersten Versuch gut aufpassen, damit der Teig dann auch die richtige Konsistenz bekommt. Es hat aber alles gut geklappt. Durch die Kartoffeln und den Quark wird das Brot sehr schön saftig. Es schmeckt kräftig, auch wenn nach meiner Meinung etwas mehr Salz an den Teig gekonnt hätte. Aber sonst gibt es nicht zu meckern. Das frische Brot einfach nur mit Butter drauf und in diesem Fall ein wenig Salz, ist ein Genuss.)

Die Vielfalt an Rezepten ist groß. Sehr viel Typisches, Traditionelles lässt sich hier finden. Es gibt vegetarische Gerichte, Salate, Eintöpfe, Suppen, Gebackenes, Überbackenes, Gegrilltes, Fleisch- und Fischgerichte und mehr. Einfache Gerichte, die nicht viel kosten, wechseln sich ab mit Gerichten, die aufwändiger sind und damit an Sonn- oder Festtagen serviert werden können. Hier kommen natürlich auch besondere Zutaten zum Einsatz. Wie etwas bei der „Geeisten Kartoffelsuppe mit Kräutern, Jakobsmuscheln und Kaviar“.
Was auffällt ist, dass sehr viele Kräuter und Gewürze Verwendung finden. Das gefällt gut.
Die Rezepte sind gut nachvollziehbar. Sie sind ausgesprochen übersichtlich gestaltet und oft mit viel Bildmaterial versehen. Es gibt immer auch Tipps zum Kochen. Außerdem wird auf Variationsmöglichkeiten bei den Gerichten hingewiesen. Die Fotos, die das fertige Gericht zeigen, sind Meisterwerke, die auffallen. Die Speisen sind perfekt in Szene gesetzt und verfehlen ihre Wirkung nicht.
Dieses Kochbuch wird nicht im Regal einstauben. Für Kartoffel-Fans, und solche die es werden wollen, gibt reichlich Auswahl an Rezepten, die es lohnt, einmal nachzukochen, einfach um mal etwas Neues auszuprobieren auch, um sich auf Gerichte aus Großmutters Zeit zu besinnen.

Rezension von Heike Rau

Matthias F. Mangold
Kartoffeln – Schätze vom Feld
Fotos von Alexander Walter
144 Seiten, broschiert
Franckh-Kosmos Verlag
ISBN-10: 3440122468
ISBN-13: 978-3440122464
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Susanne Gerdom: Der Nebelkönig

Susanne Gerdom: Der Nebelkönig

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Küchenmädchen Sallie arbeitet in einem großen und verwinkelten Herrenhaus. So war es schon immer und so wird es immer sein. Die Vergangenheit ist weit weg, die Erinnerung ebenso. Den Hausherren kennt sie nicht.
Ein Tag löst den nächsten ab. Die Arbeit lässt nicht zu, dass Sallie über viel Freizeit verfügt. Die wenigen freien Stunden verbringt sie in der Bibliothek. Sie liest gern. Die Geschichte über den Drachen und seinen Sohn, fasziniert sie. Und so liest sie auch von der Katzenkönigin und dem Nebelkönig und ihrem ewigen Kampf. Sie hat so viele Fragen, doch Uhl, der Bibliothekar, weiß nicht auf alle eine Antwort. Nicht selten spricht er in Rätseln.

Sallie streift im Haus umher. Sie erkundet die Gänge des verwinkelten Hauses, das kaum Orientierungspunkte bietet. Sie dringt sogar in den Keller vor und muss feststellen, dass hier jemand lebt. Redzep teilt seine verwirrend anmutenden Gedanken mit Sallie. Auch er weiß von der Katzenkönigin und dem Nebelkönig. Es scheint etwas Wahres dran zu sein an der Geschichte, die in verschiedenen Versionen erzählt wird.

Sallie lässt das alles keine Ruhe. Seltsame Begegnungen und unheimliche Albträume bringen ihre Leben durcheinander. Sallie will die Wahrheit wissen und gerät bald mitten hinein in die Geschichte, die tatsächlich viel wirklicher ist, als von ihr angenommen. Sallie gerät in große Gefahr, aber sie muss sich dieser stellen. Zu viel hängt davon ab, dass die Geschichte gut ausgeht.

Es passiert zunächst nicht viel. Man lern Sallie kennen und ihre sehr eingeengte Welt. Über die Grenzen des Herrenhause ist sie nie hinausgekommen. Aber die Beschreibungen des Hauses, Sallies Leben und ihres Umfeldes sind spannend gemacht. Man merkt, dass etwas nicht stimmt, auch wenn dies noch nicht fassbar ist. So hat man sofort das Gefühl, dass die Geschichte noch sehr viel spannender werden wird. Und so ist es auch. Märchen und Realität werden vermischt. Viele der Charaktere sind nicht immer die, die sie zu sein scheinen. Immer unheimlicher und geheimnisvoller wird es. Nach und nach erfährt man immer mehr und erkennt die Zusammenhänge.

Der Autorin gelingt es, eine Atmosphäre zu schaffen, die berührt und verstört. Man kann den Nebel, der die Handlung immer mehr einhüllt, spüren. Man wird als Leser in die Geschichte hineingezogen und vereinnahmt. Das ist eine interessante Erfahrung.
Schade, dass das Buch zum Ende hin sehr verwirrend wird. Die klare Linie verschwimmt zusehends. Das starke Band, das den Leser mit dem Buch verbindet, wird immer dünner. Aber zum Glück zerreist es nicht. Man kann also ruhig weiterlesen und wird für seine Geduld mit einem unerwarteten Ende belohnt.

Rezension von Heike Rau

Susanne Gerdom
Der Nebelkönig
334 Seiten, gebunden
Verlag Carl Ueberreuter
ISBN-10: 380005566X
ISBN-13: 978-3800055661
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