Lynn Raven: Das Blut des Dämons

Lynn Raven: Das Blut des Dämons

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Es geht zu Ende mit Dawn, so scheint es. Nur das Blut ihres Freundes Julien hält sie noch am Leben. Doch Julien muss Dawn allein lassen, um etwas zu holen. Das gerade sein Bruder Adrien in Dawns Nähe aufkreuzt, muss die junge Frau hinnehmen.
Julien ist nach Marseille aufgebrochen. Er hofft, das etwas dran ist, an den alten Legenden. Denn wenn, dann kann das Blut der Ältesten, das er aus seinem Versteck zu holen gedenkt, möglicherweise Dawn das Leben retten.
Adrien ist dagegen, dass Julien es als Heilmittel einsetzen will. Er würde Dawn lieber sterben sehen, als dass er zulässt, dass Julien die Gesetzte der Lamia bricht.

Als Julien zurück ist, geraten die Brüder unweigerlich aneinander. Julien gelingt es Adrien kampfunfähig zu machen. Es scheint aber, als würde das Mittel bei Dawn nicht anschlagen. Es geht ihr zusehends schlechter.
Abgelenkt werden die beiden von den neuen Heiratsplänen, die der Rat für Dawn geschmiedet hat. Onkel Flad überbringt die Nachricht telefonisch. Nur ein paar Tage kann Julien gewinnen, dann muss Dawn sich dieser Sache wohl oder übel stellen. Doch dann geschieht etwas Unvorhergesehenes. Dawn macht den Wechsel durch und tut Julien in ihrer Unbeherrschbarkeit etwas an, womit beide nie gerechnet hätten.

Es geht diesmal ordentlich zur Sache. Die etwas melancholisch beginnende Geschichte wird zum Albtraum. Dawn und Julien werden aus ihrer romantischen Beziehung gerissen. Beide wandeln sich in ihrem Charakter, werden zu fast schon blutrünstigen Bestien. Und trotzdem schafft es die Autorin, dass man die Sympathie zu ihnen nicht verliert. Die beiden haben im Grunde keine Wahl.

Es wird ein ordentliches Tempo vorgelegt. Aus hochspannender Unterhaltung entwickelt sich der blanke Horror. Man wundert sich, dass kein Blut aus dem Buch tropft oder vielmehr spritzt. Da muss man als Leser schon hin und wieder die Zähne zusammenbeißen, um die Fassung nicht zu verlieren. So unglaublich Mitreißendes liest man nicht oft.

Am Ende tritt die Autorin dann auf die Bremse. Zu sehr allerdings. Da fehlt es dann an Tiefgang, was die Glaubwürdigkeit schmälert. Es wirkt als wäre die Luft raus und das nach allem was passiert ist. Von Horror wieder auf pure Romantik runterzuschalten, ist eben keine einfache Sache.
Sehen muss man natürlich das Buch im Ganzen. Für Fans der Genre Horror und Fantasy ist es unbedingt zu empfehlen. Es ist der beste und überzeugendste Teil der Trilogie. Nach „Der Kuss des Dämons“ und „Das Herz des Dämons“ und nun nach „Das Blut des Dämons“ ist man eigentlich nicht bereit, sich von Dawn und Julien zu trennen.

Rezension von Heike Rau

Lynn Raven
Das Blut des Dämons
446 Seiten, gebunden
ab 14 Jahren
ISBN-10: 3800055392
ISBN-13: 978-3800055395

Al Gore: Wir haben die Wahl

Al Gore: Wir haben die Wahl

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Dass die Erderwärmung für einen Klimawandel sorgen wird, wissen auch schon unsere Kinder. Die ersten Auswirkungen sind bereits zu spüren. Es wird also Zeit, etwas zu tun. Denn noch können wir unseren Planeten retten. Al Gore richtet sich mit dieser Botschaft an Kinder und Jugendliche.

Nach einem zusammenfassenden Vorwort, mit dem klar wird, um was es geht, beginnt der Autor zu erklären, was für die Erderwärmung verantwortlich ist. Die Auslöser der Klimakrise werden beschrieben. Es wird gezeigt, welche Schadstoffe Ursache sind. Es wird begreifbar gemacht, dass wir Energie erzeugen müssen, ohne noch mehr Kohlenstoff freizusetzen. Dazu wird zunächst erklärt, wo unserer Strom überhaupt herkommt. Fortan müssen wir mehr auf Co2-freie erneuerbare Energien setzen. Beschrieben wird die Erzeugung von Sonnenenergie und Windenergie. Auch die Erde selbst kommt als Energielieferant infrage, etwa mit Erdwärme. Kritisch betrachtet werden auch die Gewinnung von Energie durch die Verbrennung von Pflanzen oder die Nutzung von Atomkraft.
Im Buch wird aufgezeigt, was unserer Umwelt schadet und wo wir einschreiten müssen. So müssen die Wälder der Erde, zum Beispiel der Regenwald am Amazonas, vor weiterer Abholzung bewahrt werden. Ein weiteres Problem, ist das schnelle Weltbevölkerungswachstum.

In den folgenden Kapiteln wird aufgezeigt, welche Strategien den Klimawandel aufhalten können. Es gilt Energie zu sparen. Das kann jeder bei sich zu Hause anfangen. So gehören Glühlampen gegen Energiesparlampen ausgetauscht. Gesetzt wird auf Haushaltsgeräte, die wenig Energie verbrauchen. Außerdem müssen die Müllberge verkleinert werden, zum Beispiel durch Recycling. Aufgezeigt werden also Einsparungsmöglichkeit im kleinen, aber auch im großen Rahmen. Um wirklich viel zu erreichen, so der Autor, müssen wir zusammenhalten, umdenken und auch große Projekte in Angriff nehmen.

Junge Leute können sich mit diesem Buch perfekt informieren. Alle Sachverhalte sind sehr anschaulich dargestellt. Der Autor erklärt in aller Ausführlichkeit, aber dennoch auf sehr einfache Art und Weise. Auch Kinder dürften hier gedanklich sehr gut folgen können. Der Text ist gut gegliedert. Die Seiten sind übersichtlich gehalten und damit gut zu erfassen. Der schriftliche Teil wird von Fotomaterial und Grafiken begleitet. Kurze Zusammenfassungen sorgen dafür, dass das, was man liest, auch hängen bleibt. Zudem fühlt man sich beim Lesen direkt angesprochen. Al Gore macht seine Botschaft überaus deutlich. Es ist unsere Zukunft, um die es hier geht. Man versteht die Zusammenhänge, kann sich also sehr genau mit dem Thema auseinander setzten und Schlüsse ziehen. Wer sich für unsere Umwelt interessiert, sollte das Buch lesen. Für diejenigen, für die das bisher kein Thema war, sollten es erst recht tun.

Rezension von Heike Rau

Al Gore
Wir haben die Wahl
Das können wir gegen die Klimakrise tun
208 Seiten, Klappenbroschur
ab 10 Jahren
cbj, München
ISBN-10: 3570139042
ISBN-13: 978-3570139042

Robert Harrison: Gärten

Robert Harrison: Gärten

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Natur und Mensch – eine Studie über Zusammengehörigkeit.

Wer meint, in diesem Buch ginge es dem Titel nach um die idyllische Darstellung von Gärten und ihrer Bedeutung für den Menschen, der muss sich eines Besseren belehren lassen.

Zwar geht es um den Garten in seiner Bedeutung für den Menschen, doch handelt es sich um eine hoch philosophische Abhandlung, die das Verhältnis zwischen Mensch und Natur zum Inhalt hat.

Der Autor bezieht sich auf Homer, Odysseus und Adam und Eva, um zu erläutern, in welchem Zusammenhang die Schönheit der Natur den Menschen mit der Vertreibung aus dem Paradies erst zu dem gemacht hat, der er heute ist.

D.h. nicht die ewige Schönheit und Unvergänglichkeit bedeutet des Menschen Glück, sondern erst das Bewusstsein für Geburt, Sterben und Tod lehrt uns die wahre Bedeutung der Schönheit des Augenblicks.

In einer bestrickenden Sprache mit tiefschürfenden Überlegungen zur Mythologie vergangener Epochen bringt uns der Autor Robert Harrison zum Grundgedanken seines  Themas: Welche Bedeutung hat die Natur für das Befinden des Menschen? Er jongliert bei seinen Thesen zwischen so epochalen Werken wie der Bibel, den Gartengeschichten Boccaccios oder Voltaires „Candide“ bis hin zu Karel Capeks „Das Jahr des Gärtners“.

In Kapiteln mit Überschriften wie „Eva“, „Sorge“ oder „Der menschliche Gärtner“ handelt der Autor Beziehungen zwischen Mensch und Natur ab, wobei er sich poetischer Gedichte und Kurzgeschichten mit dem Bezug zu Gärten bedient.

In abwechslungsreichen Kapiteln werden unterschiedliche Aspekte der menschlichen Natur aufgezeigt. Blicke und Stimmungen in Gärten unterliegen dem Wandel des Tages- und Nachtlichts, der Jahreszeiten mit ihren Stürmen, Regentagen und ruhigen Augenblicken der Beschaulichkeit.

Dino Campanas Gedicht „Herbstgarten“ bietet einen  surrealistischen Einblick in die Verbindung von Natur, Einbildung und himmlischer Stimmung. Zit.: “Und aus dem Hintergrund steigt Stille wie ein zarter und großartiger Chor…“ und … “In herben schwachen Lorbeerduft, inmitten der unsterblichen Statuen im Sonnenuntergang, erscheint sie mir, gegenwärtig“. Es handelt sich um einen Garten, der vermutlich am Fluss Arno zu finden ist.

Fürstliche, republikanische und klösterliche Gärten werden in ihrer jeweiligen Bestimmung erklärt. Der Autor führt uns mit berückendem Wissen und reichhaltigen Kenntnissen durch das Land der Poesie und der Lyrik, der Dichter und Denker. Er öffnet den Blick auf eine Weise, mit der man erst begreifen lernt, wie wunderbar Gärten mit ihren Strukturen und Charaktermerkmalen den Menschen in seiner jeweiligen Zeit und am bestimmten Ort widerspiegeln.

Robert Harrison hat ein Werk der Kunst- und Kulturgeschichte erschaffen, in dem die Philosophie, die Malerei und die erzählten Geschichten als Quell unserer Kultur ausgemacht werden. In einem Nachtrag erläutert der Autor mit wissenschaftlichen Anmerkungen die Begründungen zur Entstehungsgeschichte seines Buches. Ein Literaturverzeichnis ermöglicht weiterführende Studien.

In Ergänzung zu diesem Buch darf an die Ausstellung „Gärten – Ordnung – Inspiration – Glück“ erinnert werden, die 2006 im Städel Museum in Frankfurt / M. gezeigt wurde. Der Katalog zur Ausstellung ist im Buchhandel erhältlich.

Robert Harrison
Gärten
336 Seiten, gebunden
Hanser Belletristik (8. März 2010)
ISBN-10: 3446232966
ISBN-13: 978-3446232969

Michelle Harrison: Elfenseele – Zwischen den Nebeln

Michelle Harrison: Elfenseele – Zwischen den Nebeln

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Einen Monat Hausarrest soll Rowan Fox bekommen, weil sie die Schule geschwänzt und nach London gefahren ist. Die National Gallery war ihr Ziel, weil sie sich für die Bilder mit den Feen interessierte, die von jenen gemalt wurden, die so sind, wie sie. Ihr Vater hat sie schließlich hier gefunden. Auf dem Heimweg, die ganze Familie, also auch Rowans Bruder James und ihre Mutter sitzen im Auto, geschieht der Unfall. Nur die Kinder überleben. Beide werden im Heim untergebracht. Doch hier werden kleine Kinder von den Elfen gegen Wechselbälger ausgetauscht, ohne dass es von den Betreuern wahrgenommen wird. Rowan bekommt Angst um ihren Bruder. So sehr sie auch aufpasst, sie kann ihn nicht davor bewahren, ebenfalls von den Elfen mitgenommen zu werden. Trotz aller Gefahren, macht sich auf ins Elfenreich, um James zurückzuholen.

Auch Tanya kann, genau wie Rowan, die Elfen sehen. Ihre Ferien will sie auch diesmal auf Elvesden Manor bei ihrer Großmutter Florence verbringen, die ebenfalls die Elfen sehen kann und die sogar einigen von ihnen in ihrem Haus Unterschlupf gewährt. Warwick, der Verwalter des Herrenhauses, und auch sein Sohn Fabian wissen von der Existenz der Elfen, können diese aber nicht, oder nur mit speziellen Augentropfen, sehen.

Die neue Haushälterin Nell ahnt jedoch nichts von den Elfen und Feen. Weil sie aber seltsame Geräusche im Haus hört, stellt sie Mausefallen auf. Eine Elfe gerät prompt in die Falle und Tanya muss sie retten. Ihre Großmutter hilft, die zarten Flügel zu nähen. Als Nell hinter ihrem geflohenen Papagei in den Henkerswald hineinläuft, bannen die Elfen sie durch einen Zauber in einem Ring aus Fliegenpilzen. Bei einem Rettungsversuch gerät Warwick in den Ring und wird verschleppt. Er gerät in die Fänge der Heckenhexe und trifft hier im Kerker auf Rowan, die immer noch nach ihrem Bruder sucht.

Nach „Elfenseele – Hinter dem Augenblick“ geht die Geschichte nun endlich weiter. Auch dieser wohnt ein ganz besondere Zauber inne und nimmt den Leser gefangen. Der Ton ist aber härter geworden, die Gefahren, denen die Kinder ausgesetzt sind, werden größer.
Zwei Erzählstränge laufen. Während der eine in der Welt der Menschen auf Elvesden Manor spiel und der Blick sich hier besonders auf Tanya und Fabian konzentriert, spielt der andere in der Feenwelt, wo Red nach ihrem Bruder sucht und dabei einen gefährlichen Handel mit dem König der Elfen eingeht. Später laufen diese beiden Handlungsstränge für eine Weile zusammen, denn nur zusammen können die Kinder, die schwierige Aufgabe in Angriff nehmen.

Um die Zusammenhänge verständlich zu machen, greift die Autorin auf einen Trick zurück und beleuchtet die Geschehnisse nicht nur aus der Gegenwart heraus, sondern geht auch in der Zeit zurück.
Die Geschichte hat sehr an Tiefgründigkeit gewonnen. Das mag auch daran liegen, dass man die Kinder immer besser kennen lernt. Und nach und nach dringt man auch immer tiefer ein in das Reich der Elfen. Im Henkerswald gibt es nicht nur gutmütige und zauberhafte Wesen. Die Autorin folgt also nicht dem üblichen Klischee, sondern offenbart eine ganz andere Elfen-Welt und überrascht damit den Leser.
Die Geschichte zu lesen, so märchenhaft sie auch ist, ist demnach kein gemütlicher Spaziergang. Man wird teilweise von einer Spannung mitgerissen, die auch nicht von dieser Welt zu sein scheint. Das Ende stimmt allerdings sehr nachdenklich.
Kleiner Tipp: Wer den ersten Band nicht gelesen hat, sollte dies vor dem Lesen des zweiten unbedingt tun. Es wird sonst zu kompliziert und die Geschichte erschließt sich nicht in vollem Umfang.

Rezension von Heike Rau

Michelle Harrison
Elfenseele – Zwischen den Nebeln
Aus dem Englischen von Martin Baresch
541 Seiten, gebunden
ab 12 Jahren
Loewe Verlag
ISBN-10: 3785567308
ISBN-13: 978-3785567302

Thomas Nicolai und Kai Pannen: Von einem der auszog, das Fürchten zu lernen

Thomas Nicolai und Kai Pannen: Von einem der auszog, das Fürchten zu lernen

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Märchen sind bei Kindern beliebt, aber auch bei den Märchenmäusen. Felix liest sie gerne vor und Alfons hört zu. Ein langweiliges Märchen will er aber nicht hören, vielmehr eins mit Grusel und Gespenstern. Felix findet „Von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen“ sehr passend. Es geht um Jacob, der das Gruseln lernen will. Der Küster erklärt sich bereit, es ihm beizubringen. Doch auch in der Nacht, als Gespenst verkleidet, vermag er es nicht, Jacob einen Schrecken einzujagen. So muss Jacob wieder nach Hause zurück. Ausgestatte mit 50 Talern schickt der Vater seinen Sohn nach dieser Pleite in die weite Welt hinaus. Dort wird Jacob schon irgendwo das Gruseln lernen. Tatsächlich erklärt sich bald darauf ein Wandersmann bereit, Jacob in dieser Sache zu helfen. Unter einem Baum mit sieben Gehängten soll Jacob die Nacht verbringen. Aber Jacob gruselt sich nicht. Alfons dagegen schon beim Zuhören. Aber Felix verspricht ihm, dass die Geschichte gut ausgeht. Und so hört der kleine Mäuserich weiter zu, auch wenn ihm bald die Barthaare vor Spannung zittern.

Dass im Buch Alfons und zuhörende Kinder, das Märchen von Felix vorgetragen bekommen, gefällt gut. Die beiden Mäuse tauschen immer mal wieder ihre Eindrücke zur Geschichte aus. Auch wenn Jacob sich scheinbar überhaupt nicht fürchtet, so sieht es doch bei Alfons etwas anders aus. Aber er hört trotzdem weiter zu. Das Gruseln hat schließlich seinen Reiz!
Das Buch ist sehr schön illustriert. Kinder können das Märchen also auch direkt visuell miterleben. Wer möchte kann die Lieder lernen oder im Suchbild nach Talern suchen.

Mit zum Buch gehört eine CD. Die Hörspielfassung ist eine echte Überraschung. Die Umsetzung ist sehr gut gelungen, einfach grandios! Die Charaktere begeistern durch ihre Einzigartigkeit. Typisches wurde direkt in die Stimme gelegt. Auch die Geräuschkulisse ist perfekt, vom Glockenleuten, dem Türquietschen bis hin zum Feuerknistern und Knochenrasseln.
Die Hörspielfassung ist ausführlicher. Der gruselige Grundcharakter des Märchens wird sehr gut übertragen, wobei der Spaß aber kein bisschen zu kurz kommt.

Rezension von Heike Rau

Thomas Nicolai und Kai Pannen
Die Märchenmäuse
Von einem der auszog, das Fürchten zu lernen
32 Seiten, gebunden
Hörspiel-CD, 50 Minuten Laufzeit
ab 4 Jahren
ISBN-10: 3830311575
ISBN-13: 978-3830311577

Donna Milner: River

Donna Milner: River

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Glückliches Familienleben und unglücklicher Zerfall der heilen Welt…

Mit stiller Aufmerksamkeit und gebannt liest man von einer Familiengeschichte, die im Westen Kanadas angesiedelt ist und voller geheimnisvoller Andeutungen auf eine Tragödie hinausläuft.

Über das fröhliche, glückliche und zufriedene Familienleben war eines Tages ein trauriges Schicksal hereingebrochen.

Heiter und geruhsam lebte das Ehepaar Ward mit seinen vier heranwachsenden Kindern auf einer Milchfarm in Atwood, einem kleinen Kaff in Kanada unweit von Vancouver.

Carl und Morgan, Natalie und der älteste Bruder Boyer helfen bei der Arbeit auf der Farm, denn jede Hand wird gebraucht.

Boyer ist schon 22 Jahre alt und Nathalie liebt und bewundert ihren großen Bruder sehr! Wie hatte die Mutter gehofft, dass er die Universität besuchen würde! Doch Boyer bleibt wie seine Geschwister auf der Farm.

Heute im Jahre 2003 ist Natalie 52 Jahren alt und arbeitet als Journalistin weit entfernt von ihrem ursprünglichen Zuhause. Als sie eines Tages vom Bruder zur sterbenden Mutter gerufen wird, überkommen sie mit innerer Bewegung noch einmal Erinnerungen daran, wie alles einmal war, was dann so traurig endete.

Donna Milner berichtet aus verschiedenen Perspektiven, wie es zum Zerfall der Familie kommen konnte. Niemand ahnte in dem ruhigen heißen Sommer von 1966, dass die heile Welt der Jugend und Kindheit dramatisch zerbrechen könnte.

Eines schönen Tages taucht in der ruhigen Idylle des Farmlebens Richard Jordan auf, genannt „River“. Er ist ein Hippie, der friedlich und unaufgeregt in das heile Familienleben eindringt. Hippie, das bedeutete damals „make love, not war“, und das bedeutete Rebellion gegen die amerikanische Regierung, die sich in Vietnam einmischt und einen grausamen Krieg mit verursacht. River ist ein sanfter und ausgeglichener Mensch, der nach Kanada desertiert ist, um sich dem Kriegsdienst zu entziehen. Als fleißiger Helfer und anregender Geist ist er in der Familie sehr willkommen.

Die Landschaft und das gemütliche Gemeinschaftsleben erfahren ausführlich Würdigung in Milners Erzählung. Küchendüfte, Heuernte und der liebevolle Umgang der Menschen untereinander deuten auf ein friedliches Landleben hin. Doch regen sich Zweifel, leise Hoffnungen und Liebesgefühle bei einzelnen Protagonisten, die auf mögliche Unruhe in der harmonischen Idylle hindeuten. Dass sich am Ende eine verwickelte, äußerst spannende und sehr anregende Familiensaga aus den Anfängen der Erzählung entwickelt, in der unglaubliche Ereignisse stattfinden, macht die Lektüre zu einem spannenden Schmöker, den man begeistert bis zum Ende liest.

Donna Milner
River
397 Seiten, broschiert
Piper (April 2010)
ISBN-10: 3492258743
ISBN-13: 978-3492258746

Carola und Ravi Roy: Kinder mit Homöopathie behandeln

Carola und Ravi Roy: Kinder mit Homöopathie behandeln

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Es geht im Buch nicht um die allgemeine Behandlung von Kindern mit Homöopathie. Man kann dem Klappentext entnehmen, dass es vor allem um das Thema Impfen geht. Die Autoren befürworten Impfungen nicht. Und so wird man erst einmal mit Argumenten gegen das Impfen überrollt. Es werden nicht alle Aspekte gesehen. Der Leser wird auch nicht in seiner Entscheidungsfindung unterstützt, sondern in eine bestimmte Richtung gedrängt. Die Autoren geben ihre Meinung wieder, das ist ihr gutes Recht. Aber dann bleibt beim Leser eben der Eindruck nicht das ganze Bild zu betrachten.

Im Buch geht es dann auch um die homöopathische Behandlung von Impfschäden und, falls man sein Kind nicht impfen lassen hat, um die Behandlung von Kinderkrankheiten oder um die Vorbeugung gegen diese. Die Autoren haben durchweg positive Erfahrungen, mit ihrer Art zu behandeln, gemacht. Liest man die Fallbeispiele, kommt man aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Selbst schulmedizinisch nicht zu heilende Krankheiten werden auskuriert. Kein Wunder, dass die Schulmedizin in diesem Buch keinen guten Stand hat. Ob man tatsächlich ein an Masern erkranktes Kind, statt es zum Arzt zu bringen, lieber selbst mit Homöopathie behandeln möchte, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ein Buch, auch wenn es hier versucht wird, kann so eine Entscheidung niemanden abnehmen, auch wenn Kenntnisse zur Selbstbehandlung vermittelt werden.

Die Homöopathie als alternative Heilmethode hat ihre Berechtigung. Die vielen guten Erfahrungen von Anwendern sprechen dafür. Im Buch wird sie aber in den Stand der Wundermedizin erhoben. Auch schwerwiegende Krankheiten werden geheilt, so die Autoren. Man kann sicher einiges ausprobieren. Homöopathie hat meist keine Nebenwirkungen. Aber ein krankes Kind sollte man vielleicht doch besser zum Arzt bringen, um zumindest eine weitere Meinung einzuholen und die Homöopathie ergänzend einsetzen. Und vielleicht, wenn man sich weiter informiert und andere Quellen zu Rate zieht, ist auch die eine oder andere Impfung nicht überflüssig. Wer hier guten Gewissens eine Entscheidung treffen will, kann sich nicht nur auf das Wort der Autoren verlassen, sonder muss weiter recherchieren.

Rezension von Heike Rau

Carola und Ravi Roy
Kinder mit Homöopathie behandeln
400 Seiten, broschiert
Knaur MensSana
ISBN-10: 3426874636
ISBN-13: 978-3426874639

David Grann: Die Versunkene Stadt

David Grann: Die Versunkene Stadt

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Forschungsreise mit wissenschaftlichem Anspruch und Abenteuerlust im Begleittext.

David Grann versucht in diesem Abenteuerroman dem Forscher  Percy Fawcett auf die Spur zu kommen, der im Jahr 1925 auf der Suche  nach einer versunkenen Stadt im Amazonasgebiet umgekommen ist. Über sein Ende weiß man nichts. Er war einfach irgendwann für immer verschwunden.

Fawcett gehörte noch zur Generation der wagemutigen Forscher, die bei ihren Unternehmungen neben dem Reiz des Abenteuers auch immer Erkenntnisse über noch nicht erforschte Gebiete verfolgten. Zu diesem Vorhaben bedurfte es einer Vielzahl an Fertigkeiten wie Kenntnissen in der Kartographie, Geographie, Sternenkunde, Meteorologie, Anthropologie und nicht zuletzt Ethnologie.

Lange Zeit hat sich Fawcett als Landvermesser für die Royal Geographical Society im Amazonasgebiet betätigt. Im Dschungel der grünen Hölle des Amazonas fanden sich eine Vielzahl von Eingeborenenstämme, deren Lebensformen wenig bekannt waren, und die ihr Leben fremdartig und ganz von der Zivilisation abgeschottet führten. Grann entdeckte neben aufschlussreichen Dokumenten auch Zeugnisse unbeschreiblicher Grausamkeit, mit denen die Stämme von zivilisierten Eindringlingen versklavt und zum Teil ausgerottet wurden. Bei seinen Expeditionen erkundete Fawcett interessiert die Fauna und das Tierleben im Dschungel. Dieser ist von exotischen und gefährlichen Tierarten bevölkert, die schwere bis unheilbare Krankheiten mit unwägbaren Folgen auszulösen vermögen.

In einer Mischung aus Forschungsbericht und Abenteuerroman ist ein fast kriminalistischer Roman entstanden, der dem Leser Aufregung und Spannung verspricht. Detailreich und belegt mit Zitaten aus Forschungsberichten jener damaligen Expeditionen erzählt Grann über das Leben und die Arbeit des Abenteurers Percy Fawcett, der ihn mit seiner legendären charismatischen Persönlichkeit ganz in seinen Bann gezogen hat. In der Stadt Z., die Fawcett mit seinem Sohn und dessen Freund auf seiner letzten Expedition suchte, gab es nach dessen Meinung eine Form der Hochkultur, die sagenumwoben geblieben war. Niemand wagte wirklich an die These zu glauben, dass es diese Stadt gegeben hat, denn die Gefahren und Lebensbedingungen im Amazonasgebiet schienen unüberwindbar.

David Grann versucht mit seinem Roman, Licht in das Dunkel und das geheimnisvolle Verschwinden des Abenteurers Fawcett zu bringen. Herausgekommen ist eine  Mischung aus Krimi und Forscherbiographie, die jeden Leser faszinieren wird und voller unglaublicher Einzelheiten steckt. Gut, dass man beim Lesen die Gefahren von Schlangen, Naturerlebnissen und Wetterunbilden nicht ertragen muss!

Lehrreich und reizvoll eröffnet die Lektüre allemal Einblicke in eine ferne Weltgegend, die zu bereisen auch heute noch höchst gefährlich ist.

Einer Vielzahl von Helfern ist David Grann zu Dank verpflichtet. Anmerkungen und ein Register ergänzen den Band, der ein differenziertes und ausführliches Zeugnis über die Gefahren bei der Erkundung der Amazonasgebiete, ihrer Einbegorenen, deren Kulturen und Lebensweisen bieten.

David Grann         
Die versunkene Stadt
392 Seiten, gebunden
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
ISBN-10: 3462041991
ISBN-13: 978-3462041996

Tanja Heitmann: Schattenschwingen

Tanja Heitmann: Schattenschwingen

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Mila ist fasziniert von Samuel Bristol, dem Freund ihres Bruders Rafael. Jahre dauert ihre Schwärmerei nun schon an. Doch erst jetzt schenkt er ihr seine Aufmerksamkeit. Er ist anders, als der äußere Anschein es vermuten lässt. Aber das weiß Mila schon. Sam steckt allerdings in einer Krise. Er vermutet jedoch, dass Mila ihm vielleicht heraushelfen kann. Ihm wird klar, dass er auf dem Weg ist, sich zu verlieben. Die Begegnung zwischen Mila und Sam stürzt beide in ein Gefühlschaos. Sam umgibt ein Leuchten, eine glänzende Aura, die nur Mila wahrnehmen kann.

An einem Abend besuchen beide eine Strandparty. Mila verlässt die Party frühzeitig und Sam ist noch mit Rufus unterwegs. Rufus kommt erst sehr spät in der Nacht nach Hause. Er ist in keinem guten Zustand und Mila wird klar, dass etwas Schreckliches passiert sein muss. Was genau, kann Rufus allerdings nicht sagen. Seine Erinnerung lässt ihn im Stich. Fest steht, er war mit Sam an der Steilküste und das was passiert ist, muss mit Sams gewalttätigen Vater zusammenhängen. Mila wagt sich zur Steilküste hin. Die Stelle zeugt von einer schrecklichen Gewalttat. Sam scheint über die Klippe gestürzt zu sein. Er bleibt verschwunden.

Das Buch fesselt von Anfang an. Dass liegt daran, dass die Beziehung zwischen Mila und Sam sich auf eine faszinierende Art und Weise entwickelt. Große Gefühle kommen hier zum Schwingen, die von der Autorin ungeheuerer Intensität beschrieben werden. Man spürt die Funken fliegen.
Diese erste Teil des Buches ist von Romantik geprägt. Doch damit allein kann man kein Buch füllen und so ändert sich die Handlung im zweiten Teil gravierend. Sam, das kann man schon im Klappentext lesen, kommt zurück. Auch wenn das für den Leser keine Überraschung ist, so ist die Art und Weise wie er zurückkehrt schon erstaunlich. Man könnte ihn für einen Engel halten, hat er doch Flügel. Doch die Autorin begnügt sich damit nicht. Vielmehr ist Sam zu einer „Schattenschwinge“ geworden, mit Zugriff auf zwei Welten. Die, in der Mila lebt und die Sphäre, wo noch andere Schattenschwingen sind. Es ist sehr spannend, zu verfolgen, wie sich die Geschichte weiterentwickelt.

Man muss Fantasie haben, um sich auf die Geschichte einlassen zu können. Doch kann man es, liest sich das Buch ganz gut, auch wenn sich nicht abstreiten lässt, dass es einige Längen hat. Manches wird zu ausufernd beschrieben, auch Wiederholungen in der Wortwahl fallen immer wieder auf. Die Geschichte hat zwei Erzählstränge. Aus der Ich-Perspektive heraus erzählen Mila und Sam abwechselnd. Das nimmt manchmal die Spannung oder vielmehr das Geheimnisvolle aus der Geschichte heraus, weil man als Leser zu viel weiß.

„Schattenschwingen“ ist der Auftakt einer Trilogie. Das Buch ist in sich abgeschlossen, macht aber dennoch Lust, den zweiten Band zu lesen.

Rezension von Heike Rau

Tanja Heitmann
Schattenschwingen
448 Seiten, gebunden
ab 12 Jahren
cbt Verlag, München
ISBN-10: 357016067X
ISBN-13: 978-3570160671

Todd Hasak-Lowy: Schlecht beraten durch Rabbi Brenner

Todd Hasak-Lowy: Schlecht beraten durch Rabbi Brenner

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Überdruss und Komik  im Leben eines versierten Drehbuchschreibers.

Der Drehbuchautor Daniel Bloom verzweifelt an der Welt: an der großen Zahl von Managern, die sich an ihren Kunden bereichern und Politikern, die korrupt und ehrgeizig nur den eigenen Vorteil im Auge haben.

Schnell und witzig entführt uns Todd Hasak-Lowy nach Los Angeles zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Daniel ist Jude, vermögend, verheiratet und sucht eine neue Herausforderung für sein Schreiben. Dabei fällt ihm nur eines ein: Er will ein Drehbuch schreiben, das in seiner Handlung genau diese beschriebene abgewrackte alte und neue Welt zum Thema haben soll. Gedrängt von seinem Agenten Max macht er sich an die Arbeit.

Nebenbei geht Zack, sein Sohn, auf seine Bar – Mizwa zu, womit er zum anerkannten Mann in der jüdischen Gemeinde werden soll. Die Eltern Daniel und Caroline sind nicht besonders fromm und betrachten den Thoraunterricht skeptisch. Sie gehören zu den assimilierten Juden, die es weder mit der Religion noch mit den Synagogenbesuchen so genau nehmen.

Einen tieferen Einblick in die Gewohnheiten agnostisch ausgerichteter Juden bietet Hasak-Lowy mit den Familiengeschichten der beiden.

Erkennbar befindet sich der Hauptprotagonist Daniel in einer Sinn- und Lebenskrise. Dem neuen Rabbi Ethan Brenner in der jüdischen Gemeinde vertraut er seine Zweifel und Gedanken und seine inneren Nöte an. Dieser, selber ein unorthodoxer und verdrehter Mensch, vermittelt ihm schließlich eine Reise nach Israel.

In einer an Ideen überschießenden Geschichte voller Phantasiereichtum erzählt Todd Hasak-Lowy, wie es einem im jüdischen Künstlermilieu Hollywoods als erfolgreicher Drehbuchschreiber geht. Daniel unternimmt seine „Bildungsreise“ nach Israel, die ihm reiche Erfahrungen in dem Krisen geplagten Land beschert. Er nimmt Drogen, besieht sich das Leben dort und in Amerika und beschließt zuletzt einen totalen Neuanfang. Dass es bis dahin komische bis verrückte Erlebnisse aller Beteiligten gibt, dass Daniel in Ethan Brenner einen noch verrückteren Typen findet, als er sie selber schon erfindet: das Geschehen ist unterhaltsam und erinnert gelegentlich an Slapsticks. Rabbi Ethan Brenner führt die Religion mit seinem unüblichen Gebaren ad absurdum, und Daniel wandert als derjenige durch die Erzählung, der den Finger auf die Wunden der amerikanischen Gesellschaft legt. Er ist ein naiver, liebenswerter und verwunderter Held, der nicht immer alles versteht, was er erlebt. Lakonisch nimmt er hin, dass sein Leben aus den Fugen zu geraten scheint. Da kann einem schon die Orientierung verloren gehen! Für den Leser hält der Autor Dialoge von Witz und Komik bereit, die einem die Lektüre zu einem unterhaltsamen Abenteuer werden lässt. Längen muss man dafür in Kauf nehmen!

Todd Hasak – Lowy reiht sich mit seinem ersten Roman in die  Riege amerikanischen Autoren jüdischer Herkunft von einigem Format ein. Mit Markus Ingendaay wurde ein Übersetzer gefunden, der das Werk gekonnt ins Deutsche übertragen hat.

Todd Hasak-Lowy 
Schlecht beraten durch Rabbi Brenner
480 Seiten, gebunden
Kiepenheuer & Witsch
ISBN-10: 3462041940
ISBN-13: 978-3462041941