Jorge Bucay: Zähl auf mich

Jorge Bucay: Zähl auf mich

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Die Frage nach dem Glück stellt sich in einem bestimmten Alter erst. Zuvor lebt man fraglos glücklich und unbeschwert in den Tag hinein.

Auf der Suche nach dem Glück erlebt man Demian aus Argentinien, der im Rückblick noch einmal die eine oder andere Begebenheit aus seinem Leben vorbeiziehen sieht. Bis vor kurzem war er noch verheiratet; einerseits erfreut, dem Joch der Ehe und seiner bestimmenden Ehefrau entkommen zu sein, will sich so recht doch keine Zufriedenheit bei ihm einstellen.

Er ist vierzig  Jahre alt, und da stellen sich schon einmal die existenziellen Fragen nach dem richtigen Leben. Nach einem verstauchten Knöchel muss er nun auch noch drei Wochen seiner Arbeit und Lehrtätigkeit als Nephrologe fernbleiben. Das bringt ihn vollends ins Grübeln!

Wo ist eigentlich sein alter Therapeut, den er den „ Dicken“ nennt, geblieben?

Auf den Spuren seines Lebens folgt man Demian, dem unruhigen, spontanen, dem freundlichen und liebenswerten Helden aus Buenos Aires, um zu sehen, wie er sein Glück herbeiführen will!

Es geht in dem Roman um die Grübeleien und Unsicherheiten eines Mannes, der sich verloren zu haben glaubt und alles tut, um seine Linie wieder zu finden. Der Dicke, sein Therapeut mit dem beziehungsreichen und vom Autoren ausgeliehenen Vornamen Jorge, sorgt in langen Gesprächen und an Parabeln und Märchenfiguren reichen Beispielen dafür, dass Demian wieder in die richtige Spur zurück findet. Sehr gut kann man sich in Demian hineinfühlen, der alles hinterfragt und voller Misstrauen ist und im Wechsel damit von strahlender Euphorie getragen auf ein neues Glück in der Person von Paula setzt. Diese scheint ihn trickreich um den Finger zu wickeln und lässt ihn ganz und gar im Ungewissen über ihre wahren Ziele.

Von zärtlichen Neigungen, warmherzigen Beziehungen, von Müttern, Vätern, Brüdern und Geliebten handelt die Geschichte. Sie bietet ein Abbild unserer Welt, in der wirklich nichts von Dauer und alles fragil und brüchig zu sein scheint. Therapeuten sind am Ende die wirklichen Lebensretter. Sie geben den Strauchelnden mit ihren tröstenden und sinnigen Geschichten Halt, und man darf auf sie zählen!

Jorge Bucay ist Psycho-und Gestalttherapeut, und man darf sicher sein, dass seine Geschichten der Wirklichkeit  abgeschaut sind. Von großer Weisheit und der Liebe zum Menschen getragen sind seine Figuren lebensnah und tröstlich in ihrer ganzen Unzulänglichkeit. Bucay gibt den Verlassenen, den Trauernden und den Liebespaaren Hoffnung, in dem er sie auf die Ambivalenz von Treue und auf das Recht auf Unvollkommenheit hinweist.

Ein liebevoll entwickelter und gütiger Romanheld erwartet den Leser in Gestalt des „ Dicken“, der unvergessen bleibt.

Jorge Bucay
Zähl auf mich
Gebundene Ausgabe: 300 Seiten
Verlag: Ammann, August 2009
ISBN-10: 3250601349
ISBN-13: 978-3250601340

Emma Clayton: Die goldenen Türme

Emma Clayton: Die goldenen Türme

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Ellie ist es gelungen, mit einem Pod-Fighter von der Raumstation im Orbit zusammen mit ihrem Kapuzineräffchen zu fliehen. Mal Gorman ist entrüstet. Nie hätte er dem Mädchen so etwas zugetraut. Er ordnet an, dass Ellie und das Äffchen getötet werden. Elli darf keine Gelegenheit bekommen, mit jemanden zu sprechen. Schließlich ist sie eine Mitwisserin. Außerdem ist die Gefahr zu groß, dass sie auch noch hinter das Geheimnis kommt.
Ellie ist auf dem Weg nach London. Hier lebt ihre Familie. Es scheint, dass sie ihren Verfolgern gewachsen ist, sie schüttelt diese immer wieder ab. Doch dann wir ihr Pod-Fighter abgeschossen. Elli und das Kapuzineräffchen überleben. Mal Gorman gelingt es nicht das Mädchen, das über seltsame übernatürliche Kräfte verfügt, zu töten. Und doch bricht Mal Gorman ihren Willen, indem er damit droht, ihre Familie umzubringen. Zu ihrem Entsetzen offenbart er ihr, dass sie bald neue Freunde haben wird, weil er beabsichtigt, noch weitere Kinder zu entführen.

Die Eltern glauben, Ellie sei tot. Ihr Zwillingsbruder Mika aber weiß, dass Ellie lebt. Er hat es im Gefühl. Er hat die Gefahr gespürt, in der Ellie bei ihrer Flucht war. Mikas Leben ist von Regeln bestimmt. Seit der Tierpest leben die Menschen hinter einen großen Mauer. Jeder Tag ist ein Überlebenskampf. Die Kinder sind kaum leistungsfähig. Die Ernährung ist mangelhaft. Mika zeigt Verhaltensauffälligkeiten, außerdem wird er von Albträumen und Visionen geplagt. Dem neuen Fit-Mix zur Behebung von Mangelerscheinungen steht er misstrauisch gegenüber. So wird er gezwungen, das Getränk zu sich zu nehmen. Nur seiner Psychologin kann er sich anvertrauen. Sie ist die Einzige, die ihn versteht. Ablenkung im Alltag bringt ein für die Kinder interessantes Spiel. Doch sie werden zu Konkurrenten, als ein Wettbewerb ausgetragen wird. Es werden interessante Gewinne in Aussicht gestellt. Bald stellt sich raus, dass der Zweck des Spiels ein ganz anderer ist.

Das Buch beginnt sehr spannend mit einer Verfolgungsjagd. Schon auf den ersten Seiten entwickelt man also ein Interesse am Buch und wird auch später nicht enttäuscht. Die Autorin beweist sehr viel Fantasie, auch was die Kulisse betrifft, vor der die Geschichte spielt. Es ist ein sehr dramatisches Szenario, das nach und nach aufgebaut wird. Die Menschheit wird manipuliert und getäuscht von einzelnen Personen, ohne es zu bemerken und ohne Misstrauen zu entwickeln. Erst die Kinder und hier insbesondere Mika und Ellie stellen dieses Weltbild infrage. Damit geraten sie in größte Gefahr, denn mit ihren Gegnern ist nicht zu spaßen. Mal Gorman ist ein gewissenloser, egoistischer und gewaltbereiter Mann mit sehr viel Macht. Und so wird die Handlung immer dramatischer. Die Geschichte ist gut gemacht, auch wenn man hin und wieder das Gefühl hat, dass sie zu lang ist. Es gibt einige Durststrecken zwischendurch, die aber zum Glück dann wieder von spannenden Szenen abgefangen werden oder von neuen Details, die neugierig machen. Auch der Schreibstil der Autorin rettet über die Längen hinweg. Das Buch liest sich flüssig. Das Thema im Hintergrund steckt man nicht so leicht weg. Die Geschichte stimmt nachdenklich. Das ist gut, denn so bleibt etwas vom Buch zurück.

Rezension von Heike Rau

Emma Clayton
Die goldenen Türme
Aus dem Englischen von Wolfram Ströle
508 Seiten, gebunden
ab 11 Jahren
Ravensburger Buchverlag
ISBN-10: 3473347396
ISBN-13: 978-3473347391

Jean-Jacques Sempé: Das Geheimnis des Fahrradhändlers

Jean-Jacques Sempé: Das Geheimnis des Fahrradhändlers

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Ein Autor und seine menschenfreundlichen Betrachtungen.

Sempé, der unvergleichliche französische Zeichner und Menschenkenner, hat sich mit seiner kleinen Geschichte von dem Fahrradhändler Paul Tamburin erneut in die Herzen der Menschen geschrieben.

Versteht er doch etwas von den Nöten und Freuden des Lebens!

Paul Tamburin lebt in der französischen Provinz im Städtchen Saint-Céron. Dort gibt es einige Bürger, deren Handelsgüter sich mit ihrem Sein eng verbinden. Herr Zwiesel, der Optiker, und Aloisius Pfaundler, der Fleischer, werden mit den Brillen und dem Landschinken in einem Namen genannt. Auch Paul Tamburins Fahrräder heißen schließlich nur noch„ Tamburin“,–man weiß, was damit gemeint ist! Leider hat Paul Tamburin eine bedauerliche Schwäche: er kann gar nicht Fahrrad fahren. Die Unfähigkeit, das Gleichgewicht halten zu können, lässt Sempé  in dem ernst- grüblerischen Satz symbolisieren, mit der Paul sich eine Liebste herbeisehnt, „ Und manchmal überkam ihn die Versuchung, die jeden Komiker von Zeit zu Zeit überkommt: zu zeigen, dass er eine Seele hat und ein Herz, und dass dies Herz Geheimnisse umschließt, die es mit einem anderen Herzen teilen möchte.“

Aus seiner Geschichte über das Leben im Kleinen und Großen entwickelt Sempé die leicht melancholische bis heitere Lebensgeschichte einer ganzen Stadt und besonders die des Paul Tamburin. Freundschaft und Liebe, Heirat und gemächlicher Alltag: sie untermauern ein friedliches Leben, das doch im Kleinen seine besonderen Freuden und Misslichkeiten aufweist. Voller Herz und Wärme gibt Sempé seinen Protagonisten Stimme und Stift, zeichnet und spricht in ihrem Geiste und Gemüt und zeigt uns liebevoll den Menschen mit seinen Wünschen, seinem Versagen und seinen Schwächen und Stärken. Er ist ein Menschenfreund, der mit seinem Werk die Herzen seiner Leser erwärmt! Patrick Süskind ist sein Freund und hervorragender Übersetzer, der schon wie in der Geschichte von „ Herrn Sommer“ mit ihm zusammen erneut brilliert.

Jean-Jacques Sempe
Das Geheimnis des Fahrradhändlers
Gebundene Ausgabe: 112 Seiten
Verlag: Diogenes
ISBN-10: 325706473X
ISBN-13: 978-3257064735

Malla Nunn: Ein schöner Ort zu sterben

Malla Nunn: Ein schöner Ort zu sterben

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Spannende Impressionen aus Südafrika
Die im Swasiland geborene Autorin Malla Nunn führt den Leser in das Südafrika von 1952. Zu dieser Zeit greifen gerade die Rassengesetze und die Weißen dürfen keinen Kontakt zu den Nicht-Weißen haben. Der weiße englische Polizist Cooper wird von Johannisburg in einen kleinen Ort an der mosambikanischen Grenze geschickt, um nachzuschauen, was dort passiert sein könnte. Ein Telefonanruf zuvor hatte nicht gerade viel Informationen gebracht. Cooper trifft dort auf die Leiche des weißen Polizisten Pretorius, der bäuchlings im Wasser liegt. Schnell wird klar, dass es sich um einen Mord handelt. Von seinem Vorgesetzten wird Cooper beauftragt, den Mord aufzuklären. Doch dafür bleibt ihm nicht viel Zeit. Während er sich noch den Überblick über die Situation und die Afrikaander-Familie Pretorius verschafft, von denen er bereits drei Söhne des ermordeten „Dorfsheriffs“ am Fundort der Leiche getroffen hatte und die ihm schnell einen Verdächtigen liefern, treffen zwei Bedienstete der Security Branch, der Staatssicherheit des Apartheitregimes, im Ort ein und übernehmen ganz offiziell die Ermittlungen. Cooper wird auf das Abstellgleis geschoben. Der jedoch lässt sich nicht ins Bockshorn jagen und ermittelt heimlich weiter, weil er vermutet, dass hier ein Mord vertuscht oder zumindest den Kommunisten in die Schuhe geschoben werden soll. Das Oberhaupt der Burenfamilie wäre ein willkommenes Opfer für die Politik des Apartheitregimes. Um ihn weiterhin kalt zu stellen, wird auch Cooper Zielscheibe der Geheimpolizei, trotzdem gelingt es ihm immer wieder, ihnen zu entgehen und heimlich weiter zu machen. Dabei erfährt er, dass der Chef der hiesigen Polizei, Captain Pretorius, gar keine so weiße Weste hat, wie allgemein angenommen und von seiner Familie behauptet wird. Als echter Bure war Pretorius mit dem schwarzen Stammespolizisten Shabalala zusammen aufgewachsen und stand den dunkelhäutigen Frauen nicht so ablehnend gegenüber, wie die Gesetze es von ihm als weißen Südafrikaner und als Polizist erwarteten. Nicht zuletzt, weil Cooper auch fähig ist, sich mit den Leuten auf Zulu zu unterhalten, hat er sehr gute Chancen, mehr über die Hintergründe des Mordes in Erfahrung zu bringen.

Malla Nunn, die auch als Filmemacherin schon internationale Auszeichnungen erhielt, hat mit ihrer Familie viele Jahre in diesem Südafrika gelebt und greift in ihrer spannenden Geschichte auf Erfahrungen und Erlebnisse ihrer Familie zurück, denn ihre Eltern haben sich etwa zu dem Zeitpunkt der Romanhandlung dort kennengelernt. In einer bildreichen Sprache führt sie in die Landschaft und das Umfeld der Handlung ein. Aussagekräftige und zutreffende Vergleiche und Metaphern erleichtern dem Leser das Eintauchen in diese Landstriche. Dabei werden die Charaktere so lebendig, als würden sie neben einem stehen.

Schnell wird klar, dass der Autorin nicht nur daran gelegen ist, einen spannenden Kriminalroman vorzulegen, sondern dass sie gewillt ist, die Menschen über die Taten und die Gesellschaft einer Zeit aufzuklären, die stets in Erinnerung bleiben sollte, damit sie sich nicht noch einmal wiederholen kann. Schon frühzeitig lässt sie in den Gesprächen und Gedanken von Cooper, und nicht zuletzt mit seiner Fähigkeit Zulu zu sprechen, durchblicken, dass er nicht immer mit dem herrschenden System einverstanden ist. Dass er sich wohl aber darin arrangiert hat, um unbehelligt leben zu können. Dadurch wird die Ermittlung nicht nur ein Kampf um die Aufklärung des Mordes sondern auch ein Kampf gegen die Rassengesetze und die Meinung einiger im System etablierter Nutznießer. Malla Nunn führt damit in eine Gesellschaft ein, die vielen Menschen gerade in Europa verborgen blieb. Sie zeigt in diesem Buch, dass es nicht nur schwarz/weiß, sondern in den unterschiedlichsten Varianten Grautöne gab. Sie informiert über die Bevölkerungsgruppen, die damals das Bild der südafrikanischen Gesellschaft ausmachten: den aus Europa eingereisten Weißen, den in Afrika geborenen Weißen, der Afrikaans spricht, den aus Asien eingereisten Farbigen, den in Afrika geborenen Farbigen und den in Afrika geborenen Schwarzen. So vielschichtig die Einwohner waren, so vielschichtig waren auch die Meinungen von ihnen gegenüber der Apartheit.

Das Buch fasziniert zunächst durch seine bildreiche Sprache und führt den Interessenten an einen Ort, der von Krimiautoren noch nicht so häufig als Ort von Verbrechen auserkoren worden ist, obwohl dort bereits kaum zählbare Verbrechen stattgefunden haben. Es fasziniert dann durch die detailreiche und akribische Beschreibung der Gesellschaft und den Umgang der unterschiedlichsten Bevölkerungsschichten untereinander im Südafrika der 1950er Jahre. Schließlich fasziniert es durch die Spannung der kriminalistischen Handlung, die den Leser mitfiebern lässt und ihn bis zum Schluss über den wahren Täter und die wahren Zusammenhänge des Mordes im Ungewissen hält.
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Malla Nunn
Ein schöner Ort zu sterben
Kriminalroman, aus dem Englischen von: Armin Gontermann
Gebunden, 407 Seiten,
Rütten und Loening, Berlin
ISBN: 978-3-352-00771-2
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© Detlef Knut, Düsseldorf 2009

Genuss-Schule – Desserts & Kuchen

Genuss-Schule – Desserts & Kuchen

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Wer Süßes mag, kommt an Kuchen und Dessert nicht vorbei. Im vorliegenden Buch gibt es Rezepte für beides. Im ersten Kapitel wird aber erst einmal der Weg „Vom Teig zum Backwerk“ beschrieben. Auch wenn zum Beispiel ein Rührteig sehr einfach zuzubereiten ist, so gibt es doch einige Tipps und Tricks, die ihn besonders locker und saftig machen. Versuchen kann man sich auch an Biskuitteig, Brandteig, Hefeteig, Mürbeteig, Strudelteig, Quark-Öl Teig oder Blätterteig. Wer es aufwändig mag, probiert die „Maronen-Käsesahne-Torte“. Sehr einfach dagegen ist die „Stachelbeertarte mit Olivenölstreuseln“. Und wer gar keinen Teig rühren will, nimmt TK-Blätterteig für die „Holländische Kirschschnitte.“

Weiter geht es mit „Cremes & Mousses“. Hier findet man unter anderem die „Créme caramel mit Erdbeersauce“. Unter „Eis & Sorbets“ ist das „Buttermilch-Rhabarber-Eis“ eine Empfehlung wert. Bei „Süßspeisen & Puddings“ findet man nicht nur „Dampfnudeln mit Apfel-Holunder-Kompott“, sondern auch „Quarkkeulchen mit Apfelsorbet und Kirschkompott“. Die Quarkkeulchen habe ich ausprobiert. Wirklich lecker!

Die Auswahl an Rezepten gefällt gut. Gerade auch weil man viele süße Klassiker darin findet, die wirklich nicht in Vergessenheit geraten sollten. Aber auch wer Neues ausprobieren will, wird natürlich fündig.
Etwas schade ist es, dass es direkt unter den Ausführungen zu den verschiedenen Teigen keine Querverweise zu den entsprechenden Rezepten gibt. Hat man einen Teig gefunden, den man ausprobieren möchte, muss man ein dazupassendes Rezept erst suchen. Und wo findet man eigentlich das Rezept zur Biskuitrolle vom Cover?

Das Buch ist auch für Anfänger geeignet. Mit den guten Erklärungen sollte auf alle Fälle ein einfacher Rührkuchen gelingen. Und wer die Herausforderung liebt, probiert sich an einer Torte aus, auch wenn es Übung braucht, um sie so hinzukriegen, wie auf dem Foto. Diese Bilder sind nämlich perfekt. Es wird also nicht leicht, sich daran zu messen.

Im Buch gibt es aber noch mehr zu entdecken. Zwischen den Rezepten findet man immer wieder Extra-Seiten. Hier erfährt man zum Beispiel, wie man Pralinen selbst herstellt oder wie man mit Sahne oder Buttercreme Torten perfekt dekorieren kann. Rezepte, Küchenwissen und Warenkunde bilden in diesem Buch also eine Einheit. Und das überzeugt dann doch!

Rezension von Heike Rau

essen & trinken (Hrsg.)
Genuss-Schule – Desserts & Kuchen
144 Seiten, gebunden
Südwest Verlag
ISBN-10: 3517085820
ISBN-13: 978-3517085821

Toni Jordan: Tausend kleine Schritte

Toni Jordan: Tausend kleine Schritte

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Leben mit Zwängen und man selber bleiben: eine einmalige Lebensgeschichte.

Grace kann nicht anders: sie muss die tausend kleinen Schritte zählen, mit denen sie den Alltag bewältigt.

Inzwischen steht sie ohne Arbeit da, denn die Schule erwartete, dass sie Kinder unterrichtet und wollte nicht akzeptieren, dass diese ihrem Zählzwang unterworfen werden.

Mit einer Zwangsneurose zu leben ist bedrückend für den Neurotiker ebenso wie für die Menschen in seiner Umgebung.

Grace Lisa Vandenburg ist seit ihrem 8. Klebensjahr besessen von Zahlen ganz wie ihr Vorbild Nikola Tesla, der große Erfinder, Magier und Zahlenkünstler des 19. Jahrhunderts. Sie zählt alles, was dafür in Betracht kommt: Minuten und Stunden in der Abfolge ihrer regelmäßigen Verrichtungen, Schritte, Einkaufsgegenstände, die Borsten ihrer Zahnbürsten, die auch in der geliebten Zahl 10 vorhanden sein müssen, ihr Zahlen-  und Zählbedürfnis  ist beängstigend. Mit ihren 35 Jahren steht die Lehrerin dann plötzlich an einem Wendepunkt: sie hat Seamus Joseph O’Reilly in einem Kaffee kennen gelernt. Er wird ihr erster Liebhaber seit Jahren und sie ist so fasziniert, das ihr das Zählen sogar entfällt!

In ihrem Roman „Tausend kleine Schritte“ entblättert die Autorin Toni Jordan peu á peu die Zwangshandlungen einer früh geschädigten Person. Indem sie nur die Protagonistin mit ihrem umfangreichen Zahlenwerk sprechen lässt, bekommt man einen unmittelbaren Eindruck von einer Krankheit, die in vielerlei Gestalt den Menschen befallen kann. Ob Waschzwang oder Zählzwang; die Gedanken sind bedrängend und lassen den Kranken nie los, so dass alles andere Denken blockiert ist.

Seamus aber ist klug; er erkennt die Krankheit schon bald, und da er Grace lustig, hübsch und sexy findet, beginnt er, sich Gedanken über Hilfen für sie zu machen. In einer anrührenden und zauberhaften Liebesgeschichte wird man Zeuge einer versuchten Heilung, die ans Herz rührt und in hinreißenden Liebesszenen ihre Höhepunkte sucht und findet.

Toni Jordan hat einen wunderbaren und mitreißenden Roman geschrieben, klar und unumwunden, in dem es um den ganz normalen Alltag geht, um Zahlenlust und Zwangshandlungen, um Liebe, Lust und das reiche Leben. Wir können es nur dann als reich wahrnehmen, wenn wir es mit allen seinen Tücken und Widrigkeiten zu würdigen und zu schätzen wissen. Der allenthalben zutage tretende Humor schaut um die Ecken und zeigt uns, dass auch die ernste Lage einer Zwangskrankheit von der heiteren Seite zu nehmen ist.

Der  mit hohem Preisen in Australien ausgezeichnete Debütroman von Toni Jordan tritt seine Reise um die Welt in vielen Sprachen an.

Toni Jordan
Tausend kleine Schritte
Gebundene Ausgabe: 270 Seiten
Verlag: Piper (September 2009)
ISBN-10: 3492052223
ISBN-13: 978-3492052221

Anne Rogge: Herbst – Winter – Gemüse

Anne Rogge: Herbst – Winter – Gemüse

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Gerade im Winter findet man unter dem einheimischen Gemüsesorten reichlich Auswahl. Doch was fängt man an mit Kohlkopf oder Roter Bete? Was kann man mit Kartoffeln machen, damit sie weniger langweilig erscheinen? Für manche Gemüsesorten wie Pastinaken oder Topinambur hat man gar kein Rezept mehr!

Da kommt das Buch „Herbst – Winter – Gemüse“ gerade recht. Hier werden die Klassiker unter den Gemüsesorten präsentiert. Man kann sie also neu kennenlernen oder wiederentdecken, alte Rezepte ausprobieren oder die Gemüsesorten nach neuen zubereiten. Ganz nebenbei kann man damit auch etwas für die Umwelt tun. Die Gemüsesorten sind von hier, kommen also aus regionalem Anbau.

Das Buch ist nach Gemüsesorten gegliedert. Den Anfang macht die Rote Bete. Es folgen Kürbis, Kartoffel, Kohl, Rüben, Topinambur, Wintersalate und Pastinake. Interessant sind die „Rote-Bete-Schnitzel mit Walnusskruste“. Die Ofenkartoffel wird im neuen Gewand mit Rapunzeln serviert. Ein Klassiker ist „Die obligatorische Kürbissuppe“. Der „Krautsalat“ wird mit Clementine und Walsnussöl verfeinert. Die althergebrachte Kartoffelsuppe wird zum raffinierten „Kartoffelgulasch“.

Die „Linguine mit Zitronenwirsing“ sah so lecker aus auf dem Foto, dass ich dieses Rezept gleich ausprobiert habe. Es ist ganz leicht nachzukochen und schmeckt toll. Die leichte Zitronennote in der Sahnesoße passt wunderbar zum Kohl. Dazu kommt, dass man das Rezept leicht abwandeln kann, je nachdem, was man zu Hause hat. Eine andere Nudelsorte oder andere Kerne zum Überstreuen, statt die der Sonnenblume, sind kein Problem.

Das Gemüse-Kochbuch lässt sich in der kalten Jahreszeit also ganz wunderbar nutzen. Die einheimischen Gemüsesorten lassen sich vielfältiger verwenden, als mancher vielleicht glaubt. Auch in Vergessenheit geratenen Sorten kommen wieder auf den Tisch. Jede Gemüsesorte wird im Buch beschrieben, ehe sie verarbeitet wird. So erfährt man zum Beispiel auch etwas über die wertvollen Inhaltsstoffe. Wer Wert auf eine gesunde Ernährung legt, kann seinen Speiseplan mit den Rezepten wunderbar erweitern.

Rezension von Heike Rau

Anne Rogge
Herbst – Winter – Gemüse
Wohlfühl-Rezepte für kalte Tage
122 Seiten, gebunden
Franckh-Kosmos Verlag
ISBN-10: 344011614X
ISBN-13: 978-3440116142

Jean Echenoz: Laufen

Jean Echenoz: Laufen

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Eine Sportlegende macht Furore!

Laufen kann er, – der sagenhafte tschechische Läufer Emil Zatopek!

Zu Beginn des zweiten Weltkriegs 1939 entdeckt er seine Freude am Laufen, obwohl ihn Sport bis dahin nie interessierte. Beim Militärdienst, zu dem er als 17-Jähriger antritt, entdeckt man sein Talent und er läuft, und läuft und läuft! Mit anfänglich noch unausgebildetem Laufstil gelingen ihm doch schon bald erste Erfolge. 1953 erklimmt er den Gipfel sportlicher Leistung und wird Olympiasieger in drei Langstreckendisziplinen.

Seine Karriere als Läufer nimmt überraschende Formen an und parallel dazu verläuft seine Beförderung beim Militär. „Die tschechische Lokomotive“ wird er genannt und sein Laufstil bleibt für alle seine Zuschauer und Konkurrenten ein Wunder.

Im Hintergrund ziehen die politischen Machthaber ihre Strippen und Zatopek bleibt ein Läufer, den beinahe nichts anderes interessiert. Fast ohne es zu bemerken, wird er sein Leben lang zum  Spielball der politischen Verhältnisse. Zuerst läuft er für das „Reichsprotektorat“ Böhmen und Mähren. Nach dem Ende des Krieges läuft er zunächst im Namen der Volksrepublik Tschechien und später des „Sozialismus“ bei Wettkämpfen in aller Welt. Er erkämpft sich eine Trophäe nach der anderen. 1968 erwischt ihn der Prager Frühling dann auf der falschen Seite: nun wird er degradiert und läuft in den Strassen Prags für die Müllabfuhr. Seine Anhänger, die ihn auf jedem Platz und an jedem Ort der Welt bejubeln, verliert er nie.

Jean Echenoz hat am Beispiel des legendären Sportlers und Läufers erzählt, wie man den Sport zu politischen Zwecken nutzen und den Menschen zum Werkzeug eigener Ideologien  missbrauchen kann. Der Ton, im dem er seine Geschichte erzählt, zeigt den Läufer Zatopek als naiven, lieben Mann, der nur ein Ziel kennt: Laufen! Dass der Autor mit seinem Bericht einen exklusiven Politikthriller verbindet, in dem das Klima und die Beschaffenheit eines verruchten Systems karikiert wird, macht sein Buch zu einem amüsanten und anspruchsvollen Unterhaltungsroman. Man folgt belustigt den Kehrtwendungen und den Auf- und Abwärtsbewegungen des Läufers Emil Zatopek, die von den politischen Strömungen seiner Zeit umrahmt werden. Jean Echenoz hat dem legendären Läufer Emil Zatopek ein würdiges Denkmal mit seinem kleinen Roman gesetzt.

Jean Echenoz
Laufen
Gebundene Ausgabe: 128 Seiten
Verlag: Berlin Verlag (Oktober 2009)
ISBN-10: 3827008638
ISBN-13: 978-3827008633

Konrad Soyez / Dieter Baier: Weniger Abfall, mehr Wert

Konrad Soyez / Dieter Baier: Weniger Abfall, mehr Wert

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Dass wir etwas für unsere Umwelt tun müssen, wissen wir. Die Strategie im Umgang mit Müll lautet „Vermeiden – Verwerten – Entsorgen“. Jeder einzelne Haushalt kann seinen Beitrag leisten. Das Buch bietet hier Information und Unterstützung.

Erklärt wird, wie man Müll vermeiden kann. Das fängt schon beim Einkauf von Lebensmitteln an, zum Beispiel indem man Verpackungsmüll vermeidet, wo es geht. Außerdem muss man lernen bedarfsorientiert einzukaufen. Oft wird viel zu viel weggeschmissen, weil man falsch geplant hat oder sich vom reichhaltigen Angebot verführen lassen hat. Es sollte nur gekauft werden, was man wirklich braucht. Beratung findet man im Buch aber auch zu anderen Waren des täglichen Bedarfs, etwa zu Pflege- und Kosmetikprodukten.
Bei größeren Anschaffungen wie Haushaltsgeräten sollte man überlegen, was man wirklich braucht, ob sich vielleicht eine Reparatur des Altgerätes lohnt oder ob man auch auf Gebrauchtwaren zurückgreifen kann. Muss es etwas Neues sein, gibt es Produktkennzeichnungen und Gütesiegel, die Orientierung geben. Auch die Ökobilanz ist eine gute Hilfe.

Natürlich lässt Müll sich nicht ganz vermeiden. Im Buch wird erklärt, was damit passiert, was wiederverwertet werden kann und was tatsächlich dann als Restmüll bleibt. Recycling ist ein Stichwort, auf das im Buch eingehend eingegangen wird. Bei der Entsorgung kommt es auf die Umweltverträglichkeit an. Im Buch findet man einen Abfallwegweiser zur Orientierung. Fragen, wohin was kommt, werden geklärt. Nach der Lektüre des Buches sollte jeder wissen, was in den gelben Sack oder die gelbe Tonne, die Biotonne, zum Altpapier in die Glasbehälter in den Restmüll oder zum Schadstoffmobil kommt. Gesetzliche Regelungen für die verschiedenen Abfallarten werden auch noch mal in Kurzform in einer Tabelle dargestellt.

Die Autoren erklären sehr gut, wie Müllvermeidung aussehen kann. Dabei wird gezeigt, wie sich das direkt auswirkt. Man sieht also, was es bewirkt, wenn man Anstrengungen unternimmt, seinen Haushalt hier neu zu organisieren. Das ist gar nicht so schwer. Es gibt Checklisten, die zeigen, wo man steht. Es ist ein gutes Gefühl etwas für die Umwelt zu tun und auch noch den ein oder anderen Euro zu sparen.
Das Buch ist sehr informativ. So liest man beispielsweise was es mit dem Öko-Fußabdruck auf sich hat, wie das Prinzip der Nachhaltigkeit aussieht, was der Grüne Punkt bedeutet und was im Abfallrecht festgelegt wird.
Trotz der umfassenden Darstellung des Themas sind die Texte sehr gut verständlich geschrieben. Die Seiten sind zudem übersichtlich gestaltet. Bildmaterial ist reichlich vorhanden.
Das Buch sollte in keinem Haushalt fehlen. Man kann es nach der Lektüre auch gut als Nachschlagewerk benutzen.

Rezension von Heike Rau

Konrad Soyez / Dieter Baier
Weniger Abfall, mehr Wert
DIN-Ratgeber
144 Seiten, broschiert
Beuth Verlag
ISBN-10: 3410174680
ISBN-13: 978-3410174684

David Shields: Das Dumme am Leben ist, dass man eines Tages tot ist

David Shields: Das Dumme am Leben ist, dass man eines Tages tot ist

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Eine kleine Lebens–und Sterbetrachtung!

Von der Wiege bis zur Bahre reichen die Stationen, mit denen uns David Shields in seiner „Anleitung zum Glücklichsein“ beglückt. Seine Mischung aus Sachbuch, Fachbuch und Biographie ist von erfrischender Ehrlichkeit.

Er berichtet abwechselnd über entwicklungsbiologische Tatsachen und Statistiken und belebt diese Fakten mit Erfahrungen seiner Beziehungen zu seinem Vater, zur Tochter und in Erinnerungen an seine eigenen Lebensetappen. Das Wechselspiel zwischen eigenen Erfahrungen und Sachinformation, mit denen der Autor aufwartet, ist belebend, und mit Humor zeigt er die Ambivalenzen, denen wir im Laufe des Lebens in verschiedenen Entwicklungsstufen ausgesetzt sind. Da wechseln Phasen zwischen Liebe und Hass, und der versierte Autor zeigt uns, dass diese ethnologisch überall auf der Welt parallel verlaufen.

Von der Entwicklung des Fötus bis zum Alter reichen seine Ausführungen, die er mit Zitaten aus Werken bekannter Philosophen, Abenteurern und Schriftstellern in loser Folge anreichert.

Zu Beginn schon zitiert er Kommentare zu den Hebräischen Heiligen Schriften, in denen es heißt, dass ein Baby mit geballten Fäusten auf die Welt kommt, als wolle es sagen:“ Alles gehört mir. Ich werde alles erben.“ Wenn der Mensch aber von der Welt geht, sind seine Hände geöffnet, als wolle er sagen:“Ich habe nichts von der Welt in meinen Besitz genommen.“

Die Zeit zwischen dem Leben und dem Tod sei gemessen an der Anzahl der Jahre, in denen die Welt besteht, als gering anzusehen.

Der Wechsel von philosophischer Weisheit und erfahrenem Leben macht den Reiz des Werkes von David Shields aus.

Von Beginn an vermerkt er die Gegenpole Leben und Tod als sich ergänzende Komponenten, die von uns Menschen als schwer verstehbare Ereignisse angesehen werden. Seine Aussagen kulminieren in dem Satz, den er in John Updykes „Hasenherz“gefunden hat:“ Die Fülle endet, wenn wir der Natur das Lösegeld gezahlt haben, wenn wir ihr Kinder übergeben. Dann ist sie fertig mit uns, und aus uns wird, erst innerlich, dann auch äußerlich, Abfall. Welke Blumenstengel.“ Mit anderen Worten, “ Sich vermehren und sterben. Fortpflanzen und Vergessen.“

Nicht zuletzt ist das Buch eine Hommage an den Vater von David Shields, den er mit amüsierten und erstaunten Blicken bei seinem Alterungsprozess begleitet. Ihm verdankt er die Liebe zum Sport und zur Sprache. Auf die Frage nach dem Fazit des Lebens antwortet der Vater: „Das Sterben ist einfach. Das schafft jeder. Zu leben ist das Kunststück!“

Die vielen Anekdoten und Zitate, dazu die melancholisch reflektierten Erinnerungen bieten eine sehr persönliche Note.

Ob wir mit den nüchtern -realistischen Betrachtungen dieses kleinen Werkes glücklich werden?

Diese Bilanz unseres Lebens ist radikal, sie ist genau, und sie ist ehrlich und treffend. Es bleibt bei „Einer Art Anleitung zum Glücksein,“ –in Abwandlung des Titels von dem bekannten Kommunikationsforscher Paul Watzlawik, der mit seinem Buch  „Anleitung zum Unglücklichsein“ Maßstäbe gesetzt und die Bestsellerlisten erobert hat.

Mit seinem Buch lag David Shields lange auf den New York Bestellerlisten.

David Shields
Das Dumme am Leben ist, dass man eines Tages tot ist
Gebundene Ausgabe: 256 Seiten
Verlag: C.H. Beck
ISBN-10: 3406592856
ISBN-13: 978-3406592850