Maria Àngels Anglada: Die Violine von Auschwitz

Maria Àngels Anglada: Die Violine von Auschwitz

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Wer diesen Ort des Grauens überlebt hat, der war begnadet.

„Und ich komme an einen Ort, wo alles Licht erloschen ist.“
Dante, Göttliche Komödie, Die Hölle
Mit diesen Worten im Vorspann befinden wir uns an einem Ort, an dem wirklich die Hölle beherbergt schien. Auschwitz 1941!

Hier krepierten und verendeten buchstäblich die Menschen, denen man im Holocaust jedes Recht auf Leben und alle Würde abgesprochen hatte. In Originaldokumenten aus dem KZ Auschwitz, verfasst und unterzeichnet von den jeweiligen Kommandanten des Lagers, kann man nachlesen, wie und in welcher Form man die Insassen quälen und schikanieren durfte, und auf welche Weise für welche Vergehen man sie liquidieren konnte.

Die Geschichte mit ihren äußeren Bedingungen, die jeden einigermaßen normalen und mit moralischen Grundsätzen vertrauten Menschen schaudern lassen, steht im auffälligen Kontrast zu dem musischen und sensiblen Hintergrund: wir haben es hier mit dem außergewöhnlichen jüdischen Geigenbauer Daniel zu tun. Er ist wie fast alle anderen polnischen Juden in die Mühlen des allgemeinen Untergangs geraten, als er als Geigenbauer im KZ durch Zufall in Erscheinung tritt. Die sadistischen Schergen des Unrechtregimes denken sich eine infame Böswilligkeit für den feinsinnigen aber gequälten KZ-Bewohner aus: bei einer Wette wird ausgemacht, dass er den Auftrag zum Bau einer Geige erhält. Gelingt das Unterfangen, geht eine Kiste Wein an den Lagerkommandanten. Verrichtet er die Aufgabe nicht zur Zufriedenheit seiner Auftraggeber, wird er zu einem medizinischen Menschenversuch freigegeben.

Kann man sich eine grausamere menschliche Handlung auch nur ausdenken?

Eingebettet in die Musik Mozarts und in die Geschichte eines Konzerttrio, das lange nach dem Kriegsende auf Konzertreisen von dieser Geschichte hört, erlebt man noch einmal die unmäßigen Behandlungen der KZ Insassen, ihre erbärmlichen Unterkünfte, den Hunger, die Kälte und den tausendfachen Tod. Es macht einem das Herz gefrieren und lässt einen schaudern. Die wunderbare Sprache mit poetischer Kraft zeigt das herausragende Können der Autorin. Ihr feines Gespür für die Empfindungen der Menschen in aussichtloser Lage ist von anrührender Überzeugungskraft. Fassungslos steht man auch heute noch vor der Erbarmungslosigkeit, wie sie uns in diesem Buch vor Augen geführt wird. Und doch zeigt uns Maria Anglada mit ihrer Geschichte, dass außerhalb aller irdischen Erniedrigungen und Qualen die Musik eine Kraft enthält, die über allem anderen Tröstung und Zuversicht zu geben vermag.

Angerührt und ergriffen legt man das kleine Büchlein zur Seite. Die Autorin Maria Àngels Anglada und die Übersetzerin Theres Moser haben ein überragendes Meisterwerk geschaffen.

Romane wie diese bleiben für immer Mahnmale, die uns erinnern werden, was zu verhindern für alle Zukunft unsere Aufgabe bleiben wird.

Maria Àngels Anglada
Die Violine von Auschwitz
Gebundene Ausgabe: 176 Seiten
Verlag: Luchterhand Literaturverlag
ISBN-10: 363087326X
ISBN-13: 978-3630873268

Bernhard Wolff: Denken hilft

Bernhard Wolff: Denken hilft

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Gedächtniskünstler wie Bernhard Wolff kann man nur bewundern. Besonders dann, wenn man selbst mal wieder eine Gedächtnislücke hat und einfach nicht auf den Namen eines alten Bekannten kommt, den man lange nicht gesehen hat. Auch in der Entscheidungsfindung tut man sich oft schwer. Manchmal fehlt es einfach an guten Ideen, um im Beruf bestehen zu können. Immer wieder treten solche Situationen auf, wo uns das Gedächtnis im Stich lässt. Doch Kreativität und Wortschatz kann man trainieren.

Wie das geht, beschreibt der Autor in seinem Buch ganz genau. Es heißt nicht umsonst im Untertitel „Frische Ideen für Gedächtnis und Kreativität“. Man erfährt wie man sein Gedächtnis trainieren und das Talent für das Improvisieren fördern kann, wie man sein Vorstellungsvermögen anregen und seine Kreativität weiterentwickeln kann. Da gibt es zahlreiche Tipps und Tricks, die aufzugreifen sich lohnt. Es wird aber nicht nur Theorie vermittelt, es wird gleich trainiert. Damit ist das Buch nicht nur sehr interessant, sonder auch sehr unterhaltsam.

Der Autor denkt über dies und jenes nach. Folgt man seinen Gedankengängen kann man nachvollziehen, was Kreativität im Leben bewirken kann und wie erfrischend es sein kann, eingefahrene Verhaltensmuster zu ändern. Es lohnt sich, die Dinge einmal aus einer anderen Perspektive zu betrachten oder aus gewohnten Bahnen auszubrechen. Nicht nur privat, auch beruflich kann das lohnen.

Es dauert also, bis man das Buch gelesen hat. Es macht Spaß, sich auf die Aufgaben zum Gedächtnistraining einzulassen und sich, was die Kreativität betrifft, inspirieren zu lassen. Sofortiger Erfolg ist garantiert. Außerdem gibt es viel Stoff zum Nachdenken. Da wird man auch mal mit einem kleinen Schock zur Erkenntnis gebracht. Es ist Zeit zum Umdenken, das wissen wir. Was bleibt vom Buch, ist vor allem die Einsicht, kein Frosch sein zu wollen …

Rezension von Heike Rau

Bernhard Wolff
Denken hilft
Frische Ideen für Gedächtnis und Kreativität
224 Seiten, gebunden
Wilhelm Heyne Verlag
ISBN-10: 345316542X
ISBN-13: 978-3453165427

Ralf Bönt: Die Entdeckung des Lichts

Ralf Bönt: Die Entdeckung des Lichts

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Eine Reise durch das Jahrhundert der großen Entdecker und Forscher.

Schwer lässt sich nachvollziehen, wie es einem Jungen zu Ende des 18. Jahrhunderts ergangen sein mag, der in ärmlichen Verhältnissen heranwächst und sich brennend für Naturwissenschaften interessiert. Ohne ausreichende Schulbildung und schon früh als Laufbursche angestellt, kann Michael Faraday es doch nicht lassen, sich in Gedanken der Erforschung des Elektromagnetismus und den Gesetzen des Lichts  zuzuwenden.

Er wurde 1791 in die Familie eines armen und kinderreichen Schmieds hineingeboren, der unter den Folgen anhaltender Kriege an Arbeitsmangel litt. Mit der Lehre im Haus eines Buchbinders öffneten sich für Faraday die Türen zu einem weiterführenden Beruf. Glück und Chancen ebneten die Voraussetzungen, sich nach und nach ganz dem Studium und der Erforschung des Elektromagnetismus zu widmen. Faraday erreicht mit Beharrlichkeit und Ausdauer, dass er in die „ Royal Institution“ aufgenommen wurde. Humphry Davy, ein Forscher und Professor dieser Einrichtung, wird sein exzentrischer Förderer und Gönner. Faraday selber bringt es mit autodidaktischem Selbststudium zuletzt bis zum wissenschaftlichen Rang eines Professors der Chemie.

Der Autor Ralf Bönt ist Physiker, so dass ihm die beschriebenen Forschungsvorhaben und Ergebnisse von Michael Faraday geläufig sind. Für den Laien ist in erster Linie von Interesse, wie es sich zu jener Zeit lebte, und wie es möglich war, aus ärmsten Verhältnissen zu einem angesehenen Forscher und Gelehrten aufzusteigen. Neben der Politik, die von Napoleon und dem Zeitalter der Aufklärung bestimmt wurde, sind es die persönlichen Beschreibungen über das Leben im Hause eines armen Schmieds und der von der Fügung des Schicksals bestimmte Lebensweg von Faraday, die uns interessieren.

Die Versuche und Forschungsvorhaben bleiben dabei jedoch von besonderem Belang. Zeigen sie doch das Ausmaß und die rasante Entwicklung des Fortschritts in Technik und Naturwissenschaft, mit dem das 19. Jahrhundert glänzte. Von den Anfängen bis heute reicht der Bogen der Erkenntnisse, und Ralf Bönt bringt sie mit Kompetenz und Engagement zu Gehör.

Physik ist nicht jedermanns Sache, doch Ralf Bönt versteht die Synthese von Forschung und Leben gekonnt zu vereinen.

Er liefert mit dieser Biographie eines berühmten Wissenschaftlers und Entdeckers der Vergangenheit das vergleichbare Bild eines Forscherlebens, wie es uns durch Daniel Kehlmanns „ Vermessung der Welt“ überliefert wurde.

Ralf Bönt
Die Entdeckung des Lichts
Gebundene Ausgabe: 352 Seiten
Verlag: DUMONT Literatur und Kunst Verlag
ISBN-10: 3832195173
ISBN-13: 978-3832195175

Dan Simmons: Drood

Dan Simmons: Drood

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Am 9. Juni 1865 geschieht das Zugunglück. Charles Dickens und seine Reisegefährtinnen überleben, während viele andere sterben. Fortan hat Dickens bei jeder Zugfahrt Probleme, seine Angst im Zaum zu halten. Und noch etwas setzt ihm zu: Die seltsame Gestalt im schwarzen Umhang, der er an der Unfallstelle begegnet ist. Man könnte den Mann für den Tod selbst halten, auch wenn Dickens ihn lieber für einen Leichenbestatter hält.
Willkie Collins erlebt Dickens nach dem Unglück vom Staplehurst erschreckend gealtert. Dickens hat sogar die Stimme eines anderen. Damit erzählt er ihm von dem merkwürdigen Mann, genannt Drood. Dickens will Drood aufspüren und seine Geschichte erfahren. Der Schriftsteller glaubt, hier den Stoff für eine Geschichte zu finden. Er spannt den ehemaligen Inspector Field für seine Zwecke ein, der ihm Detective Hatchery zur Verfügung stellt. Beide sind in Rente, bzw. beurlaubt von der Polizeiarbeit und arbeiten als Privatermittler.
Drood muss als blinder Passagier unterwegs gewesen sein. Alles deutet darauf hin, dass er in einem Sarg mit dem Zug gereist ist. Die Spuren führen in die Unterstadt. Und so steigen Dickens, Collins und Hatchery hinab in die Katakomben. Collins, dem die Zustände im unterirdischen London ungemein zusetzen, bleibt schließlich zurück, während Dickens seine Spurensuche fortsetzt. Er kommt tatsächlich mit einer Geschichte zurück, die er weiterverfolgen und später niederschreiben, aber nie vollenden wird und die auch Collins Leben fortan beschäftigen soll.

Collins erzählt die Geschichte aus seiner Sicht. Er hält sich für einen brillanten Autor, auch wenn er sicher nicht an Dickens heranreicht, der sein Freund und Mentor ist. Und doch sind die beiden auch Konkurrenten, was im Verlauf der Geschichte immer mehr zum Tragen kommt. Collins kommt im Grunde mit dem normalen Leben schon nicht klar. Er meistert den Alltag nur mit Laudanum, von dem er immer größere Mengen braucht. Es beflügelt auch seine Fantasie. Die Geschichte Droods setzt ihm immer mehr zu, er ist besessen davon. Und Dickens fördert dies noch, statt seinen Freund hier zu bremsen.

Das Buch ist über mehrere hundert Seiten ausgesprochen spannend. Es ist das Mysteriöse, was fesselt. Die Handlung erscheint perfekt geführt. Doch später weiß man nicht mehr, woran man ist. Wahrheit und Fantasie, aus dem Laudanum-Rausch heraus entstanden, vermischen sich immer mehr. Collins wird zu einem Erzähler, den man nicht mehr ernst nehmen kann. So ist es Dan Simmons auch nicht gelungen, für ein zufriedenstellendes Ende des Buches zu sorgen, auch wenn das Geheimnis um Edwin Drodd gelüftet scheint. Ob in Charles Dickens Sinne, sei dahingestellt.

Der Schreibstil des Autors gefällt gut. Er ist vom Bemühen um ausgesuchte Höflichkeit, selbst in haltlosen Situationen zu wahren, geprägt. Unter Gentlemen dieser Zeit war das so üblich und kommt besonders in den Dialogen zur Geltung. Allerdings bremsen lange Schachtelsätze, der sehr ausschweifend erzählten Geschichte, den Lesefluss ein wenig.
Das Handlung begeistert also schon. Und wenn die Geschichte im letzten Drittel des Buches einen anderen Verlauf genommen hätte, könnte man es uneingeschränkt weiterempfehlen. So aber, wird es nicht jedermanns Sache sein.

Rezension von Heike Rau

Dan Simmons
Drood
Übersetzt von Friedrich Mader
976 Seiten, gebunden
Wilhelm Heyne Verlag
ISBN-10: 345326598X
ISBN-13: 978-3453265981

Heiko Bellmann: Der große Kosmos Pflanzenführer

Heiko Bellmann: Der große Kosmos Pflanzenführer

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Unsere heimische Pflanzenwelt ist von Vielfalt geprägt. Über 1200 Arten findet man im Pflanzenführer versammelt. Dieser ähnelt vom Format her einem Atlas. Pflanzen, Flechten und Pilze werden hier sehr übersichtlich in neun Kapiteln dargestellt. Die erste Gruppe bilden die „Bäume und Sträucher“. Es folgen „Liliengewächse und Verwandte“, „Korbblütler und Verwandte“, „Rachenblütler und Verwandte“, Enziangewächse und Verwandte“, „Rosengewächse und Verwandte“, Kreuzblütler und Verwandte“, „Farne, Moose und Algen“, „Flechten“ und die „Pilze“.

Zu jedem Kapitel gibt es eine sehr spannende Einführung auf eine Doppelseite. Sehr anschaulich und mit Leidenschaft für alles was wächst, wird hier die jeweilige Pflanzengruppe erklärt. Dann geht es auch schon zu den Pflanzenporträts. „Kleines Immergrün“, „Europäische Lärche“, „Wald-Gelbstern“, „Rainfarn“, „Gewöhnliches Leinkraut“, „Drüsiges Springkraut“, „Wechselblättriges Milzkraut“, „Große Sternmiere“, „Gewöhnlicher Wurmfarn“, „Wand-Gelbflechte“ und „Maronenröhrling“ und andere werden in Wort und Bild beschrieben. Neben den Pflanzenmerkmalen findet man noch eine Rubrik mit Wissenswertem. Geschütze Arten erkennt man an einem Symbol. Zum Pflanzenschutz findet man auch noch mal etwas in der Einführung am Anfang des Buches.

Durch das große Format können bis zu zwölf Pflanzen auf einer Doppelseite gezeigt werden. Das ist ausgesprochen praktisch, weil man ähnliche Pflanzen sehr gut vergleichen kann. Die Bestimmung wird so, gerade auch für Laien, sehr vereinfacht. Neben dem Registern mit deutschen und botanischen Namen gibt es noch ein Glossar und auf einer Doppelseite die Erklärungen zu den verwendeten botanischen Grundbegriffen.

Besonders wichtig für so ein Buch sind natürlich die Fotos, geben diese doch erste Orientierung. Sie sind gut ausgewählt und auch die Qualität stimmt. Meist ist es gelungen, die Pflanzen so darzustellen, dass eine Bestimmung zweifelsfrei gelingen sollte. Die kurze, aber sehr prägnante Beschreibung hilft hier auch noch einmal gut weiter. Zudem gibt es viele detaillierte Zeichnungen in den Einführungen zu den Pflanzengruppen. Für Naturfreunde ist das Buch sehr zu empfehlen! Es macht Spaß, damit zu arbeiten.

Rezension von Heike Rau

Heiko Bellmann
Der große Kosmos Pflanzenführer
1200 Arten Mitteleuropas
205 Seiten, 1300 Abbildungen, Sonderausgabe
Franckh Kosmos Verlag
ISBN-10: 3440100944
ISBN-13: 978-3440100943

Jörg Zittlau: Jetzt helfe ich mir selbst

Jörg Zittlau: Jetzt helfe ich mir selbst

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Es gibt Tage, da geht es einem nicht so gut. Mit manchen Befindlichkeitsstörungen muss man aber nicht gleich zum Arzt. Linderung kann man sich, wenn es nichts Ernstes ist, trotzdem verschaffen. Viele Hausmittel haben sich bewährt. Darüber Bescheid zu wissen, kann also von Vorteil für die Gesundheit sein.

Der Autor versucht zu erklären, was man selbst behandeln kann. Aber man muss schon einschätzen können, ob ein Arztbesuch nicht vielleicht doch sinnvoller ist. Kann man das, ist das Buch eine große Hilfe bei leichten Beschwerden aller Art. Was kann man machen, wenn die Augen nach einem arbeitsreichen Tag vor dem Computer müde sind? Was tut man, wenn man Halsschmerzen hat oder ein Sonnenbrand quält? Was hilft gegen übermäßiger Schweißbildung, eingewachsene Zehennagel oder niedrigem Blutdruck? Was tut man bei Durchfall, Kopfschmerzen oder einer Zahnfleischendzündung? Nicht immer müssen hier schwere Geschütze aufgefahren werden, damit Besserung eintritt.

Im Buch werden die Beschwerden genau geschildert und dann wird eine Behandlung empfohlen. Naturmedizin und Homöopathie stehen im Vordergrund. Es gibt aber auch Ernährungstipps oder Anwendungen nach Kneipp. Die Möglichkeiten, der Gesundheit auf die Sprünge zu helfen und die Selbstheilungskräfte zu aktivieren sind zahlreich. Manchmal hilft es ja schon, sich einfach etwas Gutes zu tun. Hierzu gibt es viele Tipps im Buch. Die Wärmflasche auf dem Cover ist ein Symbol dafür. Dass man dann doch Krankheiten wie zum Beispiel die Masern im Buch findet, verwundert, zumal hier bei normalem Verlauf eine ärztliche Unterstützung für Kinder nicht für notwendig befunden wird.
Die Texte hat der Autor sehr gut verständlich gehalten. Man kann seinen Ausführungen problemlos folgen. Die inhaltliche Untergliederung nach Beschwerdebildern ist übersichtlich. Es gibt aber auch ein Register, so dass man das Buch gut als Nachschlagewerk benutzen kann.

Rezension von Heike Rau

Dr. Jörg Zittlau
Jetzt helfe ich mir selbst
Die besten Hausmittel für alle Fälle
224 Seiten, gebunden
Südwest-Verlag
ISBN-10: 3517085553
ISBN-13: 978-3517085555

Rebecca Gablé: Hiobs Brüder

Rebecca Gablé: Hiobs Brüder

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Erneut stellt die Autorin Rebecca Gablé, die sich nach ihren ersten Krimis nun schon viele Jahre als Schriftstellerin von historischen Romanen einen Namen gemacht hat, unter Beweis, wie gekonnt sie die historisch belegten Wahrheiten mit einer fiktiven Handlung verbinden kann. Gleichzeitig mit dem Roman erschien bei Lübbe Audio das inszenierte Hörbuch, welches als Grundlage dieser Rezension zur Verfügung stand.

Die Handlung beginnt im England des Jahres 1147 auf einer kleinen Insel vor der Küste Yorkshires. Hierher werden Menschen verbannt und verbracht, von denen man an anderer Stelle nichts mehr sehen und hören will. Dazu gehören nicht nur Krüppel und Aussätzige, sondern auch Mörder und Menschen, die so manchem Machthaber im Wege stehen. Einer der Protagonisten ist Losian, der auf der Insel so genannt wird, weil er nicht mehr weiß, wer er ist. Er sowie Edmund, der sich für einen Märtyrerkönig hält, Regy, ein hinterhältiger Mörder, Godric und Wulfric , siamesische Zwillinge, und schließlich Oswald, die wohl wegen ihrer geistigen Zurückgebliebenheit liebenswerteste Person dieses Buches, nehmen den jungen Simon de Clare, der wegen seiner Fallsucht (Epilepsie) verstoßen wurde, in die Gemeinschaft der verfallenen Inselfestung auf. Ein mächtiges Unwetter, welches über die Insel hinwegfegt, öffnet der verstoßenen Gemeinschaft unverhofft einen Weg in die Freiheit, den die Männer nicht ungenutzt lassen. So kehren sie in einer waghalsigen Flucht auf das Festland zurück und begeben sich auf die Wanderschaft. Ein nahezu unendliches Abenteuer in einer sehr kriegerischen Zeit Englands beginnt und Losian, der von allen als Anführer akzeptiert wird, beschleicht das Gefühl, Schuld am Krieg um die Königskrone zu sein. Doch auf der Suche nach Losians Herkunft, denn nur seine wahre Identität kann ihm Aufklärung darüber geben, ob er tatsächlich schuldig ist, treffen die Gesellen nicht nur auf feindselige Raufbolde und machthungrige Ritter, sondern sie machen auch die Bekanntschaft eines Henry Plantagenet. Dieser Henry ist kein Geringerer als der Sohn der Kaiserin Maud, die eigentlich anstelle des Königs Stephen de Blois auf dem englischen Thron sitzen sollte.

Die fiktive Handlung um Losian und seiner Freunde wurde äußerst geschickt in die Ereignisse um den Machtkampf zwischen dem späteren Heinrich II. und seinem Widersacher Stephen de Blois gesponnen. Die Autorin schafft es auf diese Weise, dem Leser bzw. Hörer die historischen Ereignisse in fast spielerischer Weise nahe zu bringen, ohne dass dieser das Gefühl hat, ein Lehrer mit erhobenen Zeigefinger würde vor ihm stehen. Anhand dieses Buches bzw. Hörbuches macht das Eintauchen in die Geschichte Englands besonders viel Spaß. Die Beschreibung winziger Details ist so vollkommen, dass man glauben könnte, die Autorin hätte mit einer Kamera im mittelalterlichen England gestanden und alles festgehalten. Selbst die Zweikämpfe und Schlachten, die genau wie die Liebe und Zweisamkeit unweigerlich zu einem Abenteuerroman gehören, sind wegen ihrer unnachahmlichen Darstellung fest im Gedächtnis eingebrannt. In Sachen Liebe wird nicht nur die zwischen Mann und Frau zum Thema, sondern einnehmend ist immer wieder die Fürsorge der Schicksalsgesellen untereinander, die wirklich aus tiefem Herzen zu kommen scheint.

Da sich die Handlung über fast zehn Jahre hinzieht, ohne dabei auch nur ein einziges Mal von ihrer Spannung einzubüßen, ist die personelle Ausstattung erwartungsgemäß nicht gerade gering. Die auf dem Hörbuchcover enthaltene Liste der historisch belegten Personen ist dabei sehr hilfreich. Bewusst wurde dieses Mal bei der Gestaltung darauf geachtet, die fiktiven Personen nicht in einer Liste zu benennen, um dem Leser/ Hörer die Unterscheidung zwischen realen und fiktiven Personen zu erleichtern. Von besonderer Stärke aber erweist sich die Darbietung des Hörbuches als inszenierte Lesung. Mit opulenten mittelalterlichen Klängen wird in die einzelnen Kapitel und Abschnitte eingeführt, die den mit sehr subtilen Stimmen agierenden Berliner Schauspieler Detlef Bierstedt, auf besondere Weise unterstützen. Musikalisch werden verschiedene Themen benutzt, so dass der Hörer anhand der Klänge auf die Handlung hingewiesen wird: kraftvolles Orchester für Schlachtszenen oder Szenen am Hofe, sanfte Melodien für Momente der Zweisamkeit. Aber nicht nur Musik, sondern auch Geräusche lassen den Hörer in die Handlung eintauchen: Pferdegewieher, Schlachtgetümmel, das Aufeinanderprallen der Schwerter, die Schreie der Besiegten. Alles das, verbunden mit den höchst unterschiedlichen Stimmen des Vorlesers, macht das fast 15stündige Hörbuch zu einem Hörgenuss.

Die Inszenierung der Lesung bietet weitaus mehr als nur einen vorgelesenen Roman und stellt aus meiner Sicht deshalb einen Vorteil gegenüber der gebundenen Ausgabe dar. Alleine deshalb, aber nicht nur, ist dieses Hörbuch zu empfehlen. Die Verbindung der historischen Ereignisse mit einer abenteuerlichen Handlung stellt mindestens einen ebenso großen Grund dar. Selbst der Geschichtsinteressierte, der sonst kaum etwas anderes als ein Fachbuch vor der Nase hat, wird seinen Gewinn aus den spannenden Geschichten um Losian und seiner Weggefährten ziehen.

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Rebecca Gablé
Hiobs Brüder
Historischer Abenteuerroman, gelesen von: Detlef Bierstedt
Hörbuch, 12 CD,
Lübbe Audio, Bergisch-Gladbach
ISBN: 978-3-7857-4182-5
_______________________________
© Detlef Knut, Düsseldorf 2009

Kevin Brooks: Black Rabbit Summer

Kevin Brooks: Black Rabbit Summer

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Der Sommer ist herrlich langweilig bis Pete von Nicole angerufen wird. Sie lädt ihn ein, mit auf die Kirmes zu kommen. Vorher könnte man sich treffen und mit der alten Clique ein Hüttenfest feiern, so wie früher. Auch wenn es diesmal eine Abschiedsfete werden würde. Denn Pete, Nicole, Erik und Pauly würden nun nach der Schulzeit auseinandergehen.
Pete möchte auch Raymond mit dabei haben. Er zählt den eigenwilligen Jungen, der bei den anderen wenig beliebt ist, zu seinen Freunden und überredet ihn, mit zur Hütte zu kommen.
Auf dem Weg dahin begegnen die beiden Wes Campbell und seinen Kumpanen. Es entsteht eine bedrohlich wirkende Situation. Diesen Unruhestiftern begegnet man nicht gern.
In der Hütte dann ist die Stimmung recht locker. Alkohol und auch ein Joint werden herumgereicht. Man redet über Zukunftspläne. Eric, Pauly und Raymond gehen dann schon vor zur Kirmes, weil Nicole noch mit Pete alleine sein möchte. Die beiden waren früher schon einmal zusammengewesen. Doch eine vertraute Stimmung will sich diesmal nicht einstellen. Nicole verlässt Pete schwer enttäuscht.
Als Pete auf die Kirmes kommt, sieht er Raymond zusammen mit Stella Ross. Sie ist mittlerweile eine Berühmtheit geworden, wenn auch mit sehr zweifelhaften Ruf. Weil Pete weiß, dass Stella nur mit Raymond spielt, holt er ihn von ihr weg. Die beiden besuchen eine Wahrsagerin, die ausgesprochen angstmachende Andeutungen über Raymonds Zukunft macht.
Und dann auf einmal, nach dem Pete auf dem Klo war, ist Raymond verschwunden. Pete muss ihn suchen, doch es geht ihm nicht gut. Wirklichkeit und seltsame Vorstellungen verschwimmen. Am nächsten Tag ist die Katastrophe perfekt. Raymond ist nicht wieder aufgetaucht. Und noch jemand wird vermisst.

Das Buch beginnt harmlos. Es ist die Ruhe vor dem Sturm. Die Geschichte wird von Seite zu Seite unheilvoller. Wobei der Autor das Grauen mit ungeheurer Intensität beschreibt. Man ist als Leser so unglaublich dicht am Geschehen dran, dass es kaum zu glauben ist. Man ist praktisch mit der Hauptperson Pete auf Augenhöhe. Es gibt kein Entkommen. Aber man kann sich ohnehin nicht mehr von der Geschichte lösen, hat man erst einmal angefangen zu lesen.
Sie ist gut ausgedacht und hat Tiefgang. Sie ist aus der Ich-Perspektive Petes geschrieben. Der Blick auf das Geschehen ist also eingeschränkt. Man hat als Leser Informationen nur von einer Seite. Das erhöht die Spannung ungemein. Nichts wird vorweggenommen. Nur was Pete herausfindet ist von Belang. Pete ist ein intelligenter Junge. Man ist beeindruckt von dem, was er tut, um herauszufinden, was geschehen ist. Er will sich nicht aufhalten lassen. Weder von seinen Eltern, noch von seinen Widersachern und auch nicht von Freunden, die in Wahrheit keine sind und nie welche waren. Im Grunde wird Petes bisheriges Weltbild über den Haufen geworfen. Und auch als Leser hat man ordentlich zu knabbern am Verlauf der Geschichte. Man sehnt sich nach einem positivem Ausgang und ahnt doch, dass es den nicht geben kann. Das Buch macht sehr, sehr nachdenklich. Aber man gewinnt durch die Lektüre, weil man dazulernt … Es ist nicht einfach nur irgendeine Geschichte, sondern viel mehr.

Rezension von Heike Rau

Kevin Brooks
Black Rabbit Summer
Aus dem Englischen von Michael Gutzschhahn
528 Seiten, Klappenbroschur
ab 14 Jahren
Deutscher Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3423247754
ISBN-13: 978-3423247757

Steven Millhauser: Martin Dressler

Steven Millhauser: Martin Dressler

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Von kleinsten Anfängen zu einem Mammutprojekt!

Der amerikanische Traum erfüllte sich für so manchen Bürger in Amerika aus kleinsten Anfängen, wenn sie es im 19. Jahrhundert vom Tellerwäscher zum Millionär brachten. Geschichten darüber bilden Legenden.

Steven Millhauser hat mit seinem Roman um den Aufsteiger Martin Dressler ein vergleichbares Schicksal nachvollzogen. Nicht vom Tellerwäscher sondern aus dem Tabakladen seines aus Deutschland nach New York eingewanderten Vaters steigt der Held der Geschichte zunächst zum Pagen und dann zum Privatsekretär des Hotelbesitzers vom Vanderlyn-Hotel auf.

Nüchtern, dröge und dennoch anschaulich wird sein zielstrebiger Weg aufgezeichnet. Es geht vorwiegend um Erfolg und Aufstieg in diesem Roman. Arbeit heißt die Devise für Martin Dressler, der einen Schritt vor den anderen tut, um weiter zu kommen. Private Freuden holte er sich mit dem Älterwerden im Freudenhaus, zu dessen Besuch ihn ein Freund ermuntert.

Die Atmosphäre in New York um das Jahr 1900 ist gekonnt eingefangen. Noch ist New York eine langsam zu Größe und Wachstum aufsteigende Metropole, als Martin Dressler seinen von Fleiß und Arbeit geprägten Lebensweg steil aufwärts geht. Ideenreichtum, Phantasie, Beziehungen und eine gute Portion Glück bereiten ihm den Weg, der typisch für die Neue Welt ist. Hier konnte man sein Glück machen, wenn man die Chancen nutzte und zum rechten Zeitpunkt die richtigen Entscheidungen traf.

Martin wird älter, und über lange Zeit macht er sich zum gelegentlichen Begleiter dreier Damen aus Boston, die nach dem Tod des Ehemannes und Vaters in einem gut beleumundeten Hotel in New York Quartier genommen hatten. Man wohnte dort entspannt und in Kontakt mit anderen Gästen, zu denen auch der aufstrebende Kaffeehausbesitzer Martin Dressler gehört. Mit Spannung und Ungeduld wartet man darauf, dass er sich ihnen „erklärt“ und um eine der Töchter wirbt.

Leider müssen die Leser sich gedulden, denn zunächst baut Martin weiter an dem Imperium einer Restaurantkette. Neben dem Reichtum geht es ihm vor allem um die großartige Aufgabe: immer neue Ideen und Einfälle für immer neue Projekte zu entwicklen. Endlich heiratet er Caroline, die kühle und phlegmatische Tochter der Vernons, die ihm fremd bleibt und frustrierende Reaktionen bei ihm auslöst.

Die Atmosphäre des in jenen Jahren noch langsamen wirtschaftlichen Fortschritts in Amerika ist gut und realitätsnah wiedergegeben. Leben, Wohnen und Arbeiten sind die drei Hauptmerkmale, mit denen Millhauser uns in das Fin de Siècle Amerikas zurückführt. Gemächlich entwickelt der Autor seine Figuren und lässt sie in ihrer Umgebung agieren, wie es den damaligen Geflogenheiten entsprach. Mit Muße sollte man sich seinen Ausführungen überlassen, die das Aufsteigerleben und das Scheitern seines Helden mit ausführlicher Geduld und Feinheit ausmalt.

Steven Millhauser erhielt für dieses Werk 1997 den Pulitzer-Preis, – ob zu Recht, wird in einzelnen Rezensionen bezweifelt.

Mir hat das Buch gefallen.

Steven Millhauser
Martin Dressler
Broschiert: 287 Seiten
Verlag: BvT Berliner Taschenbuch Verlag
ISBN-10: 3833306211
ISBN-13: 978-3833306211

Gesa Glück und Gerhard Glück: Ich mag keine Suppe!

Gesa Glück und Gerhard Glück: Ich mag keine Suppe!

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Freitags gibt es immer Suppe. Die mag Kaspar nicht. Diese Woche ist es Kartoffel-Lauch-Suppe. Während sein Papa mit Appetit löffelt, sitzt Kaspar vor seinem Teller und zieht ein Gesicht. Aber er wird wohl essen müssen, wenn er den leckeren Schokoladenpudding als Nachtisch haben möchte. Kaspar blickt auf seinen Teller und sieht etwas, das da nicht hingehört. Es ist kein Stückchen Lauch, denn es bewegt sich. Kaspar beginnt zu löffeln. Die Suppe muss weg, damit er sehen kann, was es ist. Längst ist der Papa wieder im Arbeitszimmer, als Kasper das kleine, grünmetallisch glänzendes U-Boot entdeckt. Wie er vom Kapitän hört, stammt das Boot von einem kleinen Inselstaat im Pazifik. Dass die Expedition es bis in die Wasserversorgungsanlagen einer Stadt bringen würde und dann sogar bis in eine Suppe, hatte er nicht geahnt. Er und sein Besatzung haben schon Heimweh. Das Boot muss zurück ins Meer, damit die Heimreise angetreten werden kann. Selbstverständlich erklärt Kaspar sich bereit, zu helfen. In seinem Zimmer werden Karten studiert. Doch dann passiert etwas Schreckliches. Das U-Boot rutsch vom Tisch und geht kaputt. Nun ist guter Rat teuer. Da holt Kaspar das Flaschenschiff seines Großonkels vom Regal. Vielleicht kann der Kapitän damit in See stechen.

Man sieht es dem Cover, auf dem ein böse dreinblickender Junge vor einem Teller Suppe sitzt, nicht an, das sich im Inneren des Buches eine so traumhaft schöne und fantasievolle Geschichte befindet. Gerade für kleine Suppenkasper ist das Buch sehr ansprechend. Die ungeliebte Suppe wird zur Grundlage für spannendes Geschichtenerfinden.
Über das, was der kleine Kaspar da erlebt, kann man wirklich nur staunen. Die Geschichte ist in ihrem Verlauf für Kinder eine Überraschung. Da macht das Vorlesen auch den Erwachsenen Spaß. Die Bilder sind recht dunkel gehalten, aber dennoch betrachtet man sie gern.
Und am Ende steht die Erkenntnis, das Suppe vielleicht doch nicht so schlecht ist, wie geglaubt. Nur interessant gemacht, muss sie schon sein! Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt.

Rezension von Heike Rau

Gesa Glück / Gerhard Glück
Ich mag keine Suppe!
40 Seiten, gebunden, durchgehend illustriert
ab 5 Jahren
Lappan Verlag
ISBN-10: 3830311451
ISBN-13: 978-3830311454