Katharina von der Leyen: Dogs in the City

Katharina von der Leyen: Dogs in the City

Die Journalistin Katharina von der Leyen gibt gerne zu, dass sie einen Hundetick hat. Mit einem Mann, einer Katze und den Mops Theo und den Königspudeln Luise und Ida lebt sie zusammen. Später kommt noch das Italienische Windspiel Harry dazu. Auch in ihrer Vergangenheit hatte sie immer wieder ganz unterschiedliche Hunde. Sie ist also eine erfahrene Hundehalterin.
Aus ihrem Leben erzählt sie mit einem Zwinkern im Auge. Es ist sehr unterhaltsam zu lesen, wie es sich mit den Hunden gestaltet. Es gibt so viele Erlebnisse, die weiterzuerzählen sich lohnt. Die Charaktere der Hunde und ihre Beweggründe zu tun, was sie eben tun, werden auch immer mit menschlichen Eigenschaften verglichen. Dabei vermenschlicht die Autorin in ihrer Haltung Hunde aber keineswegs. Vielmehr verfügt sie über großen Sachverstand. Sie beweist, dass sie auch mit schwierigen Hunden umzugehen versteht. Im Buch werden nicht nur die guten Erlebnisse mit Hunden beschrieben. Auch über Schwierigkeiten wird gesprochen. Deutlich wird auch, wie verschieden Hunde doch sind.
Das Buch hat damit nicht einfach nur einen Unterhaltungswert. Man kann auch von der Autorin einiges über den Umgang mit Hunden lernen.
Das Buch ist mit sehr viel Humor geschrieben. Viele Situationen werden überspitzt dargestellt. Damit hat die Autorin die Lacher auf ihrer Seite. Und dennoch werden auch traurige, zu Herzen gehende Situationen nicht ausgespart.
Das Cover passt überhaupt nicht zum Buch. Es vermittelt ein wenig Oberflächlichkeit und reduziert das Buch auf seinen Unterhaltungswert. Über den Text würde man das nie sagen.
Mit im Buch sind auch einige Fotos der Hunde. Die schaut man gerne an. Mit einem Bild der Tiere vor Augen liest sich das Buch noch besser.

Rezension von Heike Rau

Katharina von der Leyen
Dogs in the City
Franckh-Kosmos Verlag
192 Seiten, gebunden
ISBN: 978-3440113363
Bestellen

Tessa Kiros: Familien-Rezepte – Bunt wie das Leben

Tessa Kiros: Familien-Rezepte – Bunt wie das Leben

Tessa Kiros hat für dieses Buch Familien-Rezepte gesammelt. Sie ist Tochter finnisch-zypriotischer Eltern, erlebte ihre Kindheit zwischen Südafrika und England. Dementsprechend abwechslungsreich sind die Rezepte im Buch. Es sind Rezepte für die ganze Familie, von Generation zu Generation weitergegeben. Es sind Lieblingsrezepte aus aller Welt.

Schon die Art und Weise wie die Rezepte sortiert sind, überrascht. Die Farben geben hier den Ausschlag. Unter der Farbe „Rot“ findet man Nudelsuppe mit Tomate und Basilikum, Spaghetti mit Fleischbällchen oder Beeren-Buttermilch-Kuchen. Unter „Gelb“ gibt es Zitronenlimonade, Risotto mit Spiegelei oder Zitronenbaiser-Eistorte.
Es gibt ganz einfache Rezepte, die schnell gemacht sind. Man findet aber auch Rezepte, die für Festtage geeignet sind. Man kann sich von den außergewöhnlich schönen Fotos inspirieren lassen und Gerichte nach Lust, Laune und Lieblingsfarbe auswählen.
Gleichzeitig ist das Kochbuch aber auch ein Lesebuch. Die Kindheitserinnerungen Tessa Kobers werden mit diesem Buch wach. Nicht selten verbindet sie ein Gericht mit einer ganz bestimmten Erinnerung und erzählt dem Leser davon. Das kommt gut an.
Die Rezepte selbst, sind gut nachvollziehbar. Jeder Arbeitsschritt wird genau beschrieben, auch wenn die Gliederung etwas deutlicher als nur mit Absätzen hätte ausfallen können.

Insgesamt findet man 220 Rezepte im Buch – viele traditionelle, aber auch viele kreative. Ein ganz einfaches aber leckeres Mittagessen sind die Bratkartoffeln mit Spiegelei, eine Herausforderung für die Kaffeetafel dagegen die Karamelltorte mit Pfefferminz-Crisp. Wem es immer mal wieder an Ideen mangelt, der wird sich über dieses Kochbuch freuen. Gerade auch wer für und mit der Familie kocht. Es gibt viele Rezepte, die gerade Kinder mögen werden.
Die gut ausgewählten Rezepte und die Erinnerungen Tessa Kiros’ zusammengenommen, machen dieses Kochbuch zu etwas Besonderem.

Rezension von Heike Rau

Tessa Kiros
Familien-Rezepte – Bunt wie das Leben
400 Seiten, gebunden
Dorling Kindersley Verlag
ISBN: 978-3831012794
Bestellen

Morbus vitalis

Morbus vitalis

Keine exzentrischen Figuren, keine exotischen Schauplätze, keine extravaganten Handlungsstränge. Im Gegenteil: Willi van Hengels „Morbus Vitalis“ zeigt wie eine vermeintlich banale, tausendfach erzählte Geschichte – ein Mann zwischen zwei Frauen – in seltsamste Obsessionen und gnadenlos ehrliche Selbsterkenntnis münden kann.

Da es sprachlich extraordinär aber leichtfüssig erzählt ist, vergehen die 244 Seiten wie im Fluge.
Ich empfehle diesen Roman aus vollem Herzen, denn nach dieser Lektüre kann sich etwas verändern oder alles. Wie bei wirklich außergewöhnlicher Kunst führt sie dazu, für einen wertvollen Moment über das eigene Fühlen und Tun nachzudenken. Über die Kunst zu leben und die Kunst und das Leben überhaupt. In all seiner skurrilen Jämmerlichkeit, in all seinen geheimnisvollen Abhängigkeiten. Mit Liebe, Lug und (Selbstbe) trug. Existenzielles eben… Darüber hinaus ist sie intelligent, auch ganz schön komisch und abgrundtief lustvoll.
Und van Hengel schreibt sowieso wie kein anderer.

Willi van Hengel
Morbus vitalis
Einfache Geschichte über das Leben extraordinär erzählt
ISBN:3940756369
Bestellen

Lynn Raven: Das Herz des Dämons

Lynn Raven: Das Herz des Dämons

Normalität vorzugaukeln ist für Dawn Warden nicht einfach. Dass sie mit Julien zusammen ist, weckt bei den anderen die Aufmerksamkeit. Dabei weiß niemand, dass der gutaussehende junge Mann ein Geheimnis hütet, dass er ein Lamia ist.
Wieder steht Julien im Mittelpunkt, als in seinem Spind Crystal-Tabletten gefunden werden. Dawn hofft, dass Julien bald gegen Kaution freikommt, sonst könnte das schlimme Konsequenzen haben. Julien gelingt es aber die Gedanken des Schulleiters und der beiden Polizisten zu manipulieren, so dass diese glauben, die Tabletten seien nur Vitaminpillen.
Für Dawn und Julien stellt sich natürlich die Frage, wer ihm das Crystal unterjubeln wollte und warum.
Später kommt es zu einem Vorfall in der Schultoilette, an dem wieder Julien beteiligt ist. Alles sieht nach einer Schlägerei aus. Danach bleibt Julien viele Stunden verschwunden, was Dawn natürlich in große Unruhe versetzt.
Julien hat nämlich noch andere Sorgen. Er sucht seinen Zwillingsbruder Adrien.
Und auch Dawn bekommt bald zu spüren, in was sie eigentlich hineingeraten ist. Ihr Großonkel Vlad eröffnet ihr, dass sie zwangsverheiratet werden soll. Nicht mit Julien, das kommt nicht in Frage, so sehr sie ihn auch liebt. Vielmehr soll sie einen anderen jungen Mann kennen lernen. Doch der hat noch ganz andere Pläne. Nicht nur mit Dawn, sondern auch mit Julien.

Um es gleich zu sagen, mit dem ersten Buch „Der Kuss des Dämons“ kann dieser zweite Teil nicht mithalten. Die Geschichte beginnt recht eintönig. Erst nach den ersten 100 Seiten wird es etwas spannender.
Das Buch lebt von den zwei Hauptpersonen Dawn und Julien. Wobei Julien ein wirklich interessanter Charakter ist. Er sorgt für Romantik im Buch. Dabei ist es diese unterschwellige Gefährlichkeit, die nicht nur Dawn, sondern sicher auch den Leser faszinieren wird.
Allerdings braucht die Autorin viel zu viele Worte, um die Beziehung zwischen Dawn und Julien zu beschreiben. Sie wiederholt sich ständig. Die Handlung wird unnötig in die Länge gezogen. Es kommt einfach kein Schwung rein.
Erst im letzen Drittel des Buches passiert endlich was, aber man findet keinen rechten Zugang mehr. Wirklich schade! Aber vielleicht wendet sich das Blatt mit der nächsten Fortsetzung.

Rezension von Heike Rau

Lynn Raven
Das Herz des Dämons
Verlag Carl Ueberreuter
352 Seiten, gebunden
ab 14 Jahren
ISBN: 978-3800052462
Bestellen

After work cooking – Alles aus einem Topf

After work cooking – Alles aus einem Topf

Berufstätigen bleibt unter der Woche oft nicht viel Zeit zum Kochen. Trotzdem soll natürlich etwas Leckeres und Gesundes auf den Tisch kommen. „Alles aus einem Topf“ – das klingt nach Zeiteinsparung.
Nach einem Blick ins Buch wird aber klar, dass man dann doch eher zwei Töpfe braucht und auch eine Pfanne, eine Gratinform und ein Backblech. Es erwartet den Leser also mehr als Eintöpfe. Wobei es natürlich auch diese gibt. Beispiele dafür sind der Hähnchentopf mit Mehlklößchen oder die Gemüsesuppe mit Tortellini.
Wer Herzhaftes mag kann die Schweinekoteletts mit Rotkraut oder die Pilze Stroganoff probieren. Natürlich kommt auch Fisch auf den Tisch. Heilbutt mit Tomaten und Lauch, sowie Lachs in Senfkruste sind nur zwei Beispiele dafür. Für das Kochen all dieser Gerichte muss man 30 Minuten veranschlagen.
Es gibt aber auch Gerichte, für die man nur 15 Minuten Vorbereitungszeit braucht. Der Kochvorgang selbst, ist hier nicht eingerechnet. Man hat die Wahl zwischen Polenta-Pizza mit Tomaten und Ricotta, Pastete mit Wurzelgemüse und vielem mehr.
Manchmal bietet es sich an, auf Vorrat zu kochen, um das Übriggebliebene dann weiterzuverwerten. Auch hierfür gibt es zeitsparende Vorschläge.
Hinten im Buch findet man weitere Ratschläge. Man lernt im Voraus für die Woche zu planen. Erhält Vorschläge für schnell gemachte Beilagen oder Menüzusammenstellungen. Man erfährt, was man an Grundausstattung und Vorräten in der Küche haben sollte und wie man Lebensmittel lagert und clever einkauft.

Mit dem Buch kommt man gut über die Woche. Es gibt viele Rezepte, die gefallen und die auch schnell gemacht sind. Ein wenig Geschick in der Küche muss man schon zeigen, sonst ist die Zeiteinsparung schnell dahin. Was da auf den Tisch kommt, kann man als gesunde Mischkost bezeichnen. Es wird für viel Abwechslung gesorgt.
Neben der Zutatenliste findet man die Kochanleitung. Diese ist sehr übersichtlich in Schritte untergliedert. Man kann hier sehr gut folgen.
Zu jedem Gericht gibt es ein gut gemachtes und sehr ansprechende wirkendes Foto.
Die allgemeinen Hinweise zum Einkaufen, Lagern und Kochen hinten im Buch sind sehr nützlich.
Auch wenn man für viele Gerichte mehr als einen Topf braucht, das Kochbuch gefällt gut.

Rezension von Heike Rau

Chuck Williams (Hrsg.)
After work cooking
Alles aus einem Topf
Egmont Vgs
112 Seiten, gebunden
ISBN: 978-3802517969
Bestellen

Charlie Bone und der Schattenlord

Charlie Bone und der Schattenlord

Dass Großtante Eustacia ein Gemälde, das von Mrs Tilpin stammt, in den Keller gebracht hat, weckt natürlich Charlies Interesse. Obwohl es in Papier gepackt ist, hört er etwas und spürt einen Lufthauch. Neugierig entfernt er die Hülle. Sofort baut sich ein Trugbild im Keller auf, dann ist Charlie auch schon mittendrin.
Ein Riese, es ist ein Vorfahr Charlies, nämlich Ortus Darkwood, versteckt Charlie erst einmal vor dem General und den Soldaten.
Charlie ist 900 Jahre in die Vergangenheit gereist. Der Schattenlord hat ihn nach Badlock gelockt. Diesmal ist nicht nur Charlies Geist gereist, sondern sein ganzer Körper. Zu seiner Überraschung folgt ihm Benjamins Hund Runnerbean. Der hat etwas mitgebracht, das Charlie retten kann. Es ist Charlies Motte Clearwen. So steht dem Jungen nun endlich die Rückreise offen. Diese Chance nutzt Charlie natürlich. Doch er vergisst Runnerbean mit nach Hause zu nehmen.

Charlie hat seine Gabe offenbar weiterentwickelt. Er kann nun direkt in Bilder hineingehen. Sein Körper bleibt nicht mehr zurück.
Diesmal hat es der Schattenlord auf Charlie abgesehen. Überall lauern seine schrecklichen Wächter, so dass Charlie praktisch keinen Handlungsspielraum hat. Dabei will der Lord in die reale Welt zurück, was um jeden Preis verhindert werden muss.
Auch der siebente Band um Charlie Bone ist wieder äußerst spannend geschrieben. Es passiert etwas, das schlimmer ist, als alles, was bisher vorgefallen ist. Das Böse hat eine ungeheure Macht. Das bekommen Charlie und seine Freunde zu spüren.
Die Handlung ist diesmal etwas ruhiger und gefühlvoller gehalten und stimmt damit nachdenklicher. Das wird aber als sehr positiv empfunden. Charlie entwickelt sich weiter und wird älter.
Man folgt dem Fortgang der Geschichte mit Faszination. Das Ende ist gut gemacht. Es verspricht ein weiteres spannendes Buch.

Rezension von Heike Rau

Jenny Nimmo
Charlie Bone und der Schattenlord
Siebter Band
Aus dem Englischen von Christa Broermann
352 Seiten, gebunden
Ravensburger Buchverlag
ISBN: 978-3473349678
Bestellen

Riff

Riff

Julia Whitty ist Dokumentarfilmerin, hat über 50 Filme zu meeresbiologischen Themen produziert. Die Buchautorin schreibt außerdem für Zeitschriften.
Mit ihrem Buch „Riff“ nimmt sie den Leser mit auf eine ganz besondere Reise. Sie beschreibt drei Korallenatolle im Südpazifik: Funafuti, Mo’orea in Französisch-Polynesien und die Gewässer von Rangiroa, zum Inselstaat Tuvalu gehörend. Es ist ein Reisebericht, bei dem der Tier- und Pflanzenwelt am Riff unter Wasser besondere Aufmerksamkeit zukommt. Der Leser erfährt Wissenswertes über dieses einzigartigen Ökosystems. Der Artenreichtum und die Lebensweise der Riffbewohner wird erzählend dargestellt. Man wird direkt mit auf die spannenden Tauchgänge genommen.
Die Autorin erzählt in einer sehr poetisch anklingenden Sprache, die zudem noch sehr detailreich und nuanciert ist. Diese wunderbare und leider auch gefährdete Welt wird dem Leser gut vorstellbar beschrieben. Farben, Klänge und gefühlsmäßige Eindrücke werden erzählend dargestellt. Eine Unterwasserwelt, sonst verborgen, wird sozusagen sichtbar.
Julia Whitty ist eine gute und vor allem sehr genaue Beobachterin. Man erfährt Geheimnisvolles, wird verzaubert von der Ausdrucksweise der Autorin.
Man liest von Lebensbereichen, die sonst im Verborgenen liegen und von Lebewesen, die gewöhnlich vor den Augen des Lesers nicht sichtbar sind. Man wird sensibilisiert für Umweltthemen. Die Autorin stellt dar, wie gefährdet die Natur am Riff ist und zeigt, welche Folgen der Klimawandel haben könnte.
Ein wirklich faszinierendes Buch!

Rezension von Heike Rau

Julia Whitty
Riff
Begegnungen mit verborgenen Welten zwischen Land und Meer
Übersetzt von Michael Haupt
mareverlag, Hamburg
336 Seiten, gebunden
ISBN: 978-3866481008
Bestellen

Moskau, Bel Etage

Moskau, Bel Etage

Das Haus in der Trjochprudny- Gasse in Moskau birgt die Geschichte eines ganzen Jahrhunderts!
Hier lebt fast 100 jährig nur noch Rosa Mirski, nachdem ihr Mann und Sohn längst verstorben sind.
Ihr Mann Semjon Mirski, der einst hoch dekorierte und geehrte Architekt, der es bis in die Akademie der Wissenschaften und in den Obersten Sowjet schaffte, hatte es 1903 im Jugendstil erbaut. Das Haus hat alle politischen und revolutionären Umwälzungen des Jahrhunderts, zwar etwas morsch inzwischen, doch gut überstanden!

Die große und breit über das 20. Jahrhundert angelegte Familiensaga des russischen Autoren Grigori Rjaschski beginnt geschmeidig und elegant erzählt mit viel Humor und amüsanten Einlagen in einer unauffälligen aber feinen Nebenstrasse in Moskau.
Rosa hat als Oberhaupt der Familie am Ende des Jahrhunderts viel erlebt mit ihrer Familie, mit ehemaligen und heutigen Nachbarn.
Was über sie und ihre Leben zu erzählen ist, das hat mit der Oktoberrevolution in Russland von 1917, mit Stalin und seinen Säuberungen und vielen unruhigen Ereignissen zu tun.
Die Auswirkungen der Stalinschen Willkürherrschaft hat auch in diesem Hause Spuren hinterlassen.
Neben Rosa und ihrem Ehemann gab es freundliche und gute Nachbarn, und Mitte der dreißiger wurde ihr Sohn Boris geboren. In der Haushälterin Sina fand Semjon ein unschuldiges Objekt für seine heimlichen Begierden, was für ihn allerdings später zum Verhängnis werden sollte.

Neben den privaten und nachbarschaftlichen Treffen zu den hohen jüdischen Feiertagen, die noch ganz im Geiste ehemaliger Bürgerlichkeit und Wohlanständigkeit verlaufen, spürt man schon die Schikanen, mit denen sich einzelne im Sowjetreich ihre Pfründe und Einflüsse zu sichern wussten.

Eines Tages fehlen die Nachbarn Selenski, die mit viel Tücke und heimlichen Intrigen ihres Heimes verwiesen einem neuen Mitbewohner Platz machten: der NKDW Hauptmann Tschapaikin zieht ein. Er hinterlässt eine Blutspur hinter sich wie so viele, die in jenen Tagen das Sagen hatten.
Die fein gesponnenen Machteinflüsse, mit denen sich einzelne auf Kosten anderer bereicherten, werden hintergründig aufgezeigt. Stalin war ein paranoider Despot, der viele Anhänger und treue Begleiter des Verrats verdächtigte und hinrichten oder in die Verbannung schicken ließ. Auch der liebste Günstling war in Gefahr, wenn sich genügend Anschuldigungen gegen ihn aufbieten ließen, und jeder konnte jeden mit unglaubwürdigen Beschuldigungen und Anzeigen zu Fall bringen. So wurde auch Semjon eines Tages zum Opfer, der nach seiner Entlassung Mitte der fünfziger Jahre nach 15 langen Jahren Lagerhaft nicht mehr in ein geordnetes Leben zurückfand.
Die beschriebenen Charaktere sind stark, und man sieht sich taumelnd in die Atmosphäre jener Jahre versetzt. Die Beispiele für Verrat und Intrige sind unglaublich und doch gut vorstellbar nach allem, was man aus der ehemaligen UDSSR weiß.
Von Kriminellen Machenschaften und von trivialen bis berechnenden Liebschaften handelt die Geschichte, von fein angelegten Raubzügen, die schönste Kunstschätze ebenso betreffen wie einfache Bestechungen und Erpressungen. Ein ganzes Zeitgemälde entsteht unter der Feder des Autors, das bis in kleinste Einzelheiten auf die verrückten und bösartigen politischen Manöver jener Jahre Bezug nimmt.

Grigori Rjaschski entwickelte seinen Roman in Anlehnung an seine eigene Familiengeschichte. Er ist reich an Beispielen aus dem kleinen Alltag in der Sowjetunion und behält immer die Familie Mirski, ihre Nachfahren und das Haus in der Trjochprudny- Gasse im Fokus. Dabei hilft die Komik und Distanz, mit der Rjaschski die Geschichte mit jüdischem Humor gewürzt zu einem bestrickenden Stück Zeitgeschichte macht.

Grigori Rjaschski
Moskau, Bel Etage
Russisch – jüdische Familiensaga mit humorvollen Betrachtungen und einem Stück realer Politsatire!
ISBN:3462040715
Bestellen

Donna Milner: River

Donna Milner: River

Dieses Buch direkt bei Amazon bestellen!
„Er kam zu Fuss. Wie eine Fata Morgana erschien er zwischen den flirrenden Hitzewogen auf der Straße, die sich bis zu unserem Tor wand. Ich beobachtete ihn aus dem Schatten unserer geschlossenen Veranda heraus. An jenem heißen Julitag im Jahr 1966 war ich vierzehn, und bis zu meinem Geburtstag waren es nur noch ein paar Wochen. … Als der Border-Collie ihm die Hand leckte, lächelte er uns von der anderen Seite des Zauns zu. Mom lächelte zurück, strich sich die feuchte Schürze glatt und ging die Verandastufen hinunter. Ich zögerte nur einen Augenblick, dann stellte ich den Wäschekorb ab und folgte ihr. Wir trafen ihn am Tor.
Mom hatte ihn erwartet.
Was sie nicht erwartet hatte, war all das Leid, das wie ein kalter Wind folgen sollte.“
So beginnt der Debütroman der kanadischen Schriftstellerin Donna Milner. Ein romantischer Einstieg, der von einem Hippie erzählt, welcher als Vietnamskriegsgegner auf der Flucht vor den US-Behörden Zuflucht im benachbarten British Columbia sucht. Der Leser wird in die sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts zurück versetzt und auf die ländliche und sommerliche Landschaft eingestimmt, bis dann dieser letzte Satz des ersten Kapitels dort steht. Mit nur einem Satz wird die zuvor aufgebaute Idylle zerstört.
Natalie Ward, die Protagonistin dieser Novelle, erhält über dreißig Jahre später einen Anruf von ihrem Bruder, dass es der Großmutter sehr schlecht gehe und sie unbedingt nach Hause kommen müsse. Ihre Mutter ist wahrlich nicht mehr die Jüngste und so macht sie sich umgehend auf den Weg in ihre alte Heimat, die sie über Jahre nicht mehr besucht hatte. Auf dem Weg dorthin muss sie ständig an die alten Zeiten denken und so erzählt sie dem Leser ihre Lebensgeschichte. Sie erzählt vom Leben auf dem Lande, in einer Kleinstadt. Sie erzählt von der harten Arbeit eines Milchbauern, von ihren drei Brüdern, dem Ältesten Boyer, in den sie sich so verliebt hatte, dass sie ihn heiraten wollte und den beiden unzertrennlichen Morgan und Carl, die sich in dasselbe Mädchen verlieben. Sie erzählt von ihren Schulfreundinnen und vom Kirchenverein, sie erzählt davon, dass ihre Mom keinen Besucher wieder gehen lässt, bevor er nicht eine Kleinigkeit bei ihnen gegessen hat. Doch es hat seinen Grund, dass Natalie viele Jahre nicht in dieser, ihrer Heimat gelebt hat. Es ist der gleiche Grund, der ihre Mutter im Krankenbett davon abhält, in Frieden mit sich selbst das Zeitliche zu segnen.
Donna Milner erzählt die Geschichte auf mehreren Ebenen und vollzieht in geschickter Weise einen ständigen Wechsel zwischen den Ereignissen der Vergangenheit und der Gegenwart. Dabei gelangt die Ich-Erzählerin zu der Erkenntnis, dass die Vergangenheit nicht geändert werden kann, sondern dass man mit ihr leben muss, egal, wieviel Leid und Schmerz sie einem zugefügt hat. Detailliert beschreibt die Autorin das Leben in dem kleinen verschlafenen Kaff an der amerikanisch-kanadischen Grenze zu einer Zeit, als John F. Kennedy umgebracht und der Vietnamkrieg von den Amerikanern ausgetragen wurde. Es wird eine gewisse Idylle beschrieben, die für die damalige Zeit gelten mag. Auch das Verhältnis der einzelnen Familienmitglieder untereinander scheint sehr geregelt zu sein, die Mutter, die sich um den Zusammenhalt und den Haushalt kümmert, der Vater und die Söhne, die das Geld anschaffen, der große Bruder, der sich rührend mit einem Wortspiel um seine kleine Schwester kümmert. Doch alles scheint zu zerbrechen von dem Moment an, als sich die Mutter um eine zusätzliche Hilfskraft für die Landwirtschaft bemüht und sich auf ihre Anzeige hin ein Hippie auf dem Hof meldet. Dabei sollte es unverständlich sein, dass gerade dieser River Jordan derjenige sein soll, wegen dem alles zerbricht. Denn seine Liebenswürdigkeit macht vor keinem Menschen halt und selbst die Damen aus dem Kirchenverein mögen ihn nach einer gewissen Zeit.
Die Autorin zeichnet ein Bild von einer Gesellschaft zu einer bestimmten Zeit und klagt die Bigotterie an, die hinlänglich auch als kleinbürgerlich bezeichnet wird. Wenn es sich um eine Autobiografie handelt, denn die Protagonistin ist genauso wie die Autorin eine Journalistin für Lokalzeitungen, dann ist es Donna Milner erstklassig gelungen, die biografischen Details in eine spannende Geschichte einzubinden. Als reine Biografie kann sie alleine deshalb schon nicht angesehen werden. Sie als einen Liebesroman abzutun wäre zu einfach, aber das ist sie natürlich auch. Faszinierend sind immer wieder die Überraschungen, mit denen die Autorin den Leser verblüfft. Sie bringt es ganz geschickt zustande, immer mal wieder auf eine mögliche Wendung hinzuweisen. Der Leser hat deshalb keine Chance, das Buch aus der Hand zu legen. Und sie zieht die Wendungen bis kurz vor dem Ende durch. Wenn der Leser nach der Hälfte des Buches vielleicht denkt, jetzt ist alles gelaufen und er muss nur noch das erwartete Ende erreichen, dann liegt er völlig falsch.
Die Spannung in diesem Roman zeugt von sehr hohem handwerklichem Können und man mag sich kaum vorstellen, dass es ein Erstlingswerk ist. Man darf gespannt sein, auf weitere Geschichten dieser Schriftstellerin, die bestimmt noch von sich reden machen wird.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2009

Donna Milner
River
Roman, 416 Seiten, gebundene Ausgabe
Piper
ISBN: 978-3492051620

Johnny, der Setter / Johnny, the Irish Setter

Johnny, der Setter / Johnny, the Irish Setter

Johnny ist einer von sechs kleinen Setter-Welpen. Zusammen mit seinen Geschwistern wächst er auf, bis Familie Hoffmann, zu denen auch ihr Sohn Tim gehört, den kleine Hund zu sich nimmt. Besonders Tim freut sich auf das Tier. Der Kleine gewöhnt sich schnell ein und lernt dazu. Herr Hoffmann geht mit Johnny sogar in die Hundeschule. Nach einigen Wochen geht Johnny ordentlich bei Fuß und er hört auf die üblichen Kommandos. Johnny entwickelt sich zu einem lieben Hund, an dem die Familie viel Freude hat.

Die kleine Geschichte gefällt sehr gut. Sie ist spannend zu lesen. Das Besondere an diesem Kinderbuch ist, dass der Text nicht nur auf Deutsch, sondern auch auf Englisch im Buch steht. Für Kinder, die zweisprachig aufwachsen, ist das ideal. Mit der kleinen Sachgeschichte kann man viele neue Wörter lernen und das Verstehen trainieren. Das Buch können nicht nur Eltern für ihr Kind nutzen. Auch im Kindergarten oder in der Grundschule hilft es, Kenntnisse in Englisch weiter zu verbessern.

Das Thema Haustier, wobei es im speziellen um Hunde geht, wird umfassend abgehandelt. Das Buch kann also in der Grundschule auch im Sachunterricht Verwendung finden. So entdeckt man am Ende des Buches einen Tier-Steckbrief und ein Bildwörterbuch gleich mit auf den illustrierten Seiten. Die Illustrationen sind realitätsnah gezeichnet und damit schön anzusehen. Sehr gut gefällt auch das Lesezeichen mit der zweisprachigen Wörterliste.

Rezension von Heike Rau

Reinhard Fritzsch / Ria Gersmeier
Johnny, der Setter / Johnny, the Irish Setter
Illustrationen von Katja Kiefer
Deutsch-englische Ausgabe
23 Seiten, gebunden
Olms Verlag
ISBN: 978-3487088136
Bestellen