Majella Lenzen: Das möge Gott verhüten

Majella Lenzen: Das möge Gott verhüten

Eine Nonne auf Abwegen?

Was Majella Lenzen in ihrem Orden als Nonne und als Missionarin von 1959 -1992 in Afrika erlebte, hat sie aufgeschrieben und öffentlich gemacht, indem sie neben ihren menschlichen Erfahrungen über eine Kirchenordnung berichtet, die gravierende Realitätsnähe vermissen lässt.

Sie ist als junge Frau aus tief gläubigem katholischem Elternhaus in den Orden der Missionsschwestern vom Kostbaren Blut eingetreten, überzeugt davon, dass Missionsarbeit ihrem inneren Bedürfnis entspricht.
Schon früh gerät sie mit den strengen Ordensregeln in Konflikt, die sie jedoch nicht von ihrem weiteren Weg abhalten.

Ausführlich und überzeugend beschreibt sie, wie sie nach dem Ende ihrer Ausbildung zur Krankenschwester ihre ersten Erfahrungen in Afrika sammelt. Ihre Einsatzorte sind Kenia, Tansania und Simbabwe. In Tansania baut sie ein Krankenhaus auf, erfährt größte Armut, begegnet Patienten mit schweren Krankheiten und lernt das Leben unter ärmlichsten Bedingungen kennen. Sie ist erfüllt von ihrer Aufgabe, zu helfen und treibt Raubbau mit ihren Kräften, so dass sie mehrfach erkrankt. Voller Enthusiasmus widmet sie sich ihren Patienten, verantwortungsbewusst und getrieben von einem bewunderungswürdigen Elan. Mit wachem Blick und kritischem Bewusstsein beobachtet sie, was aus den ehemaligen Kronkolonien wird. Sie sieht sich täglich mit dem sozialen Gefälle und mangelnder Gerechtigkeit konfrontiert.

Den Konflikt ihres Lebens aber erlebt sie in der ständigen Auseinandersetzung mit der Amtskirche in Rom, die fern aller Lebensnähe ihre Regeln verkündet und jene, die sich widersetzen, ausgrenzt.

Der energisch betriebenen Verbesserung der Gesundheitsvorsorge werden durch absurde Ordensregeln Grenzen gesetzt. Kondome bleiben von der Amtskirche an höchster Stelle verboten, doch bieten sie die einzige Möglichkeit, der weit verbreiteten Seuche Aids in Afrika Einhalt zu gebieten. Sie lösen den Konflikt aus, an dem Schwester Lauda, wie sie mit Ordensnamen heißt, bei der Bekämpfung der Krankheit, die tiefes Leid und Unglück verursacht, scheitert.
Nach abenteuerlichen schweren Einsätzen an verschiedenen Orten in Afrika wird sie des Ordens verwiesen und kehrt enttäuscht aber nicht gebrochen in ihrem Glauben in ihre Heimat zurück.

Ein anrührendes Stück Menschlichkeit wird mit diesem Buch sichtbar. Die mutige, energische, aufopferungswillige und tatkräftige Frau hat mit ihrem Einsatz zahlreichen kranken Menschen in den afrikanischen Entwicklungsländern geholfen. Die Kirche würdigt nicht ihre Taten, sondern besteht auf der Erfüllung eng gefasster Glaubensregeln. Sie verliert den Überblick über das, was machbar und was hilfreich ist. Eine Kirche der Verirrung?
Die Gläubigen werden selber um menschlichere Rechte und machbare Glaubensauslegungen streiten müssen!

Majella Lenzen
Das möge Gott verhüten
Gebunden 288 S.
Dumont Verlag
ISBN-10: 383219519X
ISBN-13: 978-3832195199

Friedrich Ani: Totsein verjährt nicht

Friedrich Ani: Totsein verjährt nicht

Es ist einige Jahre her, seit die achtjährige Scarlett verschwunden ist. Es war Mord und Jonathan Krumbholz büßt dafür. Der geistig zurückgebliebene junge Mann hatte ein Geständnis abgelegt. Dass er es später widerrufen hat, ist ohne Bedeutung. Und auch dass die Leiche nicht gefunden wurde, ändert nichts daran. Kommissar Polonius Fischer ist dementsprechend überrascht, als ihn ein Brief eines ehemaligen Schulfreundes von Scarlett erreicht, der behauptet, das Mädchen gesehen zu haben.

Fischer hat nie so richtig an die Schuld von Krumbholz geglaubt. Doch als er jetzt noch einmal mit Scarletts Mutter und ihrem Lebensgefährten, von dem sie mittlerweile getrennt lebt, spricht, wachen die alten Zweifel wieder auf. Unbehagen erfüllt ihn. Doch ein Wiederaufnahmeverfahren anzustrengen, ist aussichtslos. So beginnt Fischer illegal zu ermitteln und kommt bald weiteren Ungereimtheiten auf die Spur.

Polonius Fischer hat seine professionelle Distanz diesem Fall gegenüber verloren. Möglicherweise weil seine Nerven blank liegen. Seine Freundin, eine Taxifahrerin, wurde überfallen und übel zugerichtet. Sie liegt im Krankenhaus. Deshalb nimmt er den Fall um Scarlett persönlich.

Der Krimi ist nicht im herkömmlichen Sinne spannend. Es gibt keine rasanten, spektakulären Szenen. Dafür hat er Tiefgang im psychologischen Sinne.
Fischer ist diesmal Alleingänger. Seine Kollegen ziehen nicht mit. Selbst Liz, seine berufliche Partnerin, versteht ihn nicht. Sie kann ihn aber auch nicht von seinen Plänen abbringen. Fischer beißt sich fest. Er gerät gefühlsmäßig ins Chaos und verstrickt sich.

Früher war Polonius Fischer einmal ein Mönch. Seine Denkweise ist also eine andere, als die seiner Kollegen. Er bekommt seine Gefühle nicht unter Kontrolle, gerät in eine psychische Ausnahmesituation. Der Autor vermittelt dem Leser dieses Gefühlschaos sehr genau. Das ist nicht einfach zu lesen. Man kommt selbst ins Nachdenken und Grübeln, gerät fast so wie Fischer an den Rand der Verzweiflung.
Der Blick, der auf die Personen gerichtet wird, die mit Scarlett zu tun hatten, geht tief. Hier tun sich Abgründe auf, die man nie für möglich gehalten hätte. Der Autor sorgt mit Nachdruck dafür, dass man sich dem nicht entziehen kann.

Rezension von Heike Rau

Friedrich Ani
Totsein verjährt nicht
284 Seiten, gebunden
Paul Zsolnay Verlag
ISBN-10: 3552054707
ISBN-13: 978-3552054707

Dr. Olivier Ameisen: Das Ende meiner Sucht

Dr. Olivier Ameisen: Das Ende meiner Sucht

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Dr. Olivier Ameisen schildert in seinem Buch, wie er den Kampf gegen die Alkoholsucht gewonnen hat und gibt damit Betroffenen neue Hoffnung

Es ist eine spektakuläre Entdeckung die Dr. Ameisen dazu bewogen hat, diese Buch zu schreiben. Er hat ein Heilmittel gegen seine Alkoholsucht gefunden. Dem voraus geht eine lange Karriere als Alkoholiker, von der er berichtet. Dr. Ameisen erzählt von seinen für ihn nicht auszuhaltenden Angstzuständen, die er nur mit dem Griff zur Flasche ertragen konnte.
Dr. Ameisen beweist durch seinen beruflichen Erfolg, dass es ihm nicht an Willenskraft und Entschlossenheit fehlt. Er geht gegen seine Sucht mit Entzug, Therapien und Medikamenten an. Lange Zeit gesteht er vor anderen seine Alkoholprobleme nicht ein, hofft immer wieder einen Weg zu finden, davon loszukommen. Sein Gesundheitszustand verschlechtert sich allerdings immer mehr, so dass Dr. Ameisen nicht mehr als Arzt praktizieren kann. Was die Alkoholsucht betrifft, forscht er weiter. Er ist der Ansicht, dass er der Sucht nur entkommen kann, wenn die Grundursache, seine Angstzustände, behoben sind. Eines Tages hört er von dem muskelrelaxierenden Medikament Baclofen. Seit Jahren wird es erfolgreich eingesetzt. Laut neuesten Studien scheint es auch gegen Suchverhalten zu helfen. Hellhörig geworden, recherchiert er nach und kommt zu der Ansicht, dass es für ihn infrage kommt. Kein Arzt will ihm das Medikament verschreiben, nicht gegen die Sucht. Gegen seine Muskelverkrampfungen dagegen schon, auch wenn er die Dosierung so für ihn nicht stimmt. Im Selbstversuch gilt es herauszufinden, wie Baclofen bei ihm wirkt. Der Erfolg ist als spektakulär zu bezeichnen.

Dr. Olivier Ameisen beschreibt im Buch seinen langen Leidensweg als Alkoholiker. Es ist schwer mit anzusehen, wie er trotz seiner Intelligenz und seiner Willensstärke es nicht schafft, die Sucht zu besiegen. Als Arzt weiß er, dass vielmehr dahintersteckt, dass es nicht ausreicht sich zusammenzureißen und den ärztlichen Rat zu befolgen. So erklärt er das Wesen dieser Krankheit auf anschauliche, nachvollziehbare Art und Weise. Als Leser kommt man nicht umhin, Vorurteile über Bord zu werfen.
Die Entdeckung, dass Baclofen gegen Süchte helfen könnte, ist spektakulär. Dr. Ameisen ist praktisch der Erste, der beweist, dass diese Annahme stimmt. Das bedeutet aber nicht, dass nun jedem Suchtkranken Baclofen zur Verfügung gestellt werden kann. Was es für ein langer Weg dahin ist, beschreibt Dr. Ameisen in seinem Buch ebenfalls. Schließlich soll das Medikament sicher sein in der Anwendung. Bürokratische Hürden müssen genommen werden. Studien sind teuer und aufwändig. Es ist zermürbend mit anzusehen, wie viele Jahre ins Land gehen, wo doch die Hilfe für Suchtkranke zum Greifen nah scheint. Dr. Ameisen gibt nicht auf. Als Arzt hat er die Möglichkeit sein Ziel voranzutreiben. Und auch das Buch wird ein Stück weit dazu beitragen. Es ist für Betroffene, Angehörige, Ärzte, Therapeuten, Forscher und Interessierte eine spannende Lektüre.

Rezension von Heike Rau

Dr. Olivier Ameisen: Das Ende meiner Sucht
in Zusammenarbeit mit Hilary Hinzmann
Aus dem Englischen von Ursel Schäfer
320 Seiten, gebunden
Verlag Antje Kunstmann
ISBN: 978-3888975851
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Liliane Lerch: Datura

Liliane Lerch: Datura

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Liebe unter der Bedrohung von schwerer Krankheit und Tod.

Liliane Lerch berichtet in ihrem Erstlingsroman von einer ungewöhnliche Liebesgeschichte, die in Kalifornien um 2001 spielt. In der Mojave- Wüste nicht weit von Los Angeles entfernt führt das Schicksal die beiden Hauptprotagonisten zusammen, die Journalistin Emma De Antoni und den Innenarchitekten Jackson Carver. Beide beherrschen das Geschehen im Roman, in dem es um die ganz große Liebe geht.

Jackson betreibt mit seinem Freund Frank einen Antiquitätenladen, der mit dem Namen einer Wüstenpflanze betitelt ist: Datura. Hier findet Emma die schönsten Möbel für ihr kleines Haus, das sie kürzlich erworben hat. Geheimnisvoll und interessant wirkt der schweigsame Jackson auf sie, und sie kann sich seiner Anziehung kaum entziehen. Sie weiß nicht, dass Jackson schwer krank ist. Bei den zunächst noch seltenen Begegnungen zeigt sich Jackson eher zurückhaltend und scheu. Doch je häufiger sie zusammen kommen, desto beeindruckender wirkt seine schlanke und müde Erscheinung.
Jackson verliert sich in Liebe zu Emma, und sie erwidert seine Liebe uneingeschränkt.
Jackson entstammt einer weitläufigen Familiensippe. Seine Krankheit wird sehr bald zum großen Thema des Romans, denn sie ist die Folge eines kurzen ausschweifenden Lebens in seiner Jugend. Die Liebe von Emma und Jackson wird durch sie schwersten Prüfungen unterzogen. Welchen Anfechtungen sich Emma ausgesetzt sieht, das versteht die Autorin mit psychischen und medizinischen Details auszuschmücken. Freundschaften zerbrechen, und Freundschaften wachsen mit den Anforderungen von Jackson Krankheit. Seine Familie zeigt sich trotz der Zugehörigkeit zu der Sekte der Mormonen liebevoll und hilfsbereit.

Atmosphärisch gelungen erscheinen die malerischen Ausflüge in die Wüste. Die Besuche in New Mexico und in Santa Fe liefern Beispiele dafür, wie es sich in den amerikanische Südstaaten mit der Natur, dem Klima und den volksnahen Lebensformen der Indios lebt. Essen und Trinken, das ausgedehnte Familien -und Freundesleben werden durch die Schilderungen von Liliane Lerch höchst lebendig. Bleibend ist der Eindruck einer langen, quälenden Krankheit, die Emma und ihre Zuverlässigkeit auf eine anhaltende und lange Probe stellt. Liliane Lerch hat eine spannende Geschichte ersonnen, die voller Herz und Schmerz steckt. Das ist ein Schmöker, der sicher viele Leser erfreuen wird!

Liliane Lerch stammt selber aus der Schweiz wie ihre Protagonistin und lebt heute ebenso wie diese in der Mojave –
Wüste und in Los Angeles.

Liliane Lerch
Datura
336 Seiten, gebunden
Atrium Verlag
ISBN-10: 3855354308
ISBN-13: 978-3855354306

Uwe Schimunek: 13 kleine Thriller

Uwe Schimunek: 13 kleine Thriller

Dass es ist schottischen Schlössern nicht ganz geheuer ist, weiß jeder. Aber in Leipzig? Uwe Schimuneks Geschichten scheinen das selbst nicht zu glauben und erzählen unaufgeregt, ja geradezu trocken von ganz alltäglichen Dingen. Wenn man einen Lindwurm für alltäglich hält zumindest. Oder wenn man den – im wahrsten Sinne des Wortes – Ausverkauf Deutschlands als eine mögliche Zukunft empfindet. In seinem Büchlein voller kurzer und ganz kurzer Texte konfrontiert Uwe Schimunek seinen Leser mit absurden, bösen, mysteriösen und skandalösen Ereignissen, ohne sich in den für diese Genre typischen Ausschweifungen zu ergehen. Die Reduzierung geht so weit, dass der Leipziger Autor viel Bild durch die bloße Nennung von Orts-, Straßen- und anderen Namen zu erzeugen sucht, was dann doch nicht so recht aufgeht: Der Leser hat meist nur diesen Namen lang Zeit, in seinem Kopfkino-Archiv die passenden Szenen rauszusuchen – falls sie ihm überhaupt zur Verfügung stehen. Ich hatte schnell aufgehört, diese Stöberarbeit zu leisten, und begann sofort, mich an Stellen, wo die gesamte Kulisse mit dieser Technik errichtet wurde, zu langweilen.

Die Konzentration auf das Nötigste hinsichtlich Bild, Ton und Plot verleiht den Texten zweifellos ein Tempo, das Ideen-Konsumenten wir mir sehr entgegen kommt und den Geschichten einen so „normalen“ Klang verleiht, dass man sich unwillkürlich umsieht, ob einem nicht auch gleich „sowas“ passiert. Zugleich lässt es die Texte aber auch ineinanderfließen – spielen ja alle „hier“, selbst wenn sie in der Zukunft spielen – so dass sich bei mir spätestens im hinteren Drittel des Buches eine Art Gefühlslageweile einstellte: Die Ideen erreichen zwar den Kopf, aber wegen der fehlenden „Stimmung“ kaum das „Erlebniszentrum“. Und da sie sowohl innerhalb der Texte als auch in der Kette der Einzelgeschichten recht rasch „abgefeuert“ werden, haben sie auch keine rechte Chance, dauerhaft im Kopf hängen zu bleiben.

Und trotzdem: Jeder Text für sich ist eine kleine Perle und bezieht seinen Schaudereffekt aus eben jedem Klang nach Alltag, der – auch in Kombination mit lakonischem Humor – den Eindruck hinterlässt, dass es gleich nebenan genau so passiert sein könnte. Ganz schnell, ganz unaufgeregt. Man würde es glatt übersehen, wenn man nicht zufällig in diese Richtung blickte …

Uwe Schimunek
13 kleine Thriller
Erschienen März 2009 im fhl-verlag
Paperback, 138 Seiten
Preis 9,95 Euro
ISBN 978-3-942025-11-9

Simone Specht: Homöopathie für Pferde

Simone Specht: Homöopathie für Pferde

Die Homöopathie findet auch in der Tierheilkunde Verwendung. Also auch Pferde können homöopathisch bei kleineren Beschwerden behandelt werden. Ebenso kann man bei Krankheiten mit Homöopathie die Schulmedizin begleiten oder ergänzen. Das setzt natürlich entsprechendes Wissen voraus. Und das bekommt man mit dem Buch. Dabei soll das Buch, das sagt die Autorin sehr deutlich, nicht den Tierarzt ersetzen.

Zunächst wird erklärt, was Homöopathie eigentlich ist, was ein homöopathisches Arzneimittel ausmacht, wie es zu wirken scheint und wie man das richtige Mittel findet. Es geht um die Dosierung und die Verabreichung beim Pferd.
Bestimmte Krankheits- und Beschwerdebilder wie Arthrose, Hufrehe, Probleme nach Insektenstichen, Bindehautentzündungen, Husten und viele mehr werden beschrieben und die entsprechende Behandlung vorgeschlagen.
Danach werden noch einmal die Homöopathischen Mittel von A-Z aufgelistet. Man wird befähigt, eine Stallapotheke zusammenzustellen.

Das Buch kann man Pferdebesitzern empfehlen. Es enthält alles Wissenswerte rund um die Behandlung der Tiere mit Homöopathie. Gerade auch wenn man die Homöopathie schon in der Familie anwendet, dadurch ein wenig Erfahrung mit dieser alternativen Heilmethode hat und gute Erfolge erzielt hat, dann ist das Buch eine echte Bereicherung. Genau auf das Pferd abgestimmt, erfährt man, bei welchen Krankheiten behandelt bzw. begleitend behandelt werden kann. Man erfährt also wann und wie ein bestimmtes Mittel eingesetzt wird.

Dies Informationen werden sehr anschaulich und übersichtlich im Buch dargestellt. Hier wurde viel mit gut strukturierten Tabellen gearbeitet. Man findet also sofort, was man sucht. Fachbegriffe werden im Serviceteil erklärt. Das Buch wird sich also auch sehr gut in der Stallapotheke machen.

Rezension von Heike Rau

Simone Specht
Homöopathie für Pferde
96 Seiten, broschiert
Eugen Ulmer Verlag, Stuttgart
ISBN-10: 3800157349
ISBN-13: 978-3800157341

Matthias Sodtke: Huch! Wir kriegen Besuch!

Matthias Sodtke: Huch! Wir kriegen Besuch!

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Priesemut und Nulli haben einen Brief bekommen. Er ist nicht geschrieben, sondern gemalt. Offenbar kommt der Goldhamster zu Besuch. Eigentlich sind noch drei Tage Zeit, doch dann steht Kurtle schon vor der Tür. Es ist noch früh am Morgen, doch Lust auf Frühstück, so wie Nulli und Priesemut, hat Kurtle nicht. Er ist müde und fällt ins Gästebett. Seine Schnarchgeräusche begleiten Nulli und Priesemut durch den Tag. Hase und Frosch flüchten schließlich nach draußen und kümmern sich um das Gemüsebeet. Als die beiden dann am Abend todmüde ins Bett gehen, ist der Hamster endlich munter. Aus Langeweile baut er in der Nacht ein Hamsterrad und zertrampelt dabei aus Unwissenheit das Gemüsebeet. Das Hämmern verfolgt Nulli und Priesemut im Schlaf. Als die beiden dann endlich aufstehen, schläft Kurtle schon wieder. So kann es nicht weitergehen!

Manchmal ist das Zusammenleben mit einem Besucher nicht so einfach. Sowohl Nulli und Priesemut, aber auch Kurtle, sind unzufrieden. Aber natürlich kommen die drei zu eine Lösung. Kindern wird mit dem Buch vermittelt, das man mit ein bisschen gutem Willen hier durchaus eine Lösung finden kann. Man muss nur bereit sein, gegenseitig Verständnis zu zeigen und Kompromisse einzugehen. Im Buch wird der Weg dahin auf sehr lustige Weise dargestellt.
Die kleine Geschichte ist also wieder sehr unterhaltsam. Die Bilder sieht man gerne an und verfolgt, was Hamster Kurtle auf Besuch so erlebt. Er ist ein toller Typ und erfüllt auch sämtliche Hamster-Klischees. Dass er sehr treffend gezeichnet ist, mit ordentlich dicken Backen, scharfen Hamsterzähnchen und Knopfäuglein versteht sich von selbst.

Rezension von Heike Rau

Matthias Sodtke
Huch! Wir kriegen Besuch!
32 Seiten, gebunden
ab 4 Jahren
Lappan Verlag
ISBN-10: 3830311516
ISBN-13: 978-3830311515

Patrick Blanc: Vertikale Gärten – Die Natur in der Stadt

Patrick Blanc: Vertikale Gärten – Die Natur in der Stadt

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Man sieht sie manchmal, die mit Efeu oder wildem Wein bewachsenen Häuser. Sie haben einen ganz besonderen Charme. Aber da geht noch viel mehr, wie der Wissenschaftler Patrick Blank in seinem Buch zeigt. Seine „Grünen Wände“ sind berühmt und das weltweit. Das Cover zeigt das Gebäude der Départementsverwaltung Hauts-de-Seine in Nanterre. Ein Gebäudevorsprung aus Beton wurde zur Grünen Wand umgestaltet. Es ist ein faszinierender Anblick, dem man sich nicht entziehen kann.

Der Autor erzählt im Buch, wie alles begann. Doch bis sich sein Vorhaben, Wände zu begrünen, verwirklichte, war es ein weiter Weg, wenn man von den Versuchen im eigenen Zuhause einmal absieht. Erfahrungen mussten gesammelt werden. Experimente führten zu entsprechenden Erkenntnissen.
Patrick Blank hat von der Natur abgeschaut. Er hat die halbe Welt bereist und infrage kommende Pflanzen in ihrem natürlichen Lebensraum betrachtet. Daran lässt er den Leser mit Erklärungen und spektakulären Fotos teilnehmen.

Mit dem Wissen um die Pflanzen wurde dann ein System entwickelt, die Wände zu begrünen. Eine Zerstörung der Mauern und Gebäude musste ausgeschlossen sein. Der Autor stellt das entsprechende Konzept vor. Aufbau, Montage und Pflege der Grünen Wände werden dargestellt. Es ist spannend, zu sehen, wie eine anfangs noch etwas spärliche Bepflanzung zum Urwald wird. Ein Stückchen Natur zwischen Beton- und Glaswänden entwickelt sich vor den Blicken des Betrachters.

Im Anschluss an diese Kapitel, werden bereits realisierte Werke vorgestellt, Privat- und Geschäftshäuser, Hotels, Einkaufszentren, Museen, Ausstellungsräume und viele mehr. Es ist ein beeindruckender Streifzug. Immer wieder präsentieren sich die Grünen Wände anders. Sie bestechen durch ihre Schönheit und Individualität. Sie nehmen die Blicke der Betrachter gefangen.

Fazit: In diesem beeindruckenden Werk wird der Weg gezeigt von der kahlen Betonwand hin zur grünen Oase in der Stadt. Es ist spannend zu sehen, wie das Umfeld sich verändert und welche umwerfende Wirkung die bepflanzten Wände haben. Der Autor gibt seinen Pflanzenkenntnisse, seine Ideen und Erfahrungen auf sehr aufschlussreiche Art und Weise weiter.

Rezension von Heike Rau

Patrick Blanc: Vertikale Gärten – Die Natur in der Stadt
Aus dem Französischen von Sabine Hesemann
192 Seiten, 383 Farbfotos, 17 Farbzeichnungen
Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart
ISBN 978-3-8001-5910-9

Olivier Ameisen: Das Ende meiner Sucht

Olivier Ameisen: Das Ende meiner Sucht

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Krankheit und Heilung von der Alkoholsucht: ein Erfahrungsbericht.

1986 erlebt der angesehene Kardiologe Dr. Olivier Ameisen einen Schock, als er sich blutend in ein Krankenhaus begeben muss: er hat so viel getrunken, dass er sich kaum an die Ursache der Verletzung und den vergangenen Abend mit seinem Freund Jeff erinnern kann.
Er leidet schon zeitlebens an Ängsten, die sich in der letzten Zeit zu Panikattacken steigern. Der erste Konsum von Alkohol auf einer Feier bei Freunden hatte ihm vorübergehend Erleichterung verschafft. Die Sucht nahm damit leider ihren tragischen Anfang.

Seine Eltern kamen aus dem polnisch-jüdischen Bürgertum und hatten die Nazizeit knapp überlebt. Sie wohnten bei seiner Geburt 1953 gut situiert in Paris. Man verkehrt in den besten Kreisen. Olivier ist ein begabter Musiker und hoch intelligenter Schüler, der bereits mit 16 Jahren das vorgezogene Abitur macht und mit dem Medizinstudium beginnt. Erfolg und Neugier treiben ihn 1983 nach New York, wo er in einer renommierten Klinik in Forschung, Lehre und in der Praxis arbeitet. Seine Ängste steigern sich 1986 zu unerträglichen Panikattacken, von denen ihn nur der zunehmende Alkoholkonsum befreit.
Atemberaubend liest sich die Schilderung von Olivier Ameisen über seine Versuche, dem Alkohol abzuschwören. Er wird Mitglied der AA ( Anonyme Alkoholiker ) und erliegt doch immer wieder seiner Gier nach der erlösenden Betäubung durch dem Alkohol. Kliniknotaufnahmen im Wechsel mit Entzugskliniken und Therapien aller Art bieten ihm keine Entlastung. Bald kann er die vielen Entzugskliniken nicht mehr bezahlen. Die ärztliche Arbeit hat er aufgegeben, weil er seine Patienten nicht gefährden will. 1999 kehrt er nach Paris zurück.
Es geht ihm immer schlechter. Das exzessive Trinken schadet seiner Gesundheit, denn er zieht sich gefährliche Brüche zu, und die Leber nimmt Schaden. Er vernachlässigt sich. Wenige Freunde bleiben ihm, und die ärztliche Hilfe bei angesehenen Alkoholspezialisten, Psychiatern und Neurologen bewirkt nichts. Es ist ein steiler Niedergang, der auf den Tod zusteuert.
Seine immer wieder vorgetragenen Argumente, dass seine Ängste die Ursache und nicht das Symptom für den Alkoholmissbrauch sind, werden von niemandem ernst genommen.
Selbsthass und Gefühle des Versagens werden unerträglich. Mitfühlend wird man zum Zeugen einer Krankheit, die herkömmlich mit Charakterschwäche und mangelndem Willen verwechselt wird.
Als Olivier Ameisen durch einen Zufall auf ein Medikament aufmerksam wird, das bei Muskelkrämpfen eingesetzt wird, macht er sich auf die Suche nach Forschungsergebnissen. Er nimmt Kontakt zu befreundeten Ärzten auf und beginnt schließlich einen Selbstversuch mit dem Medikament Balcofen. Binnen kürzester Zeit ist seine Sucht verschwunden, ja er wird sogar gleichgültig gegenüber den Verlockungen des Alkohols. Fast ohne Nebenwirkungen kann er entspannt schlafen und beginnt, am Leben wieder aktiv teilzunehmen. Er geht an die Öffentlichkeit mit seinem Selbstversuch, schreibt einen von Sachverständigen bestätigten Bericht über seine Erfolge beim Kampf gegen den vernichtenden Alkoholismus und beginnt ein neues Leben.

Erschütternd, spannend wie ein Krimi und aufklärend ist sein Buch über die eigene Erkrankung, die mit dem Vorurteil aufräumt, es läge nur an der eigenen Schwäche, wenn man dem Alkohol verfällt. Sein Bericht über den Kampf gegen die Sucht ist hoch engagiert geschrieben. Er ist Ausdruck größter Not und Todesangst und weckt Verständnis und Mitgefühl. Neben der sehr persönlichen Berichterstattung gibt er als kompetenter Arzt fachlich Auskunft über die Wirksamkeit seiner Medikamente. Die Ehrlichkeit und bemerkenswerte Eigendiagnose wird zum Motor, mit dem Ameisen sich dem Kampf gegen die Sucht und ihrer Heilung widmet. Er wird zum Forscher für Suchtkrankheiten und lehrt und arbeitet heute wieder in New York und Paris.

Olivier Ameisen
Das Ende meiner Sucht
Gebunden 320 S.
Verlag Antje Kunstmann
ISBN -10 3888975859
ISBN-13 978-3888975851
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Matthew und Ainsley Johnstone: Mit dem schwarzen Hund leben

Matthew und Ainsley Johnstone: Mit dem schwarzen Hund leben

Was tun, wenn ein Angehöriger oder man selbst an einer Depression erkrankt?

Im Jahre 2008 erschien ein erster Band des Artdirektors und Designers Matthew Johnstone, in dem er seine Depression mit kurzen Texten und einprägsamen Bildern beschrieb.
Inzwischen hat er zusammen mit seiner Frau Ainsley ein weiteres Buch zum Thema erstellt, in dem es um die Angehörigen von Menschen geht, die an einer Depression erkrankt sind. Ainsley Johnstone zeigt in ihrer Einleitung, wie überraschend und quälend die ersten Schritte für sie waren, bis sie verstanden hat, was es mit der Depression ihres Mannes auf sich hat.

Nachweislich ist die Depression eine weit verbreitete Volkskrankheit. Doch nach wie vor grassiert auch die Meinung, man müsse sich „ nur zusammenreißen,“ dann gehen die Lethargie und das Unbehagen schon vorüber.
Die Verlegenheit und Bedrückung, ja Peinlichkeit, an einer Depression erkrankt zu sein, macht es Menschen schwer, über ihre Krankheit mit deren Begleiterscheinungen zu sprechen. Angehörige und Freunde sind oft hilflos in ihrem Begehren, dem Kranken, denn um eine Krankheit handelt es sich hier, mit den richtigen Worten und Taten zu helfen.

Das nun erschienene zweite Buch bietet Unterstützung und Hinweise für jene, die den Kranken zur Seite stehen möchten. Wie im ersten Buch wird mit der Bildgestaltung der Sinngehalt der geschriebenen Texte verdeutlicht.
Manches ist Wiederholung, z.B. wie sich die Depression zeigt.
Dieses Mal aber dreht es sich um die Reaktionen, mit denen man auf die äußere Vernachlässigung, die Müdigkeit oder die Wutanfälle reagieren könnte. Der schwarze Hund ist der stumme oder auch überwältigende Begleiter, der unter dem Stuhl, hinter der Tür oder unter dem Tisch lauert, und den Depressiven mit seinen Klauen bremst. Die Reaktionen der Helferinnen und Helfer auf den Kranken bedürfen der intensiven Selbstbeobachtung, damit sie nicht schädigend wirken. Da geht es um Geduld, freundliche Zuwendung, Akzeptanz, eventuelle Abmachungen und um mögliche Abgrenzungen, damit man von der Krankheit im wahrsten Sinne des Wortes nicht angesteckt wird.

Das Buch ist ermunternd und hilfreich. Es wird nicht um die Krankheit herumgeredet, und es wird nichts beschönigt. Die Bilder zeigen anschaulich, wie es im Haus und Heim aussehen kann, wenn jemand mit einer Depression darin wohnt. Tröstliche Worte aber zeigen: auch der schwarze Hund kann verschwinden. Man kann ihn bekämpfen, mit ihm leben lernen und ihn vielleicht sogar besiegen!
Die Wege bis dahin sind vielfältig. Dass man Hilfe finden kann und Angehörige wichtig sind, das beweisen Matthew und Ainsley Johnstone im besten Sinne mit ihrem Gemeinschaftswerk.
Sogar die Arbeit an dem Buch konnte zu einem Gewinn für die Heilung werden. Man sollte es lesen und verschenken, wenn man im eigenen Umkreis von einer Depression erfährt,–wenn! Denn das bleibt das große Fragezeichen: wer bekennt sich und lässt es zu, über sich und diese unheimliche Krankheit zu sprechen?
Dieses Buch dient der Ermutigung dazu!

Matthew und Ainsley Johnstone
Mit dem schwarzen Hund leben
80 S., gebunden
Kunstmann Verlag
ISBN-13: 978-3888975943