Marc Grollimund und Isabelle Hannebicque: Prima Klima mit Pflanzen

Marc Grollimund und Isabelle Hannebicque: Prima Klima mit Pflanzen

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Zimmerpflanzen können Räume nicht nur verschönern und wohnlicher machen. Sie können auf dafür sorgen, dass die Luft in den Zimmer verbessert wird. Diese kann nämlich durch die verwendeten Farbanstriche, die Bodenbeläge oder die Möbeln und Polstermöbeln belastet sein. Das wiederum kann zu gesundheitlichen Problemen bis hin zu Allergien führen. Pflanzen können helfen, die Schadstoffbelastung in den Räumen zu vermindern.

Zunächst werden die Schadstoffe benannt, die unsere Raumluft belasten können. Es wird geklärt, woher diese stammen. Danach wird vermittelt, wie Pflanzen, die Luft reinigen und die Qualität der Raumluft verbessern können. Grundsätzliches, dass beim Aufstellen und Pflegen der Blumentöpfe zu beachten ist, wird geklärt. Je nach Raum und Raumnutzung, von Küche bis Arbeitszimmer, werden Pflanzen vorgeschlagen, die man aufstellen kann, um das Raumklima zu verbessern.

Es folgen die Pflanzenporträts. Fast 40 Pflanzen werden vorgestellt, die für eine natürliche Entgiftung der Räume sorgen sollen. Dazu zählen zum Beispiel die Birkenfeige, die Dieffenbachie, der Drachenbaum und der Efeu. Wer lieber blühende Pflanzen mag, kann es mit Flamingoblume, Azalee oder Gerbera versuchen.

Es ist einigermaßen erschreckend zu lesen, in welcher Art und Weise unsere Raumluft verunreinigt sein kann. Wenn man das so liest, wird der Blick auf das Wohnumfeld sehr viel kritischer. Man erfährt aber auch, wie man bei der nächsten Renovierung für Verbesserung sorgen kann.
In diesem Zusammenhang ist es natürlich auch ausgesprochen interessant, zu erfahren, welche Pflanzen sich als Luftreiniger bewährt haben. Es ist ganz einfach, hier die entsprechenden Topfpflanzen auszuwählen. Sie sind auch alle im Gartenmarkt zu bekommen. Es sind unter der Auswahl an Pflanzen keine Exoten, die schwer zu beschaffen wären. Man erfährt alles über die Pflege und Gesunderhaltung der Pflanzen, damit sie gut wachsen und man lange Freude an ihnen hat. Selbstverständlich gibt es auch Fotos der Pflanzen. Und durch die Listen, die zeigen, welche Pflanze für ausgewählte Bereiche empfehlenswert sind, kann man eine gezielte Auswahl treffen und damit dann auch einen Raum passend verschönern, mit großen ausladend wachsenden Grünpflanzen, aber auch mit kleinen Töpfen blühender Pflanzen. Ganz wie es gefällt.

Rezension von Heike Rau

Marc Grollimund und Isabelle Hannebicque
Prima Klima mit Pflanzen
Aus dem Französischen von Ulla Schuler
128 Seiten, 120 Farbfotografien
Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart
ISBN-10: 3800159910
ISBN- 13: 978-3800159918

Raymond Federman: Eine Liebesgeschichte oder sowas

Raymond Federman: Eine Liebesgeschichte oder sowas

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Emigrantenschicksal einmal anders erzählt.

Eines Tages im Februar oder März zu Beginn der fünfziger Jahre an einem regnerischen Tag in New York sehen sich zwei Menschen zum ersten Mal: ein zaghaftes Lächeln bringt sie zusammen, den aus Frankreich geflüchteten Juden Moinous, der sich nur mühsam mit Gelegenheitsarbeiten durchschlägt, und die aus einer konservativen alteingesessenen Familie aus Boston stammende Sucette. Sie ist aus ihrer Gesellschaftsklasse ausgebrochen und beteiligt sich an politischen Demonstrationen gegen die Missstände in ihrem Land.

Nach der ersten Begegnung ist ausgemacht, dass sie sich wieder sehen werden. Gäbe es nicht die Taube Charlie, mit der sich Moinous angefreundet hat, -er wäre ganz alleine auf der Welt!

Moinous soll schon bald die Familie in Boston kennen lernen. Für das ungleiche Paar bleibt der Besuch unvergesslich.

Das Haus der Familie, das saturierte Benehmen der Familienmitglieder und das vornehme Ambiente mit Butler und Dienstboten versetzt Moinous in eine Art Trance, in der er alle anwesenden Familienmitglieder von den Nichten bis zur Urgroßmutter visionär entkleidet sieht und sie bei obszönen Handlungen beobachtet. Anders kann er sich diesem prätentiösen Gehabe nicht entziehen, bei dem er sich klein und erbärmlich vorkommt. Zwischen Moinous und Sucette, der er von seinen Visionen erzählt, entbrennt ein heftiger Streit. Auf die Vorhaltungen von Sucette über seine mangelnde geistige Integrität antwortet Moinous mit den treffenden Worten: “wir leben alle wie Küchenschaben in den Winkeln unserer verschrobenen Vorstellungen… schwanken hin und her zwischen Drüsenfunktionen und purer Lüsternheit, zwischen Einsamkeit und geistigem Unwohlsein“. Er fährt fort, ihr seine Ansichten vorzustellen, die von Ironie und Sarkasmus getragen direkt und ehrlich sind. Unabhängig davon treibt ihn die unstillbare Sehnsucht nach Liebe und Heimat zu ihr hin.

Die Liebesgeschichte nimmt einen unerwarteten Verlauf : Fiktion und Wirklichkeit verschwimmen zu einem undefinierbaren Ganzen, denn Sucette schreibt einen Roman, der den Leser überraschen wird.

Nicht die Liebesgeschichte alleine steht im Fokus der Erzählung sondern auch das in den fünfziger Jahren von der McCarthy-Ära und vom Koreakrieg gebeutelte Amerika. Man sieht sich im Verlauf der Handlung mit einer heftigen und kritischen Analyse der amerikanischen Lebensweise konfrontiert. Witzig, immer wieder sarkastisch und mit beißendem Humor zeigt der biographisch gefärbte Roman von Raymond Federmann, wie man sich als Immigrant im Land der unbegrenzten Möglichkeiten fühlte.  In der Liebesgeschichte wird von den Hoffnungen und Träumen erzählt, die, wie könnte es anders sein, in Enttäuschungen münden werden.

Geistreich, witzig und brillant geschrieben, zeigt das Werk ein  ungewöhnliches in New York angesiedeltes Emigrantenschicksal. Raymond Federman ist ein großer Erzähler, der zu den amerikanischen Klassiken zählt. Der Roman wurde 1985 erstmals veröffentlich und 1986 mit dem American Book Award ausgezeichnet.

Raymond Federman
Eine Liebesgeschichte oder sowas
Übersetzt von Peter Torberg
221 Seiten, gebunden
Matthes & Seitz Berlin
ISBN-10: 3882216824
ISBN-13: 978-3882216820

Derek Meister: Ghostfighter – Das Licht, das tötet

Derek Meister: Ghostfighter – Das Licht, das tötet

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Ian glaubt nicht, dass sein Großvater tot ist. Vielmehr denkt er, dass dieser 1967 untergetaucht ist. Die Nachricht, die der Großvater in der alten Taschenuhr versteckt hat, deutet darauf hin. Doch für Ian und seinen Freund Benjamin, Bpm genannt, ist die Nachricht ein Rätsel, das erst entschlüsselt werden muss. Doch schon bald wissen die beiden, wo sie mit ihrer Suche beginnen müssen: in Montauk im Bundesstaat New York. Zwar bedeutet dies, einen Langstreckenflug von London aus unternehmen zu müssen, aber nur dort können die Freunde versuchen eine bisher nicht zu knackende Zahlenkombination zu entschlüsseln.
Am Zielort angekommen finden Ian und Benjamin tatsächlich weitere Hinweise. Sie landen schließlich in einem heruntergekommen Uhrenladen und hoffen dort Weiteres zu erfahren. Die Jungen ahnen nicht, dass sie von McArthur und seinem Sohn erwartet werden. Scheinbar sind sie in eine Falle gegangen, denn sie werden überrumpelt und eingesperrt. Ian sieht auch noch eines dieser Geistwesen. Bald werden die Jungen an einen Strand gebracht. Sie erfahren, dass die rätselhafte Nummer, die sie entschlüsseln wollten, eine Losung ist. Ian und Benjamin werden befragt. Es kommt zu einer Auseinandersetzung. Nichts entwickelt sich so, wie es soll.

Ob Ian seinen Großvater doch noch findet, soll hier nicht verraten werden. Was die Spannung betrifft steht dieser zweite Teil der Geschichte nach „Ghosthunter: Das Licht das tötet“ in nichts nach. Der Erzählstrang um Ian und Benjamin ist sicher der wichtigste. Allerdings wird die Geschichte auch noch von anderen Seiten beleuchtet. Der Autor geht in der Zeit zurück und so erfährt man von den Forschungsarbeiten, dem Philadelphia-Experiment, an denen Ians Großvater beteiligt gewesen ist und dass die Geister, wie Ian die merkwürdigen, tödlichen Lichterscheinungen nenn, auf den Plan gerufen hat. Ebenfalls in den Focus rückt ein junges Mädchen, dass mit Hilfe eines von ihrer Großmutter entwickelten Helms die Geister sehen kann.
Ein Hin und Her zwischen Jägern und Gejagten entsteht. Als Leser wird man die ganze Zeit fantastisch unterhalten. Vieles, das im ersten Band noch völlig rätselhaft geblieben ist, wird ein Stück weit aufgeklärt. Immer klarer wird, welch gefährliches Erbe, Ian angetreten hat.
Das Ende kommt wieder schlagartig. Statt sofort weiterzulesen zu können, wie man es am liebsten möchte, muss man sich nun erst einmal in Geduld üben, bis das nächste Buch erscheint.

Rezension von Heike Rau

Derek Meister
Ghostfighter – Das Licht, das tötet
436 Seiten, gebunden
ab 12 Jahren
Loewe Verlag
ISBN-10: 3785562632
ISBN-13: 978-3785562635

Christopher Isherwood: Löwen und Schatten

Christopher Isherwood: Löwen und Schatten

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Erste Erfahrungen in einem Leben abseits der Norm.

Ein wenig mühselig beginnen die Aufzeichnungen von Christopher Isherwood, 1904 – 1986, in denen er von seinem Schulbesuch in London und der Hochschule in Cambridge berichtet. Mit seinen Mitschülern und Mitstudenten machte er sich an die Eroberung der Welt. Der erste Weltkrieg hat die Jahre der Schulzeit berührt, und jetzt beginnen die aufregenden zwanziger Jahre, von denen man in den Schilderungen dieser Jugendjahre jedoch noch wenig merkt. Schulstreiche und erste Liebesgefühle münden in lange Dispute mit Freunden und insbesondere mit dem Freund Chalmers. Die Freunde ergötzen sich an der Literatur und Isherwood entnimmt einem Buch von Montague den Titel zu einem eigenen Buch „Löwen und Schatten“. In romantisierender Verklärung geht es um Eros und Homoerotik, der sich der Autor jedoch erst schamhaft bewusst wird.

In Cambridge und London versuchte er sich in den Studiengängen Geschichte und Medizin, beides erfolglos. Mutwillig gibt er seinen Stipendienplatz in Cambridge auf, lebt einmal als Privatsekretär bei einem Musiker und dessen Familie, dann wieder als Hauslehrer. Er führt ein exzentrisches Leben und scheint immer auf der Suche nach dem wahren Platz im Leben zu sein.

Seine Erinnerungen in diesem Buch enden mit dem Aufbruch nach Berlin, wo er den berühmten Roman mit der Vorlage für das Theaterstück „Cabaret“  mit seinem Roman „Good-Bye to Berlin“ schrieb.

Wie es im Einband heißt, lesen sich diese Jugenderinnerungen wie eine „Education sentimentale“, was dem eigenen Eindruck durchaus entspricht.

Vom Glück träumen, der Realität ein Schnippchen schlagen, außergewöhnliche Erlebnisse forcieren, sich treiben lassen und schauen, was kommt, das ist die Devise des damaligen Lebens von Christopher Isherwood. Als Schriftsteller hat er gewonnen, denn sein Name ist berühmt geworden und stand für eine bestimmte literarische Gattung, der Vedanta, einer Richtung indischer Philosophie. Man muss sich für die Zeitströmung in England interessieren, die mit dem berühmt-berüchtigten Namen „Bloomsbury“ in Verbindung stand. Dort findet man einen anderen Höhepunkt in der existenziellen  Entwicklung von Schriftstellern, die sich mit den Namen von Virginia und Leonard Woolf zusammenfügt. Sie hatten freizügige  Vorstellungen und suchten nach dem Ende des viktorianischen Lebensgefühls nach persönlicher und moralischer Freiheit. Beide haben das vorliegende Buch von Christopher Isherwood 1938 erstmals in England herausgebracht.

In einem Vorwort des hervorragenden Übersetzers Joachim Kalka kann man sich mit den Intentionen des Buches vertraut machen.

Dieses Buch wird einen ausgewählten Leserkreis ansprechen. Die Aufmachung des schönen Bandes aus dem Berenberg Verlag ist einladend mit dem feinem Druck und den Fotos von Christopher Isherwood und seinem Freund W.H. Auden auf dem Einband.

Christopher Isherwood
Löwen und Schatten
Gebundene Ausgabe: 240 Seiten
Berenberg Verlag
ISBN-10: 3937834362
ISBN-13: 978-3937834368

Chuck Williams: Frische Salate

Chuck Williams: Frische Salate

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Grade wenn man berufstätig ist, ist es nicht einfach, sich ausgewogen und gesund zu ernähren. Oftmals fehlt die Zeit, um zu kochen. Frische Salate sind dann eine gute Alternative. Man braucht keinen großen Aufwand zu betreiben und erhält eine Mahlzeit, die frische Zutaten enthält und der ganzen Familie schmeckt.

Wie vielfältig Salat sein kann, wird im Buch gezeigt. Unterteilt ist es Buch in drei Kategorien, je nach Aufwand. Unter „In 20 Minuten fertig“ findet man zum Beispiel „Geflügelsalat mit Nudeln“, wobei hier Orzo-Nudeln verwendet werden, die sich sehr gut im Salat machen. Sehr außergewöhnlich ist der „Spinatsalat mit Birnen & Walnüssen“. Auch der „Griechische Salat mit Kräuterpita“ ist lecker. Sehr schön sättigend ist der Polentasalat mit Tomaten.
„In 30 Minuten fertig“ sind der „Nudelsalat mit Meeresfrüchten“ der „Warme Kohlsalat mit Würstchen“ und der „Sommersalat mit Backhuhn“.
Vorgestellt werden weiterhin Salate, die „In 15 Minuten vorbereitet“ sind und dann nur noch angerichtet werden müssen. Hier findet man „Vietnamesischen Rindfleischsalat“, einen „Mediterranen Graupensalat“ und „Linsensalat mit Speck“.

Es wird so viel Abwechslung unter den Salaten geboten, dass man nur Staunen kann. Verwendet werden ganz verschiedene Zutaten. Die Salate werden zubereitet mit Fisch, Meeresfrüchten, Fleisch, Geflügel, Käse und Eiern. Neben den unterschiedlichen Salatblättern und Gemüsesorten finden weitere Zutaten wie, Nudeln, Linsen, Polenta, Bulgur, Hirse, Graupen, Kartoffeln und Nüsse Verwendung. Die Salatsaucen sind ebenfalls sehr abwechslungsreich. Dabei ist die Zubereitung denkbar einfach. Selbst Anfänger können sich hier nach Lust und Laune austoben.

Zum guten Schluss gibt es noch ganz viele Tipps. Man muss sich das Kochen nicht unnötig schwer machen, wenn man ein paar Ratschläge beherzigt. Es geht in diesem abschließenden Teil um Warenkunde, Einkaufen, Vorratshaltung und Menüzusammenstellungen. Was will man mehr?

Rezension von Heike Rau

Chuck Williams (Hrsg.)
After Work Cooking
Frische Salate
111 Seiten, gebunden
Egmont vgs
ISBN-10: 3802536932
ISBN-13: 978-3802536939

Friederich von Borries: Die Freiheit der Krokodile

Friederich von Borries: Die Freiheit der Krokodile

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Gutenachtgeschichte.

Zwiegespräch zwischen Vater und Sohn. Es ist Nachtzeit, und der Vater spricht seinem Sohn, der Angst vor Krokodilen hat, gut zu. Eine Verständigung scheint nicht möglich, denn die Angst des Sohnes ist größer als das Vertrauen zum Vater, der die kindliche Angst nicht versteht, weil ihm seine eigenen Vorstellungen von der Welt dazwischen kommen.

In ungewöhnlicher Aufmachung mit schwarz-weißen holzschnittartigen Bildern, die kindliche Angst  mit zum Teil gruseligen Bildern symbolisieren, kommt ein Büchlein daher, das mit Ernst und Humor über die Ängste des Menschen berichtet.

Kurze und einprägsame Sätze schaffen eine Verbindung zu dem Vater und der Kindheit des Jungen, von dem der junge Vater heute seinem Sohn erzählt. Da geht es um Krokodile unter dem Bett, die nur darauf lauern, am großen Zeh des kleinen Sohnes zu knabbern!

Mit vielen „wenn“ und „aber“ schafft es der kleine Junge von damals, seinen Vater von einer angemessenen Lösung für sein Problem zu überzeugen, wie man die vielen Angst auslösenden Krokodile loswerden könnte.

Nun aber folgt ein zweiter Teil, und dieser ist hoch philosophisch angelegt: da geht es um die Freiheit der Krokodile, die der Vater dem kleinen und heute großen Jungen nicht erklärt hat. Erst als er selber ein großer Mann war, verstand der kleine Junge von damals, was es mit der Angst und der Freiheit auf sich hat. Und in diesem Teil, der mehr für Erwachsene geschrieben scheint, steckt so viel innerer Gehalt, dass man das Büchlein unbedingt lesen sollte.

Angst, Gewalt und Freiheit sind die großen Themen der Menschheit; hier sind sie in eine kurze Parabel gefasst, die entzückt und begeistert. In die Intimität zwischen Vater und Sohn passt das ganze Gebilde von „klein“ und „groß“, von Betrachtungen des Kleinen zu dem übermächtigen und doch so grau in grau erscheinenden Vater, der aus seinem Gefängnis der Unfreiheit nie entkommen konnte.

Wunderbar geeignet zum Nachdenken, zum Verschenken und immer wieder zu betrachten ist das schmale broschierte Bändchen, das ein Gespräch von vielen enthält, die der Autor mit seinem Vater in der Kindheit unter dem Titel „Der Zauberer und die Krokodile. Gutenachtgeschichten über die Machbarkeit“ geführt hat. Die Bilder der Grafikerin Laleh Torabi bilden die Angst besetzte Kulisse, hinter der man sich die Krokodile vorstellen kann. Ein hübsches kleines Brevier über die Angst ist entstanden, das Groß und Klein erfreuen kann.

Friederich von Borries
Laleh Torabi
Die Freiheit der Krokodile
56 Seiten, broschiert
Verlag: Merve
ISBN-10: 3883962740
ISBN-13: 978-3883962740

Julian Barnes: Nichts, was man fürchten müsste

Julian Barnes: Nichts, was man fürchten müsste

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Ein Zweifler und Hoffender im Kreuzfeuer seiner Gedanken

„Ich glaube nicht an Gott, aber ich vermisse ihn!“

Mit diesem Eingangssatz ist schon die ganze Theorie umrissen, mit der sich der Autor bei seinen Überlegungen über den Tod und zu Reflexionen und Rückbesinnungen auf Todesfälle in der Familie und anderswo auseinandersetzt.

Wer kennt sie nicht, die Frage nach dem, was nach uns kommt? Ungewöhnlich allerdings sind diese Gedanken für einen 12 -15 jährigen Jungen. In diesem Alter hat sich Julian Barnes bereits mit dem Thema Tod und Sterben beschäftigt, und er fürchtete den Tod.

Mit einem ironisch- belustigten Ton setzt Julian Barnes seine Betrachtungen zu dem brisanten Thema fort, in dem es um Todesfälle in der Familie, bei Bekannten, Freunden und anderswo geht. Wie denkt z.B. sein Bruder darüber? Dieser, ein Philosoph, antwortet auf die eingangs zitierte Feststellung:

„Sentimentaler Quatsch!“

Und weiter geht es mit der Beschreibung dessen, was Barnes an Denkansätzen in seiner Familie erfahren hat. Die Großmutter war eine „ Reihenhaus“- Sozialistin, der Vater ein milde gesonnener Liberaler, die Mutter nüchtern und realitätsnah. Nun sind sie alle tot und beim Aufräumen des Nachlasses kommen die  Erinnerungen. Da er und sein Bruder unterschiedliche Wahrnehmungen haben, hält Julian Barnes fest, dass es keine reine „Wahrheit“ über das vergangene Leben und über das Erinnern gibt.

Er lässt seine Fantasie schweifen und bemüht Aussagen großer Dichter und Philosophen, um sich mit Tod und Sterben zu befassen. Aus seinen Aufzeichnungen ist ein leichtes und luftiges Werk entstanden, in dem er das Für und Wieder des Glaubens an einen Gott und an das Leben nach dem Tod überdenkt. Im Austausch mit dem atheistischen Bruder erfährt der Agnostiker Barnes nützliche Hinweise, die zur Verständigung seiner Ausführungen hilfreich sind.

In seinem Buch ist häufig von Gott die Rede, an den Julian Barnes jedoch nicht glaubt!

Er wendet die alten Fragen der Menschheit nach dem Sinn und Unsinn unseres Lebens, nach der Erfüllung im Denken und täglichen Handeln, nach Glauben und Unglauben, nach den Vererbungen, den Genen und vielen anderen belustigenden Beobachtungen hin und her und zieht das Fazit, dass der Tod nichts ist, “…was man fürchten müsste“.

Besinnlich, nachdenklich und melancholisch sind seine Betrachtungen, die es einem leicht machen, ihm zu folgen. Es lohnt sich, das Buch zu lesen, das in einer guten Übersetzung von Gertraude Krueger vorliegt.

Julian Barnes
Nichts, was man fürchten müsste
Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
Verlag: Kiepenheuer & Witsch;
ISBN-10: 346204186X
ISBN-13: 978-3462041866

Richard Stark: Der Gewinner geht leer aus

Richard Stark: Der Gewinner geht leer aus

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Parker hat gerade einen Kopfgeldjäger, der auf ihn angesetzt war, aus dem Weg geräumt, da ruft Frank Elkins an. Er und sein Partner Ralph Wiss haben eine Entdeckung gemacht, die Parker interessieren könnte. Also findet an einem neutralen Ort ein Treffen statt. Es geht um Paxton Marino. Der steinreiche Computertyp hat ein interessantes Anwesen in Montana, eine abgelegene Jagdhütte mit 21 Zimmern und einem Geheimversteck. Elkins und Wiss kennen das Haus von einem Einbruch. Allerdings ging einiges schief. Ein zweiter Anlauf könnte aber lohnenswert sein, da Paxton Marino neben diversen Wertgegenständen auch noch etwas anderes besitzt, nämliche eine versteckte Kunstgalerie im Keller. Drei der Bilder haben die Ganoven erkannt, sie haben diese schon mal gestohlen und wissen um den Wert. Natürlich ist es schwer, in so ein abgesichertes Haus hineinzukommen. Aber Larry Lloyd wird mit ins Boot geholt. Von Massachusetts aus wird er mit seinem Computer ein wenig zaubern und die gemachten Sicherheitsvorkehrungen aushebeln.
Parker hat nichts anderes laufen, wenn man mal davon absieht, dass ein toter Kopfgeldjäger beiseite geschafft werden und dem Auftraggeber die Hölle heiß gemacht werden muss. Zuhause sollte er sich auch nicht unbedingt aufhalten, vielleicht ist noch jemand hinter ihm her. Also wird ein Plan entworfen und die Gegend ausspioniert.

Der beste Plan nützt jedoch nichts, wenn immer wieder jemand kommt, der ihn durcheinanderwirbelt. So war das immer und so wird es immer sein. Von allen Seiten bekommt Parker Gegenwind. Da ist der erfolglose Kopfgeldjäger noch das geringste Problem. Als Leser erwartet man, als Fan von Parker, eine turbulente Handlung und wird nicht enttäuscht. Für Parker, der ein Perfektionist ist, hört hier der Spaß allerdings auf. Es wird Tote geben. Aber nicht mal morden kann Parker in Ruhe. Immer wieder kommt etwas dazwischen. Es sind die unbeeinflussbaren Faktoren, die Parkers Pläne immer wieder durcheinanderbringen. Und so wird der Leser von vielen spannenden Wendungen überrascht. Die Lage wird immer komplizierter und man darf ordentlich mitfiebern. Dabei geht es die meiste Zeit um die Vorbereitung des Einbruchs.
Der Krimi ist gut gemacht, wohlüberlegt, mit perfektem Spannungsbogen und einem Helden, der begeistert, obwohl er skrupellos ist und über Leichen geht. Aber eben nur, wenn es sein muss.

Rezension von Heike Rau

Richard Stark
Der Gewinner geht leer aus
Aus dem Amerikanischen von Dirk van Gunsteren
283 Seiten, Klappenbroschur
Paul Zsolnay Verlag
ISBN-10: 3552054979
ISBN-13: 978-3552054974

Christoph Poschenrieder: Die Welt ist im Kopf

Christoph Poschenrieder: Die Welt ist im Kopf

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Ein Philosoph auf Reisen!

Bekannt ist uns der schwerblütige und düstere Philosoph Arthur Schopenhauer als griesgrämiger, misanthropischer Pessimist, der sich von allem Irdischen abwendet, um sich seinen inneren Betrachtungen und seiner Philosophie zu widmen.

Rechtzeitig zu seinem 150. Todestag ist dieser humorige Roman erschienen, der dem Philosophen eine fiktive Rolle gibt, mit der wir ihn uns einmal anders vorstellen dürfen.

Auch er sehnte sich insgeheim bei aller Frauenfeindlichkeit in seinen Schriften nach der Liebe einer Frau!

Hier erleben wir ihn einmal von einer anderen Seite: wohlgemut und lebensfroh bricht er zu einer Reise nach Venedig auf, wo er den Dichter gleichen Alters Lord Byron zu treffen gedenkt. Er hat sein Werk „Die Welt als Wille und Vorstellung“ vollendet ist aber mit dem Verleger Brockhaus unzufrieden, weil dieser seine philosophische Schrift nicht rechtzeitig veröffentlicht hat. Mit einem Empfehlungsschreiben Goethes sollte es ihm nun möglich sein, bei Lord Byron vorzusprechen.

Eine authentische Begegnung zwischen dem Dichter und Frauenheld Lord Byron und dem Philosophen Schopenhauer ist nicht überliefert. In diesem Roman jedoch findet sie statt unter den Masken des Karnevals mit einem geistreichen und leichtfüßigen Wortwechsel. Venedig mit seinen Gondolieri, seinen monumentalen Bauten und Kunstschätzen und seinem unvergleichlichen Flair von Leichtlebigkeit und Sinnenfreude ist gerade der richtige Ort für dieses Treffen, denn es wird auch um die Liebe und um die Eifersucht gehen! Kaum vorzustellen bei dem als Frauenfeind bekannten Philosophen! Aber es gab eine Geliebte, Teresa mit Namen, und es gab die Lebensfreude, sich in der Stadt Venedig zu tummeln und die Begegnungen mit vielen Menschen zu suchen. Es gab aber auch immer das Denken, das sich anlässlich eines Lokalbesuchs im Rudel lärmender Besucher deutsche Sprache in diesem Satz manifestiert: “Wenn ich doch nur die Illusion loswerden könnte, dieses Kröten- und Ottern-Gezücht für meinesgleichen anzusehen; da wäre mit viel geholfen.“

Das ist der wahre Schopenhauer, wie wir ihn kennen, und der Roman um ihn bleibt für uns Illusion. Der Zeit gemäß ist die Schilderung ein wenig weitschweifig aber doch unterhaltsam und originell in seinem Sujet.

Christoph Poschenrieder
Die Welt ist im Kopf
341 Seiten, gebundene Ausgabe
Verlag: Diogenes
ISBN-10: 3257067410
ISBN-13: 978-3257067415

Jake Hobson: Niwaki

Jake Hobson: Niwaki

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Japanische Bäume, die perfekt geformt sind, fallen auf und bringen den Betrachter zum Staunen. Viele Gartengehölze sind dafür geeignet. Man kann also auch im heimischen Garten diese Gestaltung verwirklichen, wenn man die Umgebung beachtet und weiß, welche Bäume sich eignen und wie man bestimmte Formen erzielen kann.

Der Autor Jake Hobson hat Erfahrungen in der japanischen Garten- und Landschaftsgestaltung gesammelt und möchte diese mit dem Buch weitergeben. Es ist eine Inspirations-Quelle, ein Buch das fasziniert. Natürlich fällt der Blick zuerst auf die Fotos. Zwar wirken manche Bilder, wie aus der Hüfte geschossen. Aber auch wenn manches Foto nicht ganz scharf oder auch zu dunkel erscheint, das Charakteristische der Landschaften und Bäume kommt sehr gut zur Geltung. Das ist die perfekte Ergänzung zum Text. Vermittelt wird so auch schwer zu Beschreibendes.

Zunächst einmal wird der japanische Garten im landschaftlichem Zusammenhang beschrieben. Woraus die ursprüngliche Inspiration kam, solche Gärten anzulegen, die kulturellen und religiösen Einflüsse und wie sich die Gärten historisch gesehen entwickelten, wird erörtert. Der Blick wird gerichtet auf Tempelgärten, Teegärten, öffentliche Anlagen und Privatgärten. Auch Gärten außerhalb Japans werden vorgestellt.
Den Bäumen kommt natürlich besondere Beachtung zu. Die verschiedenen Schnitttechniken werden in Worten und kleinen Skizzen dem Leser nahe gebracht und das auf sehr ausführliche Art und Weise, so dass eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema möglich ist und die praktische Umsetzung nicht so schwer fallen sollte.

Es geht dann noch einmal ins Detail, wobei direkt auf bestimmte Baumarten und Gehölze eingegangen wird. Welche Werkzeuge und Geräte für die Pflanzenpflege verwendet werden, wird ebenfalls beschrieben. Man findet im Buch aber auch eine Liste mit japanischen Pflanzennamen und der botanischen Bezeichnung, ein Glossar japanischer Begriffe und ein Register, welches das Nachschlagen erleichtert.

Fazit: Mit Hilfe des Buches wird man in die Lage versetzt, ein Konzept zu entwickeln, einen japanischen Garten anzulegen, bzw. bestimmte Elemente in einen bestehenden Garten einzufügen und zu entwickeln.

Rezension von Heike Rau

Jake Hobson
Niwaki
Japanische Gartenbäume schneiden und formen
144 Seiten, 236 Farbfotos, 180 Zeichnungen
Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart
ISBN-10: 3800158566
ISBN-13: 978-3800158560