Mein Hund ist ein Genie!

Mein Hund ist ein Genie!

Hunde begeistern uns auch durch ihre Lernbereitschaft. So manches Tier verblüfft mit seinem Können. Intelligenz ist unseren Haustieren also nicht abzusprechen. Der Autor geht im Buch der Frage nach, welche Fähigkeiten Hunde besitzen und was ihre Intelligenz fördert und fordert. Es kommt nämlich darauf an, wie der Mensch mit seinem Hund umgeht, wie er mit ihm spricht, spielt, trainiert und welche Aufgaben er dem Hund zuweist. Dargestellt wird, wie was Nachahmungstrieb und Denkvermögen für eine Rolle spielen.

Erklärt wird im Buch, was Intelligenz ausmacht und wie man diese beim Hund einschätzen lernen kann. Dabei spielen unterschiedliche Faktoren eine Rolle. So zum Beispiel die Hunderasse, der Charakter des Hundes, die Fähigkeit zur Nutzung der Sinne oder auch seine Gedächtnisleistung.

Das Buch ermöglicht dem Leser, seinen Hund kennen zu lernen. Der Autor zeigt, zu was ein Hund überhaupt fähig ist. Man lernt seine Körpersprache kennen und seine Lautäußerungen zu deuten.
Die Hundeerziehung ist ein ganz wichtiger Punkt, für die Intelligenzentwicklung des Hundes. Hier werden die neuesten Forschungsergebnisse zu Grunde gelegt, um Rat zu geben.

Durchführen lässt sich mit dem Hund auch ein im Buch vorgestellter Intelligenztest. Diese dazu notwendigen Fähigkeiten kann man auch später immer wieder mit dem Hund trainieren und so seine Intelligenz verbessern. Man findet im Buch auch noch mal die Trainingsgrundlagen und erfährt, falls noch nicht geschehen, wie man dem Hund die Grundkommandos vermitteln kann.

Das Buch sollte jeder Hundebesitzer lesen. Es enthält eine Fülle von Informationen zur Intelligenz von Hunden. Dabei ist es ein praktischer Ratgeber, der das Zusammenleben mit einem Hund einfacher, interessanter und spannender macht. Es ist anders als die Ratgeber, die allgemein zur Hundeerziehung auf dem Markt sind. Der Autor geht ins Detail und beachtet dabei das Wesen und die Fähigkeiten des Hundes auf eine ganz individuelle begeisternde Art. Man lernt seinen Hund, auch den älteren, geistig fit zu halten. Und das erhöht die Lebensqualität beachtlich.

Rezension von Heike Rau

David Taylor
Mein Hund ist ein Genie!
144 Seiten, 136 Farbfotos
Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart
ISBN 978-3-8001-5747-1
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Die Königsmalerin

Die Königsmalerin

Sofonisba ist die älteste Tochter der Familie Anguisola und auch die begabteste. Weil bisher noch kein Sohn geboren worden ist, genießt sie zusammen mit ihrer etwas jüngeren Schwester Elena einige Privilegien. Die beiden Mädchen werden im Malen ausgebildet.
Sofonisbas Leben gerät etwas ins Wanken, als sie einer Fremden begegnet, die sie fasziniert. Die Frau, der die Verzweiflung anzusehen ist, stürzt sich wenig später vom Glockenturm des Doms. Sofonisba wird krank, so nimmt sie das Schicksal der Fremden mit. Ihre Fragen werden nicht beantwortet, aber Elena verrät schließlich, wer sie war: Maria Fogliami. Das Schicksal hatte es nicht gut mit ihr gemeint. Gezwungenermaßen gibt Sofonisba Ruhe, so wie sie es ihrer Mutter versprochen hat.

Die Zeit geht ins Land, die Albträume bleiben. Sofonisba erhält Malunterricht bei Meister Campi und macht große Fortschritte. Ihre Schwester Elena verliebt sich. Allerdings bekommt sie nicht die Erlaubnis ihren Geliebten zu heiraten und geht deshalb ins Kloster. Inzwischen wurde auch ein Sohn in die Familie geboren, so dass ihm die ganze Aufmerksamkeit der Eltern zukommt. Elena entwickelt ihre Kunst immer weiter. Sie wird zur Hochzeit des Königs am Hofe sein und Hofdame und Zeichenlehrerin der Königin werden. Lien van Leyster möchte Sofonisba dienen und ebenfalls Malerin werden. Um zu zeigen, was sie bereits kann, schickt sie mit ihrem Brief eine Skizze mit. Sofonisba erkennt in der gemalten Frau Maria Fogliami. Vielleicht kommt sie nun doch noch dem Geheimnis der Fremden auf die Spur.

„Die Königsmalerin“ ist ein überaus spannender historischer Roman. Die Geschichte Sofonisba Anguisolas fasziniert. Die fremde Frau, die Sofonisba nicht vergessen kann, wird ihr Schicksal in einem Maße bestimmen, das man so niemals erwartet hätte. Die junge Malerin gerät in einen Konflikt mit der Inquisition.
Der Lebensweg Sofonisbas wird sehr spannend und glaubhaft erzählt. Was belegt ist und was Fiktion kann man im Nachwort des Buches oder auf der Homepage der Autorin nachlesen.
Die Geschichte wirkt äußerst lebendig. Nicht nur Sifonisba ist eine interessante Figur des Buches. Auch viele Nebenfiguren werden sehr spannend im historischen Kontext dargestellt.
Die Malerei verfolgt Sofonisba mit Leidenschaft. Der Leser wird hier aktiv mit einbezogen und erfährt viel Wissenswertes über die Farben, die Sofonisba selbst herstellte und ihre Art zu malen.
So farbenfroh wie ein Gemälde wirkt auch das Buch. Vom Lesefluss her ist es perfekt. Man wird gut unterhalten und hat nach der Lektüre den Eindruck, Neues erfahren zu haben. Und das begeistert!

Rezension von Heike Rau

Nina Blazon
Die Königsmalerin
352 Seiten, gebunden
ab 12 Jahren
Ravensburger Buchverlag
ISBN: 978-3473352784
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Der Hexenspiegel

Der Hexenspiegel

Die 16-jährige Elly geht noch zur Schule. Nebenbei arbeitet sie zweimal in der Woche am Nachmittag in einem Antikschmuckladen. Eines Tages kommt eine alte Dame in den Laden. Sie möchte ein ganz besonders Schmuckstück nachmachen lassen. Es ist ein Ankh, der möglicherweise magische Kräfte besitzt. Die alte Dame bezeichnet ihn als Schlüssel des Lebens.
Der Ankh hat etwas an sich, das spürt Elly sofort. Sie geht der alten Dame nach, als diese den Laden verlässt, doch sie verschwindet plötzlich. Ohnehin ist Elly irritiert. Eine Vision wird Wirklichkeit. Von ihrer Freundin Mareike wird sie aber nicht ernst genommen. Auch ein Spiegel im Laden gibt ihr Rätsel auf. Was Elly erlebt, kommt ihr vor wie eine Wahnvorstellung. Dann kommt auch noch eine Diebin in den Laden. Der Besitzer Herr Bendahl und Elly werden von ihr außer Gefecht gesetzt. Mit Hilfe des Ankhs lässt sie eine Gestalt aus dem Spiegel kommen, die sich Herrn Bendahls Körper bemächtigt. Ein Fluch der Hüterin des Ankh verhindert, dass die beiden den Laden mit eben diesem verlassen können. Mit Hilfe Ellys soll dieses Problem gegen ihren Willen gelöst werden. Für Elly könnte es den Tod bedeuten, doch sie hat keine Wahl.

Die schwarzen Hexen sind drauf und dran, aus ihrer Verbannung wieder zurück in die Welt zu kommen. Antike Spiegel sind die Pforten. Die weißen Hexen versuchen die schwarzen aufzuhalten. Elly, die bisher davon noch gar nichts wusste, ist eine schwarzweiße Hexe. Sie muss entscheiden, auf welcher Seite sie stehen will. Natürlich wird sie von beiden Seiten beeinflusst. Sogar ein Morg, versucht sie zu manipulieren. Sein Wissen könnte ihr jedoch auch weiterhelfen. Und natürlich wird auch gleich ein Hexenjäger auf den Plan gerufen. Dieser wusste bisher allerdings nicht, dass es auch gute Hexen gibt. So entbrennt ein spannender Kampf zwischen den Hexen in deren Mittelpunkt Elly steht.

Die Autorin bereichert das Hexenthema mit vielen neuen, frischen Ideen. Was man liest, gefällt ausgesprochen gut. Die Geschichte ist unheimlich. Viele Szenen sind ungeheuer spannend. Die Autorin beweist aber auch ihren Sinn für Humor. Frech und spritzig sind die Dialoge. So schüchtern Elly auch anfangs wirkt, sie ist es nicht. Das zeigt sich schnell im Umgang mit der Junghexe Runa, die Elly beibringen soll, ihre Kräfte sinnvoll zu nutzen. Die beiden liefern sich so manchen Schlagabtausch. Das ist eine gute Übung im Kampf gegen die schwarzen Hexen, die nicht zu unterschätzen sind.
Und natürlich spielt bei Mädchen diesen Alters auch die Liebe eine Rolle. Das wird nicht außer Acht gelassen.
Gut, das Buch ist nicht unbedingt tiefsinnig. Man wird aber ausgesprochen gut unterhalten. Es ist flott geschrieben und liest sich wunderbar weg.

Rezension von Heike Rau

Susanne Rauchhaus
Der Hexenspiegel
304 Seiten, gebunden
Verlag Carl Ueberreuter, Wien
ISBN: 978-3800054312
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Schampanninger

Schampanninger

Der weinende Nikolaus tut Gossec leid. Unter der Maske steckt Lorenz Vierthaler aus dem Obdachlosenheim. Eigentlich sollte er in den Altenstift zur Nikolausfeier, aber er ist viel zu betrunken. Also nimmt Gossec Kutte und Bart, überdeckt den Kneipengeruch mit Fichtennadelspray und macht sich auf den Weg. Während einer Pinkelpause beobachtet er einen sich merkwürdig verhaltenden Mann und kommt dann prompt in eine Polizeikontrolle. Der Auftritt im Altenstift wird nach Gossec-Manier gemeistert. Er sorgt für ordentlich Stimmung in der Bude. Eigentlich dachte er, damit sei die Sache erledigt. Doch im „Weißbräu“ in der Stadt wir auch noch ein Nikolaus gebraucht.
Nach dem er den Arbeitstag als Nikolaus hinter sich gebracht hat, ist er um ein Tütchen Koks reicher. Als er die Sache klären will, pustet ihm jemand die Lichter aus. Gossec wird in einen Vorratsraum im Keller verfrachtet, aus dem er sich, wieder bei Bewusstsein, mit Mühe und Not befreien kann. So leicht kommt er aber dann doch nicht davon. Eine zweite Attacke folgt. Und das nächste Mal wacht Gossec im Krankenhaus auf. Hier ist er aber auch nicht sicher, wie er bald feststellen muss.

Gossec hat eine Menge Probleme am Hals. Der Tag als Nikolaus bringt ihm nichts Gutes ein. Ehe er sich versieht, ist er in einen Bankraub, Kokainhandel und einen Spendenskandal verwickelt. Berni Berghammer aus dem „Weißbräu“ ist der Schlüssel. An ihn kommt man so schnell aber nicht ran. Doch Gossec beißt sich fest. Er ist nicht der Typ, der Ruhe gibt.

Gossec, der Trödelhändler aus dem Schlachthof-Viertel, ist ein alter Haudegen. Beim Lösen des Falls benimmt er sich wie der Elefant im Porzellanladen, kein Wunder also, dass ihm seine Widersacher an den Kragen wollen. Es steht schließlich einiges auf dem Spiel.
Man kommt nicht umhin, Gossec für seinen Mut zu bewundern. Ihm auf seinem Streifzug gegen das Böse zu begleiten, macht sehr viel Spaß. In gewohnter Weise geht er vor, mit Totschläger und Flachmann in der Tasche. Blöd kommen sollte ihm keiner. So kommt es zu turbulenten Szenen und Verwicklungen. Das heizt die Spannung an.
Den Krimi zu lesen, bereitet viel Vergnügen. Gossec ist ein Urgestein mit dem Herz auf dem rechten Fleck. Er verfügt über einen interessanten Wortschatz. Spritzig und witzig ist der Krimi und damit sehr gut zu lesen. Der Fall selbst hat es in sich. Fans von Wilhelm Gossec sollten sich auch diesen Krimi, der wieder mit viel Sprachwitz geschrieben ist, nicht entgehen lassen.

Rezension von Heike Rau

Max Bronski
Schampanninger
Kriminalroman
192 Seiten, gebunden
Verlag Antje Kunstmann
ISBN: 978-3888975233
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Danger Zone – Die Festung des Teufels

Danger Zone – Die Festung des Teufels

Max merkt sofort, dass etwas nicht stimmt und biegt von seiner Joggingroute ab. Doch der Mann, der ihn verfolgt, lässt sich nicht abschütteln. Max kommt auf das militärische Übungsgelände, das an die Schule grenzt. Sein Verfolger gerät in die Schusslinie eines Maschinengewehrfeuers, während Max von einem Fallschirmspringer, der bemerkt hat, das Max verfolgt wird, gerettet wird. Als die Schulleitung den Versuch unternimmt Max’ Vater zu benachrichtigen, stellt sich heraus, dass dieser vermisst wird.

Max’ Vater Tom war zuletzt in Namibia unterwegs. Was geschehen ist, hat auch Auswirkungen auf Max. Dass er umgebracht werden sollte, steht bald außer Frage. Auch sein Zimmer wurde durchsucht. Aber Tom muss gewarnt gewesen sein, er hat eine Notiz für Max in einem Brief an dessen besten Freund Sayid mitgeschickt. Offenbar soll Max sich an einen Farentino wenden. Dass Schließfach im Keller der Schule, das jeder Schüler besitzt, von den Eltern für Notfälle bestückt, enthält weitere Hinweise. Max will natürlich seinem Vater helfen. Doch er muss sehr geschickt vorgehen, weiß er doch nicht, wer es auf ihn abgesehen hat. Zudem muss die Schulleitung getäuscht werden, denn Max würde nie und nimmer nach Namibia gelassen werden. Schon auf seinem Weg zu Angelo Farentino wird er verfolgt. Es gelingt ihm, die Verfolger auszutricksen. Auch Farentino hat Nachricht vom Vater. Die Notizen sind unvollständig. Aber zumindest erfährt Max, was Tom zuletzt gemacht hat. Sein Vater, so könnte man es umreißen, schützt bedrohte Tier- und Pflanzenarten.

Es gelingt Max, sich bis Namibia durchzuschlagen. Er findet Hilfe bei Kallie van Reenen, die ihn mit zur Farm nimmt. Hier wird er von einem jungen Buschmann erwartet, der wusste, dass Max kommen würde. Um im Busch zu überleben, ist Max auf !Koga angewiesen. Doch auch in der Wildnis sind ihnen die Verfolger auf der Spur. Shaka Chang verfolgt eiskalt seine Pläne. Dabei steht ihm Tom im Wege, der Beweise für sein abscheuliches Vorhaben hat und ihm damit in die Quere kommen könnte. Mittlerweile hat er Tom in seiner Gewalt. Aber offenbar konnte er seinem Sohn Nachrichten übermitteln, der ja auch gleich seinem Vater zur Hilfe gekommen ist. So muss auch Max ausgeschaltet werden. Doch der Junge ist fest entschlossen, Shaka Chang aufzuhalten.

„Die Festung des Teufels“ ist ein überaus spannender Öko-Thriller. Max’ Vater Tom hat Beweise für ein bevorstehendes Verbrechen gesammelt und in weiser Vorrausicht seinem Sohn Hinweise zukommen lassen. Tatsächlich gerät er in die Gewalt Shaka Changs, so dass Max nun die Aufgabe zukommt, diesen skrupellosen Mann aufzuhalten. Das ist eigentlich unmöglich. Max riskiert ein ums andere Mal sein Leben. Ihn auf seiner Mission zu begleiten, ist äußerst spannend. Der Leser wird ordentlich auf die Folter gespannt. Was Shaka Chang vorhat, wird anfangs nicht offenbart. Nur langsam, Stück für Stück, bekommt man heraus, um was es wirklich geht. Es ist ein Verbrechen mit Tragweite.
Der Leser wird immer wieder von interessanten Wendungen in der Geschichte überrascht. Viele dramatische Szenen spielen sich an exotischen Schauplätzen ab.
Der Text ist auch noch äußerst flott geschrieben. Es zwischendurch einmal wegzulegen, fällt dementsprechend schwer.
Das Buch ist allen zu empfehlen, die rasant erzählte Thriller mögen.

Rezension von Heike Rau

David Gilman
Danger Zone
Die Festung des Teufels
Ravensburger Buchverlag
416 Seiten, gebunden
ab 12 Jahren
ISBN-13: 978-3473352791
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Caroline Thompson: Die Tyrannei der Liebe

Caroline Thompson: Die Tyrannei der Liebe

Die Erziehung unserer Kinder ist heute geprägt von Liebe. Kinder wachsen sehr behütet auf. Sie sollen sich frei entfalten können, ganz ohne Grenzen und Zwänge. Doch offenbar ist das nicht der richtige Weg. Immer mehr Kindern fällt es schwer auf diese Weise einen Alltag zu Hause, im Kindergarten oder in Schule zu leben. Viele der Kleinen sind verhaltensaufällig. Psychologen haben gut zu tun. Offenbar reicht es längst nicht aus, den Kindern nur Liebe auf ihrem Weg mitzugeben.

Die Autorin streift in Gedanken durch die Jahrhunderte und zeigt, wie die Erziehung von Kindern sich entwickelt hat und stellt dar, wie die verschiedenen Erziehungsstile sich auf die Kinder ausgewirkt haben. Es ist die Sichtweise einer Psychologin, die genau hinschaut und analysiert und auch andere Meinungen mit einschließt. Oftmals bezieht sie sich zum Beispiel auf Sigmund Freund und seine Ansichten.

Die Familie hat heute einen anderen Stellenwert als früher. Ein Kind ist heute nicht mehr einfach nur ein Kind. Es ist Partner der Eltern, wird wie ein kleiner Erwachsener behandelt. Doch ein Kind, das keine Grenzen kennt, das keine Regeln einhalten muss, das sich nicht anpassen muss, das nicht lernt Verantwortung zu übernehmen und das keine Werte vermittelt bekommt, wird es schwer haben im Leben und immer abhängig von seinen Eltern sein, die ihrerseits auch gar nicht wollen, dass das Kind, auch wenn es längst erwachsen ist, sie verlässt.

Kinder sollen wieder Kinder sein dürfen, so die Botschaft der Autorin, und dazu müssen die Eltern ihre Rolle als Erzieher wieder einnehmen. Die Richtigkeit dieser Botschaft untermauert die Autorin mit vielen Beispielen aus ihrer Praxis. Dennoch versteht sich das Buch nicht unbedingt als Erziehungsratgeber. Vielmehr geht es darum, den Stand der Familie im Laufe der Jahrhunderte zu analysieren, um den Eltern begreiflich zu machen, dass sie heute auf dem falschen Weg sind. Es ist ein langer, komplizierter Text, den man am besten mit Fremdwörterbuch liest. Man muss sich lange damit beschäftigen, um ihn nachzuvollziehen und verstehen zu können. Die Grundbotschaft scheint aber immer durch. Und man kommt nicht umhin, nach der Lektüre, die eigene Erziehungsarbeit kritisch unter die Lupe zu nehmen, will man den offensichtlichen Schwierigkeiten mit dem Nachwuchs entgegentreten.

Rezension von Heike Rau

Caroline Thompson
Die Tyrannei der Liebe
Wenn Eltern zu sehr lieben: Perfekte Erziehung und die Ambivalenz unserer Gefühle
Aus dem Französischen von Ursel Schäfer
192 Seiten, gebunden
Verlag Antje Kunstmann
ISBN: 978-3888975288
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Das Lied von Leben und Tod

Das Lied von Leben und Tod

Der Latein sprechende Wolf war wahrscheinlich nicht real. Die Frau scheint es aber zu sein, zumindest verarztet sie Teos Wunden, die er sich auf der Flucht vor dem möglicherweise imaginären Wolf zugezogen hat.
Pat lebt mit ihrer Tochter in einiger Entfernung vom Dorf Santa Brígida in Patagonien. Eine Gegend, die Teo gefällt. Er ist ein Riese, der immer auffällt, deswegen mag er die Abgeschiedenheit. Im Moment ohne Arbeit, hat er die Freiheit zu bleiben und tut dies auch. Nicht nur die eine Nacht, die mit ihr zu verbringen, Pat ihn überredet hat. Auch Pats Tochter Miranda freundet sich mit die Riesen an. Pat und Teo leben zusammen ohne Pläne, ohne Versprechen und ohne Bedingungen. Das geht auch eine Weile gut.

In dieser Geschichte kommen zwei Menschen zusammen, die sich eigentlich nicht kennen. Das Pat auf der Flucht ist, und ein Geheimnis mit sich herumträgt, ahnt Teo aber schon bald. Weil Pat sich ihm nicht anvertrauen will, wird ihre Beziehung auf eine harte Probe gestellt. Ihr Handeln müssen die beiden vor dem Kind verantworten, es findet aber auch eine Beeinflussung von außen statt, etwa durch die Dorfbewohner. Man spürt als Leser die Bedrohung, die auf die kleine Familie zukommt sehr deutlich. Unbehagen macht sich breit. Die Familiengeschichte gerät immer mehr zum tragikkomischen Drama, dessen Höhepunkt das Sever ist. Dieses Dorffest setzt dem Ganzen die Krone auf. Es fungiert als Spiegel und zeigt die Verlogenheit hinter der Wahrheit.

Das Drama gerät zum Krimi. Wo andere Geschichten aufhören, geht diese unbarmherzig weiter. Die Vergangenheit holt jeden ein. Und bald zeigt sich, warum der Autor die politischen Hinergründe, der Geschichte, die im Jahre 1984 spielt, so anschaulich aufzeigt. Für den Leser ist das eine ungeahnte Wendung.
Das Buch lebt von den teils grotesken Figuren. Teo, Pat und Miranda sind die Hauptfiguren, aber auch viele Bewohner des Dorfes müssen ihr Innerstes offen legen und kommen dabei nicht gut weg.
Es scheint zunächst verwirrend, dass hier auch fantastische Elemente zum Tragen kommen. Auf der anderen Seite verstärkt dies die Wirkung des Buches.
Die Geschichte ist traurig, auch wenn der Autor zwischendurch immer wieder versucht, für Auflockerung zu sorgen. „Das Lied von Leben und Tod“ ist eine ewige Tragödie, der man aber immer auch Positives abgewinnen kann.

Rezension von Heike Rau

Marcelo Figueras
Das Lied von Leben und Tod
Aus dem Spanischen von Sabine Giersberg
Nagel & Kimche
528 Seiten, gebunden
ISBN: 978-3312004171
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Alice Sherwood: Das Allergiker-Kochbuch

Alice Sherwood: Das Allergiker-Kochbuch

Mit einer Nahrungsmittelallergie zu leben, ist nicht leicht. In erster Linie bedeutet es Verzicht. Verzweifeln muss man aber nicht, denn es besteht die Möglichkeit, die Allergie auslösenden Zutaten, das sind Eier, Nüsse, Gluten und Milch, gegen andere auszutauschen. Alternativen werden auch für Soja, Sellerie und Chili genannt. Die Rezepte sind alltagstauglich. Gerade für Familien ist das wichtig.

Dem Kochbuch vorangestellt, ist eine Einleitung. Hier erklärt die Autorin, was eine Lebensmittelallergie ist und welche Krankheitsbilder sie umfasst. Die Allergie auslösenden Lebensmittel werden benannt und es wird gezeigt, wie man sie gegen andere austauschen kann. Der Leser erfährt, wie ein Leben mit einer Allergie, sich hinsichtlich der Ernährung gut meistern lässt, auch dann, wenn man Kinder mit Allergien im Haushalt hat.

Dass der Genuss keinesfalls auf der Strecke bleiben muss, beweist die Autorin mit ihren Rezepten. Man findet Vorschläge für das Frühstück, für Vorspeisen und leichte Gerichte, für das Mittagessen und für Desserts, für Brot und Backwaren. Vom Knuspermüsli über Frühlingsrollen, mariniertes Lachsfilet, Hackfleisch-Lasagne, Pizza Margherita, Apfeltarte, klassischen Milchreis, Mango-Joghurt-Eis, Vollkornbrot bis hin zu Schokokeksen ist alles dabei. Die Gerichte sind abwechslungsreich. Die Autorin sieht über den Tellerrand hinaus und lässt die Küche anderer Länder mit einfließen.

Jedes Rezept im Buch erscheint in verschiedenen Varianten. Je nach Allergiker-Typ sucht man das passende heraus. Anhand von kleinen Symbolen kann man sich gut orientieren. Hinweise auf weitere möglicherweise problematische Inhaltsstoffe werden gegeben. Die Autorin hilft mit vielen Tipps und gibt auch Serviervorschläge.

Das Buch ist etwas Besonderes. Die Autorin zeigt nicht nur Rezepte, sie gibt wichtiges Basiswissen an Allergiker weiter und geht auf Sorgen und Nöte ein. Dabei spricht sie aus eigener Erfahrung So erfährt man auch, wie man sich in einem Restaurant verhalten sollte oder wie man eine Geburtstagsfeier für ein Kind ausrichten kann.

Das Buch ist gut strukturiert und damit übersichtlich. Die Fotos beweisen, dass die vorgestellten Gerichte auch sehr lecker aussehen. Das Buch ist in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Allergie- und Asthmabund e.V. entstanden. Man kann es uneingeschränkt empfehlen.

Rezension von Heike Rau

Alice Sherwood
Das Allergiker-Kochbuch
100 Rezepte für Genießer
224 Seiten, gebunden
Dorling Kindersley Verlag
ISBN: 978-3831011261
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Städte-Puzzle Dresden

Städte-Puzzle Dresden

Dresden ist immer eine Reise wert. Hier gibt es viel zu sehen. Sehenswürdigkeiten, die es zu entdecken gilt, reihen sich aneinander, darunter der Zwinger, die Brühlsche Terrasse, die Augustusbrücke, die Frauenkirche und viele mehr. Diese findet man auch als Motive auf dem Puzzle wieder. Plant man einen Ausflug nach Dresden, kann man sich mit dem Puzzle also schon ein bisschen vorbereiten. Interesse für diese schöne Stadt kann man so auch leicht bei Kindern wecken. Die Zeichnung von Dresden ist ansprechend und kindgerecht gestaltet. Sie ist farbenfroh und detailreich.

Das Puzzle zu legen, macht sehr viel Spaß. Man findet recht schnell, die passenden Teile, wenn man auf die entsprechenden Details in der Zeichnung achtet. Jedem Karton liegt ein Einleger bei, mit den Bezeichnungen der Sehenswürdigkeiten im Bild. Entsprechend der Zeichnung wird gepuzzelt. Es macht viel Freude, sich auf diese Art und Weise mit einer Stadt vertraut zu machen. Da leinengeprägter, fester Puzzlepappe für die Teile Verwendung gefunden hat, wirkt es sehr stabil. Einem mehrmaligen Legen des Puzzles steht also nichts im Wege.

Rezension von Heike Rau

Städte-Puzzle Dresden
Illustration von Johanna Fritz
54 x 38 cm, 200 Teile
ab 7 Jahren
atregio, Städtler MediaMarketing
ASIN: B001D2L3BY

Johanna Fritz
Städte-Puzzle Dresden
Ein Puzzle mit dem Motiv der Stadt Dresden
ISBN:B001D2L3BY
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Liverpool Street

Liverpool Street

Die elfjährige Ziska Mangold wusste nicht, dass sie Jüdin ist. Der Hass schlägt ihr vollkommen überraschend entgegen. Ziksa verliert Freunde, wird verprügelt. Die Angst geht um. Es lässt sich kein Alltag mehr leben. Wie die anderen will die Familie nun Deutschland verlassen. Die Auswanderungsanträge sind gestellt.

Als die Nazis gewaltsam in die Wohnung der Familie Mangold eindringen, gelingt es Ziska, mit einem gewagten Sprung aus ihrem Fenster in einen Baum hinein zu fliehen. Christine hilft ihr weiter, obwohl es dem Mädchen verboten ist, mit Juden zu reden. Ziska rettet sich zu ihrer besten Freundin Bekka. Ihre Mutter bekommt Ziska wieder, ihr Vater ist verhaftet worden. Die beiden leben fortan bei der Schwester der Mutter. Die Möglichkeit das Land zu verlassen, wird nicht wahrgenommen. Ohne ihren Mann will Ziskas Mutter nicht gehen. Aber es gibt noch eine Chance. Ziksa könnte mit einem Kindertransport nach England. Sie wäre dann in Sicherheit und könnte eine Arbeitserlaubnis für die Eltern besorgen.

Ziska fällt der Abschied unglaublich schwer. Ohne ihre Eltern zu sein, ist für sie nicht vorstellbar. Und doch lässt sie sich überreden. Leicht wird ihr der Anfang in London nicht gemacht. Das Mädchen wird von ihren Pflegeeltern gar nicht erst abgeholt.

Die Autorin lässt eine erwachsene Franziska die Geschichte im Rückblick erzählen. Ziska ist eins von fast zehntausend jüdischen Kindern, die Nazi-Deutschland mit einem Kindertransport verlassen haben. Ihr Schicksal steht stellvertretend für die anderen. Geschichtliches Hintergrundwissen über den Zweiten Weltkrieg wird mit der Buch sehr gut begreifbar vermittelt. Das Schicksal der Kinder wird ein Stück weit nachfühlbar. Die Geschichte ist emotional aufwühlend … schmerzlich. Aber auch wenn die Tränen aus Mitgefühl beim Leser fließen, ist es wichtig, sich mit dem Thema zu befassen, das die Autorin in einer sehr feinfühlig geschriebenen Geschichte verarbeitet hat, in dessen Vordergrund Ziska steht. Mit ihr erlebt man die Geschichte, leidet mit ihr. Man bekommt Einblick in ihre Gefühle, in ihre Ängste und Hoffnungen.

Das Buch wurde mit dem „Buxtehuder Bullen 2008“ ausgezeichnet.

Rezension von Heike Rau

Anne C. Voorhoeve
Liverpool Street
480 Seiten, gebunden
ab 12 Jahren
Ravensburger Buchverlag
ISBN: 978-3473352647
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