Rafael Sabatini: Captain Blood

Rafael Sabatini: Captain Blood

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Als Kapitän Jeremiah Pitt den Arzt Peter Blood bittet, Lord Gildoy, der schwer verwundet ist, zu helfen, kommt dieser sofort mit und folgt ihm auf den Hof des Freibauern Baynes. Er beginnt mit der Behandlung bis Hauptmann Hobert von Colonel Kirkes Dragonern auftaucht und in Lord Gildoy natürlich sofort einen Rebellen ausmacht, der an den Galgen gehört. Auch Jeremiah Pitt wird gefunden. Lord Gildoy wird weggebracht, die anderen verhaftet. Zwei Monate später wird Peter Blood vor Gericht gestellt und wegen Hochverrats angeklagt. Sein Zorn gegen König James II. wächst.
Blood, Pitt und Baynes überleben die Kerkerhaft. Ihrer Verhandlung sitzt Richter Lord Jeffreys vor, der einen furchtbaren Ruf hat. Auch wenn Mr. Blood diesen Richter mit seinem Widerspruch fast zum Wahnsinn treibt, kommt es zum Todesurteil. Dies wird allerdings nicht vollstreckt, vielmehr sollen die Gefangenen nach Barbados verbracht werden, wo auf den Plantagen Sklaven gebraucht werden. Die drei Sträflinge überstehen die Überfahrt, dank Mr. Bloods medizinischen Kenntnissen.
Blood weckt die Aufmerksamkeit Arabella Bishops, der daraufhin von ihrem Onkel, dem jähzornigen Plantagenbesitzer Colonel Bishop, gekauft wird.
Mr. Blood hat Glück im Unglück. Er darf seinen Beruf ausüben, statt auf den Plantagen zu schuften. Dennoch schmiedet er bei erster Gelegenheit mit Pitt Fluchtpläne. Er nutzt die vielleicht einzige Chance, übernimmt mit seinen Männern in einer waghalsigen Aktion ein Piratenschiff und wird zu Captain Blood, einem gefürchteten Freibeuter.

Die Geschichte Captain Bloods ist überaus abenteuerlich beschrieben. Der ausgefeilte Schreibstil ist beeindruckend. Der Autor spricht den Leser direkt an, bezieht ihn praktisch in seine Überlegungen mit ein. Man ist ganz nah am Geschehen dran, so der Eindruck.
Dr. Blood ist eine überaus beeindruckende Persönlichkeit. Selbst mit dem Kopf in der Schlinge, versucht er noch zu diskutieren und setzt so manchen Gegner allein mit Worten außer Gefecht. Er wird als Gentlemen-Pirat vom Autor beschrieben, der nie auf das Niveau eines wilden Abenteurers herabsinkt. Stets sind Würde und Anstand zu wahren. Er ist ein Genie, nicht nur was seine Fähigkeiten als Arzt angeht. Auch als Captain hat er einen guten Stand und verblüfft mit überaus genial geplanten Seegefechten, denen man mit ungeahnter Spannung beiwohnt. Blood beweist sich als großartiger und tollkühner Seemann.
Aber auch die Liebe hat in diesem Abenteuerroman ihren festen Platz. Es ist die leidenschaftliche und schmerzhafte Liebe zu Arabella Bishop, die Blood umtreibt. Sie hat einen festen Platz in seinem Herzen, sogar sein Schiff benennt er nach ihr. Diese Liebe bringt ihn fast zu Fall, da sie von Missverständnissen geprägt ist. Auch tiefe Gefühle werden authentisch beschrieben.
Man hält Captain Blood für einen wahren Helden, auch wenn ihm der Autor mit einiger Ironie begegnet. Wie weit Wahrheit und Dichtung tatsächlich zusammenhängen erfährt man am Ende des Klassikers (die Originalausgabe erschien 1922) durch einer Einschätzung des Autors George MacDonald Fraser, die sehr aufschlussreich ist.

Rezension von Heike Rau

Rafael Sabatini
Captain Blood
Aus dem Englischen von Joachim Pente
Unionsverlag, Zürich
409 Seiten, broschiert
ISBN-10: 3293204902
ISBN-13: 978-3293204904

Christine Scholtyssek: Papageienspielplatz selbst gemacht

Christine Scholtyssek: Papageienspielplatz selbst gemacht

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Papageien und Sittiche wollen beschäftigt werden. Jeder Tierhalter weiß das. Nicht ist schlimmer als Langeweile. Wenn dann die Tapete angeknabbert wird oder an den Möbeln die Krallen gewetzt werden, muss man handeln. Anregung findet man im Buch „Papageienspielplatz selbst gemacht“. Teuer werden muss das nicht. Denn Haushalt und Natur halten genug bereit, das man nutzen kann.

Es gibt im Buch eine kleine Materialkunde. Hier kann man sehen, was man für den Spielplatzbau nutzen kann. Einer Tabelle kann man entnehmen, welche Gehölzarten unbedenklich für Vögel sind und auf was man achten muss, wenn man sich in der Natur bedient. Auch Dinge aus dem Haushalt werden genutzt. Das können Flaschenkorken, Eierkartons, Papprollen und anderes sein. Dazu kommt eine kleine Auswahl an Werkzeug, das man aber ohnehin meist Zuhause hat. Etwas Paketschnur, Karabinerhaken, Ketten usw. und schon hat man alles, was man braucht.

Dann kann man sich von den vorgestellten Ideen im Buch inspirieren lassen und loslegen: Mobiles bauen und Schaukeln, Leitern oder Brücken fertigen. Ganze Abenteuerspielplätze kann man zusammenstellen.

Das Highlight ist eine selbst gebaute Zimmervoliere. Das stellt man sich äußerst schwierig vor. Doch mit der Anleitung im Buch sollte es klappen. Man muss kein Profi sein, aber schon über etwas handwerkliches Geschick verfügen. Die Anleitung ist sehr ausführlich gehalten. Jeder noch so kleine Schritt wird bedacht. Dazu gibt es viele Tipps und Ratschläge, die man beachten sollte, damit das Vorhaben gelingt. Fotos verdeutlichen die Ausführungen im Text.
Man erhält natürlich auch eine Anleitung zum Einrichten der Voliere, so dass die Vögel sich dann auch richtig wohlfühlen können.

Das folgende Kapitel erwartet man nicht im Buch, freut sich dann aber umso mehr, dass man es vorfindet. Es geht um „Leckeres aus der Vogelküche“. Auch mit selbstgepflückten Kräuter- und Gräsersträußchen von der Wiese kann man Papageien und Sittiche gut beschäftigen und etwas für ihre Gesundheit tun. Wieder kann man einer Tabelle entnehmen, welche Pflanzen geeignet sind und erfährt, was man beim Sammeln beachten muss. Beschrieben wird außerdem, wie man Quellfutter herstellt. Und wer nicht oft Gelegenheit hat, in die Natur zu gehen, kann einen eigenen kleinen Garten im Blumentopf anlegen. Interessant ist auch das selbst hergestellte Knabbergebäck in beliebiger Form. Da weiß man genau, was drin ist.

Das Buch bietet wirklich sehr viel Anregung. Für Beschäftigung zu sorgen, ist so gar kein Problem. Es macht Spaß zu basteln und Pflanzen zu sammeln. Hier kann man auch gut Kinder mit einbeziehen. Wer die Herausforderung sucht, kann sich am Bau der Voliere ausprobieren. Schön ist, dass immer die Bedürfnisse der Vögel im Auge behalten werden. Man spart mit dem Buch auch Geld, weil man nicht mehr so viel in der Zoohandlung kaufen muss. Vieles, was in der Papiertonne landen würde, wird noch einmal wiederverwertet. Wenn man die Ratschläge im Buch beachtet, sind der Kreativität beim Vogelspielplatzbau kaum Grenzen gesetzt.
Zusätzlich gibt es im Buch einen Service-Teil. Hier findet man weiterführende Literatur und Adressen zu hilfreiche Webseiten

Rezension von Heike Rau

Christine Scholtyssek
Papageienspielplatz selbst gemacht
96 Seiten, 50 Farbfotos, 34 Zeichnungen
Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart
ISBN-10: 3800151723
ISBN-13: 978-3800151721

Yasmina Khadra: Die Sirenen von Bagdad

Yasmina Khadra: Die Sirenen von Bagdad

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Leben und Sterben in einem ausweglosen Krieg.

Einmal mehr geht es in diesem Roman um den Irakkrieg, der ganze Familien auseinander gerissen und ein Volk in Trauer und Verzweiflung gestürzt hat. Am Einzelschicksal erkennt man die Tragweite eines Krieges, der vor keinem Übel und keiner moralischen Verwerfung halt macht.

Fernab vom Kriegsgeschehen in Bagdad leben die Dorfbewohner in Kafr Karam abgeschottet und zufrieden ihr Leben. Der Icherzähler ist Student und konnte sein Studium seit dem Ausbruch des Irakkrieges nicht mehr fortsetzen. Die meisten Dorfbewohner sind weitläufig verwandt. Jeder gehört auf irgendeine Weise zum gleichen Stamm. Als Suleiman, der geistig behinderte Sohn des Schmieds, sich eine schwere Verletzung zuzieht, hält auch in diesem abgeschiedenen Ort das Unheil Einzug. Auf der Fahrt zur nächsten Krankenstation geraten der Schmied mit seinem Sohn und der Icherzähler in eine amerikanische Militärkontrolle. Die Ereignisse danach zeigen die ganze Härte und Grausamkeit des Krieges. Suleiman verliert sein Leben und das Dorf seine Unschuld. Fortan regieren auch hier Furcht und Misstrauen. Symbolträchtig, apokalyptisch und dramatisch wächst später mit einem Überfall auf das Dorf ein unbändiger Hass bei den Bewohnern. Als Folge seiner traumatischen Erfahrungen flieht der Student nach Bagdad, um sich Terroristen anzuschließen. Er will die Ehre seiner Familie retten und gegen die Unterdrückung seines Landes kämpfen. Der perfide Auftrag, zu dem er auserkoren wird, könnte am Ende die ganze Menschheit zerstören.

Yasmina Khadra kennt die Worte und weiß um die Gefühle seiner Protagonisten, die ihre eigenen Riten haben und Traditionen folgen, die niemand verletzen und herabsetzen darf.

Wortmächtig und mit poetischer Kraft begabt bezeugt Y. Khadra wie aus einfachsten Anfängen Hass entsteht, der die Verständigung zwischen Orient und Okzident zerstört. Tief steigt man in die mythologische Geistesgeschichte des Orients ein. Khadra zeigt uns die Unterschiede zwischen den Kulturen, die eine Annäherung unmöglich machen. Da gibt es keine Übereinstimmung und keine Verständigung, denn hier begegnen sich Welten, die nichts mit einander gemein haben. Keine Überzeugungsarbeit und keine Kriege können aus Beduinen westlich orientierte Demokraten machen. Zu tief verankert sind sie in ihren hierarchischen und familiären Strukturen, nach denen sich im Orient die Menschen richten.

Ein aufrüttelndes und aufklärendes Buch ist dem Autor gelungen, das nachhaltig beeindruckt.

Der unter dem Pseudonym Yasmina Khadra schreibende Schriftsteller stammt aus Algerien und lebt heute in Frankreich. Er war einst hoher Offizier in der algerischen Armee, bevor er nach Frankreich ins Exil ging. Er begann schon früh zeitkritische und anspruchsvolle Kriminalromane zu schreiben, die mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet wurden.

Yasmina Khadra
Die Sirenen von Bagdad
320 Seiten, broschiert
Deutscher Taschenbuch Verlag, April 2010
ISBN-10: 3423138653
ISBN-13: 978-3423138659

Peter Dempf: Das Haus der roten Dämonen

Peter Dempf: Das Haus der roten Dämonen

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Prag im Jahre 1570. Jan lebt im Waisenhaus. Mit 15 Jahren holt ihn Messer Arcimboldo zu sich, der ein Maler ist. Sein Adlatus Contrario spricht allerdings noch von ganz anderen geheimnisvollen Talenten, die sein Meister haben soll. Contrario selbst, schein ein Arzt zu sein. An seinem ersten Tag begleitet Jan den Adlatus zu Patienten, die von diesem zur Ader gelassen werden.

Das Haus des Malers beeindruckt mit einem großen Atelier. Jan bekommt ein eigenes Zimmer, wenn auch kein schönes. Beim Erkunden des Hauses erlauscht Jan ein Gespräch zwischen Messer Arcimboldo und seinem Adlatus. Es geht um das Blut von Sterbenden. Jan fragt sich, ob Arcimboldo möglicherweise ein Alchemist ist.

Jan hilft bei der Herstellung von Farbpulver. Als er zurück in seinem Zimmer ist, fallen ihm Veränderungen auf. Alles ist ein bisschen anders, die Wände, das Fenster, die Stelle, wo das Bett steht. Aber vielleicht hat auch nur jemand von der Dienerschaft aufgeräumt.

Julias Großvater ist durch den Aderlass, denn Contrario durchgeführt hat, verstorben. Das Mädchen glaubt, der Adlatus habe ihn auf dem Gewissen. Jan begegnet ihr auf der Burg, wo Seine Majestät Rudolf der II. sich von Messer Arcimboldo und dem Bildhauer Messer Mond Ideen für den Festumzug aufzeigen lässt. Messer Mond glaubt die besseren Einfälle zu haben. Doch Arcimboldo ha ein seltsames Wesen auferstehen lassen. Jan und Julia halten es für einen Dämon. Doch Rudolf der II. wünscht sich, dass solche Tiere beim Festumzug mitlaufen. Hans Mont ist aus dem Spiel und sehr verärgert darüber.

Julia erfährt von Rabbi Löw, dass der Meister über eine ganz besondere Gabe verfügt. Jan wird vom Haus des Malers, das ein Eigenleben führt und seine Bewohner manipulieren kann, gezwungen, sich etwas anzusehen. Jan sieht, wie Contrario ein Dämonenwesen malt und zum Leben erweckt. Auch er kann offenbar Bilder lebendig werden lassen. Doch führt er damit nichts Gutes im Schilde.

Messer Arcimboldo verfügt tatsächlich über ganz besondere Fähigkeiten. Er kann Bilder lebendig werden lassen und damit ganz außergewöhnliche Wesen für den Festumzug auferstehen lassen. Sein Adlatus Contrario soll ihm eigentlich eine Stütze sein. Doch er wird zum Gegner Arcimboldos. Auch er übt sich in der Erschaffung von Wesen. Grässliche Kreaturen, die ihm zu Macht und Ansehen verhelfen sollen.

Jan, eigentlich froh, aus dem Waisenhaus zu sein, glaubt zunächst eine Ausbildung bei einem Maler beginnen zu dürfen. Aber im Haus Arcimboldos fallen ihm sofort Merkwürdigkeiten auf. Von Anfang an spürt man eine Unheimlichkeit zwischen den Zeilen mitschwingen, die sofort Interesse an der Geschichte weckt, die ganz außergewöhnlich zu sein scheint. Und tatsächlich ist das Buch ein ganz besonderes. Man wird von der Spannung gefangen genommen, bis man alles um sich herum vergisst. Messer Arcimboldo tut etwas in seinem Haus, das eigentlich unmöglich ist. Und sein Adlatus lernt eifrig, verfolgt aber ganz andere Ziele, bis die beiden auf teuflische Art und Weise aneinandergeraten.

Zum Glück gewinnt Jan in Julia eine Freundin, auch wenn die Annäherung am Anfang von Misstrauen überschattet wird. Als Leser freundet man sich schnell mit den beiden an. Sie sind der Orientierungspunkt in einer Geschichte, die immer düsterer, unheimlicher und auch turbulenter wird. Aber nicht nur diese beiden Personen sind gut charakterisiert. Man kann nur staunen, welchen Figuren man im Verlauf der Geschichte begegnet. Hier werden Grenzen überschritten, bis bald alles möglich scheinen lassen.

Man kann die Fantasie des Autors nur bewundern. Immer wieder wird man mit neuen, unglaublichen Ideen überrascht. Spektakulär zu nennende Szenen gibt es viele. Und trotzdem erscheint die Geschichte wirklich, weil sie gut erzählt ist. Ein wirklich aufregendes Buch!

Rezension von Heike Rau

Peter Dempf
Das Haus der roten Dämonen
464 Seiten, gebunden
ab 12 Jahren
cbj Verlag, München
ISBN-10: 3570137538
ISBN-13: 978-3570137536

Anke Michel: Die Ärztin

Anke Michel: Die Ärztin

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Quedlinburg im Jahre 1725. Schon mit 10 Jahren beginnt Dora Leporin ihren Vater zu seinen Patienten zu begleiten. Das Mädchen, das schon lesen und schreiben gelernt hat, will später einmal studieren, um selbst ein Doktor zu werden. Ihrer Mutter wäre es allerdings lieber, wenn die Tochter eine geschickte Hausfrau werden würde. Anerkennung finde Dora auch Wunderdoktor Eisenbart. Ihm und ihrem Vater assistiert sie bei einer riskanten Operation, die eine Amputation verhindern soll. Eisenbart schenkt ihr daraufhin ein Horchrohr
Dass die Operation so gut verlaufen ist, ist ein Glück. Aber die Patientin, Katrin, die nun im Hause der Familie Leporin gepflegt wird, leidet unter der Entstellung ihres Beines, die natürlich nicht zu verhindern war. Sie stiftet Unfrieden in der Familie. Doktor Eisenbart wollte das Mädchen nach zwei Monaten wieder abholen. Doch nachdem ihn der Schlag getroffen hat, ist er verstorben. Als Katrin dann den Müller heiratet, kann die Familie endlich aufatmen.

Dora wird älter. Die erste Liebe scheitert, bevor sie richtig beginnt, wegen ihres Lebensziels. Immer noch hält Dora daran fest, einmal studieren zu wollen, und das, obwohl Frauen der Besuch einer Universität bei Strafe verboten ist. Aber Dora hat Fürsprecher. Nicht nur ihr Vater unterstützt sie, auch die Äbtissin Maria Elisabeth würde Dora gern als Ärztin sehen. Dora tut alles, um die Erlaubnis für ein Studium einzuholen.
Durch den frühen Tod ihrer Cousine werden die Pläne scheinbar zerstört. Dora hat geschworen sich deren Kinder anzunehmen. Später heiratet sie den Witwer und Vater der Kinder Diakon Johann Christian Erxleben. Damit ist Doras Leben nun erst einmal ausgefüllt.

Wie man dem Cover entnehmen kann, handelt es sich bei dem Buch um einen historischen Roman. Das aber nur im weitesten Sinne, wie man beim Lesen bald feststellen muss. Das Autorenpaar Anke Apelt und Michel Bergmann hat aus den historisch belegten Fakten eine ganz eigene Geschichte entwickelt. Für gute Unterhaltung zu sorgen, stand also im Vordergrund ihrer schriftstellerischen Arbeit. Das ist gelungen.

Dorothea Erxleben ist eine beeindruckende Persönlichkeiten, die sich den gesellschaftlichen Zwängen nicht unterwerfen wollte und die um ihre Rolle als Frau kämpfte. Ihr nachempfundener Lebensweg liest sich außerordentlich spannend. Immer wieder musste sie, die viele Stunden ihrer Zeit den Kranken widmete, Lebenskrisen und Schicksalsschläge verkraften und ihr Ziel Ärztin zu werden, rückte in weite Ferne. Es fällt nicht schwer, der Geschichte, so wie sie von den Autoren gestaltet worden ist, zu folgen.

Am Ende des Buches steht natürlich die Überlegung, ob der Lebensweg Doras tatsächlich so verlaufen sein könnte. Die Geschichte scheint zu positiv gezeichnet und zu sehr von Klischees getragen, eben ein bisschen märchenhaft. Es ist ein leicht lesbares Buch geworden mit hohem Unterhaltungswert. Eine wahre Geschichte, wie es auf dem Klappentext steht, ist es dann wohl aber doch nicht.

Rezension von Heike Rau

Anke Michel
Die Ärztin
Historischer Roman
315 Seiten, broschiert
Aufbau Taschenbuch
ISBN-10: 3746625564
ISBN-13: 978-3746625560

Eine kurze Geschichte der Unendlichkeit

Eine kurze Geschichte der Unendlichkeit

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Fragen nach der Unendlichkeit und unseres Seins …

Wer kennt nicht das Faszinosum, das mit den Fragen nach der Unendlichkeit verbunden ist? Stellen doch schon kleine Kinder Fragen danach, wie hoch der Himmel ist und wie weit die Sterne sind, und ob man nach ihnen greifen könne.

Hier aber geht es um eine Definition der Grenzen und der Unendlichkeit. Anhand zahlreicher Zitate aus der Philosophiegeschichte versucht Paolo Zellini eine Antwort zu geben, die naturgemäß nicht möglich ist, denn bis heute kann kein Wissenschaftler diese Fragen endgültig beantworten. Ist doch mit der Vertreibung aus dem Paradies auch die Endlichkeit verloren gegangen, als damit das Böse, die Moral und die Ethik Einzug in die Welt hielten.

Die Frage nach der Unendlichkeit hat mit der Zeit, dem Kosmos, mit Mythologie und Materie zu tun, die von Philosophen, Mathematikern und Physikern detailreich und berechenbar erforscht werden.

„In seinem Philebos vertritt Platon die Auffassung, wonach die Gegenüberstellung von Endlichem und Unendlichem ein ureigenes, niemals endendes oder schwindendes Kennzeichen unserer Denk- und Redeweise sei. Jedes Ding, so sagt er, trage von Geburt an die Grenze und das Unbegrenzte oder, um gleichwertige Ausdrücke zu gebrauchen, das Eine und das Vielfältige in sich.“ Besser lässt sich in knapper Form nicht  ausdrücken, dass jedes Ding zwei Seiten hat, und dass wir weder die eine noch die andere in unserer Vorstellung realisieren können.

Anfang und Ende sind für unseren Geist nicht fassbar. Dennoch hat es über die Jahrhunderte Forscher aller beschriebenen Fachrichtungen gegeben, die mit nimmer enden wollender Energie den Ursprüngen und dem Ende unseres Seins nachforschen. Seine Vertreter findet man in der Antike, bei den alten Griechen und fortlaufend über die Jahrhunderte bei christlichen und nichtchristlichen Dichtern und Denkern bis in die heutige Zeit.

Ein Kapitel widmet sich dem Unendlichen bei Thomas von Aquin, ein anderes Descartes und ein weiteres Leibniz. Selbst Musils „Mann ohne Eigenschaften“ wird im Kapitel „Die Identität Ununterscheidbarer: Die Klassen“ zu Erklärungen herangezogen. Theodor W. Adorno und Max Horkheimer haben mit ihrer Dialektik der Aufklärung ebenfalls einen Beitrag zur Widersprüchlichkeit in der Welt aufgezeigt.

Mit den abschließenden Worten  des Mathematikers John von Neumann begreift man die Bedeutung der Mathematik bei der Erforschung des Unendlichen: “Ich spüre, dass einer der wichtigsten Beiträge der Mathematik zu unserem Denken in der Tatsache liegt, dass diese eine gewaltige Flexibilität bei der Bildung von Begriffen gezeigt hat, einen Grad an Flexibilität, an den eine nichtmathematische Methodik nur sehr schwer heranreicht.“

Unzählige Belege für Überlegungen, Berechnungen und formulierte Vorstellungen über Grenzen und die Unendlichkeit hat Paolo Zellini hier zusammengestellt. Das Buch genügt höchsten Ansprüchen bedarf aber ausreichender mathematischer, physikalischer und philosophischer Vorkenntnisse, um den gedanklichen Ausführungen folgen zu können. Wer diese besitzt, erhält eine gute Übersicht zur Geschichte der Unendlichkeit.

Paolo Zellini
Eine kurze Geschichte der Unendlichkeit
250 Seiten, gebunden
C.H. Beck, Januar 2010
ISBN-10: 3406590926
ISBN-13: 978-3406590924

Joachim Mayer: Das große Ulmer Gartenlexikon

Joachim Mayer: Das große Ulmer Gartenlexikon

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Ein Gartenlexikon ist ein unentbehrlicher Ratgeber für jeden, der einen Garten besitzt. Man steht nun mal immer wieder vor anderen Herausforderungen, die es zu meistern gilt und hat viele Fragen. Beim Suchen nach Antworten stolpert man dann auch noch über Fachbegriffe. Außerdem braucht man sehr viel Zeit, um Informationen in den verschiedenen Zeitschriften oder Fachbüchern Büchern herauszusuchen.

„Das große Ulmer Gartenlexikon“ ist ein Nachschlagewerk, das Informationen rund um den Garten in nur einem Buch vereint. Es ist Nachschlagewerk und Informationsquelle zugleich. Man erhält Anleitungen zur Gartengestaltung, findet Porträts unglaublich vieler Nutz- und Zierpflanzen, von Obstgehölzen, Zierbäumen und Sträuchern und erfährt alles zu Standortansprüchen, zur Pflege und zur Verwendung. Auch wenn man mit Schädlingen zu kämpfen hat oder Pflanzen krank sind, erhält man Rat. Aber auch andere Tiere, die das Herz des Gärtners erfreuen dürften, findet man im Buch.
Und natürlich werden Fachbegriffen hinsichtlich ihrer Bedeutung erläutert. Angeordnet sind die etwa 10.000 Stichwörter alphabetisch. Eine gute Übersichtlichkeit, ist durch die Aufteilung der Einträge in drei Spalten gegeben. Man kann den knappen, aber sehr gut formulierten, ausgesprochen verständlich gehaltenen Texten mühelos folgen. Alles Wissenswerte wird auf den Punkt gebracht.

Interessant sind auch die Praxis-Seiten mit Spezial-Themen in Buch. Hier erfährt man, wie man Pflanzen aus Samen vorzieht, wie man Beete neu anlegt, wie man Gehölze selbst schneidet, wie man Nistkästen baut, einen Gartenteich pflegt oder Stauden und Gehölze vor dem Winter schützen kann und vieles mehr. Die Texte sind mit Bildmaterial, Grafiken und Zeichnungen versehen. Illustriert ist das ganze Buch durchgehend.

Man bekommt mit dem Buch also sehr viel an Gartenwissen präsentiert. Es ist nicht nur ein Nachschlagewerk, in dem man nach alphabetisch geordneten Stichwörtern suchen kann. Beim Blättern in dem ansprechend gestalteten Buch, fühlt man sich inspiriert, kann viele Tipps und Anregungen sofort im Garten umsetzen und in die anstehenden Arbeiten einbeziehen.
Es ist ein großes, schweres Buch, ersetzt aber praktisch gesehen mehrere Einzelbände, da sehr viele Themengebiete Einzug in das Buch gefunden haben. Damit ist es als Ratgeber und Nachschlagewerk empfehlenswert.

Rezension von Heike Rau

Joachim Mayer
Das große Ulmer Gartenlexikon
1040 Seiten, 1500 Farbabbildungen, 10.000 Stichwörter
Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart
ISBN-10: 3800167069
ISBN-13: 978-3800167067

Martina Sieber-Mahler: Kursbuch Stoffwechsel

Martina Sieber-Mahler: Kursbuch Stoffwechsel

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Viele Menschen bewegen sich zu wenig und essen zu viel. So stellt sich Übergewicht ein und in der Folge dann Unwohlsein und sogar Krankheiten. Der Körper gibt also Signale. Man weiß, dass man endlich handeln sollte. Leidvoll erfährt man, dass Diäten nicht helfen. Also greift man zu den fettreduzierten Fertigmahlzeiten und den kalorienarmen Light-Produkten, die mittlerweile ganze Regalreihen in unseren Supermärkten füllen. Aber auch das führt nicht zum erwünschten Gewichtsverlust.

Verzweifeln muss man aber nicht. Es wird einfach Zeit sich einmal genau mit seinem Körper und dem Stoffwechsel zu befassen. Martina Sieber-Mahler hat eine Naturheilkunde-Praxis mit Schwerpunkt Ernährungs- und Stoffwechselmedizin. Sie will versuchen, mit dem Buch zu vermitteln, wie unser Körper Nahrung verwertet und Nährstoffe in Energie umwandelt. Sie erklärt, welche Auswirkungen Lebensmittel auf uns haben und wie es ermöglicht werden kann, dass unser Stoffwechsel gut arbeitet.

Vielen Menschen geht es wie Irene. Sie ist unzufrieden mit ihrem Gewicht, ernährt sich oft gedankenlos, bewegt sich kaum und hat Stress im Beruf. Im Grunde lebt sie wie viele von uns. Anhand ihres Beispiels erklärt die Autorin, welche Auswirkungen eine solche Lebensweise hat und wie Änderungen sich zum Positiven hin bemerkbar machen können.

Teilweise sind die Ausführungen im Buch sehr kompliziert. Das ist aber nun mal so. Unser Stoffwechsel ist nicht mit ein paar Sätzen in einfachen Worten erklärt. Eine oberflächliche Beschreibung würde auch nicht wirklich weiter helfen. Der Autorin gelingt es aber, den Leser zu interessieren. Sie kann mit Worten so gut umgehen, dass man dem Text gut folgen kann. Sie arbeitet mit Bildern und Vergleichen, so dass man sich alles, wenn man seine Fantasie ein wenig bemüht, gut verstehen kann, selbst wenn man Laie ist. Man kann das Buch ohnehin nicht in einem Rutsch lesen. Man muss sich vielmehr damit beschäftigen und nachdenken. Aber das Wissen, das man am Ende hat, ist von unschätzbarem Wert für die eigenen Gesundheit.

Man findet im Buch keine Rezepte. Aber zum Schluss weiß man, was eine gute Ernährung ausmacht, was dem Körper gut tut und wie der Lebensstil geändert werden muss. Das ist gar nicht so schwer, wie man vielleicht glaubt. Die Autorin schafft es auf eine sehr ansprechende Art und Weise, zu motivieren und für Einsicht zu sorgen.

Rezension von Heike Rau

Martina Sieber-Mahler
Kursbuch Stoffwechsel
Hunger oder Appetit?
Warum wir die Unschuld am Essen verloren haben
256 Seiten, Klappenbroschur
Südwest Verlag
ISBN-10: 3517085405
ISBN-13: 978-3517085401

Truman Capote: Sommerdiebe

Truman Capote: Sommerdiebe

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Der Roman erzählt die Geschichte der schönen, reichen und widerspenstigen Grady, einem 17-jährigen Mädchen von der Upper East Side New Yorks. Sie hat einen ganzen Sommer sturmfreie Bude, denn die Handlung beginnt, als Grady zusammen mit ihrer Schwester die Eltern auf ein Kreuzfahrtschiff begleitet, weil diese mit der „Queen Mary“ eine mehrmonatige Reise nach Europa antreten. Obwohl sich die Mutter sorgt, die Tochter, die nach den Ferien ihr gesellschaftliches Debüt in der oberen Gesellschaft bestreiten soll, alleine daheim zulassen, kann sie dem Willen ihrer Tochter nichts entgegen setzen.

Noch bevor der Ozeanriese in See sticht, lernen wir den langjährigen Freund und ehemaligen Spielgefährten Gradys kennen und ahnen, dass zwischen ihnen eigentlich mehr als nur eine dicke Freundschaft stecken müsste. Doch es vergehen viele Wochen und die Hitze des Sommers im flirrenden und brodelnden New York, bis Grady in einem Anflug von Schimmer auf solche Gedanken kommt. Grady lernt in dieser Zeit ihre Heimatstadt von einer anderen Seite kennen, lernt Menschen kennen, die bislang in ihrem Umfeld keine besondere Rolle spielten.

Erst 2004 ist das ein halbes Jahrhundert verborgen gebliebene Manuskript dieses Erstlingswerks des amerikanischen Schriftstellers (bekannt geworden mit „Frühstück bei Tiffany“) wieder an die Oberfläche gelangt. Er selbst hatte immer wieder Andeutungen gemacht, dass er mal einen ganzen Roman vernichtet hatte, weil er ihn nicht für veröffentlichungswürdig hielt. Die Literaturexperten waren nach dem plötzlichen Auftauchen des Manuskripts ganz anderer Meinung. Zeugt der Roman doch von einer Reife, die für ein Erstlingswerk ungewöhnlich verfestigt scheint. Doch wäre an dieser Stelle auch anzumerken, dass das Manuskript zwar 1943 begonnen wurde, jedoch feilte Capote noch bis weit in die fünfziger Jahre hinein daran, obwohl er zwischenzeitlich längst Erzählbände herausgebracht hatte.

Mit sensibler Wortakrobatik und einer eigenen Stilistik, die sich in grammatikalisch falscher Interpunktion äußert, wird das Leben dieses jungen Mädchens mit all seinen Wünschen und Träumen gezeigt. Capote führt den Leser von einem Bild zum anderen und lässt ihn am Leben der Upper Class teilhaben. Lange, verschachtelte Sätze, die aber nie so lang sind, dass man den Anschluss verliert, gestalten Bilder von der drückenden Hitze im Central Park oder dem Vorbehalt der Mutter während der anfänglichen Trennungsszenen. Malerisch lässt Capote seine Protagonistin bekifft durch die Augen die Welt betrachten.

Doch so schön und gelassen sich anfangs noch die „heile Welt“ eines jungen Mädchens mit ihren Schulmädchenproblemchen ausnimmt, umso rasanter geht es mit den Gefühlen zu, je mehr Seiten umgeschlagen werden, bis der Leser schließlich einen Punkt erreicht, an dem er nicht mehr aussteigen kann, an dem ihn die Spannung festhält und er wissen möchte, welchen Weg Grady einschlägt.
Eine kurze und packende Sommergeschichte, die das Bild einer Gesellschaft zu Mitte des vorigen Jahrhunderts widerspiegelt und auf ein spannendes Ende hinausläuft.
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Truman Capote
Sommerdiebe
145 Seiten, gebunden
Kein & Aber
ISBN-10: 3036951571
ISBN-13: 978-3036951577
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© Detlef Knut, Düsseldorf 2010

Enrique Cortés: Der 26. Stock

Enrique Cortés: Der 26. Stock

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Isabel ist sehr verwundert, als ihr Chef Senõr Hernán nicht zu einem Meeting erscheint. Seine Sekretärin Vera gibt sich bedeckt, dabei ist sie mit Isabel befreundet. Offenbar hat Hernán einen Unfall gehabt und ist im Krankenhaus. Am nächsten Tag kommt Isabel nicht ohne Probleme in ihr Büro, das sich in einem gigantischen Hochhaus befindet. Die Sicherheitsvorkehrungen wurden verschärft und ihr neuer Vorgesetzter hat Isabel nicht mit einer neuen ID-Karte ausgestattet. Isabel muss feststellen, dass nicht nur Hernán ersetzt wurden ist, sondern auch Vera. Isabel forsch nach, findet aber kaum etwas heraus. Von Vera, mit der sie sich noch einmal trifft, erfährt sie, dass diese mit Hernán zusammengewesen ist. In einem unbeobachteten Moment, wird Isabel von Vera gewarnt. Sie soll die Firma verlassen und mit ihrem Bruder weggehen.

Später im Einkaufszentrum, als Isabel ein Geburtstagsgeschenk für ihren Bruder kaufen will, sieht sie Hernán. Sie nimmt die Verfolgung auf. Es ist eine vollkommen unwirkliche Situation. Auch er gibt ihr aus der Ferne zu verstehen, dass sie verschwinden soll, bevor sie ihn aus den Augen verliert. Ganz durcheinander von den Vorkommnissen vertraut Isabel sich Carlos Visotti an. Er arbeitet ebenfalls im Turm, Isabel hatte einst das Bewerbungsgespräch mit ihm geführt. Durch Zufall sind die beiden sich wiederbegegnet.

Inzwischen haben die Recherchen ihres Kollegen Hugo ergeben, dass Hernán in keinen Krankenhaus ist. In der Nacht taucht Carlos bei Isabel auf. Er ist zusammengeschlagen worden und so schwer verletzt, dass er ins Krankenhaus muss. Auch er warnt Isabel. Sie soll verschwinden. Begründen kann er die Aufforderung nicht mehr, weil er ins Koma fällt. Carlos hat einen Freund. Zac besitzt eine Bar. Auch er will Nachforschungen anstellen, kennt er doch viele Leute.
Vera geht weiter ins Büro. Aber seltsame Vorkommnisse bestimmen den Alltag.
Geht es in der Firma darum, unbequeme Mitarbeiter aus dem Weg zu räumen?

Die ersten 300 Seiten des Buches sind wirklich gut gemacht. Diese seltsamen Vorkommnisse im Büroturm wecken Interesse. Es wird tatsächlich auch immer spannender. Isabel ist eine naive junge Frau. Ewig glaubt sie an Missverständnisse. Dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung sein könnte, kann sie sich nicht vorstellen. Es muss eine, wenn auch nicht einfache, Erklärung für das alles geben. Sie hält die Augen offen, forscht nach, vertraut sich anderen an. Damit manövriert sie sich gekonnt ins Abseits und bekommt die Gefahren bald hautnah zu spüren.

Über eine weite Strecke ist die Handlung sehr realistisch gehalten. Es erstaunt über alle Maßen, als der Roman dann ins Fantastische abdriftet. Das Buch wird immer weniger nachvollziehbar. Man kann gar nicht glauben, was man liest. Man ist auch gar nicht darauf vorbereitet. Der Klappentext hinten auf dem Buch beschreibt nicht den Inhalt. Was da steht, ist so nicht richtig.
Das Buch hat 600 Seiten. Da fällt auch auf, dass die handelnden Personen, bis auf Isabel vielleicht noch, kaum Charakter haben. Auch sonst wird vieles in der Geschichte nur angerissen und einfach offen gelassen. So steht man am Ende etwas ratlos da und muss den Sinn des angeblichen Psychothrillers infrage stellen.

Rezension von Heike Rau

Enrique Cortés
Der 26. Stock
Aus dem Spanischen von Luis Ruby
608 Seiten, Klappenbroschur
dtv, Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423247614
ISBN-13: 978-3423247610